ferrum Ausgabe 2-2013 - PfalzMetall
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<strong>ferrum</strong><br />
<strong>Ausgabe</strong> 2-<strong>2013</strong> | seit 1978 | www.<strong>ferrum</strong>-magazin.de<br />
Logistik in der M+E-Industrie<br />
Saubere<br />
Prozesse<br />
Nachrichten | M+E-Industrie: geringer Krankenstand<br />
Nahaufnahme | „Jugend forscht“ zu Gast bei KSB<br />
Service | Was machen Technische Zeichner?
M+E-Auszubildende<br />
<strong>ferrum</strong> 2 - <strong>2013</strong><br />
Fast jeder vierte Auszubildende bricht seine<br />
Lehre ab. In der Metall- und Elektroindustrie<br />
sind es indes deutlich weniger. Spitzenreiter<br />
sind Elektroniker für Automatisierungstechnik.<br />
Nur 4,8 Prozent der Ausbildungsverträge<br />
werden dort vorzeitig aufgelöst (siehe Grafik).<br />
Gründe sind zum einen die Auswahlverfahren,<br />
die Bewerber in der M+E-Industrie häufig<br />
durchlaufen müssen. Sie sorgen dafür, dass<br />
die Auszubildenden die nötigen Kompetenzen<br />
und Ausbildungsreife mitbringen. Zum anderen<br />
sind die Ausbildungsvergütungen in den<br />
M+E-Berufen vergleichsweise hoch. Der Anreiz,<br />
die Ausbildung zu Ende zu bringen, ist<br />
größer als in schlechter bezahlten Berufen.<br />
2009 2011<br />
Drei- und dreieinhalbjährige M+E-Ausbildungen<br />
Elektroniker (Automatisierungstechnik) 8,0 4,8<br />
Elektroniker (Betriebstechnik) 7,0 7,5<br />
Industriemechaniker 8,0 7,7<br />
Werkzeugmechaniker 8,0 7,9<br />
Mechatroniker 8,0 7,9<br />
Elektroniker (Geräte- und Systemtechnik) 9,0 8,3<br />
Zerspanungsmechaniker 14,0 13,5<br />
Fachinformatiker 13,0 14,0<br />
Anlagenmechaniker 12,0 15,2<br />
IT-Systemelektroniker 13,0 15,5<br />
Konstruktionsmechaniker 16,0 18,9<br />
Zweijährige M+E-Ausbildungen<br />
Maschinen- und Anlagenführer 17,0 19,3<br />
Industrieelektriker 7,0 21,8<br />
Teilezurichter 26,0 33,0<br />
Durchschnitt in der Gesamtwirtschaft 22,0 24,4<br />
Anteil der Auszubildenden in Prozent, die ihren Vertrag vorzeitig lösen, Auswahl;<br />
Industrieelektriker: neuer Beruf seit 2009, daher andere Berechnungsmethode und keine<br />
Vergleichbarkeit. © <strong>ferrum</strong>-Grafik, Quelle: IW Köln / Bundesinstitut für Berufsbildung<br />
Fotos: Titelseite: Kardex Remstar, diese Seite: Institut der deutschen Wirtschaft Köln
3<br />
editorial | inhalt<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
„Logistik“ ist ein ziemlich weiter Begriff:<br />
Er umfasst alles, was mit der Organisation der<br />
Güterströme entlang der Wert schöpfungsund<br />
Lieferkette zu tun hat. So spröde die<br />
Erklärung klingt: Eine gute Logistik ist ein entscheidender<br />
Wettbewerbs faktor, denn<br />
die Kunden schätzen es, wenn die bestellten<br />
Waren pünktlich und in einer Lieferung eintreffen.<br />
„<strong>ferrum</strong>“ stellt zwei Metall- und Elektrounternehmen<br />
vor, die ihre Logistik in den<br />
vergangenen Jahren gründlich umgekrempelt haben. Lesen Sie<br />
ab Seite 6, mit welch erstaunlichen Ergebnissen.<br />
In der Nahaufnahme ab Seite 12 berichten wir wie immer aus<br />
den <strong>PfalzMetall</strong>-Mitgliedsbetrieben. Zwei Ereignisse stechen<br />
heraus: John Deere hat in seinem Werk Zweibrücken den ersten<br />
Mähdrescher der S-Serie an einen Landwirt übergeben. Und im<br />
Opel-Werk in Kaiserslautern lief kürzlich das millionste Exemplar<br />
des aktuellen Zweiliter-Motors vom Band.<br />
In der Serie „M+E-Berufe“ stellen wir in dieser <strong>Ausgabe</strong> den<br />
„Technischen Zeichner“ vor. Lesen Sie ab Seite 18, was<br />
Eileen Brödel im Technischen Büro des Kardio- und Fitness -<br />
geräte-Herstellers Ergo-Fit bisher gelernt hat und was sie<br />
nach ihrem Abschluss beruflich vorhat.<br />
John Deere Seite 12<br />
nachrichten<br />
| M+E-Industrie: Gesünder als<br />
der Rest der Arbeitswelt 4<br />
| Ehrenpräsident Hans-Jakob Heger<br />
feiert 75. Geburtstag 4<br />
| Elektroindustrie:<br />
schwacher Start in <strong>2013</strong> 4<br />
| Was geben Firmen für<br />
Forschung und Entwicklung aus? 5<br />
| Top5: Welche Branche hat<br />
die meisten Ideen? 5<br />
titelthema<br />
Logistik in der M+E-Industrie<br />
Viel Spaß bei der Lektüre<br />
und freundliche Grüße<br />
Matthias Schmitt<br />
<strong>ferrum</strong>@pfalzmetall.de<br />
| Kardex Remstar: Saubere Prozesse 6<br />
| Mann+Hummel:<br />
Logistik als Wettbewerbsvorteil 8<br />
| psb: Geschäftsmodell Intralogistik 10<br />
| Daimler baut Logistikzentrum<br />
in Wörth aus 11<br />
Fotos: <strong>PfalzMetall</strong>, John Deere<br />
seit 1978 | www.<strong>ferrum</strong>-magazin.de<br />
impressum<br />
Herausgeber: <strong>PfalzMetall</strong>, Friedrich-Ebert-Straße 11–13, 67433 Neustadt<br />
Internet: www.pfalzmetall.de<br />
Redaktion: Matthias Schmitt (verantwortlich), Hindenburgstraße 32, 55118 Mainz,<br />
Telefon 0 61 31/55 75 31, Fax 0 61 31/55 75 39, E-Mail: <strong>ferrum</strong>@pfalzmetall.de<br />
Verlag: Dr. Curt Haefner-Verlag GmbH, Vangerowstraße 14/1, 69115 Heidelberg<br />
Grafik & Layout: Christina Saroulidou<br />
Druck: Medienhaus Plump GmbH, Rheinbreitbach<br />
Erscheinungsweise: 6 x jährlich<br />
Bezugspreis: Die Finanzierung erfolgt aus Mitgliedsbeiträgen. Die zur Abwicklung<br />
des Vertriebs erforderlichen Daten werden nach den Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes<br />
verwaltet.<br />
ISSN-Nr.: 0170 -7000<br />
nahaufnahme<br />
| John Deere: Erster Mähdrescher<br />
der S-Serie übergeben 12<br />
| Drahtzug Stein verkauft Schweißsparte 12<br />
| KSB richtet „Jugend forscht“-<br />
Regionalwettbewerb aus 13<br />
| Opel feiert einmillionsten Zweiliter-Motor 14<br />
| STE übt Höhenrettung 15<br />
| Mann+Hummel veranstaltet<br />
Song-Contest für Mitarbeiter 15<br />
| MetallRente legt Bilanz für 2012 vor 16<br />
| Stiftung <strong>PfalzMetall</strong> fördert Studenten 17<br />
service<br />
| Ausbildungsberuf<br />
Technische Zeichner/in 18<br />
<strong>ferrum</strong> 2 - <strong>2013</strong>
4<br />
nachrichten<br />
Metall- und Elektroindustrie<br />
Gesünder als der Rest der Arbeitswelt<br />
Wie in fast allen Wirtschaftszweigen<br />
ist der Krankenstand 2011 auch<br />
in der M+E-Industrie gestiegen. Im<br />
Jahr 2011 waren die M+E-Beschäftigten<br />
durchschnittlich rund zwei<br />
Wochen arbeitsunfähig geschrieben<br />
– einen Tag länger als 2010, aber<br />
auch knapp einen Tag weniger als<br />
im Mittel der Gesamtwirtschaft. Zu<br />
diesem Ergebnis kommt eine Auswertung<br />
aller Krankschreibungen<br />
von Arbeitnehmern, die bei einer<br />
Betriebskrankenkasse (BKK) versichert<br />
waren – und das gilt für ein<br />
Drittel der M+E-Beschäftigten.<br />
Zwischen den einzelnen Branchen<br />
gibt es jedoch deutliche<br />
Unter schiede (siehe Grafik): Die<br />
Auto mobilindustrie verzeichnete<br />
2011 die höchsten Ausfallzeiten<br />
(15,9 Tage). Der Kfz-Bau ist damit<br />
die einzige M+E-Branche, deren<br />
Krankenstand über dem gesamtwirtschaftlichen<br />
Schnitt liegt. Der<br />
Sonstige Fahrzeugbau und der<br />
Maschinenbau waren dagegen mit<br />
12,1 und 12,3 Ausfalltagen pro<br />
Metall- und<br />
Elektroindustrie<br />
davon:<br />
Sonstiger Fahrzeugbau<br />
Maschinenbau<br />
Elektronische und<br />
elektro technische Fertigung<br />
Kfz-Bau<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Arbeitsunfähigkeitstage je Arbeitnehmer 2011<br />
12,1<br />
12,3<br />
12,5<br />
14,1<br />
15,9<br />
14,9<br />
Ausgewählte Berufe<br />
Datenverarbeitungsfachleute 8,4<br />
Ingenieure des Maschinenund<br />
Fahrzeugbaus<br />
8,4<br />
Bürofachkräfte 9,3<br />
Elektrogerätebauer 12,4<br />
Elektroinstallateure 14,3<br />
Werkzeugmacher 14,6<br />
Elektrogeräte- und<br />
Elektroteilemontierer<br />
22,2<br />
Schweißer, Brennschneider 22,2<br />
Arbeitsunfähigkeitstage: Kalendertage; Hochrechnung für alle gesetzlich kranken versicherten Arbeitnehmer; Berufe:<br />
pflichtversicherte- und freiwillig krankenversicherte Mitglieder der Betriebskrankenkassen, ohne Arbeitslose und Rentner.<br />
© <strong>ferrum</strong>-Grafik, Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln / Bundesverband der Betriebskassen<br />
