Was bringt das neue Jahr? - PfalzMetall
Was bringt das neue Jahr? - PfalzMetall
Was bringt das neue Jahr? - PfalzMetall
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ferrum<br />
Ausgabe 6-2012 | seit 1978 | www.ferrum-magazin.de<br />
M+E-Konjunktur<br />
<strong>Was</strong> <strong>bringt</strong><br />
<strong>das</strong> <strong>neue</strong> <strong>Jahr</strong>?<br />
Nachrichten | M+E-Firmen erweitern Kapazitäten<br />
Nahaufnahme | Aus den Unternehmen<br />
Service | Eine Werkstoffprüferin im Porträt
In der Metall- und Elektroindustrie hat sich der<br />
Anteil der Arbeitnehmer in der Altersklasse<br />
„60plus" in den vergangenen <strong>Jahr</strong>en mehr als<br />
verdoppelt. 2011 waren 4,9 Prozent der Mitarbeiter<br />
60 <strong>Jahr</strong>e und älter, 2000 dagegen<br />
nur 2,4 Prozent. Der insgesamt noch niedrige<br />
Grad der Beschäftigung älterer Mitarbeiter ist<br />
<strong>das</strong> Ergebnis früherer Vorruhestandsprogramme.<br />
Diese vom Gesetzgeber und den Sozialpartnern<br />
getragenen Programme zur Altersteilzeit<br />
hatten in der Vergangenheit <strong>das</strong> Ziel, älteren<br />
Beschäftigten Wege aus dem Arbeitsmarkt zu<br />
ebnen, um Arbeitsplätze für junge Mitarbeiter<br />
verfügbar zu machen, weil diese damals teil-<br />
220<br />
200<br />
Fotolia /<br />
180<br />
sanders<br />
160<br />
M+E-Beschäftigte 60 <strong>Jahr</strong>e und älter<br />
Gina<br />
M+E-Beschäftigte insgesamt<br />
140<br />
seite: diese<br />
120<br />
84.880<br />
3.528.300<br />
+/- 0 %<br />
100<br />
istockphoto,<br />
3.531.710<br />
80<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />
titelseite:<br />
© ferrum-Grafik, Quelle: Bundesagentur für Arbeit, GEsAMtMEtAll<br />
weise schlechte Jobchancen hatten. Fotos:<br />
ferrum 6 - 2012<br />
Demografischer Wandel<br />
M+E-Beschäftigte 60 <strong>Jahr</strong>e und älter:<br />
Mehr als 100 Prozent plus in 11 <strong>Jahr</strong>en<br />
Indexwerte 2000=100<br />
172.900<br />
+ 104 %
Fotos: <strong>PfalzMetall</strong>, Barbara Redder<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
gehört auch bei Ihnen Bleigießen zu sylvester<br />
wie „Dinner-for-one“ schauen und Kracher<br />
um Mitternacht? Dann setzen sie eine<br />
sehr alte tradition fort: schon die Römer<br />
verflüssigten Blei, ließen es anschließend in<br />
kaltem <strong>Was</strong>ser erstarren und nutzten die so<br />
entstandenen Figuren als Orakel.<br />
schlau wird man aus den Figürchen nicht.<br />
Das tut dem Partyspaß aber keinen Abbruch.<br />
Wer sich hingegen ernsthaft mit den Aussichten für <strong>das</strong> kommende<br />
<strong>Jahr</strong> beschäftigt, stellt fest: Auch die Wissenschaftler<br />
tun sich mit 2013 schwer. Ihre Vorhersagen sind an allerlei<br />
Bedingungen geknüpft. Die wichtigste Klausel der Konjunkturexperten<br />
lautet: „… wenn die Eurokrise nicht weiter eskaliert.“<br />
Wie gehen die <strong>PfalzMetall</strong>-Mitgliedsbetriebe mit dieser Unsicherheit<br />
um? Investieren sie? Wie schaut die Personalplanung aus<br />
und wo rechnen die Firmen mit Wachstum, wo mit schlechteren<br />
Geschäften? Für die titelgeschichte „<strong>Was</strong> <strong>bringt</strong> <strong>das</strong> <strong>neue</strong> <strong>Jahr</strong>“<br />
hat die Redaktion <strong>PfalzMetall</strong>-Unternehmen zu den Aussichten<br />
für 2013 befragt. Den Auftakt auf seite 6 macht ein Überblick<br />
über die Konjunktur in der M+E-Branche.<br />
schon jetzt sei gesagt: Gründe für Zuversicht gibt es reichlich.<br />
Die stimmung in den Unternehmen ist oftmals besser als die<br />
stimmung in den Medien. In diesem sinne: Feiern sie ausgelassen<br />
<strong>das</strong> <strong>neue</strong> <strong>Jahr</strong>! Wenn sie orakeln wollen: Nehmen sie lieber<br />
Zinn statt Blei. Das ist gesünder.<br />
seit 1978 | www.ferrum-magazin.de<br />
impressum<br />
Viel spaß bei der lektüre<br />
und freundliche Grüße<br />
Matthias schmitt<br />
ferrum@pfalzmetall.de<br />
Herausgeber: <strong>PfalzMetall</strong>, Friedrich-Ebert-straße 11–13, 67433 Neustadt<br />
Internet: www.pfalzmetall.de<br />
Redaktion: Matthias schmitt (verantwortlich), Hindenburgstraße 32, 55118 Mainz,<br />
telefon 0 61 31/55 75 31, Fax 0 61 31/55 75 39, E-Mail: ferrum@pfalzmetall.de<br />
Verlag: Dr. Curt Haefner-Verlag GmbH, Vangerowstraße 14/1, 69115 Heidelberg<br />
Grafik & Layout: Christina saroulidou<br />
Druck: Medienhaus Plump GmbH, Rheinbreitbach<br />
Erscheinungsweise: 6 x jährlich<br />
Bezugspreis: Die Finanzierung erfolgt aus Mitgliedsbeiträgen. Die zur Abwicklung<br />
des Vertriebs erforderlichen Daten werden nach den Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes<br />
verwaltet.<br />
ISSN-Nr.: 0170 -7000<br />
nachrichten<br />
| M+E-Firmen erweitern Kapazitäten 4<br />
| Mehr Beschäftigte in der Elektroindustrie 4<br />
| Deutschland legt bei den Arbeitskosten zu 4<br />
| Fachkräftemangel: schweißer gesucht 5<br />
| top 5 5<br />
titelthema<br />
Die M+E-Konjunktur 2013 6<br />
| Kurzarbeit steigt leicht 7<br />
| Zur sache …<br />
| Das sagen die Unternehmen:<br />
7<br />
| Ergo-Fit 7<br />
| sEt 9<br />
| Mann+Hummel 9<br />
| psb intralogistics 10<br />
| Drahtzug stein 11<br />
nahaufnahme<br />
| John Deere <strong>bringt</strong><br />
<strong>neue</strong> Feldhäcksler auf den Markt 12<br />
| Innovationspreis für KsB 13<br />
| Daimler profitiert von lkw-Nachfrage<br />
aus China und Russland 13<br />
| schülerwettbewerb<br />
„Formel Mausefalle“ 14<br />
service<br />
3<br />
editorial | inhalt<br />
Stiftung <strong>PfalzMetall</strong> Seite 14<br />
| Ausbildungsberuf Werkstoffprüfer 18<br />
ferrum 6 - 2012
4<br />
nachrichten<br />
Investitionen<br />
M+E-Unternehmen erweitern ihre Kapazitäten<br />
Mit geschätzten 27,3 Milliarden Euro<br />
werden die westdeutschen M+E-<br />
Unternehmen 2012 nicht nur<br />
acht Prozent mehr investieren als<br />
im Vorjahr, sondern auch beinahe<br />
so viel wie im Vorkrisenjahr 2008.<br />
Damals waren es 28 Milliarden Euro.<br />
2009 und 2010 waren die Unternehmen<br />
mit Investitionen von jeweils<br />
weniger als 21 Milliarden Euro<br />
deutlich zurückhaltender (Grafik).<br />
In der Branche herrschte Unsicherheit<br />
über Ausmaß und Dauer der<br />
Krise, so<strong>das</strong>s viele Betriebe nur<br />
zögernd <strong>neue</strong> Maschinen und Anlagen<br />
bestellten. Doch die im<br />
vergangenen <strong>Jahr</strong> begonnene<br />
Erholung der Investitionen scheint<br />
anzudauern. Auch die Automobilindustrie<br />
ist optimistisch: Mit<br />
13 Milliarden Euro stammt fast<br />
jeder zweite M+E-Investitions-Euro<br />
aus dem Etat der Fahrzeugbauer. Es<br />
folgen der Maschinenbau mit sechs<br />
Milliarden und die Elektrotechnik mit<br />
vier Milliarden Euro. Investiert wird<br />
2012 laut ifo-Institut zu 89 Prozent<br />
mit dem Hauptziel, die Kapazitäten<br />
zu erweitern – <strong>das</strong> ist der höchste<br />
Wert seit vier <strong>Jahr</strong>zehnten. Nur drei<br />
Prozent der Investitionen verfolgen<br />
überwiegend Rationalisierungsziele,<br />
Elektroindustrie<br />
Mehr Beschäftigte<br />
In den ersten acht Monaten des<br />
<strong>Jahr</strong>es hat die Elektroindustrie ihre<br />
Belegschaften um drei Prozent<br />
verstärkt. Nun aber dürfte der<br />
Beschäftigungsaufbau enden, denn<br />
die Geschäfte gehen schlechter.<br />
Der Umsatz der Elektroindustrie<br />
ging von Januar bis August 2012<br />
um 2,6 Prozent zurück. 2011 war<br />
die Branche noch um stattliche<br />
sieben Prozent gewachsen. Im<br />
Inland sanken die Umsätze<br />
übrigens fast genauso stark wie<br />
im Exportgeschäft.<br />
ferrum 6 - 2012<br />
Für die Zukunft gerüstet<br />
22,34<br />
2003<br />
21,81<br />
2004<br />
19,81<br />
2005<br />
acht Prozent ersetzen alte Maschinen<br />
und Anlagen. Dieser Investitionsmix<br />
war früher anders. Noch<br />
in den 1990er <strong>Jahr</strong>en diente mehr<br />
als ein Drittel der Investitionen der<br />
Rationa lisierung. Nicht einmal die<br />
war für die Kapazitätserweiterung<br />
vorgesehen. Offenbar haben die<br />
M+E-Unternehmen in den vergangenen<br />
beiden <strong>Jahr</strong>zehnten ihre<br />
Industrielle Arbeitskosten<br />
29,00<br />
2006<br />
Bruttoinvestitionen in Maschinen und Anlagen<br />
in Westdeutschland in Milliarden Euro.<br />
24,43<br />
2007<br />
28,04<br />
2008<br />
20,39<br />
2009<br />
20,76<br />
2010<br />
2011: vorläufig / 2012: geschätzt;<br />
© ferrum-Grafik, Quelle: ifo Institut, Institut der deutschen Wirtschaft Köln<br />
Hausaufgaben gemacht: Zunächst<br />
