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2007-1 - NaturFreunde Deutschlands

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AKTUELL<br />

a Vernebelter Antrieb<br />

Probleme mit<br />

Biotreibstoffen [Seite 9]<br />

a Strahlende Landschaft<br />

Bundesgartenschau auf<br />

Abraumhalden [Seite 11]<br />

a Extreme Sicherheit<br />

Materialkunde<br />

zum Abseilen [Seite 14]<br />

www.naturfreunde.de<br />

NATURFREUNDiN<br />

Zeitschrift für nachhaltige Entwicklung – sozial – ökologisch – demokratisch<br />

Der Kerosinskandal<br />

Flugzeuge sind Klimakiller –<br />

trotzdem fl iegen sie steuerfrei<br />

Ausgabe 1-<strong>2007</strong>


� Die Herren über die Steckdose wittern<br />

Morgenluft: Nachdem sie in den letzten<br />

zwanzig Jahren in der Defensive waren, sehen<br />

sie ihre Stunde gekommen: Ausgerechnet die<br />

Ökologie soll der Rettungsanker für die angeschlagene<br />

Branche sein. Den Spieß einfach umdrehen<br />

und das Klima mit der Atomkraft schützen,<br />

das verheißt der Milliarden-Industrie einen<br />

neuen Frühling. Die Argumentation ist einfach:<br />

Atomkraft produziert kein Kohlendioxid.<br />

Tatsächlich wird bei der Stromerzeugung<br />

durch das Verbrennen von Gas, Öl und Kohle<br />

massenhaft das klimaschädliche Treibhausgas<br />

Kohlendioxid in die Luft geblasen. Dadurch<br />

werden die „Atmosphärenfenster“ geschlossen.<br />

Die Erde heizt sich auf. Die Wissenschaftler<br />

des IPCC, die im Auftrag der Vereinten Nationen<br />

den Klimawandel prognostizieren, rechnen<br />

mit einem Anstieg der Temperaturen im Mittel<br />

um 3° Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts.<br />

Und schon heute spielt das Wetter verrückt.<br />

Gebirgsgletscher und Eisschichten schmelzen,<br />

Hochwasser und Überflutungen treten immer<br />

häufiger auf, Wüsten und Dürre weiten sich aus.<br />

Die Atombranche nimmt die Schreckensszenarien<br />

gerne auf.<br />

Die Strategie scheint brillant zu sein, mit<br />

der Angst vor der Klimakatastrophe die Angst<br />

vor dem Atom-GAU einfach zur Seite zu schie-<br />

ben. Doch diese Strategie des Schwitzkastens<br />

hat zwei Fehler: Erstens wurde ihr Wahrheitsgehalt<br />

schon mehrfach widerlegt und zweitens hat<br />

die Atomwirtschaft überhaupt nicht die Macht,<br />

das Weltklima entscheidend zu stabilisieren.<br />

Schon die Klima-Enquete-Kommission des Bundestages,<br />

der ausgewiesene Befürworter der nuklearen<br />

Stromerzeugung aus CDU/CSU, FDP und<br />

Wissenschaft angehörten, kam einstimmig zu<br />

dem Ergebnis, dass „die Kernkraft keinen Beitrag<br />

zur Lösung des Klimaproblems leisten kann“.<br />

Im Gegenteil: Nur ein schneller Umbau des<br />

Energiesystems in Richtung auf die drei grünen<br />

Säulen Einsparen, Effizienzsteigerung und erneuerbare<br />

Energien kann die Treibhausgase reduzieren.<br />

Die Atomenergie ist dagegen eine höchst ineffiziente<br />

Form der Energiebereitstellung, weil<br />

sie über einen Wirkungsgrad in der Nutzung von<br />

rund 30 Prozent nicht hinauskommt. Energie<br />

wird vergeudet. Und die AKWs rechnen sich nur,<br />

wenn viel Energie verkauft wird. Klimaschutz<br />

verlangt das Gegenteil: hohe Wirkungsgrade und<br />

Vermeidung hoher Verbräuche.<br />

AUF EIN WORT<br />

Das letzte Gefecht der Atomwirtschaft<br />

Zuletzt hat das Wirtschaftsministerium aufgezeigt,<br />

dass fast 60 Prozent des Stroms wirtschaftlich<br />

in Kraft-Wärme-Kopplung produziert werden<br />

könnten. Dadurch allein könnte Strom in der<br />

Menge von über 30 Atomkraftwerken eingespart<br />

werden. In Deutschland sind noch 17 in Betrieb.<br />

Zudem wird in 2021, wenn das letzte AKW abgeschaltet<br />

werden soll, Strom aus erneuerbaren<br />

Energien über ein Viertel des Bedarfs decken.<br />

Insofern sind der Ausstieg aus der Atomenergie<br />

und Klimaschutz vereinbar. Das Ende<br />

der heutigen Verbundwirtschaft ist sogar ein entscheidender<br />

Treiber, dass die Energiewende beschleunigt<br />

und nicht länger blockiert wird. Das<br />

ist nämlich keine technische Frage, sondern eine<br />

machtpolitische Auseinandersetzung. Die<br />

Konzerne verdienen viel Geld mit abgeschriebenen<br />

Atommeilern. Sie wollen nicht von den<br />

Monopolstrukturen lassen. Eine Energiewende<br />

ist nämlich die Chance für Newcomer, die ihre<br />

Pfründe radikal infrage stellen. Genau<br />

das soll verhindert werden.<br />

EIN STANDPUNKT VON MICHAEL MÜLLER MDB<br />

BUNDESVORSITZENDER DER NATURFREUNDE DEUTSCHLANDS<br />

�SEITE 2<br />

NATURFREUNDiN 3-2006


EDITORIAL<br />

����NATURFREUNDE AKTIV<br />

Die weltweite Sorge heutzutage ist immens: Die<br />

Amerikaner sorgen sich ja jetzt um das Überleben<br />

der Eisbären, die deutsche Autoindustrie<br />

sorgt sich um Zehntausende Arbeitsplätze, wenn<br />

die Klimaschutzvorgaben der EU in Kraft treten,<br />

die Atomwirtschaft sorgt sich um den Klimawandel<br />

und bietet an, ihre lukrativen Uralt-Meiler<br />

länger zu betreiben, und die deutsche Wirtschaft<br />

sorgt sich um den Aufschwung, wenn die Gewerkschaften<br />

höhere Löhne fordern.<br />

Danke, können wir da nur sagen, Danke für so<br />

viel Besorgnis und Verantwortungsgefühl. Danke,<br />

dass Ihr Euch so uneigennützig für das Leben auf<br />

diesem Planeten einsetzt und Eure eigenen Bedürfnisse<br />

dafür beiseite schiebt.<br />

Denn ganz sicher gibt es gute Gründe, um die<br />

Eisbären zu jammern, aber das Kyoto-Protokoll<br />

für den Schutz des Weltklimas nicht zu unter-<br />

THEMA<br />

Hände weg vom Wald ................. 8<br />

Schnaps im Tank ......................... 9<br />

Atomausstieg selber machen ....10<br />

Das Wunder von Ronneburg .....11<br />

Keine Patente für Klimaschutz ..12<br />

Die „doe-het-zelf“-Hotels ..........13<br />

Der Verwechslungsfehler ..........14<br />

Aus- und Sportbildung ..............16<br />

Von der Quelle zur Mündung ....17<br />

Eiszeitspuren und<br />

Naturschätze .............................19<br />

Erfolgsbilanz eines<br />

Newcomers ...............................19<br />

Karlheinz Böhm in Lörrach .......21<br />

Neues Thema zum Anbeißen ....22<br />

Zeitsprung .................................23<br />

Kalenderblatt ............................24<br />