Mitarbeiter und Jahr Gesundheitsprimus.<br />
Die 757.000 Beschäftigten<br />
der Elektroindustrie wurden 2011<br />
durchschnittlich für 12,5 Tage vom<br />
Arzt aus dem Verkehr gezogen.<br />
Beim Berufsvergleich fällt auf: Elektrogerätemontierer<br />
und Schweißer<br />
mit ihrer körperlich fordernden<br />
Arbeit legten durchschnittlich für<br />
22 Tage ein ärztliches Attest vor.<br />
Viel geringer ist das Ausfallrisiko<br />
dagegen bei den Bürojobs – nicht<br />
zuletzt deshalb, weil Unfallrisiken<br />
kaum eine Rolle spielen. So waren<br />
Bürofachkräfte an 9,3 Kalendertagen<br />
krankgeschrieben, Inge -<br />
nieure und EDV-Fachleute nur<br />
an 8,4 Tagen.<br />
<strong>PfalzMetall</strong><br />
Ehrenpräsident feiert 75. Geburtstag<br />
ZVEI<br />
Schwacher Start<br />
Hans-Jakob Heger ist im<br />
Februar 75 Jahre alt geworden.<br />
Der Unternehmer führte<br />
von 1982 bis 2002 als<br />
Präsident die Geschicke des<br />
Verbands der Pfälzischen<br />
Metall- und Elektroindustrie<br />
(<strong>PfalzMetall</strong>). Seither gehört<br />
er dem Vorstand als Ehrenpräsident<br />
an. Der Jubilar engagierte<br />
sich indes nicht nur<br />
regional. Lange Jahre diente<br />
Heger dem Dachverband der<br />
M+E-Arbeitgeber, Gesamt-<br />
Metall, als Schatzmeister.<br />
Unternehmerisch ist der Pfälzer in Enkenbach-Alsenborn zu Hause. Dort<br />
führte er mehr als vier Jahrzehnte das Familienunternehmen Heger-<br />
Guss, dessen Leitung mittlerweile sein Sohn Johannes übernommen hat.<br />
Gegründet wurde die Gießerei 1902 vom Großvater Hans-Jakob Hegers.<br />
Trotz der schwächeren Umsatzzahlen<br />
im Januar blickt die deutsche<br />
Elektroindustrie mit Optimismus<br />
auf das Jahr <strong>2013</strong>. Laut der<br />
aktuellen ZVEI-Konjunkturumfrage<br />
hat sich das Geschäftsklima<br />
deutlich aufgehellt. Sowohl bei<br />
der Bewertung der aktuellen Lage<br />
wie auch dem Ausblick auf die<br />
kommenden sechs Monate sei<br />
„die Zahl der optimistischen Unternehmen<br />
gestiegen und überwiege<br />
die Zahl der Skeptiker deutlich“,<br />
erklärte der Verband. Im Januar<br />
2012 war der Umsatz um 1,9 Prozent<br />
niedriger als im Januar des<br />
Vorjahres. Die Produktion lag<br />
hingegen 1,2 Prozent über dem<br />
Vorjahreswert.<br />
Foto: <strong>PfalzMetall</strong>, Illustration: iStockphoto<br />
<strong>ferrum</strong> 2 - <strong>2013</strong>
5<br />
nachrichten<br />
Neuzugänge in Bildungsprogramme<br />
im Übergangsbereich verzeichnete<br />
das Statistische Bundesamt<br />
für 2012. Im Übergangsbereich<br />
sollen Schulabgänger berufliche<br />
Grundkenntnisse erwerben und<br />
Schulabschlüsse nachholen, um die<br />
Chancen auf einen Ausbildungsplatz<br />
zu verbessern. Die Zahl bedeutet<br />
gegenüber 2011 einen Rückgang um<br />
6,4 Prozent. Grund sind demografische<br />
Veränderungen ebenso wie die<br />
Annährung von dualem Arbeitsplatzangebot<br />
und Ausbildungsnachfrage.<br />
Deutschland forscht<br />
Deutschland verwendete 2011 2,88 Prozent<br />
seiner Wirtschaftsleistung für Forschung<br />
und Entwicklung (FuE). Im Jahr 2000 lag<br />
die Quote bei 2,45 Prozent. Zwei Drittel<br />
der FuE-<strong>Ausgabe</strong>n von insgesamt 75 Milliarden<br />
Euro gehen dabei auf das Konto der<br />
deutschen Wirtschaft. Die drei forschungsstärksten<br />
Wirtschaftszweige sind die M+E-<br />
Branchen Fahrzeugbau, Elektroindustrie und<br />
Maschinenbau. Mehr als sechs von zehn<br />
Forschungs-Euro werden von diesen drei<br />
FuE-Schwergewichten investiert.<br />
<strong>Ausgabe</strong>n für Forschung und Entwicklung in<br />
Prozent des Bruttoinlandsprodukts, insgesamt:<br />
Hochschulen<br />
Öffentliche Forschungseinrichtungen<br />
Wirtschaft<br />
2,45<br />
0,39<br />
0,33<br />
1,73<br />
2000<br />
2,50<br />
0,41<br />
0,35<br />
1,74<br />
2005<br />
2011 insgesamt<br />
75 Milliarden Euro<br />
2,88<br />
0,52<br />
0,42<br />
1,94<br />
2011<br />
© <strong>ferrum</strong>-Grafik, Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln / Stifterverband<br />
Ideenmanagement: einfallsreiche M+E-Mitarbeiter<br />
Die Mitarbeiter der Metall- und Elektroindustrie sind auf Zack. Pro Kopf gemessen<br />
werden nirgends sonst so viele Vorschläge gemacht wie in der Metall- und Elektroindustrie.<br />
In die Top5 schaffen es außer vier M+E-Branchen nur öffentliche Körperschaften.<br />
1. 2. 3.<br />
Fotos: iStockphoto (1), svedoliver, Les Cunliffe, Eisenhans, Wilm Ihlenfeld / Fotolia, M+E-Mitte<br />
1. Metallverarbeitende Industrie: 374 *<br />
2. Automobilzulieferer: 254 *<br />
3. Elektroindustrie: 134 *<br />
4. Öffentliche Körperschaften: 93 *<br />
5. Maschinen- und Anlagenbau: 82 *<br />
*Verbesserungsvorschläge pro 100 Mitarbeiter im Jahr<br />
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im Wert von 50 Euro.<br />
auf www.<strong>ferrum</strong>-magazin.de<br />
4. 5.<br />
<strong>ferrum</strong> 2 - <strong>2013</strong>
Kardex Remstar<br />
Saubere<br />
Prozesse<br />
Logistik – der Begriff umfasst alles, was mit der Organisation der<br />
Güterströme entlang der Wertschöpfungs- und Lieferkette zu tun hat.<br />
So spröde die Erklärung klingt: Eine gute Logistik ist ein entscheidender<br />
Wettbewerbsfaktor, denn die Kunden schätzen es, wenn die bestellten<br />
Produkte pünktlich und in einer Lieferung eintreffen. „Ferrum“ stellt zwei<br />
Unternehmen vor, die ihre Logistik in den vergangenen Jahren gründlich<br />
umgekrempelt haben. Mit erstaunlichen Erfolgen.<br />
Wie von Geister Hand: Im Bellheimer Werk von Kardex<br />
Remstar bringen fahrerlose Transportsysteme Bauteile<br />
aus der Vorfertigung in die Montage. Die mit Elektromotoren<br />
ausgestatteten Fahrzeuge gleiten fast geräuschlos<br />
durch die Gänge der Fabrik. Ihren Weg finden sie dank im<br />
Boden eingelassener Magnete, die ihnen die Orientierung<br />
ermöglichen. Gefährlich sind die Fahrzeuge nicht: Sensoren<br />
weisen ihnen nicht nur den Weg, sondern erkennen<br />
auch Personen oder Gegenstände auf der Strecke.<br />
Auf den Anhängern der Fahrzeuge liegen überwiegend<br />
gekantete Blechbauteile. Aus ihnen montieren Mitarbeiter<br />
die Kardex Remstar-Lagersysteme. Diese bis zu<br />
30 Meter hohen Geräte kommen in Lagerhallen, Logistikzentren<br />
oder Produktionsbetrieben zum Einsatz. In ihnen<br />
lässt sich so ziemlich alles platzsparend unterbringen,<br />
seien es Werkzeuge, Akten oder Bleche. Entweder die<br />
Regalböden wandern wie in einem Paternoster-Aufzug<br />
durch das Gerät, oder das System fährt die einzelnen<br />
Tablare in das betreffende „Regalfach“ und bringt es bei<br />
Bedarf wieder zum <strong>Ausgabe</strong>schacht.<br />
Je nach Anzahl der Lagertablare und damit der Höhe<br />
muss ein fertiges Gerät in bis zu zehn Versandkisten verpackt<br />
werden. „Die Endmontage findet dann beim Kunden<br />
statt“, erklärt Michael Röther. Der Werksleiter beziffert<br />
die dort noch benötigte Zeit auf einen, maximal zwei Tage.<br />
Entscheidend ist der unterste Teil: das Basisgerät. In ihm<br />
stecken die komplette Steuerung, Sensorik und der Motor.<br />
„Die restlichen Teilbaugruppen werden dann darauf<br />
montiert. Das ist ein wenig wie beim Legobaukasten“,<br />
erklärt Röther. Flugs geht indes nicht nur der Aufbau<br />
beim Kunden von statten: Vom Auftragseingang bis zur<br />
Auslieferung vergehen im Schnitt nur 21 Tage. „Das ist in<br />
unserer Branche sensationell schnell“, sagt der Werksleiter.<br />
Noch vor einigen Jahren betrug diese Durchlauf<strong>ferrum</strong><br />
2 - <strong>2013</strong>
7<br />
titelthema<br />
zeit fast 30 Tage. Für den Zeitgewinn von fast<br />
einem Drittel hat Kardex Remstar alle Prozesse<br />
unter die Lupe genommen: die Vorfertigung, die<br />
Montage der Steuerung, die Montage und den<br />
Versand. „Begonnen haben wir mit der Neuorganisation<br />
der Vorfertigung im Jahr 2005“, erzählt<br />
Röther. In der Vorfertigung produzieren die<br />
Kardex Remstar-Mitarbeiter durch Stanzen, Biegen,<br />
Kanten, Schweißen und Lackieren Bauteile<br />
für die spätere Montage der Lagersysteme. Insgesamt<br />
besteht ein einzelnes Kardex Remstar-<br />
Gerät aus rund 1.600 Einzelteilen. Darunter sind<br />
