ferrum Ausgabe 4-2011 - PfalzMetall
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<strong>ferrum</strong><br />
<strong>Ausgabe</strong> 4-<strong>2011</strong> | seit 1978 | www.<strong>ferrum</strong>-magazin.de<br />
Viele Fragezeichen:<br />
Wohin führt<br />
die Energiewende?<br />
Wirtschaft hautnah<br />
Der Index der Importpreise<br />
steigt im Vorjahresvergleich<br />
um 8,1 Prozent – wo gab<br />
es die größten Preissteigerungen?<br />
Seite 5<br />
Ministerin hautnah<br />
Wirtschaftsministerin Eveline<br />
Lemke im <strong>ferrum</strong>-Interview<br />
zur Bedeutung der M+E-Branche<br />
und zur Energiepolitik<br />
im Land. Seite 8–10<br />
Azubi hautnah<br />
Konstruktionsmechaniker<br />
Marc Dulisch baut Mähdrescher<br />
zusammen – wir<br />
stellen ihn und sein Aufgabengebiet<br />
vor. Seite 18/19
Shooting-Star „Internet“<br />
Im vergangenen Jahr surften 43 Prozent der Deutschen<br />
täglich im Internet – im Jahr 2000 waren<br />
es erst 10 Prozent. Die Steigerungsraten reichen<br />
dennoch „nur“ zu Platz vier im Ranking der täglichen<br />
Mediennutzung – hinter Fernsehen, Hörfunk<br />
und Tageszeitung! Mit der Reichweite ist auch die<br />
Nutzungsdauer gestiegen.<br />
So verbrachte im Jahr 2000 jeder User im Schnitt<br />
13 Minuten täglich im Internet – 2010 aber schon<br />
83 Minuten. Das Netz hat sich schneller entwickelt<br />
als jedes andere Medium. Die alteingesessenen<br />
Konkurrenten sehen daher ihre Interessenten abwandern.<br />
Dabei wirkt sich das Internet auf jedes<br />
Medium anders aus.<br />
Jahr 2010 2000<br />
So viele nutzten täglich diese Medien<br />
Jahr 2010 2000<br />
Nutzungsdauer in Minuten pro Tag<br />
Jahr 2010 2000<br />
Nutzungsdauer der bis 29-Jährigen in Minuten pro Tag<br />
Ich glotz TV:<br />
Mediennutzung<br />
und Reichweite in<br />
Deutschland 2010,<br />
Personen ab<br />
14 Jahren.<br />
Montag bis Sonntag,<br />
5:00 bis 24:00 Uhr.<br />
Andere Medien:<br />
Zeitschriften,<br />
Bücher, Video/DVD.<br />
Fernsehen 86 % 85 %<br />
Hörfunk 79 % 85 %<br />
Tageszeitung 44 % 54 %<br />
Internet 43 % 10 %<br />
Andere Medien 36 % 39 %<br />
CD/LP/MC/MP3 25 % 21 %<br />
Fernsehen 220 185 Fernsehen 151 180<br />
Hörfunk 187 206 Internet 144 25<br />
Internet 83 13 Hörfunk 136 173<br />
CD/LP/MC/MP3 35 36 CD/LP/MC/MP3 80 73<br />
Andere Medien 35 32 Andere Medien 42 36<br />
Tageszeitung 23 30 Tageszeitung 10 16<br />
Insgesamt 583 502 Insgesamt 563 503<br />
© <strong>ferrum</strong>-Grafik, Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln, ARD/ZDF, <strong>2011</strong>
<strong>ferrum</strong> 4-<strong>2011</strong> 3<br />
editorial | inhalt<br />
Fragezeichen<br />
Wissen Sie, was beim Segeln eine „Wende“<br />
ausmacht? Im Gegensatz zur „Halse“ findet sie<br />
– zumindest zeitweise – gegen den Wind statt.<br />
Insofern ist es sprachlich absolut treffend, im<br />
Zusammenhang des Atomausstiegs von einer<br />
„Energie-Wende“ zu sprechen. Denn Gegenwind<br />
hat es bei diesem Manöver ganz ordentlich<br />
gegeben.<br />
Nun aber stellt sich die Frage: Wohin führt uns die Energiewende?<br />
Und da wird das Bild dann doch wieder etwas unscharf:<br />
Denn genau dorthin, wo wir hergekommen sind, führt sie<br />
uns ja wahrlich nicht. Und das ist das Problem: Viel zu viele<br />
Fragezeichen stehen hinter dem neuen Kurs. Was werden die<br />
erneuerbaren Energien auffangen können? Wie groß sind die<br />
Einsparpotenziale wirklich? Wie schnell werden leistungsfähige<br />
neue Stromspeicher-Techniken entwickelt werden können?<br />
Der Segler spricht von einer „Q-Wende“, wenn er hinterher<br />
nicht wieder genau den Ausgangspunkt ansteuert und dabei den<br />
Ausgangskurs kreuzt. Wir müssen aufpassen, dass wir in einigen<br />
Jahren im Zusammenhang mit der Energiewende nicht von einem<br />
„Kuh-Handel“ sprechen …<br />
<br />
<br />
<br />
seit 1978 | www.<strong>ferrum</strong>-magazin.de<br />
impressum<br />
Beste Grüße,<br />
Marcel Speker<br />
<strong>ferrum</strong>@pfalzmetall.de<br />
Herausgeber: PFALZMETALL, Friedrich-Ebert-Straße 11–13, 67433 Neustadt ISSN 0170 -7000<br />
Internet: www.pfalzmetall.de Redaktion: Marcel Speker (verantwortlich) Grafik & Layout: Christina<br />
Saroulidou Anschrift der Redaktion: <strong>ferrum</strong>-Redaktion, Hindenburgstraße 32, 55118 Mainz,<br />
Telefon 0 61 31/55 75 31, Fax 0 61 31/55 75 39, E-Mail: <strong>ferrum</strong>@pfalzmetall.de<br />
Erscheinungsweise: 6 x jährlich Bezugspreis: Die Finanzierung erfolgt aus Mitgliedsbeiträgen.<br />
Die zur Abwicklung des Vertriebs erforderlichen Daten werden nach den Bestimmungen des<br />
Bundesdaten schutzgesetzes verwaltet. Verlag: Dr. Curt Haefner-Verlag GmbH, Dischingerstraße 8,<br />
69123 Heidelberg Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen.<br />
Bildnachweis: Bildnachweis: Titelbild (Fotomontage): Wolf Müller-Funke (www.kaiserberg-studios.de),<br />
S. 2: iStockphoto; S. 3: Joseph Vögele AG; S. 4: Peter Kirchhoff/pixelio.de, iStockphoto, Herbert<br />
Käfer/pixelio.de; S. 5: Gesamtmetall, CDU, iStockphoto; S. 6: Wolf Müller-Funke; S. 7: iStockphoto,<br />
IW Köln; S. 8: Wirtschaftsministerium RLP, Rainer Sturm/pixelio.de; S. 10: Wirtschaftsministerium<br />
RLP; S. 11: Linzmeier-Mehn; S. 12: Daimer AG; S. 13: Keiper GmbH, Daimler AG; S. 14: John<br />
Deere, Stiftung <strong>PfalzMetall</strong>; S. 15: KSB AG; S. 16: Siemens Turbomachinery Equipment GmbH,<br />
iStockphoto; S. 17: Joseph Vögele AG, Marcel Speker; S. 18: Marcel Speker<br />
wirtschaftsnews<br />
| Arbeitskosten steigen<br />
| Immer weniger Rheinland-Pfälzer<br />
| 38 Prozent der Beschäftigten im Mittelstand<br />
| Kannegieser widerspricht Behauptungen<br />
zum Fachkräftemangel<br />
| Importpreise gestiegen<br />
Seite 4–5<br />
top-thema:<br />
Wohin führt die Energiewende?<br />
| Viele Fragezeichen<br />
| Experten erwarten höhere Strompreise<br />
| Die Kernthesen<br />
| Atomausstieg wird teuer<br />
| Interview mit Wirtschaftsministerin<br />
Eveline Lemke<br />
| Sichere Stromversorgung ohne Atomstrom?<br />
Seite 6–11<br />
nahaufnahme<br />
| Ein Meilenstein mit dem neuen Actros<br />
| Übernahme vollzogen<br />
| 5.000 Auszubildende im Wörther-Werk<br />
| Junge Ingenieure wollen Trecker bauen<br />
| Stiftung <strong>PfalzMetall</strong> unterstützt Jugenddorf<br />
| Pfälzer Wasserspiele in Paris<br />
| Edelstahl-Riesen für Katar<br />
| Jede Antwort bares Geld<br />
| Mit tschechischem Bier zum Turniersieg<br />
| Baustelle im Paradies<br />
| Melanie Geißlers Polenfahrt-Podcast<br />
Seite 12–17<br />
service<br />
| <strong>ferrum</strong>-Serie: M+E-Ausbildungsberuf<br />
Konstruktionsmechaniker<br />
Seite 18–19
Arbeitskosten steigen wieder<br />
Nachdem sich die Arbeitskosten im deutschen Produzierenden Gewerbe krisenbedingt im Rückwärtsgang<br />
bewegten, sind sie zuletzt wieder gestiegen, berichtet das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. So<br />
musste ein Arbeitgeber 2010 in Westdeutschland für eine Vollzeitkraft im Schnitt 56.700 Euro aufwenden –<br />
das waren 4 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Das Kostenplus ist vor allem dadurch bedingt, dass die Unternehmen<br />
aufgrund des Wirtschaftsaufschwungs ihre Mitarbeiter wieder voll einsetzen und weniger Kurzarbeit<br />
praktizieren. So erhöhte sich die bezahlte Arbeitszeit je Vollzeitbeschäftigten in den alten Bundesländern im<br />
vergangenen Jahr um 2,4 Prozent. 2009 hatte es aufgrund der Finanz- und Konjunkturkrise noch<br />
einen Rückgang der bezahlten Arbeitszeit von knapp 4 Prozent gegeben.<br />
Peter Kirchhoff/pixelio.de<br />
Bevölkerungsentwicklung:<br />
Immer weniger Rheinland-Pfälzer<br />
Die Zahl der in Rheinland-Pfalz lebenden Menschen<br />