schreiben, und – wie kürzlich offenbart – als US-<br />

Regierung Berichte über den Klimawandel aktiv<br />

zu unterdrücken. Ebenso wie die Atomwirtschaft<br />

gute Gründe hat, mit gefährlicher und wenig effi<br />

zienter Atomenergie satte Gewinne einzufahren<br />

und die Autohersteller durch ihr Lamento vertuschen,<br />

dass sie die Entwicklung sparsamer Technologien<br />

verschlafen haben.<br />

Nur leider: Wir haben sie satt, diese Lügen,<br />

Vertuschungen und Drohungen unter dem Deckmantel<br />

von Verantwortungsbewusstsein und<br />

Sorge, deren einziges Ziel es doch ist, am Status<br />

quo nichts zu ändern.<br />

In der NATURFREUNDiN berichten wir über<br />

diese Themen. Über die Verantwortung der Industrieländer<br />

dafür, dass auch Entwicklungsländer<br />

mit moderner Technologie Klimaschutz<br />

betreiben können, statt selbst vom Verkauf der<br />

1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 3<br />

123<br />

INHALT<br />

Ausgabe 1-<strong>2007</strong><br />

öko reloaded<br />

„Wir wollen, dass die Bahn ein wettbewerbsfähiger Konkurrent zum Flugzeug wird,<br />

nicht nur durch schnellere Verbindungen, sondern auch über den Preis.“<br />

TITEL<br />

Der Kerosinskandal ..................... 4<br />

Die Ersatzdebatte ........................ 4<br />

Handel mit<br />

Verschmutzungsrechten .............. 5<br />

Interview mit Dietrich<br />

Brockhagen (atmosfair) ............... 6<br />

Ablasshandel der Neuzeit ........... 7<br />

ANGELA MERKEL, 1995, IM INTERVIEW MIT DER BILD-ZEITUNG [SEITE 4]<br />

FEST GESETZT<br />

Leserbriefe ................................25<br />

Reisezeit ...................................26<br />

Kleinanzeigen ...........................28<br />

kurz notiert ...............................30<br />

Impressum ................................31<br />

Medien .....................................31<br />

Technologie in diese Länder am meisten zu profi<br />

tieren (Seite 12). Wir berichten über den gelungenen<br />

Umbau der Uranregion Ronneburg (Seite<br />

11) und die Initiative „Bündnis Wald“ in Kiel, die<br />

sich gegen den Verkauf des Staatswaldes an private<br />

Firmen stellt (Seite 8).<br />

Aber auch jeder von uns muss sich an die eigene<br />

Nase fassen: Viel zu wenige Fluggäste zahlen<br />

bisher die freiwillige Ausgleichsabgabe für<br />

klimaschädliche Urlaubsfl üge (Seite 6) und trotz<br />

guter Angebote beziehen seit der Strommarktliberalisierung<br />

1999 nur wenige Menschen ihre<br />

Energie von umweltverträglichen Stromanbietern<br />

(Seite 10).<br />

In diesem Sinne wünscht die gesamte Redaktion<br />

Euch ein sonniges, aktives und verantwortungsvolles<br />

Frühjahr. Herzliche Grüße, Eure


TITEL<br />

I Ein Düsentriebwerk: Fliegen ist<br />

dreimal klimaschädlicher als Bahnfahren.<br />

STEUERSCHULD<br />

Der Kerosinskandal<br />

Fliegen ist die größte Klimasünde. Trotzdem ist Fliegen steuerfrei<br />

bWer herausfi nden will, was Klimapolitik<br />

wert ist, sollte sich die Geschichte der Kerosinsteuer<br />

ansehen. Fliegen ist die größte Klimasünde.<br />

Flugbenzin ist trotzdem steuerfrei. Nicht einmal<br />

Mehrwertsteuer zahlen die Fluggesellschaften.<br />

Seit zwölf Jahren wird dieser Widerspruch diskutiert.<br />

Seit zwölf Jahren wird ein Ende der Steuerfreiheit<br />

für Kerosin gefordert. Seit zwölf Jahren<br />

wird beklagt, dass Bahnfahren ja auch nicht steuerfrei<br />

ist. Seit zwölf Jahren entgehen dem Staat<br />

jährlich eine Milliarde Euro Steuereinnahmen.<br />

Passiert ist aber nichts. Seit zwölf Jahren.<br />

„Fliegen muss teurer werden!“ Unter dieser<br />

Überschrift hatte Bundesumweltministerin Angela<br />

Merkel (CDU) 1995 der Bild-Zeitung erklärt:<br />

„Die Bundesregierung wird international auf eine<br />

weltweite Besteuerung von Flugbenzin dringen.<br />

Wir machen das Auto zum Umwelt-Buhmann,<br />

vergessen aber ganz die katastrophalen Auswirkungen<br />

... durch zunehmenden Flugverkehr ...“<br />

Zwischenfrage der Bild: „Dann werden Flüge<br />

teurer ...“. Merkel: „Dieser Effekt ist ja auch<br />

erwünscht. Wir wollen, dass die Bahn ein wettbewerbsfähiger<br />

Konkurrent zum Flugzeug wird,<br />

nicht nur durch schnellere Verbindungen, sondern<br />

auch über den Preis.“<br />

Nicht die Zahl der Bahnreisenden stieg seitdem<br />

drastisch, sondern die der Fluggäste: Binnen<br />

zehn Jahren explodierte das Passagieraufkommen<br />

auf deutschen Flughäfen von 93 auf<br />

fast 144 Millionen. Und damit stieg natürlich<br />

auch die Klimawirkung der zivilen Luftfahrt:<br />

Nach Angaben des europäischen Verkehrsverbandes<br />

Transport and Environment (T&E) war<br />

der Flugverkehr im Jahr 2000 allein für bis zu<br />

zwölf Prozent des menschengemachten Treibhauseffekts<br />

innerhalb der EU verantwortlich.<br />

Im Oktober 1995 verlangte der Arbeitskreis<br />

Umwelt der CSU „die Einführung einer Steuer-<br />

pfl icht für Flugbenzin: Nach einem nationalen<br />

Einstieg können wir so glaubwürdiger EU-weit auf<br />

eine Verschärfung internationaler Vereinbarung<br />

drängen.“ 1997 forderten Liberale, Rote, Bündnisgrüne,<br />

Schwarze per Bundestagsbeschluss die<br />

Regierung auf, „eine europäische Initiative zu ergreifen,<br />

um die Flugkraftstoffbesteuerung im Rahmen<br />

der Internationalen Luftverkehrsorganisation<br />

durchzusetzen.“ 1998 kam die SPD an die Macht,<br />

die Bündnisgrünen übernahmen das Umweltministerium.<br />

PDS oder FDP hätte über den Bundesrat<br />

initiativ werden können.<br />

VERSCHMUTZUNGSRECHTE<br />

Geredet haben alle. Nur gemacht hat niemand<br />

etwas – bis heute. Der Gesamtausstoß von<br />

Klimagasen in der EU ist seit 1990 leicht gesunken,<br />

die Emissionen des Flugverkehrs aber steigen<br />

enorm schnell. Das britische Tyndall Centre<br />

on Climate Change hat errechnet, dass bei ungebremster<br />

Entwicklung im Jahr 2036 der Luftverkehr<br />

allein so viele Abgase verursachen wird,<br />

wie sich die EU laut eigenen Beschlüssen insgesamt<br />

zugestehen will. Eigentlich ist jedem klar,<br />

dass es so nicht weitergehen kann. Und trotzdem<br />

passiert nichts.c NICK REIMER<br />

Die Ersatz-Debatte<br />

Die EU-Kommission setzt auf die falschen Mittel für klimafreundliches Fliegen<br />

