Statistische Thermodynamik I Lösungen zur Serie 8
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<strong>Statistische</strong> <strong>Thermodynamik</strong> I Lösungen <strong>zur</strong> <strong>Serie</strong> 8<br />
Barometrische Höhenformel, Entropie 12. Mai 2011<br />
1. Betrachte die Erdatmosphäre im homogenen Gravitationspotential Mgz der Erde.<br />
Unter der Annahme, dass sich die Atmosphäre über einer Fläche A im thermischen<br />
Gleichgewicht befindet, d.h. die Temperatur unabhängig von der Höhe z ist, lässt sie<br />
sich als ideales Gas beschreiben.<br />
a) Bestimme die kanonische Zustandssumme und bestimme die mittlere Energie der<br />
Gasteilchen sowie die Varianz der Energie.<br />
b) Bestimme die barometrische Höhenformel, d.h. die Dichte der Atmosphäre als<br />
Funktion der Höhe z.<br />
(a) Die Hamiltonfunktion eines idealen Gases im homogenen Gravitationspotential<br />
Mgz lautet:<br />
N∑ p 2 N a<br />
H[x, p] =<br />
2M + ∑<br />
Mgz a ,<br />
a=1<br />
wobei M die Masse eines einzelnen Gasteilchens ist. Die kanonische Zustandssumme<br />
ist dann gegeben durch<br />
∫<br />
Z(β) = DxDp exp (−βH[x, p])<br />
=<br />
N∏<br />
a=1<br />
∫<br />
1<br />
h 3<br />
d 3 x a d 3 p a<br />
a=1<br />
(<br />
)<br />
exp −β p2 a<br />
2M − βMgz a = z(β) N ,<br />
wobei die letzte Gleichheit folgt, da die Teilchen bei einem idealen Gas unabhängig<br />
sind. Das Planck’sche Wirkungsquantum h muss eingeführt werden,<br />
da es in der quantentheoretischen Betrachtung pro Phasenraumvolumen h d nur<br />
einen Zustand mit bestimmter Energie gibt. Die Zustandssumme eines einzelnen<br />
Teilchens z(β) ist dann gegeben durch<br />
z(β) = 1 h 3 ∫<br />
= 1 h 3 ∫<br />
d 3 x d 3 p<br />
∫<br />
dx<br />
= 1 h 3 A 1<br />
βMg<br />
∫<br />
dy<br />
exp<br />
dz<br />
( ) 2πM 3/2<br />
,<br />
β<br />
(−β p2<br />
2M − βMgz )<br />
∫<br />
exp(−βMgz)<br />
d 3 p<br />
)<br />
exp<br />
(−β p2<br />
2M<br />
wobei die Lösung des Gaussintegrals verwendet wurde. Die mittlere Energie<br />
und die Varianz lassen sich nun einfach berechnen:<br />
〈H〉 = − ∂logZ(β)<br />
∂β<br />
= −N ∂logz(β)<br />
∂β<br />
= 3 N<br />
2 β + N β = 5 N<br />
2 β
und<br />
(∆H) 2 = ∂2 logZ(β)<br />
∂β 2<br />
= N ∂2 logz(β)<br />
∂β 2 = 5 N<br />
2 β 2 .<br />
Beachte, dass die beiden Grössen unabhängig von der Phasenraumabzählung<br />
1/h 3 sind. Für die relative Schwankung erhalten wir:<br />
√<br />
∆H 2<br />
〈H〉 = 5N .<br />
(b) Um die Dichte der Atmosphäre als Funktion der Höhe z zu bestimmen, können<br />
wir einfach die Wahrscheinlichkeitsdichte ρ(z) berechnen, dass ein Teilchen die<br />
Höhe z erreicht:<br />
ρ(z) =<br />
∫<br />
)<br />
1<br />
dx dy d 3 p exp<br />
(−β p2<br />
z(β)<br />
2M − βMgz<br />
= βMg exp(−βMgz) = ρ(0) exp(−βMgz).<br />
Man bemerkt, dass diese Funktion (barometrische Höhenformel) angibt, wie<br />
sich die Dichte mit zunehmender Höhe verringert.<br />
2. Betrachte ein Teilchen auf einer Energieleiter mit drei Stufen.<br />
a) Wie gross ist die Entropie im kanonischen Ensemble?<br />
b) Wie gross ist die freie Energie?<br />
Die kanonische Zustandssumme eines Teilchens auf einer dreistufigen Leiter ist gegeben<br />
durch<br />
Z(β) = 1 + e −βɛ + e −2βɛ<br />
und die Wahrscheinlichkeiten, dass das Teilchen auf einer jeweiligen Stufe ist, durch<br />
p 0 = 1 Z ,<br />
p 1 = e−βɛ<br />
Z ,<br />
p 2 = e−2βɛ<br />
Z .
