2007-1 - NaturFreunde Deutschlands
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AKTUELL<br />
a Vernebelter Antrieb<br />
Probleme mit<br />
Biotreibstoffen [Seite 9]<br />
a Strahlende Landschaft<br />
Bundesgartenschau auf<br />
Abraumhalden [Seite 11]<br />
a Extreme Sicherheit<br />
Materialkunde<br />
zum Abseilen [Seite 14]<br />
www.naturfreunde.de<br />
NATURFREUNDiN<br />
Zeitschrift für nachhaltige Entwicklung – sozial – ökologisch – demokratisch<br />
Der Kerosinskandal<br />
Flugzeuge sind Klimakiller –<br />
trotzdem fl iegen sie steuerfrei<br />
Ausgabe 1-<strong>2007</strong>
� Die Herren über die Steckdose wittern<br />
Morgenluft: Nachdem sie in den letzten<br />
zwanzig Jahren in der Defensive waren, sehen<br />
sie ihre Stunde gekommen: Ausgerechnet die<br />
Ökologie soll der Rettungsanker für die angeschlagene<br />
Branche sein. Den Spieß einfach umdrehen<br />
und das Klima mit der Atomkraft schützen,<br />
das verheißt der Milliarden-Industrie einen<br />
neuen Frühling. Die Argumentation ist einfach:<br />
Atomkraft produziert kein Kohlendioxid.<br />
Tatsächlich wird bei der Stromerzeugung<br />
durch das Verbrennen von Gas, Öl und Kohle<br />
massenhaft das klimaschädliche Treibhausgas<br />
Kohlendioxid in die Luft geblasen. Dadurch<br />
werden die „Atmosphärenfenster“ geschlossen.<br />
Die Erde heizt sich auf. Die Wissenschaftler<br />
des IPCC, die im Auftrag der Vereinten Nationen<br />
den Klimawandel prognostizieren, rechnen<br />
mit einem Anstieg der Temperaturen im Mittel<br />
um 3° Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts.<br />
Und schon heute spielt das Wetter verrückt.<br />
Gebirgsgletscher und Eisschichten schmelzen,<br />
Hochwasser und Überflutungen treten immer<br />
häufiger auf, Wüsten und Dürre weiten sich aus.<br />
Die Atombranche nimmt die Schreckensszenarien<br />
gerne auf.<br />
Die Strategie scheint brillant zu sein, mit<br />
der Angst vor der Klimakatastrophe die Angst<br />
vor dem Atom-GAU einfach zur Seite zu schie-<br />
ben. Doch diese Strategie des Schwitzkastens<br />
hat zwei Fehler: Erstens wurde ihr Wahrheitsgehalt<br />
schon mehrfach widerlegt und zweitens hat<br />
die Atomwirtschaft überhaupt nicht die Macht,<br />
das Weltklima entscheidend zu stabilisieren.<br />
Schon die Klima-Enquete-Kommission des Bundestages,<br />
der ausgewiesene Befürworter der nuklearen<br />
Stromerzeugung aus CDU/CSU, FDP und<br />
Wissenschaft angehörten, kam einstimmig zu<br />
dem Ergebnis, dass „die Kernkraft keinen Beitrag<br />
zur Lösung des Klimaproblems leisten kann“.<br />
Im Gegenteil: Nur ein schneller Umbau des<br />
Energiesystems in Richtung auf die drei grünen<br />
Säulen Einsparen, Effizienzsteigerung und erneuerbare<br />
Energien kann die Treibhausgase reduzieren.<br />
Die Atomenergie ist dagegen eine höchst ineffiziente<br />
Form der Energiebereitstellung, weil<br />
sie über einen Wirkungsgrad in der Nutzung von<br />
rund 30 Prozent nicht hinauskommt. Energie<br />
wird vergeudet. Und die AKWs rechnen sich nur,<br />
wenn viel Energie verkauft wird. Klimaschutz<br />
verlangt das Gegenteil: hohe Wirkungsgrade und<br />
Vermeidung hoher Verbräuche.<br />
AUF EIN WORT<br />
Das letzte Gefecht der Atomwirtschaft<br />
Zuletzt hat das Wirtschaftsministerium aufgezeigt,<br />
dass fast 60 Prozent des Stroms wirtschaftlich<br />
in Kraft-Wärme-Kopplung produziert werden<br />
könnten. Dadurch allein könnte Strom in der<br />
Menge von über 30 Atomkraftwerken eingespart<br />
werden. In Deutschland sind noch 17 in Betrieb.<br />
Zudem wird in 2021, wenn das letzte AKW abgeschaltet<br />
werden soll, Strom aus erneuerbaren<br />
Energien über ein Viertel des Bedarfs decken.<br />
Insofern sind der Ausstieg aus der Atomenergie<br />
und Klimaschutz vereinbar. Das Ende<br />
der heutigen Verbundwirtschaft ist sogar ein entscheidender<br />
Treiber, dass die Energiewende beschleunigt<br />
und nicht länger blockiert wird. Das<br />
ist nämlich keine technische Frage, sondern eine<br />
machtpolitische Auseinandersetzung. Die<br />
Konzerne verdienen viel Geld mit abgeschriebenen<br />
Atommeilern. Sie wollen nicht von den<br />
Monopolstrukturen lassen. Eine Energiewende<br />
ist nämlich die Chance für Newcomer, die ihre<br />
Pfründe radikal infrage stellen. Genau<br />
das soll verhindert werden.<br />
EIN STANDPUNKT VON MICHAEL MÜLLER MDB<br />
BUNDESVORSITZENDER DER NATURFREUNDE DEUTSCHLANDS<br />
�SEITE 2<br />
NATURFREUNDiN 3-2006
EDITORIAL<br />
����NATURFREUNDE AKTIV<br />
Die weltweite Sorge heutzutage ist immens: Die<br />
Amerikaner sorgen sich ja jetzt um das Überleben<br />
der Eisbären, die deutsche Autoindustrie<br />
sorgt sich um Zehntausende Arbeitsplätze, wenn<br />
die Klimaschutzvorgaben der EU in Kraft treten,<br />
die Atomwirtschaft sorgt sich um den Klimawandel<br />
und bietet an, ihre lukrativen Uralt-Meiler<br />
länger zu betreiben, und die deutsche Wirtschaft<br />
sorgt sich um den Aufschwung, wenn die Gewerkschaften<br />
höhere Löhne fordern.<br />
Danke, können wir da nur sagen, Danke für so<br />
viel Besorgnis und Verantwortungsgefühl. Danke,<br />
dass Ihr Euch so uneigennützig für das Leben auf<br />
diesem Planeten einsetzt und Eure eigenen Bedürfnisse<br />
dafür beiseite schiebt.<br />
Denn ganz sicher gibt es gute Gründe, um die<br />
Eisbären zu jammern, aber das Kyoto-Protokoll<br />
für den Schutz des Weltklimas nicht zu unter-<br />
THEMA<br />
Hände weg vom Wald ................. 8<br />
Schnaps im Tank ......................... 9<br />
Atomausstieg selber machen ....10<br />
Das Wunder von Ronneburg .....11<br />
Keine Patente für Klimaschutz ..12<br />
Die „doe-het-zelf“-Hotels ..........13<br />
Der Verwechslungsfehler ..........14<br />
Aus- und Sportbildung ..............16<br />
Von der Quelle zur Mündung ....17<br />
Eiszeitspuren und<br />
Naturschätze .............................19<br />
Erfolgsbilanz eines<br />
Newcomers ...............................19<br />
Karlheinz Böhm in Lörrach .......21<br />
Neues Thema zum Anbeißen ....22<br />
Zeitsprung .................................23<br />
Kalenderblatt ............................24<br />
schreiben, und – wie kürzlich offenbart – als US-<br />
Regierung Berichte über den Klimawandel aktiv<br />
zu unterdrücken. Ebenso wie die Atomwirtschaft<br />
gute Gründe hat, mit gefährlicher und wenig effi<br />
zienter Atomenergie satte Gewinne einzufahren<br />
und die Autohersteller durch ihr Lamento vertuschen,<br />
dass sie die Entwicklung sparsamer Technologien<br />
verschlafen haben.<br />
Nur leider: Wir haben sie satt, diese Lügen,<br />
Vertuschungen und Drohungen unter dem Deckmantel<br />
von Verantwortungsbewusstsein und<br />
Sorge, deren einziges Ziel es doch ist, am Status<br />
quo nichts zu ändern.<br />
In der NATURFREUNDiN berichten wir über<br />
diese Themen. Über die Verantwortung der Industrieländer<br />
dafür, dass auch Entwicklungsländer<br />
mit moderner Technologie Klimaschutz<br />
betreiben können, statt selbst vom Verkauf der<br />
1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 3<br />
123<br />
INHALT<br />
Ausgabe 1-<strong>2007</strong><br />
öko reloaded<br />
„Wir wollen, dass die Bahn ein wettbewerbsfähiger Konkurrent zum Flugzeug wird,<br />
nicht nur durch schnellere Verbindungen, sondern auch über den Preis.“<br />
TITEL<br />
Der Kerosinskandal ..................... 4<br />
Die Ersatzdebatte ........................ 4<br />
Handel mit<br />
Verschmutzungsrechten .............. 5<br />
Interview mit Dietrich<br />
Brockhagen (atmosfair) ............... 6<br />
Ablasshandel der Neuzeit ........... 7<br />
ANGELA MERKEL, 1995, IM INTERVIEW MIT DER BILD-ZEITUNG [SEITE 4]<br />
FEST GESETZT<br />
Leserbriefe ................................25<br />
Reisezeit ...................................26<br />
Kleinanzeigen ...........................28<br />
kurz notiert ...............................30<br />
Impressum ................................31<br />
Medien .....................................31<br />
Technologie in diese Länder am meisten zu profi<br />
tieren (Seite 12). Wir berichten über den gelungenen<br />
Umbau der Uranregion Ronneburg (Seite<br />
11) und die Initiative „Bündnis Wald“ in Kiel, die<br />
sich gegen den Verkauf des Staatswaldes an private<br />
Firmen stellt (Seite 8).<br />
Aber auch jeder von uns muss sich an die eigene<br />
Nase fassen: Viel zu wenige Fluggäste zahlen<br />
bisher die freiwillige Ausgleichsabgabe für<br />
klimaschädliche Urlaubsfl üge (Seite 6) und trotz<br />
guter Angebote beziehen seit der Strommarktliberalisierung<br />
1999 nur wenige Menschen ihre<br />
Energie von umweltverträglichen Stromanbietern<br />
(Seite 10).<br />
In diesem Sinne wünscht die gesamte Redaktion<br />
Euch ein sonniges, aktives und verantwortungsvolles<br />
Frühjahr. Herzliche Grüße, Eure
TITEL<br />
I Ein Düsentriebwerk: Fliegen ist<br />
dreimal klimaschädlicher als Bahnfahren.<br />
STEUERSCHULD<br />
Der Kerosinskandal<br />
Fliegen ist die größte Klimasünde. Trotzdem ist Fliegen steuerfrei<br />
bWer herausfi nden will, was Klimapolitik<br />
wert ist, sollte sich die Geschichte der Kerosinsteuer<br />
ansehen. Fliegen ist die größte Klimasünde.<br />
Flugbenzin ist trotzdem steuerfrei. Nicht einmal<br />
Mehrwertsteuer zahlen die Fluggesellschaften.<br />
Seit zwölf Jahren wird dieser Widerspruch diskutiert.<br />
Seit zwölf Jahren wird ein Ende der Steuerfreiheit<br />
für Kerosin gefordert. Seit zwölf Jahren<br />
wird beklagt, dass Bahnfahren ja auch nicht steuerfrei<br />
ist. Seit zwölf Jahren entgehen dem Staat<br />
jährlich eine Milliarde Euro Steuereinnahmen.<br />
Passiert ist aber nichts. Seit zwölf Jahren.<br />
„Fliegen muss teurer werden!“ Unter dieser<br />
Überschrift hatte Bundesumweltministerin Angela<br />
Merkel (CDU) 1995 der Bild-Zeitung erklärt:<br />
„Die Bundesregierung wird international auf eine<br />
weltweite Besteuerung von Flugbenzin dringen.<br />
Wir machen das Auto zum Umwelt-Buhmann,<br />
vergessen aber ganz die katastrophalen Auswirkungen<br />
... durch zunehmenden Flugverkehr ...“<br />
Zwischenfrage der Bild: „Dann werden Flüge<br />
teurer ...“. Merkel: „Dieser Effekt ist ja auch<br />
erwünscht. Wir wollen, dass die Bahn ein wettbewerbsfähiger<br />
Konkurrent zum Flugzeug wird,<br />
nicht nur durch schnellere Verbindungen, sondern<br />
auch über den Preis.“<br />
Nicht die Zahl der Bahnreisenden stieg seitdem<br />
drastisch, sondern die der Fluggäste: Binnen<br />
zehn Jahren explodierte das Passagieraufkommen<br />
auf deutschen Flughäfen von 93 auf<br />
fast 144 Millionen. Und damit stieg natürlich<br />
auch die Klimawirkung der zivilen Luftfahrt:<br />
Nach Angaben des europäischen Verkehrsverbandes<br />
Transport and Environment (T&E) war<br />
der Flugverkehr im Jahr 2000 allein für bis zu<br />
zwölf Prozent des menschengemachten Treibhauseffekts<br />
innerhalb der EU verantwortlich.<br />
Im Oktober 1995 verlangte der Arbeitskreis<br />
Umwelt der CSU „die Einführung einer Steuer-<br />
pfl icht für Flugbenzin: Nach einem nationalen<br />
Einstieg können wir so glaubwürdiger EU-weit auf<br />
eine Verschärfung internationaler Vereinbarung<br />
drängen.“ 1997 forderten Liberale, Rote, Bündnisgrüne,<br />
Schwarze per Bundestagsbeschluss die<br />
Regierung auf, „eine europäische Initiative zu ergreifen,<br />
um die Flugkraftstoffbesteuerung im Rahmen<br />
der Internationalen Luftverkehrsorganisation<br />
durchzusetzen.“ 1998 kam die SPD an die Macht,<br />
die Bündnisgrünen übernahmen das Umweltministerium.<br />
PDS oder FDP hätte über den Bundesrat<br />
initiativ werden können.<br />
VERSCHMUTZUNGSRECHTE<br />
Geredet haben alle. Nur gemacht hat niemand<br />
etwas – bis heute. Der Gesamtausstoß von<br />
Klimagasen in der EU ist seit 1990 leicht gesunken,<br />
die Emissionen des Flugverkehrs aber steigen<br />
enorm schnell. Das britische Tyndall Centre<br />
on Climate Change hat errechnet, dass bei ungebremster<br />
Entwicklung im Jahr 2036 der Luftverkehr<br />
allein so viele Abgase verursachen wird,<br />
wie sich die EU laut eigenen Beschlüssen insgesamt<br />
zugestehen will. Eigentlich ist jedem klar,<br />
dass es so nicht weitergehen kann. Und trotzdem<br />
passiert nichts.c NICK REIMER<br />
Die Ersatz-Debatte<br />
Die EU-Kommission setzt auf die falschen Mittel für klimafreundliches Fliegen<br />
bBläst der Mensch weiterhin so viel Treibhausgase<br />
in die Atmosphäre, könnte die Arktis<br />
während der Sommermonate schon in 35 Jahren<br />
eisfrei sein. Zu diesem Schluss kommt ein amerikanisches<br />
Forscherteam um Marika Holland<br />
von der Universität Washington – veröffentlicht<br />
im Journal Geophysical Research Letters. Außerdem<br />
werde die arktische Eisdecke auch im Winter<br />
dünner – wenn es keine ernsthaften Anstrengungen<br />
für mehr Klimaschutz gibt.<br />
Aber vielleicht gibt es die ja. „Das Klima hat<br />
sich geändert“, urteilt Jos Dings von der „European<br />
Federation for Transport and Environment“.<br />
Dieser Dachverband von 42 Verkehrs-<br />
und Umwelt-NGOs beobachtet in Brüssel die<br />
Politik der EU-Kommission. „Augenscheinlich<br />
ist sich die gesamte Kommission einig, dass der<br />
Flugverkehr einen Beitrag zum Klimaschutz leisten<br />
muss“, meint Dings.<br />
Seit Jahren wird über das Thema geredet –<br />
mehr aber nie. Bis kurz vor Weihnachten: Umweltkommissar<br />
Stavros Dimas hatte einen Plan<br />
zum Klimaschutz im Luftverkehr vorgelegt. Demnach<br />
sollen alle Airlines, die in der EU starten<br />
oder landen von 2011 an Verschmutzungsrechte<br />
– die so genannten CO 2-Zertifi kate – für ihre Flüge<br />
vorlegen. Auch Fluggesellschaften aus Drittstaaten<br />
sollten dazu gezwungen werden, wenn<br />
sie in Europa landen wollen.<br />
Die Kommission hat für eine solche Politik gute<br />
Gründe. In ihrer Mitteilung Nr. 2005-459 hatte<br />
sie vorgerechnet: 2012 wird in Europa doppelt so<br />
SEITE 4 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>
viel gefl ogen wie 1990. Das bedeutet: Auch die<br />
Kohlendioxid-Emissionen des Luftverkehrs werden<br />
2012 doppelt so hoch sein wie 1990.<br />
Aber das kann sich die EU wegen des Kyoto-<br />
Protokolls nicht leisten. Schließlich hat Europa<br />
in diesem zugesagt, seinen CO 2-Ausstoß bis 2012<br />
im Vergleich zu 1990 um 8 Prozent zu senken.<br />
0,9 Prozent sind nach 15 Jahren Klimaschutz gerade<br />
mal geschafft. Und es bleiben nur noch fünf<br />
Jahre Zeit. Selbst Fachleute aus dem EU-Apparat<br />
bezweifeln, dass die fehlenden 7,1 Prozent noch<br />
zu schaffen sind: Würden alle Klimaschutzvorhaben<br />
rechtzeitig umgesetzt – wovon nicht auszugehen<br />
ist – wären laut den EU-Experten höchstens<br />
minus fünf Prozent erreichbar. Es muss also<br />
dringend etwas passieren.<br />
Politikbeobachter Jos Dings hat aber einen<br />
Gesinnungswandel in der EU-Kommission beobachtet.<br />
Wenn er sich da mal nicht zu sicher<br />
ist. Erstens haben sofort nach Bekanntwerden<br />
der Pläne alle EU-Kommissare heftigst durcheinander<br />
debattiert: Transkontinentalfl üge<br />
müssten vom Emissionshandel befreit werden.<br />
US-Airlines sowieso. Weil sonst über die Welthandelsorganisation<br />
WTO ein Handelskrieg mit<br />
Amerika ins Haus steht. Zweitens kann die EU<br />
ohne das OK der Nationalstaaten gar nichts<br />
machen. „Wir wollen die Pläne der EU-Kommission<br />
voranbringen“, hatte Anfang des Jahres<br />
zwar Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee<br />
erklärt. Das Wirtschaftsministerium aber<br />
sieht den Standort Deutschland durch einen<br />
Emissionshandel im Flugverkehr ernsthaft bedroht.<br />
Drittens schließlich ist entscheidend, wie<br />
der Emissionshandel im Flugverkehr eingerichtet<br />
wird (siehe Kasten).<br />
Dabei ist die Debatte um einen Emissionshandel<br />
im Flugverkehr nur eine Ersatz-Debatte:<br />
Fliegen ist einfach zu billig. Ab 19 Euro quer<br />
durch die Republik oder ins europäische Ausland:<br />
Solange Flugreisen billiger als eine Fahrt<br />
mit Bahn oder Auto bleiben, werden die Passagierzahlen<br />
weiter steigen. Daran ändert auch der<br />
Emissionshandel nichts: Um maximal vier Euro<br />
schätzen Experten würde dieser ein Flugticket<br />
verteuern.<br />
Flugtickets bleiben zu billig, so lange Fluggesellschaften<br />
für ihr Benzin keine Steuern zahlen<br />
müssen. Beim Kerosin greift der Staat, anders<br />
als bei Strom und Dieselbenzin für Lokomotiven<br />
oder Sprit für Autos, nicht zu. Durch die<br />
fehlende Flugbenzinsteuer entgehen den europäischen<br />
Regierungen Milliarden, die man zum<br />
Beispiel für die Entwicklungshilfe nutzen könnte.<br />
Andererseits gibt es überhaupt keinen Anreiz für<br />
die Fluggesellschaften, mit sparsamen Flugzeugen<br />
selbst Klimaschutz zu betreiben. Das ist der<br />
eigentliche Skandal: Die Debatte um den Emissionshandel<br />
lenkt davon nur ab.<br />
Die Rettung des Arktiseises ist also noch nicht<br />
in Sicht. Die Forscher begründen den schnellen<br />
CO 2-ZERTIFIKATE<br />
Der Handel mit Verschmutzungsrechten<br />
Mit dem Emissionshandel soll CO 2 eingespart werden<br />
bEmissionshandel, der Handel mit Kohlendioxid-Zertifi<br />
katen, ist eine ziemlich komplizierte<br />
Materie. Kohlendioxid ist das Gas,<br />
dass die Erderwärmung verursacht, und damit<br />
das Klima durcheinanderbringt. Kohlendioxid<br />
entsteht überall dort, wo Energie verbraucht<br />
wird: beim Autofahren, beim Heizen<br />
oder Fernsehen. Sogar beim Laufen entsteht<br />
Kohlendioxid - Sauerstoff aus der Luft wird<br />
eingeatmet, Kohlendioxid ausgeatmet.<br />
Bis Anfang des letzten Jahrhunderts war das<br />
Gleichgewicht stabil: Die Photosynthese der<br />
Pfl anzen wandelt das Kohlendioxid wieder in<br />
Sauerstoff um. Seit aber die Menschheit massenhaft<br />
wächst und zudem noch ihr Energiehunger<br />
unermesslich steigt, ist dieses Gleichgewicht<br />
aus den Fugen geraten. Steigender<br />
Energieverbrauch bedeutet einen steigenden<br />
Ausstoß des Klimakillers Kohlendioxid.<br />
Der Emissionshandel wurde eingeführt,<br />
um den massenhaften Ausstoß zu bekämpfen.<br />
Zu diesem Zweck wurden Verschmutzungsaktien<br />
ausgegeben - so genannte Zertifi -<br />
1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 5<br />
TITEL<br />
I Zum Arbeitsessen nach Köln: Seit Anfang der<br />
90er Jahre hat sich der Flugverkehr verdoppelt<br />
Rückgang mit einem sich selbst verstärkenden<br />
Effekt: Offene, dunkle Wasserfl ächen nehmen<br />
Wärme des Sonnenlichts stärker auf als helles<br />
Eis. Anders formuliert: Je mehr Eis schmilzt, um<br />
so stärker erwärmt sich das Meer.<br />
Fakt ist: Die Europäer müssen deutlich mehr<br />
zur Rettung des Arktiseises tun. Das war auch<br />
das Signal des letztjährigen UN-Klimagipfels in<br />
Kenias Hauptstadt Nairobi: Die Entwicklungsländer<br />
sind allenfalls dann bereit, über eigene Klimaschutzbemühungen<br />
nachzudenken, wenn die<br />
Industrieländer mehr tun. Mit einem bisschen<br />
Emissionshandel im Luftverkehr ist es also nicht<br />
getan.c NICK REIMER<br />
kate. So bekommt zum Beispiel ein Kraftwerk<br />
eine bestimmte Zahl von diesen Verschmutzungsaktien<br />
zugeteilt - kostenlos vom Staat.<br />
Diese Aktien berechtigen, die Luft mit Kohlendioxid<br />
zu verpesten. Wer jetzt in Klimaschutz<br />
investiert, spart Aktien - und kann sie auf<br />
dem Markt verkaufen. Wer mehr verschmutzt<br />
als er darf, muss dafür zahlen.<br />
Allerdings funktioniert das 2005 eingeführte<br />
System noch nicht: Staaten wie die Bundesrepublik<br />
haben viel zu viele Aktien ausgegeben.<br />
Auch Bundesumweltminister Sigmar<br />