lag Ende vergangenen Jahres noch knapp über der<br />
Vier-Millionen-Grenze. Die Bevölkerungsfortschreibung<br />
des Statistischen Landesamtes in Bad Ems wies zum<br />
Jahresende 4.003.745 Personen mit Hauptwohnsitz in<br />
Rheinland-Pfalz aus. Im Verlaufe des Jahres 2010 sank<br />
die Bevölkerungszahl um rund 9.000.<br />
1987 bis 2004 war die Bevölkerungsentwicklung noch<br />
durch einen stetigen Aufwärtstrend gekennzeichnet.<br />
Die Vier-Millionen-Grenze wurde 1996 überschritten,<br />
und Ende 2004 war mit 4.061.105 Menschen die<br />
höchste Bevölkerungszahl in der Geschichte des Landes<br />
zu verzeichnen. Seither weist die Bevölkerungszahl einen<br />
rückläufigen Trend auf. Ein im Gegensatz zum Vorjahr<br />
positiver Wanderungs saldo von 2.839 Personen reichte<br />
jedoch bei weitem nicht aus, den negativen Trend in der<br />
natürlichen Bevölkerungsbewegung (31.574 Geburten<br />
bei 43.465 Sterbefälle) auszugleichen.<br />
38 % der Beschäftigten<br />
arbeiten im Mittelstand<br />
Der Mittelstand hat sich nach Berechnungen<br />
des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in<br />
Köln im vergangenen Jahrzehnt einmal mehr<br />
als stabile Größe des heimischen Arbeitsmarkts<br />
erwiesen. Seit 1999 sei die Zahl der sozialversicherungspflichtigen<br />
Arbeitnehmer in Unternehmen<br />
mit 50 bis 499 Mitarbeitern um 6,5 Prozent<br />
auf 10,5 Millionen gestiegen, berichtet<br />
das Institut. In Kleinbetrieben mit weniger als<br />
50 Beschäftigten und in Großbetrieben seien<br />
dagegen im selben Zeitraum jeweils mehr als<br />
2 Prozent der Arbeitsplätze verloren gegangen.<br />
Insgesamt sei der Anteil des Mittelstands an der<br />
Beschäftigung deutschlandweit von 36 Prozent<br />
im Jahr 1999 auf 38 Prozent im Jahr 2010<br />
gestiegen, heißt es weiter. Dabei hätten Kleinbetriebe<br />
zuletzt 41 und Großbetriebe 21 Prozent<br />
der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer<br />
beschäftigt. Insgesamt gab es Mitte vergangenen<br />
Jahres 27,7 Millionen sozialversicherungspflichtige<br />
Beschäftigungsverhältnisse.<br />
Herbert Käfer/pixelio.de
<strong>ferrum</strong> 4-<strong>2011</strong> 5<br />
wirtschaftsnews<br />
Kannegiesser contra Merkel:<br />
Behauptungen zum Fachkräftemangel sind eine „Zumutung“<br />
Der Präsident des Arbeitgeberverbands<br />
Gesamtmetall,<br />
Martin Kannegiesser,<br />
begrüßt, dass<br />
sich die Bundesregierung<br />
des Themas<br />
Fachkräftemangel<br />
annimmt: „Es ist richtig, die<br />
Bekämpfung von Fachkräftemangel<br />
jetzt anzugehen. Wenn die Zahl der<br />
Fachkräfte nicht mehr ausreicht,<br />
stoßen unsere Unternehmen an<br />
eine Wachstumsgrenze.“ Er widersprach<br />
gleichzeitig der Behauptung<br />
der Bundeskanzlerin, Unternehmen<br />
in Deutschland böten jungen<br />
Menschen keine Perspektive und<br />
würden Fachkräfte aus dem Ausland<br />
zur Lohnsenkung holen wollen. „Eine<br />
solche Bemerkung empfinde ich gerade<br />
in unserer Technologiebranche<br />
als Zumutung. Die industriellen Arbeitsplätze<br />
in Deutschland gehören<br />
zu den bestbezahlten und attraktivsten<br />
Arbeitsplätzen weltweit. Junge<br />
Menschen finden in der Metall- und<br />
Elektroindustrie hervorragende<br />
Arbeitsbedingung<br />
und eine<br />
langfristige Berufsperspektive“,<br />
so<br />
Kannegiesser.<br />
GANZE MELDUNG<br />
auf www.<strong>ferrum</strong>-magazin.de<br />
Importpreise um 8,1 Prozent gestiegen<br />
Im Mai <strong>2011</strong> lag der Index der Einfuhrpreise nach Angaben des Statistischen Bundesamtes<br />
(Destatis) um 8,1 Prozent über dem Vorjahresstand. Im Vergleich zum Vormonat<br />
April <strong>2011</strong> fiel der Einfuhrpreisindex um 0,6 %. Jenseits dieser gesamtwirtschaftlichen<br />
Durchschnittsbetrachtung gab es bei einzelnen Rohstoffen deutlich größere Ausschläge.<br />
Die auffälligsten Preisentwicklungen von Mai 2010 bis Mai <strong>2011</strong> zeigt unsere TOP 5:<br />
1. 2. 3.<br />
1. Getreide: +69,2 %<br />
2. Eisenerz: +49,1 %<br />
3. Rohöl: +35,2 %<br />
4. Düngemittel: +31,7 %<br />
5. Rohkupfer: +13,5 %<br />
4. 5.<br />
GANZE MELDUNG<br />
QUIZ<br />
auf www.<strong>ferrum</strong>-magazin.de
6 <strong>ferrum</strong> 4-<strong>2011</strong><br />
top-thema<br />
Viele Fragezeichen:<br />
Wohin führt die<br />
Energiewende?<br />
Der Reaktorunfall in Japan im März <strong>2011</strong> hat die<br />
Diskussion in Deutschland um die Risiken der<br />
Kernenergie und die weitere Nutzung erneut<br />
entfacht. Nachdem mit dem Energie konzept der<br />
Bundesregierung 2010 eine Verlängerung der<br />
Laufzeiten beschlossen wurde, verhängte die<br />
Regierung nach dem japanischen Unglück zunächst<br />
ein Moratorium von drei Monaten, und sie hat im Juni<br />
den Ausstieg aus der Kernkraft bis 2022 beschlossen. Dieser beschleunigte<br />
Ausstieg ist mit erheblichen wirtschaftlichen Konsequenzen verbunden.<br />
Erneuerbare Energien können die wegfallenden Kapazitäten kurz- und<br />
mittelfristig nicht ersetzen. Kurzfristig können in Deutschland nur Gas- und<br />
Kohlekraftwerke verstärkt genutzt werden.<br />
Die Kernenergie trug 2010 über 22 Prozent zu der<br />
deutschen Stromerzeugung bei. Zum Ausgleich für den<br />
Ausfall der im Rahmen des Moratoriums abgeschalteten<br />
Kraftwerke müssen kurzfristig rund 5 Prozent des<br />
Stroms durch andere Energiequellen erzeugt werden.<br />
Vorübergehend gibt es nur wenige verfügbare Möglichkeiten,<br />
den ungeplant schnellen Wegfall von wesentlichen<br />
Anteilen der Stromerzeugungskapazitäten aus<br />
Kernkraftwerken zu ersetzen.<br />
Experten erwarten höhere Strompreise<br />
Folgen einer Laufzeitverkürzung: Einschätzung von Umweltexperten der<br />
Wirtschaft ¹ Anteil der Zustimmungen zu den genannten Argumenten in Prozent.<br />
Höhere Strompreise 88,4<br />
Höhere Preise für<br />
Kohlendioxid-Zertifikate <br />
Bessere Absatzchancen<br />
(z. B. Technologien zur<br />
Energieerzeugung) <br />
Mehr öffentliche<br />
Energieforschung <br />
Schlechtere<br />
Investitionssicherheit <br />
Sinkende<br />
Wettbewerbsfähigkeit <br />
77,4<br />
68,3<br />
62,0<br />
50,3<br />
43,8<br />
Sinkende Netzstabilität 38,4<br />
© <strong>ferrum</strong>-Grafik, Quelle: ¹ Befragung von 192 Umweltexperten der Wirtschaft im Rahmen des<br />
IW-Umweltexpertenpanels 2/<strong>2011</strong> im April <strong>2011</strong>. Institut der deutschen Wirtschaft Köln<br />
In einer längerfristigen Perspektive entstehen durch die<br />
Verkürzung der Laufzeit von Kernkraftwerken zusätzliche<br />
Ersatzbedarfe für fossile Kraftwerke. Generell steht der<br />
Kraftwerkspark in Deutschland vor erheblichen Veränderungen.<br />
Der anspruchsvolle Ausbau erneuerbarer<br />
Energien wird zu einem zunehmenden Anteil an der<br />
Stromerzeugung führen. Ein beschleunigter Ausstieg<br />
aus der Kernenergie erfordert zusätzlich genutzte<br />
und neue Kapazitäten zur Stromerzeugung, sofern es<br />
nicht zu einem – nicht zu erwartenden – starken<br />
Rückgang der Stromnachfrage kommt. Diese<br />
Kapazitäten können den Weiterbetrieb alter<br />
und weniger effizienter Kraftwerke erfordern,<br />
die durch den Bau zusätzlicher Kapazitäten gedeckt<br />
werden oder aus dem Ausland kommen.<br />
Im Zuge der Abschaltung von Kernkraftwerken<br />
im Rahmen des Moratoriums der Bundesregierung<br />
kam es bereits zu einer Umkehrung<br />
der bisherigen deutschen Außenhandelsbilanz<br />
mit Strom. Deutschland importiert seit Mitte<br />
März <strong>2011</strong> größtenteils mehr Strom, als es<br />
exportiert und kann bei einem Ausstieg aus der<br />
Kernenergie zum Nettoimporteur von Strom<br />