Somit kann die Entropie berechnet werden:<br />
∑<br />
S = −k B p i lnp i<br />
i<br />
( 1<br />
= −k B<br />
Z ln 1 Z + e−βɛ<br />
Z<br />
⎛<br />
= k B<br />
⎜<br />
βɛe −βɛ + 2βɛe −2βɛ<br />
⎝<br />
⎛<br />
⎞<br />
= k B ⎜<br />
⎝ −β ∂<br />
ln (Z) + ln (Z) ⎟<br />
∂β ⎠<br />
} {{ }<br />
β〈E〉<br />
Z<br />
= k B β<br />
(〈E〉 + 1 )<br />
β ln (Z)<br />
= 1 (E − F ),<br />
T<br />
e−βɛ<br />
ln<br />
Z<br />
+ e−2βɛ<br />
Z<br />
)<br />
ln<br />
e−2βɛ<br />
Z<br />
+ 1 + e−βɛ + e −2βɛ<br />
} {{ Z }<br />
wobei F die freie Energie ist welche folgendermassen definiert ist:<br />
und es folgt, dass<br />
Z(β) = exp(−βF ),<br />
1<br />
⎞<br />
ln Z⎟<br />
⎠<br />
F = E − T S = − 1 β ln (Z) = − 1 β ln (1 + e −βɛ + e −2βɛ) .<br />
3. Gegeben seien zwei unabhängige Systeme mit Wahrscheinlichkeitsverteilungen p (1)<br />
i<br />
und p (2)<br />
k<br />
, sowie den Informationsdefiziten I(1) und I (2) . Zeige, dass das Informationsdefizit<br />
I des Gesamtsystems I = I (1) + I (2) beträgt.<br />
Die beiden Systeme sind unabhängig, daher sind die Wahrscheinlichkeiten des Gesamtsystems<br />
gegeben durch:<br />
p i = p (1)<br />
i 1 · p (2)<br />
i 2<br />
,<br />
wobei (i) = (i 1 , i 2 ). Das Informationsdefizit eines einzelnen Systems ist<br />
I (k) = − 1<br />
ln 2<br />
∑<br />
i k<br />
p (k)<br />
i k<br />
ln p (k)<br />
i k<br />
k = 1, 2,
und dasjenige des Gesamtsystems:<br />
I = − 1 ∑<br />
p i ln p i<br />
ln 2<br />
i<br />
= − 1 ∑<br />
i<br />
ln 2 1 · p (2)<br />
i 2<br />
= − 1<br />
ln 2<br />
(∗)<br />
= − 1<br />
ln 2<br />
i 1 ,i 2<br />
p (1)<br />
∑<br />
p (1)<br />
i 1 · p (2)<br />
i 1 ,i 2<br />
∑<br />
p (1)<br />
i 1<br />
i 1<br />
( )<br />
ln p (1)<br />
i 1 · p (2)<br />
i 2<br />
i 2<br />
(ln<br />
( ) ( ))<br />
p (1)<br />
i 1<br />
+ ln p (2)<br />
i 2<br />
( )<br />
ln p (1)<br />
i 1<br />
− 1 ∑ ( )<br />
p (2)<br />
i<br />
ln 2 2<br />
ln p (2)<br />
i 2<br />
i 2<br />
= I (1) + I (2) ,<br />
( ∑<br />
wobei in (∗) die Normierung<br />
i k<br />
p k i k<br />
= 1 k = 1, 2)<br />
verwendet wurde.<br />
4. Eine von 9 goldenen Münzen ist falsch und leichter als die anderen. Man hat eine<br />
Apothekerwaage zu Verfügung, welche für zwei betrachtete Gewichte G 1 < G 2 , G 1 =<br />
G 2 oder G 1 > G 2 anzeigt. Wieviele Messungen braucht man um die falsche Münze zu<br />
finden? Wieviel Information braucht man? Wieviel Information kann eine Messung<br />
liefern?<br />
Man braucht genau 2 Messungen um die falsche Münze zu finden.<br />
Die 9 Münzen werden in 3 Dreierhaufen geteilt und zwei davon mit der Waage<br />
verglichen:<br />
Sind sie gleich schwer befindet sich die Fälschung im dritten Haufen. Ist eine der<br />
beiden verglichenen Haufen leichter befindet sich die falsche Münze in diesem.<br />
Wir führen nochmals die Messung durch, vergleichen also 2 der verbleibenden 3<br />
Münzen mithilfe der Waage. Sind sie gleich, so ist die dritte die Fälschung, ist aber<br />