Gabriel wollte der Industrie viel mehr Verschmutzungsrechte<br />
schenken, als diese selbst<br />
annoncierte. Und zwar kostenlos: Die Zeche<br />
zahlt der Verbraucher. Denn der Kraftwerksbetreiber<br />
preist die Zertifi kate in seinen Strompreis<br />
ein. Was er kostenlos vom Staat bekam,<br />
bescherte den Energiekonzernen allein im letzten<br />
Jahr knapp drei Milliarden Euro Extragewinn.<br />
Aus unseren Taschen. Allerdings musste<br />
Gabriel nachgeben: Die EU setzte Deutschland<br />
ein vernünftiges Ziel.c NICK REIMER
TITEL<br />
INTERVIEW<br />
„Wichtig ist, dass etwas passiert“<br />
Atmosfair-Chef Dietrich Brockhagen über Kerosinsteuer,<br />
Emissionshandel und den Willen der Politik<br />
2 NATURFREUNDiN: Herr Brockhagen, als Chef<br />
von Atmosfair leben sie davon, dass der Flugverkehr<br />
ein Klimakiller ist. Die EU will das jetzt<br />
ändern, indem sie Fliegen in den Emissionshandel<br />
mit einbeziehen will. Das dürfte Ihnen<br />
gar nicht gefallen?<br />
Dietrich Brockhagen: Wie kommen Sie denn<br />
darauf?<br />
2 Weil es dann doch sinnlos ist, über Atmosfair<br />
freiwillig eine Klimaschutzabgabe zu zahlen.<br />
Das stimmt ja nicht. Klimaschutzabgabe und<br />
Emissionshandel – das sind zwei paar Schuhe.<br />
Das erste Instrument sorgt dafür, dass das beim<br />
Fliegen entstehende Kohlendioxid durch ein Klimaschutzprojekt<br />
an anderer Stelle wieder eingespart<br />
wird. Der Emissionshandel hat dagegen<br />
zum Ziel, den Kohlendioxid-Ausstoß des Fluges<br />
selbst zu senken – und zwar langfristig. Das bedeutet:<br />
Sofort wird durch den Emissionshandel<br />
sowieso kaum Wesentliches passieren. Die Fluglinien<br />
werden wahrscheinlich etwa 90 Prozent<br />
ihrer Emissionszertifi kate umsonst bekommen.<br />
Und dann werden diese Emissionsrechte nach<br />
dem Vorschlag der EU-Kommission gleich bleiben<br />
– auf dem Niveau von 2004 bis 2006. Das<br />
bedeutet: Flugverkehr wird nicht gezwungen,<br />
seinen Ausstoß zu reduzieren. Die Flugindustrie<br />
wird nur zusehen müssen, dass ihr weiteres<br />
Wachstum klimafreundlich passiert, beispielsweise<br />
durch moderne Flugtechnik. Wie scharf<br />
das System insgesamt wirklich wird, hängt aber<br />
vom Willen der Politik ab, die Schrauben anzuziehen.<br />
Ich gehe davon aus, dass zunächst nur<br />
der Anstieg der Emissionen gebremst wird.<br />
2 Atmosfair bleibt also sinnvoll?<br />
Solange der Emissionshandel nicht wirklich zu<br />
weniger Treibhausgasen im Flugverkehr führt,<br />
spielen wir eine wichtige Rolle. Bei uns kann jeder<br />
selbst die Schlupfl öcher im Emissionshandel<br />
schließen.<br />
2 Macht die ganze Debatte über den Emissionshandel<br />
überhaupt Sinn? Wäre die Kerosinsteuer<br />
nicht wirkungsvoller?<br />
Ich bin die Debatte um die besten Instrumente<br />
I Anfl ugbefeuerung des Berliner Flughafens Tegel: Schon heute platzt der Airport aus allen Nähten.<br />
nun wirklich leid. Seit Ende der 80er Jahre werden<br />
in der EU die verschiedenen Säue durch das<br />
Dorf getrieben. Die Diskussionen endeten bisher<br />
stets ohne Ergebnis. Die Kerosinsteuer ist tot, die<br />
Ticket-Abgabe ist von der Bundesregierung abgelehnt<br />
worden.<br />
Wenn jetzt Bundesregierung und EU zumindest<br />
Ernst mit dem Emissionshandel machen wollen,<br />
dann ist das löblich. Natürlich gibt es schärfere<br />
Instrumente als den Emissionshandel. Wichtig<br />
ist jedoch, dass endlich überhaupt einmal etwas<br />
geschieht.<br />
2 Nach den Vorschlägen aus Brüssel ist jetzt<br />
das Heer der Lobbyisten ausgeschwärmt, um<br />
die Ansätze kleinzukochen. Glauben Sie denn,<br />
dass die Politik den Airlines standhält?<br />
Die Fluggesellschaften sind doch gar nicht geschlossen<br />
dagegen. Warum sollten sie auch? Es<br />
ist klar, dass der Flugverkehr irgendwann seinen<br />
Beitrag zum Klimaschutz leisten muss. Und beim<br />
Emissionshandel bekommen sie die Zertifi kate<br />
umsonst. Billiger geht es nicht.<br />
2 Das bedeutet, die Ticketpreise werden nicht<br />
steigen?<br />
Die Schätzungen liegen zwischen zwei und zehn<br />
Euro, die jeder Passagier zusätzlich pro Flug bezahlen<br />
muss. Schon daran sehen sie, dass das<br />
etwas anderes ist, als die Klimaabgabe von Atmosfair:<br />
Dort zahlen sie pro 1.000 Flugkilometer<br />
knapp zehn Euro – was der Vermeidung einer<br />
halben Tonne Kohlendioxid entspricht. c<br />
INTERVIEW: NICK REIMER<br />
Zur Person<br />
Dr. Dietrich Brockhagen ist Geschäftsführer<br />
der Atmosfair<br />
gGmbH, gelernter Physiker und<br />
Umweltökonom. Nach beruflichen<br />
Stationen beim Deutschen<br />
Zentrum für Luft- und<br />
Raumfahrt, der EU-Kommission,<br />
im Umweltministerium und<br />
dem Wissenschaftlichen Beirat<br />
der Bundesregierung für globale<br />
Umweltveränderungen leitete<br />
Brockhagen seit 2004 das<br />
BMU-Forschungsprojekt „klimabewusst<br />
fl iegen“, aus dem 2005<br />
Atmosfair hervorging.<br />
SEITE 6 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>
GEWISSENSFRAGE<br />
Ablasshandel der Neuzeit<br />
Mit Atmosfair kann man seine Flugsünden über<br />
Klimaschutzprojekte absegnen lassen<br />
bZu Ostern nach Andalusien? Für drei Tage?<br />
Mit dem Flugzeug? Ohne schlechtes Klimagewissen?<br />
Wer beispielsweise von Berlin nach Malaga<br />
und zurück fl iegt, ist für den Aussstoß von 1,14<br />
Tonnen des Klimakillers Kohlendioxid verantwortlich.<br />
Ein Inder emittiert durchschnittlich nur<br />
0,9 Tonnen im Jahr. Drei Tage Andalusien? Was<br />
für eine Klimasünde! Bei zwei Personen wird in<br />
etwa so viel Kohlendioxid erzeugt, wie man das<br />
ganze Jahr über mit seinem Auto verursacht.<br />
Drei Tage Andalusien – das ist dekadent! Freikaufen<br />
kann man sich unter www.atmosfair.de<br />
und die Emissionen berechnen lassen, die der<br />
Urlaubsfl ug verursacht: 1.140 Kilogramm im vorliegenden<br />
Beispiel. Die Seite verrät auch, wie<br />
man die Sache wieder gut machen kann: Durch<br />
die Zahlung von 23 Euro. Zahlen kann man auch<br />
gleich – elektronisch. Wer der Zahlungswelt des<br />
Web mißtraut, bekommt eine Rechnung zugemailt,<br />
die er dann ganz klassisch bei seiner<br />
Bank einwerfen kann. „Die Summe investieren<br />
wir in Klimaschutzprojekte“, sagt Dietrich Brock-<br />
hagen, Geschäftsführer von Atmosfair. Nicht die<br />
ganze Summe, 20 Prozent für den Verwaltungsaufwand<br />
behält die gemeinnützige GmbH.<br />
Zum Beipiel Indien: Tausende Pilger kommen<br />
täglich ins indische Sringeri Mutt, einem der bedeutendsten<br />
hinduistischen Wallfahrtsorte an<br />
der indischen Westküste. „Die Mahlzeiten für<br />
die Pilger wurden dort bisher mit Hilfe von Dieselbrennern<br />
zubereitet“, so Brockhagen. Das bei<br />
Atmosfair eingezahlte Geld sorgt nun dafür, dass<br />
mit Sonne statt mit Diesel gekocht wird.<br />
Obwohl die solaren Großküchen bereits arbeiten,<br />
liegt das Flugsündenausgleichsgeld noch<br />
auf der Bank von Atmosfair. Im Sommer wird der<br />
TÜV an die indischen Westküste fahren, um festzustellen,<br />
wie viel Kohlendioxid auf diese Weise<br />
gespart wurde. „Es gibt Messeinrichtungen, die<br />
aussagen, wie viel Energie die Solaranlage produziert<br />
hat“, erläutert Brockhagen. Danach wird<br />
die Dieselmenge ermittelt, die zur gleichen Energiebereitstellung<br />
notwendig wäre. Und welche<br />
Menge Kohlendioxid die Verbrennung des Die-<br />
I Damit der Wind sich dreht: Aus der Flugschuld können mit Atmosfair Windräder werden.<br />
1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 7<br />
TITEL<br />
sels zur Folge gehabt hätte. „Für diese Menge<br />
zahlen wir Geld aus“, so Brockhagen. Pro eingesparte<br />
Tonne Kohlendioxid erhält das indische<br />
Projekt 15 Euro.<br />
Sringeri Mutt ist nur eine Solarküche in Indien,<br />
insgesamt 18 sollen es werden – in Tempeln,<br />
Krankenhäusern, Schulen. Für die Finanzierung<br />
reicht den Projektleitern vor Ort ein<br />
Vertrag mit Atmosfair. „Weil wir zusichern, bei<br />
regelmäßigem Betrieb für jede gesparte Tonne<br />
Kohlendioxid zu zahlen, sind die Partner vor<br />
Ort kreditwürdig“, sagt Brockhagen. Der Vorteil<br />
für Atmosfair ist, dass so sicher gestellt ist, dass<br />
kein Geld irgendwo versickert. Gezahlt wird tatsächlich<br />
nur für eingesparten Klimaschaden. Die<br />
indischen Anlagen sollen bis 2012 planmäßig<br />
insgesamt 4.000 Tonnen CO 2 einsparen. So viel<br />
entstehen bei acht Millionen Flugkilometern.<br />
Umgekehrt erhält Atmosfair für jede bezahlte<br />
Tonne ein Zertifi kat von der UNO. „Die sind so<br />
etwas wie ein Dollarschein“, erklärt der Atmosfair-Geschäftsführer.<br />
Zertifi kate, ein eigenes Zahlungsmittel,<br />
dass an den Börsen wieder verkauft<br />
werden könnte. Atmosfair erhält diese, weil sie<br />
das Projekt bei der UNO nach dem Kyoto-Protokoll<br />
als „CDM“ angemeldet hat – als „Clean Development<br />
Mechanism“. Allerdings veräußert Atmosfair<br />
die Papiere nicht weiter: „Wir legen sie<br />
still“. Übersetzt heißt das: Sie werden vernichtet.<br />
Atmosfair entstand 2003 aus einer Initiative<br />
des Reiseveranstalterverbandes „forum anders<br />
reisen“ und der Umwelt- und Entwicklungsorganisation<br />
Germanwatch. 2.000 Internet-Nutzer<br />
berechnen sich jede Woche hier ihren Klimadreck.<br />
Das Problem aber ist: Tatsächlich zahlen<br />
dann im ganzen Jahr nur 7.000 Nutzer.c<br />
Weitere Informationen<br />
Für die CO 2-Abgabe: www.atmosfair.de<br />
Das Projekt in Indien: www.gadhiasolar.com<br />
NICK REIMER
THEMA<br />
GRÜNPRIVATISIERUNG<br />
Hände weg von unserem Wald!<br />
Von Schleswig-Holstein bis Bayern: Der Staat verlässt den Wald<br />
bWollte doch die CDU Schleswig-Holsteins<br />
den landeseigenen Wald verkaufen! Hat sie aber<br />
nicht geschafft: Ein breites Netzwerk von Umweltverbänden<br />
bis zu Gewerkschaften organisierte<br />
sich, um Widerstand zu leisten. Der war<br />
im ersten Anlauf erfolgreich: Der Koalitionspartner<br />
SPD machte im Landtag den Verkaufsplänen<br />
einen Strich durch die Rechnung.<br />
Noch sind jedoch die letzten Entscheidungen<br />
nicht gefallen. Noch wird geprüft, was aus den<br />
50.000 Hektar Staatswald Schleswig-Holsteins<br />
werden kann – eine Stiftung? Oder doch eine gemeinnützige<br />
GmbH?<br />
Schleswig-Holstein steht mit dieser Fragestellung<br />
nicht allein da: In Bayern wurden aus wirtschaftlichen<br />
Gründen durch eine sogenannte<br />
Forstreform Edmund Stoibers bewährte Strukturen<br />
der Forstverwaltung zerschlagen. Ein Volks-<br />
I Noch gehört dieser Wald in Bayern uns allen.<br />
begehren dagegen scheiterte nur knapp. In<br />
den ostdeutschen Bundesländern wird von der<br />
Bundesregierung das DDR-Erbe Staatswald zerschlagen.<br />
In Brandenburg wurden beispielsweise<br />
94.500 Hektar seit 1992 privatisiert. In die-<br />
sem Jahr sollen in Ostdeutschland noch einmal<br />
64.000 Hektar zum Verkauf angeboten werden.<br />
Es ist kein Dogma, dass staatliche Forste immer<br />
nachhaltiger bewirtschaftet werden als private.<br />
Es gibt viele gute Gegenbeispiele. Aber der<br />
neue Run von großen Unternehmen auf die Flächen<br />
hat andere Gründe: Holz hat einen steigenden<br />
Preis als Baumaterial, aber vor allem als<br />
„nachwachsender Rohstoff“. Marktmächtige Firmen<br />
werden sich schwerlich an die neuen nachhaltigen<br />
Methoden der Bewirtschaftung wie etwa<br />
das FSC-Siegel (Forest Stewardship Council)<br />
halten, wenn die Aktionäre ihre Dividenden einfordern.<br />
Und für die Öffentlichkeit, für die Wanderer,<br />
Beerenpflücker, Reiter und Radfahrer, für<br />
Waldkindergärten und Naturschutzbildung wird<br />
es schwerer werden, ihre berechtigten Interessen<br />
durchzusetzen. Gegenüber privaten Waldbe-<br />
sitzern der neuen Kategorie werden die Schutz-<br />
und Erholungsfunktionen im Verhältnis zu den<br />
wirtschaftlichen Interessen kaum den gleichen<br />
Stellenwert erhalten können.<br />
Das Kieler „Bündnis Wald“ hat aufgeschrie-<br />
ben, wo die entscheidenden Vorteile des Staatswaldes<br />
für die Wahrung des Gemeinwohls liegen:<br />
Er gewährleistet Biotop- und Artenschutz,<br />
bietet hochwertigen Erholungsraum durch ein<br />
gepflegtes Wegenetz, engagiert sich in der Umweltbildung<br />
und heißt Waldkindergärten willkommen.<br />
Landesregierungen, die eine nachhaltige<br />
Waldpolitik betreiben, können ihre Wälder<br />
im Hinblick auf Klimaschutz, Hochwasser-, Boden-<br />
und Grundwasserschutz, Lärm- und Lichtschutz,<br />
Luftreinhaltung, Regulierung des Kohlendioxid-Haushalts<br />
und zum Arten- und Biotopschutz<br />
weiterentwickeln. Das dürften kaum die<br />
Ziele von Investmentfonds sein, die auf kurzfristige<br />
Rendite setzen.<br />
Die Bayerische Verfassung garantiert ein Recht<br />
für alle, die Natur zu betreten: „Der Genuss der<br />
Naturschönheiten und der Erholung in der freien<br />
Natur, insbesondere das Betreten von Wald<br />
und Bergweide, das Befahren der Gewässer und<br />
die Aneignung wild wachsender Waldfrüchte in<br />
ortsüblichem Umfang ist jedermann gestattet...“<br />
Ähnliche Formulierungen finden sich in den<br />
meisten Waldgesetzen der Bundesländer. Die<br />
Naturfreundebewegung hat sich Anfang des 20.<br />
Jahrhunderts den freien Zugang zu den Bergen<br />
erkämpft. Aber heute mehren sich die Stimmen,<br />
die für die Erholungsfunktion und den Natursport<br />
Geld kassieren wollen. Warum nicht den<br />
Wald zum „Profitcenter“ machen, in dem auch<br />
die Dienstleistung Erholung ihren Preis hat?<br />
Im jüngsten Bericht des Bundesumweltministeriums<br />
wird in dem Leuchtturmprojekt „Innovative<br />
Waldprodukte“ beschrieben, wie „bisher<br />
kaum genutzte Wirtschaftspotenziale außerhalb<br />
der Holznutzung erschlossen werden...“ können.<br />
Da heißt es in der neudeutschen Ökonomensprache,<br />
dass praxisnah gezeigt werden solle,<br />
„wie Produkte und Dienstleistungen in den Bereichen<br />
sanfter Tourismus oder etwa Öko-Sponsoring,<br />
Gesundheitsvorsorge in freier Natur, Erlebniswanderungen<br />
im Wald, Umweltbildung<br />
von Forstbetrieben entwickelt und vermarktet<br />
werden können.“<br />
Wie so etwas praktisch wird, zeigen Beispiele<br />
aus Bayern: Der Arbeitersamariterbund muss<br />
dort für die Prüfungen seiner Rettungshunde im<br />
Staatswald genau so Gebühren bezahlen, wie<br />
die Wanderer für einen „Volkswandertag“. Gefahr<br />
droht also von zwei Seiten: Von der Privatisierung<br />
weiterer Waldflächen, aber auch von der<br />
Ökonomisierung aller Nutzungen im öffentlichen<br />
Wald. <strong>NaturFreunde</strong> sollten sich deshalb, wo immer<br />
solche Tendenzen erkennbar werden, mutig<br />
bekennen: Hände weg von unserem Wald!c<br />
Weitere Informationen<br />
www.buendnis-wald.de<br />
ECKART KUHLWEIN<br />
SEITE 8 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>
SPRITVERSCHNITT<br />
Schnaps im Tank<br />
Die Hoffnungen auf Ethanol und Biodiesel für Autos vernebeln den Blick<br />
bDie Grüne Woche in Berlin hat es in diesem<br />
Jahr gezeigt: Bei den Bauern geht es aufwärts.<br />
Vergessen scheinen die Einkommensverluste<br />
der vergangenen Jahre, vergessen die Lebensmittelskandale<br />
oder die Vogelgrippe. Dem<br />
„Energiewirt“ gehört die Zukunft: Landwirte,<br />
die auf großen Teilen ihrer Fläche Energiepflanzen<br />
anbauen. Und dafür reißend Abnehmer finden,<br />
die aus den Rohstoffen wiederum industriell<br />
Treibstoff oder Strom erzeugen.<br />
Die deutschen Landwirte sind mit diesem<br />
Energie-Boom keine Ausnahme. Überall in der<br />
Welt schaffen nachwachsende Rohstoffe und Energiepflanzen<br />
neue Ausbeutungsmöglichkeiten<br />
für die Natur. Wenn sogar George W. Bush anfängt,<br />
für die Nutzung von Biokraftstoffen zu werben,<br />
müssen jedoch alle Alarmglocken läuten.<br />
So schreibt die „Frankfurter Rundschau“ über<br />
den neuen Trend in den USA: „Biokraftstoffe<br />
sind gut für Farmer und weniger schlecht für die<br />
Umwelt, senken die Abhängigkeiten von Ölimporten<br />
aus Nahost und beruhigen das schlechte<br />
Gewissen der Autonation Nummer eins, die vor<br />
verbindlichen Obergrenzen für die Emission von<br />
Treibhausgasen noch immer zurückschreckt.“<br />
In den USA soll eine Steigerung der heimischen<br />
Produktion an Biosprit um 30 Prozent<br />
erreicht werden. Die Aktienkurse vieler Produzenten<br />
verdoppeln sich.<br />
Auf den Weltgetreidemärkten stehen die<br />
Treibstoffproduzenten im Wettbewerb mit den<br />
Nahrungsmittelherstellern. „Autos, nicht Menschen,<br />
werden in diesem Jahr fast den gesam-<br />
Mit Biokraftstoff um die Welt<br />
Fahrleistung mit dem Ertrag von einem Hektar Energiepflanzen<br />
Biogas<br />
80 000 km<br />
BtL (Biomass to Liquid)*<br />
60 000 km<br />
Pflanzenöl<br />
22 000 km<br />
Biodiesel<br />
22 000 km<br />
Ethanol<br />
24 000 km<br />
+ 27 000 km<br />
aus Biogas**<br />
+ 27 000 km<br />
aus Biogas**<br />
+ 24 000 km<br />
aus Biogas**<br />
Kilometer 20 000 40 000 60 000 80 000 100 000<br />
*synthetischer Biokraftstoff; **Verwertung der Kuppel- und Nebenprodukte, z. B. Stroh<br />
Verbrauch: 6,5 l/100km Diesel, 7,0 l/100 km Benzin<br />
Quelle: eigene Berechnungen nach FNR<br />
ten Zuwachs der Getreideproduktion verbrauchen,“<br />
berichtet ein Experte. Aus dem Getreide<br />
wird Ethanol erzeugt – Alkohol, der als biogener<br />
Treibstoff im Autotank verbrannt werden kann.<br />
Allerdings: Für einen einzigen vollen Tank im<br />
I Davon soll es in Zukunft ganz viele geben: „Bio-Tankstellen“.<br />
Geländewagen braucht es genau so viel Getreide,<br />
wie für die Ernährung eines Menschen in<br />
einem Jahr.<br />
Das ist schon schlimm angesichts des Hungers<br />
auf der Welt. Aber schlimmer noch ist die<br />
negative Energie- und Kohlendioxid-Bilanz des<br />
Ethanols, die in mehreren Studien bestätigt<br />
wird. Forscher aus Minnesota kamen zu dem<br />
Ergebnis, dass die Ethanolproduktion einen bescheidenenNetto-Energiege-<br />
1 Hektar =<br />
100 x 100 Meter<br />
Fußballfeld =<br />
0,75 Hektar<br />
winn von 25 Prozent bietet.<br />
Viel besser ist die Bilanz von<br />
Raps oder Sonnenblume: Die<br />
Energiebilanz der nachwachsenden<br />
Öle kommt auf 93 Prozent<br />
Netto-Energiegewinn. Gemeinhin<br />
werden diese Öle als<br />
Biodiesel gehandelt.<br />
Die Forscher aus Minnesota<br />
haben errechnet, dass die gesamte<br />
Maisernte für Biosprit<br />
genutzt gerade einmal zwölf<br />
Prozent des US-Treibstoffbedarfs<br />
decken könnte. Alle Sojabohnen<br />
zusammen bräch-<br />
THEMA<br />
ten es auf sechs Prozent. Rechnet man die Energie<br />
dagegen, die man bei der Produktion dieser<br />
Treibstoffe einsetzen müsste, dann würde die gesamte<br />
Mais- und Sojaernte zusammen nur 5,3<br />
Prozent des US-Treibstoffbedarfs decken.<br />
Bleibt die Hoffnung oder die Angst vor der<br />
Gentechnik. Syngenta, der weltgrößte Hersteller<br />
von Herbiziden, will Genmais leichter in Zucker<br />
verwandeln, der dann zu Ethanol wird. Andere<br />
Gesellschaften wollen den Stärkegehalt steigern<br />
und die Ausbeute insgesamt erhöhen. Oder<br />
es soll gewaltige Plantagen schnell wachsender<br />
gentechnisch hergestellter Bäume geben. Die<br />
Gewinne bei der Stärkeproduktion sind jedoch<br />
marginal, der Nutzen der Gentechnik für die<br />
Steigerung der Ernteausbeute ist niemals nachgewiesen<br />
worden. Andere, komplexere Eigenschaften<br />
wie die Toleranz gegenüber Trockenheit<br />
und Salz, um bisherige Grenzertragsböden<br />
zu nutzen, werden schon mehr als 20 Jahre mit<br />
wenig Erfolg angezüchtet. Gentechnisch veränderte<br />
Bäume werden selbst von Monsanto abgelehnt.<br />
Die Firma setzt lieber auf konventionelle<br />