optimierten sie ihre Betriebsabläufe.<br />
so wurde die Produktion effizienter,<br />
was wiederum die Nachfrage<br />
anschob. letzteres war dann die<br />
Grundlage für die hohen Erweiterungsinvestitionen<br />
der vergangenen<br />
<strong>Jahr</strong>e. Diese Gelder werden heute<br />
vor allem für Änderungen des Produktionsprogramms<br />
genutzt.<br />
Deutschland legt um 3,5 Prozent zu<br />
25,27<br />
2011<br />
27,30<br />
2012<br />
Die Arbeitsstunde in der deutschen Industrie hat sich 2011 um 3,5 Prozent<br />
verteuert. Die Kosten eines Arbeitnehmers, also der lohn plus<br />
Personalzusatzkosten wie sozialbeiträge, betrugen damit durchschnittlich<br />
35,66 Euro pro stunde. Nur in sechs ländern zahlt <strong>das</strong> Verarbeitende<br />
Gewerbe mehr für sein Personal. Die skandinavischen länder Norwegen,<br />
schweden und Dänemark rangieren ebenso vor Deutschland wie die<br />
schweiz, Belgien und Frankreich. In ganz anderen Dimensionen<br />
bewegen sich die Arbeitskosten dagegen in aufstrebenden<br />
ländern wie Brasilien und Russland. Chinesische<br />
Industriebetriebe beispielsweise zahlen pro stunde<br />
nur etwas mehr als drei Euro. Die industriellen Arbeitskosten<br />
sind eine wichtige Größe für die Wettbewerbsfähigkeit,<br />
denn vor allem <strong>das</strong> Verarbeitende Gewerbe ist<br />
dem internationalen Konkurrenzkampf ausgesetzt.<br />
Fotos: istockphoto
Fotos: istockphoto (3), M+E-Mitte, Claudia Bornefeld / Fotolia, Darren Baker / Fotolia, gunnar3000 / Fotolia, 1. FCK<br />
290.588<br />
sozialversicherungspflichtig<br />
Vollzeitbeschäftigte haben<br />
2011 ergänzend Hartz IV bezogen.<br />
Das sind 1,4 Prozent der insgesamt<br />
23 Millionen Vollzeitbeschäftigten.<br />
Meist sind es Arbeitnehmer mit Kindern,<br />
die Hartz IV beziehen. Die Zahl<br />
ist seit 2007 kräftig gesunken. Damals<br />
waren es noch 341.224 Menschen<br />
oder 1,7 Prozent der Vollzeitbeschäftigten.<br />
Das Phänomen der „Working<br />
Poor“, also der trotz Arbeit auf Hartz IV<br />
angewiesenen Menschen, beschränkt<br />
sich im Wesent lichen auf teilzeitkräfte<br />
(240.000) und Minijobber (500.000).<br />
Auch 40.000 Auszubil dende beziehen<br />
zu ihrer Ausbildungsvergütung ergänzend<br />
Hartz IV-leistungen.<br />
M+E-Industrie investiert viel<br />
1. Herstellung von Kraftwagen und<br />
Kraftwagenteilen:<br />
12,5 Mrd. Euro (+19,3 %)<br />
2. Maschinenbau:<br />
5,7 Mrd. Euro (+22,8 %)<br />
3. Chemische Industrie:<br />
4,9 Mrd. Euro (+12,6 %)<br />
4. Herstellung von Datenverarbeitungs-,<br />
elektronischen und optischen<br />
Geräten : 4,2 Mrd. Euro (+46,8 %)<br />
5. Herstellung von Metallerzeugnissen:<br />
3,9 Mrd. Euro (+33,5 %)<br />
Quelle: destatis<br />
Fachkräftemangel<br />
Schweißer gesucht<br />
Die Unternehmen suchen händeringend beruflich qualifizierte Mitarbeiter.<br />
Besonders groß ist der Mangel in den gewerblich-technischen<br />
Qualifikationen. In Berufen wie Dreher, schweißer oder Rohrnetzbauer<br />
herrscht momentan land unter: Es gibt zu wenige Bewerber. Die<br />
übliche Mangel definition von einer offenen stelle und maximal drei<br />
registrierten Arbeitslosen wird in diesen Jobs derzeit nämlich noch<br />
weit unterschritten. Zwar lässt die 1:3-Relation nicht<br />
immer sofort auf einen Engpass schließen – der<br />
aber liegt sehr wohl vor, denn tatsächlich wird<br />
der Bundesagentur für Arbeit nur etwa jede<br />
dritte offene stelle auch gemeldet. Besonders<br />
gravierend: Bei den Elektroinstallateuren und<br />
den Elektromonteuren kamen im Mai 2012<br />
auf 100 gemeldete stellen lediglich 45 Arbeitslose.<br />
Bei Drehern waren es 67, bei Werkzeugmachern<br />
76, bei schweißern und Brennschneidern<br />
92 und bei Maschinenbautechnikern 95. (Quelle: IW)<br />
Industrieunternehmen haben 2011 rund 55 Milliarden Euro in sachanlagen investiert (+17,6 %).<br />
Mit 12,5 Milliarden Euro investierte der Wirtschaftszweig Herstellung von Kraftwagen und<br />
Kraftwagenteilen am meisten (+19,3 %). Auf Platz 2 folgt die M+E-teilbranche Maschinenbau mit<br />
5,7 Milliarden Euro (+22,8 %).<br />
1.<br />
2. 3.<br />
4. 5.<br />
5<br />
nachrichten<br />
Die Gewinnerin der Ausgabe 5/2012 ist Margit Buderus<br />
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6<br />
titelthema<br />
M+E-Konjunktur<br />
<strong>Was</strong> <strong>bringt</strong><br />
<strong>das</strong> <strong>neue</strong> <strong>Jahr</strong>?<br />
Staatsschuldenkrise in Südeuropa, geringe Dynamik<br />
in den Schwellenländern, ungelöste Probleme<br />
bei vielen Banken. Für die Konjunkturforscher<br />
überwiegen derzeit die negativen<br />
Faktoren. Grund zur Panik ist <strong>das</strong> aber<br />
nicht: Auch 2013 wird die Wirtschaft<br />
voraussichtlich wachsen.<br />
„Wir spüren eine Abkühlung der Konjunktur,<br />
fürchten aber für die Branche insgesamt<br />
keinen eisigen Winter.“ so beschrieb<br />
Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger kürzlich<br />
im Interview mit der „Welt“ die lage in der Metall- und<br />
Elektroindustrie (M+E). Ein Anzeichen für die Abkühlung:<br />
die Auftragseingänge. sie sind im Juli zum zweiten Mal<br />
in Folge gesunken. saisonbereinigt lag <strong>das</strong> Auftragsvolumen<br />
um 1,2 Prozent unter dem Wert des Vormonats.<br />
Im Vergleich zum Juli 2011 beträgt <strong>das</strong> Minus sogar<br />
5,4 Prozent. „In den Auftragseingängen spiegeln sich die<br />
Unsicherheit und die Abschwächung der Konjunktur auf<br />
den Weltmärkten wider“, erläutert Michael stahl, Chefvolkswirt<br />
von Gesamtmetall. Während die Aufträge im<br />
Inland im Juli leicht gestiegen sind (+1 %), sind aus dem<br />
Ausland deutlich weniger Order eingegangen (-2,9 %).<br />
Weniger Aufträge bedeutet geringere Auslastung der<br />
Produktion und damit ein geringerer Personalbedarf.<br />
Das zeigt sich auch im Anstieg der Kurzarbeit. Zwar<br />
sind die Zahlen noch weit entfernt vom Krisenniveau des<br />
ersten Quartals 2009. Damals hatten monatlich bis zu<br />
8.000 Betriebe für insgesamt 480.000 Beschäftigte<br />
Kurzarbeit angezeigt. Der jüngste Anstieg bei den Kurzarbeits-Anzeigen<br />
ist aber ein weiteres Anzeichen dafür,<br />
<strong>das</strong>s der Konjunkturmotor stottert. Nachdem Aufträge<br />
und Produktion bereits seit Mitte beziehungsweise Ende<br />
2011 zurückgehen, deutet sich zum <strong>Jahr</strong>esende 2012<br />
auch die Wende auf dem Arbeitsmarkt an: Die Zahl der<br />
offenen stellen sinkt. Die Arbeitslosigkeit in den M+E-<br />
Berufen steigt. Und die Beschäftigung ist im september<br />
im Vormonatsvergleich zum ersten Mal seit zweieinhalb<br />
<strong>Jahr</strong>en wieder gefallen.<br />
ferrum 6 - 2012<br />
Doch nicht nur in der M+E-Industrie stottert der Motor.<br />
Insgesamt erwarten die deutschen Unternehmen ein<br />
wirtschaftlich schwaches <strong>Jahr</strong> 2013. Das Institut der<br />
deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat in seiner Herbstumfrage<br />
ermittelt, <strong>das</strong>s 28 Prozent der Firmen von künftig<br />
schlechteren Geschäften ausgehen; nur noch 24 Prozent<br />
rechnen mit einer höheren Produktion. Doch trotz<br />
der sich abzeichnenden konjunkturellen schwäche durch<br />
die nachlassende Weltwirtschaft geht <strong>das</strong> IW nicht davon<br />
aus, <strong>das</strong>s Deutschland in eine Rezession rutscht.<br />
Auch die anderen Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen<br />
mit einem Wirtschaftswachstum für <strong>das</strong> kommende<br />
<strong>Jahr</strong>. Die Prognosen liegen dabei zwischen 0,4 Prozent<br />
und 1,6 Prozent.<br />
Kein Wunder, <strong>das</strong>s Gesamtmetall-Präsident Dulger die<br />
Entwicklung gelassen sieht: „Unsere Industrie ist auf<br />
Konjunkturschwankungen besser vorbereitet denn je und<br />
kann damit umgehen“, sagte er der „Welt“. Die M+E-<br />
Unternehmen hätten sehr wettbewerbsfähige Produkte,<br />
hervorragend eingearbeitete stammbelegschaften und<br />
Flexibilisierungsmöglichkeiten, vor allem über Arbeitszeitkonten,<br />
aber auch Zeitarbeit und Kurzarbeit. „Ich mache<br />
mir daher keine sorgen.“<br />
Foto: sport Moments / Fotolia
Fotos lVU<br />
Kurzarbeit<br />
Tragfähige Brücke<br />
Über <strong>das</strong> tatsächliche Ausmaß der Kurzarbeit in der M+E-Industrie liegen<br />
der Bundesagentur für Arbeit erst die Zahlen bis Juli 2012 vor<br />
(siehe Grafik). Danach erhielten im sommer 19.100 Mitarbeiter Kurzarbeitergeld.<br />
seitdem aber hat sich die situation zugespitzt. Im Oktober<br />
haben der Arbeitsagentur immerhin 915 Betriebe mit insgesamt<br />