bBläst der Mensch weiterhin so viel Treibhausgase<br />

in die Atmosphäre, könnte die Arktis<br />

während der Sommermonate schon in 35 Jahren<br />

eisfrei sein. Zu diesem Schluss kommt ein amerikanisches<br />

Forscherteam um Marika Holland<br />

von der Universität Washington – veröffentlicht<br />

im Journal Geophysical Research Letters. Außerdem<br />

werde die arktische Eisdecke auch im Winter<br />

dünner – wenn es keine ernsthaften Anstrengungen<br />

für mehr Klimaschutz gibt.<br />

Aber vielleicht gibt es die ja. „Das Klima hat<br />

sich geändert“, urteilt Jos Dings von der „European<br />

Federation for Transport and Environment“.<br />

Dieser Dachverband von 42 Verkehrs-<br />

und Umwelt-NGOs beobachtet in Brüssel die<br />

Politik der EU-Kommission. „Augenscheinlich<br />

ist sich die gesamte Kommission einig, dass der<br />

Flugverkehr einen Beitrag zum Klimaschutz leisten<br />

muss“, meint Dings.<br />

Seit Jahren wird über das Thema geredet –<br />

mehr aber nie. Bis kurz vor Weihnachten: Umweltkommissar<br />

Stavros Dimas hatte einen Plan<br />

zum Klimaschutz im Luftverkehr vorgelegt. Demnach<br />

sollen alle Airlines, die in der EU starten<br />

oder landen von 2011 an Verschmutzungsrechte<br />

– die so genannten CO 2-Zertifi kate – für ihre Flüge<br />

vorlegen. Auch Fluggesellschaften aus Drittstaaten<br />

sollten dazu gezwungen werden, wenn<br />

sie in Europa landen wollen.<br />

Die Kommission hat für eine solche Politik gute<br />

Gründe. In ihrer Mitteilung Nr. 2005-459 hatte<br />

sie vorgerechnet: 2012 wird in Europa doppelt so<br />

SEITE 4 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>


viel gefl ogen wie 1990. Das bedeutet: Auch die<br />

Kohlendioxid-Emissionen des Luftverkehrs werden<br />

2012 doppelt so hoch sein wie 1990.<br />

Aber das kann sich die EU wegen des Kyoto-<br />

Protokolls nicht leisten. Schließlich hat Europa<br />

in diesem zugesagt, seinen CO 2-Ausstoß bis 2012<br />

im Vergleich zu 1990 um 8 Prozent zu senken.<br />

0,9 Prozent sind nach 15 Jahren Klimaschutz gerade<br />

mal geschafft. Und es bleiben nur noch fünf<br />

Jahre Zeit. Selbst Fachleute aus dem EU-Apparat<br />

bezweifeln, dass die fehlenden 7,1 Prozent noch<br />

zu schaffen sind: Würden alle Klimaschutzvorhaben<br />

rechtzeitig umgesetzt – wovon nicht auszugehen<br />

ist – wären laut den EU-Experten höchstens<br />

minus fünf Prozent erreichbar. Es muss also<br />

dringend etwas passieren.<br />

Politikbeobachter Jos Dings hat aber einen<br />

Gesinnungswandel in der EU-Kommission beobachtet.<br />

Wenn er sich da mal nicht zu sicher<br />

ist. Erstens haben sofort nach Bekanntwerden<br />

der Pläne alle EU-Kommissare heftigst durcheinander<br />

debattiert: Transkontinentalfl üge<br />

müssten vom Emissionshandel befreit werden.<br />

US-Airlines sowieso. Weil sonst über die Welthandelsorganisation<br />

WTO ein Handelskrieg mit<br />

Amerika ins Haus steht. Zweitens kann die EU<br />

ohne das OK der Nationalstaaten gar nichts<br />

machen. „Wir wollen die Pläne der EU-Kommission<br />

voranbringen“, hatte Anfang des Jahres<br />

zwar Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee<br />

erklärt. Das Wirtschaftsministerium aber<br />

sieht den Standort Deutschland durch einen<br />

Emissionshandel im Flugverkehr ernsthaft bedroht.<br />

Drittens schließlich ist entscheidend, wie<br />

der Emissionshandel im Flugverkehr eingerichtet<br />

wird (siehe Kasten).<br />

Dabei ist die Debatte um einen Emissionshandel<br />

im Flugverkehr nur eine Ersatz-Debatte:<br />

Fliegen ist einfach zu billig. Ab 19 Euro quer<br />

durch die Republik oder ins europäische Ausland:<br />

Solange Flugreisen billiger als eine Fahrt<br />

mit Bahn oder Auto bleiben, werden die Passagierzahlen<br />

weiter steigen. Daran ändert auch der<br />

Emissionshandel nichts: Um maximal vier Euro<br />

schätzen Experten würde dieser ein Flugticket<br />

verteuern.<br />

Flugtickets bleiben zu billig, so lange Fluggesellschaften<br />

für ihr Benzin keine Steuern zahlen<br />

müssen. Beim Kerosin greift der Staat, anders<br />

als bei Strom und Dieselbenzin für Lokomotiven<br />

oder Sprit für Autos, nicht zu. Durch die<br />

fehlende Flugbenzinsteuer entgehen den europäischen<br />

Regierungen Milliarden, die man zum<br />

Beispiel für die Entwicklungshilfe nutzen könnte.<br />

Andererseits gibt es überhaupt keinen Anreiz für<br />

die Fluggesellschaften, mit sparsamen Flugzeugen<br />

selbst Klimaschutz zu betreiben. Das ist der<br />

eigentliche Skandal: Die Debatte um den Emissionshandel<br />

lenkt davon nur ab.<br />

Die Rettung des Arktiseises ist also noch nicht<br />

in Sicht. Die Forscher begründen den schnellen<br />

CO 2-ZERTIFIKATE<br />

Der Handel mit Verschmutzungsrechten<br />

Mit dem Emissionshandel soll CO 2 eingespart werden<br />

bEmissionshandel, der Handel mit Kohlendioxid-Zertifi<br />

katen, ist eine ziemlich komplizierte<br />

Materie. Kohlendioxid ist das Gas,<br />

dass die Erderwärmung verursacht, und damit<br />

das Klima durcheinanderbringt. Kohlendioxid<br />

entsteht überall dort, wo Energie verbraucht<br />

wird: beim Autofahren, beim Heizen<br />

