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Colitis ulcerosa - Pharmazie

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Prof. Caspary<br />

Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum Frankfurt<br />

Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt<br />

engl.: ulcerative colitis<br />

<strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong><br />

Definition: Chronische, mit UIzerationen einhergehende Entzündung der Mukosa oder<br />

Submukosa des Kolons oder Rektums. Der Befall ist bei der <strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong> im Unterschied<br />

zum Befall bei Morbus Crohn in aller Regel kontinuierlich und vom Rektum ausgehend.<br />

Epidemiologie: Die Inzidenz der <strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong> liegt zwischen 3-7:100.000 Einwohner<br />

mit einem Altersgipfel zwischen dem 20. und 60. Lebensjahr. Die Prävalenz liegt zwischen<br />

37-79 pro 100.000 Einwohner. Deutliches Nord > Südgefälle. Rauchen schützt vor einer<br />

<strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong><br />

Epidemiologie chronisch entzündlicher Darmkrankheiten (CED)<br />

Inzidenz<br />

(pro 100.000)<br />

Prävalenz<br />

(pro 100.000)<br />

Geographie<br />

Geschlecht<br />

Rasse<br />

Ethnisches Vorkommen<br />

Rauchen<br />

Appendektomie<br />

Genetische Assoziation<br />

1-10 (<strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong>)<br />

3-15 (M. Crohn)<br />

20-100 (M. Crohn)<br />

50-80 (<strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong>)<br />

Nördliche Länder > südliche Länder<br />

Männer = Frauen<br />

Weiße > Farbige<br />

Juden > Nicht-Juden<br />

Risikofaktor für M. Crohn<br />

Protektiv bei <strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong><br />

Protektiv für <strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong><br />

Chromosom 16, NOD2 (M. Crohn)<br />

Chromosom 3, 7, 12 (<strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong> und M. Crohn)<br />

TNF (M. Crohn), IL-1A (M. Crohn),<br />

HLA-A2, HLA-DR1, HLA-DQw5 (M. Crohn),<br />

HLA-DR2 (<strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong>)<br />

Ätiologie und Pathogenese: Die genaue Ursache der <strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong> ist unbekannt. Es<br />

besteht eine eindeutige familiäre Häufung. Es wird eine genetische Bereitschaft zur<br />

Erkrankung diskutiert, wobei Faktoren wie Viren, Bakterien, Ernährung und<br />

Immunreaktionen die Erkrankung möglicherweise auslösen können.<br />

Der akute Schub einer CED ist durch einen Einstrom von neutrophilen Granulozyten und<br />

Monozyten aus dem peripheren Blut gekennzeichnet. Es findet eine hochgradige immunologische<br />

Aktivierung von intestinalen Granulozyten, Makrophagen und T- sowie B-Lymphozyten<br />

statt. Eine Permeabilitätssteigerung des intestinalen Epithels geht der klinischen Schubsymptomatik<br />

voraus und könnte der Wegbereiter einer bakteriellen Invasion durch das Epithel<br />

sein. Der spezifische Eintritt („homing“) von Entzündungszellen in entzündliche Läsionen<br />

wird durch die Interaktion von Adhäsionsmolekülen auf Endothelzellen und Immunozyten<br />

vermittelt.<br />

Eine gesteigerte Produktion entzündungsfördernder Zytokine (TNFα, IL-1ß, IL-6, IL-8, IL-<br />

12) lässt sich nicht nur in entzündeter, sondern auch in normaler Mukosa beobachten. Die<br />

chronische Entzündung wird durch eine Imbalance zwischen pro- und kontra-entzündlichen<br />

Mediatoren unterhalten („Zytokinschaukel“). Die Transkription der meisten Entzündungsgene<br />

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kann durch den Transkriptionsfaktor NFκB reguliert werden. Eine erhöhte Aktivierung von<br />

NFκB ist in der L. propria bei Patienten mit M. Crohn zu beobachten.<br />

Multiple Faktoren sind für den Ausbruch einer CED notwendig:<br />

1. Genetische Disposition,<br />

2. Gestörte Immunregulation der Mukosa<br />

3. Störungen der Barrierenfunktion<br />

4. Exogene Faktoren (z.B. eigene Bakterienflora).<br />

Genetische Faktoren beeinflussen die Immunregulation und die Barrierenfunktion, die sich<br />

aber auch gegenseitig beeinflussen können. Antigene (normale intestinale Flora oder ein<br />

gemeinsames infektiöses Agens) lösen die Entzündungsreaktion aus. Der Verlust der Toleranz<br />

gegenüber normaler Darmflora ist für die Fortdauer der Entzündung verantwortlich.<br />