Biotechnologie.<br />
Bio im Tank ist also – alles in allem – nur eine<br />
Notlösung. Sicher macht es Sinn, wenn Abfälle<br />
lokal als Treibstoffe genutzt werden: Wenn<br />
Bauern ihre Höfe mit Ernteabfällen heizen, oder<br />
Autos mit Abfallöl aus Restaurants betrieben<br />
werden. Aber für den langfristigen Energiebedarf<br />
im großen Maßstab sind die Öko-Treibstoffe<br />
keine effiziente Lösung. Die Lösung liegt in<br />
Einspartechnologien und in der Änderung der<br />
Lebensstile.c ECKART KUHLWEIN<br />
Weitere Informationen<br />
Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe:<br />
www.nachwachsende-rohstoffe.de<br />
www.bio-kraftstoffe.info<br />
Gemeinschaftsprojekt:<br />
www.biokraftstoff-portal.de<br />
1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 9
THEMA<br />
HAUSHALTSSTROM<br />
Atomausstieg selber machen<br />
Wie Sie selbst über den zukünftigen Energiemix mit entscheiden können<br />
bDer Schauspieler Peter Sodann tut es, der<br />
Schokoladenhersteller Alfred Ritter tut es und Bischof<br />
Axel Noack auch: den Stromanbieter wechseln.<br />
Doch sie wechseln nicht zu irgendeinem<br />
Anbieter, sondern zu Firmen, die ihren Strom<br />
umweltverträglich erzeugen. Also neben Biomasse<br />
oder Windkraft auch aus Sonnenenergie und<br />
Wasserkraft herstellen oder in hocheffizienten<br />
Kraft-Wärme-Kopplung-Anlagen.<br />
Allerdings ist das nur ein kleiner Lichtblick<br />
in einer Geschichte voller Missverständnisse:<br />
Vor der Strommarktliberalisierung 1999 hatten<br />
60 Prozent der Deutschen erklärt, sie wollten<br />
lieber grünen Strom; zu einem Ökostromanbieter<br />
wechseln. Hätte nur die Hälfte davon Wort<br />
gehalten, dann gäbe es heute weder RWE-Baustellen<br />
noch Vattenfall-Pläne für neue Braunkohlenkraftwerke.<br />
Sondern eine Revolution: 30<br />
Prozent Ökostrom hätten ein Signal an die Energiekonzerne<br />
gesendet. „Klimakillenden Dreckstrom“<br />
wollen wir nicht mehr - und weil wir, die<br />
sauberen Konsumenten, immer mehr werden,<br />
müsst auch ihr, die Klimaschmutzfinken, umstel-<br />
GRÜNE STROMANBIETER<br />
Wechseln leicht gemacht<br />
www.atomausstieg-selber-machen.de<br />
a<br />
a<br />
a<br />
a<br />
len. 30 Prozent Ökostrom - Eon hätte längst seinen<br />
dritten Offshore-Windpark ans Netz geschaltet.<br />
Und auch die lästige Atomstrom-Debatte<br />
wäre uns erspart geblieben Denn dieser würde<br />
dann nicht mehr gebraucht.<br />
I Umweltschützer vor der Berliner Zentrale des Atomkonzerns EnBW.<br />
Naturstrom: Ende 1998 von Umweltverbänden gegründet (11.000 Kunden). Bisher über 120<br />
neue Erzeugungsanlagen (Sonne, Wasser, Wind, Biomasse) finanziert. Strommix: Neben<br />
den gesetzlichen zehn Prozent EEG-Strom kommen 90 Prozent aus dem österreichischen<br />
Wasserkraftwerk Ybbs an der Donau. Tarif „Naturstrom Anti-AKW“, Kosten: 7,80 Euro/Monat<br />
und 18,75 Cent/kWh. Infos: (0211) 779 00 -444, www.naturstrom.de<br />
Lichtblick: größter unabhängiger Ökostromversorger <strong>Deutschlands</strong> (210. 000 Kunden).<br />
1998 gegründet. Strommix 2005: die gesetzlichen zehn Prozent EEG-Strom, 76 Prozent Wasserkraft,<br />
14 Prozent Biomasse (Kraft-Wärme-Kopplung). Kosten: 6,90 Euro/Monat und 18,50<br />
Cent/kWh. Infos: (0180) 266 06 60 und www.lichtblick.de<br />
EWS – Elektrizitätswerke Schönau: früher „ganz normaler“ Stromanbieter, 1997 von<br />
Schönauer Bürgern übernommen. (750 Gesellschafter, 36.000 Kunden). Strommix 2005:<br />
20 Prozent Erdgas (Kraft-Wärme-Kopplung), 70 Prozent Wasserkraft, zehn Prozent EEG-<br />
Strom. Kosten: 5,75 Euro/Monat, 19,40 Cent je KWh. Infos: (07673) 888 50,<br />
www.ews-schoenau.de<br />
Greenpeace-Energy: Ende der 90er-Jahre gegründet und genossenschaftlich organisiert.<br />
Strommix 2005: 63 Prozent Wasserkraft, 24 Prozent Erdgas (Kraft-Wärme-Kopplung), 0,8 Prozent<br />
Sonne, 0,5 Prozent Wind und 0,2 Prozent Biomasse. Dazu elf Prozent EEG-Strom, Kosten:<br />
7,85 Euro/Monat, 18,90 Cent/kWh. Infos: (040) 80 81 10 -330, www.greenpeace-energy.de<br />
Die Realität ist anders: Einer Umfrage der Zeitschrift<br />
Energie & Markt zufolge, bezogen Ende 2004<br />
gerade mal 550.000 Haushalte und knapp 40.000<br />
Firmen grünen Strom. Fünf Jahre nach der Liberalisierung<br />
haben damit nur 0,5 Prozent aller Verbraucher<br />
von ihrem Recht, die Umwelt zu schonen, Gebrauch<br />
gemacht. Lichtblick prognostizierte für sein<br />
erstes Geschäftsjahr 200.000 Kunden. Immerhin<br />
gelang es dem in Hamburg ansässigen Unternehmen<br />
2006, seine Kundenzahl von 181.000 Kunden<br />
auf 210.000 zu erhöhen. Gero Lücking von Lichtblick:<br />
„Tatsächlich klafft eine große Lücke zwischen<br />
den Absichtserklärungen und deren Umsetzung.“<br />
Die Elektrizitätswerke Schönau (EWS), Greenpeace<br />
Energy, Lichtblick oder Naturstrom – Öko-<br />
strom von diesen Anbietern fördert alternative Energiequellen<br />
zusätzlich. Lücking: „Außer dem vom<br />
Gesetzgeber festgelegten Anteil wird unser Strom<br />
nicht über das Erneuerbare-Energien-Gesetz finanziert.“<br />
So kauft Greenpeace Energy Solarstrom aus<br />
Österreich und unterstützt den Bau neuer Solaranlagen<br />
zusätzlich zu denen, die in Deutschland nach<br />
dem Erneuerbare-Energien-Gesetz gefördert werden.<br />
Und nur neue Anlagen unterstützen eine wirkliche<br />
Energiewende.<br />
Allerdings machen die alten Platzhirsche den<br />
Ökostromern ziemlich zu schaffen – mit ihren Ökotarifen.<br />
Vattenfall hat mit seinem Ökolabel „newpower“<br />
in Hamburg 1.900 Kunden, „Ökopur“ beziehen<br />
in Berlin 9.300 Haushalte. Die Stadtwerke<br />
München erreichen mit 6.300 Öko-Kunden sogar<br />
mehr als im Bundesdurchschnitt. „Die Etablierten<br />
investieren aber nicht so konsequent in neue Anlagen<br />
wie wir“, sagt Jan Haase von Greenpeace Energy.<br />
Das Geld landet in derselben Kasse wie das für<br />
ihre Kohle- und Atomkraft und sie investieren – statt<br />
in Windräder – in neue fossile Kraftwerke. Kaum<br />
verwunderlich: Die Renditemöglichkeiten von Kohle-<br />
und Atomstrom bleiben hoch.c NICK REIMER<br />
SEITE 10 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>
BUNDESGARTENSCHAU<br />
Das Wunder von Ronneburg<br />
Wo einst der Rohstoff für Atombomben abgebaut wurde, steht heute ein Blütenmeer<br />
bIn Ronneburg bei Gera geschieht am 27. April<br />
ein Wunder. An diesem Tag nämlich öffnen sich<br />
in der kleinen ostthüringer Gemeinde die Tore zur<br />
diesjährigen Bundesgartenschau. Dabei ist es noch<br />
gar nicht so lange her, dass dort, wo man ab Mai<br />
wahlweise in Rhododendren- oder Tulpenmeere<br />
eintauchen kann, nichts anderes als Abraumhalden<br />
wuchsen. In gigantischen Tagebauen grub sich die<br />
„Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft Wismut“<br />
in die Erde. Jeder Geigerzähler reagierte hier: Uran<br />
hieß der Schatz der Sowjets. Das weiche, silberweiße<br />
Metall ist der Stoff, aus dem Atombomben<br />
ihre Zerstörungskraft beziehen.<br />
Der Abwurf amerikanischer Atombomben auf<br />
Japan hatte die Sowjetunion 1945 in strategischen<br />
Zugzwang gebracht. Die Nazis hatten noch vor ihrem<br />
Krieg im Erzgebirge nach Uran schürfen lassen<br />
– und allerlei Lagerstätten lokalisiert. Mit unglaublicher<br />
Geschwindigkeit erkundeten nach dem Krieg<br />
die Sieger nun diese Hinterlassenschaften – zuerst<br />
im Erzgebirge, dann auch in der Sächsischen<br />
Schweiz und im Ronneburger Land. Die Such- und<br />
Erkundungsflächen wuchsen auf rund 50.000 Quadratkilometer.<br />
27 Uranlagerstätten wurden schließlich<br />
aufgefunden und ausgebeutet – ohne Rücksicht<br />
auf Mensch oder Umwelt.<br />
Am Anfang zwangsverpflichtet, später mit großzügigen<br />
Privilegien ausgestattet – fast ein halbes<br />
Jahrhundert lang holten Bergleute in den Gruben<br />
um Aue, Schlema und Ronneburg Uranerz aus der<br />
Erde. Nicht selten waren die Arbeiter im Glauben,<br />
dadurch das atomare Gleichgewicht zwischen der<br />
Sowjetunion und den USA aufrechtzuerhalten und<br />
so den Frieden zu schützen. Die Arbeit war extrem<br />
hart und gefährdete wegen der radioaktiven Strah-<br />
lung die Gesundheit der Kumpel. Bis 1990 gab es<br />
unter den Bergarbeitern 7.163 Tote allein durch Lungenkrebs<br />
– die Zahl steigt noch immer.<br />
Bis 1955 wurden die Strahlengefahren einfach<br />
geleugnet. Dabei wurden in den Wismut-Minen<br />
1955 im Schnitt 100.000 radioaktive Zerfälle pro<br />
Kubikmeter Luft und Sekunde gemessen. Spitzenwerte<br />
reichten gar bis 1,5 Millionen.<br />
Insgesamt 220.000 Tonnen Uran förderten so<br />
die Kumpel bis zur Auflösung der Wismut AG zum<br />
Jahresende 1991. Die Ronneburger Lagerstätten erwiesen<br />
sich dabei als die bedeutendsten. Bis 1990<br />
förderte die Wismut hier 113.000 Tonnen Uran. Dazu<br />
waren im Ronneburger Revier 2.926 Kilometer<br />
Strecken untertage notwendig; Schächte auf einer<br />
Gesamtfläche von 74 Quadratkilometern, Tagebaue,<br />
riesige Abraumhalden, die lange als Wahrzeichen<br />
der Region galten.<br />
Mit der Wende kam das bereits von der DDR<br />
geplante Ende des Uranerzabbaus. Nicht aber das<br />
Ende der Wismut: Als bundeseigene GmbH mit Sitz<br />
im Chemnitz ist sie für ein gigantisches Sanierungsprogramm<br />
verantwortlich. 6,2 Milliarden Euro werden<br />
die Hinterlassenschaften den Steuerzahler kosten:<br />
Es gilt unter anderem 311 Millionen Kubikmeter<br />
THEMA<br />
Haldenmaterial und 160 Millionen Kubikmeter radioaktive<br />
Schlämme zu beseitigen. Die Sanierung gilt<br />
als das größte Umweltprojekt, dass je in Deutschland<br />
realisiert wurde. Laut Bundeswirtschaftsministerium<br />
sind zwei Drittel der Arbeiten geschafft.<br />
Zum Beispiel die Abraumhalden in der ostthüringer<br />
Landschaft. Hier hatte die Wismut in sechs Bergwerken<br />
und mehreren Tagebauen radioaktives Material<br />
abgebaut – und den Abraum zu gigantischen<br />
Halden aufgetürmt. Diese sind verschwunden - eine<br />
„neue Landschaft“ ist entstanden.<br />
Und genau so heißt auch das Motto eines Teils<br />
der Bundesgartenschau <strong>2007</strong>: „Neue Landschaft<br />
Ronneburg“. Wer ein Wunder erleben möchte, der<br />
muss ins einstige Wismut-Land fahren.c N. REIMER<br />
I Teil 1 der BUGA: Hofwiesenpark in Gera. I Teil 2 der BUGA: Holzbrücke in Ronneburg.<br />
Bundesgartenschau <strong>2007</strong><br />
www.buga<strong>2007</strong>.de<br />
Der Hofwiesenpark Gera ist neben der<br />
„Neuen Landschaft Ronneburg“ der zweite<br />
Ausstellungsbereich der BUGA <strong>2007</strong>. Im<br />
Kontrast zur Weite in Ronneburg soll er<br />
Nähe zur Stadt und neue Möglichkeiten,<br />
Natur hautnah zu erleben, bieten. Durch<br />
die BUGA werden die ehemaligen Hofwiesen<br />
zu einem Stadtpark mit weiten Grünflächen<br />
und sanften Konturen am Ufer der<br />
Weißen Elster. 171 Tage – 27. April bis 14.<br />
Oktober – kann man dann auf dem Hofwiesenboulevard<br />
schlendern.<br />
Gesamtfläche: ca. 800 Hektar<br />
Ausstellungsfläche: ca. 90 Hektar<br />
Dauerkarten:<br />
80 Euro für Erwachsene,<br />
65 ermäßigt, 30 für Kinder<br />
1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 11<br />
SERVICE<br />
a<br />
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a
THEMA<br />
TECHNOLOGIETRANSFER<br />
Keine Patente für den Klimaschutz<br />
Entwicklungsländer fordern kostenlos moderne Energietechnik aus dem Norden<br />
bBundesumweltminister Sigmar Gabriel<br />
wird im Mai voraussichtlich die UN-Welt-Klimakonferenz<br />
in Bonn eröffnen. Im letzten Mai hat<br />
er das auch schon getan. Allerdings nahm damals<br />
kaum jemand davon Notiz.<br />
Ganz anders die UN-Weltklimakonferenz im<br />
Herbst 2006: „660 Journalisten haben aus Nairobi<br />
berichtet, wir hatten mit 200 gerechnet“,<br />
sagt John Hay, Sprecher des UN-Klimasekretariats.<br />
Eine Klimakonferenz<br />
im Frühjahr, eine Klimakonferenz im<br />
Herbst – schon seit Jahren trifft sich<br />
die Weltklimadiplomatie zweimal<br />
pro Jahr. „Die Frühjahrstagung wird<br />
aber komischerweise immer unterschätzt“,<br />
sagt John Hay, Sprecher<br />
des UN-Klimasekretariats. Diese Behörde<br />
hat ihren Sitz in Bonn. Deshalb<br />
wird hier jährlich im Frühjahr<br />
zwei Wochen lang getagt.<br />
Vielleicht liegt das mediale Desinteresse<br />
ja auch daran, dass nach<br />
Bonn „nur“ die Umweltdiplomaten<br />
kommen. Zum Herbstgipfel reisen<br />
auch Staatschefs, Nobelpreisträger<br />
und Wirtschaftsbosse. Zum Beispiel<br />
die Klimakonferenz 2006 in Nairobi:<br />
Natürlich ließ es sich der damalige<br />
UN-Generalsekretär Kofi Annan<br />
nicht nehmen, die Eröffnungsrede<br />
zu halten. Und wahrscheinlich wird<br />
es sich der neue UN-Generalsekretär<br />
Ban Ki-Moon nicht nehmen lassen,<br />
in Bali die diesjährige Herbsttagung<br />
zu eröffnen. In Bonn spricht<br />
Yvo de Boer, Chef des UN-Klimasekretariats.<br />
Notiz wird wieder keiner<br />
nehmen. „Dabei werden hier wichtige<br />
Fragen beraten“, so Hay.<br />
Zum Beispiel der Schrecken von RWE, Enercon<br />
und Co.: Die Entwicklungsländer haben in<br />
Nairobi die Industriestaaten zur Herausgabe ihres<br />
technologischen Knowhows gefordert. „Es<br />
kann doch nicht sein, dass uns die Industriestaaten<br />
zuerst das Klimaproblem exportieren,<br />
um uns nun ihre Windräder zu exportieren“,<br />
begründet ein G77-Vertreter. Nein, man wolle<br />
selbst von der Wertschöpfung profitieren. „Es<br />
ist schon deshalb sinnvoll, Programme für er-<br />
neuerbare Energien in Afrika aufzulegen, weil<br />
dadurch Arbeitsplätze in Deutschland entstehen“,<br />
hatte der SPD-Abgeordnete Axel Berg in<br />
Nairobi erklärt. Genau darum geht es den G77:<br />
Nicht mehr Objekt des technologischen Klimaschutzes<br />
zu sein, sondern Subjekt zu werden.<br />
Dazu allerdings bräuchten sie die Technologie.<br />
Die Industriestaaten sollen Geld in einen Fond<br />
I Entwicklungsländer wollen deutsche Windräder kostenlos.<br />
zahlen, um dann in ihren Ländern die Patente<br />
für moderne Energieanlagen von Enercon, AEG<br />
oder Conergy aufzukaufen. Diese Patente sollten<br />
dann kostenlos zur Verfügung gestellt werde.<br />
Derart, so die G77, würden die Schwellen-<br />
und Entwicklungsländer automatisch auf grüne<br />
Technik umstellen – und so das Klima retten.<br />
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel nennt<br />
diese Forderung „in Zeiten des globalen Kapitalismus<br />
eine aberwitzige Idee“. Er präferiert statt<br />
dessen ein 80 Millionen Euro teures EU-Risikokapitalprogramm.<br />
Das soll künftig Kleinkredite<br />
absichern, etwa für den Bau eines Windrades in<br />
Afrika. Die Banken scheuen bisher solche Mittelvergabe,<br />
weil sie das Ausfallrisiko für zu groß<br />
halten. Die 80 Millionen Euro Risikomittel sollen<br />
Kredite in Höhe von einer Milliarde Euro absichern.<br />
Aber genau das macht die Afrikaner so misstrauisch:<br />
Deutsche Arbeitskräfte, die mit deutschen<br />
Krediten finanzierte deutsche Windräder<br />
bauen. „Moralisch“, sagt Christoph Bals, Geschäftsführer<br />
von Germanwatch, „hat diese Argumentation<br />
natürlich etwas für sich. Das ist<br />
aber eine moralisch-ökonomisch-politische Frage.“<br />
Schließlich sei es ebenso unmoralisch, geistiges<br />
Kapital von Unternehmern zu enteignen.<br />
Germanwatch hält dagegen ein anderes Modell<br />
für überlegenswert: Die reichen Industriestaaten<br />
könnten einen Lizenzfond<br />
gründen, der die Gestattungsproduktion<br />
finanziert. Vor Ort<br />
könnte China dann „in deutscher Lizenz“<br />
Windräder bauen, die Lizenzkosten<br />
kämen aus dem Fond.<br />
Allerdings fürchten deutsche Firmen<br />
gerade China: Binnen drei Jahren<br />
ist das eigene Produkt kopiert<br />
und unter anderem Namen auf den<br />
Markt gebracht. Billiger produzieren<br />
kann China sowieso, der deutsche<br />
Lizenzgeber stünde ziemlich<br />
schnell vor dem Bankrott. „Es muss<br />
deshalb in den kommenden Verhandlungen<br />
darum gehen, Spielregeln<br />
zu finden, die das verhindern“,<br />
sagt Bals.<br />
Auch er hat keine Idee, wie diese<br />
Regeln aussehen könnten. „Aber bei<br />
den Zukunftsverhandlungen wird<br />
die Frage des Technologietransfers<br />
besonders für die erstarkten<br />
Schwellenländer eine zentrale Rolle<br />
spielen.“ Und die haben beste Argumente:<br />
Nach den neuesten Emissionszahlen<br />
liegt der weltweite Ausstoß<br />
von Klimakillern heute 28 Prozent<br />
über dem vom Kyotobasisjahr<br />
1990. Und während die Industriestaaten<br />
wenigstens versuchen, ihre Emissionen<br />
zu vermindern, explodieren sie nahezu in den<br />
Schwellenländern. Es wird also hoch hergehen,<br />
auf der Klimakonferenz in Bonn.c NICK REIMER<br />
Anfang Februar erschien der UN-Bericht „Climate Chance<br />
<strong>2007</strong>“ zu Stand, Prognose und Gefahren der steigenden<br />
Erderwärmung. Zusammenfassung unter: www.awi.de<br />
SEITE 12 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>
BLICK ZUM NACHBARN<br />
Die „doe-het-zelf“-Hotels<br />
Die Naturfreunde und ihre Häuser in den Niederlanden<br />
bBei unseren Nachbarn heißen Naturfreunde<br />
„Natuurvrienden“. 1924 gründeten die Niederländer<br />
ihren Naturfreunde-Verband, seit 1959 heißt<br />
er „Nederlands Instituut voor Volksontwikkeling<br />
en Natuurvriendenwerk“. Heute hat der Verband<br />
etwa 40.000 Mitglieder, 15 Naturfreundehäuser<br />
und neun Campingplätze.<br />
Nach der Befreiung von den Deutschen<br />
spielten – wie schon vor dem Krieg – die Arbeiter-Abendschulen<br />
eine wichtige Rolle. 1953/54 erreichte<br />
die Teilnehmerinnen- und Teilnehmerzahl<br />
den Rekord von etwa 4.000 Personen. Ab den<br />
80er Jahren boten die Naturfreunde eine breite<br />
Palette von „Kulturreisen“ an.<br />
Vor allem im Jugendbereich (NIVON Jeugd en<br />
Jongeren) kamen neben Arbeiterkindern zunehmend<br />
auch andere gesellschaftlich und sozial engagierte<br />
Jugendliche zum Verband. Heute wird<br />
nur noch die Abkürzung NIVON (sprich: Niefonn)<br />
verwendet, die längst als „das NIVON“ ein Eigenleben<br />
entwickelt hat.<br />
Die Organisation möchte Freiräume schaffen,<br />
in denen Menschen gemeinsam mehr erreichen<br />
können. Der Verband betont seine Offenheit gegenüber<br />
„Jugendlichen, Senioren, Alleinstehenden,<br />
Familien, Menschen mit Migrationshintergrund<br />
und Einheimischen, Naturfreunden und<br />
Menschenfreunden.“ Freiräume können Reisen,<br />
thematische Aktivitäten wie Survivaltouren für Jugendliche<br />
oder Wochenenden für Alleinerziehende<br />
sein, Aktivitäten in Naturfreundehäusern oder<br />
die Erarbeitung von Fernwanderwegen („Lange-<br />
Afstands-Wandelingen“).<br />
16 der insgesamt 40 „Lange-Afstands-Wandelingen“<br />
in der Niederlanden wurden von NIVON<br />
I Ehrenamt und Abenteuerferien für Jugendliche – auch zu NIVON gehört beides.<br />
erarbeitet. Diese mehrtägigen Wanderrouten verlaufen<br />
zum Teil im deutsch-niederländischen<br />
Grenzgebiet wie der Naoberpad oder der Maas-<br />
Swalm-Nette-Pad. Der bekannteste Fernwanderweg<br />
der Niederlande ist aber der ebenfalls vom<br />
NIVON erarbeitete Pieterpad, der auf 480 Kilometern<br />
von Pieterburen ganz im Norden des Landes<br />
bis zum Sint Pietersberg in Maastricht ganz im Süden<br />
des Landes führt. Insgesamt ermöglichen die<br />
Fernwanderwege auf 7.000 Kilometern die Entde-<br />
THEMA<br />
ckung der abwechslungsreichen Landschaften unseres<br />
nordwestlichen Nachbarlandes.<br />
Legendär ist das jährliche Pfingstcamp. NIVON<br />
beschreibt dessen Geheimnis so: „Hier gibt es eine<br />
Atmosphäre von Gemeinschaft und Hilfsbereitschaft<br />