auch viele DIN-Norm-Teile, die das Unternehmen<br />
zukauft. Dennoch, betont der Werkleiter, sei die<br />
Fertigungstiefe sehr groß. „Outsourcing ist aufgrund<br />
der hohen Varianz der Produkte oftmals<br />
keine Alternative“, erklärt Röther. Unter Varianz<br />
ist zu verstehen, dass kaum ein Schrank dem anderen<br />
ähnelt. Daher produziert Kardex Remstar<br />
auch keine Produkte auf Lager. Reinhardt<br />
Neddermeyer nennt als Beispiel den Kabelbaum, also<br />
den Strang an Kabeln für die elektronische Steuerung<br />
und die elektrischen Elemente wie Motoren. „Mit der Gerätehöhe<br />
muss der Kabelbaum mitwachsen“, sagt der<br />
Fertigungsleiter.<br />
Fertigungsleiter Reinhardt Neddermeyer (links) und Kardex Remstar-Werksleiter<br />
Michael Röther vor einem der in Bellheim produzierten Einlagerungssysteme<br />
Mann starke Einheit ist ausschließlich dafür verantwortlich,<br />
dass in der Produktion immer alles zur rechten Zeit<br />
am rechten Ort ist. Das Logistikteam ist so für die Zwischenlagerung,<br />
die Kommissionierung und das Auffüllen<br />
von Verbrauchsmaterial in der Fertigung verantwortlich.<br />
Fotos: Kardex Remstar, MSc (diese Seite)<br />
Für die Mitarbeiter in der Vorfertigung hat sich durch das<br />
„Speed“ getaufte Projekt vieles verändert. Der hohe Automatisierungsgrad<br />
in Verbindung mit dem Stopa-Lager<br />
reduzierte deutlich die nicht wertschöpfenden Rüst- und<br />
Transportzeiten. Weitere sichtbare Veränderung: Die<br />
Werkzeuge hängen fein säuberlich sortiert genau an<br />
jener Stelle der Fertigung, an der sie auch benötigt werden.<br />
„Und wichtig ist: Nur diese!“, erklärt Neddermeyer.<br />
Seither gehe keine Zeit mehr für das Suchen des passenden<br />
Werkzeugs verloren.<br />
Nicht sichtbar ist die Unterstützung der neu organisierten<br />
Prozesse durch IT, also Computerprogramme. „Die<br />
Auftragsabarbeitung ist komplett papierlos organisiert“,<br />
erklärt Röther. Jeder Produktionsauftrag wird dabei in<br />
einzelne „Betriebsaufträge“ unterteilt. Rund 1.800 solcher<br />
Betriebsaufträge arbeiten die Kardex Remstar-<br />
Mitarbeiter in der Woche ab. Das IT-System zeigt jedem<br />
Bereich die anstehenden Tagesaufträge an. An erster<br />
Stelle stehen dabei die dringendsten Aufträge. Neun Prioritäten<br />
kennt das System. „Um die Priorität festzulegen,<br />
rechnet das System einfach vom vorgesehenen Versandtermin<br />
aus rückwärts“, erklärt Röther.<br />
Nach der Vorfertigung wurden die Endmontage und<br />
abschließend die Steuerungsmontage neu organisiert.<br />
Die entsprechenden Projekte hießen „Synchro“ und<br />
„Synchro+“. Im Zuge des Umbaus wurde ein Bereich<br />
komplett neu geschaffen: das Logistikteam. Diese elf<br />
Ein wichtiger Baustein des neuen Logistikkonzepts sind<br />
auch die fahrerlosen Transportsysteme. „Wenn der<br />
Kommissionierwagen am Anfang der Montage steht,<br />
weiß der Werker, dass für diesen Auftrag alle Bauteile<br />
verfügbar sind“, erläutert Fertigungsleiter Neddermeyer.<br />
Das sei der größte Vorteil des Projekts „Synchro“: „Früher<br />
haben wir teilweise erst in der Montage gemerkt,<br />
wenn ein einzelnes Teil gefehlt hat.“<br />
Das Logistikteam hat daher auch immer im Blick, welche<br />
zugekauften und welche selbstgefertigten Bauteile verfügbar<br />
sind. Erst wenn für einen Auftrag alles vollständig verfügbar<br />
ist, stellen die Mitarbeiter im Kommissioniercenter<br />
die Wagenladungen zusammen. Vor „Synchro“ mussten<br />
diese Aufgaben die Monteure selbst erledigen. „Der Vorteil<br />
des speziellen Logistikteams ist, dass dessen Mitarbeiter<br />
immer den gesamten Fertigungsprozess im Blick haben<br />
und nicht nur einen Produktionsschritt“, sagt Röther.<br />
Der Werksleiter ist mit den Ergebnissen der Neuorganisation<br />
nicht nur wegen der verkürzten Durchlaufzeiten<br />
zufrieden. Gleichzeitig habe sich die Termintreue auf<br />
nahezu 100 Prozent verbessert. Die Produktivität des<br />
Bellheimer Werks sei insgesamt um fast 80 Prozent<br />
gewachsen. Davon profitieren auch die Mitarbeiter mit<br />
einer Sonderzahlung für das Jahr 2012. Und auch die<br />
Aussichten für das laufende Jahr sind gut: Nach 3.000<br />
Lagersystemen im vergangenen Jahr plant Kardex<br />
Remstar <strong>2013</strong> mit 4.000 Auslieferungen.<br />
<strong>ferrum</strong> 2 - <strong>2013</strong>
8<br />
titelthema<br />
Mann+Hummel<br />
Wettbewerbsvorteil Logistik<br />
Mann+Hummel hat die Liefertreue in den vergangenen Jahren von 89 auf 96 Prozent<br />
gesteigert. Hintergrund ist, dass sich Wettbewerbsvorteile vor allem durch guten Service<br />
erzielen lassen – eine effiziente Logistik steht dabei an erster Stelle.<br />
Das Supply-Chain-Management-Team<br />
bei Mann+Hummel plant die komplette<br />
Lieferkette von der Beschaffung des<br />
eigenen Rohmaterials bis zum Versand<br />
der fertigen Produkte<br />
Im Speyerer Mann+Hummel-Werk: An der Produktionslinie<br />
Luftentölelemente laufen an diesem Morgen Filter<br />
für große Kompressoren vom Band. Die Dimensionen<br />
sind riesig: Hinter einem der Filter könnte sich ein<br />
Grundschulkind verstecken. Am Ende des Bandes greift<br />
ein Mitarbeiter die Filter und verpackt sie; anschließend<br />
werden sie ins Lager gefahren.<br />
Anders als im Automobilzuliefergeschäft sind die Bestellmengen<br />
im Industriefilterbereich überschaubar.<br />
„Die Losgrößen erreichen sehr selten die 1.000er-<br />
Marke. Der Durchschnitt liegt bei 200 bis 300“, erklärt<br />
Reinhold Schackmann. Er ist Logistikchef bei<br />
Mann+Hummel Industriefiltration und dafür verantwortlich,<br />
dass die eigene Produktion zum richtigen Zeitpunkt<br />
die Rohmaterialien verfügbar hat. Und dass die Kunden<br />
ihre Bestellungen pünktlich erhalten. Rund 1.000 Unternehmen<br />
beliefert der Speyrer Standort, die meisten<br />
davon in Europa. Rund 85.000 Lieferscheine stellen<br />
die Mann+Hummel-Mitarbeiter in Speyer im Jahr aus,<br />
macht 350 je Arbeitstag.<br />
Die Zeit vom Auftragseingang bis zur Auslieferung fällt<br />
je nach Produktgruppe unterschiedlich aus. „Bei Kanbanware,<br />
die wir vorrätig halten, beträgt die Lieferzeit<br />
nur 24 Stunden. Im Luftfilterbereich liegt die Zeitspanne<br />
bei drei bis fünf Tagen“, erklärt Schackmann. Bei speziellen<br />
Blech- oder Gussprodukten könne die Lieferzeit<br />
aber auch bei zwei bis drei Monaten liegen.<br />
Noch vor einigen Jahren lag die Liefertreue des Standorts<br />
bei 89 Prozent. Das heißt: Elf Prozent der Lieferungen<br />
erfolgten später als zum Kundenwunschtermin.<br />
Eindeutig zu viele: In einer Zufriedenheitsanalyse nannten<br />
die Kunden Logistik als wichtigsten Grund für ihre Kaufentscheidung.<br />
„Konkret haben wir nach Verfügbarkeit,<br />
<strong>ferrum</strong> 2 - <strong>2013</strong>
9<br />
titelthema<br />
Fotos: Mann+Hummel<br />
Lieferzuverlässigkeiten und Qualität<br />
der Lieferungen gefragt“, erklärt<br />
Sabine Wagner. Die Leiterin Marketing<br />
Kommunikation betont, dass<br />
Produkte hingegen nur auf Platz 5<br />
rangierten. „Gute Produkte und eine<br />
breite Palette werden von unseren<br />
Kunden voraus gesetzt. Produkte<br />
werden zunehmend austauschbarer<br />
und damit allein können wir uns im<br />
Markt immer weniger vom Wettbewerb<br />
differenzieren“, sagt Wagner.<br />
Das heißt: Wettbewerbsvorteile sind vor allem durch<br />
Servicethemen zu erreichen.<br />
Als Konsequenz daraus hat Mann+Hummel eine neue<br />
Abteilung „Supply Chain Management“ (SCM) gegründet.<br />
SCM steht für die Planung der kompletten Lieferkette,<br />
also sowohl des eigenen Bedarfs an Rohmaterial<br />
und zugekauften Fertigteilen, als auch den Versand zum<br />
Kunden. Schackmann fasst die Aufgabe des Teams so<br />
zusammen: „Es kümmert sich um Mengen und Termine.“<br />
Der SCM-Bereich setzt sich zusammen aus der Auftragsabwicklung<br />
(=Auftragsbearbeitung und Terminkoordination),<br />
der Disposition (=Planung der Materialien<br />
für einen Kundenauftrag), der Beschaffung (=Einkauf<br />
der Materialien), und dem Versand (=Organisation des<br />
Transports an den Kunden bis hin zur Rechnung).<br />