Pathologie: Die Entzündungsreaktion breitet sich bei der <strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong> meist kontinuierlich<br />

vom Rektum nach proximal in das Kolon aus, kann das gesamte Kolon (Pankolitis),<br />

das distale Kolon (Linsseitenkolitis), oder das Rektum (Proktitis) betreffen. Die<br />

entzündliche Infiltration betrifft hauptsächlich die Mukosa, seltener die Submukosa und geht<br />

mit kleinen Kryptenabszessen oder oberflächlichen Ulzerationen einher. Makroskopisch<br />

stehen ein Ödem, eine gefäßreiche Infiltration, Ulzerationen, sowie Narbenbildungen mit<br />

Verkürzung und Stenosierung chronisch erkrankter Darmabschnitte im Vordergrund. Typisch<br />

ist das Auftreten von Pseudopolypen, die ein charakteristisches Zeichen einer längerbestehenden<br />

Erkrankung sind.<br />

Symptomatik: Die <strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong> beginnt oft schleichend mit Durchfall und blutigschleimigen<br />

Stuhlbeimengungen, kann jedoch auch subakut oder akut verlaufen. Die klinischen<br />

Symptome sind von der Schwere und der Ausdehnung der Erkrankung abhängig. In<br />

leichteren Fällen, insbesondere bei alleinigem Befall des Rektums, stehen häufige kleinvolumige<br />

schmerzhafte Stuhlentleerungen (Tenesmen) mit Schleim- und Blutbeimengungen im<br />

Vordergrund. .<br />

Bei ausgedehntem Kolonbefall treten wässrig-schleimig-blutige Durchfälle mit Darmtenesmen<br />

auf. Die Stuhlfrequenz kann bis zu 30 Entleerungen/Tag betragen. Die abdominellen<br />

Beschwerden lassen häufig nach der Defäkation nach.<br />

Unspezifische Symptome sind: Fieber, Anorexie, Gewichtsverlust. Extraintestinale<br />

Manifestationen können wie beim M. Crohn bestehen.<br />

Extraintestinale Manifestationen:<br />

- Augen: Iridozyklitis, Uveitis<br />

- Haut: Erythema nodosum, Pyoderma gangränosum<br />

- Gelenke: Monarthritis, Oligoarthritis, Spondylitis enteropathica<br />

- Leber: primär sklerosierende Cholangitis und andere Leberveränderungen<br />

Komplikationen der <strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong> sind:<br />

- ausgeprägte anale Blutung<br />

- fulminante Kolitis (Tachykardie, Fieber)<br />

- toxisches Megakolon (Erweiterung des Kolons >6 cm, verdickte Darmwand,<br />

Darmwandimpressionen)<br />

Der Verlauf ist nicht vorhersehbar. Man unterscheidet zwischen einer leichten, mittelschweren<br />

und fulminant-toxischen Form. Es kann zu kurz- oder langfristigen Remissionen, zum<br />

Übergang in eine chronische Form oder zu einem erneuten akuten Schub kommen. Die fulminant-toxische<br />

Verlaufsform ist durch eine große Zahl an blutig-schleimigen Durchfällen,<br />

hohes Fieber mit septischem Krankheitsbild, Anämie, Dehydratation, Hypoproteinämie,<br />

Hypokaliämie, Distension und Druckschmerzhaftigkeit des Abdomens gekennzeichnet.<br />

Es kann sich eine Dilatation des Kolons mit hoher Perforationsgefahr entwickeln ('toxisches<br />

Megakolon'). Diese Patienten sind sehr gefährdet (septischer Schock).<br />

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3<br />

Diagnose: neben der oft typischen Anamnese erlauben Koloskopie und Röntgen die<br />

Diagnose. Bei der Rektoskopie/Koloskopie findet sich in leichten Fällen eine geschwollene,<br />

hyperämische, bei Berührung leicht blutende Schleimhaut von samtartigem Aussehen. Bei<br />

schwerem Verlauf ist die Schleimhaut hämorrhagisch infiltriert mit unregelmäßig konfluierenden<br />

Ulzerationen. Bei chronischem Verlauf sind Verengungen und Verkürzungen eines<br />

starren und röhrenförmigen Dickdarmes mit Pseudopolypen zu finden.<br />

Frühsymptome bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED)<br />

Symptom <strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong> M. Crohn<br />

- Stuhl Blutbeimengung, Diarrhö normal oder Diarrhö, evtl.<br />

Tenesmen<br />

Blutbeimengung<br />

- Schmerz selten Abdominalschmerz häufig<br />

- Analläsionen, Fisteln selten häufig<br />

- Fieber selten häufig<br />

- Resistenz im Abdomen selten häufig<br />

- Gewichtsverlust mäßig verstärkt<br />

- Entzündungszeichen weniger ausgeprägt ausgeprägt<br />

Labordiagnostik: erhöhte BSG, Leukozytose, Thrombozytose, hypochrome Anämie, Hypoproteinämie<br />

und Hypokaliämie sowie CRP-Erhöhung.<br />

Differentialdiagnose chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED)<br />