ohne auferlegten Gruppenzwang. Man<br />
teilt den Genuss des Kontaktes zur Natur miteinander<br />
unter Nutzung einiger praktischer Erleichterungen,<br />
aber mit der angenehmen Abwesenheit<br />
von überflüssigem Luxus. Man weiß voneinander,<br />
dass man sensibel für gesellschaftliche Ungerechtigkeiten<br />
ist und dass man mit seinem Engagement<br />
im Leben auch etwas erreichen möchte.“<br />
Die 15 Naturfreundehäuser sind über das gesamte<br />
Land verteilt, liegen also genauso an der Küste<br />
ebenso wie in den reizvollen Heidelandschaften<br />
des Binnenlandes. Auf jeden Fall in einer fahrradfreundlichen<br />
Umgebung. Gemeinsam mit den niederländischen<br />
Jugendherbergen ermöglichen sie<br />
mehrtägige Fahrradtouren von Haus zu Haus. Mehrere<br />
Naturfreundehäuser eignen sich auch hervorragend<br />
als Ausgangspunkt für Kanutouren.<br />
Die niederländischen Naturfreundehäuser<br />
richten sich sowohl an Gruppen als auch an Einzelpersonen.<br />
Sie tragen Ortsbezeichnungen (z.B.<br />
Natuurvriendenhuis Allardsoog), Landschaftsbezeichnungen<br />
(Het Zeehuis – Das Haus am Meer),<br />
Namen verdienter Linker (Koos Vorrink) sowie regionaltypische<br />
(Den Broam) oder gar poetische<br />
Namen (Morgenrood).<br />
Die Naturfreundehäuser vermarkten sich als<br />
‚doe-het-zelf‘-hotels (Hotels, in denen man sich<br />
selbst versorgt). Ankommende Gäste werden bei<br />
der Ankunft von einem oder einer Ehrenamtlichen<br />
empfangen und nutzen das Haus dann<br />
in Selbstversorgung. Die gängige Unterbringung<br />
sind Doppelzimmer mit Waschbecken. Alle Häuser<br />
sind grundsätzlich Nichtraucherhäuser – mit<br />
Ausnahme von gesonderten Raucherzimmern, sofern<br />
vor Ort möglich. Einige der Häuser verfügen<br />
über eine sehr professionelle Küchenausstattung,<br />
die sowohl Radtouristen als auch große Gruppen<br />
glücklich macht und für einige Gäste das erste<br />
Kocherlebnis in einer „richtigen“ Großküche ermöglicht.<br />
Die Nivon-Campingplätze gehören überwiegend<br />
zum Netzwerk der insgesamt 150 niederländischen<br />
Naturcampingplätze und liegen meist am<br />
Waldrand und oft direkt an einem Naturfreundehaus.<br />
Außerdem verfügt NIVON über drei große<br />
Familiencampingplätze. Für Mitglieder gibt es in<br />
allen Übernachtungsstätten des Verbandes eine<br />
Ermäßigung von 25 Prozent.c ANSGAR DRÜCKER<br />
NATURFREUNDEJUGEND DEUTSCHLANDS<br />
Weitere Informationen<br />
Die Organisation: www.nivon.nl<br />
Die Jugendorganisation: www.nivonjong.nl<br />
Niederländische Naturcampingplätze:<br />
www.natuurkampeerterreinen.nl<br />
1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 13
THEMA<br />
BERGSICHERHEIT<br />
Der Verwechslungsfehler<br />
Materialsicherheit im Bergsport ist Hersteller- und Ausbilderpflicht<br />
b„Endlich stabile Materialschlaufen.“ So lautete<br />
die Überschrift eines Berichtes über Klettergeschirre<br />
in bergundsteigen 1/06, der in Innsbruck<br />
erscheinenden Zeitschrift für Risikomanagement<br />
im Bergsport. Es ist sicher eine großartige Ver-<br />
besserung unserer Klettergurte, wenn die Materialschlaufen<br />
nun eigentlich „reißfest“ sind. Aber:<br />
Machen das alle Hersteller? Wird die erhöhte Festigkeit<br />
der Materialschlaufen in die Norm aufgenommen?<br />
Kaufen sich alle Bergsteiger und Kletterer<br />
deshalb neue Gurte? Wohl kaum!<br />
Erfahrungsgemäß verwendet man seinen<br />
Klettergurt fünf bis zehn Jahre lang, je nach dem,<br />
wie intensiv man ihn gebraucht. In einzelnen<br />
Fällen sicher sogar noch länger. Deshalb wird<br />
die Gefahr sich an einer Materialschlaufe abzuseilen<br />
nicht allzu schnell beseitigt sein.<br />
Verwechslungsfehler unserer Ausrüstung<br />
führten in der Vergangenheit immer wieder zu<br />
Unfällen und werden wahrscheinlich auch in Zu-<br />
I Die Anseilschlaufen der Klettergurte könnten – so schlägt Bundesausbildungsleiter Günther<br />
Leicht vor – so aussehen wie die Sicherheitsgriffe an einem Fallschirm.<br />
kunft nicht ganz auszuschließen sein. Ein guter<br />
Lesetipp hierzu sind die beiden Bände „Sicherheit<br />
und Risiko in Fels und Eis“ von Pit Schubert<br />
(Band I, Seite 95/96 und Band II, Seiten<br />
207/216).<br />
Verwechslungsfehler<br />
sind keine Blackouts<br />
Beim Einrichten von Abseilstellen ist es schon<br />
vorgekommen, dass das Seil statt in den Abseil-<br />
I Brenta-Klettersteig: Wer in die Berge geht, braucht sichere Ausrüstung und Ausbildung.<br />
haken in den Selbstsicherungskarabiner gefädelt<br />
und dann zusammen mit der Selbstsicherung<br />
ausgehängt wurde. Ebenso passiert es immer<br />
wieder beim Umbauen am Top, dass das Seil<br />
nicht in die Umlenkung sondern in den Selbstsicherungskarabiner<br />
eingefädelt wird.<br />
Auch wenn diese Unfallursache von Kletterern<br />
oft als „Blackout“ bezeichnet wird, ist und<br />
bleibt es schlicht und ergreifend ein Verwechslungsfehler.<br />
Der Begriff „Blackout“ gefällt mir<br />
in diesem Zusammenhang ganz und gar nicht.<br />
Denn er verschleiert die eigentliche Unfallursache<br />
und stellt sie als unabwendbares Ereignis<br />
dar. Ja, er dient unter Umständen sogar als Entschuldigung<br />
für gemachte Fehler.<br />
I Farbige Karabiner helfen, die Verwechslungsgefahr<br />
zu verringern.<br />
Viele Unfälle beruhen auf einfachen Verwechslungsfehlern.<br />
Immer da, wo mindestens<br />
zwei Partner unterwegs sind, versuchen wir<br />
dieses Unfallrisiko durch Sicherheitsstandards<br />
und Maßnahmen wie „Partnercheck“ und „Seilkommandos“<br />
so weit wie möglich auszuschließen.<br />
Aber wer überprüft uns, wenn wir alleine<br />
an der Abseilstelle stehen, einen Stand einrichten<br />
oder am Top umbauen?<br />
Ich persönlich habe mir aufgrund einiger<br />
Schlüsselerlebnisse, bei denen ich einfach nur<br />
Glück hatte, angewöhnt, vor jeder Belastung der<br />
Sicherungskette immer eine zweite Sichtkontrolle<br />
und einen Belastungstest, zum Beispiel durch<br />
Selbstzug, durchzuführen.<br />
Auch Profis haben zuweilen ein mulmiges Gefühl,<br />
wenn sie sich vor dem Ablassen ins Seil setzen.<br />
Dann erfolgt immer der kritische Blick zum<br />
Anseilknoten nach dem Motto „Ist da auch alles<br />
SEITE 14 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>
ichtig?“ Und das, obwohl sicher schon am Einstieg<br />
kontrolliert wurde und jederzeit eine ungewollte<br />
Sturzbelastung hätte auftreten können.<br />
Farbcodierung der Ausrüstung<br />
für die Sicherheit<br />
Wir sollten viel häufiger auffallende Farben bei<br />
unserer Ausrüstung verwenden. Im Alltag begegnen<br />
uns ständig auffällige Farben, die auf sicherheitsrelevante<br />
Dinge hinweisen: Feuerlöscher<br />
sind rot, Fluchtwege grün, Erste-Hilfe-Kits und<br />
Biwaksäcke rot. Bergbekleidung hat oft leuchtende<br />
Farben und Stolpertreppen sind in Leuchtgelb<br />
markiert. In Autos, Flugzeugen und bei der<br />
Bahn sind alle Sicherheitshebel und Schalter<br />
I Die Gruppe gibt zusätzlich Sicherheit.<br />
rot oder gelb gekennzeichnet. Bei unserer Kletterausrüstung<br />
vermisse ich diese durchgehende<br />
farbige Sicherheitskennzeichnung.<br />
Beim Betrachten der Kataloge namhafter Hersteller<br />
von Bergausrüstung stößt man fast ausschließlich<br />
auf einheitliches Schwarz oder Grau<br />
bei den Anseilschlaufen. Sie heben sich also<br />
farblich nicht von den Materialschlaufen ab.<br />
Wenn der Sitzgurt nun etwas verrutscht ist und<br />
ein geeigneter Karabiner deshalb mit der Materialschlaufe<br />
nach vorne wandert, ist der nächste<br />
Unfall vorprogrammiert.<br />
Einige wenige, aber wichtige Ausrüstungsdetails<br />
sollten deshalb immer in einer auffälligen<br />
Farbe, am besten rot, gefertigt werden. Die Anseilschlaufe<br />
der Hüftgurte gehört unbedingt dazu.<br />
Ich würde es begrüßen, wenn die Hersteller<br />
bei ihrem Produktdesign dies in Zukunft berücksichtigen<br />
könnten und sich im Laufe der Zeit eine<br />
einheitliche Sicherheitsfarbe durchsetzt.<br />
Die Alpinausbildung sollte einen<br />
größeren Beitrag leisten<br />
Auch in der Alpinausbildung kann noch ein Beitrag<br />
geleistet werden. Wir sollten Wert darauf legen,<br />
für bestimmte Sicherungstätigkeiten eine auffällige<br />
Farbe zu verwenden. Hier gibt es ja bereits<br />
ein farbenprächtiges Angebot auf dem Markt. Die<br />
häufig verwendete Selbstsicherungsschlinge und<br />
der Selbstsicherungskarabiner gehören ebenso<br />
dazu wie Sicherungsgeräte und so genannte safelock-Karabiner.<br />
Ein farbiger Karabiner, am besten<br />
in rot, kann kaum mit einem silbernen Umlenk-<br />
KLETTERG’SCHIRR<br />
Material: Normanforderungen<br />
Aus der Fachzeitschrift »bergundsteigen«<br />
THEMA<br />
karabiner am Top verwechselt werden.<br />
Alle alpin ausbildenden Verbände könnten<br />
dies als weiteren Standard in der Ausbildung<br />
übernehmen. Schließlich sind wir Bergsteiger<br />
und Kletterer in den letzten Jahrzehnten sowieso<br />
schon ein farbenprächtiges Volk geworden. Warum<br />
dann die Farben nicht dazu nutzen, um die<br />
Sicherheit zu erhöhen und die Risiken für uns<br />
selbst, alle die mit uns klettern und diejenigen,<br />
die wir ausbilden, zu reduzieren?c<br />
GÜNTHER LEICHT<br />
BUNDESAUSBILDUNGSLEITER FACHGRUPPE BERGSTEIGEN<br />
Anseilgurte gelten hinsichtlich ihrer Festigkeit als ausgereift. Eher reißt es einen stürzenden<br />
Kletterer in Stücke, als dass ein normgerechter Anseilgurt reißt. Nur unter ganz bestimmten<br />
Bedingungen kann es noch zu einem Bruch kommen. Mit Kenntnis der Normanforderungen<br />
wird dies verständlicher.<br />
a Die Gurtbreite muss dort, wo der Gurt beim Hängen mit dem Körper in Berührung steht,<br />
eine Mindestbreite von 43 mm (Kleinkörpergrößen 33 mm) bei tragenden Gurten aufweisen,<br />
um nicht allzu sehr einzuschneiden. Bei Schultergurten mindestens 28 mm (Kleinkörpergrößen<br />
23 mm). Denn längeres Hängen ist nach wie vor schmerzhaft, bewusstloses<br />
Hängen sehr gefährlich.<br />
a Die Mindestbruchkräfte für die verschiedenen Gurttypen und die verschiedenen Sturzzugrichtungen<br />
- Kopf oben und kopfüber - betragen für Normalgrößen 15 Kilonewton (kN)<br />
und für Kleinkörpergurte 10 kN. Dies ist ausreichend, auch für Vielfachbelastungen wie sie<br />
beim Sportklettern üblich sind. Die Maximalbelastung, die beim größtmöglichen Sturz und<br />
bei ungünstigsten Bedingungen auftreten kann, liegt in der Größenordnung von 7 kN, für<br />
Kleinkörpergrößen von 4 kN, bei Sportkletterstürzen nur in der Größenordnung von 4,5<br />
kN, für Kleinkörpergrößen von 3 kN.<br />
a Auch der Bauchgurt, einschließlich seiner Schnalle oder anderer Verbindungen, wird geprüft.<br />
Dabei darf an den Schnallen kein größerer Schlupf auftreten als 20 mm. Bei Stürzen in der<br />
Praxis liegt der Schlupf bei wenigen Millimetern, wenn überhaupt einer auftritt. Bei Belastungen<br />
wie bei der Prüfung wäre der Kletterer auf der Stelle tot oder querschnittsgelähmt.<br />
a Die UIAA verlangt zusätzlich, dass mindestens 50 Prozent der Nähte an sichtbaren lasttragenden<br />
Teilen eine Kontrastfarbe zur Bandfarbe aufweisen müssen, um eine möglicherweise<br />
auftretende Aufscheuerung leichter sichtbar zu machen. Bis dato ist kein Nahtbruch<br />
durch Aufscheuerung bekannt geworden.<br />
a Alle Schlaufen, die vom Hersteller zum Abseilen vorgesehen sind (Gebrauchsanleitung!),<br />
müssen auch einer Mindestbruchkraft von 15 kN widerstehen. In der Regel ist dies die zentrale<br />
Schlaufe, die auch zum Anseilen vorgesehen ist.<br />
a Für die Materialschlaufen gibt es keine Normanforderungen; folglich werden diese auch<br />
nicht geprüft. Schließlich müssen sie nur ein paar Expressschlingen,<br />
Klemmkeile, Klemmgeräte und Sonstiges halten. Ihre Bruchkraft<br />
ist in der Regel auffallend gering. Genügend Unfälle aufgrund<br />
von Verwechslung mit der Anseilschlaufe sind allerdings<br />
bekannt. c QUELLE: MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG DER ZEITSCHRIFT<br />
BERGUNDSTEIGEN, AUSGABE 1-2006 , S. 72-76 VON PIT SCHUBERT.<br />
Empfehlung der Fachgruppe Bergsteigen<br />
Aus Sicht der Bundesfachgruppe ist die beste derzeit erhältliche Fachzeitschrift<br />
für Bergsteiger die Zeitschrift „bergundsteigen – Zeitschrift für Risikomanagement<br />
im Bergsport“. Sie erscheint 4x jährlich. Bezug: Österreichischer Alpenverein,<br />
Wilhelm-Greil-Str. 15, A-6010 Innsbruck, Telefon ++43 (0) 512 / 595 47-30, bergundsteigen@alpenverein.at,<br />
www.bergundsteigen.at<br />
1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 15
NATURFREUNDE AKTIV<br />
AUS- UND SPORTBILDUNG<br />
Ausbildungstermine<br />
4.3.<strong>2007</strong> Schneesport<br />
Deutsche Ski- & Snowboard-<br />
Meisterschaft<br />
Ort: Sudelfeld<br />
2.-4.3.<strong>2007</strong> Schneesport<br />
FÜL Skihochtouren Teil I<br />
Ort: Obertauern<br />
2.-4.3.<strong>2007</strong> Berge<br />
Variantenführer Aufbaulehrgang<br />
(Freeride-Führer) + FÜL Fortbildung<br />
Variantenführer und Skihochtouren<br />
Ort: Obertauern<br />
8.-11.3.<strong>2007</strong> Berge<br />
FÜL Sportklettern, Lehrgang I,<br />
künstliche Kletteranlagen<br />
Ort: München<br />
10.-12.3.<strong>2007</strong> Schneesport<br />
Aufbaulehrgang alpin Oberstufe<br />
Ort: Stubai<br />
16.-18.3.<strong>2007</strong> Berge<br />
Nordic Walking Grundschulung<br />
Ort: Eichstätt<br />
16.-18.03.<strong>2007</strong> Wassersport<br />
Kälte beim Kajakfahren<br />
Ort: Murgtal<br />
24.-25.3.<strong>2007</strong> Schneesport<br />
Regionalschulung II ÜL Ober-/<br />
Grundstufe Alpin+Snowboard<br />
Ort: Stubai<br />
Anmeldung: LV Bayern Süd<br />
Aus- und<br />
Sportbildung<br />
Die Ausbildung ist<br />
vielseitig geworden<br />
Die Produktpalette im Bereich Bergsteigen<br />
wird immer größer und vielseitiger. Die Abnahme<br />
der Kletterscheinprüfung ist gut angenommen<br />
worden.<br />
Ausbildungsstruktur<br />
Die Theorieausbildung wurde ganz von den<br />
Praxislehrgängen abgekoppelt und wird separat<br />
an einem verlängerten Wochenen-<br />
23.-25.3.<strong>2007</strong> Berge<br />
Nordic Walking Grundschulung<br />
(+ Fortbildung)<br />
Ort: Hessen<br />
23.-25.3.<strong>2007</strong> Wandern<br />
Der Hanseatenweg (lizenzerhaltendes<br />
Wanderleiter-Seminar)<br />
Ort: Info folgt<br />
Anmeldung: RV Nord<br />
31.3.-7.4.<strong>2007</strong> Berge<br />
FÜL Skihochtouren Teil II<br />
Ort: Jamtal<br />
31.3.-7.4.<strong>2007</strong> Berge<br />
Skihochtourenwoche<br />
Ort: Jamtal<br />
31.3.-7.4.<strong>2007</strong> Berge<br />
FÜL Sportklettern, Lehrgang II,<br />
Mittelgebirge<br />
Ort: Arco<br />
6.-14.4.<strong>2007</strong> Schneesport<br />
Grundstufenprüfung alpin, Engadin<br />
Ort: Engadin<br />
Anmeldung: LV NRW<br />
7.-15.4.<strong>2007</strong> Schneesport<br />
Prüfungslehrgang alpin +<br />
Snowboard Oberstufe<br />
Ort: Stubai<br />
7.-15.4.<strong>2007</strong> Schneesport<br />
Grundstufenprüfung Snowboard<br />
Ort: Stubai<br />
de durchgeführt. In drei Tagen werden alle<br />
Hauptthemen behandelt. Somit kann man<br />
sich bei den Aufbaulehrgängen ganz auf<br />
die Praxisausbildung konzentrieren. Diese<br />
Umstellung hat sich bereits bewährt.<br />
Die Ausbildung zum Fachübungsleiter<br />
Sportklettern ist künftig in zwei Teile gegliedert.<br />
Der Lehrgang I umfasst die Ausbildung<br />
an künstlichen Kletteranlagen und<br />
der Lehrgang II die Ausbildung im Mittelgebirge.<br />
Wir haben hier unter anderem auch<br />
auf die Anforderungen für den Schulbereich<br />
reagiert, wonach lediglich eine Qualifi<br />
kation an künstlichen Anlagen erforderlich<br />
ist.<br />
Die neuen Ausbildungsgänge<br />
1. Mountainbikeführer<br />
Neu ist eine Mountainbikeausbildung,<br />
die seit ca. drei Jahren durchgeführt<br />
wird. Dieser Ausbildungsweg umfasst<br />
einen Grundlehrgang mit sieben Tagen<br />
und zwei Aufbaulehrgänge mit jeweils<br />
4 Tagen. Inhalt dieses Lehrgangs<br />
ist Führungstechnik, Fahrtechnik und<br />
Radmechanik mit all den dazu gehörigen<br />
Themen.<br />
15.-19.4.<strong>2007</strong> Schneesport<br />
Prüfungslehrgang Schneesportlehrer<br />
Ort: Stubai<br />
20.-22.4.<strong>2007</strong> Wassersport<br />
Teil 1 Ausbildung Teamer Wassersport<br />
Ort: Info folgt<br />
20.-22.4.<strong>2007</strong> Wassersport<br />
Fortbildung Teamer Wassersport:<br />
Sicherheitstraining<br />
Ort: Info folgt<br />
19.-22.4.<strong>2007</strong> Berge<br />
Modul I, Basisseminar Seilgartentrainer<br />
Ort: Bad Reichenhall<br />
20.-22.4.<strong>2007</strong> Wandern<br />
Wanderleiter/-innen Grundausbildung<br />
Süd - Teil 1<br />
Ort: NFH Oberhof<br />
Anmeldung: LV Bayern<br />
20.-22.4.<strong>2007</strong> Berge<br />
FÜL-Fortbildung Outdoor-Medizin<br />
(fachübergreifend!!!)<br />
Ort: Weilheim<br />
3.-6.5.<strong>2007</strong> Berge<br />
Modul II, Aufbauseminar<br />
Seilgartentrainer<br />
Ort: Bad Reichenhall<br />
4.-6.5.<strong>2007</strong> Berge<br />
Nordic Walking Grundschulung +<br />
Trainerlehrgang<br />
11.-13.5.<strong>2007</strong> Wassersport<br />
Eskimorolle im Wildwasser<br />
Ort: Muotatal/Schweiz<br />
9.-16.6.<strong>2007</strong> Wandern<br />
Bundeswandertage +<br />
BundesRADwandertage<br />
Ort: Oberhof<br />
Für Auskunft & Anmeldung zu Qualifi kationen der Bundesfachgruppen [Berge,<br />
Schneesport, Wandern, Wassersport] ist die Bundesgeschäftsstelle der Natur-<br />
Freunde in Berlin zuständig: Christina Gohr · (030) 29 77 32 -60<br />
sport@naturfreunde.de · www.naturfreunde-outdoor.de<br />
Variantenführer<br />
Ebenfalls neu ist ein Lehrgang zum Variantenführer,<br />
der in zwei Teilen von<br />
jeweils drei Tagen durchgeführt wird.<br />
Diese Ausbildung ist in erster Linie für<br />
Fachübungsleiter Skilauf oder Snowboard<br />
gedacht. Durch eine intensive<br />
Lawinenausbildung wollen wir im Wintersport<br />
mehr Sicherheit abseits der<br />
Piste erreichen.<br />
Seilgartentrainer<br />
Hochseilgärten schießen in den letzten<br />
Jahren wie Pilze aus dem Boden.<br />
Auch hier haben wir reagiert und eine<br />
Ausbildung zum Seilgartentrainer kreiert.<br />
Der Lehrgang gliedert sich in zwei<br />
Teile und qualifi ziert im ersten Teil zum<br />
Hochseilgartentrainer und im zweiten<br />
Teil für mobile Seilaufbauten. Besonders<br />
für eine attraktive Jugendarbeit<br />
wäre diese Ausbildung zu empfehlen.<br />
Nordic-Walkingtrainer<br />
Nordic-Walking wird fachlich von der<br />
Fachgruppe Bergsteigen abgedeckt.<br />
Nach einer Grundschulung und einem<br />
Aufbaulehrgang kann man die Tainerlizenz<br />
für Nordic-Walking erlangen. Die<br />
SEITE 16 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong><br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
15.-17.6.<strong>2007</strong> Wassersport<br />
Teil 2 Ausbildung Teamer Wassersport<br />
Ort: Info folgt<br />
14.-17.6.<strong>2007</strong> Berge<br />
FÜL Mountainbike – Aufbaulehrgang II<br />
Alpencross<br />
Ort: Kiefersfelden<br />
15.-17.6.<strong>2007</strong> Berge<br />
Nordic Walking Trainerlehrgang<br />
Ort: Hessen<br />
15.-17.6.<strong>2007</strong> Berge<br />
Nordic Walking Grundschulung<br />
Ort: Hessen<br />
22.-23.6.<strong>2007</strong> Berge<br />
Gemeinschaftseistour<br />
Ort: Hochfeiler<br />
30.6.-7.7.<strong>2007</strong> Berge<br />
FÜL Berg alpin – Grundlehrgang<br />
Ort: Gepatschhaus<br />
30.6-7.7.<strong>2007</strong> Berge<br />
Ausbildung zum Bergwanderleiter<br />
Ort: Grainau<br />
7.7.-14.7.<strong>2007</strong> Berge<br />
FÜL Berg alpin – Hochtouren Eis –<br />
Aufbaulehrgang II<br />
Ort: Info folgt<br />
27.-29.7.<strong>2007</strong> Berge<br />
Fachübungsleiter-Fortbildung<br />
„Bergsteigen mit Kindern“<br />
Ort: Leutasch<br />