eine der beiden leichter, so ist diese offensichtlich die falsche Münze.<br />
In unserem System gibt es 9 mögliche Zustände, welche alle gleichwahrscheinlich<br />
sind: p i = 1/9. Der Informationsmangel beträgt dann<br />
I = − 2 log p i = ln 9<br />
ln 2 = 3.17 ,<br />
also überbringt die Mitteilung des Systemzustandes nach Definition 3.17 bit Information.<br />
Da wir genau 2 Messungen brauchen, um den Zustand herauszufinden,<br />
steckt<br />
I Messung = I/2 = 1.58<br />
bit Information in einer Messung. In der Tat entspricht eine Messung mit der Waage<br />
in diesem Fall nicht einer ja/nein-Frage, sondern einer 1/2/3-Frage, da wir bei einer<br />
Messung drei mögliche Antworten erhalten (linker Haufen leichter, rechter Haufen<br />
leichter, beide gleich schwer). Um die optimale Anzahl 1/2/3-Fragen zu bestimmen,<br />
müssen wir deshalb den Logarithmus der Anzahl Zustände <strong>zur</strong> Basis 3 bestimmen:<br />
F = 3 ln 9 = 2 .
5. Betrachte ein einzelnes Teilchen mit möglichen Zuständen n = 0, 1, 2, . . . , E n = nɛ.<br />
a) Anfangs befindet sich das Teilchen im kanonischen Ensemble bei T = 0. Wie<br />
lautet die zugehörige Wahrscheinlichkeitsverteilung P 0 (n)?<br />
b) Nun wird das Teilchen in ein Wärmebad mit T > 0 gebracht. Das Wärmebad<br />
ist wie üblich modelliert: mit Wahrscheinlichkeit q wechselt ein Teilchen vom Zustand<br />
n nach n + 1 und mit Wahrscheinlichkeit 1 − q von n nach n − 1 (für n > 0)<br />
und von 0 nach 0 (für n = 0). Das Teilchen wechselwirkt zweimal mit dem Wärmebad.<br />
Berechne die Wahrscheinlichkeitsverteilungen P 1 (n) und P 2 (n) nach der ersten<br />
bzw. zweiten Wechselwirkung.<br />
c) Berechne die Entropie S 0 des Teilchen vor der Wechselwirkung mit dem Wärmebad,<br />
sowie die Entropie S 1 und S 2 nach der ersten bzw. zweiten Wechselwirkung mit<br />
dem Wärmebad und zeige, dass die Entropie in jedem Schritt zunimmt.<br />
(a) In einem kanonischen Ensemble ist die Wahrscheinlichkeitsverteilung gegeben<br />
durch:<br />
P (n) = 1 Z e−β En = 1 Z e−β nɛ .<br />
Für T = 0 wird β = 1<br />
k B T<br />
→ ∞ und somit werden alle Zustände ausser dem<br />
Grundzustand exponentiell unterdrückt:<br />
P 0 (n) = δ n,0 .<br />
(b) Nach einer Wechselwirkung mit dem Wärmebad<br />
P 1 (0) = 1 − q ,<br />
P 1 (1) = q ,<br />
P 1 (n) = 0, falls n ≥ 2.<br />
Nach der zweiten Wechselwirkung erhält man<br />
P 2 (0) = (1 − q) 2 + q(1 − q) = 1 − q ,<br />
P 2 (1) = q(1 − q) ,<br />
P 2 (2) = q 2 ,<br />
P 2 (n) = 0, falls n ≥ 3.
(c) Berechne die Entropie des Systems vor, nach der ersten und nach der zweiten<br />
Wechselwirkung:<br />
∑<br />
S = −k B P (n)lnP (n) ,<br />
S 0 = 0 ,<br />
n<br />
S 1 = −k B [(1 − q) ln(1 − q) + q ln q] > 0 ,<br />
S 2 = −k B<br />
[<br />
(1 − q) ln(1 − q) + q(1 − q) ln (q(1 − q)) + q 2 ln q 2] > 0.<br />
S 2 − S 1 = −k B<br />
[<br />
q(1 − q) ln(1 − q) + q 2 ln q ] > 0 =⇒ S 2 > S 1 > S 0<br />
Marti, Rothen, Steinhauer