Zeichen <strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong> M. Crohn<br />

Klinisch:<br />

- Rektalblutung häufig selten<br />

- Fistelbildungen selten häufig<br />

- Abszesse, perianal, perirektal gelegentlich häufig<br />

- Toxisches Megakolon gelegentlich selten<br />

Sigmoido-/Koloskopie:<br />

- Rektum betroffen 95% 50%<br />

- Kontaktempfindlichkeit der Mukosa häufig selten<br />

Röntgen:<br />

- Art des Befalls kontinuierlich diskontinuierlich<br />

- Rechtes Kolon befallen gelegentlich häufig<br />

- Terminales Ileum weit eng, steif<br />

- Dünndarm normal oft befallen<br />

Pathologie:<br />

- Tiefe des Befalls Mukosa und Submukosa Transmural<br />

- Granulome selten häufig<br />

- Fissuren, Fisteln selten häufig<br />

- Mesenter. Lymphknoten nicht befallen ödematös, hyperplastisch<br />

- Malignome gelegentlich selten<br />

Differentialdiagnose: Als wichtigste Differentialdiagnose kommt ein M. Crohn des Dickdarms<br />

in Betracht, der häufig schwierig abzugrenzen ist. Differentialdiagnostische Unterscheidungsmerkmale<br />

zwischen <strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong> und M. Crohn des Kolons sind in der folgenden<br />

Tabelle:<br />

Als weitere Differentialdiagnosen kommen in Betracht:<br />

- virale, bakterielle und parasitäre Kolitiden (Salmonellen, Shigellen, Amöben),<br />

- Strahlenkolitis,<br />

- antibiotikainduzierte pseudomembranöse Enterokolitis, die nach Antibiotikabehandlung<br />

auftreten kann, und durch Toxine von Clostridium difficile hervorgerufen<br />

wird. Der Nachweis des Toxins oder des Keimes im Stuhl sichert die Diagnose. Die<br />

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Rektoskopie oder Koloskopie zeigt oft ein typisches Erscheinungsbild mit weißlichen<br />

membranösen Schleimauflagerungen. Die Therapie der Wahl besteht in der oralen<br />

Gabe von Metronidazol (z.B. Clont ® 400 3x400 mg) oder Vancomycin (z.B.<br />

Vancomycin Lilly ® Enterocaps 4x250 mg/Tag).<br />

- ischämische Kolitis ist durch eine arterielle Minderperfusion (A. mesenterica inferior)<br />

verschiedenster Ursachen bedingt. Der größte Teil der Patienten ist über 50 Jahre. Die<br />

Hauptlokalisation ist die 'Wasserscheide' zwischen A. mesenterica superior und<br />

inferior (linke Kolonflexur) und zwischen A. mesenterica inferior und A. iliaca<br />

interna (Rektosigmoid). Die Ischämie führt zunächst zu entzündlicher Infiltration der<br />

Darmwand und dann zu Ulzerationen. Die Ausheilung erfolgt narbig mit Stenosenbildung.<br />

Bauchschmerzen, rektale Blutungen, lokale oder diffuse Peritonitis mit Abwehrspannung,<br />

fehlenden Darmgeräuschen und Erbrechen sind charakteristisch.<br />

Die Diagnose der ischämischen <strong>Colitis</strong> wird durch Koloskopie (bei fehlender Peritonitis),<br />

Kontrasteinlauf und Mesenterikographie gestellt. Die Behandlung kann konservativ<br />

unter intensiver Beobachtung erfolgen, bei Verschlechterung ist die Operation<br />

mit Entfernung des ischämischen Darmabschnittes angezeigt.<br />

Therapie der <strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong><br />

Aktivität linksseitige Kolitis Pankolitis<br />

mäßige Aktivität 5-ASA rektal 5-ASA (4 g/Tag)<br />

(2 g/Tag) SASP (4 g/Tag)<br />

mittlere Aktivität 5-ASA und/oder 5-ASA oder SASP und/oder<br />

Steroide rektal<br />

Prednisolon oral (60 mg/Tag)<br />

hohe Aktivität 5-ASA und Steroide rektal Prednisolon oral, evtl. intravenös<br />

sowie Steroide systemisch (60-100 mg/Tag)<br />

(60-100 mg/Tag)<br />

Remission 5-ASA Suppositorien oder 5-ASA (2 g/Tag) oder<br />

Klysmen (1-2 g/Tag)<br />

SASP (2 g/Tag)<br />

Therapie: Die Therapie ist abhängig vom Schweregrad und der Ausdehnung der Erkrankung.<br />