„Diese vier Bereiche waren früher anderen Abteilungen<br />
zugeordnet. Die Auftragsabwicklung dem Vertrieb,<br />
Disposition der Produktion, Beschaffung dem strategischen<br />
Einkauf und Versand auch der Produktion“, erzählt<br />
Gangolf Mechler. Der SCM-Leiter nennt die Nachteile<br />
der früheren Aufstellung: „Es gab zu viele Schnittstellen.“<br />
Damit einhergegangen sei ein hohes Fehlerrisiko und<br />
ein großer Abstimmungsbedarf zwischen den Abteilungen.<br />
Die Folge: eine langsame Bearbeitung der Aufträge.<br />
„Geschwindigkeit ist untrennbar von Service und ist<br />
heute ein wesentlicher Aspekt bei der Kaufentscheidung<br />
unserer Kunden“, sagt Mechler.<br />
Das SCM umfasst mittlerweile 45 Mitarbeiter, aufgeteilt<br />
in drei Teams. Diese Teams sind nach Kunden bzw.<br />
Branchen organisiert. Die einzelnen Gruppen haben<br />
klare Zielvorgaben im Hinblick auf Liefertreue und Bestandsreduzierung.<br />
Auch das ist ein Vorteil zu früher:<br />
„In der alten Organisation gab es Zielkonflikte. Der Einkauf<br />
beispielsweise hat strikt auf die Einkaufspreise geschaut,<br />
die Fertigung auf möglichst hohe Losgrößen der<br />
einzelnen Aufträge. Jetzt hingegen arbeiten alle nach<br />
den gleichen zwei Zielen“, erklärt Mechler.<br />
Logistikchef Schackmann betont die kundenorientierte<br />
Aufstellung. „Kommt eine Bestellung rein, können sich<br />
die Beteiligten unmittelbar<br />
abstimmen. Die Kollegen arbeiten<br />
dazu Schreibtisch an<br />
Schreibtisch.“ SCM-Leiter<br />
Mechler erklärt, wie der Bereich<br />
arbeitet: Die Kundenaufträge<br />
gehen per Datenfernübertragung,<br />
E-Mail, Post<br />
oder Fax rein. „Wenn wir die<br />
Daten elektronisch erhalten,<br />
fließen sie unmittelbar in das<br />
SAP-System ein“, sagt Mechler.<br />
Immerhin 85 bis 90 Prozent der Aufträge werden<br />
mittlerweile von Beginn an elektronisch erfasst. Wenige<br />
Sekunden nach der Einbuchung ist die Bestellung<br />
beim Disponenten ersichtlich. Er überprüft zuerst, ob<br />
die Ware ganz oder teilweise im Lager vorhanden ist.<br />
Wenn die Ware vorhanden ist, wird unmittelbar ein<br />
Lieferschein erstellt und der Versandauftrag geht an<br />
den Kollegen vom Versandlager. Dort wird aufgrund<br />
der Lieferdaten die Bestellung abgewickelt: gepackt,<br />
mit Lieferschein und Frachtpapier versehen und dem<br />
Spediteur übergeben. Wenn kein Bestand vorhanden<br />
ist, prüft der Disponent zuerst die Verfügbarkeit der<br />
Komponenten für seinen Auftrag. Falls Komponenten<br />
von externen Lieferanten benötigt werden, werden<br />
durch das SAP-System dem Beschaffer Bestellanforderungen<br />
vorgestellt. Anschließend geht die Bestellung<br />
raus. Dann gibt es eine Auftragsbestätigung des Lieferanten,<br />
die ebenfalls im System hinterlegt wird. Die<br />
Bestätigung enthält auch den Liefertermin. „Erhalten<br />
wir die Waren vom Lieferanten, wird der Wareneingang<br />
zugebucht und der verfügbare Bestand dem Disponenten<br />
sofort angezeigt. Wenn alle Komponenten im Werk<br />
sind, springt die Ampel im System auf grün. Dann geht<br />
der Auftrag an die Fertigung – abhängig vom Wunschtermin<br />
des Kunden.<br />
Logistik-Chef Reinhold Schackmann (links) und<br />
Gangolf Mechler, der für das Supply-Chain-Management<br />
im Speyrer Mann+Hummel verantwortlich ist.<br />
Die routinierte Schilderung Mechlers lässt vergessen,<br />
dass es ein langer Weg bis zu diesen eingespielten<br />
Prozessen war. „Es hat schon ein bis eineinhalb Jahre<br />
gedauert, bis die ersten Erfolge sichtbar wurden“, resümiert<br />
der SCM-Leiter. Verwunderlich sei das nicht: „Der<br />
neue Ansatz hat neues Denken notwendig gemacht.<br />
Und das musste verinnerlicht werden.“<br />
Doch für Mann+Hummel haben sich die Anstrengungen<br />
gelohnt. „In jeder Produktgruppe haben wir die Lieferzeiten<br />
reduziert. So zum Beispiel bei den Luftfiltern und<br />
Luftentölelementen um je 50 Prozent“, sagt Schackmann.<br />
Weiteres Ergebnis: Mann+Hummel konnte die<br />
Bestände an Rohmaterial massiv reduzieren. „Das war<br />
besonders in den Krisenjahren wichtig.“ Und vor allem:<br />
Die Liefertreue liege mittlerweile bei 96 Prozent- und<br />
verbessere sich weiter.<br />
<strong>ferrum</strong> 2 - <strong>2013</strong>
10<br />
titelthema<br />
psb<br />
Geschäftsmodell<br />
Intralogistik<br />
psb aus Pirmasens hilft anderen Unternehmen dabei, ihre Logistik zu verbessern: Das<br />
Familienunternehmen konstruiert und baut Systeme für den innerbetrieblichen Warenfluss.<br />
Eine gute Logistik ist nicht nur ein Wettbewerbsvorteil,<br />
sie kann auch ein Geschäftsmodell sein: psb Intralogistics<br />
sorgt dafür, dass in einer Fabrik, einem Lager oder<br />
Logistikzentrum alles zur richtigen Zeit an der richtigen<br />
Stelle ist. Diesen Teilbereich der Logistik nennt man Intralogistik.<br />
Gemeint ist damit ausschließlich der Warenfluss<br />
innerhalb eines Unternehmens. Beispiel Hager:<br />
Der Anbieter von Elektroverteilungen hat am Standort<br />
Blieskastel vor einiger Zeit ein neues Distributionszentrum<br />
errichtet. Von dort wickelt das Unternehmen seither<br />
alle Lieferungen für Deutschland und Nordosteuropa ab.<br />
Die äußeren Werte des Gebäudes: 98 Meter breit, 66,5<br />
Meter lang und neun Meter hoch. Das Innere hat psb geplant,<br />
konstruiert und gebaut. Die Logistikspezialisten aus<br />
Pirmasens haben für ihren Kunden ein<br />
automatisches Kleinteilelager mit sechs<br />
Regalbediengeräten und jeweils zwei<br />
sogenannten Lastaufnahmemitteln vor -<br />
gesehen. Hager verfügt damit über<br />
20.200 Tablare, also „Regalfächer“ zur<br />
Ein- und Auslagerung seiner Produkte.<br />
Für die Bearbeitung der Kundenaufträge<br />
stehen drei Wareneingang- und<br />
sechs Kommissionierplätze zur Verfügung.<br />
An den Kommissionierplätzen werden<br />
die einzelnen Bestellungen für den<br />
Versand vorbereitet. Hinzu kommen fünf Verpackungsplätze<br />
und 14 Konsolidierungsarbeitsplätze. An diesen<br />
werden verschiedene Bestellungen zu sinnvollen Einheiten<br />
zusammengestellt, um den späteren Transport möglichst<br />
effizient abwickeln zu können. Zusätzlich gibt es im Hager-<br />
Distributionszentrum 14 Arbeitsplätze für Großsendungen<br />
und Sonderpackplätze. Dank des psb-Know-hows<br />
arbeitet das Verteilzentrum weitgehend automatisiert.<br />
Selbst Paletten werden über eine spezielle Fördertechnik<br />
vollautomatisch verarbeitet. Für alle kleineren Einheiten<br />
gilt das sowieso. Das heißt aber auch: psb verbaut nicht<br />
nur viel Stahl, Motoren und Mechanik. Ein Intralogistik-<br />
System wie jenes von Hager besteht zudem aus entsprechender<br />
Software und elektronischer Steuerung.<br />
Vom Blieskasteler Distributionszentrum aus<br />
bedient der Elektrohändler Hager Kunden<br />
in Deutschland und Nordeuropa. Die<br />
komplette Intralogistik mit Förderbändern<br />
sowie Pack- und Kommissionierstationen<br />
kommt von psb aus Pirmasens.<br />
Fotos: psb<br />
<strong>ferrum</strong> 1- 2 - <strong>2013</strong>
Das Global Logistics<br />
Center in Germersheim<br />
gilt als größtes Zentrallager<br />
für Fahrzeugteile<br />
weltweit. Jetzt erweitert<br />
Daimler den Standort um<br />
60.000 Quadratmeter<br />
Lagerfläche<br />
Daimler<br />
Südpfälzer Weltrekord<br />
wächst weiter<br />
Steigende Umsäzte und neue Fahrzeugtypen haben das Teilesortiment im<br />
Global Logistics Center von Daimler ansteigen lassen. Der Autobauer investiert<br />
daher 115 Millionen Euro in den Ausbau des südpfälzischen Standorts.<br />
Fotos: Daimler<br />
Mit aktuell über einer Million Quadratmeter Lagerfläche<br />
ist das Global Logistics Center (GLC) in Germersheim<br />
das weltweit größte Zentrallager für Fahrzeugteile in der<br />
Automobilbranche. Rund 2.800 Mitarbeiter sind dort<br />
beschäftigt, sie versenden über 1.500 Tonnen Fahrzeugteile<br />
pro Tag. Von der Südpfalz aus beliefert Daimler die<br />
Großhandelsstufe des Konzerns in Europa und Übersee.<br />
Insgesamt versorgt das GLC mehr als 1.400 Kunden in<br />
160 Ländern mit Teilen und Zubehör der Marken Mercedes-Benz,<br />
Maybach, smart und Mitsubishi Fuso.<br />