28.7.-4.8.<strong>2007</strong> Berge<br />
Kinderbergsteigen mit Familie<br />
Ort: Leutasch<br />
ersten Lehrgänge wurden bereits mit<br />
großem Erfolg durchgeführt. Auch für<br />
<strong>2007</strong> sind entsprechende Angebote im<br />
Programm. Das Lehrteam ist fl exibel<br />
und könnte noch zusätzlichen Bedarf<br />
von Ortsgruppen abdecken. Nordic-<br />
Walking ist ein Angebot für aller sportlichen<br />
Fachgruppen und sollte auch<br />
so gesehen werden. Es ist dabei nicht<br />
ausschlaggebend, wer die Lehrgänge<br />
durchführt.c GÜNTHER LEICHT<br />
Ausbildungstermine und –infos<br />
www.naturfreunde-ourdoor.de<br />
Auskunft & Anmeldungen<br />
Christina Gohr, sport@naturfreunde.de<br />
Fachinformationen<br />
Wolfgang Spindler,<br />
bergsteigen@naturfreunde.de<br />
Günter Leicht, klettern@naturfreunde.de
FLUSSLANDSCHAFT<br />
Von der Quelle bis zur Mündung<br />
Eine nicht ganz alltägliche Fahrradtour entlang der Schwarza<br />
b„Kann man eigentlich mit dem Fahrrad<br />
entlang der Schwarza fahren?“ Diese Frage<br />
stellten wir uns Ende 2005. Fantastische Wanderwege<br />
und kurze Radstrecken sind uns als<br />
„Schwarza-Nachbarn“ bekannt, ein durchgehender<br />
Radweg bisher nicht. Das Pumpspeicherwerk<br />
Goldisthal (PSW) mit seinem Unterbecken<br />
im Tal steht im Weg und Radwege sind Mangelware<br />
bei der einzigen Straße im Tal.<br />
Aber es musste doch möglich sein, diese Radtour<br />
zu fahren. Nach hauptsächlich logistischen<br />
Vorbereitungen trafen sich acht <strong>NaturFreunde</strong> aus<br />
Gotha und los ging es mit Auto und Zug an die<br />
Sandwiese bei Steinheid am Rennsteig. Rauf auf<br />
den Sattel: Der steile Quellweg ist von starken, regennassen<br />
Wurzeln durchsetzt und mächtig ausgewaschen.<br />
Die 400 Meter zur Quellfassung werden<br />
geschoben. Noch ein paar Worte zur Schwarza<br />
und bald ging es auf Forstwegen zum alten<br />
Stausee und nach Scheibe-Alsbach. Auf einer engen<br />
Straße geht es hinunter zum Vorstaubecken<br />
des Pumpspeicherwerks. Kaum vorstellbar, dass<br />
hier bis 1996 noch der Schwerverkehr als letzte<br />
Ausfahrt aus dem Schwarzatal rollte.<br />
Das Vorbecken im Gräftiegel ist klein, es<br />
muss aber Geröll und Treibholz abfangen, damit<br />
das Unterbecken frei bleibt. Mit dem Vorbecken<br />
wird auch der Pegel der Schwarza reguliert,<br />
sonst wäre beim Pumpen ins Oberbecken<br />
RIEGG & STARK<br />
der Fluss trocken.<br />
Besonders am Vorbecken sind die Ausgleichmaßnahmen<br />
erkennbar, die Vattenfall für diesen<br />
schweren Eingriff in die Natur leisten musste.<br />
Anpflanzungen von Busch- und Uferkulturen,<br />
die Angler haben feste Plätze, Enten schwimmen<br />
und Fische springen, aus der Uferzone steigen<br />
verschiedene Vögel auf. Am Gegenhang sind<br />
Wildpfade erkennbar. Die Natur passt sich langsam<br />
den geänderten Bedingungen an.<br />
Unsere Räder schieben wir über den Damm<br />
und gut 100 unterschiedlich hohe Holztritte tra-<br />
NATURFREUNDE AKTIV<br />
gen wir sie hoch auf einen zugewachsenen Pfad.<br />
Obwohl die Bauarbeiten am Unterbecken bereits<br />
seit vier Jahren abgeschlossen sind, fängt<br />
die touristische Erschließung erst jetzt an. Fast<br />
noch zu früh – die Natur braucht Zeit, um die<br />
enormen Eingriffe zu verkraften. Auf der gesamten<br />
Strecke bis Goldisthal sehen wir auch nur<br />
einen alten verdrehten Wegweiser. Ohne ausgeschilderte<br />
Wanderwege bleiben ortsfremde<br />
Wanderer noch fern. Es ist auch nicht ratsam,<br />
sich hier auf eigene Faust zu bewegen: der Natur<br />
und der eigenen Sicherheit wegen.<br />
Wir können vom Langenbach in das Unterbecken<br />
schauen. Es ist nur wenig Wasser da und<br />
das Tal in seiner ursprünglichen Form ist erkennbar.<br />
Unten an der Mündung des Langenbach<br />
in die Schwarza standen einst Häuser, die<br />
Sägegatter klapperten, wenige Urlauber erholten<br />
sich. Und heute? So stelle ich mir die Mondoberfläche<br />
vor.<br />
Es geht steil bergauf. Bis auf Katja, unsere<br />
jüngste Teilnehmerin, schieben wir bis zur „Aus-<br />
I Die Mondlandschaft, die durch das Unterbecken des Pumpspeicherwerkes entstand.<br />
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und vermitteln Wanderführer des<br />
Vogtländischen Wanderverbandes.<br />
Tourismusverband Vogtland e.V.<br />
Telefon: 03744 188860<br />
info@vogtlandtourist.de<br />
www.wandern-vogtland.de<br />
1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 17<br />
gefördert über EU-Gemeinschaftsinitiative LEADER+
NATURFREUNDE AKTIV<br />
spanne“ hoch. Maronen und Steinpilze werden<br />
gesammelt, Himbeeren, Walderdbeeren und<br />
Heidelbeeren genascht. Viele Wildspuren queren<br />
den ausgebauten Forstweg. Später geht es wieder<br />
sehr vorsichtig bergab zum Damm des Unterbeckens<br />
auf einer Splittpiste. Vattenfall hat<br />
hier einen Aussichtspunkt über das Unterbecken<br />
eingerichtet. In Goldisthal schließlich erwartet<br />
uns Tommi nach drei Stunden Radtour mit einer<br />
Brotzeit.<br />
Ab jetzt geht es größtenteils auf Straßen voran<br />
und über dem Wurzelberg zieht Regen auf.<br />
Masserbrück und Oelze sind Teile Katzhüttes.<br />
Die Gemeinde ist nicht allzu groß – aber lang.<br />
Oft passt nur eine Zeile Häuser neben Straße<br />
und Schwarza. Die Häuser hier sind oft von den<br />
I Die Schwarza bietet vor allem aber<br />
urwüchsige Naturschönheit.<br />
Schieferdeckern mit Bildern, Ornamenten, Zunftzeichen<br />
und Bändern verziert. Auch ich entdecke<br />
immer wieder Neues.<br />
In Zirkel lacht nach ein paar Regentropfen<br />
schon wieder die Sonne. An der Obstfelder<br />
Schmiede ist ein Touristenmagnet erreicht: Mit<br />
der Standseilbahn kann man ab hier nach Lichtenhain<br />
fahren. So wird dieses technische Denkmal<br />
noch gut genutzt und wir Radwanderer haben<br />
ein schönes Transportmittel auf die Höhe. Neuleibis<br />
ist neu entstanden, da der alte Ort der Leibistalsperre<br />
zum Opfer gefallen ist.<br />
Weiter geht unsere schöne Tour nach Unterweissbach<br />
durch die rauhe, aber gute Bergluft.<br />
Ab dem Bahnhof des sehenswerten Örtchens<br />
Sitzendorf gibt es einen gemeinsamen Rad-<br />
und Wanderweg entlang der Schwarza. Streckenweise<br />
nur wenig ausgebaut und glitschig.<br />
Die Schwarzburger Schleife fahren wir voll aus,<br />
durch den unteren Ortsteil von Schwarzburg und<br />
bald sind wir wieder im Tal versunken. Jetzt sind<br />
wir im touristischen Höhepunkt des Schwarzatals<br />
angelangt. Die Schwarza windet sich hier<br />
durch die Felsen, Steilhänge und dichten Wald.<br />
Das Wasser hat Goldtöpfe aus dem Flussbett gewaschen,<br />
heute hat jeder begriffen was ein Gleit-<br />
und ein Prallhang im Bachbett ist.<br />
Durch Bad Blankenburg führt uns der ordentliche<br />
Radweg an der Sportschule vorbei in den<br />
Kurpark. Gerti und Brigitte gehen noch eine Runde<br />
„kneippen“ (wassertreten). Die Menschenmassen<br />
sind ein Schock für unsere „Waldwegeinsamkeit“.<br />
Unser letztes Teilstück führt an dem geschützten<br />
Geotop „Schwarzawände“ nach Rudolstadt-Schwarza<br />
vorbei. Einst ein Dörfchen<br />
in der Schwarzaaue – heute ein Industriestandort<br />
mit chemischen Werk, Wellpappefabrik und<br />
Großheizwerk. Gegenüber mündet die Schwarza<br />
in die Saale. Deutlich können wir noch ihr anderes<br />
Wasser im neuen Bett verfolgen. Heute früh<br />
noch war es ein Rinnsal von 20 cm Breite, hier<br />
ist ihr Bett fast zehn Meter breit. Die uns allen<br />
gut bekannte Schwarza hat uns auf dieser neuen<br />
Route auf 55 Kilometern in fast acht Stunden<br />
ein nachhaltiges Erlebnis geschaffen.<br />
Bei den Bundeswandertagen <strong>2007</strong> in Oberhof<br />
am Rennsteig zeigen wir zu Fuß die Flusslandschaft<br />
des Jahres all denen, die gespannt sind<br />
auf diese urwüchsige, seltene und teilweise zerstörte<br />
Landschaft. c GERHARD BEIER<br />
TREFFPUNKT<br />
Bundeswandertage <strong>2007</strong><br />
9.–16.6. in Oberhof - Thüringen<br />
Wanderungen bis zehn km, 15-22 km, über<br />
22 km und über 30 km – ganz nach persönlicher<br />
Belastbarkeit. Dazu gibt es Mountainbiketouren<br />
bis 30 und bis 70 km pro<br />
Tag. Alle Wandergruppen schließen eine<br />
Wanderung ins Schwarzatal, der Flusslandschaft<br />
des Jahres und eine Besichtigung<br />
des Pumpspeicherwerks Goldisthal ein.<br />
Unterkunft:<br />
Naturfreundehaus Am Rennsteig in Oberhof<br />
Kosten: Mitglieder 378 Euro, Gäste 399 Euro<br />
(zzgl. Fahrgelder, EZ-Zuschlag 6 Euro)<br />
Leistungen: 7x ÜN/DZ/HP + 5 Lunchpakete,<br />
Fahrt ins Schwarzatal<br />
Anmeldung & Auskunft:<br />
Naturfreundehaus Am Rennsteig · Zellaer Str. 48<br />
98559 Oberhof · Telefon (036842) 28 10<br />
Fax (036842) 281 55 · nfh.oberhof@nfhw.de<br />
www.naturfreundehaus-oberhof.de<br />
GEBURTSTAG<br />
Geboren im<br />
Naturfreundehaus<br />
Ein Ur-Badener bei seinen Wurzeln<br />
bSeinen Geburtstag in einem Naturfreundehaus<br />
zu feiern, ist sicher nichts Besonderes und<br />
kommt wohl alle Tage vor. Den Geburtstag dabei<br />
aber gleichzeitig im eigenen Geburtshaus zu feiern,<br />
dürfte ein äußerst rares Ereignis sein.<br />
Dieses seltene Glück hatte Horst Holzinger<br />
aus Nordhastedt, der Ende September nach sieben<br />
Jahrzehnten in sein Geburtshaus, das Naturfreundehaus<br />
Kniebis bei Freudenstadt im Nordschwarzwald,<br />
zurückkehrte, um im engsten<br />
Freundeskreis zu feiern.<br />
Eine schwere Zangengeburt sei es gewesen als<br />
er dort 1936 das Licht der Welt erblickte, wurde<br />
Horst Holzinger später erzählt. Ein wenig bedauert<br />
er, der sich selber als „Ur-Badener“ bezeichnet,<br />
dass das württembergische Freudenstadt als<br />
Geburtsort in seinen Papieren eingetragen ist,<br />
war doch dort das nächstgelegene Standesamt.<br />
Das Haus selber hatten sich damals bereits<br />
die braunen Machthaber unter den Nagel gerissen,<br />
allerdings durfte es die Pächterfamilie Holzinger<br />
offiziell als „Jugendherberge“ weiter betreiben.<br />
Gäste waren aber hauptsächlich Soldaten,<br />
die als Wachmannschaft an der nahe<br />
gelegenen Baustelle der Westwall-Bunker bei der<br />
Alexanderschanze zu tun hatten. Trotz allem verlebte<br />
der kleine Horst bis zum Kriegsbeginn eine<br />
unbeschwerte Kindheit im Schwarzwald.<br />
I Horst Holzinger vor seinem Geburtshaus.<br />
Nachdem der Vater zum Kriegsdienst musste,<br />
wurde auch die Mutter zu Diensten in anderen Jugendherbergen<br />
in Bad Griesbach und später Straßburg<br />
herangezogen, so dass die Familie den Kniebis<br />
verlassen musste. Ihn selbst zog es irgendwann<br />
in den hohen Norden, von wo aus er immer wieder<br />
gerne in seine Heimat und in „sein“ Naturfreundehaus<br />
zurückkehrt.c HANS-PETER SELZ<br />
SEITE 18 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>
SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
Eiszeitspuren und Naturschätze<br />
Stormarn auf sieben neuen Natura2000-Routen entdecken<br />
bWer das Billetal, die Hahnheide oder das<br />
Nienwohlder Moor zu Fuß durchqueren will,<br />
kann neuerdings „Wandern auf den Spuren der<br />
Eiszeit“. So heißt ein neues, 36 Seiten starkes<br />
Heft, das die Sparkasse Holstein großzügig finanziert<br />
hat und das den Blick auf Stormarns<br />
Naturschätze lenkt. Auch der Hansdorfer Brook,<br />
das mittlere Travetal, der Großensee, Höltigbaum<br />
und Tunneltal wurden in die Broschüre<br />
aufgenommen. Die neue Broschüre enthält die<br />
Beschreibung von sieben Wanderrouten. Dazu<br />
gibt es Hinweise zu Flora, Fauna und Geschich-<br />
te der Region, Anfahrtsbeschreibungen zum<br />
Streckenstart und kleine Wanderkarten. Herausgegeben<br />
haben es die <strong>NaturFreunde</strong> Ahrensburg<br />
und Stormarn - als Beitrag zu der Ende der<br />
90er-Jahre in Brüssel beschlossenen „Natura<br />
2000“.<br />
I Vor 12.000 Jahren lagerten am Höltigbaum Rentierjäger, heute grast das „Höltigvieh“ in der<br />
offenen Weidelandschaft.<br />
BRANDENBURG<br />
„Wir haben die Routen ausgemessen, Karten<br />
und Fotos besorgt, in Literatur geschnüffelt und<br />
sind die Strecken alle selbst abgelaufen“, sagt<br />
Eckart Kuhlwein aus dem Bundesvorstand und<br />
einer der Initiatoren der vor fünf Jahren gegründeten<br />
<strong>NaturFreunde</strong> Ahrensburg.<br />
Erfolgsbilanz eines kleinen Newcomers<br />
Für die <strong>NaturFreunde</strong> Oberbarnim-Oderland war das Jahr 2006 ein Knüller<br />
bSchon die kleine „Statistik“ der 2005 gegründeten<br />
<strong>NaturFreunde</strong>gruppe liest sich beeindruckend:<br />
Die zwei Motoren der Brandenburger<br />
Ortsgruppe, Nicole Wiede und Bernd Müller, organisierten<br />
im Jahr 2006 91 Veranstaltungen mit<br />
2.506 Teilnehmern. Zehn Veranstaltungen und<br />
428 Teilnehmer mehr als 2005. Der Teilnehmerdurchschnitt<br />
von 27 je Veranstaltung war um<br />
zwei gegenüber dem Vorjahr höher. Die Winterzeit<br />
brachte den Oberbarnim-Oderländern stets<br />
mehr Teilnehmer als im Sommer. Das Jahr endete<br />
bei Kilometerstand 669: 53 Wanderungen<br />
mit 1.568 Gästen auf 391 Kilometern und zwei<br />
Radtouren mit 40 Teilnehmern auf 68 Kilometern.<br />
Neben den Wanderungen und Radtouren<br />
standen sieben Tagestouren in die Neumark und<br />
NATURFREUNDE AKTIV<br />
Die Wanderstrecken – Natura-Trails genannt<br />
– zwischen sieben und zwanzig Kilometern sind<br />
in Etappen unterteilt. „Es ist überraschend, wie<br />
artenreich unsere Region ist“, sagte Karlheinz<br />
Eckert, Vorsitzender <strong>NaturFreunde</strong> Ahrensburg,<br />
der Stormarner Zeitung. Nur in der Stormarner<br />
Schweiz ist das schwimmende Froschkraut noch<br />
heimisch. Einzigartig sind auch die Pfeifengraswiesen<br />
auf dem kalkreichen Lehmboden an<br />
Großensee und Mönchteich.<br />
In diesem Jahr werden die beiden Ortsgruppen<br />
fachkundig geführte Wanderungen „durch die<br />
Eiszeit“ anbieten. „Die Mischung ist wirklich gelungen“,<br />
begeisterte sich Martin Lüdiger von der<br />
Sparkasse. Die hatte 6.500 Euro gespendet und<br />
so den Druck von 10.000 Broschüren finanziert.<br />
Sie liegen nun kostenlos in allen Sparkassen-Filialen<br />
und vielen Buchhandlungen aus.c [NW]<br />
I Kieler <strong>NaturFreunde</strong> erkunden auf den<br />
Landeswandertagen 2006 die Natura-Trails.<br />
Information & Kontakt<br />
<strong>NaturFreunde</strong> Stormarn · Dr. Klaus Klingner<br />
Am Hohenkamp 22 · 23843 Bad Oldesloe<br />
Telefon (04531) 12 81 00<br />
<strong>NaturFreunde</strong> Ahrensburg · Karlheinz Eckert<br />
Vogelsang 5 · 22926 Ahrensburg · Telefon (04102) 82 11 31<br />
an die Ostsee auf dem Programm, Kulturnachmittage,<br />
Videovorträge, Feste und Arbeitseinsätze<br />
wie die Beräumung der Nebenarme der Oder<br />
von Müll gehörten ebenso dazu. Gemeinsam<br />
wurden auch Fahrten in das Isergebirge, das Riesengebirge,<br />
in die Kaschubische Schweiz, nach<br />
Kolberg, dem Harz und das Erzgebirge durchgeführt.<br />
Als besonders gelungen empfanden die<br />
Teilnehmer den Kulturnachmittag im Frühjahr<br />
mit Kurt Kretschmann und die drei Landeswandertage<br />
im Herbst.<br />
„Wir verstehen unseren Verein im weiteren<br />
Sinne auch als Selbsthilfegruppe, denn viele<br />
Teilnehmer unserer Veranstaltungen haben nicht<br />
so viel Geld. Weiterhin sind wir auch und gerade<br />
für Behinderte eine Alternative, sich gemein-<br />
1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 19
NATURFREUNDE AKTIV<br />
I Fast schon eine Volkswanderung auf dem Inselweg. I <strong>NaturFreunde</strong> befreien einen Nebenarm der Oder von Müll.<br />
sam an der Luft zu bewegen. Unsere Wandergeschwindigkeit<br />
beträgt maximal drei Kilometer<br />
pro Stunde. Gerade für Menschen mit einer Erkrankung<br />
des Bewegungsapparates und Atemwegsproblemen<br />
ist die richtige Bewegung wichtig,<br />
um der Krankheit Paroli zu bieten,“ so Bernd<br />
Müller, selbst schwerbehindert. „Man muss lernen,<br />
mit Krankheiten richtig umzugehen. Und in<br />
der Gruppe ist manches Zipperlein oft nur halb<br />
so schlimm. Und Doktor Wald steht uns ja noch<br />
kostenfei zur Verfügung.“ Das letzte Jahr war<br />
UMWELTBILDUNG<br />
zwar eines der erfolgreichsten, aber die Organisatoren<br />
sind auch an ihre Grenzen gestossen. So<br />
gibt es <strong>2007</strong> etwas weniger Veranstaltungen.<br />
„Wir wollen unsere Qualität jedoch beibehalten,<br />
deshalb ist weniger in diesem Fall sicher<br />
mehr.“ Aber ein kleines Highlight wird es im<br />
Jahr <strong>2007</strong> dennoch geben.<br />
Zufrieden blickt Bernd Müller nun auf seine<br />
fünf Wanderjahre zurück und freut sich auf das<br />
junge Jubiläum. „Als <strong>NaturFreunde</strong> gibt es uns<br />
im März zwei Jahre. Davor waren wir als Wan-<br />
Aktiver Umweltschutz macht mächtig Spaß<br />
Freizeit im Naturfreundehaus Kniebis wird wiederholt<br />
bIm Rahmen einer Umweltfreizeit haben<br />
14 Jugendliche im Alter zwischen 12 und 15 Jahren<br />
praktischen Umweltschutz im Stadtgebiet<br />
Freudenstadt betrieben. Mit neun Jugendlichen<br />
aus Baden-Württemberg und fünf Jugendlichen<br />
aus dem Elsass wurde die Freizeit vom Naturfreundehaus<br />
Kniebis im August 2006 organisiert.<br />
Das Angebot an der Schwarzwaldhochstraße<br />
kommt nicht von ungefähr. Im Haus legt man<br />
seit langem Wert auf eine ökologische Energieversorgung,<br />
regionale und biologische Verpflegung<br />
sowie Spannendes für Jugendgruppen und<br />
Schulklassen. Im Angebot sind unter anderem<br />
Aktivitäten zu den Themen Wald, Wasser, Wolle<br />
und Erneuerbare Energien.<br />
Zusammen mit Walter Trefz vom BUND Freudenstadt<br />
und Jörg Klüber vom Naturschutzzentrum<br />
Ruhestein wurden auf dieser Freizeit zwei Naturschutzflächen<br />
bearbeitet. Die Jugendlichen rechten<br />
den Grasschnitt auf einer Naturschutzfläche ab<br />
und lagerten ihn zum Abtransport in einem Container.<br />
Tags darauf begab sich die Gruppe mit dem<br />
Schliffkopf-Ranger Jörg Klüber zum alten Kniebiser<br />
Skihang. Um diesen Hang vor einer schnellen Verbuschung<br />
zu bewahren, bestand die Aufgabe der<br />
Jugendlichen darin, das schnell wachsende Nadelgehölz<br />
zu entfernen. Mit Elan wurden kleine Fichten<br />
ausgerissen, größere mit der Astschere abge-<br />
derfalken bekannt. Alles zusammen sind in diesen<br />
fünf Jahren 341 Veranstaltungen mit über<br />
8.300 Gästen gezählt worden.“c NICOLE WIEDE<br />
Information & Kontakt<br />
<strong>NaturFreunde</strong> Oberbarnim-Oderland<br />
Bernd Müller · Telefon (03344) 33 32 00<br />
oderland@naturfreunde.de · www.berg-frei.de<br />
schnitten und große Bäumchen mit der Handsäge<br />
gefällt. Dabei stießen die Jugendlichen auf allerlei<br />
seltene Pflanzen und Getier. Ranger Jörg Klüber<br />
konnte den Jugendlichen entsprechendes Wissen<br />
dazu vermitteln, z.B. zum seltenen Bärlapp, zur Eichenspinnerraupe,<br />
zur Blindschleiche und vielem<br />
mehr. Nach einer Übernachtung im Wald machte<br />
das schlechte Wetter einen weiteren Arbeitseinsatz<br />
am Skihang unmöglich. Trotz allem hat es den Jugendlichen<br />
sehr gefallen und sie wollen im nächsten<br />
Jahr wiederkommen.c SABINE GRUMBACH<br />
Weitere Informationen<br />
Naturfreundehaus Kniebis · www.khbgmbh.de<br />
I Bevor die Gruppe anpackte, war der Container leer. Für das Foto war er das Ruhekissen.<br />
SEITE 20 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>
BENEFIZ<br />
bEs war ein richtig dicker Scheck, den die<br />
<strong>NaturFreunde</strong>-Ortsgruppe am 2. Dezember im<br />
Lörracher Kulturzentrum Burghof Karlheinz Böhm<br />
überreichte. „Sechsundzwanzigtausend“ stand in<br />
Blockbuchstaben auf dem fotogerechten Großformat-Scheck,<br />