Die Therapie leichter oder mittlerer Aktivität der <strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong> besteht in der oralen Gabe<br />

von Salazosulfapyridin (SASP, 3-4 g/Tag) oder 5-Aminosalicylsäure (5-ASA, 2-3 g/Tag).<br />

Die zusätzliche Gabe von Steroiden richtet sich nach dem Schweregrad. Da die Erkrankung<br />

häufig nur im Rektum und linksseitigen Kolon lokalisiert ist, hat sich die lokale Applikation<br />

von SASP, 5-ASA oder auch Hydrocortison/Dexamethason per Klysma bewährt. Bei<br />

schweren Schüben ist die orale oder parenterale Steroidapplikation erforderlich.<br />

Medikamente:<br />

- Salazosulfapyridin (SASP) (z.B. Azulfidine ® , Colo-Pleon ® ); galenisches Wirkprinzip:<br />

im Kolon wird durch Bakterien aus SASP die wirksame Komponente 5-Aminosalicylsäure<br />

freigesetzt, die Sulfonamidkomponente des SASP-Moleküls ist für die Nebenwirkungen<br />

verantwortlich.<br />

- 5-Aminosalicylsäure = Mesalazin (5-ASA) (z. B. Salofalk ® , Claversal ® , Asacolithin ® ,<br />

Pentasa ® , Dipentum ® ); 5-ASA wird im Dünndarm resorbiert. Damit 5-ASA überhaupt<br />

in den Dickdarm gelangt wird die Wirksubstanz mit Eudralgit (Salofalk ® , Claversal ® ,<br />

Asacolitin ® ) oder Äthylzellulose (Pentasa ® ) überzogen, die sich nach der<br />

Darmpassage im unteren Ileum und Kolon auflöst und 5-ASA freisetzt. Dipentum ist<br />

eine inerte Schleppersubstanz, die im Kolon 2 Moleküle 5-ASA freisetzt.<br />

- Prednisolon (z.B. Decortin H ® ).<br />

- zur rektalen Therapie werden Suppositorien mit 5-ASA (z.B. Salofalk 500 mg) oder<br />

Steroidschäume (z.B. Colifoam ® Rektalschaum) besser vertragen als Klysmen (z.B.<br />

Salofalk ® Klysmen, Betnesol ® ). Budesonid (Entocort rektal ® als rektale Instillation<br />

anstatt Betnesol möglich (geringere Nebenwirkungen dieses Steroids).<br />

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- parenterale oder enterale künstliche Ernährung und besondere Diätformen sind nicht<br />

wirksam, gelegentlich aber zur Verbesserung des Ernährungszustands sinnvoll.<br />

Bei schweren Schüben ist die Hypalbuminämie durch Gabe von Humanalbumin, die Anämie<br />

durch Transfusionen zu behandeln. Eine Antibiotikabehandlung kann bei schwerem<br />

toxischen Verlauf erforderlich werden.<br />

Therapie der fulminanten Kolitis und des toxischen Megakolons:<br />

- maximale konservative Therapie: Nahrungskarenz, parenterale Ernährung, 100 mg<br />

Prednisolon/Tag für 5 Tage, bei toxischem Megakolon für 2-3 Tage.<br />

- Cyclosporin A i.v. (4 mg/kg pro Tag)<br />

- täglich internistisch-chirurgisches Konsil.<br />

- bei Befundsverschlechterung oder fehlender Rückbildung der Symptomatik nach 5<br />

bzw. 3 Tagen ist die Operation indiziert: subtotale Kolektomie mit endständiger<br />

Ileostomie, Blindverschluss des Rektumstumpfes; sekundär ileoanaler Pouch oder<br />

ileorektale Anastomose.<br />

Die <strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong> neigt zu Rezidiven, so dass nach Abklingen des akuten Schubes eine<br />

Rezidivprophylaxe (2-3 g SASP oder 1.5-3 g 5-ASA) sinnvoll erscheint.<br />

Nach langem Verlauf - 8-10 Jahre bei Pankolitis, 12-15 Jahren nach Linsseitenkolitis - besteht<br />

bei der <strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong> ein erhöhtes Risiko für ein kolorektales Karzinom. Eine effektive<br />

konservative Therapie scheint dieses Risiko zu senken.<br />

Deshalb sollten Patienten mit längerem Verlauf einer <strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong> nachuntersucht werden.<br />

.<br />

Screening auf kolorektales Karzinom bei Patienten mit <strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong> - WHO-<br />

Empfehlungen 1995<br />

* Bei Pankolitis oder Befall bis zur rechten Flexur nach 8 Jahren oder<br />

* Bei Linksseitenkolitis nach 12-15 Jahren alle 1-2 Jahre ---> totale Koloskopie<br />