oder Fernsehen. Sogar beim Laufen entsteht<br />

Kohlendioxid - Sauerstoff aus der Luft wird<br />

eingeatmet, Kohlendioxid ausgeatmet.<br />

Bis Anfang des letzten Jahrhunderts war das<br />

Gleichgewicht stabil: Die Photosynthese der<br />

Pfl anzen wandelt das Kohlendioxid wieder in<br />

Sauerstoff um. Seit aber die Menschheit massenhaft<br />

wächst und zudem noch ihr Energiehunger<br />

unermesslich steigt, ist dieses Gleichgewicht<br />

aus den Fugen geraten. Steigender<br />

Energieverbrauch bedeutet einen steigenden<br />

Ausstoß des Klimakillers Kohlendioxid.<br />

Der Emissionshandel wurde eingeführt,<br />

um den massenhaften Ausstoß zu bekämpfen.<br />

Zu diesem Zweck wurden Verschmutzungsaktien<br />

ausgegeben - so genannte Zertifi -<br />

1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 5<br />

TITEL<br />

I Zum Arbeitsessen nach Köln: Seit Anfang der<br />

90er Jahre hat sich der Flugverkehr verdoppelt<br />

Rückgang mit einem sich selbst verstärkenden<br />

Effekt: Offene, dunkle Wasserfl ächen nehmen<br />

Wärme des Sonnenlichts stärker auf als helles<br />

Eis. Anders formuliert: Je mehr Eis schmilzt, um<br />

so stärker erwärmt sich das Meer.<br />

Fakt ist: Die Europäer müssen deutlich mehr<br />

zur Rettung des Arktiseises tun. Das war auch<br />

das Signal des letztjährigen UN-Klimagipfels in<br />

Kenias Hauptstadt Nairobi: Die Entwicklungsländer<br />

sind allenfalls dann bereit, über eigene Klimaschutzbemühungen<br />

nachzudenken, wenn die<br />

Industrieländer mehr tun. Mit einem bisschen<br />

Emissionshandel im Luftverkehr ist es also nicht<br />

getan.c NICK REIMER<br />

kate. So bekommt zum Beispiel ein Kraftwerk<br />

eine bestimmte Zahl von diesen Verschmutzungsaktien<br />

zugeteilt - kostenlos vom Staat.<br />

Diese Aktien berechtigen, die Luft mit Kohlendioxid<br />

zu verpesten. Wer jetzt in Klimaschutz<br />

investiert, spart Aktien - und kann sie auf<br />

dem Markt verkaufen. Wer mehr verschmutzt<br />

als er darf, muss dafür zahlen.<br />

Allerdings funktioniert das 2005 eingeführte<br />

System noch nicht: Staaten wie die Bundesrepublik<br />

haben viel zu viele Aktien ausgegeben.<br />

Auch Bundesumweltminister Sigmar<br />

Gabriel wollte der Industrie viel mehr Verschmutzungsrechte<br />

schenken, als diese selbst<br />

annoncierte. Und zwar kostenlos: Die Zeche<br />

zahlt der Verbraucher. Denn der Kraftwerksbetreiber<br />

preist die Zertifi kate in seinen Strompreis<br />

ein. Was er kostenlos vom Staat bekam,<br />

bescherte den Energiekonzernen allein im letzten<br />

Jahr knapp drei Milliarden Euro Extragewinn.<br />

Aus unseren Taschen. Allerdings musste<br />

Gabriel nachgeben: Die EU setzte Deutschland<br />

ein vernünftiges Ziel.c NICK REIMER


TITEL<br />

INTERVIEW<br />

„Wichtig ist, dass etwas passiert“<br />

Atmosfair-Chef Dietrich Brockhagen über Kerosinsteuer,<br />

Emissionshandel und den Willen der Politik<br />

2 NATURFREUNDiN: Herr Brockhagen, als Chef<br />

von Atmosfair leben sie davon, dass der Flugverkehr<br />

ein Klimakiller ist. Die EU will das jetzt<br />

ändern, indem sie Fliegen in den Emissionshandel<br />

mit einbeziehen will. Das dürfte Ihnen<br />

gar nicht gefallen?<br />

Dietrich Brockhagen: Wie kommen Sie denn<br />

darauf?<br />

2 Weil es dann doch sinnlos ist, über Atmosfair<br />

freiwillig eine Klimaschutzabgabe zu zahlen.<br />

Das stimmt ja nicht. Klimaschutzabgabe und<br />

Emissionshandel – das sind zwei paar Schuhe.<br />

Das erste Instrument sorgt dafür, dass das beim<br />

Fliegen entstehende Kohlendioxid durch ein Klimaschutzprojekt<br />

an anderer Stelle wieder eingespart<br />

wird. Der Emissionshandel hat dagegen<br />

zum Ziel, den Kohlendioxid-Ausstoß des Fluges<br />

selbst zu senken – und zwar langfristig. Das bedeutet:<br />

Sofort wird durch den Emissionshandel<br />

sowieso kaum Wesentliches passieren. Die Fluglinien<br />

werden wahrscheinlich etwa 90 Prozent<br />

ihrer Emissionszertifi kate umsonst bekommen.<br />

Und dann werden diese Emissionsrechte nach<br />

dem Vorschlag der EU-Kommission gleich bleiben<br />

– auf dem Niveau von 2004 bis 2006. Das<br />

bedeutet: Flugverkehr wird nicht gezwungen,<br />

seinen Ausstoß zu reduzieren. Die Flugindustrie<br />

wird nur zusehen müssen, dass ihr weiteres<br />

Wachstum klimafreundlich passiert, beispielsweise<br />

durch moderne Flugtechnik. Wie scharf<br />

das System insgesamt wirklich wird, hängt aber<br />

vom Willen der Politik ab, die Schrauben anzuziehen.<br />

Ich gehe davon aus, dass zunächst nur<br />

der Anstieg der Emissionen gebremst wird.<br />

2 Atmosfair bleibt also sinnvoll?<br />

Solange der Emissionshandel nicht wirklich zu<br />

weniger Treibhausgasen im Flugverkehr führt,<br />

spielen wir eine wichtige Rolle. Bei uns kann jeder<br />

selbst die Schlupfl öcher im Emissionshandel<br />

schließen.<br />

2 Macht die ganze Debatte über den Emissionshandel<br />

überhaupt Sinn? Wäre die Kerosinsteuer<br />

nicht wirkungsvoller?<br />

Ich bin die Debatte um die besten Instrumente<br />

I Anfl ugbefeuerung des Berliner Flughafens Tegel: Schon heute platzt der Airport aus allen Nähten.<br />