26.100 Beschäftigten signalisiert, <strong>das</strong>s sie auf Kurzarbeit gehen<br />
wollen. Zusammen mit den septemberzahlen ist <strong>das</strong> der höchste stand<br />
seit mehr als zwei <strong>Jahr</strong>en.<br />
Diese Zahlen sind zwar noch weit entfernt vom Krisenniveau des ersten<br />
Quartals 2009. Damals hatten monatlich bis zu 8.000 Betriebe<br />
für insgesamt 480.000 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt. Der jüngste<br />
Anstieg bei den Kurzarbeits-Anzeigen deutet aber eine Wende auf dem<br />
Arbeitsmarkt an:<br />
• Die Zahl der offenen stellen sinkt.<br />
• Die Arbeitslosigkeit in den M+E-Berufen steigt.<br />
• Die Beschäftigung ist im september im Vormonatsvergleich zum ersten<br />
Mal seit zweieinhalb <strong>Jahr</strong>en wieder gefallen.<br />
Deshalb fordern die Arbeitgeber der M+E-Industrie die Bundesregierung<br />
auf, die Krisenregelungen für Kurzarbeitergeld wieder einzuführen, damit<br />
Firmen bei Bedarf schnell auf <strong>das</strong> Instrument zugreifen können. Dabei<br />
geht es vor allem um die Ausweitung des Kurzarbeitergelds auf bis zu<br />
zwei <strong>Jahr</strong>e, derzeit sind es sechs Monate, und um die Übernahme der<br />
sozialabgaben für die Zeit der Kurzarbeit durch die Bundesagentur für<br />
Arbeit. Diese Regelungen haben sich in der Krise 2008/2009 bewährt.<br />
so konnten die Betriebe damals trotz ausbleibender Aufträge und einem<br />
Produktionseinbruch von mehr als 25 Prozent die Beschäftigung weitgehend<br />
aufrechterhalten und am Ende der Flaute wieder schnell tritt fassen.<br />
Kurzarbeit in der M+E-Industrie<br />
Im Fall von Kurzarbeit zeigen die Unternehmen der Bundesagentur<br />
diese zuerst an. Dann prüft die Bundesagentur diese Anzeigen<br />
und erst daraufhin können die Unternehmen Anträge stellen.<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
Anzeigen über Arbeitsausfälle<br />
478,9<br />
Monatswerte in 1.000<br />
29,1 26,1<br />
0<br />
Oktober<br />
2008 2009 2010 2011<br />
Oktober<br />
2012<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
Kurzarbeiter<br />
29,6<br />
956,9<br />
Oktober<br />
2008 2009 2010 2011<br />
19,1<br />
Juli<br />
2012<br />
© ferrum-Grafik, Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln, Bundesagentur für Arbeit<br />
Zur Sache …<br />
7<br />
titelthema<br />
… Dr. Eduard<br />
Kulenkamp,<br />
<strong>PfalzMetall</strong>-<br />
Präsident.<br />
Wir können mit Zuversicht ins<br />
<strong>neue</strong> <strong>Jahr</strong> starten. Auch 2013<br />
wird die Wirtschaft etwas<br />
wachsen. Die Konjunkturforscher<br />
verbinden ihre Prognose<br />
dabei immer an eine Bedingung:<br />
Voraussetzung sei, <strong>das</strong>s die<br />
staatschuldenkrise in südeuropa<br />
nicht eskaliere. Ein Zerfall der<br />
Währungsunion hätte für unsere<br />
exportorientierte Branche verheerende<br />
Auswirkungen.<br />
Vor lauter Krisengerede über<br />
schuldenstände wird gerne<br />
übersehen, <strong>das</strong>s es viele erfreuliche<br />
Entwicklungen in südeuropa<br />
gibt. Beispiel lohnstückkosten:<br />
Diese sind ein wichtiges Maß für<br />
Wettbewerbsfähigkeit, da sie anzeigen,<br />
wie sich die löhne relativ<br />
zur Produktivität der Beschäftigten<br />
entwickelt haben. In vier<br />
von fünf Krisenländern fallen die<br />
lohnstückkosten. Weiteres hoffnungsfrohes<br />
Zeichen: Die hohen<br />
Defizite in den leistungsbilanzen<br />
sind auf ein Drittel geschrumpft,<br />
die Haushaltsdefizite in absoluten<br />
Zahlen sogar um 50 Prozent<br />
und mehr. Gleichzeitig sind die<br />
Exporte gestiegen.<br />
Während aber südeuropa dabei<br />
ist, in mühsamen schritten wieder<br />
wettbewerbsfähig zu werden,<br />
schickt sich Deutschland gerade<br />
an, seine stärke zu verspielen.<br />
Die Politik scheint zu vergessen,<br />
<strong>das</strong>s es erst die viel gescholtene<br />
Agenda 2010 war, die den Boom<br />
am Arbeitsmarkt ermöglicht hat.<br />
Und auch an der Rente mit 67<br />
wird kräftig gesägt. Dabei trägt<br />
die Verlängerung der lebensarbeitszeit<br />
maßgeblich dazu bei, die<br />
Rente zukunftsfähig zu gestalten.<br />
Es gilt daher: Bedrohlicher für<br />
Wachstum und Beschäftigung<br />
als eine Abkühlung der Weltwirtschaft<br />
oder die Krise in südeuropa<br />
ist die Politik – vor allem vor<br />
einer Bundestagswahl.<br />
ferrum 6 - 2012
8<br />
titelthema<br />
Michael Resch, geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Ergo-Fit GmbH & Co. KG<br />
ferrum: Herr Resch, die Konjunkturforscher<br />
schrauben gerade<br />
reihenweise ihre Erwartungen für<br />
2013 herunter. Ergo-Fit auch?<br />
Michael Resch: Nein! Wir rechnen<br />
auch für 2013 mit moderatem<br />
Wachstum. Das erklärt sich mit dem<br />
Markt, den wir beliefern: Unsere Kunden<br />
aus der Gesundheitswirtschaft<br />
wie Ärzte oder Rehakliniken und<br />
auch Fitnessstudios bestellen weitgehend<br />
unabhängig von konjunkturellen<br />
schwankungen. selbst bei den Fitnessstudios<br />
ist es so, <strong>das</strong>s diese eine<br />
Rezession nur gedämpft spüren. Die<br />
Menschen sparen nicht zuerst an der<br />
Gesundheit und dem Freizeitspaß,<br />
der damit verbunden ist.<br />
Wie wichtig ist der Euroraum für<br />
Ihr Geschäft?<br />
Resch: Rund zwei Drittel des<br />
Umsatzes erwirtschaften wir in<br />
Deutschland, nur ein Drittel im Ausland.<br />
Unsere Zielländer sind dabei<br />
vorwiegend <strong>das</strong> deutschsprachige<br />
Ausland, die Benelux- und die skandinavischen<br />
staaten. Daher sind wir<br />
von den turbulenzen in südeuropa<br />
kaum betroffen.<br />
<strong>Was</strong> beeinflusst die Nachfrage<br />
nach Ihren Produkten?<br />
ferrum 6 - 2012<br />
Resch: Wir profitieren mit unseren<br />
Produkten von einem langfristigen<br />
trend. Unser leben wird immer bewegungsärmer,<br />
gleichzeitig nehmen<br />
wir mehr Kalorien zu uns. In der<br />
summe führt dies dazu, <strong>das</strong>s immer<br />
mehr Menschen an Übergewicht,<br />
Herz-, Kreislauf- und anderen Krankheiten<br />
leiden. Die Nachfrage nach<br />
unseren Kardiogeräten wird also<br />
langfristig hoch bleiben. Die andere<br />
seite der Medaille ist ein großes Bewusstsein<br />
für Fitness und Gesundheit.<br />
Menschen, deren Berufsalltag<br />
bewegungsarm ist, suchen gezielt<br />
nach körperlicher Anstrengung, um<br />
»Die Menschen<br />
sparen nicht zuerst an<br />
der Gesundheit.«<br />
sich etwas Gutes zu tun. Unsere Geräte<br />
decken diesen Bedarf.<br />
Haben Sie <strong>neue</strong> Produkte in der<br />
Pipeline?<br />
Resch: 2013 werden wir eine sogenannte<br />
stress-Echo-liege an den<br />
Markt bringen. Dieses Diagnosegerät<br />
ermöglicht eine Ultraschalluntersuchung<br />
des Herzens bei gleichzeitiger<br />
körperlicher Anstrengung. Der<br />
liegende Patient kann treten und<br />
so seinen Blutkreislauf in schwung<br />
bringen. Das ist hilfreich, da für eine<br />
Ultraschallmessung eine gewisse<br />
Herz-Kreislaufaktivität nötig ist.<br />
In diesem <strong>Jahr</strong> investieren die<br />
Unternehmen der Metall- und<br />
Elektroindustrie fast so viel wie<br />
im Vorkrisenjahr 2008. Wie<br />
schaut es bei Ergo-Fit aus?<br />
Resch: Großinvestitionen haben wir<br />
in diesem <strong>Jahr</strong> nicht getätigt und<br />
auch im kommenden <strong>Jahr</strong> stehen<br />
diese nicht an. Allerdings rechnen<br />
wir perspektivisch mit dem Bedarf für<br />
eine weitere Produktionshalle. Der<br />
Platz dazu ist vorhanden. Die ersten<br />
Pläne auch schon erstellt. Falls es<br />
<strong>das</strong> Geschäft zulässt, könnten wir die<br />
Finanzierung und den Bau in wenigen<br />
Monaten stemmen. Das ist der Vorteil<br />
eines mittelständischen, familiengeführten<br />
Unternehmens!<br />
Wie wird sich die Mitarbeiterzahl<br />
entwickeln?<br />
Resch: Unsere Mitarbeiterzahl von<br />
derzeit 106 werden wir voraussichtlich<br />
konstant halten. Mittel- bis langfristig<br />
sehen wir aber gute Chancen,<br />
mehr Mitarbeiter einzustellen. Wir<br />
haben gerade begonnen, in kleiner<br />
stückzahl lED-Außenleuchten zu produzieren.<br />
Mögliche Abnehmer dieser<br />
energiesparenden lampen sind beispielsweise<br />
Kommunen. Das Potenzial<br />
ist groß. Alleine in Pirmasens<br />
gibt es 6.000 sogenannte „öffentliche<br />
lichtpunkte“.<br />
Das wäre ein ganz <strong>neue</strong>s Standbein<br />
für Ergo-Fit …<br />
Resch: Genau! Auch wenn unsere<br />
Produkte konjunkturunabhängig sind,<br />
können wir einen Umsatzeinbruch<br />
nie ausschließen. Ein zweites standbein<br />
würde unser Unternehmen daher<br />
zusätzlich stabilisieren.<br />