den der Gründer der Hilfsorganisation<br />
‚Menschen für Menschen’ persönlich in Empfang<br />
nahm. Tagelang war nicht klar gewesen, ob<br />
der 78-Jährige überhaupt würde kommen können,<br />
weil er mit gesundheitlichen Problemen kämpfte.<br />
Dann war klar: er kommt, begleitet von seiner<br />
äthiopischen Frau Almaz. Die beiden lösten während<br />
ihrer Informations- und Spenden-Sammel-<br />
Reise zum 25-jährigen Jubiläum der Hilfsorganisation<br />
eine Zusage ein, die sie ein Jahr zuvor in<br />
Äthiopien gegeben hatten.<br />
„Eine Gruppe Naturfreunde reiste 2005 nach<br />
Äthiopien“, berichtet Vreni Hirt, Stadträtin und<br />
ehemalige Vorsitzende der Naturfreunde. „Wir besichtigten<br />
das Land und wanderten im Simien-Nationalpark.<br />
Und dann begegneten wir durch einen<br />
Zufall Karlheinz Böhm.“ Die Reisegruppe sah sich<br />
Projekte des ‚Menschen für Menschen’-Gründers<br />
an und war sehr bewegt von der Armut der Menschen<br />
und vor allem vom Schicksal der Kinder.<br />
Zurück in Lörrach beschloss die gesamte Ortsgruppe,<br />
in der Stadt Spenden zu sammeln und eine<br />
Benefi zveranstaltung auszurichten. Die Sammelaktivitäten<br />
breiteten sich aus, Kinder beteiligten<br />
sich mit Verkaufständen, Unternehmen<br />
I Die afrikanische Musikgruppe „Shabba“ begeisterte die Zuschauer mit<br />
wilden Trommelrhythmen und einer mitreißenden Aufführung.<br />
Karlheinz Böhm in Lörrach<br />
Naturfreunde organisierten eine Benefi zveranstaltung für Äthiopien<br />
und Einzelhändler spendeten und sammelten<br />
bei ihren Kunden. Unter der Schirmherrschaft der<br />
Oberbürgermeisterin Gudrun Heute-Bluhm bereitete<br />
die Ortsgruppe eine Benefi zveranstaltung mit<br />
dem Stargast Böhm vor. 600 Besucher im Lörracher<br />
Burghof schließlich zahlten den Eintritt von<br />
20 Euro pro Person. Die Summe wanderte ebenfalls<br />
ungeschmälert in den Spendentopf.<br />
Es wurde eine beeindruckende und emotionale<br />
Veranstaltung. Nach den Begrüßungsworten<br />
des <strong>NaturFreunde</strong>-Vorsitzenden Hans-Peter Pichlhöfer<br />
und der Schirmherrin zeigte Dieter Hirt Dias<br />
der Äthiopienreise, und Vreni Hirt berichtete von<br />
der Schönheit des Landes, seinen Problemen und<br />
besonders von der Lage der Kinder. Anschließend<br />
sahen die Besucher einen Bericht über die Projektarbeit<br />
der Hilfsorganisation und erlebten ei-<br />
NATURFREUNDE AKTIV<br />
nen bewegenden Vortrag von Karlheinz Böhm. Er<br />
berichtete, wie ‚Menschen für Menschen’ seit 25<br />
Jahren in jetzt acht Projektregionen sauberes Wasser,<br />
Bildung und medizinischen Hilfe organisiert.<br />
Ziel der Stiftungsaktivitäten ist es, Menschen zur<br />
Selbsthilfe anzuregen und – etwa für die Einrichtung<br />
von Brunnen und landwirtschaftlichen Projekten<br />
– Startgelder zu geben. Außerdem gründet<br />
die Stiftung Krankenhäuser und bezahlt ‚fahrende<br />
Doktoren’. Böhm selbst nutzt das über Jahre gewachsene<br />
Vertrauen, das ihm die Äthiopier entgegen<br />
bringen, um auch gegen grausame Traditionen<br />
wie die Kinderheirat oder die Beschneidung<br />
von Mädchen zu kämpfen.<br />
Die <strong>NaturFreunde</strong> Lörrach haben eine beeindruckende<br />
Spendenaktion organisiert und einen<br />
Abend mit Musik und Information gestaltet,<br />
der keinen professionellen Vergleich zu scheuen<br />
I Karlheinz Böhm nahm den Scheck über 26.000 Euro entgehen und begrüßte einige der Spender.<br />
braucht. Dementsprechend lobte die Presse anschließend<br />
in ausführlichen und bebilderten Berichten<br />
den ‚stolzen Scheck’ und den ‚informativen<br />
und bewegenden Benefi zabend‘. Nach der<br />
Veranstaltung gingen weitere 4.000 Euro auf dem<br />
Spendenkonto der Lörracher ein, so dass auf dem<br />
ohnehin schon dicken Scheck schließlich „Dreißigtausend“<br />
stehen konnte.c<br />
SIGRID FRANK-ESSLINGER<br />
1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 21
NATURFREUNDE AKTIV<br />
CLEVERER KONSUM<br />
Neues Thema zum Anbeißen<br />
Öko-Markt der <strong>NaturFreunde</strong> Bruchsal trifft „Marktlücke“<br />
b„An diese großartige Beteiligung haben<br />
wir ja gar nicht zu denken gewagt“, hieß es nach<br />
dem erfolgreichen Öko-Markt. Rund 700 Gäste<br />
haben die Werbung per Newsletter, Flyer und<br />
Großtransparent in der Innenstadt zum Anlass<br />
genommen, sich an diesem Tag in zwei Großzelten<br />
und dem Naturfreundehaus am Eichelberg<br />
in Bruchsal zu informieren.<br />
Im Vorfeld hatten die <strong>NaturFreunde</strong> zunächst<br />
Schwierigkeiten, genügend ökologisch orientierte<br />
regionale Anbieter zu fi nden, die sich auf<br />
dem Markt darstellen wollten. Die Mühe lohnte<br />
sich – 17 Aussteller waren mit einem sehr unterschiedlichen<br />
Warenangebot vertreten: Bio-Obst-<br />
und -Gemüse, Säfte der Streuobstinitiative, Naturkosmetik,<br />
Öko-Textilien, Bio-Honig, Naturholz-<br />
Schreiner und einiges mehr.<br />
Die Materialien der <strong>NaturFreunde</strong>, dem<br />
Bruchsaler Weltladen und anderer Umweltorganisationen<br />
über gesunde Ernährung, gegen grüne<br />
Gentechnik und für den sorgsamen Umgang<br />
mit den natürlichen Ressourcen wurden von den<br />
Besuchern interessiert begutachtet und mitgenommen.<br />
Über die Arbeit der <strong>NaturFreunde</strong> wurde<br />
mit Faltblättern und Wandzeitungen sowie in<br />
vielen Einzelgesprächen informiert. Eine gute<br />
Beteiligung und viele Gespräche gab es auch bei<br />
den Fachvorträgen zu den Themen „gesunde Ernährung“<br />
und „gentechnikfreier Oberrhein“.<br />
Das im Naturfreundehaus angebotene vegetarische<br />
Essen, Grillwürste vom Bio-Metzger und<br />
Kuchen vom Biobäcker ließen die Gäste gleich<br />
erschmecken, was gute Bio-Qualität bedeutet.<br />
Durch den „ECHT GERECHT“-Öko-Markt haben<br />
sich die Bruchsaler <strong>NaturFreunde</strong> als kompetenter<br />
und sachkundiger Naturschutzverband<br />
dargestellt, der ein guter Ansprechpartner für<br />
größere Veranstaltungen ist.<br />
Wir haben wohl mit dem Markt einen Nerv<br />
der Zeit getroffen. Viele Menschen sind verunsichert,<br />
und beginnen über anderes Einkaufsverhalten<br />
die Nahrungsmittelanbieter zu mehr<br />
Qualität zu bewegen. Das zeigen auch die steigenden<br />
Umsätze von ökologisch ausgerichteten<br />
I Fair, bio und regional – der Öko-Markt füllte vor allem eine Infolücke der Besucher.<br />
Erzeugern. Zur hohen Beteiligung haben sicher<br />
die Berichte über Gammelfl eisch und der anhaltende<br />
Widerstand gegen die grüne Gen-Technik<br />
beigetragen.<br />
Die hohe Beteiligung der Bevölkerung aus allen<br />
Altersgruppen hat gezeigt, dass es für ökologische<br />
Themen noch immer viel Informationsbedarf<br />
und Interesse gibt. Wir denken darüber<br />
nach, dieses Themenfeld weiter auszubauen.c<br />
UWE BORDANOWICZ<br />
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SEITE 22 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong><br />
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ZEITSPRUNG<br />
Karl Renner (1870-1950)<br />
Naturfreund, Staatskanzler, Visionär und Europäer<br />
bDie erste Ausgabe der Zeitschrift „Der Naturfreund“<br />
druckte einen Beitrag von Karl Renner.<br />
Unter der Überschrift „Der Arbeiter als Naturfreund<br />
und Tourist“ beschrieb Renner im<br />
Januar 1898 die katastrophalen Lebensbedingungen<br />
der Arbeiterschaft: „Kein Fleckchen der<br />
Erde gehört uns. Das Haus in dem wir wohnen,<br />
die Werkstatt in der wir fronen, gehören anderen,<br />
die Fluren, durch die wir wandern, eignen<br />
nicht uns; der Baum, unter dem wir rasten, die<br />
Höhle, in die wir vor dem Unwetter fl üchten,<br />
der Wald, der mit harziger Luft unsere Lungen<br />
stärkt, Alles, alles, betrachtet uns als fremd. Wir<br />
sind Fremdlinge auf dieser Erde, wir haben keinen<br />
Teil an ihr.”<br />
Karl Renner hat sich nie mit dieser Situation<br />
abgefunden, sondern mit seinem sprühenden<br />
Geist immer nach Verbesserungen, nach Lösungen<br />
gesucht. Er war auch als Intellektueller<br />
immer ein Teil der Arbeiterklasse. Im Juni wird<br />
sich eine Tagung in Berlin mit Renners Leben befassen<br />
(s. Seite 27).<br />
Karl Renner hielt zuerst Vorträge über die Natur.<br />
Dann gründete er mit dem Sensenschmied<br />
Alois Rohrauer und dem Volksschullehrer Georg<br />
Schmiedl den Touristenverein „Die Naturfreunde”.<br />
Ihr Ziel: Die Arbeiter aus den Wirtshäusern zu holen<br />
und ihnen das freie und politische Denken<br />
1<br />
I Karl Renner (1) mit einer Ausfl ugsgruppe der Naturfreunde (ca. 1925).<br />
beizubringen. Außerdem sah Renner die Naturfreunde<br />
auch als eine Gegengründung zu den bürgerlichen<br />
Wander- und Bergsteigervereinen.<br />
Um eine demokratische Wirtschaftsordnung<br />
aufzubauen, strebte er die Verwirklichung des<br />
genossenschaftlichen Selbsthilfeprinzips an.<br />
Später gründete er für die Arbeiter die Genossenschaftsbewegung,<br />
der er 20 Jahre lang vorstand.<br />
Er half, die Arbeiterbank, die heutige Bank für<br />
Arbeit und Wirtschaft, zu errichten und engagierte<br />
sich auch in den Bereichen Wohnungsbau<br />
und Landwirtschaft. Außerdem hat er in Arbeiterbildungseinrichtungen<br />
den Arbeitern Wissen<br />
vermittelt.<br />
Im Oktober 1918 bot ihm Kaiser Karl I. das<br />
Amt des Ministerpräsidenten an, doch der große<br />
österreichische Vielvölkerstaat war dem Zusammenbruch<br />
geweiht. Renner strebte deshalb die<br />
Schaffung eines Staates Deutsch-Österreich als<br />
Teil einer Deutschen Republik an. Als Staatskanzler<br />
der ersten Republik Österreich leitete er<br />
die Delegation bei den Friedensverhandlungen<br />
in St. Germain, allerdings lehnten die Siegermächte<br />
fast alle seine Vorschläge ab. Übrig blieb<br />
ein kleines, neutrales Land Österreich. Die Zeit<br />
war noch nicht reif für die Visionen von einem<br />
friedlichen Europa.<br />
Ausdrücklich würdigte das Prager Abendblatt<br />
NATURFREUNDE AKTIV<br />
1928 Renner als einen „… Rufer in der Wüste,<br />
der Annäherung predigt und Brücken zu schlagen<br />
versucht, auch außenpolitisch weitesten<br />
Blick bekundet und hoffentlich nicht den Mut<br />
und die Geduld verlieren möge.“ Auch als Präsident<br />
des Österreichischen Nationalrats konnte<br />
er allerdings die kommende Entwicklung nicht<br />
verhindern. Auf den Austrofaschismus folgte der<br />
Nationalsozialismus. Österreich wurde 1938 an<br />
das Deutsche Reich angeschlossen. Bei der sehr<br />
kritischen Haltung Renners zum Nationalsozialismus<br />
und seinem sonstigen politischen Weitblick<br />
bleibt seine öffentliche Unterstützung des<br />
Anschlusses unverständlich.<br />
1945 wurde Dr. Karl Renner auf Weisung von<br />
Stalin zum ersten Bundeskanzler der zweiten Republik<br />
ernannt. Dem Verwaltungsfachmann Renner<br />
wurde schließlich im Dezember 1945 das Amt<br />
des Bundespräsidenten angeboten. Im selben<br />
Jahr wurde ihm auch eine Gedenkschrift zum 50jährigen<br />
Bestehen der Naturfreunde überreicht.<br />
Er antwortete mit einem Brief, aus dem die Begeisterung<br />
der Jugendjahre mitschwang: „Juhu!<br />
Hurrah! Bergfrei! Ich bin begeistert von der Festschrift.<br />
Welcher Wirbelsturm der Jugenderinnerungen!<br />
War das schön… Man wiegt sich in dem<br />
Traum, wieder jung zu sein. Berg frei den Mitgliedern<br />
des Vorstands. Berg frei allen Mitgliedern!<br />
Euer Staatskanzler Renner.“c<br />
BRUNO-KLAUS LAMPASIAK / DR. OLIVER KERSTEN<br />
LEBENSWEG<br />
Kurzbiographie<br />
Karl Renner<br />
Geboren 1870 im südmährischen Unter-<br />
Tannowitz in der damaligen Donaumonarchie<br />
(heute Tschechien) als 18. Kind einer<br />
verarmten Bauernfamilie. Aus eigener<br />
Kraft Besuch des Gymnasiums, Jurastudium.<br />
1895 Untermieter bei Alois Rohrauer<br />
in Wien, mit dem er später „Die Naturfreunde”<br />
gründet. Am 31. Oktober 1918<br />
wurde der Sozialdemokrat erster Staatskanzler<br />
Österreichs. Politisches Ziel ist<br />
die Schaffung einer Republik Deutsch-Österreich.<br />
Dozent, Schriftsteller, Jurist, Verfassungsrechtler,<br />
Wirtschaftspolitiker. 1931<br />
Präsident des Reichsrats, 1934 Verhaftung,<br />
1938 trotz Ablehnung des Hitlerregimes<br />
problematische Empfehlung für den Anschluss<br />
Österreichs an Deutschland. 1945<br />
zunächst Staatskanzler der zweiten Republik<br />
Österreich, anschließend Bundespräsident<br />
bis zu seinem Tod 1950. c<br />
1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 23
NATURFREUNDE AKTIV<br />
KALENDERBLATT<br />
Europa wird 50 Jahre alt<br />
Aus einer Gemeinschaft für Kohle und Stahl wurde das Vereinigte Europa<br />
bIn diesen Tagen wird es überall in Europa<br />
Jubelfeiern geben. Die staatsähnliche Föderation<br />
von inzwischen 27 Nationalstaaten auf dem alten<br />
Kontinent begeht ihren 50. Geburtstag. Das<br />
ist auch für die <strong>NaturFreunde</strong> ein Grund Bilanz<br />
zu ziehen und neue Ziele anzupeilen. Was sich<br />
für unsere Arbeit in 50 Jahren verändert hat, und<br />
wie wir selbst unser Verständnis von der Welt<br />
verändert haben.<br />
I Demokratisches Zentrum Europas: Das EU-Parlament in Straßburg.<br />
Die Vorgeschichte der Vereinigten Staaten von<br />
Europa beginnt bereits 1950 – mit dem Plan des<br />
französischen Außenministers Robert Schuman<br />
für eine friedliche Einigung des lange blutig zerstrittenen<br />
Erdteils. 1951 wird – eher als Kontrolle<br />
der deutschen Schwerindustrie gedacht – die<br />
Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl<br />
(EGKS) gegründet, der neben Frankreich, Belgien,<br />
die Bundesrepublik Deutschland, die Niederlande,<br />
Italien und Luxemburg angehören. Am<br />
25. März 1957 treffen sich die sechs Mitglieder<br />
in Rom, um mit den Römischen Verträgen eine<br />
noch weitergehende Zusammenarbeit zu vereinbaren.<br />
1958 treten die Verträge in Kraft. Die<br />
EWG, die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft,<br />
ist geboren.<br />
Begonnen hat damit ein neuer Abschnitt der<br />
europäischen Geschichte, eine Entwicklung von<br />
der gemeinsamen Öffnung der Märkte über die<br />
politische Europäische Union bis zur Einführung<br />
einer gemeinsamen Währung in einer Reihe von<br />
Mitgliedsländern. Nicht alles in diesen 50 Jahren<br />
war ruhmvoll. Es gab unsinnige Butterberge und<br />
viel neue Bürokratie. Es gab Verteilungskämpfe<br />
nach nationalen Interessen. Einige Länder marschierten<br />
mit George W. Bush in den Irak ein,<br />
andere nicht. Es gibt noch heute keinen gemeinsamen<br />
europäischen Sitz im UNO-Sicherheitsrat.<br />
Und es dominiert noch immer ein marktradika-<br />
I Einer der Väter der europäischen Einheit:<br />
Robert Schuman und sein Plan.<br />
ler Geist, wo Europa eigentlich – auch kraft seiner<br />
Geschichte – ein „Sozialmodell“ sein müsste.<br />
Das kann und muss natürlich anders werden.<br />
Aber alles in allem ist die EU eine Erfolgsgeschichte.<br />
Sie hat Frieden und Demokratie und<br />
Rechtsstaatlichkeit geschaffen. Sie ist so attraktiv<br />
geworden, dass die Bewerber Schlange stehen.<br />
LIEBERHAUSEN<br />
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Und wir <strong>NaturFreunde</strong> können feiern, dass wir<br />
mit Europa zu einer internationalen Bewegung<br />
geworden sind. Dass Europa uns dabei hilft, unsere<br />
Umwelt- und Naturschutzziele zu verwirklichen.<br />
Europas Naturfreunde werden Europa<br />
weiterhin mitgestalten. Zu einem „Modell der<br />
Nachhaltigkeit“. Und wir werden um Mehrheiten<br />
dafür kämpfen. c ECKART KUHLWEIN<br />
SEITE 24 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>
Leserbriefe<br />
Die Redaktion behält sich Kürzungen der Einsendungen vor.<br />
NATURFREUNDiN 3-2006<br />
Öffentliche Raucher-Debatte<br />
Es wird von Rauchern Toleranz und gegenseitige<br />
Rücksichtnahme eingefordert, um<br />
ein gedeihliches Nebeneinander von Rauchern<br />
und Nichtrauchern zu ermöglichen.<br />
Da scheint mir in manchen Köpfen Einiges<br />
durcheinander geraten zu sein. Ich könnte<br />
den Ruf nach Toleranz verstehen, wenn die<br />
Gesellschaft aus zwei Gruppen bestände,<br />
die sich gegenseitig beeinträchtigen. Denken<br />
wir mal als Beispiel: Die einen verstänkern<br />
wie gehabt die Luft und die andern<br />
würden anderen Leuten gemütlich<br />
in die Taschen pinkeln. Gut, der Vergleich<br />
hinkt, davon kann man keinen Krebs bekommen.<br />
Es geht nur um die Konstruktion<br />
von Gegenseitigkeit.<br />
Unter solchen Bedingungen könnte man<br />
sehr wohl zu einem Agreement kommen,<br />
das die Interessen beider Gruppen bestmöglich<br />
berücksichtigt: Die Raucher waschen die<br />
Klamotten der Pinkler und umgekehrt.<br />
Aber so ist es ja nicht. Wenn die Belästigungen<br />
und Gesundheitsgefahren ausschließlich<br />
von einer Seite ausgehen und<br />
von der anderen überhaupt keine – wie<br />
soll es da zu einem Kompromiss kommen?<br />
Ich sage jedenfalls, das geht nicht.<br />
Unter den Bedingungen politischer Korruption<br />
(„Parteispenden“) gleich gar nicht.<br />
Man sollte auch nicht auf das Getön eines<br />
Herrn Seehofer hereinfallen. Wenn die Politik<br />
jetzt endlich halbherzig ein wenig den<br />
Nichtrauchern entgegenkommt, dann haben<br />
wir das nur unserem eigenen und<br />
dem Druck aus Brüssel zu verdanken. Das<br />
offi zielle Gesundheitsgerede ist nur zur<br />
Schau getragenes Theater – Gesundheitserwägungen<br />
hätten unsere Volksvertreter<br />
schon vor fünf oder 50 Jahren anstellen<br />
können.c DIETER FLEISCHER BISCHOFSHEIM<br />
NATURFREUNDiN 4-2006<br />
Erwerbsarbeit in der Krise<br />
Kernthemen des Heftes sind Erwerbslosigkeit<br />
sowie unser Umgang mit unseren natürlichen<br />
Lebensgrundlagen. Beides ist miteinander<br />
verknüpft: Der Schutz unserer Lebensgrundlagen<br />
gelingt am „einfachsten“,<br />
wenn die Nutzung der Naturressourcen<br />
fühlbar verteuert wird. Als Ökosteuer kennen<br />
wir das schon.<br />
Das Aufkommen aus diesen Steuern muss<br />
gleichmäßig pro Kopf und Monat ausgeschüttet<br />
werden, als bedingungsloses<br />
Grundeinkommen. Es darf NICHT zur Sen-<br />
FEST GESETZT<br />
kung der Lohnnebenkosten dienen. Bei der<br />
bisherigen Ökosteuer wurde das gemacht,<br />
aus diesem Grund ist sie zu einem Papiertiger<br />
verkommen. Ein Beispiel: Der Solarenergieförderverein<br />
(www.sfv.de) rechnet<br />
vor, dass eine Verteuerung der Energie<br />
um 0,04 €/kWh eine Ausschüttung von ca.<br />
100 pro Kopf und Monat ergibt, allerdings<br />
auch eine Verteuerung des Liters Sprit,<br />
Heizöl usw. um ca. 0,32 €. Diese Verteuerung<br />
befördert natürlich das Energiesparen<br />
und die Energieeffi zienz, beides unabdingbar<br />
für unsere Zukunft. Deutlich wird<br />
auch, dass sich das für jeden einzelnen direkt<br />
„auszahlen“ kann: Wer durch den eigenen<br />
Lebensstil besonders wenig Energie<br />
verbraucht, macht direkt Kasse. Egal wie<br />
hoch die Energieverteuerung ist, im Durchschnitt<br />
kann jeder mithalten, denn genau<br />
die Durchschnittsverteuerung wird an jeden<br />
ausbezahlt. Klar, auch diese „einfache“<br />
Änderung der Spielregeln braucht politische<br />
Anstrengung für ihre Realisierung,<br />
sie fällt uns nicht in den Schoß! c<br />
ALWINE SCHREIBER-MARTENS KÖLN<br />
Der Artikel ist echt gut. Ich sitze momentan<br />
mit meinen zwei Kindern daheim und<br />
bekomme 598 Euro Arbeitslosengeld. Ich<br />
arbeite im Zweiradgewerbe und habe im<br />
Winter immer das Problem über die Runden<br />
zu kommen. Wie der Franke sagt<br />
„Passt scho“, passt hier nicht!c<br />
WOLFGANG HERRMANN NÜRNBERG<br />