nun wirklich leid. Seit Ende der 80er Jahre werden<br />

in der EU die verschiedenen Säue durch das<br />

Dorf getrieben. Die Diskussionen endeten bisher<br />

stets ohne Ergebnis. Die Kerosinsteuer ist tot, die<br />

Ticket-Abgabe ist von der Bundesregierung abgelehnt<br />

worden.<br />

Wenn jetzt Bundesregierung und EU zumindest<br />

Ernst mit dem Emissionshandel machen wollen,<br />

dann ist das löblich. Natürlich gibt es schärfere<br />

Instrumente als den Emissionshandel. Wichtig<br />

ist jedoch, dass endlich überhaupt einmal etwas<br />

geschieht.<br />

2 Nach den Vorschlägen aus Brüssel ist jetzt<br />

das Heer der Lobbyisten ausgeschwärmt, um<br />

die Ansätze kleinzukochen. Glauben Sie denn,<br />

dass die Politik den Airlines standhält?<br />

Die Fluggesellschaften sind doch gar nicht geschlossen<br />

dagegen. Warum sollten sie auch? Es<br />

ist klar, dass der Flugverkehr irgendwann seinen<br />

Beitrag zum Klimaschutz leisten muss. Und beim<br />

Emissionshandel bekommen sie die Zertifi kate<br />

umsonst. Billiger geht es nicht.<br />

2 Das bedeutet, die Ticketpreise werden nicht<br />

steigen?<br />

Die Schätzungen liegen zwischen zwei und zehn<br />

Euro, die jeder Passagier zusätzlich pro Flug bezahlen<br />

muss. Schon daran sehen sie, dass das<br />

etwas anderes ist, als die Klimaabgabe von Atmosfair:<br />

Dort zahlen sie pro 1.000 Flugkilometer<br />

knapp zehn Euro – was der Vermeidung einer<br />

halben Tonne Kohlendioxid entspricht. c<br />

INTERVIEW: NICK REIMER<br />

Zur Person<br />

Dr. Dietrich Brockhagen ist Geschäftsführer<br />

der Atmosfair<br />

gGmbH, gelernter Physiker und<br />

Umweltökonom. Nach beruflichen<br />

Stationen beim Deutschen<br />

Zentrum für Luft- und<br />

Raumfahrt, der EU-Kommission,<br />

im Umweltministerium und<br />

dem Wissenschaftlichen Beirat<br />

der Bundesregierung für globale<br />

Umweltveränderungen leitete<br />

Brockhagen seit 2004 das<br />

BMU-Forschungsprojekt „klimabewusst<br />

fl iegen“, aus dem 2005<br />

Atmosfair hervorging.<br />

SEITE 6 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>


GEWISSENSFRAGE<br />

Ablasshandel der Neuzeit<br />

Mit Atmosfair kann man seine Flugsünden über<br />

Klimaschutzprojekte absegnen lassen<br />

bZu Ostern nach Andalusien? Für drei Tage?<br />

Mit dem Flugzeug? Ohne schlechtes Klimagewissen?<br />

Wer beispielsweise von Berlin nach Malaga<br />

und zurück fl iegt, ist für den Aussstoß von 1,14<br />

Tonnen des Klimakillers Kohlendioxid verantwortlich.<br />

Ein Inder emittiert durchschnittlich nur<br />

0,9 Tonnen im Jahr. Drei Tage Andalusien? Was<br />

für eine Klimasünde! Bei zwei Personen wird in<br />

etwa so viel Kohlendioxid erzeugt, wie man das<br />

ganze Jahr über mit seinem Auto verursacht.<br />

Drei Tage Andalusien – das ist dekadent! Freikaufen<br />

kann man sich unter www.atmosfair.de<br />

und die Emissionen berechnen lassen, die der<br />

Urlaubsfl ug verursacht: 1.140 Kilogramm im vorliegenden<br />

Beispiel. Die Seite verrät auch, wie<br />

man die Sache wieder gut machen kann: Durch<br />

die Zahlung von 23 Euro. Zahlen kann man auch<br />

gleich – elektronisch. Wer der Zahlungswelt des<br />

Web mißtraut, bekommt eine Rechnung zugemailt,<br />

die er dann ganz klassisch bei seiner<br />

Bank einwerfen kann. „Die Summe investieren<br />

wir in Klimaschutzprojekte“, sagt Dietrich Brock-<br />

hagen, Geschäftsführer von Atmosfair. Nicht die<br />

ganze Summe, 20 Prozent für den Verwaltungsaufwand<br />

behält die gemeinnützige GmbH.<br />

Zum Beipiel Indien: Tausende Pilger kommen<br />

täglich ins indische Sringeri Mutt, einem der bedeutendsten<br />

hinduistischen Wallfahrtsorte an<br />

der indischen Westküste. „Die Mahlzeiten für<br />

die Pilger wurden dort bisher mit Hilfe von Dieselbrennern<br />

zubereitet“, so Brockhagen. Das bei<br />

Atmosfair eingezahlte Geld sorgt nun dafür, dass<br />

mit Sonne statt mit Diesel gekocht wird.<br />

Obwohl die solaren Großküchen bereits arbeiten,<br />

liegt das Flugsündenausgleichsgeld noch<br />

auf der Bank von Atmosfair. Im Sommer wird der<br />

TÜV an die indischen Westküste fahren, um festzustellen,<br />

wie viel Kohlendioxid auf diese Weise<br />

gespart wurde. „Es gibt Messeinrichtungen, die<br />

aussagen, wie viel Energie die Solaranlage produziert<br />

hat“, erläutert Brockhagen. Danach wird<br />

die Dieselmenge ermittelt, die zur gleichen Energiebereitstellung<br />

notwendig wäre. Und welche<br />

Menge Kohlendioxid die Verbrennung des Die-<br />

I Damit der Wind sich dreht: Aus der Flugschuld können mit Atmosfair Windräder werden.<br />