* Biopsien aus normaler Mukosa alle 10-12 cm entlang des Kolons<br />

* Multiple Biopsien aus veränderter Mukosa/umschriebenen Veränderungen<br />

* Wenn Dysplasie negativ oder 'indefinite', Kontrollkoloskopie nach 1-2 Jahren<br />

* Bei 'low grade' Dysplasie ---> Kontroll-Koloskopie nach 3-6 Monaten<br />

* Kolektomie indiziert:<br />

- makroskopischer Läsion mit darüberliegender 'low grade' Dysplasie<br />

- 'low grade' Dysplasie in multiplen Foci<br />

- persistierender unifokaler 'low grade' Dysplasie<br />

* Bei schwer therapierbarer <strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong> ist nach 8 Jahren Krankheitsdauer die Kolektomie<br />

zu erwägen<br />

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Prof. Caspary<br />

Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum Frankfurt<br />

Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt<br />

Synonym: Enteritis regionalis<br />

M. Crohn<br />

(engl.: Crohn's disease, regional enteritis)<br />

Definition: Der Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Krankheit, die diskontinuierlich<br />

segmental den gesamten Gastrointestinaltrakt befallen kann und meist mit granulomatösen<br />

Veränderungen einhergeht. Sie wurde nach den Erstbeschreibern der Krankheit<br />

(Crohn, Ginzberg und Oppenheimer) benannt, die den Morbus Crohn im terminalen Ileum<br />

fanden (Ileitis regionalis).<br />

Epidemiologie: Der Morbus Crohn tritt weltweit bei unterschiedlichsten Rassen auf. Bei der<br />

jüdischen Bevölkerung ist die Erkrankung 2-3 mal häufiger als bei Nicht-Juden. Die jährliche<br />

Inzidenz beträgt 2-3:100.000 und nimmt in den letzten Jahren deutlich zu. An häufigsten tritt<br />

die Erkrankung zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr auf. Inzidenz mit Nord-Südgefälle, d.h.<br />

in Nordeuropa > Südeuropa. Raucher haben häufiger einen MC als Nichtraucher.<br />

Ätiologie und Pathogenese: Die Ursache der Krankheit ist noch unklar. Als mögliche ätiologische<br />

Faktoren kommen in Betracht: familiäre Disposition, genetisch bedingte, infektiöse<br />

oder immunologische Ursache. HLA-W27 ist bei 75% der Patienten mit M. Crohn und<br />

begleitender ankylosierender Spondylitis positiv im Vergleich zu 8% bei der Normalbevölkerung.<br />

In ähnlich hohem Prozentsatz kommt HLA-W27 bei Patienten mit M. Bechterew ohne<br />

M. Crohn vor. Sichere Beweise für eine bakterielle Genese fehlen. Für eine Immungenese<br />

mag das gute therapeutische Ansprechen auf Kortikoide und auch Azathioprin sowie die häufig<br />

eindrucksvolle Remission unter Nahrungskarenz (Allergenkarenz?) sprechen. Für eine<br />

Rolle der eigenen Bakterienflora spricht der Therapieerfolg mit Antibiotika sowie die<br />

Ausschaltung des Fäkalstroms nach Anlegen eines protektiven Ileostomas.<br />

Pathologie: Der Morbus Crohn kann den gesamten Verdauungstrakt befallen, also Ösophagus,<br />

Magen, Duodenum, Jejunum, Kolon, Rektum, Anus, ja sogar die Schleimhäute des<br />

Mundes. Am häufigsten ist er jedoch isoliert im terminalen Ileum (35%), im Kolon (30%)<br />

oder im Kolon und terminalen Ileum gleichzeitig lokalisiert (60%).<br />

Die Krankheit ist charakterisiert durch eine chronische Entzündungsreaktion, die alle<br />

Schichten der Darmwand, aber auch das Mesenterium und die benachbarten Lymphknoten<br />

oder Organe betrifft. Vor allem die akute Form betrifft meist das terminale Ileum und ist<br />

gekennzeichnet durch Hyperämie, Schwellung des Darmes, Mesenteriums und der<br />

Lymphknoten. Ähnlich kann die Yersiniose oder die Darmtuberkulose verlaufen (wichtige<br />

Differentialdiagnosen). In späteren Stadien nimmt die Dicke der Darmwand zu, erreicht eine<br />

starre, lederartige Konsistenz und kann zu Einengungen des Lumens führen. Fissurale tiefe<br />

Ulzerationen, die in die Submukosa und transmural reichen, können zu Abszessen und<br />

