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Atome in der Lichtratsche | pro-physik.de - das Physikportal

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<strong>Atome</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Lichtratsche</strong> | <strong>pro</strong>-<strong>physik</strong>.<strong>de</strong> - <strong>das</strong> <strong>Physikportal</strong><br />

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<strong>Atome</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Lichtratsche</strong><br />

Gerichteter Transport von Rubidiumatomen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er stehen<strong>de</strong>n Lichtwelle.<br />

Die belebte Natur zeigt uns mit ihren zahllosen molekularen Motoren, <strong>das</strong>s sich die<br />

ungeordnete Bewegung <strong><strong>de</strong>r</strong> Moleküle gleichrichten und dadurch zur Leistung von<br />

Arbeit nutzen lässt. Dass dabei alles mit rechten D<strong>in</strong>gen zugeht und die Entropie nicht<br />

zunimmt, lässt sich an e<strong>in</strong>fachen Mo<strong>de</strong>llen studieren. So führt die ungerichtete<br />

Brownsche Bewegung von Teilchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em periodisch an- und abgeschalteten<br />

asymmetrischen Ratschenpotential zu e<strong>in</strong>er gerichteten Bewegung. Jetzt hat man<br />

beobachtet, <strong>das</strong>s e<strong>in</strong>e stehen<strong>de</strong> ratschenförmige Lichtwelle die quantenmechanischen<br />

Bewegungen von <strong>Atome</strong>n gleichrichten kann.<br />

27-11-2009<br />

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Abb.: Die <strong>Atome</strong> e<strong>in</strong>es Bose-E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>-Kon<strong>de</strong>nsats wer<strong>de</strong>n vom Ratschenpotential e<strong>in</strong>er asymmetrischen stehen<strong>de</strong>n Lichtwelle<br />

bevorzugt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Richtung transportiert. (Bild: Univ. Bonn)<br />

E<strong>in</strong>e Ratsche hat e<strong>in</strong> periodisches, Sägezahn<strong>pro</strong>fil, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m sich steile und weniger steile Flanken<br />

abwechseln. Bewegen sich Brownsche Teilchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>dimensionalen Ratschenpotential, so<br />

sammeln sie sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Mul<strong>de</strong>n. Schaltet man <strong>das</strong> Potential vorübergehend ab, so können die Teilchen<br />

ungerichtet diffundieren. Sobald <strong>das</strong> Potential wie<strong><strong>de</strong>r</strong> angeschaltet ist, stellt sich heraus, <strong>das</strong>s mehr<br />

Teilchen e<strong>in</strong>er Mul<strong>de</strong> die kurze und steile Flanke h<strong>in</strong>ter sich gelassen haben als die lange und weniger<br />

steile Flanke. Es f<strong>in</strong><strong>de</strong>t daher e<strong>in</strong> effektiver Transport, von e<strong>in</strong>er Mul<strong>de</strong> zur nächsten, <strong>in</strong> Richtung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

steilen Flanken statt, d. h. <strong>in</strong> Sperrrichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ratsche.<br />

S<strong>in</strong>d die Brownschen Teilchen im Ratschenpotential <strong>Atome</strong>, so sollten sich bei ihrem gerichteten<br />

Transport Quanteneffekte bemerkbar machen. Was geschieht jedoch, wenn die <strong>Atome</strong> ke<strong>in</strong>em<br />

Wärmebad ausgesetzt s<strong>in</strong>d und <strong>de</strong>shalb auch ke<strong>in</strong>e Brownsche Teilchen s<strong>in</strong>d son<strong><strong>de</strong>r</strong>n re<strong>in</strong>e<br />

Quantenteilchen, <strong><strong>de</strong>r</strong>en quantenmechanische Bewegungen durch e<strong>in</strong>e Hamilton-Dynamik beschrieben<br />

wer<strong>de</strong>n können? Dass auch <strong>in</strong> diesem Fall unter bestimmten Bed<strong>in</strong>gungen gerichtete Bewegung auftreten<br />

kann, haben Forscher um Tobias Salger und Mart<strong>in</strong> Weitz von <strong><strong>de</strong>r</strong> Universität Bonn experimentell<br />

nachgewiesen.<br />

Sie benutzten dazu e<strong>in</strong> Bose-E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>-Kon<strong>de</strong>nsat aus Rubidiumatomen, <strong>das</strong> e<strong>in</strong>er stehen<strong>de</strong>n Lichtwelle<br />

mit ratschenförmiger Intensitätsverteilung ausgesetzt war. Die Lichtwelle wur<strong>de</strong> durch Überlagerung von<br />

gegenläufigen Laserstrahlen e<strong>in</strong>er Grundfrequenz und ihrer höheren Harmonischen erzeugt. Die zu <strong>de</strong>n<br />

bei<strong>de</strong>n Frequenzkomponenten gehören<strong>de</strong>n Teilwellen konnten räumlich gegene<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> verschoben<br />

wer<strong>de</strong>n, so<strong>das</strong>s sich die Intensitätsverteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> resultieren<strong>de</strong>n Lichtwelle verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n ließ. Da <strong>das</strong> Licht<br />

gegen e<strong>in</strong>e bestimmte Anregungsfrequenz <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Atome</strong> rotverstimmt war, wur<strong>de</strong>n die <strong>Atome</strong> zu <strong>de</strong>n<br />

Intensitätsmaxima <strong><strong>de</strong>r</strong> Lichtwelle h<strong>in</strong>gezogen: Sie verspürten e<strong>in</strong> optisches Ratschenpotential.