Jetzt plant der Konzern die Erweiterung<br />
um 60.000 Quadratmeter<br />
Lagefläche, verteilt auf zwei<br />
Hallen. 115 Millionen Euro wollen<br />
die Stuttgarter hierfür investieren.<br />
„Um den Premium-Service<br />
für unsere Kunden zu gewährleisten,<br />
ist eine hohe Teileverfügbarkeit<br />
unabdingbar – sowohl<br />
für die aktuellen Fahrzeuge als<br />
auch für Modelle, die bereits durch Nachfolger ersetzt<br />
wurden“, sagt Andreas Moch. Der Leiter des Global<br />
Logistics Centers Germersheim betont, dass die Modellvielfalt<br />
wachse und damit auch das Teilesortiment.<br />
„Diese Erweiterung ist auch ein klares Bekenntnis<br />
zum Standort und gibt Sicherheit für die Arbeitsplätze<br />
in der Region.“<br />
Das Global Logistics Center, zu dem auch die Außenstandorte<br />
Offenbach an der Queich, Hatten im Elsass,<br />
Ettlingen und Wörth gehören, plant<br />
auch Erweiterungen in Offenbach.<br />
42.000 Quadratmeter zusätzliche<br />
Lagerfläche sollen dort ab Ende<br />
<strong>2013</strong> zur Lagerung von Sperrigteilen<br />
genutzt werden. Am Standort<br />
Offenbach gibt es derzeit bereits<br />
eine Lagerfläche von 100.000 Quadratmetern.<br />
Das GLC Germersheim<br />
wurde 1990 in Betrieb genommen<br />
und seither mehrfach erweitert.<br />
<strong>ferrum</strong> 2 - <strong>2013</strong>
12<br />
nahaufnahme<br />
John Deere<br />
Feierliche Übergabe<br />
Zweibrücken. Das John Deere<br />
Werk Zweibrücken hat Mitte Januar<br />
seinen ersten Mähdrescher der<br />
S-Serie an einen Kunden übergeben.<br />
Werksgeschäftsführer Ralf Gaa und<br />
Helmut Korthöber, Geschäftsführer<br />
der deutschen Vertriebs- und<br />
Marketing organisation, überreichten<br />
Thomas Pönisch in einer Feierstunde<br />
einen „goldenen Schlüssel“. Das<br />
neuste Fahrzeug des Landwirts aus<br />
Hainichen nahe Chemnitz hat einen<br />
Wert von rund 450.000 Euro.<br />
nem Rotorsystem zur Trennung von<br />
Korn und Stroh. Sie sind auf besonders<br />
hohe Ernteleistungen ausgelegt,<br />
können pro Stunde bis zu 50 Tonnen<br />
Getreide dreschen und werden deshalb<br />
vielfach von Großbetrieben und<br />
Lohnunternehmen eingesetzt.<br />
Aufgrund der gestiegenen Nachfrage<br />
hat der US-amerikanische Land-<br />
Mähdrescher der S-Serie ergänzen<br />
das bisherige Bauprogramm des<br />
Erntemaschinenwerkes um eine neue<br />
Variante. Anders als die bisher in<br />
Zweibrücken gefertigten Schüttler-<br />
Mähdrescher der Baureihen W und<br />
T arbeiten S-Serie-Maschinen mit eimaschinenkonzern<br />
einen Teil der<br />
Produktion vom bisherigen Standort<br />
East Moline nach Zweibrücken<br />
verlagert. „Insgesamt werden wir<br />
im ersten Jahr mehrere Hundert<br />
dieser Maschinen auflegen“, sagte<br />
Geschäftsführer Ralf Gaa. Die 1.100<br />
Beschäftigten in Zweibrücken fertigten<br />
im vergangenen Jahr 2.700<br />
Mähdrescher und Feldhäcksler.<br />
Drahtzug Stein<br />
US-Konzern kauft Schweißsparte<br />
Altleiningen. Drahtzug Stein hat seine<br />
Schweißtechniksparte Wire and<br />
Welding an den US-Konzern Illinois<br />
Tool Works (ITW) verkauft. Von der<br />
Transaktion betroffen sind laut einem<br />
Bericht der „Rheinpfalz“ 161 Mitarbeiter.<br />
Die Tageszeitung berichtet,<br />
dass die durch den Kauf zufließenden<br />
Mittel ausschließlich zur Schuldentilgung<br />
und Stärkung des Eigenkapitals<br />
eingesetzt würden. ITW beabsichtige,<br />
am Standort Altleiningen im bestehenden<br />
Umfang festzuhalten. „Die<br />
Verluste, die der Drahtzug-Konzern<br />
in den Geschäftsjahren 2007/08<br />
und 2008/09 gemacht hat, haben<br />
wesentliche Teile des Eigenkapitals<br />
aufgebraucht“, sagten die Geschäftsführer<br />
Wolfgang Stein und Peter<br />
Staab der „Rheinpfalz“. Gründe seien<br />
die Finanzkrise, Anlaufverluste<br />
des neuen Werks in den USA, hohe<br />
Verluste durch Erweiterungsinvestitionen<br />
in Polen, Schließungskosten<br />
in Ungarn sowie operative Verluste<br />
in Italien gewesen. ITW sei laut Stein<br />
am Erwerb eines starken deutschen<br />
Standorts in der Schweißtechnik interessiert.<br />
Der US-Konzern (Umsatz<br />
2012: 13,8 Mrd. Euro) habe eine<br />
breite Schweißtechnik-Produktpalette,<br />
stelle aber nirgendwo das her,<br />
was bei Wire and Welding in Altleiningen<br />
produziert werde. Geschäftsführer<br />
bleibt Thomas Schmidt, der<br />
Drahtzug Stein Wire and Welding<br />
seit Juli 2007 leitet. Den Umsatz<br />
von Wire and Welding beziffert<br />
die „Rheinpfalz“ im ersten Halbjahr<br />
des laufenden Geschäftsjahres<br />
2012/13 mit 16,9 Millionen Euro<br />
(+1,6 Mio. Euro). Umsatz und Er-<br />
gebnis lägen leicht über Plan. Alle<br />
Unternehmen am Standort werden<br />
im Tarifverbund bleiben. Die Tarifbindung<br />
gilt bis Ende 2014. Betriebsbedingte<br />
Kündigungen sind bei<br />
Wire and Welding bis Ende Februar<br />
2014, im Drahtwarenbereich bis<br />
Juni 2014 ausgeschlossen.<br />
Laut „Rheinpfalz“ erzielte der Drahtzug-Stein-Konzern<br />
im abgelaufenen<br />
Geschäftsjahr einen Umsatz von<br />
125,4 Millionen Euro (Vorjahr:<br />
125,6 Mio. Euro). Am Stammsitz<br />
Altleiningen lag der Umsatz laut Tageszeitung<br />
sowohl im Drahtwarenbereich,<br />
wo unter anderem Körbe für Geschirrspülmaschinen<br />
hergestellt werden, als<br />
auch bei der Schweißtechniksparte<br />
Wire and Welding jeweils gut zwei<br />
Millionen Euro höher als im Vorjahr.<br />
Foto: John Deere<br />
<strong>ferrum</strong> 2 - <strong>2013</strong>
13<br />
nahaufnahme<br />
Henry Wißmann (linkes Bild, links) und Tobias Feuerle belegten mit ihrem<br />
Projekt „Unser Stirlingmotor soll eine Klimaanlage betreiben“ den zweiten<br />
Platz im Fachbereich Technik bei „Jugend forscht“.<br />
Fabian Cnyrim (Bild oben, 2. v. l.) und Johannes Kimmle (3. v. l.) belegten<br />
im Fachbereich Technik mit ihrem Projekt „Flugzeugkonzept der Zukunft“<br />
den ersten Platz bei „Jugend forscht“.<br />
KSB<br />
Junge Forscher in Frankenthal<br />
Europas größter Wettbewerb für Naturwissenschaft und Technik, „Jugend forscht“, umfasst in diesem<br />
Jahr 79 Regional- und 20 Landeswettbewerbe sowie das Bundesfinale in Leverkusen. Gastgeber einer<br />
der zehn rheinland-pfälzischen Veranstaltungen war KSB.<br />
Frankenthal. „Gesund genießen mit<br />
Kräutern“ und „Die Natur als vorbildliche<br />
Baumeisterin? Konstruktionsprinzipien<br />
des Schachtelhalms“<br />
– das sind zwei der Siegerprojekte,<br />
die Ende Februar beim Regionalwettbewerb<br />
„Jugend forscht – Schüler<br />
experimentieren“ den ersten Platz<br />
belegt haben. Gastgeber für junge<br />
Forscher aus der Umgebung um<br />
Frankenthal, Ludwigshafen, Mainz,<br />
Neustadt, Speyer und Worms war<br />
der Pumpen- und Armaturenhersteller<br />
KSB.<br />
junge Menschen davon anstecken<br />
lassen“, so Wettbewerbsleiter und<br />
Unternehmenspate Peter Rauth bei<br />
der Siegerehrung. Wie wissbegierig<br />
manche Teilnehmer sind, bewiesen<br />
Henry Wißmann (15) aus Bischheim,<br />
der bereits zum sechsten Mal<br />
bei „Jugend forscht“ mitmachte,<br />
sowie Elias Morgenstern (14). Er<br />
daten & fakten<br />
hatte zum fünften Mal ein Projekt<br />
eingereicht.<br />
Dr. Peter Buthmann, KSB-Vorstandsmitglied,<br />
sagte: „Für mich sitzen hier<br />
nur Gewinner. Ihr habt bewiesen, dass<br />
Ihr Euch für Dinge interessiert, sie hinterfragt<br />
und erforscht. Was kann es<br />
Besseres für eine Gesellschaft geben?“<br />
Fotos: KSB<br />
Am Start waren 93 Schüler im Alter<br />
zwischen 10 und 19 Jahren,<br />
die 50 Projekte aus den Fachbereichen<br />
Arbeitswelt, Biologie, Chemie,<br />
Geo- und Raumwissenschaften sowie<br />
Technik präsentierten. Sie mussten<br />
ihre Arbeiten im Vorfeld schriftlich<br />
einreichen und den Juroren erläutern.<br />
Mit in die Bewertung flossen<br />
die Originalität der Projekte sowie die<br />
Standgestaltung ein.<br />
„Ihr seid mit dem Forschergeist infiziert<br />
und ich hoffe, dass sich weitere<br />
Für den Landeswettbewerb in Ludwigshafen haben sich qualifiziert:<br />
Fachbereich Biologie: „Die Natur als vorbildliche Baumeisterin? Konstruktionsprinzipien des Schachtelhalms.<br />