Das Unternehmen<br />
Ergo-Fit produziert jährlich rund<br />
6.000 bis 7.000 Kardio- und Kraftgeräte,<br />
die bei Ärzten, Physiotherapeuten,<br />
Reha-Kliniken und Fitnessstudios zum<br />
Einsatz kommen. Gegründet wurde <strong>das</strong><br />
Unternehmen 1947 von Willi Resch als<br />
Schuhmaschinenhersteller. Wegen des<br />
Niedergangs der Schuhindustrie suchte<br />
der Sohn des Firmengründers, Hans<br />
Resch, nach <strong>neue</strong>n Märkten. 1973<br />
brachte <strong>das</strong> Pirmasenser Unternehmen<br />
seinen ersten, selbst entwickelten<br />
Fahrrad-Ergometer an den Markt. Ergo-<br />
Fit beschäftigt heute 106 Mitarbeiter<br />
und erwirtschaftet einen jährlichen<br />
Umsatz von rund 14 Millionen Euro.<br />
Foto: Ergo-Fit
Fotos: stE, Mann+Humel, Cpro / Fotolia<br />
Volker Neumann, vorsitzender Geschäftsführer<br />
der Siemens Turbomachinery Equipment GmbH<br />
„Wie in der Presse schon zu lesen war, stehen<br />
Siemens in der kommenden Zeit einige Herausforderungen<br />
bevor. Das gleiche gilt für die Siemens<br />
Turbomachinery Equipment GmbH.<br />
Wir haben im letzten <strong>Jahr</strong> <strong>das</strong> Klärwerksverdichtergeschäft<br />
aus Dänemark übernommen. Im kommenden<br />
<strong>Jahr</strong> werden wir intensiv damit beschäftigt sein, die<br />
Prozesse und Abläufe dieser Verdichter weiter zu<br />
optimieren.<br />
Im Mai 2012 haben wir auf der größten Energiefachmesse<br />
in Europa unsere <strong>neue</strong>ntwickelte Dampfturbine<br />
SST-111 vorgestellt. Diese Turbine bildet eine hervorragende<br />
Kombination der flexiblen und zuverlässigen<br />
einstufigen Frankenthaler Turbinen mit der Effizienz<br />
Wie wird 2013?<br />
der klassischen Mehrstufenturbinen.<br />
Die Entwicklungsarbeiten sind noch<br />
nicht ganz abgeschlossen.<br />
In den nächsten Monaten werden<br />
unsere Entwicklung, <strong>das</strong> Engineering und der Vertrieb<br />
intensiv zusammenarbeiten, um dieses Projekt abzuschließen<br />
und erfolgreich am Markt zu etablieren.<br />
Das sind nur zwei Beispiele für unsere künftigen<br />
Herausforderungen. Wir werden im kommenden <strong>Jahr</strong><br />
<strong>das</strong> tun, <strong>das</strong> wir in der Vergangenheit bereits hervorragend<br />
gemacht haben – aber ein bisschen besser,<br />
ein bisschen schneller und ein bisschen fokussierter.<br />
Nur dann werden wir weiterhin erfolgreich sein, nur<br />
dann werden wir unsere Kunden mit den richtigen<br />
Antworten zufriedenstellen.“<br />
Steffen Schneider, Geschäftsbereichsleiter Industriefiltration<br />
bei Mann+Hummel<br />
Mann+Hummel blickt<br />
trotz der bestehenden<br />
konjunkturellen Unwägbarkeiten<br />
überwiegend<br />
zuversichtlich in <strong>das</strong><br />
<strong>Jahr</strong> 2013. Abhängig<br />
davon, wie die Herausforderungen<br />
der<br />
Staatsschuldenkrise in<br />
Europa und die „fiskalische<br />
Klippe“ in den USA gemeistert werden, wird für<br />
<strong>das</strong> <strong>Jahr</strong> 2013 mit einer gleichbleibenden Nachfrage<br />
bzw. einem leichten Wachstum gerechnet:<br />
„Unsere Hoffnungen auf ein leichtes Wachstum<br />
stützen sich neben der Qualität unserer Produkte<br />
und dem innovativen Produktangebot auf eine starke<br />
regionale Präsenz in Wachstumsmärkten. Der Markt<br />
in China scheint die konjunkturelle Talsohle durch-<br />
9<br />
titelthema<br />
schritten zu haben und befindet sich wieder in einer<br />
vorsichtigen konjunkturellen Aufwärtsbewegung. In<br />
der Eurozone wird unter der Voraussetzung, <strong>das</strong>s<br />
eine Eindämmung der Staatsschuldenkrise gelingt,<br />
ebenfalls mit einem leichten Wachstum gerechnet.<br />
Leicht positive Signale werden auch durch eine günstige<br />
Tendenz bei den Rohstoffpreisen erwartet.“<br />
Der <strong>neue</strong> Leiter des Mann+Hummel Geschäftsbereichs<br />
Industriefiltration, Steffen Schneider,<br />
prognostiziert auch für die Sparte Industriefiltration,<br />
mit Hauptsitz in Speyer, ein moderates Wachstum<br />
im <strong>Jahr</strong> 2013: „Zu unserer Konzernstrategie gehört<br />
der überproportionale Ausbau der Industriefiltration.<br />
In einem schwierigen Marktumfeld werden wir mit<br />
den Teams in Speyer und in aller Welt daran arbeiten,<br />
den eingeschlagenen Wachstumspfad weiter zu<br />
verfolgen.“<br />
ferrum 6 - 2012
10<br />
titelthema<br />
Sorgenkind Südeuropa<br />
Drahtzug Stein rechnet im kommenden <strong>Jahr</strong> mit stabilen Geschäften.<br />
Langweilig wird 2013 indes nicht: Rückgänge in Südeuropa kann<br />
<strong>das</strong> Unternehmen durch Wachstum in China, Polen und den USA<br />
ausgleichen. Deutschland bleibt dabei Stabilitätsanker.<br />
Go far east! Diesem Motto ist Drahtzug<br />
stein gefolgt und hat kürzlich<br />
eine Vertriebsgesellschaft in schanghai<br />
eröffnet. Das Unternehmen mit<br />
Hauptsitz in Altleiningen will damit<br />
vom rasanten Wachstum der chinesischen<br />
Wirtschaft profitieren. Die<br />
jüngste tochter im Konzern verkauft<br />
ausschließlich Produkte aus dem<br />
Geschäftsbereich schweißtechnik.<br />
Dazu zählen schweißdrähte, die im<br />
Pipeline-, schiffs- und Offshore-Windkraftanlagenbau<br />
zum Einsatz kommen.<br />
„Unser Geschäft mit Produkten<br />
für die schweißtechnik wird 2013<br />
vermutlich wachsen“, sagt Peter<br />
staab. Der Geschäftsführer setzt<br />
dabei nicht nur auf weit entlegene<br />
Märkte wie China. Auch in Deutschland<br />
verspricht er sich gute Geschäfte<br />
– dem Ausbau der Windkraft in<br />
Nord- und Ostsee sei Dank.<br />
Gegenwind verspürt staab indes<br />
beim zweiten standbein seines Unternehmens.<br />
Drahtzug stein ist Zulieferer<br />
für Haushaltsgerätehersteller.<br />
Wichtigstes Produkt in diesem<br />
segment sind spülmaschinenkörbe.<br />
Die Marktsättigung in Deutschland<br />
beziffert staab auf 70 Prozent. Doch<br />
es ist nicht der deutsche Markt, der<br />
dem Manager Bauchschmerzen bereitet.<br />
„In spanien und Italien, aber<br />
auch in Frankreich, spüren wir die<br />
Zurückhaltung der Konsumenten“,<br />
sagt staab. Verwunderlich sei dies<br />
ferrum 6 - 2012<br />
Wie wird 2013?<br />
nicht bei Rekordarbeitslosenzahlen<br />
von mehr als 25 Prozent in spanien.<br />
Auch <strong>das</strong> abermals verschlechterte<br />
Rating Frankreichs werde die<br />
Verbraucher weiter verunsichern.<br />
Besser liefen die Geschäfte in Polen.<br />
Auch hier ist Drahtzug stein<br />
mit eigener Produktion vertreten.<br />
In summe rechnet staab mit gleichbleibendem<br />
Absatz in der sparte<br />
Haushaltsgeräte. „Die Rückgänge in<br />
einigen europäischen ländern können<br />
wir ausgleichen durch unsere<br />
normale Auslastung in Deutschland<br />
und der guten Auslastung in Polen<br />
und den UsA.“<br />
»Unser Geschäft mit<br />
Produkten für die<br />
Schweißtechnik wird<br />
vermutlich wachsen.«<br />
Das Geschäft in Polen würde staab<br />
noch mehr Freude machen, wenn<br />
auch der östliche Nachbar Deutschlands<br />
zur Gruppe der Eurostaaten<br />
zählen würde. „Der schwankende<br />
Wechselkurs des Zloty erschwert<br />
die Planung“, kritisiert der Geschäftsführer.<br />
Ein Auseinanderbrechen<br />
der Eurozone und die Wiedereinführung<br />
vieler verschiedener<br />
Währungen wäre für staab daher<br />
eine Katastrophe. „Auch wenn die<br />
Krisenländer ihre <strong>neue</strong>n Währungen<br />
dann abwerten könnten und unsere<br />
Peter Staab, Geschäftsführer bei Drahtzug Stein<br />
standorte dort so auf einen schlag<br />
wettbewerbsfähiger würden, wäre<br />
nicht abzusehen, was <strong>das</strong> für Verwerfungen<br />
zur Folge hätte.“<br />
Doch solch ein Krisenszenario hält<br />
staab derzeit nicht für wahrscheinlich.<br />
Mehr Aufmerksamkeit verwendet<br />
er darauf, die schwankenden<br />
Rohstoffpreise und die steigenden<br />
Energiepreise zu managen. „In der<br />
schweißtechnik haben wir für beides<br />
Mechanismen zur Preisanpassung.<br />
In der Haushaltssparte gilt dies nur<br />
für die Rohstoffkosten“, sagt der Geschäftsführer.<br />
Das heißt: Die durch<br />
die erneut höhere EEG-Umlage zu<br />
<strong>Jahr</strong>esanfang 2013 steigenden<br />
stromkosten kann Drahtzug stein<br />
nicht an die Kunden weitergeben.<br />
Die Produktion auf andere europäische<br />
standorte zu verlagern, komme<br />
gleichwohl nicht in Frage. „Die logistikkosten<br />
spielen eine große Rolle, daher<br />
ist die Nähe zu unseren Kunden<br />
sehr wichtig“, sagt staab. Für die 550<br />
Beschäftigen in Deutschland sind <strong>das</strong><br />
gute Nachrichten. Deren Zahl werde<br />