werden, nachdem einige Jahre ein Exportüberschuss<br />
bestand.<br />
Erneuerbare Energien können nur begrenzt<br />
diesen Rückgang ausgleichen. Entsprechend<br />
den aktuellen Szenarien, die für das Bundesumweltministerium<br />
berechnet wurden, wird sich
<strong>ferrum</strong> 4-<strong>2011</strong> 7<br />
top-thema<br />
Kernthesen<br />
¤2010 trug die Kernkraft 22 Prozent zur<br />
deutschen Stromerzeugung bei<br />
¤erneuerbare Energien können die wegfallenden<br />
Kapazitäten zunächst nicht ersetzen<br />
¤Deutschland importiert seit März <strong>2011</strong><br />
größtenteils mehr Strom, als es exportiert<br />
¤ein starker Rückgang der Stromnachfrage<br />
ist nicht zu erwarten<br />
die installierte Leistung von Strom aus Wind, Photovoltaik,<br />
Biomasse und Erdwärme sehr positiv entwickeln.<br />
Von 51.000 MW im Jahr 2010 wird ein Anstieg auf<br />
105.000 MW (ohne Wasser) im Jahr 2020 und<br />
136.000 MW im Jahr 2030 erwartet. Die Schwerpunkte<br />
liegen dabei auf der Windenergie, die von<br />
28.000 MW über 46.000 MW auf 63.000 MW ansteigt,<br />
und bei der Photovoltaik mit einem Anstieg von<br />
17.000 MW über 50.000 MW auf 62.500 MW.<br />
Deutlich langsamer entwickelt sich jedoch die gesicherte<br />
Leistung. Ein wesentlicher Grund hierfür liegt in dem<br />
hohen Anteil der Photovoltaik, der nur mit 1,0 % der<br />
installierten Leistung als gesichert gilt. Die gesicherte<br />
Leistung aus erneuerbaren Energien (ohne Wasser)<br />
steigt von 8.500 MW auf 13.000 MW in 2020 und<br />
16.500 MW in 2030. Eine noch deutlich schnellere<br />
Steigerung der gesicherten Leistung erneuerbarer<br />
Energieträger würde in so großem Umfang neue Windund<br />
Sonnenkapazitäten erfordern, sodass die finanziellen<br />
Belastungsgrenzen aus dem Erneuerbare-Energien-<br />
Gesetz kaum noch tragbar wären. Ein direkter Ersatz<br />
von Kernkraftwerken durch Wind- und Solaranlagen über<br />
die bestehenden Ausbauszenarien hinaus ist somit keine<br />
realistische Alternative.<br />
Die neuen Ausgangsbedingungen erfordern eine Neuauflage<br />
des Energiekonzepts. Zu den wichtigsten Elementen<br />
dieser Neuauflage gehören:<br />
• Es muss eine konsistente Konzeption für den Ersatz<br />
bestehender Kernkraftwerke durch dauerhaft verfügbare<br />
Energie vorliegen.<br />
IW-Trends<br />
Dr. Hubertus Bardt<br />
Wirtschaftliche Folgen eines beschleunigten Kernenergieausstiegs<br />
in Deutschland. IW-Trends – Vierteljahresschrift zur<br />
empirischen Wirtschaftsforschung aus dem Institut der<br />
deutschen Wirtschaft Köln, 38. Jahrgang, Heft 2/<strong>2011</strong>;<br />
ISSN 0941-6838.<br />
• Eine klare Berechnung der Kosten der Umgestaltung<br />
der Energieerzeugung inklusive einer Regelung der<br />
Verteilung entsprechender Kosten ist erforderlich.<br />
Dazu gehören besonders verbesserte Ansätze zur Reduktion<br />
der Erzeugungskosten erneuerbarer Energien,<br />
eine weitere Reduktion der Fördersätze nach dem<br />
Erneuerbare-Energien-Gesetz und eine Deckelung der<br />
<strong>Ausgabe</strong>n.<br />
• Die Entlastung energieintensiver Unternehmen von im<br />
europäischen Vergleich hohen Stromkosten sowie von<br />
hohen Steuern und weiteren Abgaben ist notwendig,<br />
um die Produktion der energieintensiven Branchen<br />
in Deutschland weiterhin zu ermöglichen.<br />
• Die europäischen Strommärkte müssen weiter zusammenwachsen.<br />
Das gilt für die Import- und Exportmöglichkeiten<br />
von Strom ebenso wie für die Förderung<br />
erneuerbarer Energien.<br />
• Der Ausbau der Netzinfrastruktur ist zwingend erforderlich,<br />
um den Ausbau der erneuerbaren Energien<br />
für die großen Stromverbrauchszentren nutzbar zu<br />
machen.<br />
GANZE STUDIE<br />
auf www.<strong>ferrum</strong>-magazin.de<br />
Atomausstieg wird teuer<br />
Der Atomausstieg könnte nach Berechnungen<br />
des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW)<br />
zwischen 35 und 74 Milliarden Euro, im Mittel<br />
also 55 Milliarden Euro, kosten. Die Höhe der<br />
Kosten hänge davon ab, ob die fehlenden Strommengen<br />
durch Kohle oder Gas ersetzt und in<br />
alten oder neuen Kraftwerken erzeugt werden.<br />
Die Zusatzkosten verteilen sich auf mehrere<br />
Betroffene: „Zuerst werden die Stromversorger<br />
zur Kasse gebeten, die ihre Stromkontrakte zu<br />
Großhandelspreisen kaufen“, erklärt das IW Köln.<br />
Diese stiegen schon direkt nach dem Moratorium<br />
im März um gut 10 Prozent. Privathaushalte<br />
seien von kurzfristigen Schwankungen zwar nicht<br />
betroffen – sollte der Großhandelspreis jedoch<br />
länger hoch bleiben, würden auch sie zur Kasse<br />
gebeten, denn die Versorger werden einige ihrer<br />
Zusatzausgaben auf die Endverbraucher umlegen.<br />
VIDEO<br />
auf www.<strong>ferrum</strong>-magazin.de
8 <strong>ferrum</strong> 4-<strong>2011</strong><br />
top-thema<br />
<strong>ferrum</strong>-Interview mit<br />
Wirtschaftsministerin Eveline Lemke<br />
»Niemand erwartet unwirtschaftliche<br />
Umweltinvestitionen von den<br />
Unternehmen.«<br />
<strong>ferrum</strong>: Die M+E-Industrie in<br />
Rheinland-Pfalz hat eine besondere<br />
Bedeutung für unseren<br />
Wirtschafts standort. Die Branche<br />
erwirtschaftet ein Drittel des<br />
industriellen Umsatzes und ist<br />
Arbeitgeber für rund 120.000<br />
Menschen. Wie erleben Sie die<br />
M+E-Industrie im Lande?<br />
Eveline Lemke: Für mich steht auch<br />
aus eigener Anschauung fest, dass<br />
die Branche gerade in Rheinland-<br />
Pfalz sehr vielfältig, innovativ und<br />
insbesondere mittelständisch strukturiert<br />
ist. Dennoch oder gerade<br />
deswegen ist sie sehr erfolgreich auf<br />
den Märkten der Welt zuhause.<br />
Den mir in dem Zusammenhang bei<br />
diversen Gelegenheiten bislang wiederholt<br />
angebotenen konstruktiven<br />
Dialog werde ich gern aufgreifen oder<br />
fortführen. Auch ich stehe für einen<br />
Schulterschluss zwischen Arbeitgebern,<br />
Gewerkschaften und Politik.<br />
<strong>PfalzMetall</strong>-Präsident Dr. Kulenkamp<br />
sagte jüngst zurecht, dass dieser<br />
Schulterschluss dazu beigetragen<br />
hat, dass wir die hinter uns liegende<br />
Krise doch alles in allem recht<br />
glimpflich gemeinsam durchgestanden<br />
haben.<br />
<strong>ferrum</strong>: Die Verkehrspolitik ist<br />
natürlich immer auch gleichzeitig<br />
ein wirtschaftsnahes Thema.<br />
Wie schätzen Sie die verkehrliche<br />
Situation in Rheinland-Pfalz ein?<br />
»Konstruktiven<br />
Dialog fortführen.«<br />
Eveline Lemke: Natürlich ist auch<br />
die individuelle Nutzung des Automobils<br />
in einem Flächenland wie<br />
Rheinland-Pfalz, insbesondere in den<br />
ländlichen Regionen, von zentraler<br />
Bedeutung zur Sicherstellung der<br />
Mobilität im Lande. Dies gilt aber in<br />
gleichem Maße auch für den ÖPNV<br />
oder den Verkehr auf Schiene und<br />
Wasserstraßen. Anderweitig ist der<br />
Personen- und Gütertransport nicht<br />
darstellbar. Ich möchte allerdings mit<br />
der Neuausrichtung meines Ministeriums<br />
unter Anwendung beispielsweise<br />
auch neuer Technologien künftig<br />
verstärkt auf eine zunehmende<br />
Entlastung der Straßen und der Umwelt<br />
hinarbeiten, sprich die negativen<br />
Folgen des in weiten Teilen durchaus<br />
notwendigen Automobilverkehrs auf<br />
ein Minimum reduzieren.<br />
<strong>ferrum</strong>: Ein besonderer Schwerpunkt<br />
der M+E-Industrie im Lande<br />
liegt, neben dem Maschinenbau,<br />
bei den Fahrzeugbauern und deren<br />
Zulieferern. Allein aus den vielen<br />
Einzelteilen, die in Rheinland-Pfalz<br />
produziert werden, ließe sich wohl<br />
ein ganzes Auto bauen.<br />
Wie stehen Sie zum Auto und zur<br />
Autoindustrie im Land?