Hannah Müller (19) aus St. Johann, Gymnasium am Römerkastell, Alzey<br />
Fachbereich Chemie: „Synthesevorgang des Tropinons“. Frederik Dumele (18) aus Ludwigshafen,<br />
Theodor-Heuss-Gymnasium, Ludwigshafen<br />
Fachbereich Technik: „Flugzeugkonzept der Zukunft“. Fabian Cnyrim (14) aus Lambsheim, Max-Planck-<br />
Gymnasium, Ludwigshafen, und Johannes Kimmle (17) aus Böhl-Iggelheim, Andreas-Albert-Schule<br />
Berufsbildende Schule, Frankenthal<br />
Schüler, die beim Landeswettbewerb in Ingelheim an den Start gehen:<br />
Fachbereich Arbeitswelt: „Gesund genießen mit Kräutern”. Jeff Schymiczek (11) aus Worms, Gauß-<br />
Gymnasium, Worms<br />
Fachbereich Biologie: „Fleischfressende Pflanzen – vegetarisch ernährt“. Hannah Hilß (14) aus<br />
Mörsfeld, Privat-Gymna sium Weierhof am Donnersberg, Bolanden<br />
Fachbereich Chemie: „Wasser-, öl- und schmutzabweisende Oberflächen dank Nanotechnologie –<br />
vom Lotuseffekt zur Nano versiegelung“. Barbara Reißer (12), Christopher Janas (12) und<br />
Carolin Uehlein (13), alle aus Ingelheim, Sebastian-Münster-Gymnasium, Ingelheim<br />
Fachbereich Geo- und Raumwissenschaften: „Streusalz – wichtig und richtig?“. Jonas Wüst (12) und<br />
Eddie Bochmann (12) aus Speyer, Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasium, Speyer<br />
<strong>ferrum</strong> 2 - <strong>2013</strong>
14<br />
nahaufnahme<br />
Opel AG<br />
Millionär mit 195 PS<br />
Im Opel-Werk Kaiserslautern lief das millionste Exemplar der aktuellen Zweiliter-Motorenreihe vom Band.<br />
Damit wurden an dem westpfälzischen Standort seit 1980 mehr als neun Millionen Motoren gefertigt.<br />
Kaiserslautern. Großer Tag für<br />
Opel Kaiserslautern: Im Werk in der<br />
Westpfalz lief Mitte Februar im Beisein<br />
von Fertigungsvorstand Peter<br />
Thom das millionste Exemplar der<br />
aktuellen Zweiliter-Dieselmotorenreihe<br />
vom Band. Der „Millionär“ ist ein<br />
2.0 BiTurbo CDTI. Das High-Tech-<br />
Triebwerk leistet im Opel Insignia<br />
195 PS (143 kW) bei einem Drehmoment<br />
von 400 Newtonmetern und<br />
verbraucht dabei 4,9 Liter Kraftstoff<br />
auf 100 Kilometern. Der Insignia gehört<br />
nach Angaben von Ogel damit<br />
zu den leistungsstärksten und gleichzeitig<br />
sparsamsten Dieselfahrzeugen<br />
seiner Klasse. Der 2.0 BiTurbo CDTI<br />
kommt auch im Astra und seit Januar<br />
<strong>2013</strong> im ZafiraTourer zum Einsatz.<br />
„Der Zweiliter-Dieselmotor ist ein<br />
echtes Stück innovative und kraftstoffeffiziente<br />
Hochtechnologie aus<br />
Kaiserslautern“, sagte Elvira Tölkes.<br />
Die Werksdirektorin dankte allen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
dafür, „dass hier Top-Qualität vom<br />
Band läuft“. Fertigungsvorstand<br />
Peter Thom gratulierte „dem erfahrenen<br />
und engagierten Kaiserslauterer<br />
Team“. „Das Werk Kaiserslautern<br />
ist ein verlässlicher Partner<br />
für seine Kunden im konzernweiten<br />
Produktionsverbund.“<br />
Der Standort in der Westpfalz gilt im<br />
Opel/Vauxhall-Produktionsverbund<br />
als Kompetenzzentrum für Motoren<br />
sowie für Karosserie- und Fahrwerks-<br />
komponenten. Im Jahr 1980 fertigte<br />
das Werk Kaiserslautern den ersten<br />
Motor, einen 1,6-Liter-Benziner. Es<br />
folgten mehr als neun Millionen weitere<br />
Motoren.<br />
Die Triebwerke aus der Westpfalz<br />
werden dabei nicht nur in den europäischen<br />
Opel-Werken Rüsselsheim,<br />
Bochum, Ellesmere Port (Großbritannien)<br />
und Gleiwitz (Polen) in die<br />
Fahrzeuge eingebaut – sie werden<br />
auch konzernweit innerhalb von General<br />
Motors (GM) genutzt. Kaiserslautern<br />
liefert zum Beispiel auch in<br />
die Vereinigten Staaten und nach<br />
Korea, wo die Motoren im Chevrolet<br />
Cruze und im Chevrolet Malibu zum<br />
Einsatz kommen.<br />
Von links: Elvira Tölkes (Direktorin Opel-Werk Kaiserslautern), Peter Thom<br />
(Fertigungsvorstand), Marc Schiff (Executive Director Manufacturing)<br />
und Ralph Görig (Area-Manager Motorenfertigung Werk Kaiserslautern)<br />
freuen sich über den einmillionstenZweiliter-Dieselmotor aus der Pfalz.<br />
Foto: Opel AG<br />
<strong>ferrum</strong> 2 - <strong>2013</strong>
15<br />
nahaufnahme<br />
STE<br />
Training für den Ernstfall<br />
Frankenthal. Ein ganz gewöhnlicher<br />
Mittwoch. Knapp 600 Mitarbeiter<br />
gehen im Werk der Firma Siemens<br />
Frankenthal ihrer Arbeit nach. Darunter<br />
auch einige Mitglieder der<br />
Werkfeuerwehr Siemens Frankenthal.<br />
Plötzlich signalisiert der<br />
Funkmelder: „Einsatz für die Werkfeuerwehr<br />
– Person bewusstlos auf<br />
Kran“. Sofort geht es in das Gerätehaus,<br />
Kleidungswechsel, Fahrzeug<br />
holen und zur Einsatzstelle. In gut<br />
16 Meter Höhe liegt ein Kollege bewusstlos<br />
auf einer Kranbrücke. Die<br />
Stromversorgung funktioniert nicht<br />
mehr – die Kräne sind von einem<br />
Mitarbeiter vor Ort außer Betrieb genommen<br />
worden. Was nun?<br />
„In unseren regelmäßigen Begehungen<br />
und Übungsstunden haben<br />
wir dieses Problem erkannt. Da unser<br />
hauptsächliches Ziel neben der<br />
Gefahrenabwehr der vorbeugende<br />
Brandschutz ist, suchten wir nach<br />
einer Lösung für dieses Szenario“,<br />
erläutert Christian Mareth. Der Lei-<br />
ter der Werkfeuerwehr<br />
Siemens Frankenthal<br />
hat sich daher mit der<br />
Freiwilligen Feuerwehr<br />
Frankenthal zusammengetan,<br />
die eine eigene<br />
Höhenretter-Gruppe unterhält.<br />
Ergebnis: eine<br />
gemeinsame Übung,<br />
sodass im Ernstfall die<br />
Höhenretter die örtlichen<br />
Begebenheiten<br />
bereits kennen und die<br />
Mitglieder der Werkfeuerwehr<br />
Siemens wissen,<br />
wie man gemeinsam<br />
Hilfe leisten kann.<br />
Das Szenario der gemeinsamen<br />
Übung sah vor, dass in Halle 49<br />
ein Mitarbeiter bei der Wartung eines<br />
Krans ohnmächtig wird. Erstes<br />
Übungsziel war es, ein Mitglied der<br />
Höhenretter-Gruppe an die Kranbrücke<br />
heranzuführen, um dort die<br />
Sofortmaßnahmen durchzuführen.<br />
In einer zweiten Übungssequenz<br />
wurden dann zwei Mitglieder der<br />
Höhenretter-Gruppe auf den Kran<br />
gebracht. Ziel war es, den schnellstmöglichen<br />
Weg mit der höchsten<br />
Sicherheit für alle Beteiligten zu entwickeln,<br />
um im Ernstfall vorbereitet<br />
zu sein.<br />
Mann+Hummel<br />
Ein Loblied auf den Teamgeist<br />
Fotos: STE, Mann+Hummel<br />
Speyer. Musik verbindet. Das bestätigt<br />
auch der erste weltweite<br />
Mitarbeiter-Songcontest, zu dem<br />
Mann+Hummel im April 2012 aufgerufen<br />
hat. Die Herausforderung:<br />
Alle Songs mussten selbst komponiert<br />
sein und die englischen Texte<br />
sollten die Vision und die Werte des<br />
Unternehmens aufgreifen. Eine Aufgabe,<br />
der sich 14 Bands aus sieben<br />
Länderniederlassungen stellten. Im<br />
Oktober haben dann weltweit rund<br />
2.000 Mitarbeiter des Filtrationsspezialisten<br />
den Gewinnersong gewählt.<br />
Die Lieder standen im Intranet zum<br />
Abruf bereit. Für Mitarbeiter aus der<br />
Produktion wurden an den Terminals<br />
Lautsprecher angebracht. Die<br />
Bandbreite der eingereichten<br />
Vorschläge reichte von Rock,<br />
über Blues und Country bis hin<br />
zum A-Capella-Gesang. Das<br />
Rennen machte letztendlich die<br />
Band „Voices“ aus Marklkofen.<br />
Ihr Song ist demnächst in den<br />
Telefonschleifen des Unternehmens<br />
zu hören. Marklkofen ist<br />
Standort des größten Werks der<br />
Mann+Hummel-Gruppe, dessen<br />
Industriefiltersparte in Speyer ansässig<br />
ist. Der Mitarbeiter-Songcontest<br />
ist das jüngste von zahlreichen<br />
mehreren Projekten mit dem Ziel,<br />
Mitarbeiter zu verbinden und die<br />
Identifikation mit dem Unternehmen<br />
und dessen Werten zu stärken. So<br />
gibt es beispielsweise auch ein von<br />
Kindern für Kinder gestaltetes Buch,<br />
das in 16 Sprachen erschienen ist.<br />
<strong>ferrum</strong> 2 - <strong>2013</strong>
16<br />
nahaufnahme<br />
MetallRente<br />
Deckungskapital von<br />
drei Milliarden Euro<br />
Das gemeinsame Versorgungswerk der M+E-Arbeitgeber und der IG Metall hat die Bilanz für<br />
2012 präsentiert. Die Ergebnisse unterstreichen das Potential betrieblicher Altersversorgung.<br />