2013 konstant bleiben – und <strong>das</strong> gelte<br />
in summe für den gesamten Konzern<br />
mit seinen 1.440 Mitarbeitern.<br />
Fotos: Drahtzug stein, Cpro / Fotolia
Foto: psb intralogistics<br />
Volker Welsch, Leiter Vertrieb und Mitglied der Geschäftsleitung<br />
von psb intralogistics GmbH<br />
ferrum: Herr Welsch, kürzlich hat<br />
psb seinen 125. Geburtstag gefeiert.<br />
Mit Blick auf <strong>das</strong> kommende<br />
<strong>Jahr</strong>: Hält die Feierlaune an?<br />
Volker Welsch: Feierlaune ist nicht<br />
<strong>das</strong> richtige Wort. Allerdings sind wir<br />
optimistisch, was die Entwicklung in<br />
den kommenden zwei <strong>Jahr</strong>en angeht.<br />
psb ist gut aufgestellt und aufgrund<br />
der langen Projektvorlaufzeiten wissen<br />
wir, <strong>das</strong>s die Nachfrage nach<br />
unseren Intralogistik-lösungen hoch<br />
bleibt. Auch der aktuelle Auftragsbestand<br />
ist gut. Man muss wissen,<br />
<strong>das</strong>s vom Auftragseingang bis zur<br />
Inbetriebnahme selbst bei kleinen Anlagen<br />
rund neun Monate vergehen,<br />
bei großen Aufträgen können es auch<br />
eineinhalb <strong>Jahr</strong>e werden.<br />
Von den aktuellen wirtschaftlichen<br />
Turbulenzen spüren Sie nichts?<br />
Welsch: Uns spielt in die Karten,<br />
<strong>das</strong>s E- und M-Commerce weiter<br />
wachsen. Das sorgt für eine konstant<br />
gute Nachfrage nach unseren<br />
Intralogistik-lösungen, die beispielsweise<br />
in den Verteilzentren der Internethändler<br />
zum Einsatz kommen.<br />
Und die Kunden werden immer<br />
anspruchsvoller: Wer heute über<br />
sein smartphone bestellt, will morgen<br />
seine Waren zu Hause haben.<br />
Dafür benötigen die Firmen gute<br />
Intralogistik-Konzepte. Genau darin<br />
sind wir stark.<br />
Den Konjunkturforschern bereiten<br />
vor allem die ungelösten Probleme<br />
in einigen Euroländern Kopfzerbrechen.<br />
Leiden Sie nicht unter der<br />
Investitionszurückhaltung in den<br />
südeuropäischen Ländern?<br />
Welsch: Die Besonderheit von psb<br />
ist die sehr breite Produktpalette,<br />
die Nachfrage aus sehr verschiedenen<br />
Branchen und die Präsenz in<br />
mehr als 30 ländern. Das erlaubt<br />
»Wir denken in<br />
Generationen, nicht in<br />
Quartalen.«<br />
uns, Nachfrageausfälle in dem einen<br />
oder anderen Markt gut auszugleichen.<br />
Diesen Effekt haben wir<br />
bereits in der vergangenen Krise<br />
gemerkt, in der wir unseren Personalstand<br />
halten konnten. Zudem<br />
gilt <strong>das</strong> eben Gesagte: In der Distributionslogistik<br />
spüren wir kaum<br />
Konjunktureinflüsse. Die Bereiche<br />
Handel, Food, Pharma oder textil<br />
sind ziemlich robust. Anders in der<br />
Produktionslogistik. Hier spüren wir<br />
wirtschaftliche Flauten schneller, da<br />
die Unternehmen ihre Investitionen<br />
aufschieben.<br />
Wie wichtig sind Länder außerhalb<br />
der Eurozone für psb?<br />
Welsch: Immer wichtiger! Wir sind<br />
seit einigen <strong>Jahr</strong>en strategisch in<br />
den UsA und in vielen osteuropäischen<br />
ländern unterwegs. Dort<br />
steigt mit wachsendem lohn- und<br />
Gehaltsniveau die Möglichkeit, unsere<br />
Automatisierungslösungen für<br />
die Intralogistik zu verkaufen. Das<br />
ist zwar noch ein zartes Pflänzchen,<br />
aber es wächst kontinuierlich.<br />
Russland, Brasilien, Indien und<br />
China gelten als weltweite Wachstumstreiber.<br />
Auch für psb?<br />
Welsch: Wir beobachten diese<br />
länder sehr genau. Ein konkreter<br />
schritt in eine Region bedeutet für<br />
psb allerdings mehr, als nur eine<br />
Anlage zu liefern. Wichtiger Bestandteil<br />
der psb strategie ist auch,<br />
die Zufriedenheit im After-sales zu<br />
gewährleisten: service, Wartung<br />
sowie Reparatur müssen vor Ort definiert<br />
und auf dem Qualitätsniveau<br />
von psb vorhanden sein. Zudem sind<br />
wir schon oft europäischen stammkunden<br />
in diese länder gefolgt.<br />
Wie sieht Ihre Investitionsplanung<br />
für <strong>das</strong> <strong>neue</strong> <strong>Jahr</strong> aus?<br />
Welsch: Wir haben auch in den Krisenjahren<br />
kontinuierlich investiert.<br />
Dies spiegelt auch unser Gedanke<br />
wider: „Wir denken in Generationen,<br />
nicht in Quartalen.“ Größter<br />
Brocken 2012 war eine <strong>neue</strong> Produktionshalle.<br />
Im kommenden <strong>Jahr</strong><br />
steht dort die Einrichtung des <strong>neue</strong>n<br />
Blechverarbeitungszentrums auf<br />
dem Programm. Zudem planen wir<br />
eine <strong>neue</strong> lackieranlage.<br />
Wie wird sich die Mitarbeiterzahl<br />
entwickeln?<br />
Welsch: Unsere Mitarbeiterzahl<br />
wächst organisch. starre Zielvorgaben<br />
kennen wir nicht. Mit einem<br />
leichten Anstieg ist zu rechnen –<br />
Personal abbauen wollen wir definitiv<br />
nicht. Das verbietet sich schon<br />
aufgrund unserer hohen Fertigungstiefe.<br />
Das Unternehmen<br />
11<br />
titelthema<br />
psb plant, konstruiert, baut und wartet<br />
intralogistische Lösungen für den Materialfluss<br />
und die Lagerhaltung. Diese<br />
Systeme sorgen dafür, <strong>das</strong>s in Produktionsbetrieben<br />
oder in Logistikzentren<br />
alles zur richtigen Zeit an der richtigen<br />
Stelle ist – vollautomatisch.<br />
ferrum 6 - 2012
12<br />
nahaufnahme<br />
John Deere<br />
Neue Feldhäcksler<br />
John Deere <strong>bringt</strong> <strong>neue</strong> selbstfahrende<br />
Feldhäcksler an den Markt. Produziert werden<br />
die High-Tech-Landmaschinen in Zweibrücken.<br />
Zweibrücken. Die innovative Körneraufbereitung<br />
ist eines der Hauptmerkmale<br />
der <strong>neue</strong>n selbstfahrenden<br />
John Deere Feldhäcksler der<br />
Baureihe 7080, die ab sofort verfügbar<br />
sind. Insgesamt sieben Modelle<br />
von 380 Ps bis 812 Ps leistung umfasst<br />
diese Feldhäcksler-Reihe, wobei<br />
ein Modell mit 440 Ps leistung<br />
neu in <strong>das</strong> Programm aufgenommen<br />
wurde. Produziert werden die landmaschinen<br />
am standort Zweibrücken<br />
und gehen von der Westpfalz<br />
aus in die ganze Welt.<br />
landwirte nutzen Feldhäcksler vor<br />
allem, um tierfutter und substrate<br />
für Biogasanlagen zu<br />
ernten: Einsatzgebiete<br />
sind so beispielsweise<br />
die Heuernte im sommer<br />
oder die Ernte von<br />
silomais im Herbst.<br />
laut John Deere sorge<br />
der <strong>neue</strong> Kernelstar<br />
scheibenprozessor für<br />
erhebliche Produktivitätssteigerungen<br />
in der<br />
Futterernte sowie bei<br />
ferrum 6 - 2012<br />
der Gewinnung von substrat für Biogasanlagen.<br />
Im Gegensatz zu konventionellen<br />
scheibenprozessoren oder<br />
solchen mit zylindrischen Walzen<br />
arbeitet Kernelstar mit konvex beziehungsweise<br />
konkav geformten<br />
scheiben. Dadurch werden die Körner<br />
nicht nur intensiver zerrieben,<br />
auch der Materialfluss wird deutlich<br />
verbessert. Bei gleichem Durchsatz<br />
verbraucht <strong>das</strong> <strong>neue</strong> Aufbereitungssystem<br />
deutlich weniger Energie.<br />
Zudem verfügt <strong>das</strong> Kernelstar-system<br />
dank der ineinander greifenden<br />
scheiben über eine nahezu 3-mal so<br />
große Arbeitsbreite wie herkömm-<br />
Neuordnung des Deutschland-Geschäfts<br />
Durch die Schaffung einer eigenständigen Landes gesellschaft,<br />
in der die bisher unselbst ständigen Zweigniederlassungen der Muttergesellschaft<br />
Deere & Company aufgehen, hat John Deere seine<br />
Aktivitäten in Deutschland zum 1. November neu geordnet. Die <strong>neue</strong><br />
John Deere GmbH & Co. KG mit Sitz in Mannheim umfasst Fabriken<br />
an den Standorten Mannheim, Bruchsal und Zweibrücken, <strong>das</strong> europäische<br />
Ersatzteilzentrum und die deutsche John Deere Vertriebs-<br />
und Marketingorganisation in Bruchsal, zwei Zweigniederlassungen<br />
für Forschung und Entwicklung in Kaiserslautern sowie Einheiten der<br />
liche Aufbereitungssysteme. Damit<br />
erfolgt selbst bei wechselnden Erntebedingungen<br />
eine deutlich bessere<br />
Aufbereitung der Körner mit<br />
sichtbar besseren Ergebnissen bei<br />
der Futter ernte und einem deutlich<br />
geringeren Anteil an Überlängen.<br />
Zusätzlich sind die <strong>neue</strong>n John<br />
Deere Feldhäcksler als i-serie<br />
mit intelligenter technik für den<br />
Einsatz in der Präzisionslandwirtschaft<br />
ausgerüstet. Dazu gehören<br />
der Harvestlab-sensor zur<br />
Bestimmung von trockenmasse und<br />
Inhaltsstoffen, ein Greenstar 2630<br />
Display, die Dokumentations-softwarepakete<br />
Harvest<br />
Monitor und Harvest<br />
Doc, die automatische<br />