<strong>ferrum</strong> 4-<strong>2011</strong> 9<br />
top-thema<br />
Rainer Sturm/pixelio.de<br />
Eveline Lemke: Die rheinland-pfälzischen<br />
Automobilhersteller bzw.<br />
-zulieferer besitzen eine enorme Bedeutung<br />
für die derzeit insgesamt<br />
recht gute Beschäftigungssituation<br />
in Rheinland-Pfalz – stellen sie doch<br />
knapp die Hälfte aller M+E-Beschäftigten<br />
in Rheinland-Pfalz. Bekannt<br />
ist aber auch, dass die Automobilindustrie<br />
vor weiteren großen<br />
Umbrüchen steht. Wir wollen die<br />
Unternehmen aktiv begleiten, damit<br />
diese angesichts der Zukunftsthemen<br />
Klimaschutz, Ressourcen- und<br />
Energieeffizienz sowie Fachkräfteund<br />
Ingenieurnachwuchs ihre Wettbewerbs<br />
position auch in Zukunft erhalten<br />
und möglichst ausbauen.<br />
<strong>ferrum</strong>: Im pfälzischen Wörth<br />
liegt das größte LKW-Werk der<br />
Welt. Sie haben sich für ein Testverbot<br />
mit sogenannten Gigalinern,<br />
also überlangen LKW, eingesetzt.<br />
Halten Sie das in diesem Zusammenhang<br />
für ein positives Standort-Signal?<br />
Eveline Lemke: Das Daimler-Werk in<br />
Wörth habe ich zwischenzeitlich bereits<br />
wiederholt aus jeweils durchaus<br />
erfreulichen Anlässen besucht. Die<br />
dort vorhandene Leistungsfähigkeit<br />
und -bereitschaft steht außer Frage.<br />
Auch ich möchte, dass das LKW-<br />
Werk Wörth auf seinem Gebiet seine<br />
bisherige Spitzenstellung halten<br />
kann. Unter anderem die Nähe zur<br />
Universität Kaiserslautern und andere<br />
im dortigen Umfeld vorhandene<br />
technische und wissenschaftliche<br />
Einrichtungen, wie auch das durch<br />
das Land gegründete CVC-Nutzfahrzeug-Cluster<br />
sollen dazu beitragen,<br />
dass dem so bleibt.<br />
Die Entwicklung des Gigaliners, oder<br />
auch so genannter Lang-Lkw´s, ist<br />
dabei nach meiner Einschätzung sicher<br />
nicht von so zentraler Bedeutung<br />
für diesen Standort. In diesem<br />
Zusammenhang hat es nach mehrheitlicher<br />
Meinung bereits in genügendem<br />
Umfange entsprechende<br />
Tests gegeben.<br />
<strong>ferrum</strong>: Eine wesentliche Voraussetzung<br />
in Ihrem Energiekonzept<br />
ist die Steigerung der Energie-<br />
Effizienz in Rheinland-Pfalz. Etwa<br />
ein Drittel weniger Strom soll bis<br />
2030 im Land verbraucht werden.<br />
Viele Unternehmen haben jedoch<br />
bereits bestehende Potenziale in<br />
der Energieeffizienz ausgeschöpft.<br />
Was erwarten Sie konkret von<br />
diesen Unternehmen?<br />
Eveline Lemke: Die von Ihnen angesprochene<br />
Verringerung des Stromverbrauchs<br />
in Rheinland-Pfalz bis<br />
zum Jahr 2030 um circa ein Drittel<br />
soll nicht nur durch Einsparungen<br />
und Effizienzsteigerungen in Industrie<br />
und Gewerbe erzielt werden.<br />
Auch die öffentlichen Verwaltungen<br />
und die privaten Haushalte können<br />
und werden etwa durch den Einsatz<br />
von energieeffizienten Geräten, wie<br />
zum Beispiel Beleuchtung, Kommunikationsgeräten<br />
oder Unterhaltungselektronik,<br />
aber auch beispielsweise<br />
durch den Einsatz Strom sparender<br />
Heizungstechniken hierzu ihren Beitrag<br />
leisten.<br />
<strong>ferrum</strong>: Wo stehen wir da im<br />
Moment? Und was sagen Sie<br />
Unternehmen, denen die Physik unüberwindbare<br />
Hürden setzt? Eisen<br />
schmilzt nun einmal erst bei Temperaturen<br />
weit über 1000 Grad<br />
Celsius und um die zu erreichen<br />
braucht man enorm viel Strom.<br />
»Unsere<br />
Energieziele sind<br />
ambitioniert.«<br />
Eveline Lemke: Im Moment werfen<br />
uns noch Rebound-Effekte bei Effizienzsteigerungen<br />
immer wieder zurück.<br />
Schauen Sie Ihre Stromrechnung an.<br />
Wie viel haben Sie im vergangenen<br />
Jahr eingespart? Steigende Weltmarktpreise<br />
für Energierohstoffe und<br />
ein sich verschärfender Wettbewerb<br />
auf den Weltmärkten lassen unseren<br />
Unternehmen keine Alternative zu weiteren<br />
Investitionen in Energieeinsparund<br />
Energieeffizienztechnologien.<br />
Und was die Physik betrifft: deren<br />
Gesetz können wir sicherlich nicht<br />
außer Kraft setzen, aber wir können<br />
neue Herstellungsverfahren entwickeln,<br />
die mit weniger Energieverbrauch<br />
verbunden sind.<br />
<strong>ferrum</strong>: Was würden Sie Kritikern<br />
entgegnen, die das für einen rheinland-pfälzischen<br />
Wettbewerbsnachteil<br />
auf der Kostenseite halten?<br />
Eveline Lemke: Niemand erwartet<br />
von den rheinland-pfälzischen Unternehmern,<br />
dass sie in Energieeffizienztechnologien<br />
oder neue Herstellungsverfahren<br />
investieren, die un<br />
wirtschaftlich sind.<br />
Entscheidend sind aber die vielfältigen<br />
Chancen, die sich aus der<br />
Energiewende und einer nachhaltiger<br />
Wirtschaftsentwicklung ergeben.<br />
Produkte und Technologien für das<br />
Energiesparen, die Energieeffizienz<br />
sowie die erneuerbaren Energien<br />
eröffnen neue Märkte sowohl in
10 <strong>ferrum</strong> 4-<strong>2011</strong><br />
top-thema<br />
Deutschland als auch für den Export.<br />
Sie gehören zu den Leitmärkten der<br />
Zukunft und bieten damit enorme<br />
neue wirtschaftliche Perspektiven.<br />
Allein für Energieeffizienztechnologien<br />
wird beispielsweise eine Steigerung<br />
des Weltmarktumsatzes von<br />
540 Milliarden Euro 2007 auf rund<br />
1.030 Milliarden Euro im Jahr 2020<br />
prognostiziert.<br />
Dabei ist die Herstellung von Energieeffizienzprodukten<br />
nicht nur auf wenige<br />
Produzenten, Vertriebsunternehmen<br />
und Dienstleister beschränkt,<br />
sondern hat auch positive Effekte in<br />
den klassischen Industrien, so im Maschinen-<br />
und Anlagenbau, aber auch<br />
in der Elektro- und der Elektronikindustrie.<br />
<strong>ferrum</strong>: Ihr Konzept zur Umsetzung<br />
der Energiewende in Rheinland-Pfalz<br />
ist sehr weitgehend.<br />
Innerhalb von gerade einmal<br />
19 Jahren wollen Sie 100 % des<br />
im Land benötigten Stroms bilanziell<br />
aus erneuerbaren Energien<br />
herstellen. 2009 mussten wir laut<br />
Statistischem Landesamt 43 % unseres<br />
Strombedarfs importieren.<br />
Gerade einmal 14,4 % konnten<br />
bislang durch erneuerbare Energien<br />
gedeckt werden. Wie möchten<br />
Sie Ihr Konzept umsetzen?<br />
Eveline Lemke: Im Koalitionsvertrag<br />
hat die rot-grüne Landesregierung<br />
hinsichtlich der Umsetzung einer<br />
bilan ziellen Eigenversorgung des<br />
Landes mit regenerativ erzeugtem<br />
Strom die notwendigen Maßnahmenschwerpunkte<br />
benannt. So soll unter<br />
anderem bis 2020 die Stromerzeugung<br />
aus der Windkraft von derzeit<br />
circa 1,7 Mrd. auf circa 8,5 Mrd.<br />
Kilowattstunden verfünffacht werden.<br />
Die Photovoltaik soll bis 2020<br />
über 2 Mrd. Kilowattstunden zur<br />
rheinland-pfälzischen Stromerzeugung<br />
beitragen. Setzen wir diese Ausbaudynamik<br />
der erneuerbaren Stromerzeugung<br />
weiter fort und senken wir<br />
unseren Strombedarf durch Energieeinspar-<br />
und -effizienzmaßnahmen um<br />
ein Drittel ab, können wir unsere zugegebenermaßen<br />
ambitionierte Zielstellung<br />
für 2030 sicher erreichen.<br />
<strong>ferrum</strong>: Das Statistische Landesamt<br />
hat die in 2009 rückläufige<br />
Stromproduktion auf die<br />
„ungünstigen meteorologischen<br />
und hydrologischen Bedingungen“<br />
zurückgeführt, mit „bundesweit<br />
vergleichsweise geringen Windmengen<br />
und niedriger Wasserführung<br />
der Flüsse“. Was entgegnen<br />
Sie Kritikern, die daraus schließen,<br />
dass sich Rheinland-Pfalz seine Abhängigkeit<br />
von Wasser und Wind<br />
nur deswegen leisten kann, weil in<br />
Frankreich und Osteuropa für den<br />
Notfall ausreichende Atomstrom-<br />
Kapazitäten zur Verfügung stehen?<br />
Zur Person<br />
Eveline Lemke ist seit Mai diesen<br />
Jahres Staatsministerin für Wirtschaft,<br />
Klimaschutz, Energie und Landesplanung<br />
des Landes Rheinland-Pfalz. Ihr bei der<br />
Wahl am 27. März <strong>2011</strong> gewonnenes<br />
Landtagsmandat hat sie mit Übernahme<br />
des Ministeramtes wieder abgegeben.<br />
Zuvor war Lemke Vorstandssprecherin<br />
des Landesverbands Rheinland-Pfalz von<br />
Bündnis 90/Die Grünen.<br />
Eveline Lemke: Die Einbindung von<br />
regenerativ erzeugtem Strom aus<br />
den fluktuierenden Energiequellen<br />
Wind und Sonne in eine sichere<br />
Stromversorgung stellt eine der wesentlichen<br />
Herausforderungen dar,<br />
die in den kommenden Jahren abschließend<br />
gelöst werden müssen.<br />
Erste Ansätze hierzu, wie beispielsweise<br />
die Anbindung von Erneuerbare-Energien-Anlagen<br />
in intelligente<br />
Netzstrukturen oder virtuelle Kraftwerke,<br />
werden bereits in der Praxis<br />
erfolgreich erprobt.<br />
Darüber hinaus werden umfangreiche<br />
Investitionen in die Entwicklung<br />
und den Aufbau von großen Stromspeichereinheiten<br />
notwendig sein, um<br />
fluktuierende Netzeinspeisungen sowohl<br />
in tageszeitlicher als auch jahreszeitlicher<br />
Abhängigkeit verlässlich<br />
ausgleichen zu können.<br />
Auch bei einem weiteren Ausbau<br />
der erneuerbaren Stromerzeugung<br />
in Rheinland-Pfalz wird die Netzstabilität<br />
nicht durch Atomstrom aus<br />
Frankreich oder osteuropäischen<br />
Ländern gewährleistet werden müssen.<br />
Da Atomkraftwerke üblicherweise<br />
in der Grundlast und ohne<br />
schnelle Leistungsmodulationen betrieben<br />
werden, eignet sich dieser<br />
Kraftwerkstyp ohnehin nicht für die<br />
Bereitstellung von Regelenergie.<br />
»Wir wollen die<br />
Energie aus<br />
Windkraft<br />
verfünffachen!«<br />
<strong>ferrum</strong>: Was schlagen Sie stattdessen<br />
vor? Wie soll der Strom<br />
auch bei sonnen- und windarmen<br />
Großwetterlagen verlässlich zur<br />
Verfügung gestellt werden?<br />
Eveline Lemke: Schnell steuerbare<br />
Gaskraftwerke in Verbindung mit der<br />
Erzeugung von EE-Methan durch die<br />
Reduktion von CO² durch Wasserstoff,<br />
der mittels Windstrom durch<br />
Wasser-Elektrolyse erzeugt wird,<br />
können hingegen zukünftig neben<br />
anderen großen Stromspeicheranlagen,<br />
wie Pumpspeicherkraftwerke<br />
oder auch adiabatischen Druckluftspeicheranlagen,<br />
eine großtechnische<br />
Möglichkeit zur Bereitstellung<br />
von Regel-, aber auch Ausgleichsenergie<br />
darstellen.