Berlin. Mehr als 54.000 Beschäftigte<br />
haben sich 2012 für eine<br />
betriebliche Altersversorgung des<br />
Versorgungswerks MetallRente ent -<br />
schieden. 460.000 Verträge gehören<br />
inzwischen zum Bestand der<br />
gemeinsamen Einrichtung von Gesamtmetall<br />
und IG Metall, die im<br />
vergangenen Jahr eines der besten<br />
Ergebnisse in der gut elfjährigen<br />
Entwicklung erzielt hat. „Trotz der<br />
andauernden weltweiten Krise der<br />
Finanzmärkte, steigender Verunsicherung<br />
und sinkender Bereitschaft<br />
zu zusätzlichen Vorsorgeanstrengungen<br />
haben wir an Vertrauen gewonnen<br />
und damit die Leistungsfähigkeit,<br />
Sicherheit und Renditestärke der<br />
betrieblichen Altersversorgung unter<br />
Beweis gestellt“,bilanziert MetallRente-Geschäftsführer<br />
Heribert Karch.<br />
In der Metall- und Elektroindustrie<br />
und anderen dem Versorgungswerk<br />
angeschlossenen Branchen<br />
wurden in den letzten Jahren<br />
Tarifverträge abgeschlossen, die<br />
die Verwendung vom Arbeitgeber<br />
gezahlter vorsorge-<br />
wirksamer Leistungen für die Altersvorsorge<br />
über den Betrieb regeln. In<br />
immer mehr Unternehmen werden<br />
zudem auch Arbeitgeberzuschüsse –<br />
beispielsweise die arbeitgeberseitig<br />
eingesparten Sozialversicherungsbeiträge<br />
– für die betriebliche Altersversorgung<br />
der Beschäftigten<br />
verwendet. „Das hat entscheidend<br />
zu unserer beachtlichen Entwicklung<br />
beigetragen. Betriebsräte und<br />
Arbeitgeber ziehen dabei an einem<br />
Strang“, so Karch.<br />
MetallRente ist heute das größte<br />
branchenübergreifende industrielle<br />
Versorgungswerk in Deutschland mit<br />
einem Deckungskapital von rund drei<br />
Milliarden Euro. 2012 wurden rund<br />
58 Millionen Euro an Neubeiträgen<br />
eingenommen. 23.000 Firmen bieten<br />
ihren Mitarbeitern Vorsorgelösungen<br />
der Metall-<br />
Rente an.<br />
Das Beispiel Metall-<br />
Rente unterstreicht<br />
das große Potenzial<br />
der be-<br />
trieblichen Altersversorgung. Deren<br />
entscheidender Vorteil im Vergleich<br />
zu privaten Angeboten besteht in der<br />
besonders hohen Sicherheit durch<br />
zusätzliche Absicherung seitens des<br />
Arbeitgebers. MetallRente ergänzt<br />
dies durch weitere wichtige Elemente<br />
wie eine Risikoverteilung auf mehrere<br />
Partner und die konsequente<br />
Weitergabe von Kostenvorteilen<br />
aufgrund der kollektiven Effekte und<br />
reduzierter Provisionen. Für viele<br />
Arbeitnehmer ist eine leistungsstarke<br />
betriebliche Altersversorgung<br />
ein wichtiges Kriterium, um sich für<br />
ein Unternehmen zu entscheiden.<br />
Immer mehr Arbeitgeber wiederum<br />
nutzen die betriebliche Altersversorgung<br />
als ein wesentliches Instrument<br />
der Mitarbeitergewinnung und Fachkräftebindung.<br />
Foto: detailblick / Fotolia<br />
<strong>ferrum</strong> 2 - <strong>2013</strong>
17<br />
nahaufnahme<br />
Deutschlandstipendium<br />
Stiftung fördert Studenten<br />
Das „Deutschlandstipendium“ fördert seit 2011 Studienanfänger mit 300 Euro monatlich.<br />
Voraussetzungen ist, dass der Nachwuchs herausragende Leistungen in Studium und Beruf erwarten lässt.<br />
Die Hälfte des Stipendiums zahlt der<br />
Bund, die andere private Stifter. Die<br />
Bundesregierung plant, dass mittelfristig<br />
bis zu acht Prozent aller Studierenden<br />
profitieren sollen. Auch<br />
die Stiftung <strong>PfalzMetall</strong> engagiert<br />
sich bei den Deutschlandstipendien.<br />
Seit diesem Sommersemester fördert<br />
die Stiftung in Rheinland-Pfalz<br />
fünfStudierende. Ferrum hat bei den<br />
Geförderten nachgefragt, warum sie<br />
sich für das Deutschlandstipendium<br />
beworben haben.<br />
Marie Nicole Enderlein (21), studiert<br />
an der TU Kaiserslautern Maschinenbau<br />
im vierten Semester.<br />
Die Saarbrückerin kann dank des<br />
Deutschlandstipendiums ihr ehrenamtliches<br />
Engagement fortsetzen:<br />
„So langsam wird bei mir das Geld<br />
knapp. Da ich stark in der Fachschaft<br />
engagiert bin, hätte ich mein<br />
Engagement dort zurückfahren<br />
müssen, um nebenher arbeiten zu<br />
können. Mit dem Deutschlandstipendium<br />
bin ich nun nicht auf einen<br />
Nebenjob angewiesen und kann<br />
mich weiter ehrenamtlich engagieren.<br />
Vor Studienbeginn hatte<br />
ich gedacht, dass in den<br />
Semesterferien Zeit zum<br />
Arbeiten wäre. Das hat<br />
sich leider als Irrtum<br />
herausgestellt: Da stehen<br />
die Klausuren an<br />
und ich arbeite sogar<br />
mehr als in der Vorlesungszeit.“<br />
schaftsinformatik an der Hochschule<br />
Ludwigshafen. Der Frankenthaler hat<br />
sich Ende 2012 mit drei Kommilitonen<br />
selbstständig gemacht. Das Trio<br />
möchte eine internet-basierte Projektmanagement-Software<br />
an den<br />
Markt bringen. Die Bachelorarbeit<br />
von Michael Grohe hat so die eigene<br />
Geschäftsidee zum Gegenstand.<br />
Auch über die Finanzierung machen<br />
sich die drei Entrepreneure intensiv<br />
Gedanken: „Einen möglichen Kapitalgeber<br />
haben wir bereits: Die Firma,<br />
bei der ich als Werkstudent arbeite,<br />
hat Interesse an einem Einstieg signalisiert.<br />
Das Geld des Deutschlandstipendiums<br />
werde ich sparen. Nach<br />
meinem Studium möchte ich längere<br />
Zeit verreisen und werde das Geld<br />
dafür gut gebrauchen können.“<br />
Alexander Jauch (hinten links)<br />
studiert im dritten Semester angewandte<br />
Ingenieurwissenschaften im<br />
Studiengang Mechatronik an der FH<br />
Kaiserslautern. Auf das Deutschlandstipendium<br />
wurde der<br />
23-Jährige<br />
durch den<br />
D e k a n<br />
seines<br />
F a c h -<br />
bereichs aufmerksam. Die FH verlangt<br />
von den Bewerbern für ein<br />
Deutschlandstipendium sehr gute<br />
Studienleistungen und gegebenenfalls<br />
sehr gute Leistungen in einer<br />
vorhergehenden dualen Ausbildung<br />
sowie soziales Engagement. Alexander<br />
Jauch hatte vor seinem Studium<br />
Mechatroniker gelernt. Seitdem er<br />
zehn Jahre alt ist, engagiert er sich<br />
bei der freiwilligen Feuerwehr, zuerst<br />
in seiner Heimatstadt Konstanz,<br />
heute in Kaiserslautern. „Neben der<br />
schriftlichen Bewerbung mussten<br />
wir uns in einem Vortrag präsentieren<br />
und anschließend Fragen beantworten.<br />
In dieser Runde waren viele<br />
der Stipendiengeber dabei und eine<br />
Kleingruppe der Stipendienbewerber.<br />
Es war eine neue Erfahrung, über<br />
sich zu reden und sich gut zu verkaufen.<br />
Gut war, dass wir uns in einem<br />
eintägigen Seminar auf den Auftritt<br />
vorbereiten konnten.“<br />
Matthias Schäfer (23) studiert<br />
im ersten Semester Elektro- und<br />
Informationstechnik an der TU Kaiserslautern.<br />
Der 23-Jährige hat vor<br />
seinem Studium in einem kleinen<br />
Handwerksbetrieb eine Ausbildung<br />
zum Informationselektroniker gemacht.<br />
„Als ich mich anschließend<br />
bei der Uni bewerben wollte, habe ich<br />
auf deren Homepage die Ausschreibung<br />
für das Deutschlandstipendium<br />
gefunden. Mir ging es dabei nicht<br />
nur um die finanzielle Unterstützung,<br />
sondern auch um den Kontakt zu<br />
den Unternehmen und damit potenziellen<br />
Arbeitgebern. Mit dem Geld<br />
werde ich mir zukünftig leisten können,<br />
in Kaiserslautern zu wohnen.<br />
Noch lebe ich bei meinen Eltern in<br />
der Nähe von Pirmasens.“<br />
Michael Grohe (25,<br />
im Bild vorne<br />
links) studiert<br />
im 5. Semester<br />
Wirtwww.deutschland-stipendium.de<br />
<strong>ferrum</strong> 2 - <strong>2013</strong>
18<br />
service<br />
Technische Zeichnerin Eileen Brödel<br />
Der Computer hat den<br />
Zeichentisch abgelöst<br />
Technische Zeichner setzen die<br />
Vorgaben von Konstrukteuren<br />
in technische Pläne und<br />
Unterlagen um. Gefordert<br />
sind dabei neben einem<br />
guten mathematischen und<br />
technischen Verständnis auch<br />
Sorgfalt und Teamfähigkeit.<br />
<strong>ferrum</strong>-Serie:<br />
M+E-Berufe<br />
Eileen Brödel ist die Berufswahl leicht<br />
gefallen: „Schon in der Schule habe<br />
ich gerne gezeichnet.“ Für die heute<br />
19-Jährige stand so früh fest, dass<br />