1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 7<br />

TITEL<br />

sels zur Folge gehabt hätte. „Für diese Menge<br />

zahlen wir Geld aus“, so Brockhagen. Pro eingesparte<br />

Tonne Kohlendioxid erhält das indische<br />

Projekt 15 Euro.<br />

Sringeri Mutt ist nur eine Solarküche in Indien,<br />

insgesamt 18 sollen es werden – in Tempeln,<br />

Krankenhäusern, Schulen. Für die Finanzierung<br />

reicht den Projektleitern vor Ort ein<br />

Vertrag mit Atmosfair. „Weil wir zusichern, bei<br />

regelmäßigem Betrieb für jede gesparte Tonne<br />

Kohlendioxid zu zahlen, sind die Partner vor<br />

Ort kreditwürdig“, sagt Brockhagen. Der Vorteil<br />

für Atmosfair ist, dass so sicher gestellt ist, dass<br />

kein Geld irgendwo versickert. Gezahlt wird tatsächlich<br />

nur für eingesparten Klimaschaden. Die<br />

indischen Anlagen sollen bis 2012 planmäßig<br />

insgesamt 4.000 Tonnen CO 2 einsparen. So viel<br />

entstehen bei acht Millionen Flugkilometern.<br />

Umgekehrt erhält Atmosfair für jede bezahlte<br />

Tonne ein Zertifi kat von der UNO. „Die sind so<br />

etwas wie ein Dollarschein“, erklärt der Atmosfair-Geschäftsführer.<br />

Zertifi kate, ein eigenes Zahlungsmittel,<br />

dass an den Börsen wieder verkauft<br />

werden könnte. Atmosfair erhält diese, weil sie<br />

das Projekt bei der UNO nach dem Kyoto-Protokoll<br />

als „CDM“ angemeldet hat – als „Clean Development<br />

Mechanism“. Allerdings veräußert Atmosfair<br />

die Papiere nicht weiter: „Wir legen sie<br />

still“. Übersetzt heißt das: Sie werden vernichtet.<br />

Atmosfair entstand 2003 aus einer Initiative<br />

des Reiseveranstalterverbandes „forum anders<br />

reisen“ und der Umwelt- und Entwicklungsorganisation<br />

Germanwatch. 2.000 Internet-Nutzer<br />

berechnen sich jede Woche hier ihren Klimadreck.<br />

Das Problem aber ist: Tatsächlich zahlen<br />

dann im ganzen Jahr nur 7.000 Nutzer.c<br />

Weitere Informationen<br />

Für die CO 2-Abgabe: www.atmosfair.de<br />

Das Projekt in Indien: www.gadhiasolar.com<br />

NICK REIMER


THEMA<br />

GRÜNPRIVATISIERUNG<br />

Hände weg von unserem Wald!<br />

Von Schleswig-Holstein bis Bayern: Der Staat verlässt den Wald<br />

bWollte doch die CDU Schleswig-Holsteins<br />

den landeseigenen Wald verkaufen! Hat sie aber<br />

nicht geschafft: Ein breites Netzwerk von Umweltverbänden<br />

bis zu Gewerkschaften organisierte<br />

sich, um Widerstand zu leisten. Der war<br />

im ersten Anlauf erfolgreich: Der Koalitionspartner<br />

SPD machte im Landtag den Verkaufsplänen<br />

einen Strich durch die Rechnung.<br />

Noch sind jedoch die letzten Entscheidungen<br />

nicht gefallen. Noch wird geprüft, was aus den<br />

50.000 Hektar Staatswald Schleswig-Holsteins<br />

werden kann – eine Stiftung? Oder doch eine gemeinnützige<br />

GmbH?<br />

Schleswig-Holstein steht mit dieser Fragestellung<br />

nicht allein da: In Bayern wurden aus wirtschaftlichen<br />

Gründen durch eine sogenannte<br />

Forstreform Edmund Stoibers bewährte Strukturen<br />

der Forstverwaltung zerschlagen. Ein Volks-<br />

I Noch gehört dieser Wald in Bayern uns allen.<br />

begehren dagegen scheiterte nur knapp. In<br />

den ostdeutschen Bundesländern wird von der<br />

Bundesregierung das DDR-Erbe Staatswald zerschlagen.<br />

In Brandenburg wurden beispielsweise<br />

94.500 Hektar seit 1992 privatisiert. In die-<br />

sem Jahr sollen in Ostdeutschland noch einmal<br />

64.000 Hektar zum Verkauf angeboten werden.<br />

Es ist kein Dogma, dass staatliche Forste immer<br />

nachhaltiger bewirtschaftet werden als private.<br />

Es gibt viele gute Gegenbeispiele. Aber der<br />

neue Run von großen Unternehmen auf die Flächen<br />

hat andere Gründe: Holz hat einen steigenden<br />

Preis als Baumaterial, aber vor allem als<br />

„nachwachsender Rohstoff“. Marktmächtige Firmen<br />

werden sich schwerlich an die neuen nachhaltigen<br />

Methoden der Bewirtschaftung wie etwa<br />

das FSC-Siegel (Forest Stewardship Council)<br />

halten, wenn die Aktionäre ihre Dividenden einfordern.<br />

Und für die Öffentlichkeit, für die Wanderer,<br />

Beerenpflücker, Reiter und Radfahrer, für<br />

Waldkindergärten und Naturschutzbildung wird<br />

es schwerer werden, ihre berechtigten Interessen<br />

durchzusetzen. Gegenüber privaten Waldbe-<br />

sitzern der neuen Kategorie werden die Schutz-<br />

und Erholungsfunktionen im Verhältnis zu den<br />

wirtschaftlichen Interessen kaum den gleichen<br />

Stellenwert erhalten können.<br />

Das Kieler „Bündnis Wald“ hat aufgeschrie-<br />

ben, wo die entscheidenden Vorteile des Staatswaldes<br />

für die Wahrung des Gemeinwohls liegen:<br />

Er gewährleistet Biotop- und Artenschutz,<br />

bietet hochwertigen Erholungsraum durch ein<br />

gepflegtes Wegenetz, engagiert sich in der Umweltbildung<br />

und heißt Waldkindergärten willkommen.<br />

Landesregierungen, die eine nachhaltige<br />

Waldpolitik betreiben, können ihre Wälder<br />

im Hinblick auf Klimaschutz, Hochwasser-, Boden-<br />

und Grundwasserschutz, Lärm- und Lichtschutz,<br />

Luftreinhaltung, Regulierung des Kohlendioxid-Haushalts<br />

und zum Arten- und Biotopschutz<br />

weiterentwickeln. Das dürften kaum die<br />

Ziele von Investmentfonds sein, die auf kurzfristige<br />

Rendite setzen.<br />

Die Bayerische Verfassung garantiert ein Recht<br />

für alle, die Natur zu betreten: „Der Genuss der<br />

Naturschönheiten und der Erholung in der freien<br />

Natur, insbesondere das Betreten von Wald<br />

und Bergweide, das Befahren der Gewässer und<br />

die Aneignung wild wachsender Waldfrüchte in<br />

ortsüblichem Umfang ist jedermann gestattet...“<br />

Ähnliche Formulierungen finden sich in den<br />

meisten Waldgesetzen der Bundesländer. Die<br />

Naturfreundebewegung hat sich Anfang des 20.<br />

Jahrhunderts den freien Zugang zu den Bergen<br />

erkämpft. Aber heute mehren sich die Stimmen,<br />

die für die Erholungsfunktion und den Natursport<br />

Geld kassieren wollen. Warum nicht den<br />

Wald zum „Profitcenter“ machen, in dem auch<br />

die Dienstleistung Erholung ihren Preis hat?<br />

Im jüngsten Bericht des Bundesumweltministeriums<br />

wird in dem Leuchtturmprojekt „Innovative<br />

Waldprodukte“ beschrieben, wie „bisher<br />

kaum genutzte Wirtschaftspotenziale außerhalb<br />

der Holznutzung erschlossen werden...“ können.<br />

Da heißt es in der neudeutschen Ökonomensprache,<br />

dass praxisnah gezeigt werden solle,<br />

„wie Produkte und Dienstleistungen in den Bereichen<br />

sanfter Tourismus oder etwa Öko-Sponsoring,<br />

Gesundheitsvorsorge in freier Natur, Erlebniswanderungen<br />

im Wald, Umweltbildung<br />

von Forstbetrieben entwickelt und vermarktet<br />

werden können.“<br />

Wie so etwas praktisch wird, zeigen Beispiele<br />

aus Bayern: Der Arbeitersamariterbund muss<br />

dort für die Prüfungen seiner Rettungshunde im<br />

Staatswald genau so Gebühren bezahlen, wie<br />

die Wanderer für einen „Volkswandertag“. Gefahr<br />

droht also von zwei Seiten: Von der Privatisierung<br />

weiterer Waldflächen, aber auch von der<br />

Ökonomisierung aller Nutzungen im öffentlichen<br />

Wald. <strong>NaturFreunde</strong> sollten sich deshalb, wo immer<br />

solche Tendenzen erkennbar werden, mutig<br />

bekennen: Hände weg von unserem Wald!c<br />

Weitere Informationen<br />

www.buendnis-wald.de<br />

ECKART KUHLWEIN<br />

SEITE 8 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>


SPRITVERSCHNITT<br />

Schnaps im Tank<br />

Die Hoffnungen auf Ethanol und Biodiesel für Autos vernebeln den Blick<br />

bDie Grüne Woche in Berlin hat es in diesem<br />

Jahr gezeigt: Bei den Bauern geht es aufwärts.<br />

Vergessen scheinen die Einkommensverluste<br />

der vergangenen Jahre, vergessen die Lebensmittelskandale<br />

oder die Vogelgrippe. Dem<br />

„Energiewirt“ gehört die Zukunft: Landwirte,<br />

die auf großen Teilen ihrer Fläche Energiepflanzen<br />

anbauen. Und dafür reißend Abnehmer finden,<br />

die aus den Rohstoffen wiederum industriell<br />

Treibstoff oder Strom erzeugen.<br />

Die deutschen Landwirte sind mit diesem<br />

Energie-Boom keine Ausnahme. Überall in der<br />

Welt schaffen nachwachsende Rohstoffe und Energiepflanzen<br />

neue Ausbeutungsmöglichkeiten<br />

für die Natur. Wenn sogar George W. Bush anfängt,<br />

für die Nutzung von Biokraftstoffen zu werben,<br />

müssen jedoch alle Alarmglocken läuten.<br />

So schreibt die „Frankfurter Rundschau“ über<br />

den neuen Trend in den USA: „Biokraftstoffe<br />

sind gut für Farmer und weniger schlecht für die<br />

Umwelt, senken die Abhängigkeiten von Ölimporten<br />

aus Nahost und beruhigen das schlechte<br />

Gewissen der Autonation Nummer eins, die vor<br />

verbindlichen Obergrenzen für die Emission von<br />

Treibhausgasen noch immer zurückschreckt.“<br />

In den USA soll eine Steigerung der heimischen<br />

Produktion an Biosprit um 30 Prozent<br />

erreicht werden. Die Aktienkurse vieler Produzenten<br />

verdoppeln sich.<br />

Auf den Weltgetreidemärkten stehen die<br />

Treibstoffproduzenten im Wettbewerb mit den<br />

Nahrungsmittelherstellern. „Autos, nicht Menschen,<br />

werden in diesem Jahr fast den gesam-<br />

Mit Biokraftstoff um die Welt<br />

Fahrleistung mit dem Ertrag von einem Hektar Energiepflanzen<br />

Biogas<br />

80 000 km<br />

BtL (Biomass to Liquid)*<br />

60 000 km<br />

Pflanzenöl<br />

22 000 km<br />

Biodiesel<br />

22 000 km<br />

Ethanol<br />

24 000 km<br />

+ 27 000 km<br />

aus Biogas**<br />

+ 27 000 km<br />

aus Biogas**<br />

+ 24 000 km<br />

aus Biogas**<br />

Kilometer 20 000 40 000 60 000 80 000 100 000<br />

*synthetischer Biokraftstoff; **Verwertung der Kuppel- und Nebenprodukte, z. B. Stroh<br />

