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Mechanismen des Immunsystems in der Übersicht - Pharmazie

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<strong>Mechanismen</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Immunsystems</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Übersicht<br />

In <strong>der</strong> Panoramaansicht zum Ausklappen:<br />

Wo die Wirkstoffe angreifen<br />

Dendritische Zelle <strong>in</strong> 4000-facher Vergrößerung Die<br />

dendritische Zelle ist nach ihren typischen Bäumchen-artigen Cytoplasma-Ausläufern<br />

(lat. dendriticus = verzweigt) benannt. Dendritische<br />

Zellen können über Toll-like-Rezeptoren E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gl<strong>in</strong>ge erkennen<br />

und die zelluläre Immunantwort steuern.<br />

Foto: Eye of Science/SPL/Agentur Focus<br />

Nr. 12 | 22.03.2007 147. Jahrgang | Deutsche Apotheker Zeitung | 1285 | 67


Immunologie<br />

Abb. 1a: Wirkung <strong>der</strong> Immunstimulanzien<br />

Von Imiquimod weiß man <strong>in</strong>zwischen sicher, dass es an den Toll-like-Rezeptor (TLR) 7 b<strong>in</strong>det und über e<strong>in</strong>e Aktivierung<br />

<strong>des</strong> angeborenen <strong>Immunsystems</strong> wahrsche<strong>in</strong>lich auch das adaptive Immunsystem stimuliert. Ähnliche <strong>Mechanismen</strong><br />

wären für pflanzliche Immunstimulanzien denkbar und s<strong>in</strong>d für mikrobielle Immunstimulanzien gezeigt.<br />

Die „Biologicals“ s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Natur nachempfunden und greifen an ihren normalen Zielstrukturen an. Was an dieser Abbildung<br />

nicht ganz deutlich wird: Der Tumornekrosefaktor alfa nimmt natürlicherweise e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aktivierung<br />

entzündlicher Prozesse e<strong>in</strong>, weshalb e<strong>in</strong>e Therapie mit dem rekomb<strong>in</strong>anten Pendant äußerst heikel ist.<br />

Grafiken: Zündorf<br />

Abb. 1b: Wirkung <strong>der</strong> Antiallergika<br />

Nur die Hyposensibilisierungsmaßnahmen SIT (spezifische Immuntherapie) und SLIT (subl<strong>in</strong>guale Immuntherapie) versuchen,<br />

frühzeitig <strong>in</strong> die Immunreaktion e<strong>in</strong>zugreifen und e<strong>in</strong>e Reaktion von T-Zellen auf e<strong>in</strong>e Allergen-Präsentation<br />

durch antigenpräsentierende Zellen zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Alle an<strong>der</strong>en Antiallergika greifen später <strong>in</strong>s Geschehen e<strong>in</strong>, verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

breit die Expression von Botenstoffen sowie die Proliferation und Differenzierung immunkompetenter Zellen<br />

(Glucocorticoide) o<strong>der</strong> aber die Freisetzung <strong>der</strong> Botenstoffe (Mastzellstabilisatoren).<br />

Omalizumab verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, dass IgE-Antikörper auf <strong>der</strong> Mastzelloberfläche b<strong>in</strong>den, so dass es nicht zu e<strong>in</strong>er durch Allergen-Bridg<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong>duzierten Freisetzung <strong>der</strong> Granula-Inhalte dieser Zellen kommen kann. Antihistam<strong>in</strong>ika blockieren h<strong>in</strong>gegen<br />

die Zielstrukturen für freigesetztes Histam<strong>in</strong> und unterdrücken so die schädigenden Wirkungen dieses Transmitters.<br />

68 | 1286 | Deutsche Apotheker Zeitung | 147. Jahrgang<br />

22.03.2007 | Nr. 12


Abb. 1: Überblick über <strong>Mechanismen</strong> <strong>des</strong> <strong>Immunsystems</strong><br />

Antigenpräsentierende Zellen (APC, l<strong>in</strong>ks im Bild) „zeigen“ T-Zellen mit passenden T-Zell-Rezeptoren Antigene, die<br />

daraufh<strong>in</strong> aktiviert werden und zu spezialisierten Subpopulationen differenzieren. Als T-Helfer-Zellen stimulieren sie<br />