sie nach der Mittleren Reife den<br />
Beruf der Technischen Zeichnerin<br />
lernen wolle. 2010 hat die Pfälzerin<br />
aus Obernheim-Kirchenarnbach eine<br />
Ausbildung bei Ergo-Fit gestartet.<br />
Eileen zählt zum letzten Jahrgang,<br />
der diesen Beruf ergriffen hat. Nach<br />
einer Neuordnung des Berufsbildes<br />
im Jahr 2011 heißt der Abschluss<br />
seither „Technischer Produktdesigner“<br />
(siehe Kasten).<br />
Eileens Arbeitgeber Ergo-Fit stellt<br />
jährlich 6.000 bis 7.000 Kardiound<br />
Kraftgeräte her. Zum Einsatz<br />
kommen die Trainingsgeräte in Fit -<br />
nessstudios, Arztpraxen, bei Physiotherapeuten<br />
und in Reha-Kliniken.<br />
In einer Reha-Klinik ist Eileen<br />
auch erstmals mit den Produkten<br />
ihres Arbeitgebers in Berührung gekommen.<br />
Ihr Vater verbrachte nach<br />
einer Erkrankung einige Zeit in der<br />
Rehabilitation. Dort fielen Eileen die<br />
Hightech-Geräte mit dem Schriftzug<br />
„Ergo-Fit“ auf. „So habe ich einen<br />
,Girls Day‘ genutzt, um mir das<br />
Unternehmen von innen anzuschauen“,<br />
erzählt sie. Den Schnuppertag<br />
verbrachte sie in der Fertigung und<br />
im Technischen Büro. „Gemeinsam<br />
mit einer Kollegin habe ich die technische<br />
Zeichnung für einen Stepper<br />
erstellt“, erinnert sich Eileen.<br />
Drei Jahre später ist das Technische<br />
Büro von Ergo-Fit Dreh- und<br />
Angelpunkt ihres Berufslebens: In<br />
zwei Büros arbeiten hier insgesamt<br />
sieben Menschen – zwei Ingenieure,<br />
vier Technische Zeichnerinnen und<br />
die Auszubildende Eileen. „Wir erstellen<br />
nach Angaben der Konstrukteure<br />
Zeichnungen, die dann Grundlage<br />
für die Kollegen in der Fertigung<br />
sind“, erklärt Eileen. Die Produktpalette<br />
von Ergo-Fit umfasst mehr<br />
als 40 Kraft- und Kardiogeräte.<br />
Änderungen an den Geräten gibt<br />
es immer wieder. „Auslöser können<br />
Normänderungen oder Kundenrückmeldungen<br />
sein“, sagt Eileen. Das<br />
Technische Büro erstellt aber nicht<br />
nur Zeichnungen von kompletten<br />
Foto: MSc<br />
<strong>ferrum</strong> 2 - <strong>2013</strong>
19<br />
service<br />
Geräten, manchmal geht es auch<br />
nur um einzelne Elemente wie ein<br />
Cockpit oder einen Kabelbaum.<br />
Eileen und ihre Kolleginnen sitzen<br />
für diese Arbeiten vor Computern<br />
und Monitoren. Die Zeichnungen<br />
werden alle am Rechner erstellt und<br />
am Ende ausgedruckt.<br />
„Wir arbeiten mit SolidWorks.<br />
Die Software<br />
ermöglicht die Erstellung<br />
von dreidimensionalen<br />
Modellen“, erklärt<br />
die Auszubildende. Die Fachfrau<br />
spricht in diesem Zusammenhang<br />
auch von „CAD-Programm“. Die Abkürzung<br />
steht für „computer-aideddesign“,<br />
zu Deutsch „rechnergestütztes<br />
Konstruieren“.<br />
Vor einigen Jahren noch saßen<br />
Technische Zeichner vor großen<br />
Zeichentischen, wie man sie auch<br />
aus Architekturbüros kennt. Auch<br />
im Technischen Büro von Ergo-Fit<br />
steht noch solch ein Arbeitsmittel.<br />
Vor diesem Zeichentisch hat Eileen<br />
einige Monate verbracht. „Die<br />
erste Aufgabe bestand darin, ein<br />
Flachstahl zu zeichnen“, erinnert<br />
sich Eileen. Es folgten komplexere<br />
Einzelkomponenten. „Die Arbeit am<br />
Zeichenbrett lehrt Sorgfalt“, erklärt<br />
die Auszubildende diese Station. Am<br />
Zeichenbrett sind Korrekturen mit<br />
hohem Aufwand verbunden. „Daher<br />
geht man beim Handzeichnen auch<br />
ganz anders an die Aufgabe heran<br />
und überlegt sich im Vorhinein sehr<br />
gründlich, wie die fertige Zeichnung<br />
aussehen soll.“ Nach vier Monaten<br />
hat Eileen dann den Umgang mit<br />
SolidWorks gelernt. Zudem hat die<br />
Ergo-Fit-Mitarbeiterin eine sechswöchige<br />
Metall-Grundausbildung in<br />
der Lehrwerkstatt absolviert. „Es<br />
ist wichtig zu wissen, wie die eigene<br />
Arbeit in der Produktion eigentlich<br />
umgesetzt wird. Dafür ist praktische<br />
Erfahrung sehr wichtig“, erklärt<br />
sie.<br />
An ihre erste Zeichnung, die auch<br />
umgesetzt wurde, kann sie sich<br />
»Die Arbeit<br />
am Zeichenbrett<br />
lehrt Sorgfalt.«<br />
noch gut erinnern: „Das war eine<br />
Schweißlehre für die Produktion.“<br />
Momentan arbeitet Eileen daran,<br />
den Verlauf eines Zugseils in einem<br />
Kraftgerät zu verändern. Um solche<br />
Zeichnungen zu erstellen, sind<br />
gute Mathematikkenntnisse und ein<br />
gutes räumliches Vorstellungsvermögen<br />
sowie<br />
technisches Verständnis<br />
notwendig.<br />
Aber auch Team- und<br />
Kommunikationsfähigkeit<br />
sind gefragt. Oftmals kommt<br />
eine Zeichnung aus der Produktion<br />
zurück mit der Bitte um Änderungen“,<br />
erklärt Eileen. Ein anderer typischer<br />
Fall sei, dass der Vertrieb eine<br />
Anregung vom Kunden mitbringe,<br />
die dann mit den Konstrukteuren<br />
besprochen werde. „Die Zeichnung<br />
setzen wir dann um.“<br />
Und angehende Technische Zeichner<br />
sollten eine weitere Eigenschaft<br />
mitbringen: Sorgfalt. „Unsere Maßeinheiten<br />
sind Millimeter und bei<br />
Oberflächen Mikrometer“, sagt Eileen.<br />
13 Mikrometer sind oftmals<br />
die gerade noch tolerierte Abweichung.<br />
Zum Vergleich: Ein menschliches<br />
Haar ist zwischen 15 und<br />
20 Mikrometer dick – oder besser<br />
dünn. Das sorgfältige und exakte<br />
Arbeiten scheint für die ruhige Frau<br />
kein Problem darzustellen. „Die Tätigkeit<br />
macht mir Spaß. Und der Beruf<br />
ist so, wie ich ihn mir vorgestellt<br />
habe“, sagt Eileen. Und was ebenso<br />
wichtig sei: Die Arbeit bei Ergo-Fit<br />
gefalle ihr sehr gut. Mit den Produkten<br />
ihres Arbeitgebers hat sie mittlerweile<br />
auch in der Freizeit zu tun.<br />
Eileen geht in ein Fitnessstudio, das<br />
seine Geräte von Ergo-Fit bezieht.<br />
zeit noch nicht: „Erst mal will ich<br />
meine Ausbildung gut abschließen.<br />
Dann sehe ich weiter.“<br />
das berufsbild<br />
VIDEO<br />
Wenn die junge Frau 2014 ihre Prüfung<br />
ablegt, hat sie anschließend verschiedene<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten.<br />
Eileen könnte noch eine<br />
Technikerausbildung anschließen oder<br />
mit Fachhochschulreife studieren<br />
gehen. Welche Weichen Eileen in<br />
Zukunft stellen wird, weiß sie derauf<br />
www.<strong>ferrum</strong>-magazin.de<br />
2011 wurde die Berufsausbildung<br />
zum Technischen Zeichner aus dem<br />
Jahr 1993 neu geordnet und die<br />
Berufsbezeichnung in „Technischer<br />
Systemplaner/Technische Systemplanerin“<br />
geändert. Die neue Ausbildung<br />
wird nicht mehr in fünf, sondern in drei<br />
Fachrichtungen angeboten. Die Inhalte<br />
von drei bisherigen Fachrichtungen<br />
des Berufs Technischer Zeichner –<br />
„Heizungs-, Klima- und Sanitärtechnik“,<br />
„Stahl- und Metallbautechnik“ sowie<br />
„Elektrotechnik“ – wurden in die neue<br />
Ausbildungsordnung übernommen; die<br />
bisherigen Fachrichtungen „Maschinenund<br />
Anlagentechnik“ sowie „Holztechnik“<br />
wurden in den ebenfalls neu geordneten<br />
Ausbildungsberuf Technischer Produktdesigner<br />
integriert.<br />
Die Aufgaben und Tätigkeiten<br />
Technische Zeichner/innen setzen die<br />
Vorgaben von Konstrukteuren in technische<br />
Pläne und Unterlagen um.<br />
Kernkompetenzen, die man während der<br />
Ausbildung erwirbt:<br />
• Bemaßen<br />
• Berechnen<br />
• Beschriften<br />
• Detailkonstruktion<br />
• Entwurf<br />
• Montagepläne anfertigen<br />
• Plotterbedienung<br />
• Stücklisten anfertigen<br />
• Technisches Zeichnen<br />
Weitere Kompetenzen, die für die<br />
Ausübung dieses Berufs bedeutsam<br />
sein können:<br />
• Beschreibungszeichnen<br />
• CAD (Computer Aided Design)-<br />
Systeme anwenden<br />
• Freihandzeichnen<br />
• Funktionspläne anfertigen<br />
• Konstruktion<br />
• Leiterplatten<br />
• Perspektivzeichnen<br />
• Rohrleitungspläne anfertigen<br />
• Schaltpläne anfertigen<br />
• Zeichnungsprüfung<br />
• Zeichnungsverwaltung<br />
Quelle: BERUFENET – ein Angebot der Bundesagentur<br />
für Arbeit – www.berufenet.arbeitsagentur.de<br />
<strong>ferrum</strong> 2 - <strong>2013</strong>
DIE UNTERNEHMEN<br />
DER METALL-<br />
UND ELEKTRO-<br />
INDUSTRIE