Verbrauch: 6,5 l/100km Diesel, 7,0 l/100 km Benzin<br />

Quelle: eigene Berechnungen nach FNR<br />

ten Zuwachs der Getreideproduktion verbrauchen,“<br />

berichtet ein Experte. Aus dem Getreide<br />

wird Ethanol erzeugt – Alkohol, der als biogener<br />

Treibstoff im Autotank verbrannt werden kann.<br />

Allerdings: Für einen einzigen vollen Tank im<br />

I Davon soll es in Zukunft ganz viele geben: „Bio-Tankstellen“.<br />

Geländewagen braucht es genau so viel Getreide,<br />

wie für die Ernährung eines Menschen in<br />

einem Jahr.<br />

Das ist schon schlimm angesichts des Hungers<br />

auf der Welt. Aber schlimmer noch ist die<br />

negative Energie- und Kohlendioxid-Bilanz des<br />

Ethanols, die in mehreren Studien bestätigt<br />

wird. Forscher aus Minnesota kamen zu dem<br />

Ergebnis, dass die Ethanolproduktion einen bescheidenenNetto-Energiege-<br />

1 Hektar =<br />

100 x 100 Meter<br />

Fußballfeld =<br />

0,75 Hektar<br />

winn von 25 Prozent bietet.<br />

Viel besser ist die Bilanz von<br />

Raps oder Sonnenblume: Die<br />

Energiebilanz der nachwachsenden<br />

Öle kommt auf 93 Prozent<br />

Netto-Energiegewinn. Gemeinhin<br />

werden diese Öle als<br />

Biodiesel gehandelt.<br />

Die Forscher aus Minnesota<br />

haben errechnet, dass die gesamte<br />

Maisernte für Biosprit<br />

genutzt gerade einmal zwölf<br />

Prozent des US-Treibstoffbedarfs<br />

decken könnte. Alle Sojabohnen<br />

zusammen bräch-<br />

THEMA<br />

ten es auf sechs Prozent. Rechnet man die Energie<br />

dagegen, die man bei der Produktion dieser<br />

Treibstoffe einsetzen müsste, dann würde die gesamte<br />

Mais- und Sojaernte zusammen nur 5,3<br />

Prozent des US-Treibstoffbedarfs decken.<br />

Bleibt die Hoffnung oder die Angst vor der<br />

Gentechnik. Syngenta, der weltgrößte Hersteller<br />

von Herbiziden, will Genmais leichter in Zucker<br />

verwandeln, der dann zu Ethanol wird. Andere<br />

Gesellschaften wollen den Stärkegehalt steigern<br />

und die Ausbeute insgesamt erhöhen. Oder<br />

es soll gewaltige Plantagen schnell wachsender<br />

gentechnisch hergestellter Bäume geben. Die<br />

Gewinne bei der Stärkeproduktion sind jedoch<br />

marginal, der Nutzen der Gentechnik für die<br />

Steigerung der Ernteausbeute ist niemals nachgewiesen<br />

worden. Andere, komplexere Eigenschaften<br />

wie die Toleranz gegenüber Trockenheit<br />

und Salz, um bisherige Grenzertragsböden<br />

zu nutzen, werden schon mehr als 20 Jahre mit<br />

wenig Erfolg angezüchtet. Gentechnisch veränderte<br />

Bäume werden selbst von Monsanto abgelehnt.<br />

Die Firma setzt lieber auf konventionelle<br />

Biotechnologie.<br />

Bio im Tank ist also – alles in allem – nur eine<br />

Notlösung. Sicher macht es Sinn, wenn Abfälle<br />

lokal als Treibstoffe genutzt werden: Wenn<br />

Bauern ihre Höfe mit Ernteabfällen heizen, oder<br />

Autos mit Abfallöl aus Restaurants betrieben<br />

werden. Aber für den langfristigen Energiebedarf<br />

im großen Maßstab sind die Öko-Treibstoffe<br />

keine effiziente Lösung. Die Lösung liegt in<br />

Einspartechnologien und in der Änderung der<br />

Lebensstile.c ECKART KUHLWEIN<br />

Weitere Informationen<br />

Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe:<br />

www.nachwachsende-rohstoffe.de<br />

www.bio-kraftstoffe.info<br />

Gemeinschaftsprojekt:<br />

www.biokraftstoff-portal.de<br />

1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 9


THEMA<br />

HAUSHALTSSTROM<br />

Atomausstieg selber machen<br />

Wie Sie selbst über den zukünftigen Energiemix mit entscheiden können<br />

bDer Schauspieler Peter Sodann tut es, der<br />

Schokoladenhersteller Alfred Ritter tut es und Bischof<br />

Axel Noack auch: den Stromanbieter wechseln.<br />

Doch sie wechseln nicht zu irgendeinem<br />

Anbieter, sondern zu Firmen, die ihren Strom<br />

umweltverträglich erzeugen. Also neben Biomasse<br />

oder Windkraft auch aus Sonnenenergie und<br />

Wasserkraft herstellen oder in hocheffizienten<br />

Kraft-Wärme-Kopplung-Anlagen.<br />

Allerdings ist das nur ein kleiner Lichtblick<br />

in einer Geschichte voller Missverständnisse:<br />

Vor der Strommarktliberalisierung 1999 hatten<br />

60 Prozent der Deutschen erklärt, sie wollten<br />

lieber grünen Strom; zu einem Ökostromanbieter<br />

wechseln. Hätte nur die Hälfte davon Wort<br />

gehalten, dann gäbe es heute weder RWE-Baustellen<br />

noch Vattenfall-Pläne für neue Braunkohlenkraftwerke.<br />

Sondern eine Revolution: 30<br />

Prozent Ökostrom hätten ein Signal an die Energiekonzerne<br />

gesendet. „Klimakillenden Dreckstrom“<br />

wollen wir nicht mehr - und weil wir, die<br />

sauberen Konsumenten, immer mehr werden,<br />

müsst auch ihr, die Klimaschmutzfinken, umstel-<br />

GRÜNE STROMANBIETER<br />

Wechseln leicht gemacht<br />

www.atomausstieg-selber-machen.de<br />

a<br />

a<br />

a<br />

a<br />

len. 30 Prozent Ökostrom - Eon hätte längst seinen<br />

dritten Offshore-Windpark ans Netz geschaltet.<br />

Und auch die lästige Atomstrom-Debatte<br />

wäre uns erspart geblieben Denn dieser würde<br />

dann nicht mehr gebraucht.<br />

I Umweltschützer vor der Berliner Zentrale des Atomkonzerns EnBW.<br />

Naturstrom: Ende 1998 von Umweltverbänden gegründet (11.000 Kunden). Bisher über 120<br />

neue Erzeugungsanlagen (Sonne, Wasser, Wind, Biomasse) finanziert. Strommix: Neben<br />

den gesetzlichen zehn Prozent EEG-Strom kommen 90 Prozent aus dem österreichischen<br />

Wasserkraftwerk Ybbs an der Donau. Tarif „Naturstrom Anti-AKW“, Kosten: 7,80 Euro/Monat<br />

und 18,75 Cent/kWh. Infos: (0211) 779 00 -444, www.naturstrom.de<br />

Lichtblick: größter unabhängiger Ökostromversorger <strong>Deutschlands</strong> (210. 000 Kunden).<br />

1998 gegründet. Strommix 2005: die gesetzlichen zehn Prozent EEG-Strom, 76 Prozent Wasserkraft,<br />

14 Prozent Biomasse (Kraft-Wärme-Kopplung). Kosten: 6,90 Euro/Monat und 18,50<br />

Cent/kWh. Infos: (0180) 266 06 60 und www.lichtblick.de<br />

EWS – Elektrizitätswerke Schönau: früher „ganz normaler“ Stromanbieter, 1997 von<br />