schni t t längen -Rege -<br />
lung AutolOC und ein<br />
starFire 3000 DGPs-<br />
Empfänger mit sF2-<br />
Genauigkeit. Das emöglicht<br />
den landwirten<br />
ihre Ertragskartierung<br />
auf plus/minus fünf<br />
Zentimeter genau zu<br />
bestimmen.<br />
europäischen Bereichsleitung in Mannheim. Foto: John Deere
Foto: Daimler<br />
KsB<br />
Innovationspreis für energiesparenden Motor<br />
Ausgezeichnet (v.l.n.r.): Joe Weingarten, Abteilungsleiter im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium,<br />
bei der Verleihung des Innovationspreises an die KSB-Vertreter Jochen Schaab (Projektleiter<br />
Supreme-Motor), Christian Haag (Projektleiter), Anita Raunser (Marketing), Vorstandsmitglied<br />
Dieter-Heinz Hellmann, Michael Könen (Forschung), Joachim Fetz (Bereich „Automation & Antriebe“)<br />
und Daniel Gontermann (Leiter „Hocheffizienz-Antriebe“). Foto: KsB<br />
Frankenthal/Trier. KsB hat für<br />
seinen magnetfreien synchron-Reluktanzmotor<br />
„suPremE“ den „Innovationspreis<br />
2012 Rheinland-Pfalz“<br />
Daimler<br />
in der Kategorie „sonderpreis der<br />
Wirtschaftsministerin“ für nachhaltige<br />
Werkstoffe und Materialeffizienz<br />
erhalten. Der Abteilungsleiter<br />
Geschäfte in China und Russland laufen rund<br />
Wörth. Das Mercedes-Benz Werk<br />
Wörth profitiert von der starken<br />
lkw-Nachfrage aus China, Russland<br />
und saudi-Arabien. Die höheren<br />
Absätze in diesen ländern kompensieren<br />
die Absatzeinbrüche in den<br />
südeuropäischen Märkten wie spanien<br />
oder Italien. Das hat die „Rheinpfalz“<br />
berichtet. Die lage sei zwar<br />
weiter unsicher, aber die Nachfrage<br />
nach den lastwagen der weltweit<br />
größten lkw-Fabrik habe sich zuletzt<br />
stabilisiert, sagte standort-Chef<br />
Yaris Pürsün der tageszeitung Mitte<br />
November. seien vor zehn <strong>Jahr</strong>en<br />
lediglich ein paar Hundert lastwagen<br />
pro <strong>Jahr</strong> aus Wörth nach China<br />
geliefert worden, so seien es inzwi-<br />
schen rund 6.000, sagte Pürsün.<br />
China ist damit schon der viertgrößte<br />
Absatzmarkt des zweitgrößten<br />
industriellen Arbeitgebers der Pfalz<br />
mit derzeit 12.350 Beschäftigten.<br />
Auf Platz eins liege unangefochtenDeutschland,<br />
wo 30.000 der<br />
jährlich knapp 100.000<br />
in Wörth hergestellten<br />
lkw verkauft werden, so<br />
die tageszeitung. In den<br />
ersten neun Monaten<br />
des laufenden <strong>Jahr</strong>es<br />
stieg der Marktanteil<br />
von Mercedes-Benzlkw<br />
in Deutschland um<br />
zwei Prozentpunkte auf<br />
13<br />
nahaufnahme<br />
im Wirtschaftsministerium, Joe<br />
Weingarten, überreichte die Auszeichnung<br />
an technologievorstand<br />
Prof. Dieter-Heinz Hellmann in trier.<br />
Das Ministerium lobte den neuartigen<br />
Elektromotor, der 15 Prozent<br />
weniger Energie als herkömmliche<br />
Antriebe verbraucht. Er entspricht<br />
damit heute schon den Anforderungen<br />
einer internationalen Energieeffizienz-Norm,<br />
die erst in einigen<br />
<strong>Jahr</strong>en gültig wird. Darüber hinaus<br />
benötigt der „suPremE“-Motor keine<br />
Magnetwerkstoffe, wie etwa seltene<br />
Erden. Diese sind als kritische<br />
Rohstoffe eingestuft, deren Gewinnung<br />
große Umweltbelastungen<br />
verursacht.<br />
Mit dem Innovationspreis hat <strong>das</strong><br />
land Rheinland-Pfalz KsB damit zum<br />
zweiten Mal geehrt. Bereits 2010<br />
wurde die Überwachungseinheit<br />
„PumpMeter“ in der Kategorie „sonderpreis<br />
Industrie“ ausgezeichnet.<br />
39 Prozent. Zweitwichtigster Markt<br />
ist mit 15.000 Einheiten die türkei.<br />
Dort ist Daimler mit einem schwesterwerk<br />
von Wörth in Aksaray mit<br />
1.600 Beschäftigten vertreten.<br />
ferrum 6 - 2012
14<br />
nahaufnahme<br />
stiftung <strong>PfalzMetall</strong><br />
Die schnellste Maus<br />
von Frankenthal<br />
Die Stiftung <strong>PfalzMetall</strong> hat erstmals den Wettbewerb „Formel Mausefalle“ ausgetragen. Pfälzer Schüler<br />
waren aufgerufen, ein Rennfahrzeug zu konstruieren. Als Energiequelle stand ihnen lediglich eine Mausefalle<br />
zur Verfügung. Das Siegerfahrzeug aus Frankenthal kam damit 18,60 Meter weit.<br />
Neustadt an der Weinstraße/<br />
Kaiserslautern. Das schülerteam<br />
„speedy Gonzales“ des Karolinen-<br />
Gymnasiums in Frankenthal hat<br />
den Mitte November erstmals<br />
ausgetragenen Wettbewerb „For-<br />
ferrum 6 - 2012<br />
mel Mausefalle“ gewonnen. Damit<br />
verbunden ist ein Preisgeld von<br />
500 Euro. Das team „AgoW“ vom<br />
Pamina-schulzentrum in Herxheim<br />
hat den zweiten Platz (300 Euro),<br />
„turbo FsI“ vom leininger-Gymnasi-<br />
um in Grünstadt den dritten Platz<br />
(200 Euro) belegt. Zusätzlich ging<br />
ein Preis in der Kategorie Design<br />
an <strong>das</strong> team „strudiGorres“ von der<br />
Konrad-Adenauer-Realschule plus in<br />
landau. Angetreten zu dem Wett
Fotos: Msc<br />
Elf Schülerteams aus Pfälzischen Schulen konkurrierten bei „Formel Mausefall“. Ein Sonderpreis in<br />
der Kategorie Design ging dabei an ein Rennfahrzeug (Mitte und rechte Seite), dessen Räder aus<br />
Schallplatten bestanden und <strong>das</strong> Auftrieb durch Luftballons erhielt. Fotos: Barbara Redder<br />
kampf am Hohenstaufen-Gymnasium<br />
in Kaisers lautern waren teams<br />
aus elf pfälzischen schulen.<br />
Die Aufgabe der schüler aus den<br />
9. und 10. Klassen lautete: ein<br />
Rennfahrzeug zu konstruieren, <strong>das</strong><br />
stiftung <strong>PfalzMetall</strong><br />
Landau . Die stiftung<br />
<strong>PfalzMetall</strong> unterstützt<br />
mit 13.500 Euro die<br />
„Nawi-Werkstatt“ an<br />
der Universität Koblenz-landau<br />
(Bild links:<br />
Werner simon (links),<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
von <strong>PfalzMetall</strong>, bei der<br />
scheckübergabe mit<br />
Professor Björn Risch<br />
und Doktorantin lisa sauer). schülern bietet die Werkstatt<br />
Gelegenheit, naturwissenschaftliche Experimente<br />
selbstständig durchzuführen. Die Gruppengröße liegt bei<br />
maximal 16 teilnehmern. Die schüler aus einem Umkreis<br />
von 40 Kilometern um landau herum lernen in Einheiten<br />
von maximal acht Wochen mit je zwei stunden.<br />
Doch schüler sind nur eine Zielgruppe der Nawi-Werkstatt.<br />
Genauso wichtig sind die lehramtsstudierenden<br />
von der Energie einer Mausefalle<br />
angetrieben wird. Die Mausefallen<br />
wurden den teams vom Veranstalter,<br />
der stiftung <strong>PfalzMetall</strong>, gestellt.<br />
„,Formel M‘ verbindet technik<br />
und Konstruktion mit Fantasie<br />
und Kreativität“, sagte stiftungs-<br />
15<br />
nahaufnahme<br />
Geschäftsführer Felix Mayer bei<br />
der Veranstaltung. Der Wettbewerb<br />
sei daher sehr gut geeignet,<br />
Begeisterung für die sogenannten<br />
MINt-Fächer zu schaffen. MINt<br />
steht für Mathematik, Informatik,<br />
Naturwissenschaften und technik.<br />
Die schülergruppen hatten insgesamt<br />
neun Wochen Vorbereitungszeit.<br />
Bei der Umsetzung des<br />
Mausefalle-betriebenen Fahrzeugs<br />
verfolgten die teams verschiedene<br />
lösungsansätze. so kam <strong>das</strong> siegerfahrzeug<br />
16,8 Meter weit, <strong>das</strong><br />
zweitplatzierte 14,72 Meter und<br />
<strong>das</strong> drittplatzierte 14,37 Meter.<br />
Freigegeben zum start wurden die<br />
Fahrzeuge von einer technischen<br />
Kommission, die aus Vertretern<br />
der Firmen siemens, Johnson Controls,<br />
Opel und KsB bestanden.<br />
Während des Rennens unterstützten<br />
die Auszubildenden dieser Unternehmen<br />
den Rennablauf. Um<br />
die Verpflegung kümmerte sich<br />
der kommende Abiturjahrgang des<br />
Hohenstaufen-Gymnasiums.<br />
Spende für Nawi-Werkstatt / Schüler und Studenten profitieren<br />
der Universität landau. Diese sind bei den Veranstaltungen<br />
dabei und gestalten einzelne stunden selbst.<br />
Durch die Einbeziehung <strong>neue</strong>r Medien wie smartboards<br />
werden die künftigen lehrer auf <strong>das</strong> Fach „Naturwissenschaften“<br />
in Klasse 5 und 6 vorbereitet. Weiteres<br />
Ziel der Verantwortlichen um Professor Risch: Die gesammelten<br />
theoretischen und praktischen Erkenntnisse<br />
fließen in die pädagogische Forschung ein.<br />
ferrum 6 - 2012
16<br />
nahaufnahme<br />
General Dynamics European land systems–Germany<br />
„Erfolgsgeschichte geschrieben“<br />
Zehn <strong>Jahr</strong>e liegt die Akquisition der<br />
Firma Eisenwerke Kaiserslautern<br />
(EWK) durch General Dynamics<br />
zurück. Das Jubiläum nutzten<br />
Geschäftsführung und Belegschaft,<br />