<strong>ferrum</strong> 4-<strong>2011</strong> 11<br />
top-thema<br />
Dr. Martin Hemming:<br />
Sichere Stromversorgung<br />
ohne Atomstrom?<br />
„Aktuell laufen nur vier von 17 Kernkraftwerken –<br />
Ich könnt es mir einfach machen: Merken Sie was<br />
davon?“ – Dr. Martin Heming, Vorstandsvorsitzender<br />
der SCHOTT Solar AG, sollte beim diesjährigen<br />
<strong>PfalzMetall</strong>-Tag in Neustadt an der Weinstraße den<br />
rund 300 Anwesenden eine Antwort auf die Frage<br />
geben, ob und wie es eine sichere Stromversorgung<br />
ohne Atomstrom geben könne.<br />
Er machte es sich allerdings nicht einfach. So verwies<br />
er zunächst darauf, dass es auch die alarmierenden<br />
Stimmen der Netzbetreiber gebe, die darauf hinweisen,<br />
dass die Reserven in den Netzen aufgebraucht seien. Sie<br />
verweisen auf die zu erwartende höhere Netzbelastung<br />
im Winter. Hemming: „Diese Energiediskussion ist sehr<br />
komplex.“ Hinter dem Thema Energiewende verberge<br />
sich eine ganze Menge mehr, als das Abschalten einzelner<br />
Kraftwerke.<br />
„Wer hat Angst vor der Energiewende?“ fragte der Solar-<br />
Manager rhetorisch in die Runde. Es gehe um eine „wichtige<br />
gesellschaftliche Herausforderung“. Allerdings nicht<br />
nur das – man müsse auch die Chance sehen, die sich für<br />
mittelständische Unternehmen, ganz<br />
besonders auch in der M+E-Industrie,<br />
aus der Energiewende ergeben könne.<br />
Bei den erneuerbaren Energien<br />
stelle sich, so Dr. Martin Hemming,<br />
die Frage, ob man eine zentrale, eine<br />
dezentrale Stromversorgung oder einen<br />
Mix aus beidem wolle. Nun gebe<br />
es endlich die Chance die seit Jahren<br />
betonierten Strukturen aufzubrechen<br />
und für einen funktionierenden Strommarkt<br />
zu sorgen.<br />
port“, erklärte der SCHOTT Solar-Chef. Dennoch redete<br />
er nicht der Sonnenenergie das Wort: „Wir brauchen<br />
einen sinnvollen Mix aus Windkraft, Fotovoltaik, Bioenergie<br />
und Wasserkraft. Jedes hat seine Stärken jedes hat<br />
seine Schwächen – auf die Kombination kommt es an.“<br />
Netze und Speicher seien die beiden Herausforderungen,<br />
die es bei den Energiethemen zu meistern gelte: „Wenn<br />
sich unsere Philosophie, Strom zentral zu erzeugen und<br />
zu verteilen, umkehren wird – und wir sehen heute schon,<br />
dass das passiert – dann müssen wir feststellen, dass<br />
unsere Netze da nicht mehr mitkommen. Wir brauchen<br />
neue Stromleitungen“, stellte er fest.<br />
Die Zahlen gehen ziemlich auseinander – die Bundesnetzagentur<br />
hat vorausgesagt, dass bis 2020 rund<br />
3.600 Kilometer an Hochspannungsleitungen fehlen.<br />
Laut dem Bundeswirtschaftsministerium seien es „nur“<br />
1.100 Kilometer. Unabhängig von der konkreten Zahl<br />
müsse man jedoch wissen, „dass der Bau einer Leitung<br />
in Deutschland im Genehmigungsverfahren ungefähr<br />
zehn Jahre dauert“, so Hemming. Für ihn ist klar: „Wer<br />
„Ja“ zu Erneuerbaren sagt, muss auch „Ja“ zu Stromleitungen<br />
sagen.“<br />
„Der Charme der Erneuerbaren liegt<br />
in der Dezentralität. Wir schlagen<br />
zwei Fliegen mit einer Klappe.<br />
Erstens machen wir uns unabhängig<br />
von Exporten. Zweitens geht physikalisch<br />
weniger Strom in den Leitungen<br />
verloren, weil die Wege kürzer werden<br />
und damit auch die Preise für<br />
den Strom sinken. Schließlich zahlt<br />
der Verbraucher nicht nur für den<br />
Strom, sondern auch für den Trans<br />
»Wer ‚Ja‘ zu Erneuerbaren sagt, muss auch ‚Ja‘ zu Stromleitungen sagen.«
FOTOGALERIE<br />
Daimler:<br />
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Neuer Actros ist ein Meilenstein<br />
VIDEO<br />
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„Er steckt voller Innovationen und Emotionen. Er ist so<br />
umweltschonend wie kein anderer Lkw und will der Beste<br />
sein bei Komfort, Fahrdynamik und Wirtschaftlichkeit.<br />
Er zeigt herausragende Material- und Verarbeitungsqualität,<br />
überzeugt mit den niedrigsten Gesamtkosten<br />
und er sieht darüber hinaus bestechend gut aus.<br />
Bei allen Superlativen ist jedoch das Wichtigste für die<br />
Verantwortlichen bei Mercedes-Benz und für die Kunden:<br />
Er ist erprobt wie nie eine Lkw-Generation zuvor.“ – Die<br />
Verantwortlichen bei Daimler schwärmen in den höchsten<br />
Tönen vom neuen Actros.<br />
Er ist die erste Lkw-Neuentwicklung, die kompromisslos<br />
unter der Prämisse „Trucks you can trust“ erarbeitet<br />
wurde. Das bedeutet unter anderem 2.600 Stunden<br />
Feinarbeit im Windkanal, 50 Millionen Kilometer Erprobung<br />
der Motoren auf Prüfständen und im Fahrbetrieb<br />
sowie 20 Millionen Kilometer des neuen Actros auf der<br />
Straße. Größter Wettbewerber des neuen Actros ist sein<br />
Vorgänger: In 15 Jahren, mehreren Entwicklungsstufen<br />
und mehr als 700.000 Einheiten hat er die Messlatte<br />
für seinen Nachfolger sehr hoch gelegt.<br />
Der neue Actros tritt in große Fußstapfen, aber er beschreitet<br />
mit seinem neuen Konzept einen anderen Weg:<br />
Der neue Premium-Lkw ist in allen Ausführungen kompromisslos<br />
auf den Fernverkehr ausgelegt. Er deckt dort<br />
alle Einsätze ab, die bisher von Actros und Axor mit zwei<br />
Baureihen bedient werden.<br />
Basis des neuen Actros ist ein Baukastensystem speziell<br />
für den Fernverkehrseinsatz. Sieben geräumige Fahrerhäuser,<br />
davon fünf mit einem ebenen Boden. Innovative<br />
Einrichtungsideen wie die Trennung zwischen Arbeits- und<br />
Wohnbereich. Ein neues, gleichermaßen funktionelles<br />
wie attraktives Cockpit, ein neuer durchzugsstarker, sauberer<br />
und extrem wirtschaftlicher Reihensechszylindermotor<br />
mit zusätzlichen Drehmomentreserven, ein neuer<br />
Rahmen und ein dynamisches Fahrwerk, ein nochmals<br />
gesteigertes Sicherheitsniveau – der neue Actros ist ein<br />
Innovationsträger im besten Sinne.<br />
Er ist der erste und bisher einzige Lkw, der konsequent<br />
auf die Abgasstufe Euro VI hin entwickelt wurde.<br />
Er rechnet sich: Sein Kraftstoffverbrauch liegt in der<br />
optionalen Variante nach Euro V rund sechs Prozent<br />
unter dem Vorgängermodell. Bei Euro VI sind es zirka drei<br />
Prozent, ergänzt von einem Rückgang des AdBlue-Verbrauchs<br />
um rund 40 Prozent.<br />
Wartungs- und Reparaturkosten<br />
liegen niedriger als<br />
bisher, abzulesen an günstigen<br />
Servicever trägen.<br />
Unter dem Strich erzielt<br />
der Actros in der jeweiligen<br />
Schadstoffklasse die<br />
niedrigsten Gesamtkosten<br />
im Wettbewerb.