B-Zellen zur Differenzierung <strong>in</strong> Plasmazellen, <strong>der</strong>en Aufgabe es ist, jeweils e<strong>in</strong>en Typ von Antikörpern zu produzieren.<br />

Handelt es sich dabei um IgE-Antikörper, <strong>der</strong>en variable Region e<strong>in</strong> Allergen erkennt, kann es zum „Allergen-bridg<strong>in</strong>g“<br />

auf Mastzellen kommen. Dabei werden zwei IgE-Antikörper, die mit ihren konstanten Domänen über spezielle Rezeptoren<br />

auf e<strong>in</strong>er Mastzelle fixiert s<strong>in</strong>d, über e<strong>in</strong> passen<strong>des</strong> Antigen (Allergen) mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbunden, wodurch e<strong>in</strong> Signal<br />

<strong>in</strong> die Zelle geschickt wird, das die Freisetzung von Histam<strong>in</strong> und an<strong>der</strong>en Mediatorsubstanzen aus <strong>der</strong> Mastzelle<br />

<strong>in</strong>duziert. Dies führt zu den bekannten Überempf<strong>in</strong>dlichkeitsreaktionen e<strong>in</strong>er Allergie. Über ähnliche <strong>Mechanismen</strong><br />

werden auch Eos<strong>in</strong>ophile Granulozyten aktiviert, die sich dann über Blutgefäße verteilen und <strong>in</strong> weitere Gewebe e<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>n.<br />

Bei Autoimmunerkrankungen werden über die geschil<strong>der</strong>ten <strong>Mechanismen</strong> körpereigene Moleküle präsentiert. Im Falle<br />

e<strong>in</strong>er Multiplen Sklerose zerstören so aktivierte zytotoxische T-Zellen (T zytotox ) und von spezifischen B-Zellen produzierte<br />

Antikörper die Myel<strong>in</strong>scheiden von Nervenfasern (l<strong>in</strong>ks oben). Bei <strong>der</strong> rheumatoiden Arthritis kommt es zu Entzündungen<br />

und Gewebezerstörungen <strong>in</strong> den Gelenken (rechts oben). (Blaue Pfeile: Stimulation/Aktivierung mithilfe<br />

<strong>der</strong> begleitenden Zytok<strong>in</strong>e; Rote Pfeile: Inhibition über entsprechende Zytok<strong>in</strong>e)<br />

Nr. 12 | 22.03.2007<br />

147. Jahrgang | Deutsche Apotheker Zeitung | 1287 | 69


Immunologie<br />

Abb. 1c: Wirkung <strong>der</strong> Immunsuppressiva<br />

Neben den Immunsuppressiva, die z. B. <strong>in</strong> die DNA-Synthese e<strong>in</strong>greifen und <strong>des</strong>halb mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger spezifisch immunkompetente Zellen reprimieren, greifen e<strong>in</strong>ige Substanzen<br />

sehr gezielt <strong>in</strong> das Immunsystem e<strong>in</strong>. Wichtige Wirkstoffe zur Therapie von Autoimmunerkrankungen<br />

s<strong>in</strong>d nach wie vor die TNF-α-Inhibitoren, die sehr früh die Entzündungskaskade<br />

unterb<strong>in</strong>den. Etwas später greift Anak<strong>in</strong>ra an. Spezifisch gegen B-Zellen und damit gegen<br />

die Produktion von Autoantikörpern richtet sich Rituximab. T-Zellen s<strong>in</strong>d dagegen das<br />

Ziel von Ciclospor<strong>in</strong> und Co. sowie von Basiliximab und Daclizumab. Zwei Antikörper, die<br />

das E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>n aktivierter immunkompetenter Zellen <strong>in</strong>s Gewebe verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, s<strong>in</strong>d Efalizumab<br />

und Natalizumab.<br />

Nr. 12 | 22.03.2007<br />

147. Jahrgang | Deutsche Apotheker Zeitung | 1288 | 70

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