Fistelbidungen führen. Die Ausbreitung der Erkrankung im Dünn- und Dickdarm ist meist<br />

diskontinuierlich (sog. "skip lesions"). Häufig zeigt die Mukosa durch Pseudopolypenbildung<br />

ein sog. Pflastersteinrelief.<br />

MERKE: Typisch ist die Granulombildung, die in Bioptaten aber oft nur in 25-30%<br />

nachweisbar ist.<br />

Symptomatik: Die unterschiedlichen Stadien sowie die zahlreichen möglichen Manifestationen<br />

führen auch zu unterschiedlichen klinischen Erscheinungsbildern.<br />

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Lokalisation des Entzündungsprozesses, seine Ausdehnung, Aktivität, und seine Beziehung<br />

zu den Nachbarorganen bedingen also die Symptome.<br />

Typischerweise beginnt der M. Crohn beim jungen Erwachsenen mit Müdigkeit, Gewichtsverlust,<br />

Schmerzen im rechten Unterbauch und Durchfällen (meist ohne Blut). Fieber, Anorexie,<br />

Übelkeit und Erbrechen können ebenfalls bestehen. Nicht selten manifestiert sich die<br />

Erkrankung auch ohne Durchfälle.<br />

MERKE:<br />

Der Morbus Crohn darf aufgrund dieser Symptomatik nicht mit<br />

einer Appendizitis verwechselt werden!<br />

Ein mechanischer Ileus kann als Erstmanifestation ebenso auftreten wie Fistelbildungen<br />

im Perianalbereich, Harnwegsinfekte durch enterovesikale Fistelbildungen, rechtsseitige<br />

Ureterabflussstörungen mit Hydronephrose durch die entzündliche Reaktion im rechten Unterbauch.<br />

Häufig besteht ein Malabsorptionssyndrom<br />

Diagnostik: Bei der körperlichen Untersuchung besteht eine Schmerzempfindlichkeit im<br />

rechten Unterbauch und es lässt sich oft eine walzenförmige Resistenz tasten. Bei der<br />

Auskultation des Abdomens lassen sich Hinweise für das Vorliegen eines Ileus erfassen:<br />

Pressstrahlgeräusche und "klingende" Darmgeräusche bei mechanischem Ileus. Die erste<br />

wegweisende diagnostische Information gibt die Sonographie, mit der Darmwandverdickungen,<br />

Stenosen, prästenotische Darmdilatation, wie auch Abszesse und Fisteln häufig erkennbar<br />

sind. Da die Hauptlokalisation das terminale Ileum ist (in 80% mitbeteiligt), sollte grundsätzlich<br />

eine Kolo-Ileoskopie als nächste diagnostische Maßnahme erfolgen. Makroskopischer<br />

Befund und klinische Symptomatik sind diagnoseweisend. Zeigt die Kolo-Ileoskopie<br />

keine Veränderungen im Kolon und terminalen Ileum, sollte sich eine Enteroklysma n.<br />

Sellink (Röntgendarstellung des Dünndarms mit Applikation verdünnten Bariumkontrastmittels<br />

direkt in den Dünndarm) erfolgen.<br />

MERKE:<br />

Zur Festlegung der Ausdehnung der Krankheit sind Kolo-Ileoskopie,<br />

Gastrosduodenoskopie, Enteroklysma und Sonographie erforderlich!<br />

Aus den befallenen Arealen des Darms sind multiple Biopsien zu entnehmen, um den wichtigen<br />

Granulomnachweis zu führen.<br />

Labordiagnostik: ist unspezifisch, reflektiert aber das Ausmaß der Entzündung: BSG-Beschleunigung,<br />

Leukozytose, Anämie, Thrombozytose, Erhöhung des C-reaktiven Proteins<br />

(CRP), Erhöhung der Alpha 1 - und Alpha 2 -Globuline in der Elektrophorese. Zeichen der<br />

Mangelsymptome infolge der gestörten Darmfunktion sind: Anämie, erniedrigte Serumkonzentrationen<br />

von Vitamin B 12 , Folsäure, Kalzium, Magnesium, Kalium, Eisen, Ferritin, Zink,<br />

Vitamin A und Vitamin D. Die Anämie ist mit häufig mit erhöhtem intestinalen Blutverlust,<br />

aber auch mit Vitamin B 12 - oder Folsäuremalabsorption zu erklären.<br />

Der klinische Schweregrad wird nach sog. Aktivitätsindices bestimmt; am bekanntesten ist<br />

der CDAI (Crohns Disease Activity Index nach Best), der im wesentlichen subjektive und<br />

klinische Parameter umfasst:<br />

Komplikationen: sie lassen sich wie folgt einteilen:<br />

• Lokale Komplikationen des Entzündungsprozesses, oft unter Einbeziehung von<br />

Nachbarorganen<br />

- toxisches Megakolon (selten, (Sub)ileus: Abdomenübersicht, Sonographie<br />

- Perforation: Abdomenübersicht in Linksseitenlage, Sonographie<br />

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- Abszess: Sonographie, Computertomographie, Kernspintomographie,<br />