<strong>ferrum</strong> 4-<strong>2011</strong> 13<br />
nahaufnahme<br />
Keiper/Johnson Controls:<br />
Übernahme vollzogen<br />
Johnson Controls, ein weltweit führender<br />
Anbieter automobiler Innenausstattung und<br />
Elektronik, hat die Übernahme der beiden<br />
deutschen Automobilzulieferer Keiper und<br />
Recaro Automotive abgeschlossen.<br />
Die Transaktion wurde durch die Europäische<br />
Kommission in Brüssel genehmigt. Johnson<br />
Controls erwirbt im Rahmen des Kaufs auch eine Lizenz<br />
zur weltweit exklusiven Nutzung der Premium-Marke Recaro<br />
im Automobilbereich.<br />
Nach der Übernahme startet jetzt der Integrationsprozess:<br />
Das eigens installierte Integrationsbüro, in dem<br />
Vertreter aller beteiligten Firmen sitzen, erarbeitet<br />
zeitnah Konzepte für die organisatorische Umsetzung.<br />
Weitreichende Beschäftigungssicherungsverträge für<br />
die Mitarbeiter von Keiper und Recaro Automotive waren<br />
bereits vom bisherigen Eigentümer abgeschlossen worden.<br />
„Der Abschluss des Verkaufs von Keiper und Recaro<br />
Automotive an Johnson Controls ist gleichzeitig Aufbruch<br />
und Abschied“, betonte Martin Putsch, ehemaliger Gesellschafter,<br />
anlässlich des Closings. „Für uns alle ist das<br />
eine wesentliche Veränderung. Die Mitarbeiter richten<br />
GANZE MELDUNG<br />
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sich bereits auf den Wandel in den Unternehmen aus.<br />
Die neue Konstellation wird hervorragende Perspektiven<br />
für die beteiligten Unternehmen und die Belegschaften<br />
eröffnen. Ich bin vom Erfolg der strategischen Positionierung<br />
zusammen mit dem Weltmarktführer Johnson<br />
Controls fest überzeugt.“<br />
Johnson Controls übernimmt weltweit zehn Standorte<br />
von Keiper sowie drei Standorte von Recaro Automotive<br />
mit insgesamt 4.750 Mitarbeitern. Nicht Teil des Geschäftes<br />
sind die Unternehmen Recaro Aircraft Seating,<br />
Recaro Child Safety und Recaro Home, die als Teil einer<br />
neu formierten Recaro Gruppe wie bisher im Besitz der<br />
Putsch Holding, Kaiserslautern, bleiben. Dies gilt auch<br />
für die brasilianische Geschäftseinheit von Keiper. Finanzielle<br />
Details zur Übernahme wurden nicht genannt.<br />
Daimler:<br />
5.000 Auszubildende in Wörth<br />
Es war Feierstunde im Mercedes-<br />
Benz Werk Wörth: Am 16. Juni<br />
wurde der 5.000ste Auszubildende,<br />
der seine Ausbildung in diesem Jahr<br />
im Werk beginnt, im Rahmen des<br />
Berufsanfängertags feierlich geehrt.<br />
Bei der offiziellen Begrüßung der<br />
neuen Auszubildenden waren neben<br />
deren Eltern auch zahlreiche Vertreter<br />
aus Politik und Wirtschaft unter<br />
den rund 450 geladenen Gästen.<br />
Bei der offiziellen Begrüßung durch<br />
Werkleiter Yaris Pürsün betonte er<br />
die große Bedeutung der Ausbildung<br />
für das Werk und die gesamte Region.<br />
„Wir freuen uns, 118 neue<br />
Azubis bei uns im Werk begrüßen zu<br />
dürfen und wünschen allen einen guten<br />
Ausbildungsstart. Die Tatsache,<br />
dass wir heute den 5.000sten<br />
Azubi in der Geschichte des<br />
Werks feiern, zeigt den hohen<br />
Stellenwert, den die Ausbildung junger<br />
engagierter Nachwuchskräfte<br />
bei uns im Werk hat – daran werden<br />
wir nicht nur festhalten, sondern wir<br />
steigern unser Ausbildungsangebot<br />
kontinuierlich“, so Yaris Pürsün, Leiter<br />
Mercedes-Benz Werk Wörth.<br />
Im Anschluss folgte ein Grußwort<br />
der neuen Wirtschaftsministerin des<br />
Landes Rheinland-Pfalz<br />
Eveline<br />
Lemke, die auf<br />
die große Bedeutung<br />
der Nachwuchsförderung<br />
hinwies.<br />
Zudem betonte<br />
sie die Vorzüge<br />
der dualen Ausbildung,<br />
bei der<br />
Theorie und Praxis<br />
kombiniert<br />
werden und die<br />
somit jungen Menschen eine hervorragende<br />
Perspektive für den Berufseinstieg<br />
bietet. Danach überreichten<br />
Eveline Lemke und Werkleiter Yaris<br />
Pürsün Eduard Malzev, der im Herbst<br />
dieses Jahres eine Ausbildung zum<br />
Industriemechaniker im Werk Wörth<br />
beginnt, ein Fahrzeugmodell mit persönlicher<br />
Gravur.
14 <strong>ferrum</strong> 4-<strong>2011</strong><br />
nahaufnahme<br />
John Deere:<br />
Junge Ingenieuren wollen Trecker bauen<br />
Unter angehenden Ingenieuren gehört<br />
Deutschlands größter Landmaschinenhersteller<br />
John Deere als<br />
Arbeitgeber zu den 100 begehrtesten<br />
Adressen. Dies ergab die Studie<br />
„Universum Top 100“, deren Ergebnisse<br />
jetzt in der „Wirtschaftswoche“<br />
veröffentlicht wurden.<br />
„Auf einem derart wettbewerbsträchtigen<br />
Markt für Fach- und<br />
Führungskräfte, der vor allem von<br />
großen Automobilherstellern, klassischen<br />
deutschen Technologie- und<br />
Maschinenbaukonzernen sowie von<br />
Großunternehmen der Elektroindustrie<br />
und Energiewirtschaft dominiert<br />
wird, ist Rang 54 eine ausgezeichnete<br />
Platzierung“, so John Deere<br />
Personal direktor Ingolf Prüfer. „Das<br />
Resultat ist nicht nur das Ergebnis einer<br />
wettbewerbsfähigen Vergütungspolitik,<br />
sondern auch einer Unternehmenskultur,<br />
die auf Talentförderung<br />
bedacht ist und dabei individuelle<br />
Bedürfnisse junger Menschen berücksichtigt.“<br />
Ingenieure beschäftigt das Unternehmen<br />
an seinen sechs deutschen<br />
Standorten vorwiegend in der Fertigung,<br />
der Produkt- und Vorentwicklung<br />
sowie der Forschung. Erst im<br />
vorigen Jahr hatte John Deere sein<br />
europäisches Technologie- und Entwicklungszentrum<br />
(ETIC) in Kaiserslautern<br />
in Betrieb genommen, das<br />
eng mit Hochschulinstituten und anderen<br />
Forschungseinrichtungen der<br />
Region vernetzt ist.<br />
Im Zuge der Universum Top 100-Studie<br />
wurden von Dezember 2010 bis<br />
März <strong>2011</strong> rund 21.500 Studenten<br />
von 106 führenden deutschen Hochschulen<br />
in vier Kategorien nach den<br />
von ihnen begehrtesten Arbeitgebern<br />
befragt.<br />
ie Stiftung <strong>PfalzMetall</strong> unterstützt das CJD Jugenddorf Wolfstein mit einer Spende in Höhe von<br />
D3.000 Euro. Damit unterstützt sie die dortige Ausbildungswerkstatt „Metall“, die Jugendliche in<br />
besonderen Lebenslagen zu einem qualifizierten Abschluss führt. Werner Simon, zweiter Vorsitzender<br />
der Stiftung <strong>PfalzMetall</strong> (Bildmitte), überreichte den Scheck.<br />
VIDEO<br />
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<strong>ferrum</strong> 4-<strong>2011</strong> 15<br />
nahaufnahme<br />
KSB:<br />
Pfälzer Wasserspiele in Paris<br />
Pünktlich zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli konnten die Einwohner<br />
und Besucher in Paris wieder die Wasserspiele des berühmten Trocadéro<br />
gegenüber dem Eiffelturm bestaunen. Während einer mehrjährigen Renovierungsphase<br />
stattete der Betreiber die Fontänenanlage mit KSB-Pumpen aus<br />
Franken thal und Halle aus. Für die Mitarbeiter des KSB-Service, die den Einbau<br />
der Aggregate übernommen hatten, war die Installation keine einfache Aufgabe:<br />
Da der Zugang zur „Pumpengalerie“ unterhalb der Becken zu eng war, mussten<br />
sie jedes einzelne Aggregat zunächst demontieren und anschließend im technischen<br />
Untergrund wieder zusammenbauen.<br />
Das Brunnenbecken mit seinen rund 20 Wasserkanonen sowie die angrenzenden<br />
Gärten und Museen sind Anziehungspunkt für Millionen Touristen und<br />
erholungsbedürftige Pariser. Die Wasserspiele konnten aus technischen<br />
Gründen lange Zeit nur mit „Notprogramm“ betrieben werden.<br />
KSB:<br />
Edelstahl-Riesen für Katar<br />
Einen Auftrag in zweistelliger Millionenhöhe hat der im<br />
pfälzischen Frankenthal ansässige Pumpen- und Armaturenhersteller<br />
KSB erhalten. Bis Ende Juni 2012 liefert<br />
KSB sieben Rohrgehäusepumpen inklusive Motoren<br />
für eine der weltweit größten Meerwasser-Kühlanlagen<br />
in Ras Laffan (Katar). Die Anlage befindet sich rund 80<br />
Kilometer nordöstlich der Stadt Doha am Persischen<br />
Golf. Sie sorgt für die Prozesskühlung einer Gasverflüssigungsfabrik,<br />
mehrerer petrochemischer Werke sowie<br />
einer Entsalzungsanlage.<br />
Die Aggregate ersetzen baugleiche KSB-Pumpen, die bereits<br />
seit 16 Jahren in der Anlage im Einsatz sind. Um<br />
der gestiegenen Nachfrage nach Kühlwasser in der Industriestadt<br />
Ras Laffan nachzukommen, benötigt der Betreiber<br />
heute leistungsstärkere Pumpen. Produziert und<br />
geprüft werden die Aggregate in der neuen Fertigungshalle<br />
für Großprodukte am KSB-Stammsitz Frankenthal,<br />
in die das Unternehmen 40 Millionen Euro investierte.<br />
Die Pumpen sind ausgelegt für<br />
eine Höhe von 18 Metern und ein<br />
Gewicht von 70 Tonnen. Sie werden<br />
aus meerwasserbeständigem<br />
Edelstahl gefertigt und sollen rund<br />
14.000 Kubikmeter in der<br />
Stunde fördern. Die zugehörigen<br />
Hochspannungsmotoren<br />
werden eine Leistung von je<br />
4 Megawatt haben.<br />
KSB hat den Auftrag unter anderem<br />
deshalb erhalten, weil das<br />
Unternehmen die Pumpen in sehr<br />
kurzer Zeit liefern kann. Das erste<br />
Aggregat wird das Frankenthaler<br />
Werk bereits Ende Dezember<br />
dieses Jahres verlassen.