Der Beitrag sollte nicht unwidersprochen<br />
bleiben. Müssen wir uns wirklich auch<br />
für die Zukunft mit Massenarbeitslosigkeit<br />
abfi nden? Es geht eben nicht nur um eine<br />
herrschende Lehre, die zu überwinden<br />
ist. Arbeit ist und bleibt Grundbedingung<br />
der Existenz der Menschen. Und das nicht<br />
schlechthin als Tätigkeit und Beschäftigung.<br />
Die Teilhabe an diesem Prozess ist für jeden<br />
Kernfrage eines sinnerfüllten Lebens.<br />
Ohne diese Teilhabe lebt er von den Arbeitsleistungen<br />
anderer. Diese Arbeitslosigkeit<br />
bricht Selbstbewusstsein und zerstört<br />
Lebensentwürfe. Thesen vom „Ende<br />
der Arbeitsgesellschaft“, von der Überwindung<br />
der „Arbeitsethik“ kaschieren die<br />
von wachsender Massenarbeitslosigkeit,<br />
sinkenden Realeinkommen und neuen Gewinnrekorde<br />
geprägte Entwicklung und<br />
diskriminieren Arbeit. Aber Arbeit, ihre Ergebnisse,<br />
und Leistungswillen der Menschen<br />
sind Existenzgrundlagen unserer Gesellschaft.<br />
Der Kampf um das Recht auf Arbeit<br />
für alle müsste für uns höchste Priorität<br />
haben.c WERNER KAULFUSS DRESDEN<br />
1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 25<br />
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Jugendliche bis 17 Jahre 205/225 € (zzgl.<br />
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15.–21.4.<strong>2007</strong><br />
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und Museen, Spaziergängen<br />
Kosten: 333 € (EZ-Zuschlag)<br />
Leistungen: ÜN/VP, Busfahrt, Führungen,<br />
ÖPNV-Fahrten<br />
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www.nfh-maschen-de<br />
2.–19.6.<strong>2007</strong><br />
Namibia: Ein Paradies der Kontraste<br />
Eine Reise von der Wüste bis zur grünen<br />
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Kosten: Mitgl. ca. 2.745 €/Gäste ca. 2.780 €<br />
(EZ-Zuschlag 305 €/Versicherung 17 €)<br />
Leistungen: Rail&Fly Flug Frankfurt-Windhoek,<br />
ÜN/HP in DZ/DU/WC in gutem Hotel<br />
und Camp, Transfers im Reisebus, Pirschfahrten,<br />
Bootsausfl ug, Reiseführer, Eintrittsgebühren,<br />
Wasser während der Fahrten<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
<strong>NaturFreunde</strong> NRW · Jochen Haushälter<br />
Am Dreischen 6 · 59192 Bergkamen<br />
Telefon & Telefax: (02307) 882 48<br />
3.–10.6.<strong>2007</strong><br />
Der Nationalpark Val Grande, Piemont<br />
Mit max. 8 Teilnehmern ein Kleinod zwischen<br />
Lago Maggiore und Hochgebirge erforschen,<br />
erwandern und Natur erfahren.<br />
Gehzeiten mit Übernachtungs- und Verpfl egungsgepäck<br />
in Höhen von 800-2000 m<br />
von tlw. 6h!<br />
Kosten: ca. 400 €<br />
Leistungen: ÜN in unbewirtschafteten<br />
Berghütten, Frühstück & Abendessen, Referenten-<br />
und Bergführergebühren, anfallende<br />
Transportkosten. (Anreise iN Fahrgemeinschaften)<br />
Auskunft & Anmeldung: Michael Gaßner<br />
Jahnstraße 107 · 64285 Darmstadt<br />
Telefon (06151) 413 72 · m@gassner-com.de<br />
10.–18.6.<strong>2007</strong><br />
Busreise in das Schwarzatal<br />
Kosten: Mitglieder 515 €/Gäste 535 €/EZ-<br />
Zuschlag 48 €<br />
Leistungen: Hin-u. Rückfahrt ab/bis Bruchsal.<br />
Zustieg in Karlsruhe u. Mannheim. 8<br />
ÜN/HP mit D/WC,TV in gutem Hotel mit<br />
Wellnessbereich. Geführte Schwarza-Wanderungen,<br />
Stadtführung Erfurt u.a.<br />
Auskunft & Anmeldung: Josef Schwaninger<br />
Buchenweg 22 · 76646 Bruchsal<br />
Telefon (07251) 894 63<br />
josef@schwaninger.info<br />
16.–25.6.<strong>2007</strong><br />
<strong>NaturFreunde</strong>-Wanderreise Schweiz<br />
Wandern & Wellness im Wallis, Wanderungen<br />
unterschiedlich schwierig<br />
Kosten: Mitglieder 789 €/Gäste 829 €<br />
Leistungen: Fahrt mit Reisebus ab/an<br />
Dresden, 9 ÜN/HP, Fahrt mit Glacier-Express,<br />
Wanderführung, Ausfl ugs- und Besichtigungsprogramm,<br />
Infomaterial<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
<strong>NaturFreunde</strong> Sachsen e.V.<br />
Schützengasse 16-18 · 01067 Dresden<br />
Telefon & Fax (0351) 494 33 62<br />
info@die-naturfreunde-sachsen.de<br />
23.6.–2.7.<strong>2007</strong><br />
Radtour München-Maribor/Slowenien<br />
Rund 680 Kilometer über Achensee, Inntal,<br />
Brenner, Pustertal, Oberdrautal, Lavamünd,<br />
Maribor.<br />
Kosten: Mitgl. ca. 810 €/Gäste ca. 860 €<br />
Leistungen: Bahnfahrt Stuttgart-München,<br />
Bahntransfer über Brenner, Schifffahrt<br />
Weissensee. 8 ÜN/DZ/Frühstück, Stadtrundgang<br />
in Maribor, Freizeitleitung.<br />
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<strong>NaturFreunde</strong> Württemberg<br />
Neue Straße 150 · 70186 Stuttgart<br />
Telefon (0711) 42 07 03 89<br />
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29.6.–1.7.<strong>2007</strong><br />
80 Jahre NFH Rauschenbachmühle<br />
Familienwochenende zum Jubiläum zum<br />
Wandern, Spielen, Singen, kreativ sein.<br />
Verlängerung möglich<br />
Kosten: Mitglieder 49 €/Gäste 55 €/Familienpreis<br />
(2 Erw., 1 Kind) 120 €, Kinder bis<br />
3 Jahre frei<br />
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NFH Rauschenbachmühle<br />
Pfaumühlenstraße 2<br />
09456 Mildenau/Arnsfeld<br />
Telefon (037343) 886 70<br />
Fax (037343) 212 53<br />
www.rauschenbachmuehle.de<br />
30.6.–14.7.<strong>2007</strong><br />
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Eine Woche Segeln Rijeka-Krk-Kornati-Zadar-Rijeka,<br />
eine Woche Strand und Wandern<br />
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Auskunft & Anmeldung:<br />
<strong>NaturFreunde</strong> Württemberg, s.o.<br />
21.–29.7.<strong>2007</strong><br />
11. Musiksommer in Üdersee<br />
Kosten: Erwachsene Mitglieder 400 €/<br />
Gäste 440 €; Kinder/Jugendliche 5-17 Jahre<br />
250 €<br />
Leistungen: ÜN/VP in 2-3-Bettzimmern<br />
(keine EZ), Seminargebühr, Arbeitsmaterial,<br />
Grillabend.<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
Regina König-Amann<br />
Buchenweg 17 · 61184 Karben<br />
musiksommer@naturfreunde.de<br />
21.7.–4.8.<strong>2007</strong><br />
43. Internationale<br />
Naturfreunde Wanderwochen<br />
Wildhaus liegt im oberen Toggenburg in<br />
mitten einer schönen Bergwelt.<br />
Kosten: Mitglieder 660 bis 750 SFR,<br />
Gäste zzgl. 40 SFR<br />
Leistungen: ÜN/HP im ***Hotel. DZ und<br />
EZ mit Bad oder Dusche/WC, TV, Radio, Telefon,<br />
Lunchpaket, geführte Wanderungen<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
Naturfreunde Sektion La Chaux-de-Fonds -<br />
St. Imier · Bruno Geiser<br />
Postfach 107 · CH- 4513 Langendorf<br />
brunogeiser@bluewin.ch<br />
www.int-naturfreundewanderwochen.ch<br />
22.–29.7.<strong>2007</strong><br />
Nienburger Kinder-<br />
Sommerkunstakademie <strong>2007</strong><br />
Mit Kindern im Alter von 10-14 Jahren sollen<br />
mit Künstlerinnen Begabungen im Bereich<br />
der bildenden Künste geweckt und<br />
gefördert werden: Malerei, Kalligraphie<br />
und Druck, Skulptur in Kleingruppen. Das<br />
Motto für die max. 21 Teilnehmer: „Träume<br />
und Natur“<br />
Kosten: Mitglieder 269 €/Gäste 290 €<br />
Leistungen: ÜN/VP, kunstpäd. Betreuung,<br />
Material, Rahmenprogramm Hochseilgarten,<br />
Radtour, Weserfahrt, Tierschutzhof).<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
Naturfreundehaus Luise-Wyneken<br />
Raidar Ostermeyer · Telefon (05021) 28 12<br />
nfh@naturfreunde-nienburg.de.<br />
29.7.–4.8.<strong>2007</strong><br />
Bergwandern an der<br />
Südseite des Bergell<br />
Eine Route, die den Blick auf gewaltige<br />
Granitfelsen des Bergell mit den Köstlichkeiten<br />
und dem schönen Veltlin verbindet.<br />
Erfahrungen im Bergwandern, Schwindelfreiheit<br />
und Trittsicherheit, Kondition für<br />
ca. 7- bis 8-stündige Wanderungen mit Gepäck,<br />
Anstiege von bis zu 1100 Höhenmetern<br />
sollten kein Problem sein.<br />
Anreise: Fahrgemeinschaften oder Bahn<br />
Kosten: zwischen 35-40 € pro Tag<br />
Leistungen: ÜN/HP in Matratzenlagern<br />
bzw. Mehrbettzimmern<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
<strong>NaturFreunde</strong> Darmstadt<br />
Kerstin Allroggen · Telefon (06151) 413 72<br />
k.allroggen@gassner-com.de<br />
Bundesfachgruppe<br />
Touristik/Camping<br />
16.–20.5.<strong>2007</strong><br />
Bundescampingtreffen der Bundesfachgruppe<br />
Touristik/Camping in Brüggen am<br />
Niederrhein<br />
25.8.–8.9.<strong>2007</strong><br />
Ferienfreizeit der Bundesfachgruppe<br />
in Eschwege<br />
29.9.–7.10.<strong>2007</strong> (NEUER TERMIN)<br />
Herbstfreizeit: auf einem Campingplatz<br />
in der grünen Lunge des Ruhrgebietes<br />
»Die Haard«<br />
Auskunft und Anmeldung:<br />
<strong>NaturFreunde</strong> NRW · Helmut Roßmann<br />
Tegeler Weg 4 · 41379 Brüggen<br />
Telefon (02157) 87 57 26<br />
www.naturfreunde-camping.de<br />
SEITE 26 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>
12.–18.8.<strong>2007</strong><br />
Wanderwoche Hamburg<br />
Mit Stadt- und Hafenrundfahrt, Wanderungen<br />
in der Umgebung Maschens, an Elbe,<br />
Alster, Bille, den Harburger Bergen und<br />
der Fischbeker Heide.<br />
Kosten: 333 € (EZ-Zuschlag)<br />
Leistungen: ÜN/VP in DZ, Busfahrt, Führungen,<br />
ÖPNV-Fahrten<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
Naturfreundehaus Johann-Simonis, s.o.<br />
25.8.–7.9.<strong>2007</strong><br />
Wanderreise entlang der<br />
Themse/England<br />
Kosten: Mitglieder ca. 1349 €/Gäste ca.<br />
1385 €<br />
Leistungen: Bahn-Gruppenreise, ÜN/HP<br />
in Hotels und Jugendherbergen, Transfers,<br />
Reiseleitung.<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
<strong>NaturFreunde</strong> Württemberg, s.o.<br />
25.8.–8.9.<strong>2007</strong><br />
Bergwandern in Slowenien<br />
14 Tage den Triglav Nationalpark von<br />
einem festen Stützpunkt aus erkunden.<br />
Kosten: Mitglieder 598 €/Gäste 633 € (EZ-<br />
Zuschlag 10 €/Tag)<br />
Leistungen: HP/DZ ***Hotel, Tourenleitung<br />
Auskunft & Anmeldung: Michael Hollstein<br />
Am Haferkamp 20 · 40589 Düsseldorf<br />
Telefon (0211) 75 16 20<br />
31.8.–9.9.<strong>2007</strong><br />
Radtour Florenz-Rom<br />
Rund 400 km über San Giovanni Valdorno,<br />
Arezzo, Cortana, Perugia, Assisi, Trevi, Poggio<br />
Mirteto.<br />
Kosten: Mitglieder ca. 890 €/Gäste ca. 940 €<br />
Leistungen: Nachtzugreise ab Stuttgart,<br />
Bahnfahrt Poggio Mirteto–Rom und Rom–<br />
Florenz. 7 ÜN/DZ/Frühstück, Stadtführungen,<br />
Freizeitleitung.<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
<strong>NaturFreunde</strong> Württemberg, s.o.<br />
2.–11.9.<strong>2007</strong><br />
Flusskreuzfahrt von<br />
St. Petersburg-Moskau<br />
Über den Ladoga-See, den Onega-See und<br />
die Wolga. Täglich Landgänge mit Besichtigungen.<br />
Kosten: je nach Kabine und Fluggesellschaft<br />
ab 1.199 € (zzgl. Visum ca. 40 €)<br />
Leistungen: Flüge, innerdeutsche Zubringerfl<br />
üge, ÜN/VP in 1-2-Bettkabinen DU/<br />
WC, Besichtigungen, Bordprogramm, Reiseleitung.<br />
Auskunft & Anmeldung: <strong>NaturFreunde</strong> NRW<br />
Jochen Haushälter, s.o.<br />
2.–14.9.<strong>2007</strong><br />
Radtouren vom Üdersee zum Oderbruch<br />
Durch die Mark Brandenburg<br />
Kosten: Mitglieder 748 €/Gäste 788 € (EZ-<br />
Zuschlag 110 €)<br />
Leistungen: Busfahrt mit Fahrradtransport<br />
ab Pforzheim, Karlsruhe, Bruchsal,<br />
Wiesloch. 11 ÜN/HP mit D/Bad/WC, Fahrradtouren,<br />
Ausfl ugsprogramm, Reiserücktrittversicherung.<br />
Bus bleibt vor Ort.<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
<strong>NaturFreunde</strong> Baden<br />
Werner Greulich · Gartenstrasse 25<br />
69231 Rauenberg · Telefon (06222) 60 00 65<br />
werner_greulich@web.de<br />
8.–15.9.<strong>2007</strong><br />
Bergwanderungen in Sils/Engadin<br />
Kosten: Mitglieder 430 €/Gäste 460 € (EZ-<br />
Zuschlag)<br />
Leistungen: 7 ÜN/HP in DZ mit Du/WC,<br />
Freizeitleitung, individuelle Anreise<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
<strong>NaturFreunde</strong> Württemberg, s.o.<br />
8.–15.9.<strong>2007</strong><br />
Hüttentour in den Julischen Alpen<br />
Eine Woche von Hütte zu Hütte - auch<br />
über Klettersteige - im Triglav Nationalpark<br />
(Individuelle Anreise)<br />
Veranstalter: <strong>NaturFreunde</strong> NRW<br />
Kosten: Mitglieder 20 € / Gäste 30 € Leistungen:<br />
Tourenleitung<br />
Auskunft & Anmeldung<br />
Michael Hollstein s.o.<br />
15.–22.9.<strong>2007</strong><br />
Südtirols Süden-Wandern<br />
und Wein an der Weinstraße<br />
Kosten: Mitglieder 525 €/Gäste 570 € (EZ-<br />
Zuschlag 6 €/Tag)<br />
Leistungen: ÜN/HP im DZ mit Bad/Dusche/WC,<br />
Wanderführung, Freizeitbetreuung,<br />
individuelle Anreise<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
<strong>NaturFreunde</strong> Württemberg, s.o.<br />
22.9.–3.10.<strong>2007</strong><br />
Turin und Wanderungen<br />
im südlichen Piemont<br />
Kosten: Mitglieder ca. 1.080 €/Gäste ca.<br />
1.150 €<br />
Leistungen: Bus-Fahrtkosten, ÜN/Frühstück<br />
in Mittelklasse-Hotels in DZ mit WC/<br />
Dusche o. Bad, Eintrittsgelder, Nebenkosten,<br />
Reiseleitung.<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
<strong>NaturFreunde</strong> Württemberg, s.o.<br />
24.9.–4.10.<strong>2007</strong><br />
Wandern in den spanischen<br />
Pyrenäen/Laspuna<br />
11-Tage Wandern (12-18 km) in Höhen zwischen<br />
500 und 2.000 m im Nationalpark<br />
Ordesa y Monte Perdido.<br />
Kosten: Mitglieder ca. 842 €/Gäste ca. 897<br />
€ (EZ-Zuschlag 50 €)<br />
Leistungen: ÜN/VP im DZ, geführte Wanderungen<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
<strong>NaturFreunde</strong> Württemberg, s.o.<br />
28.9.–3.10.<strong>2007</strong><br />
Natur & Kultur im Erzgebirge<br />
Landeswandertage Sachsen <strong>2007</strong>. Verschiedene<br />
Wanderungen bis max. 20 km; kürze-<br />
re Teilnahme und Verlängerung möglich.<br />
Kosten: Mitglieder 145 €/Gäste 160 €<br />
Leistungen: 5 ÜN/HP, 4 x Lunchpaket,<br />
Wanderführung, Ausfl ugs- und Besichtigungsprogramm,<br />
Informationsmaterial<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
<strong>NaturFreunde</strong> Sachsen e.V., s.o.<br />
Seminare<br />
20.–22.4.<strong>2007</strong><br />
Seniorenseminar 100 Jahre Naturschutz<br />
Im Naturfreundehaus Eichelberg/Bruchsal<br />
geht es um 100 Jahre Naturschutz bei den<br />
<strong>NaturFreunde</strong>n, geführte Exkursion in das<br />
Naturschutzgebiet „Michaelsberg”, Naturfreunde<br />
- Senioren schreiben Geschichte/<br />
n, Naturschutz - was können wir Senioren<br />
tun? Referentin Doris Wagner<br />
Kosten: 30 Euro<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
<strong>NaturFreunde</strong> Baden<br />
Alte Weingartener Str. 37<br />
76227 Karlsruhe<br />
2.–10.6.<strong>2007</strong><br />
Bundesseminar Heimatkunde<br />
im Naturfreundehaus Elmstein<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
Wilhelm Dießelmeier · Friedrichstr. 3<br />
32457 Porta Westfalica · Telefon (0571) 748 11<br />
heimatkunde@naturfreunde.de<br />
16.6.<strong>2007</strong><br />
Int. Symposium<br />
„Karl-Renner – Naturfreund & Europäer“<br />
In Kooperation mit der Naturfreunde Internationale<br />
und den Naturfreunden Österreichs<br />
bieten die <strong>NaturFreunde</strong> Berlin Vorträge<br />
über Karl Renner und Europa, Karl<br />
Renner und die Naturfreunde, Karl Renner<br />
und Deutschland, Spuren von Karl Renner<br />
in Berlin. Unter anderem mit Prof. Dr. Jochen<br />
Zimmer, Duisburg.<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
Naturfreundehaus Karl Renner<br />
Ringstr. 76/77 · 12205 Berlin<br />
Telefon (030) 83 20 39 13<br />
Fax (030) 83 20 39 11<br />
steglitz@naturfreundehaus-berlin.de<br />
FEST GESETZT<br />
26.9.–12.10. bzw. 19.10.2008<br />
Vorankündigung<br />
Auslandsbergfahrt 2008<br />
Nepal Langtang und Ganesh Himal 2008<br />
Auskunft & Anmeldung: Uli Friebel<br />
Ulrich.Friebel@t-online.de<br />
29.6.–1.7.<strong>2007</strong><br />
Seminar „Digitale Fotografi e<br />
und Bildbearbeitung“<br />
im Naturfreundehaus Sommerecke<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
Gotthard Kassner · foto@naturfreunde.de<br />
7.–8.7.<strong>2007</strong><br />
NATURA2000-Workshop<br />
zur Erarbeitung einer NATURA-Tour<br />
Am Beispiel des Gebiets Albtrauf bei Aalen<br />
wird gezeigt, wie ein Natura-Trail erarbeitet<br />
wird. Außerdem: Tipps zur Informationsbeschaffung<br />
und -vermittlung, Themenauswahl<br />
und möglichen Finanzierungsquellen.<br />
Kosten: bitte erfragen<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
<strong>NaturFreunde</strong> Württemberg<br />
Neue Str. 150 · 70186 Stuttgart<br />
Telefon (0711) 42 07 03 89<br />
umwelt@naturfreunde-wuerttemberg.de<br />
13.–16.9.<strong>2007</strong><br />
Heimatkunde-Kurzseminar (Römer)<br />
in Weißenburg<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
W. Dießelmeier, s.o.<br />
24.–29.9.<strong>2007</strong><br />
Heimatkunde-Seminar in<br />
Röbel an der Müritz<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
W. Dießelmeier, s.o.<br />
22.–26.10.<strong>2007</strong><br />
Vorankündigung: Senioren-Seminar<br />
„Zwei deutsche Wege – von der Teilung<br />
zur Vereinigung.“<br />
Auskunft & Anmeldung:<br />
<strong>NaturFreunde</strong> <strong>Deutschlands</strong><br />
Telefon (030) 29 77 32 -60<br />
info@naturfreunde.de<br />
Hinweis 1. Die Reisebedingungen und die Reise- und Seminarangebote werden vom<br />
jeweiligen Veranstalter verantwortet. 2. Die Veröffentlichung in diesem Magazin ist eine<br />
unverbindliche Zusammenstellung ohne Gewähr. 3. Alle sportlichen Ausbildungsangebote:<br />
www.naturfreunde-outdoor.de.<br />
1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 27
FEST GESETZT<br />
Kleinanzeigen<br />
aFrau, 57 J., sucht Begleiterin für<br />
längere Wanderung 2008 (Altersteilzeit-<br />
Beginn). Vorheriges Kennenlernen und<br />
Probewanderung(en) erwünscht.<br />
Telefon (069) 70 44 99 (nach 18 Uhr).<br />
aHaller Deutsche Pinscher<br />
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WIR TRAUERN<br />
Kurt Kretschmann<br />
ein Pionier des Naturschutzes<br />
* 2. März 1914<br />
† 20. Januar <strong>2007</strong><br />
Kurt Kretschmann ist im Alter von<br />
93 Jahren gestorben. Nach dem<br />
Tod seiner Frau Erna im Januar<br />
2001 verloren wir einen Menschen,<br />
der durch sein eigenes Lebenswerk<br />
und seinen eigenen Lebenswandel<br />
überzeugte. Uneigennützigkeit,<br />
Naturverbundenheit, tiefes Wissen<br />
über die Natur und Lebenszusammenhänge<br />
sind die Worte, die den<br />
Menschen einfallen, die an Kurt<br />
Kretschmanns Wirken denken.<br />
Kein menschenferner Bürokrat,<br />
sondern einer, der selbst mit anfasste.<br />
Einer der es einfach liebte<br />
– seit seiner Jugend war Kretschmann<br />
Vegetarier, wanderte, fuhr<br />
Fahrrad. „Ich las die Klassiker des<br />
Buddhismus, Tolstoi und Gandhi.<br />
Sie wurden zu meinem Fundament“,<br />
berichtete Kretschmann<br />
einmal rückblickend. „Damals er-<br />
aRuhpolding, bayer. Alpen, FeWo:<br />
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schönem Blick in die Berge. Für Allergiker<br />
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Fax (0521) 87 56 50<br />
fuhr ich zum ersten Mal auch von<br />
der vegetarischen Ernährungsform,<br />
durch die ich meine Lebensweise<br />
drastisch vereinfachen und billiger<br />
gestalten konnte.“<br />
Gemeinsam mit seiner Frau<br />
setzte er nach dem Krieg seine<br />
ganze Kraft für den Naturschutz<br />
ein. Ein Pionier des ostdeutschen<br />
Naturschutzes - bereits 1949 radelte<br />
Kurt Kretschmann als Beauftragter<br />
für Naturschutz durch<br />
Brandenburg. Er fragte Bauern,<br />
Imker und Förster nach Tieren<br />
und Pfl anzen, fand Naturdenkmale,<br />
wies Schutzgebiete aus und<br />
legte Naturlehrpfade an. Sein Fontane-Naturlehrpfad<br />