Leukozytenszintigraphie<br />

• Extraintestinale Manifestationen:<br />

- Augen: Iridozyklitis, Uveitis<br />

- Haut: Erythema nodosum, Pyoderma gangränosum<br />

- Gelenke: Monarthritis, Oligoarthritis, Spondylitis enteropathica<br />

- Leber: primär sklerosierende Cholangitis und andere Leberveränderungen<br />

Ein mechanischer Ileus ist eine häufige Komplikation und tritt bei ca. 20-30% der Patienten<br />

im Verlauf der Krankheit einmal auf. Im Initialstadium ist die Einengung des Dünndarmsegments<br />

durch den entzündliche Prozess bedingt, in späteren Stadien durch fibröse<br />

Strikturen. Fisteln variabelster Lokalisation sind häufige Komplikationen des M. Crohn:<br />

kutan, enteroenterisch, enterovesical, enterovaginal, perianal, rektal. Perforationen in die freie<br />

Bauchhöhle sind selten, da die Umgebung des Darmes meist stark verwachsen sind. Blutabgänge<br />

mit den Stuhl treten bei alleinigem Dünndarmbefall selten auf und lassen an einen<br />

gleichzeitigen Befall des Kolons oder Rektums denken. Unklares Fieber und unklarer<br />

Gewichtsverlust lassen auch an ein Malignom denken.<br />

Extraintestinale Manifestationen des M. Crohn sind ähnlich wie bei der <strong>Colitis</strong> <strong>ulcerosa</strong><br />

Kap. 4.2): Erythema nodosum, Iridozyklitis, Trommelschlegefinger, Pericholangitis, Arthritis<br />

und ankylosierende Spondylitis. Die Gelenkbeschwerden können der Krankheit lange vorausgehen.<br />

Das Malignomrisiko ist nicht sicher erhöht.<br />

Weitere Komplikationen: durch erhöhten enteralen Gallensäurenverlust mit Verkleinerung<br />

des Gallensäurenpools ist das Risiko der Gallensteinbildung um den Faktor 5 erhöht.<br />

Zugleich haben Patienten mit M. Crohn erheblich häufiger Nierensteine. Es handelt sich<br />

dabei fast ausschließlich um Oxalatsteine, die durch eine enterale Hyperoxalurie hervorgerufen<br />

werden. Der Patient mit M. Crohn - insbesondere bei Bestehen eines Gallensäurenverlustsyndroms<br />

- resorbiert Oxalsäure übermäßig.<br />

Standardtherapie<br />

Einzige gesicherte Therapie des aktiven M. Crohn ist die Gabe von Steroiden.<br />

- Prednisolon (z.B. Decortin H ® ), beginnend mit 60 mg/Tag, absteigend über 6 Wochen<br />

auf 10 mg/Tag oder<br />

- 6-Methylprednisolon (z.B. Urbason ® ) beginnend mit 48 mg/Tag, absteigend über 6<br />

Wochen auf 8 mg/Tag<br />

Indikation: im akuten Schub (CDAI > 150) bei alleinigem Ileumbefall.<br />

Nebenwirkungen: Diabetes, Hyperglykämien, insbesondere, wenn zusätzlich parenteral<br />

ernährt werden muss.<br />

- Steroide plus Salazosulfapyridin (SASP) oder 5-Aminosalicylsäure (5-ASA)<br />

Indikation: bei alleinigem Befall des Kolons oder bei Ileokolitis Crohn.<br />

Dosierung: Salazosulfapyridin (SASP) (z.B. Azulfidine ® , Colo-Pleon ® : 5-6 g/Tag;<br />

5-Aminosalicylsäure (5-ASA) (z.B. Salofalk ® 500, Claversal ® 4 g/Tag).<br />

Nebenwirkungen: SASP: Sulfonamidüberempfindlichkeit, Hautreaktionen, Blutbildveränderungen<br />

(Leukopenie), 5-ASA: erhöhte Methämoglobinbildung, akute Pankreatitis, interstitielle<br />

Nephritis.<br />

MERKE:<br />

Therapie in der Schwangerschaft nicht ändern! Ausnahme: Azathioprin<br />

und Metronidazol! Überwachung intensivieren (alle 4 Wochen)!<br />

Parenterale oder enterale Ernährungstherapie: Bei erheblich reduziertem Allgemeinzustand<br />

und Unterernährung kann enterale pumpengesteuerte Sondenernährung mit einer<br />

chemisch definierten Diät ('Astronautenkost') die Remission beschleunigen. Bei drohender<br />

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Ileussymptomatik oder bei sehr schwerem klinischen Verlauf ist eine parenterale hyperkalorische<br />