16 <strong>ferrum</strong> 4-<strong>2011</strong><br />
nahaufnahme<br />
Siemens Turbomachinery Equipment:<br />
Jede Antwort war bares Geld wert<br />
Scheckübergabe v.l.n.r.: Volker Neumann, vorsitzender<br />
Geschäftsführer Siemens Frankenthal,<br />
Tobias Fouquet, stellvertretender Geschäftsführer<br />
Kinderhospiz, Gabriele Litzbarski, Standortkommunikation<br />
Siemens Frankenthal.<br />
Die in der Pfalz ansässige Siemens<br />
Frankenthal hat sich dieses Jahr<br />
wieder etwas ganz besonderes ausgedacht,<br />
um ihre Mitarbeiter zur<br />
Beteiligung an der alljährlichen Mitarbeiterbefragung<br />
zu motivieren. Das<br />
grundlegende Prinzip: Je höher die<br />
Beteiligung an der Mitarbeiterbefragung,<br />
desto höher die Spende an<br />
das Kinderhospiz Sterntaler, eine<br />
wichtige soziale Einrichtung für<br />
schwerst- und unheilbar kranke<br />
Kinder und deren Familien.<br />
Das in Dudenhofen liegende Kinderhospiz<br />
bietet eine Rund-um-die<br />
Uhr-Betreuung und Pflege von<br />
Kindern und Angehörigen durch<br />
Schwestern und Krankenpfleger.<br />
Die Betreuung durch Dipl.-Psychologen<br />
und Dipl.-Pädagogen, sowie die<br />
Möglichkeit zum Austausch mit anderen<br />
betroffenen Familien helfen den<br />
Beteiligten mit der Situation umzugehen.<br />
Dank einer großartigen Beteiligung<br />
der Siemensianer, konnte der<br />
Wenn auch Sie das Kinderhospiz Sterntaler in Dudenhofen<br />
unterstützen wollen, spenden Sie an folgendes Konto:<br />
Volksbank Kur- und Rheinpfalz<br />
Konto: 28088<br />
BLZ: 547 900 00<br />
Verwendungszweck: Kinderhospiz Sterntaler<br />
www.kinderhospiz-sterntaler.de<br />
stolze Frankenthaler Geschäftsführer<br />
Volker Neumann an das Kinderhospiz<br />
einen symbolischen Scheck über<br />
einen Betrag von 1.000 Euro überreichen.<br />
„Wir freuen uns sehr über<br />
die Spende. Wir können sie wirklich<br />
gut gebrauchen, denn wir sind<br />
gerade dabei unsere Pflegekapazität<br />
auf 11 Plätze zu erhöhen. Diese<br />
Vergrößerung ist sehr wichtig, denn<br />
viele betroffene Familien wissen in<br />
ihrer Verzweiflung einfach nicht wohin“,<br />
so Tobias Fouquet, stellvertretender<br />
Geschäftsführer<br />
des Kinderhospiz<br />
Sterntaler.<br />
Siemens Turbomachinery Equipment:<br />
Mit tschechischem Bier zum Turniersieg<br />
Es war quasi eine Siemens-Fußball-Weltmeisterschaft,<br />
die jetzt in Frankenthal stattgefunden hat. Sozusagen<br />
ein Vorgeschmack auf die FIFA-Frauenweltmeisterschaft.<br />
Und wie bei den Frauen blieb auch bei dem von Uwe<br />
Schillfahrt und Manfred Sippel von der Siemens Turbomachinery<br />
Equipment GmbH in Frankenthal organisiertem<br />
Turnier letzten Endes eine deutsche Mannschaft sieglos.<br />
Im hochklassigen Finale zwischen den Brno Dragons aus<br />
Tschechien und der TLT Turbo aus Zweibrücken ging es<br />
nach einer mehr als spannenden Regelspielzeit in die<br />
Verlängerung- und ins Neunmeterschießen. Am Ende<br />
konnten sich die Brno Dragons mit 7:6 gegen die starken<br />
Gegner aus Zweibrücken durchsetzen.<br />
Aber auch außerhalb des Spielfeldes konnten die Tschechen<br />
überzeugen: Jede gegnerische Mannschaft erhielt<br />
ein Paket mit zahlreichen kleinen Aufmerksamkeiten wie<br />
tschechisches Bier, Mützen und Schlüsselanhänger. Getoppt<br />
wurde die Stimmung nur noch durch die Siegerehrung:<br />
Nach kurzer Danksagung an die Organisatoren<br />
wurde sowohl der Torschützenkönig, die fairste Mannschaft<br />
und die ersten drei Sieger, als auch alle anderen<br />
Teams mit Urkunde, Wimpel und kleinen „Pfälzer“-Ansteckern<br />
geehrt.<br />
Die Reaktion war ein Zelt voller ausgelassen feiernder<br />
Spieler und Besucher, die gemeinschaftlich sowohl den<br />
Sieg der Tschechen, als auch das gesamte Turnier zelebrierten.<br />
„Das Turnier war wirklich super, es war ein<br />
großartiges Event, Hut ab!“, so Heiko Prigge, einer der<br />
Schiedsrichter. Die Feier ging, mit vielen<br />
externen Mannschaften, die erst am<br />
Sonntag die Heimfahrt aus der Pfalz<br />
antraten, bis in die frühen Morgenstunden<br />
weiter. „Das Turnier war<br />
wirklich toll organisiert und es hat<br />
riesigen Spaß gemacht, das muss<br />
auf jeden Fall wiederholt werden“,<br />
ließ ein Nürnberger Spieler verlauten.<br />
Diese Forderung ist bei den<br />
Or ganisatoren<br />
in Frankenthal<br />
angekommen.
