2006-1 - NaturFreunde Deutschlands
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THEMA<br />
SCHEU IM SCHAFSPELZ<br />
Die Rückkehr der Wölfe<br />
Brandenburgs Landschaft wird neue alte Heimat für die Rudeltiere<br />
bMitte des 19. Jahrhunderts war der Wolf<br />
in Deutschland so gut wie ausgerottet. Zwar<br />
kehrten hin und wieder einzelne Tiere aus Polen<br />
nach Deutschland zurück, doch wurden diese in<br />
der Regel sofort gejagt und getötet.<br />
Nach dem zweiten Weltkrieg waren die Grenzen<br />
zwischen der DDR und Polen nicht nur für<br />
Menschen, sondern auch für Wölfe fast unpassierbar.<br />
Jahrtausende alte Wanderwege der<br />
Wölfe wurden abgeschnitten.<br />
Noch in den 50-er Jahren gab es in Deutschland<br />
eine Abschussprämie für Wölfe. Einzelne<br />
Tiere, die den gefährlichen „Durchbruch“ durch<br />
die Grenzen schafften, fielen schnell den Jägern<br />
zum Opfer: Mindestens neun Wölfe wurden in<br />
der Zeit von 1948 bis 1961 in Norddeutschland<br />
erschossen.<br />
Mit der Grenzöffnung zu Polen kehrten auch<br />
wieder die ersten Wölfe auf ihren alten Wanderwegen<br />
über die Oder nach Deutschland zurück.<br />
Bisher sind in Deutschland lediglich zwei Wolfsrudel<br />
verbürgt – in Bad Muskau und in Neustadt<br />
in der sächsischen Lausitz im Umfeld eines<br />
I Canis lupus – ist so scheu, dass man ihn<br />
fast nur im Gehege vor die Kamera kriegt<br />
Truppenübungsplatzes. Allerdings seien seit dem<br />
Jahr 2000 mindestens 13 Jungtiere aus dem Muskauer<br />
Rudel abgewandert stellte Gesa Kluth vom<br />
dortigen Wildbiologischen Institut „Lupus“ fest.<br />
Brandenburg hat fast ideale Bedingungen für<br />
Wölfe: Wildreichtum und viel Landschaft, die<br />
nicht durch Straßen zerschnitten ist.<br />
Wölfe werden dem Menschen in der Regel<br />
nicht gefährlich. Seit dem 30-jährigen Krieg<br />
vor fast 400 Jahren hat hier zu Lande kein Wolf<br />
mehr einen Menschen getötet, Rotkäppchen ist<br />
für einen Wolf gefährlicher als umgekehrt.<br />
Wölfe sind soziale, intelligente und zugleich<br />
scheue Wesen. „Das ist noch wenig bekannt“,<br />
klagt die Brandenburger Biologin Gesa Kluth.<br />
„Ich denke, dass Wölfe in den allermeisten Situationen<br />
unfair behandelt werden, dass man ihnen<br />
nicht sachlich gegenübertritt und versucht,<br />
fair zu behandeln, sondern dass man ihnen im<br />
Grunde genommen viele Dinge anhängt, die sie<br />
nicht verschuldet haben.“ Gesa Kluth ist ihnen<br />
auf der Spur: den Wölfen, die aus Polen nach<br />
Ostdeutschland einwandern: „In dem Moment,<br />
in dem Wölfe hier über die Grenze kommen,<br />
können sie bei uns leben, weil sie hier genug zu<br />
fressen haben.“<br />
Die Wälder sind voll mit Rotwild, Dammwild<br />
und Wildschweinen und es gibt Rückzugsbereiche.<br />
„Andererseits ist die Gegend natürlich<br />
besiedelt, aber absolut nicht in einer Weise,<br />
die die Wölfe in irgendeiner Weise beeinflussen<br />
würde“, erklärt Gesa Kluth. Rund 20.000 Wölfe<br />
leben noch in Europa, die meisten in Russland.<br />
In Polen sind es etwa 750.<br />
Die Spuren von Canis lupus, so des Wolfes<br />
lateinischer Name, wurden auch schon kurz<br />
vor Berlin gesichtet. Mehrmals wurden sie im<br />
Raum Oderberg, Mark bei der Jagd gesichtet.<br />
Die <strong>NaturFreunde</strong> Oberbarnim-Oderland wanderten<br />
kürzlich im polnischen Naturschutzgebiet<br />
Bielinek (früher Bellinchen). Dabei hatten<br />
sie das Glück, zwei Wölfe beim Jagen von Rehen<br />
im urigen Eichenwald zu beobachten. Bielinek<br />
ist ein altes (1927) und großes (75,5 ha) Naturschutzgebiet<br />
auf polnischer Oderseite nahe Szczecin.<br />
Die Wölfe sollen aus Mieszkowice (Bärwalde)<br />
kommen, wo eines der zwei Rudel Westpolens<br />
lebt.c BERND MÜLLER<br />
NATURFREUNDE OBERBARNIM-ODERLAND<br />
Information und Kontakt<br />
<strong>NaturFreunde</strong> Oberbarnim-Oderland · Bernd Müller<br />
Brandfichtenweg 3 · 16259 Bad Freienwalde<br />
Telefon & Fax (03344) 33 32 00<br />
oderland@naturfreunde.de · www.berg-frei.de<br />
CANIS LUPUS<br />
Spurenlesen<br />
Wenn Wölfe laufen, setzten sie meist die<br />
Hinterpfoten in die Spur der Vorderpfoten.<br />
Diese typische Gangart der Wölfe nennt<br />
der Experte „geschnürten Trab“. Auch<br />
Füchse laufen auf diese Weise durch den<br />
Wald. Die Spur ist „schnurgerade“ und<br />
verläuft nur mit wenigen Schlenkern. Fast<br />
alle Hunderassen „schnüren“ dagegen nur<br />
im tiefen Schnee, sodass das Spurbild ein<br />
gutes Unterscheidungsmerkmal von Wolf<br />
und Hund ist. Natürlich können die Wölfe<br />
auch andere Gangarten anwenden wie<br />
beispielsweise den „schrägen Trab“. Dann<br />
setzen sie die Hinterpfoten vor die Vorderpfoten.<br />
Die Spuren der Wölfe sind regelmäßig<br />
geformt und länglich, wobei die<br />
Krallen deutlich zu erkennen sind – ähnlich<br />
der großer Hunderassen.<br />
SEITE 10 NATURFREUNDiN 1-<strong>2006</strong><br />
NFDmagazin<strong>2006</strong>01_P.indd 10 13.02.<strong>2006</strong> 11:36:20 Uhr