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Das optische Potential konnten die Forscher an- und abschalteten, <strong>in</strong><strong>de</strong>m sie se<strong>in</strong>er Amplitu<strong>de</strong> e<strong>in</strong>en<br />

sägezahnförmigen zeitlichen Verlauf gaben. Dadurch wur<strong>de</strong>n alle räumlichen und zeitlichen Symmetrien<br />

<strong>de</strong>s Ratschenpotentials zerstört. Theoretische Untersuchungen von Peter Hänggi <strong>in</strong> Augsburg und se<strong>in</strong>en<br />

Kollegen hatten ergeben, <strong>das</strong>s <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Quantensystem mit e<strong>in</strong>em solch asymmetrischen zeitabhängigen<br />

Potential Quantenzustän<strong>de</strong> auftreten, die im Impulsraum asymmetrisch s<strong>in</strong>d zu e<strong>in</strong>em gerichteten<br />

Transport führen. Die Experimente haben dies jetzt bestätigt.<br />

Dazu haben die Bonner Forscher <strong>das</strong> Bose-E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>-Kon<strong>de</strong>nsat mehreren Pulsen <strong>de</strong>s Ratschenpotentials<br />

ausgesetzt und es anschließend frei expandieren lassen. Während die meisten <strong>Atome</strong> weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> Ruhe<br />

waren, bewegten sich e<strong>in</strong>ige <strong>Atome</strong> nach rechts o<strong><strong>de</strong>r</strong> nach l<strong>in</strong>ks. Die Impulsverteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Atome</strong> hatte<br />

die Form e<strong>in</strong>es Beugungsbil<strong>de</strong>s. Demnach bewegten sich die <strong>Atome</strong> kohärent und nicht wie Brownsche<br />

Teilchen. Das Beugungsbild war jedoch asymmetrisch: In die e<strong>in</strong>e Richtung bewegten sich <strong>de</strong>utlich mehr<br />

<strong>Atome</strong> als <strong>in</strong> die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e. In welche Richtung sich die <strong>Atome</strong> bevorzugt bewegten, h<strong>in</strong>g sowohl vom<br />

zeitlichen Verlauf als auch von <strong><strong>de</strong>r</strong> räumlichen Gestalt <strong>de</strong>s Ratschenpotentials ab. Wenn <strong>das</strong> Potential<br />

nicht mehr asymmetrisch war, weil <strong><strong>de</strong>r</strong> zeitliche Verlauf o<strong><strong>de</strong>r</strong> die räumliche Gestalt e<strong>in</strong>e symmetrische<br />

Sägezahnform hatten, kam <strong><strong>de</strong>r</strong> Atomtransport zum Erliegen.<br />

E<strong>in</strong>e stehen<strong>de</strong> Lichtwelle kann somit <strong>Atome</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e gerichtete und zu<strong>de</strong>m kohärente Bewegung<br />

versetzen. Die Forscher sehen ihr Ergebnis als Beispiel für e<strong>in</strong>en Quantenmotor, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Atome</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

bestimmte Richtung transportiert, obwohl im zeitlichen Mittel ke<strong>in</strong>e resultieren<strong>de</strong> Kraft auftritt. Mit<br />

solch e<strong>in</strong>em Quantenmotor eröffnen sich für die Nanotechnologie neue Möglichkeiten, <strong>in</strong><strong>de</strong>m sie die<br />

Quanten<strong>physik</strong> nicht bloß semiklassisch berücksichtigen muss, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ihr Potential konsequent nutzen<br />

kann.<br />

RAINER SCHARF<br />

Weitere Infos:<br />

Orig<strong>in</strong>alveröffentlichung:<br />

Tobias Salger et al.: Directed Transport of Atoms <strong>in</strong> a Hamiltonian Quantum Ratchet. Science 326,<br />

1241 (2009)<br />

http://www.sciencemag.org/cgi/content/abstract/326/5957/1241<br />

Gruppe von Mart<strong>in</strong> Weitz an <strong><strong>de</strong>r</strong> Universität Bonn:<br />

http://www.iap.uni-bonn.<strong>de</strong>/ag_weitz/<strong>in</strong><strong>de</strong>x.html<br />

Weitere Literatur:<br />

S. Denisov et al.: Periodically driven quantum ratchets: Symmetries and resonances. Phys. Rev. A 75,<br />

063424 (2007)<br />

http://dx.doi.org/10.1103/PhysRevA.75.063424<br />

http://www.<strong>physik</strong>.uni-augsburg.<strong>de</strong>/theo1/hanggi/Papers/463.pdf (frei!)<br />

A. V. Ponomarev et al.: ac-driven atomic quantum motor. Phys. Rev. Lett. 102, 230601 (2009)<br />

http://dx.doi.org/10.1103/PhysRevLett.102.230601<br />

http://www.<strong>physik</strong>.uni-augsburg.<strong>de</strong>/theo1/hanggi/Papers/553.pdf (frei!)<br />

P. Hänggi and F. Marchesoni: Artificial Brownian motors: Controll<strong>in</strong>g transport on the nanoscale. Rev.<br />

Mod. Phys. 81, 387 (2009)<br />

http://dx.doi.org/10.1103/RevModPhys.81.387<br />

http://www.<strong>physik</strong>.uni-augsburg.<strong>de</strong>/theo1/hanggi/Papers/515.pdf (frei!)<br />

R. D. Astumian and P. Hänggi: Brownian Motors. Physics Today 55 (11), 33 (2002)<br />

http://www.<strong>physik</strong>.uni-augsburg.<strong>de</strong>/theo1/hanggi/Papers/309.pdf (frei!)<br />

AL

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