um zurückzublicken.<br />
Kaiserslautern. Die Geschichte der<br />
Firma General Dynamics European<br />
land systems–Germany (GDEls–<br />
Germany) geht zurück bis ins <strong>Jahr</strong><br />
1864, als die Firma Eisenwerke Kaiserslautern<br />
(EWK) gegründet wurde.<br />
Im <strong>Jahr</strong> 2002 wurde <strong>das</strong> traditionsunternehmen<br />
EWK durch General<br />
Dynamics übernommen und firmiert<br />
seither unter <strong>neue</strong>m Namen.<br />
seit der Zugehörigkeit zum General<br />
Dynamics-Konzern ist <strong>das</strong> Unternehmen<br />
stark gewachsen. „Die letzten<br />
zehn <strong>Jahr</strong>e sind eine Erfolgsgeschichte“,<br />
so Geschäftsführer Robert Kauth<br />
in seiner Jubiläumsansprache. Zu<br />
der Feier in der historischen Fruchthalle<br />
in Kaiserslautern waren neben<br />
der Belegschaft zusammen mit ihren<br />
Partnerinnen und Partnern auch<br />
Vertreter aus Politik, Wirtschaft und<br />
Verwaltung gekommen.<br />
Kauth führte in seiner Ansprache<br />
aus, <strong>das</strong>s GDEls–Germany zu den<br />
ferrum 6 - 2012<br />
größten Arbeitgebern in Kaiserslautern<br />
gehöre. „Und nicht zu vergessen:<br />
zu den kräftigen Zahlern von<br />
Gewerbesteuer und Körperschaftssteuer.“<br />
Zu den stärken des Unternehmens<br />
zähle insbesondere <strong>das</strong> spezielle<br />
Know-How in der Aluminiumschweißtechnik<br />
und der gute Ruf<br />
der Firma auf dem Weltmarkt: Mehr<br />
als 90 Prozent der Produkte von<br />
GDEls –Germany gehen zu Kunden<br />
auf fast allen Kontinenten. „Bei den<br />
Kundenbeziehungen nehmen Qualität<br />
und liefertreue einen hohen stellenwert<br />
ein“, so Kauth. Der Geschäftsführer<br />
nutzte den Abend, um seinen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
für ihr tägliches Engagement und<br />
ihre teils jahrzehntelange Verbundenheit<br />
zum Unternehmen zu danken.<br />
Der Konzern<br />
Rund 700 Gäste feierten <strong>das</strong> zehnjährige Jubiläum von GDELS–Germany.<br />
Die Festansprache hielt Geschäftsführer Robert Kauth. Fotos: GDEls–Germany<br />
Bundestagsabgeordneter Gustav<br />
Herzog ermutigte in seiner Rede<br />
dazu, den Weg im Geschäftsfeld der<br />
Wehrtechnik weiter voranzugehen.<br />
Für den Einsatz der deutschen soldaten<br />
in Krisengebieten wie Afghanistan<br />
sei es wortwörtlich lebenswichtig,<br />
qualitativ hochwertige und sichere<br />
Ausrüstung zu haben. Der Eagle, ein<br />
Aufklärungs- und Beobachtungsfahrzeug<br />
von GDEls, erfülle diese hohen<br />
sicherheitsanforderungen.<br />
Oberbürgermeister Dr. Klaus Weichel<br />
betonte insbesondere die Bedeutung<br />
von GDEls–Germany in der<br />
Firmenlandschaft der stadt; ausdrücklich<br />
dankte er dem Geschäftsführer<br />
Robert Kauth für dessen<br />
Engagement, den standort Kaiserslautern<br />
zu etablieren und langfristig<br />
zu sichern.<br />
General Dynamics European Land Systems (GDELS) mit Hauptsitz<br />
im spanischen Madrid ist ein Unternehmen der General Dynamics Corporation, <strong>das</strong><br />
europaweit mit Standorten in Deutschland, Österreich, Spanien und der Schweiz<br />
vertreten ist. Mit über 3.250 Mitarbeitern entwickeln, produzieren und liefern GDELS–<br />
Firmen landgestützte Kampfsysteme, darunter Radfahrzeuge, Kettenfahrzeuge und<br />
amphibische Fahrzeuge sowie mobile, militärische Brückensysteme für Kunden weltweit.
Foto: istockphoto<br />
tresor- und Panzerschrankbau<br />
Panzer gegen Knacker<br />
Die deutsche Metall- und Elektroindustrie zählt nicht nur im Automobil- und Maschinenbau<br />
zur Weltspitze. Auch in Nischen gibt es leistungsstarke Produzenten – zum Beispiel Betriebe,<br />
die hochwertige Tresore fertigen.<br />
Mehrschichtige schrankwände aus<br />
hochfesten Metalllegierungen und<br />
hitzebeständigem spezialbeton halten<br />
nicht nur Einbrecher fern, sie<br />
schützen Bargeld, schmuckstücke<br />
und wichtige Unterlagen auch vor<br />
Bränden.<br />
Doch um solche Hightech-tresore<br />
zu bauen, braucht es spezialfirmen<br />
– und die sind rar. laut statistischem<br />
Bundesamt gibt es in<br />
Deutschland gerade einmal drei<br />
hochspezialisierte tresorhersteller,<br />
die mehr als 50 Mitarbeiter haben.<br />
Im <strong>Jahr</strong> 2010 erzielten diese Betriebe<br />
mit ihren heute insgesamt<br />
312 Beschäftigten (erstes Quartal<br />
2012) einen Umsatz von 34 Millionen<br />
Euro.<br />
Die Unternehmen produzieren vor<br />
allem größere Wertschutzschränke<br />
in den höheren der neun sicherheitsklassen.<br />
Zu den Kunden der<br />
tresorhersteller zählen daher insbesondere<br />
gewerbliche Firmen und<br />
Banken. Diese haben gute Gründe,<br />
in hochwertige sicherheitstechnik<br />
zu investieren – denn trotz eines<br />
rückläufigen trends gab es in<br />
Deutschland im vergangenen <strong>Jahr</strong><br />
immer noch fast 148.000 Diebstahldelikte<br />
in Büro-, Dienst- und<br />
lagerräumen.<br />
Auch im Ausland können die deutschen<br />
tresorhersteller offenbar<br />
punkten. Denn die Exporte von Panzerschränken<br />
erreichten im <strong>Jahr</strong><br />
2011 mit gut 34 Millionen Euro ein<br />
ähnliches Niveau wie der – in der<br />
amtlichen statistik allerdings etwas<br />
anders abgegrenzte – Umsatz des<br />
<strong>Jahr</strong>es 2010.<br />
Importiert wurden sogar tresore im<br />
Wert von rund 65 Millionen Euro.<br />
Hierbei dürfte es sich allerdings<br />
überwiegend um Produkte aus niedrigeren<br />
sicherheitskategorien handeln.<br />
Diese schränke werden vor<br />
allem von Privatleuten gekauft, die<br />
ihre Wertsachen sicher unterbringen<br />
wollen.<br />
Viele Gründe für Tresore<br />
Insgesamt<br />
Diebstähle in Dienst-, Büro- und Lagerräume<br />
Wohnungseinbrüche<br />
316.062<br />
186.007<br />
130.055<br />
2002 2003<br />
leider passt nicht alles in einen<br />
tresor, was lieb und teuer ist: Weil<br />
die Zahl der Wohnungseinbrüche<br />
zuletzt auf nahezu 133.000 angestiegen<br />
ist, investieren viele Haus-<br />
und Wohnungsbesitzer zusätzlich in<br />
sicherheitstechnik für ihre Fenster<br />
und türen – dafür sind jedoch andere<br />
M+E-Branchen zuständig.<br />
280.531<br />
147.936<br />
132.595<br />
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />
17<br />
nahaufnahme<br />
© ferrum-Grafik, Quelle: Bundeskriminalamt, Institut der deutschen Wirtschaft Köln<br />
ferrum 6 - 2012
ferrum-Serie:<br />
Lanzer untersucht im Prüflabor<br />
von Johnson Controls ein<br />
Zahnkranz aus Stahl. Foto: Msc<br />
M+E-BerufeJula<br />
Werkstoffprüferin Jula lanzer<br />
Akribische Analyse<br />
Die angehende Werkstoffprüferin Jula Lanzer arbeitet im Labor des Automobilzulieferers Johnson<br />
Controls (ehemals Keiper) im Werk Rockenhausen. Dort prüft und dokumentiert sie Qualität und<br />
Beschaffenheit des Rohmaterials und der fertigen Produkte.<br />
Die Maschine vibriert leicht und<br />
gibt ein tiefes Brummen von sich.<br />
Wenige sekunden später gibt es einen<br />
dumpfen Knall, dann reißt <strong>das</strong><br />
0,5 Zentimeter dicke stahlblech, an<br />
dessen beiden Enden die Maschine<br />
gezogen hat. „so ermitteln wir die<br />
streckgrenze und die Zugfestigkeit“<br />
erläutert Jula lanzer. Beides sind<br />
wichtige Merkmale, um die Qualität<br />
eines Werkstoffs zu bestimmen.<br />
Die Zugfestigkeit gibt an, bis zu<br />
welchem Punkt ein Metall dehnbar<br />
ist, bis es zum Bruch kommt. Die<br />
streckgrenze ist ein Maß dafür, wel-<br />
ferrum 6 - 2012<br />
che Kräfte ein Metall aushält, bis es<br />
beginnt, sich zu verformen.<br />
Für Jula lanzer gehören fachsprachliche<br />
Ausdrücke wie „streckgrenze“<br />
oder „Zugfestigkeit“ zum Alltag.<br />
Vor drei <strong>Jahr</strong>en hat die junge Frau<br />
bei Keiper Recaro, nach dem Kauf<br />
durch Johnson Controls firmiert <strong>das</strong><br />
Unternehmen unter <strong>neue</strong>m Namen,<br />
ihre Ausbildung zur Werkstoffprüferin<br />
gestartet. seither untersucht<br />
sie, ob der wichtigste Werkstoff<br />
des Automobilzulieferers, stahl, den<br />
hohen Ansprüchen genügt. Neben<br />
der Analyse nimmt auch die Dokumentation<br />
der testergebnisse einen<br />
breiten Raum ein (siehe Kasten „Das<br />
Berufsbild“).<br />
Weitere wichtige Kriterien beim Prüfen<br />
sind neben der streckgrenze und<br />
der Zugfestigkeit die Materialzusammensetzung<br />
und die Härte. Um letztere<br />
zu erreichen, erwärmt Johnson<br />
Controls die produzierten Zahnräder<br />
und Zahnkränze auf rund 900 Grad<br />
Celsius. Das dauert je nach Dicke bis<br />
zu 120 Minuten. Anschließend werden<br />
die Produkte in Öl abgeschreckt.