Ernährung erforderlich.<br />

Rezidivprophylaxe: nach akutem Schub zur Vermeidung von Frührezidiven:<br />

- Prednisolon 10 mg/Tag über 3 Monate, danach<br />

- Prednisolon 10 mg/jeden 2. Tag über weitere 3 Monate insbesondere bei isoliertem<br />

Ileumbefall,<br />

- Budesonid (Budenofalk ® , Entocort ® ) 9 mg/Tag = Steroid mit weniger<br />

Nebenwirkungen.<br />

- Der therapeutische Nutzen von 5-Aminosalicylsäure (5-ASA) in der<br />

Rezidivprophylaxe ist nicht gesichert<br />

Bei schweren und therapierefraktären Verläufen und zur Rezidivprophylaxe bei<br />

steroidabhängigem intermittierendem Verlauf<br />

- Azathioprin (z.B. Imurek ® , Azathioprin ratiopharm ® )<br />

Indikation: bei Nichtansprechen der Standardtherapie, zum Einsparen der Steroide.<br />

Dosierung: 2-2,5 mg/kg KG/Tag.<br />

Nebenwirkungen/Kontraindikationen: Übelkeit, Erbrechen, Anorexie, Knochenmarksdepression,<br />

Pankreatitis, intrahepatische Cholestase, allergische Reaktionen (sehr selten).<br />

- Methotrexat 15/25 mg/Woche<br />

Therapie enterokutaner Fisteln:<br />

- Metronidazol (z.B. Clont ® , Flagyl ® ) 3x400 mg oral, Ansprechrate nach 6-8 Wochen<br />

60%.<br />

Nebenwirkungen/Kontraindikationen: Exanthem, Urtikaria, periphere Neuropathien,<br />

Leukopenie, gastrointestinale Störungen (bitterer Geschmack, Übelkeit, Erbrechen, im<br />

1. Trimenon der Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert.<br />

- Antikörper gegen Tumornekrosefaktor-Alpha (TNF-Alpha): Infliximab (Remicade ® )<br />

mit bisher guten Erfolgen (aber sehr teuer!).<br />

Indikation: Nichtansprechen auf Standardtherapie, insbesondere wenn Fisteln und<br />

Abszesse vorliegen. Nebenwirkungen: Infektionen, insbesondere Tuberkulose!<br />

Deshalb vor Beginn der Therapie mit Infliximab Röntgenaufnahme des Thorax!<br />

- bei Versagen der konservativen Therapie über 3-6 Monate ist chirurgisches Vorgehen<br />

indiziert.<br />

- initiale chirurgische Therapie bei Vorliegen von fixierten Stenosen oder sog. "highoutput"-Fisteln<br />

(> 500 ml Sekret/Tag).<br />

Symptomatische Durchfallbehandlung:<br />

- Loperamid (z.B. Imodium ® )<br />

Dosierung: bis zu 4x mg/Tag<br />

Nebenwirkungen/Komplikationen: Vorsicht bei Ileussymptomatik, da Loperamid die<br />

Darmperistaltik unterdrückt.<br />

- Colestyramin (z.B. Quantalan ® , Colo-Merz ® ) oder Colestipol (z.B. Cholestabyl ® ) bei<br />

Ileumbefall oder Zustand nach Ileumresektion.<br />

Dosierung: 3-4 x 4-5 g/Tag<br />

Substitution bei Befall des terminalen Ileums oder nach Ileumresektion:<br />

- fettlösliche Vitamine<br />

- Spurenelemente: Zink, Eisen, Magnesium, Calcium je nach Laboranalyse.<br />

- Vitamin B 12 : 1000 µg alle 2-3 Monate, Serumspiegelkontrolle<br />

Prävention der Oxalatsteinnephrolithiasis:<br />

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1. Oxalatarme Diät.<br />

2. Colestyramin (Quantalan ® Lipocol ® ) 4x4 g/Tag oder Colestid.<br />

3..Mittelkettige Triglyzeride (Ceres-Speiseöl, Ceres-Margarine) anstatt üblicher<br />

Nahrungsfette.<br />

4. Orale Gabe von Kalzium oder aluminiumhydroxidhaltiger Antazida (z.B. Aludrox ® ).<br />

Operative Therapie<br />

- dringliche Indikation bei Ileus, Perforation, intraabdominellem Abszess und toxischem<br />

Megakolon.<br />

- elektiv bei symptomatischen Stenosen, Fisteln und Therapieresistenz.<br />

- operative Strategie: darmschonende Resektion, Strikturoplastik bei Stenosen.<br />

Von einer Operation profitiert der Patient am ehesten, wenn rezidivierend Schübe mit Ileus<br />

bei Befall des terminalen Ileums auftreten.<br />

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