Vögele:<br />
Baustelle „Paradies“<br />
Straßenbau auf den Seychellen erfordert<br />
Improvisationstalent. Dank<br />
der einfachen Bedienung des SU<br />
PER 800 meisterte eine noch unerfahrene<br />
Mannschaft die Herausforderung<br />
spielend und kam mit starken<br />
Steigungen, Haarnadelkurven und<br />
tropischem Klima bestens zurecht.<br />
Praslin, die zweitgrößte Insel der<br />
Seychellen mit rund 6.500 Einwohnern,<br />
ist ein tropisches Paradies mit<br />
weißen Stränden, dichten Urwäldern<br />
und glasklarem Meer. Haupteinnahmequelle<br />
ist der Tourismus, und<br />
zwar auf Luxusniveau. Für ein neues<br />
Fünf-Sterne-Hotel- und Immobilienprojekt,<br />
das rund 400 Menschen Arbeitsplätze<br />
verschaffen wird, musste<br />
nun eine Straße verlegt werden. Sie<br />
beeinträchtigte den Zugang der Resort-Bewohner<br />
zum Meer. Mit dem<br />
Bau der neuen, etwa 1,5 km langen<br />
Straße wurde das südafrikanische<br />
Unternehmen SeyAfriqueExporters<br />
beauftragt. Es wählte einen VÖGELE<br />
Fertiger für die Bauarbeiten aus.<br />
Die Voraussetzungen waren nicht<br />
ganz einfach. Temperaturen zwischen<br />
35 und 40 °C und eine Luftfeuchtigkeit<br />
von über 90 % machten<br />
die Arbeit zu einer körperlichen Belastungsprobe.<br />
Dazu kam die schwierige<br />
Topografie mit Steigungen von<br />
über 20 % und engen Kurven. Kurz,<br />
man brauchte einen Fertiger, der<br />
gleichzeitig leistungsstark und wendig<br />
ist. Mit dem SUPER 800 stand dafür<br />
die ideale Maschine zur Verfügung:<br />
Der Kleinfertiger kann Einbaubreiten<br />
von 0,5 m bis 3,2 m realisieren. Der<br />
asymmetrische Materialbehälter erlaubt<br />
auch in engen Kurven, nah an<br />
den Rand heranzubauen. Dabei sorgt<br />
der 45 kW starke Deutz-Dieselmotor<br />
für zuverlässige Leistung und zügigen<br />
Fortschritt: Bis zu 60 m/min schafft<br />
die Maschine.<br />
Doch nicht nur die Baustelle selbst<br />
war eine Herausforderung. Auf der<br />
nur 12 km langen und 5 km breiten<br />
Insel war auch die Beschaffung<br />
von Mischgut keine leichte Aufgabe.<br />
Keiper:<br />
VIDEO<br />
SeyAfriqueExporters musste eine betagte<br />
mobile Anlage der Regierung<br />
revitalisieren, um ein mit Bitumen<br />
überzogenes Material zu erhalten.<br />
Es entsprach zwar nicht den standardisierten<br />
Anforderungen an Asphalt,<br />
der SUPER 800 konnte aber dennoch<br />
gute Ergebnisse damit erzielen:<br />
Er fertigte daraus mit der Ausziehbohle<br />
AB 200 TV über einem grob<br />
befestigten Unterbau zwei Asphaltschichten.<br />
Die erste Schicht war zwischen<br />
3 und 12 cm dick und diente<br />
dazu, Unebenheiten auszugleichen.<br />
Eine so stark variierende Schichtdicke<br />
ist zwar ungewöhnlich, doch der<br />
Fertiger bewältigte diese Aufgabe<br />
spielend. Als Referenz wurde die vorhandene<br />
Bordsteinkante genutzt. Die<br />
Deckschicht war 5 cm dick. Pro Tag<br />
wurden für die zwischen 7,5 m und<br />
10,5 m breite Straße rund 80 Tonnen<br />
Mischgut verarbeitet.<br />
Melanie Geißlers Polenfahrt-Podcast<br />
Die Azubis der Firma Keiper sind auch in diesem Jahr wieder in die Auslandsfabriken<br />
des Unternehmens ausgeschwärmt. In den vergangenen<br />
<strong>Ausgabe</strong>n berichteten wir über die Vorbereitungen von Melanie<br />
Geißler. Die aktuelle <strong>Ausgabe</strong> ihres Polenfahrt-Podcasts, in<br />
der sie ihre Eindrücke einen Tag vor Abreise schildert, gibt<br />
es in unserem Multimedia-Magazin im Internet zu sehen:<br />
auf www.<strong>ferrum</strong>-magazin.de
Konstruktionsmecha<br />
ter, Großvater und Urgroßvater waren<br />
bereits in technischen Berufen<br />
tätig – Großvater und Urgroßvater<br />
sogar ebenfalls bei John Deere in<br />
Zweibrücken.<br />
Dulisch hat sich vor Aufnahme seiner<br />
Ausbildung ausführlich über die ver<br />
18 <strong>ferrum</strong> 4-<strong>2011</strong><br />
service<br />
Es gibt nicht viele, die von sich behaupten können, sie hätten einen<br />
Mähdrescher zusammengebaut. Marc Dulisch (23) kann zumindest sagen,<br />
dass er ganz wesentlich daran mitgearbeitet hat. Denn genau das ist sein<br />
Job als Konstruktionsmechaniker im Zweibrücker Werk von John Deere.<br />
„Das Berufsbild des Konstruktionsmechanikers<br />
ist ideal für unsere Ansprüche“,<br />
sagt Gunter Maier, Leiter<br />
der Aus- und Weiterbildung im Zweibrücker<br />
John Deere-Werk.<br />
Im Prinzip handele es sich dabei um<br />
das Tätigkeitsprofil des Schweißers,<br />
erweitert um zusätzliche Kompetenzen.<br />
Für Marc Dulisch genau das<br />
Richtige: „Schweißen war schon immer<br />
mein Ding. Ich habe quasi mein<br />
Hobby zum Beruf gemacht.“ Was<br />
technische Berufe angeht ist der<br />
23-Jährige familiär „vorbelastet“: Va
<strong>ferrum</strong> 4-<strong>2011</strong> 19<br />
service<br />
<strong>ferrum</strong>-Serie:<br />
M+E-Berufe<br />
niker<br />
Marc Dulisch<br />
schiedenen Berufsbilder informiert.<br />
„Das ist leider nicht selbstverständlich“,<br />
berichtet Maier aus seiner<br />
Erfahrung. Dabei sei die Berufsentscheidung<br />
doch mit eine der wichtigsten<br />
im ganzen Leben – „da muss<br />
man doch wissen, worauf man sich<br />
einlässt.“ Beide empfehlen auch ein<br />
Praktikum im Vorfeld: „Man muss es<br />
einfach mal ausprobieren. Als Konstruktionsmechaniker<br />
ist man auch<br />
körperlich stärker gefragt, das muss<br />
man wissen und wollen“, sagt Marc<br />
Dulisch.<br />
Er wusste das, als er 2003 seine<br />
Ausbildung began. 2007 war er fertig.<br />
Seither arbeitet er – mittlerweile<br />
unbefristet – im sogenannten „Body-<br />
Bau“ der John Deere-Mähdrescher<br />
in Zweibrücken. Im ersten Jahr nach<br />
der Lehre war er für das Anschweißen<br />
der Vorderachse der Mähdrescher<br />
zuständig. Dann kamen immer<br />
neue Aufgaben hinzu und seither ist<br />
er als Springer eingesetzt. „Das ist<br />
bei uns der Ritterschlag“, erklärt<br />
Gunter Maier. Schließlich stelle der<br />
Mitarbeiter dadurch seine Flexibilität<br />
unter Beweis. Und so arbeitet Dulisch<br />
mal am Band und mal in der<br />
Vormontage einzelner Baugruppen,<br />
wie den Seitenteilen, dem Korntank<br />
oder dem Schneidwerksrahmen.<br />
Nebenher hat der junge Mann sich<br />
zudem konsequent weitergebildet.<br />
Direkt nach seiner Ausbildung ging<br />
er zunächst für neun Monate zur<br />
Abendschule in die Schweißtechnische<br />
Lehr- und Versuchsanstalt<br />
(SLV) nach Saarbrücken, um im<br />
Rahmen eines Theorie-Lehrgangs<br />
den „Schweißfachmann“ zu machen.<br />
Diese Qualifikation ist die Voraussetzung<br />
dafür, auch tragende Bauteile<br />
schweißen zu dürfen. Es folgte,<br />
ebenfalls an der SLV, ein ganztägiger<br />
vierwöchiger Lehrgang „Schweißwerksmeister,<br />
Fachrichtung Schutzgas“<br />
und aktuell befindet er sich im<br />
letzten Drittel seines zweieinhalbjährigen<br />
Abendlehrgangs zum Industriemeister.<br />
„Wenn junge Menschen bereit sind,<br />
in diesem Maße ihre Freizeit zu investieren,<br />
um ihre beruflichen Qualifikationen<br />
weiter zu verbessern, dann<br />
unterstützen wir als Arbeitgeber dies<br />
gerne“, erklärt Maier. Darum übernimmt<br />
John Deere auch einen Teil<br />
der Kosten des Meisterlehrgangs.<br />
Wenn Marc Dulisch dann Anfang<br />
des kommenden Jahres seinen<br />
Meister in der Tasche haben sollte,<br />
dann stehen ihm auch die Türen zur<br />
Fachhochschule offen. Doch soweit<br />
mag er im Moment noch gar nicht<br />
denken.<br />
das berufsbild<br />
Die Aufgaben und Tätigkeiten<br />
Die Fertigung von Metallbaukonstruktionen<br />
aller Art ist das Aufgabengebiet<br />
der Konstruktionsmechaniker/innen.<br />
Dabei kann es sich um Aufzüge, Kräne<br />
und ähnliche Förderanlagen, aber auch<br />
um Brücken, Fahrzeugaufbauten, Schiffe<br />
sowie ganze Hallen oder Bohrinseln<br />
handeln. Die Einzelteile dieser Konstruktionen<br />
stellen Konstruktionsmechaniker/<br />
innen anhand von technischen Zeichnungen<br />
und Stücklisten zunächst im Betrieb<br />
her. Dabei arbeiten sie mit Brennschneidern<br />
oder Sägen, bei hohen Stückzahlen<br />
setzen sie häufig CNC-gesteuerte<br />
Maschinen ein.<br />
Die Ausbildung<br />
Konstruktionsmechaniker/in ist ein<br />
anerkannter Ausbildungsberuf nach<br />
dem Berufsbildungsgesetz (BBiG).<br />
Diese bundesweit geregelte 3½-jährige<br />
Ausbildung wird in der Industrie und<br />
im Handwerk angeboten. Auch eine<br />
schulische Ausbildung ist möglich. Unter<br />
anderem lernen die Azubis …<br />
... wie man Arbeitsaufgaben im Team<br />
plant, vorbereitet und organisieret<br />
… wie man technische Zeichnungen und<br />
andere Unterlagen auswertet und<br />
Bearbeitungsvorgänge oder Montagepläne<br />
festleget<br />
… Bauteile und Metallkonstruktionen<br />
aus Blechen, Rohren oder Profilen<br />
umzuformen und zu trennen<br />
… Bleche, Rohre, Profile oder Baugruppen<br />
zu verbinden, verschiedene<br />
Schweißverfahren anzuwenden<br />
… wie man Qualitätsvorgaben berücksichtiget,<br />
betriebliche Richtlinien des<br />
Qualitätsmanagements umsetzt und<br />
am kontinuierlichen Verbesserungsprozess<br />
mitwirkt<br />
Quelle: BERUFENET – ein Angebot der Bundesagentur für<br />
Arbeit – www.berufenet.arbeitsagentur.de
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