war der erste<br />
Naturpfad der DDR. Baum-Pfl anzungen,Naturschutzausstellungen<br />
wurden auf sein Betreiben<br />
hin organisiert. Sein Lebenswerk<br />
aWandern im Spessart – kl. Ferienhaus,<br />
pers. Charakter, ruhig am Waldrand gelegen;<br />
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beinhaltet auch über 2000 Texte,<br />
60 Broschüren und Sonderdrucke<br />
über den Naturschutz. Er gründete<br />
die Lehrstätte für Naturschutz<br />
„Müritzhof“, wo er als Leiter praktische<br />
Naturschutzarbeit lehrte. Zu<br />
gleicher Zeit errichtete er den „Arbeitskreis<br />
für die vom Aussterben<br />
bedrohten Tierarten in der DDR“.<br />
Sein wohl sichtbarstes Vermächtnis<br />
ist die stilisierte Waldohreule<br />
auf den amtlichen Schildern<br />
für Naturschutzgebiete. Das<br />
Schild wurde als gesamtdeutsches<br />
Symbol übernommen.<br />
Bis ins hohe Alter widmete Kurt<br />
Kretschmann sich mit ganzem<br />
Herzen der Natur und dem Leben<br />
im Einklang mit der Natur.<br />
Vor allem die <strong>NaturFreunde</strong> in<br />
Brandenburg verbindet vieles mit<br />
den Kretschmanns. Ihr Blockhaus<br />
im heutigen Garten des „Hauses<br />
der Naturpfl ege“ stand allen offen.<br />
Man baute Nistkästen zusammen,<br />
wanderte und erzählte. Die<br />
<strong>NaturFreunde</strong> werden versuchen,<br />
seine Gedanken und Ideen weiter<br />
zu tragen.c BUNDESVORSTAND DER<br />
NATURFREUNDE DEUTSCHLANDS<br />
aNF-Haus in Hoek van Holland (NL)<br />
fast am Nordseestrand. Meeresschiffe,<br />
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Den Haag. Alles in direkter Nähe. S.V./<br />
Für Gruppen ab 20 Personen Verpfl egung<br />
möglich. Kontakt: Dorpstraat 45, 3299 BB<br />
Maasdam (NL)<br />
Telefon ++31 (0) 78 / 676 76 35 (Mo-Fr)<br />
E-Mail augustreitsma@nivon.nl<br />
aKärnten - Millstätter See gemütliche<br />
FeWo f. 2 Pers., Nichtraucher, ruhige Lage,<br />
7 min zum See - Wandern; Nordic Walking-<br />
und Schneeschuhkurse<br />
Telefon ++43 (0) 4762 / 820 37<br />
E-Mail lauffreunde_kaernten@aon.at<br />
Web www.walkandrun.at<br />
aITALIEN / LIGURIEN / CINQUE TERRE<br />
Traumhaftes Wander- und Badegebiet. Ferienanwesen<br />
mit Pool und Privatstrand,<br />
Gruppen willkommen, ganzjährig geöffnet.<br />
Infos bei: Holger Guhl und Yvonne Abert<br />
Telefon ++39 (0) 333 / 743 70 52<br />
Web www.5terre-ferienhaus.de<br />
aITALIEN / ROMAGNA / BRISIGHELLA<br />
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mit / ohne Küche) in traumhafter<br />
Landschaft des Vor-Apennin. Ideal<br />
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spricht leider kein Deutsch, aber Englisch.<br />
Telefon ++39 (0) 546 / 803 38<br />
Web www.ilpalazzo.net<br />
E-Mail info@ilpalazzo.net<br />
aProvence - Haus am Bach<br />
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SEITE 28 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong><br />
INFO
FEST GESETZT<br />
1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 29
FEST GESETZT<br />
kurz notiert<br />
Wald-Kiefer<br />
Baum des Jahres <strong>2007</strong><br />
Wer sich der Bundeshauptstadt nähert,<br />
egal aus welcher Richtung, wird kaum umhinkommen<br />
festzustellen: Brandenburg<br />
ist Kiefernland. Über siebzig Prozent der<br />
Waldbäume in diesem Bundesland sind<br />
Kiefern. Innerhalb der gesamten Republik<br />
ist der Anteil zwar deutlich geringer. Aber<br />
auch hier ist die Kiefer mit etwa 23 Prozent<br />
immerhin zweithäufi gster Waldbaum<br />
- gleich nach der Fichte. Und so ein Allerweltsbaum<br />
ist nun der Baum des Jahres<br />
<strong>2007</strong>?<br />
Spätestens seit IKEA kennt jeder das helle<br />
Holz dieser anspruchslosen Baumart. Sie<br />
stellt an Boden und Klima fast keine Ansprüche<br />
- dominiert sie doch auf besonders<br />
trockenen Sandfl ächen und an den<br />
reichlich feuchten Hochmoorrändern. Aber<br />
viel Licht braucht sie, mehr noch als die<br />
ebenfalls als sehr lichtbedürftig bekannte<br />
Eiche. Und da sich im Konkurrenzgefüge<br />
der Waldbäume letztlich immer diejenige<br />
Baumart durchsetzt, die es im Schatten<br />
des Anderen länger aushält, ist die doch<br />
so robust wirkende Kiefer die Verliererin,<br />
die nur noch an den unwirtlicheren Standorten<br />
der mitteleuropäischen Wälder ein<br />
eigenes Kiefernwaldleben entfalten kann.<br />
Natur des Jahres <strong>2007</strong><br />
Dass es leicht brennt in Gebieten, wo die<br />
Kiefer gehäuft vorkommt, kann sich jeder,<br />
der durch Brandenburg fährt, leicht zusammen<br />
reimen. Waldbrand-Warnschilder stehen<br />
an vielen Waldstraßen und -wegen.<br />
Feuer gehört zur Natur der Kiefer. In natürlichen<br />
Kiefernwäldern ist - ausgelöst durch<br />
einen Blitz - Feuer ein unverzichtbarer Teil<br />
in ihrem Entwicklungszyklus.<br />
Wald-Kiefern sind an solche Brände angepasst.<br />
Sie überleben so ein Streufeuer - solange<br />
es nicht in die Krone überspringt. Ihre<br />
im unteren Stammbereich dicke Borke<br />
ist schwer entfl ammbar. Sie ist gleichzeitig<br />
ein wirkungsvoller Hitzeschild, der das<br />
zwischen Stammholz und Borke liegende<br />
empfi ndliche Wachstumsgewebe über einige<br />
Zeit vor den tödlichen Temperaturen<br />
bewahren kann. Auch die typische Gestalt<br />
ausgewachsener Kiefern im Wald ist in erster<br />
Linie eine Anpassung an solche Brände:<br />
der lange, astfreier Stamm und die entsprechend<br />
erst weit oben ansetzende Krone<br />
machen es dem über den Boden fegenden<br />
Flammen schwer, in den Kronenraum<br />
hinaufzuklettern. c<br />
RUDOLF FENNER ROBIN WOOD<br />
Weitere Informationen:<br />
www.baum-des-jahres.de<br />
www.robinwood.de<br />
Aktion<br />
Apfelblütenland<br />
Im vergangenen Jahr begann die Apfelblüte<br />
relativ spät. Wie wird es <strong>2007</strong>, nach dem<br />
milden Januar? In der Aktion „Apfelblütenland“<br />
sollen in diesem Jahr wieder Daten<br />
mit Hilfe der Bürger gesammelt werden,<br />
die einen Vergleich mit den Ergebnissen<br />
des Vorjahres erlauben.<br />
Die Apfelblüte ist für Klimaforscher, genauer<br />
für Phänologen, das sichere Zeichen,<br />
dass der Frühling gekommen ist. Der Südwestrundfunk<br />
(SWR) und der Westdeutsche<br />
Rundfunk (WDR) bitten, einen Apfelbaum<br />
in der Nähe zu beobachten und mitzuteilen,<br />
wenn er zu blühen beginnt. Die<br />
Daten der Apfelblüten-Sichtungen werden<br />
wie im Vorjahr gespeichert und dann in<br />
Kooperation mit dem Deutschen Wetterdienst,<br />
der TU München, dem Meteorologischen<br />
Institut der Universität Bonn und<br />
der Landesanstalt für Umwelt, Messungen<br />
und Naturschutz Baden-Württemberg<br />
(LUBW) wissenschaftlich ausgewertet. Damit<br />
erhalten die Wissenschaftler umfangreiches<br />
Datenmaterial.<br />
Mit Hilfe der genauen Beobachtungsdaten<br />
lassen sich auch Aussagen über die Veränderungen<br />
des Klimas machen. Vielerorts<br />
blühen die Apfelbäume heute früher als<br />
noch vor wenigen Jahrzehnten - eine Folge<br />
der Klimaerwärmung. c [WDR/SWR]<br />
Weitere Informationen:<br />
www.planet-wissen.de<br />
Apfelsorte des Jahres Seestermüher Zitronenapfel www.apfeltage.de<br />
Arzneipfl anze des Jahres Hopfen www.uni-wuerzburg.de<br />
Boden des Jahres Podsol www.dbges.de<br />
Blume des Jahres Bach-Nelkenwurz www.stiftung-naturschutz-hh.de<br />
Fisch des Jahres Schleie www.vdsf.de<br />
Flechte des Jahres Isländisch Moos www.blam-ev.de<br />
Flusslandschaft des Jahres Schwarza www.naturfreunde.de<br />
Gemüse des Jahres Gartensalat www.nutzpfl anzenvielfalt.de<br />
Giftpfl anze des Jahres Fingerhut www.fhh.hamburg.de<br />
Heilpfl anze des Jahres Duftveilchen www.nhv-theophrastus.de<br />
Insekt des Jahres Ritterwanze www.zalf.de / www.bba.de<br />
Landschaft des Jahres <strong>2007</strong>/2008 Donaudelta www.nfi .at<br />
Moos des Jahres Polster-Kissenmoos www.blam-ev.de<br />
Orchidee des Jahres Schwarzes Kohlröschen www.europorchid.de<br />
Pilz des Jahres Puppenkernkeule www.dgfm-ev.de<br />
Schmetterling des Jahres Landkärtchenfalter www.bund-nrw-naturschutzstiftung.de<br />
Spinne des Jahres Sand-Wolfspinne www.arages.de<br />
Staude des Jahres Veronica www.stauden.de<br />
Streuobstsorte des Jahres<br />
…in Baden-Württemberg Unterländer Kirsche www.logl-bw-de<br />
…in Hessen Kloppenheimer Streifl ing (Apfel) www.na-hessen.de<br />
…im Saarland Harberts Renette (Apfel) www.gartenbauvereine.de<br />
Vogel des Jahres Turmfalke www.nabu.de<br />
Wasserpfl anze des Jahres Großes Nixenkraut www.foerderkreis-sporttauchen.de<br />
Weichtier des Jahres Maskenschnecke www.mollusken-nrw.de<br />
Wildtier des Jahres Elch www.intlawpol.org / www.sdwi.de<br />
10 Prüfsteine<br />
für die EU-Präsidentschaft<br />
Der Deutsche Naturschutzring (DNR) und<br />
das Europäische Umweltbüro (EEB) bewerten<br />
anhand von zehn konkreten Forderungen<br />
die deutsche EU-Ratspräsidentschaft.<br />
Die so genannten „10 Grünen Prüfsteine“<br />
(Ten Green Tests) beziehen sich ausschließlich<br />
auf laufende europäische Gesetzgebungsverfahren<br />
im ersten Halbjahr <strong>2007</strong>.<br />
DNR-Präsident Hubert Weinzierl: „Es geht<br />
uns um eine realistische Einschätzung der<br />
Arbeit der Bundesregierung. Was kann sie<br />
leisten? Was sollte sie leisten? Und was leistet<br />
sie tatsächlich? Mit den 10 grünen Prüfsteinen<br />
benennen wir unsere Kriterien. Am<br />
Ende der Präsidentschaft werden wir die Arbeit<br />
der Regierung daran messen.“<br />
Ganz oben auf der Liste stehen die Themen<br />
Energie- und Klimapolitik: Bis 2020 muss<br />
die EU ihre Treibhausgasemissionen um 30<br />
Prozent senken (Basis 1990), die Stromproduktion<br />
aus erneuerbaren Energieträgern<br />
auf 35 Prozent erhöhen und sich im Bereich<br />
„Wärme und Kälte“ zu einem Anteil von<br />
25 Prozent aus Erneuerbaren Energien verpfl<br />
ichten.<br />
Die Themen der 10 Grünen Prüfsteine im<br />
Einzelnen:<br />
Eine zukunftsfähige Energiepolitik<br />
Ambitionierter Klimaschutz<br />
Die Überprüfung des<br />
6. Umweltaktionsprogramms<br />
Vernünftiger Bürokratieabbau<br />
(„better regulation“)<br />
Sauberer Verkehr<br />
Weniger Feinstaub<br />
Eine bessere Abfallrahmenrichtlinie<br />
Bodenschutz und Landwirtschaft<br />
Marktmechanismen für ökologische<br />
Innovationen<br />
Das Ende vom Quecksilber<br />
c [DNR]<br />
Weitere Informationen:<br />
www.eu-koordination.de<br />
SEITE 30 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong><br />
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Impressum<br />
NATURFREUNDiN · 59. Jahrgang<br />
Bundeszeitschrift der <strong>NaturFreunde</strong><br />
<strong>Deutschlands</strong><br />
Redaktion: Sigrid Frank-Esslinger [SFE],<br />
Eckart Kuhlwein [EK], Hans-Gerd Marian<br />
[HGM] (V.i.S.d.P.), Simone Rieth [SR],<br />
Nina Wettern [NW]<br />
<strong>NaturFreunde</strong> <strong>Deutschlands</strong> e.V.<br />
Redaktion NATURFREUNDiN<br />
Warschauer Str. 58a · 10243 Berlin<br />
Telefon (030) 29 77 32 -60 · Fax -80<br />
redaktion@naturfreunde.de<br />
www.naturfreunde.de<br />
Verlag: Naturfreunde-Verlag<br />
Freizeit und Wandern GmbH<br />
Warschauer Str. 58a · 10243 Berlin<br />
Telefon (030) 29 77 32 -63 · Fax -80<br />
info@naturfreunde-verlag.de<br />
www.naturfreunde-verlag.de<br />
Anzeigen: Telefon (030) 29 77 32 -65<br />
anzeigen@naturfreunde.de<br />
Abonnement: Telefon (030) 29 77 32 -66<br />
abo@naturfreunde.de<br />
Jahresabonnement: 5,60 €<br />
Gestaltung & Satz: Pacifi co Grafi k<br />
Etienne Girardet · www.pacifi cografi k.de<br />
Druck & Vertrieb: Bechtle<br />
Druck&Service, Esslingen<br />
Redaktionsschluss: fünf Wochen<br />
vor Erscheinen<br />
Erscheinungstermine: 4x jährlich –<br />
1.3./1.6./1.9./1.12.<br />
Regionalausgaben: Regelmäßig beigefügt<br />
sind die regionalen Ausgaben der<br />
Landesverbände Baden, Bayern, Brandenburg,<br />
Hessen, NRW, Regionalverband<br />
Nord, Saarland, Rheinland-Pfalz, des Bezirks<br />
Mittelfranken und der Ortsgruppen<br />
Frankenthal, Hannover, Karlsruhe.<br />
Druckaufl age: 60.000<br />
Bildnachweis: Titelbild www.ullsteinbild.com/Still<br />
Pictures; S. 2: Pixelquelle.<br />
de/ulikat, SPD Fraktion; S. 3: Titel, Pixelquelle.de/Jiry;<br />
Enrico Duwe (ED), Photocase.com/Claudia<br />
Moosmann (CM);<br />
S. 4: Gregor Schläger/Lufthansa Technik<br />
AG; S. 5: Pixelquelle.de/Alexander Hauk;<br />
S. 6: Pixelquelle.de/Marisol Faure, atmosfair;<br />
S. 7: Pixelquelle.de/Markus Lindert,<br />
Allianz pro Schiene; S. 8: Sigrid<br />
Kuhlwein (SIK); S. 9: Hans-Gerd Marian,<br />
www.unendlich-viel-energie.de; S.<br />
10: Nadja Fahlke/DUH; S. 11: A. Vieweg,<br />
BUGA <strong>2007</strong>; S. 12: DeWind AG 2002; S.<br />
13: NIVON Niederlande; S. 14: Materialbilder:<br />
Günther Leicht, Peter Pfundmeier;<br />
S. 15: ED; S. 16: Thomas Läpple S. 17:<br />
Gerhard Beier (GB); S. 18: GB, Hans-Peter<br />
Selz; S. 19: SIK, SIK; S. 20: NF Oberbarnim-Oderland,<br />
NFH Kniebis; S. 21:<br />
NF Lörrach, Sigrid Frank-Eßlinger; S. 22:<br />
Uwe Bordanowicz; S. 23: Wikipedia.de,<br />
© Renner-Museum (www.rennermuseum.at);<br />
S. 24: Wikipedia.de/Felix König,<br />
www.diplomatie.gouv.fr, Haus der Geschichte<br />
(Bonn); S. 25: Etienne Girardet<br />
(EG); S. 26: EG, NF Holzgerlingen; S. 28:<br />
EG; S. 30: Photocase.com/CM; S. 32: EG;<br />
Strichzeichnungen: Moritz Lichtwarck-<br />
Aschhoff<br />
Medien<br />
Wie die Klimawende gelingt?<br />
Glaubt man Lutz<br />
Wicke, gelingt die<br />
Klimawende mit<br />
der Marktwirtschaft:<br />
Kyoto PLUS<br />
heißt sein Buch, in<br />
dem er ein marktwirtschaftliches<br />
Anreizsystem entwirft,<br />
das erstens<br />
die Erderwärmung<br />
stoppt, zweitens die Armut bekämpft und<br />
drittens die Welt gerechter macht. Wicke,<br />
ehemals Umwelt-Staatssekretär in Berlin<br />
und wissenschaftlicher Direktor am<br />
Bundesumweltamt, beschreibt sein System<br />
unter dem Stichwort: One man – one vote<br />
(Ein Mensch, Ein Recht). Bedeutet: Jeder<br />
Mensch bekommt das gleiche Recht, die Atmosphäre<br />
mit dem Klimakiller Kohlendioxid<br />
zu verschmutzen.<br />
Fünf Tonnen Kohlendioxid schlägt der<br />
heutige Professor der Europäischen Wirtschaftshochschule<br />
ESCP vor. Das entspricht<br />
in etwa der Menge, die ein Hin- und Rückfl<br />
ug nach Südafrika ausmacht. Wer also<br />
dort Urlaub macht – so die Idee – muss<br />
sich zusätzliches Verschmutzungrecht erkaufen.<br />
In Äthiopien zum Beispiel, oder auf<br />
den Philippinen. Dort nämlich verbrauchen<br />
die Menschen keine fünf Tonnen im Jahr.<br />
Alle hätten von diesem System etwas: Der<br />
Südafrika-Urlauber darf zu Hause weiter<br />
Heizen und Kochen, der Äthiopier hätte<br />
Geld, um sich Heizung und Essen zu kaufen.<br />
Und damit das System funktioniert – sprich:<br />
damit immer weniger Kohlendioxid produziert<br />
wird – wird die Menge der im Umlauf<br />
befi ndlichen Verschmutzungsrechte immer<br />
weiter verknappt. Eine bestechende Idee,<br />
die Wicke gemeinsam mit Peter Spiegel, Mininitiator<br />
der Global Marshall Plan Initiative,<br />
entwickelt hat. Ihr Manko: Eben weil sie so<br />
bestechend einfach ist, wird sie wohl nie in<br />
die Realität umgesetzt werden.c [NR]<br />
Lutz Wicke, Peter Spiegel, Inga Wicke-Thüs:<br />
Kyoto PLUS - so gelingt die Klimawende.<br />
251 Seiten broschiert. Beck Verlag 2006.<br />
ISBN-13: 978-3406551277. Preis 19,90 Euro<br />
Chance Energiekrise<br />
Klimaschutz können<br />
wir uns nur<br />
leisten wenn die<br />
Wirtschaft fl oriert,<br />
weil der Glaube<br />
besteht, dass Umweltschutz<br />
mit hohen<br />
Kosten verbunden<br />
ist. Mit dieser<br />
Meinung wollen die<br />
Autoren aufräumen<br />
und stellen dar, dass Umweltschutz, Klimaschutz,<br />
erneuerbare Energien und nachwachsende<br />
Rohstoffe schon heute ein Motor<br />
der Wirtschaft sind. So hat sich in den<br />
letzten Jahren ein Wirtschaftszweig entwickelt<br />
mit stürmischen Wachstumsraten bei<br />
den Technologien zur Energieerzeugung aus<br />
Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Erdwärme.<br />
Weil die fossilen und atomaren Energien<br />
endlich sind, sie aber andererseits<br />
noch immer das Fundament der heutigen<br />
Weltwirtschaft bilden, müssen wir weg<br />
vom Erdöl, Erdgas Kohle und Uran. Wer<br />
weiter auf fossile Ressourcen beharrt, vor<br />
allem auf Erdgas und Erdöl, wird die Welt<br />
in den kommenden Jahren in eine gigantische<br />
Wirtschaftskrise führen. Der wichtigste<br />
Grund, jetzt und fortan ganz auf erneuerbare<br />
Energien zu setzen, liegt jedoch<br />
in einer Überlebensfrage für die Menschheit.<br />
Nur die erneuerbaren Energien können<br />
die weitere Erwärmung des Weltklimas<br />
stoppen. Klimaforscher schlagen Alarm:<br />
Die Gletscherschmelze in den Alpen, Dürreperioden,<br />
Stürme, Überschwemmungen<br />
oder die Eisschmelze in der Arktis nehmen<br />
schon jetzt dramatische Ausmaße an. So<br />
könnte der Golfstrom noch vor 2020 umkippen,<br />
was Großbritannien ein Sibirisches<br />
Klima bescheren würde. Auf dem Gipfeltreffen<br />
in Rio de Janeiro 1992 haben sich<br />
die Nationen das „Leitbild der Nachhaltigen<br />
Entwicklung“ gegeben. Die Menschheit<br />
steht vor großen Herausforderungen<br />
durch knapper werdende Ressourcen und<br />
damit vor einer Zunahme der Zunahme der<br />
Verteilungskämpfe. Das reich bebilderte<br />
Buch belegt, dass es realistische Strategien<br />
gibt, die Energiefrage bereits vor dem Ende<br />
des Ölzeitalters zu lösen. Wer es aufmerksam<br />
liest muss erkennen: Nullemission ist<br />
der einzige wirksame Klimaschutz.c<br />
ROLAND SIFFEL<br />
Hans-Josef Fell, Carsten Pfeifer: Chance Energiekrise<br />
- Der solare Ausweg aus der fossil-atomaren<br />
Sackgasse, 176 Seiten Paperback.<br />
Verlag Solarpraxis AG, 2006.<br />
ISBN-13: 978-3934595644. Preis 19,00 Euro.<br />
www.solarpraxis.de<br />
Umweltdetektiv Weltall<br />
Druckfrisch: Der neue Umweltdetektiv Erlebnisbogen<br />
Weltall, mit dem Kinder das<br />
Weltall kennen lernen können. Der neu<br />
erschienene Erlebnisbogen „Weltall“ entführt<br />
Kinder und Jugendliche zu einer Reise<br />
zum Mond, durch unser Sonnensystem<br />
und in ferne Galaxien. Und er rückt die<br />
Dimensionen zurecht: Mit anschaulichen<br />
Vergleichen wird die unglaubliche Weite<br />
des Weltalls vorstellbar, Beispiele verdeutlichen<br />
die rasende Geschwindigkeit<br />
des Lichts, das dennoch Jahre von einem<br />
Stern bis zu uns unterwegs ist. Die Rubrik<br />
enthält Informationen<br />
über Sonnensystem<br />
und Planeten,<br />
ein Untersuchungsteil<br />
gibt<br />
Anleitungen zum<br />
Beobachten von<br />
Mond und Sternen,<br />
ein Bestimmungsteil<br />
mit Sternenkarten<br />
animiert zum<br />
nächtlichen Sternegucken<br />
und ein Aktionsteil hält Bastel- und<br />
Experimentierideen bereit.<br />
Die 48 Seiten starke DIN A4-Broschüre ist<br />
– ebenso wie die Erlebnisbögen „Wasser“,<br />
„Wald“, „Klima & Wetter“ – nicht nur für<br />
Kinder- und Jugendgruppen und Ferienfreizeiten<br />
geeignet, sondern erfreuen sich<br />
auch bei Lehrerinnen und Lehrern großer<br />
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Wettbewerbsbeiträgen und sonstigen Klimaschutzprojekten<br />
der letzten zwei Jahre<br />
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Telefax (030) 29 77 32 -60<br />
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1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 31
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Telefon (030) 29 77 32 -60 · Fax -80 · in fo@na tur freun de.de · www.na tur freun de.de<br />
SEITE 32 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>