Um die Härte zu bestimmen, nutzt<br />
Jula lanzer spezielle Härteprüfgeräte.<br />
Diese arbeiten unabhängig vom<br />
Verfahren alle nach dem gleichen<br />
Prinzip: sie messen den Widerstand,<br />
den der Werkstoff dem Prüfkörper<br />
entgegensetzt. Um zu demonstrieren,<br />
wie <strong>das</strong> funktioniert, legt Jula<br />
lanzer ein stück stahlblech in ein<br />
Messgerät, <strong>das</strong> nach dem sogenannte<br />
Vickersverfahren funktioniert. Eine<br />
Diamantspitze bohrt sich dabei für<br />
zehn sekunden in die Probe. Je weicher<br />
<strong>das</strong> Metall, desto tiefer kann<br />
die spitze eindringen. Und desto größer<br />
ist der Abdruck, den die spitze<br />
im Werkstoff hinterlässt. Die Größe<br />
des Abdrucks wird anschließend in<br />
eine genormte Maßzahl übersetzt.<br />
»Vor allem <strong>das</strong><br />
Mikroskopieren ist<br />
faszinierend.«<br />
Um die struktur des stahles zu deuten,<br />
nutzt die 18-Jährige auch Mikroskope.<br />
„Vor dem Mikroskopieren<br />
schneide ich den stahl auseinander<br />
und ätze die schnittstelle dann mit<br />
säure an. An der Verfärbung und<br />
der Form der sogenannten Körner<br />
kann ich anschließend <strong>das</strong> Gefüge<br />
analysieren. so erkenne ich beispielsweise,<br />
ob <strong>das</strong> teil wärmebehandelt<br />
wurde und teilweise sogar, welche<br />
Bestandteile in meinem Werkstoff<br />
vorhanden sind“, erklärt die angehende<br />
Werkstoffprüferin.<br />
Der Grund für die akribische Kontrolle<br />
sowohl des zugelieferten Rohstahls<br />
als auch der fertigen Produkte ist<br />
einfach: „Die teile müssen halten!“,<br />
<strong>bringt</strong> es Jula lanzer auf den Punkt.<br />
Die „teile“ – <strong>das</strong> sind Einstellmechanismen<br />
für die Rückenlehnen von<br />
Autositzen, die aufgrund ihrer Funktionsweise<br />
und ihres Bewegungsschemas<br />
„taumel-Beschläge“ genannt<br />
werden. Das Unternehmen hat<br />
sich im Werk Rockenhausen auf die<br />
Fertigung solcher Einstellkomponenten<br />
sowie von kompletten sitzstrukturen<br />
spezialisiert – alles Produkte<br />
aus Metall. 225.000 „taumel 2000“<br />
verlassen werktäglich <strong>das</strong> Werk in<br />
der Nordpfalz. Die lehneneinsteller<br />
sind zentrale sicherheits elemente<br />
im Fahrzeug: Im Falle eines Unfalls<br />
muss der sitz den Insassen sicher<br />
halten. „Deshalb spielen die Qualität<br />
der lehneneinsteller als Bindeglied<br />
zwischen lehne und sitzunterbau sowie<br />
ihre Fähigkeit zur Aufnahme von<br />
Kräften eine entscheidende Rolle“,<br />
erklärt Jula lanzer.<br />
Für ihre Arbeit benötigt die Auszubildende<br />
sehr gute naturwissenschaftliche<br />
und mathematische Kenntnisse.<br />
Bereits in der schule hat die aus<br />
Winnweiler stammende Frau sich<br />
für die Fächer Chemie und Physik begeistern<br />
können. Daher war ihr bei<br />
der suche nach einer Ausbildungsstelle<br />
klar: „Ich möchte in einem labor<br />
arbeiten.“<br />
In <strong>das</strong> Prüflabor von Johnson Controls<br />
kam lanzer über ein Praktikum.<br />
Kennen gelernt hatte sie den größten<br />
Ausbildungsbetrieb im Donnersbergkreis<br />
über einen Berufsinformationstag<br />
an ihrer schule. Der eher seltene<br />
Beruf führt dazu, <strong>das</strong>s nur wenige<br />
Berufsschulen angehende Werkstoffprüfer<br />
unterrichten. Jula lanzer<br />
wohnt daher im Abstand von drei<br />
Monaten für einige Wochen in stuttgart,<br />
um die dortige Berufsschule<br />
zu besuchen. Das Pendeln zwischen<br />
ihrem Heimatort Winnweiler und der<br />
baden-württembergischen landeshauptstadt<br />
stört sie nicht. „Dadurch<br />
bin ich viel selbstständiger geworden“.<br />
Nur ihre Hobbys, tanzen und<br />
tennis, litten unter den stuttgartaufenthalten.<br />
Doch viel Zeit bleibt der<br />
jungen Frau auch sonst nicht.<br />
Parallel zu ihrer Ausbildung besucht<br />
sie noch an zwei tagen die Woche ein<br />
Abendgymnasium, um ihr Fachabitur<br />
abzulegen. Neben der Fort bildung<br />
als technikerin steht Jula lanzer<br />
nach ihrer Ausbildung so auch ein<br />
Hochschulstudium offen. Besonders<br />
eilig hat sie es aber nicht – ihr Beruf<br />
macht der Azubi nämlich viel spaß.<br />
„Vor allem <strong>das</strong> Mikroskopieren ist<br />
faszinierend.“ Auch die Vielfalt der<br />
Aufgaben findet sie reizvoll. „Wir im<br />
Prüflabor kommen immer dann ins<br />
spiel, wenn die Kollegen in der Produktion<br />
Unterstützung benötigen.“<br />
In sehr seltenen Fällen muss Jula<br />
lanzer auch mal ein schadhaftes teil<br />
analysieren. „Das passiert aber glücklicherweise<br />
nur sehr selten“, sagt sie.<br />
Anders als der Arbeitsplatz labor<br />
vermuten lässt, müssen Werkstoffprüfer<br />
auch eine gute team- und<br />
Kommunikationsfähigkeit mitbringen.<br />
„Ich stehe in ständigem Kontakt mit<br />
den Kollegen in der Produktion, mit<br />
lieferanten und Kunden“, sagt Jula<br />
lanzer. Dort ist man auch schon<br />
auf <strong>das</strong> talent und <strong>das</strong> Engagement<br />
der angehenden Werkstoffprüferin<br />
aufmerksam geworden. Im Dezember<br />
wird sie ein Praktikum bei einem<br />
Rohmaterialzulieferer absolvieren.<br />
<strong>das</strong> berufsbild<br />
VIDEO<br />
auf www.ferrum-magazin.de<br />
Die dreieinhalbjährige Ausbildung wird<br />
in den Schwerpunkten Halbleiter-,<br />
Metall- und Wärmebehandlungstechnik<br />
angeboten. Für alle drei Berufsbilder<br />
gilt: Werkstoffprüfer und -prüferinnen<br />
entnehmen Proben zur Qualitätskontrolle,<br />
zum Teil auch schon während des<br />
Produktionsprozesses, und bereiten sie<br />
für die Analyse vor. Sie untersuchen verschiedenste<br />
Materialien und Pro dukte<br />
auf ihre Eigenschaften, auf Zusammensetzung<br />
und Fehler. Die Ergebnisse<br />
dokumentieren sie.<br />
Im Schwerpunkt Halbleitertechnik<br />
führen sie Prüfungen, Zwischen- und<br />
Endkontrollen von Halbleiterwerkstoffen<br />
und -bauteilen durch; im Schwerpunkt<br />
Metalltechnik bereiten sie physikalischtechnische<br />
Untersuchungen und<br />
Versuchsreihen vor, führen sie durch<br />
und werten sie aus. Mit zerstörenden<br />
und zerstörungsfreien Prüfverfahren<br />
prüfen sie unterschiedliche Materialeigenschaften<br />
wie Härte, Festigkeit<br />
oder Verformbarkeit. Im Schwerpunkt<br />
Wärmebehandlungstechnik wiederum<br />
messen und prüfen sie Veränderungen<br />
von Werkstoffeigenschaften wie Härte,<br />
Festigkeit oder Zähigkeit nach Wärmebehandlungsverfahren.<br />
Quelle: BERUFENEt – ein Angebot der Bundesagentur<br />
für Arbeit – www.berufenet.arbeitsagentur.de<br />
ferrum 6 - 2012<br />
19<br />
service
DIE UNTERNEHMEN<br />
DER METALL-<br />
UND ELEKTRO-<br />
INDUSTRIE