Schönauer Bürgern übernommen. (750 Gesellschafter, 36.000 Kunden). Strommix 2005:<br />

20 Prozent Erdgas (Kraft-Wärme-Kopplung), 70 Prozent Wasserkraft, zehn Prozent EEG-<br />

Strom. Kosten: 5,75 Euro/Monat, 19,40 Cent je KWh. Infos: (07673) 888 50,<br />

www.ews-schoenau.de<br />

Greenpeace-Energy: Ende der 90er-Jahre gegründet und genossenschaftlich organisiert.<br />

Strommix 2005: 63 Prozent Wasserkraft, 24 Prozent Erdgas (Kraft-Wärme-Kopplung), 0,8 Prozent<br />

Sonne, 0,5 Prozent Wind und 0,2 Prozent Biomasse. Dazu elf Prozent EEG-Strom, Kosten:<br />

7,85 Euro/Monat, 18,90 Cent/kWh. Infos: (040) 80 81 10 -330, www.greenpeace-energy.de<br />

Die Realität ist anders: Einer Umfrage der Zeitschrift<br />

Energie & Markt zufolge, bezogen Ende 2004<br />

gerade mal 550.000 Haushalte und knapp 40.000<br />

Firmen grünen Strom. Fünf Jahre nach der Liberalisierung<br />

haben damit nur 0,5 Prozent aller Verbraucher<br />

von ihrem Recht, die Umwelt zu schonen, Gebrauch<br />

gemacht. Lichtblick prognostizierte für sein<br />

erstes Geschäftsjahr 200.000 Kunden. Immerhin<br />

gelang es dem in Hamburg ansässigen Unternehmen<br />

2006, seine Kundenzahl von 181.000 Kunden<br />

auf 210.000 zu erhöhen. Gero Lücking von Lichtblick:<br />

„Tatsächlich klafft eine große Lücke zwischen<br />

den Absichtserklärungen und deren Umsetzung.“<br />

Die Elektrizitätswerke Schönau (EWS), Greenpeace<br />

Energy, Lichtblick oder Naturstrom – Öko-<br />

strom von diesen Anbietern fördert alternative Energiequellen<br />

zusätzlich. Lücking: „Außer dem vom<br />

Gesetzgeber festgelegten Anteil wird unser Strom<br />

nicht über das Erneuerbare-Energien-Gesetz finanziert.“<br />

So kauft Greenpeace Energy Solarstrom aus<br />

Österreich und unterstützt den Bau neuer Solaranlagen<br />

zusätzlich zu denen, die in Deutschland nach<br />

dem Erneuerbare-Energien-Gesetz gefördert werden.<br />

Und nur neue Anlagen unterstützen eine wirkliche<br />

Energiewende.<br />

Allerdings machen die alten Platzhirsche den<br />

Ökostromern ziemlich zu schaffen – mit ihren Ökotarifen.<br />

Vattenfall hat mit seinem Ökolabel „newpower“<br />

in Hamburg 1.900 Kunden, „Ökopur“ beziehen<br />

in Berlin 9.300 Haushalte. Die Stadtwerke<br />

München erreichen mit 6.300 Öko-Kunden sogar<br />

mehr als im Bundesdurchschnitt. „Die Etablierten<br />

investieren aber nicht so konsequent in neue Anlagen<br />

wie wir“, sagt Jan Haase von Greenpeace Energy.<br />

Das Geld landet in derselben Kasse wie das für<br />

ihre Kohle- und Atomkraft und sie investieren – statt<br />

in Windräder – in neue fossile Kraftwerke. Kaum<br />

verwunderlich: Die Renditemöglichkeiten von Kohle-<br />

und Atomstrom bleiben hoch.c NICK REIMER<br />

SEITE 10 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>


BUNDESGARTENSCHAU<br />

Das Wunder von Ronneburg<br />

Wo einst der Rohstoff für Atombomben abgebaut wurde, steht heute ein Blütenmeer<br />

bIn Ronneburg bei Gera geschieht am 27. April<br />

ein Wunder. An diesem Tag nämlich öffnen sich<br />

in der kleinen ostthüringer Gemeinde die Tore zur<br />

diesjährigen Bundesgartenschau. Dabei ist es noch<br />

gar nicht so lange her, dass dort, wo man ab Mai<br />

wahlweise in Rhododendren- oder Tulpenmeere<br />

eintauchen kann, nichts anderes als Abraumhalden<br />

wuchsen. In gigantischen Tagebauen grub sich die<br />

„Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft Wismut“<br />

in die Erde. Jeder Geigerzähler reagierte hier: Uran<br />

hieß der Schatz der Sowjets. Das weiche, silberweiße<br />

Metall ist der Stoff, aus dem Atombomben<br />

ihre Zerstörungskraft beziehen.<br />

Der Abwurf amerikanischer Atombomben auf<br />

Japan hatte die Sowjetunion 1945 in strategischen<br />

Zugzwang gebracht. Die Nazis hatten noch vor ihrem<br />

Krieg im Erzgebirge nach Uran schürfen lassen<br />

– und allerlei Lagerstätten lokalisiert. Mit unglaublicher<br />

Geschwindigkeit erkundeten nach dem Krieg<br />

die Sieger nun diese Hinterlassenschaften – zuerst<br />

im Erzgebirge, dann auch in der Sächsischen<br />

Schweiz und im Ronneburger Land. Die Such- und<br />

Erkundungsflächen wuchsen auf rund 50.000 Quadratkilometer.<br />

27 Uranlagerstätten wurden schließlich<br />

aufgefunden und ausgebeutet – ohne Rücksicht<br />

auf Mensch oder Umwelt.<br />

Am Anfang zwangsverpflichtet, später mit großzügigen<br />

Privilegien ausgestattet – fast ein halbes<br />

Jahrhundert lang holten Bergleute in den Gruben<br />

um Aue, Schlema und Ronneburg Uranerz aus der<br />

Erde. Nicht selten waren die Arbeiter im Glauben,<br />

dadurch das atomare Gleichgewicht zwischen der<br />

Sowjetunion und den USA aufrechtzuerhalten und<br />

so den Frieden zu schützen. Die Arbeit war extrem<br />

hart und gefährdete wegen der radioaktiven Strah-<br />

lung die Gesundheit der Kumpel. Bis 1990 gab es<br />

unter den Bergarbeitern 7.163 Tote allein durch Lungenkrebs<br />

– die Zahl steigt noch immer.<br />

Bis 1955 wurden die Strahlengefahren einfach<br />

geleugnet. Dabei wurden in den Wismut-Minen<br />

1955 im Schnitt 100.000 radioaktive Zerfälle pro<br />

Kubikmeter Luft und Sekunde gemessen. Spitzenwerte<br />

reichten gar bis 1,5 Millionen.<br />

Insgesamt 220.000 Tonnen Uran förderten so<br />

die Kumpel bis zur Auflösung der Wismut AG zum<br />

Jahresende 1991. Die Ronneburger Lagerstätten erwiesen<br />

sich dabei als die bedeutendsten. Bis 1990<br />

förderte die Wismut hier 113.000 Tonnen Uran. Dazu<br />

waren im Ronneburger Revier 2.926 Kilometer<br />

Strecken untertage notwendig; Schächte auf einer<br />

Gesamtfläche von 74 Quadratkilometern, Tagebaue,<br />

riesige Abraumhalden, die lange als Wahrzeichen<br />

der Region galten.<br />

Mit der Wende kam das bereits von der DDR<br />

geplante Ende des Uranerzabbaus. Nicht aber das<br />

Ende der Wismut: Als bundeseigene GmbH mit Sitz<br />

im Chemnitz ist sie für ein gigantisches Sanierungsprogramm<br />

verantwortlich. 6,2 Milliarden Euro werden<br />

die Hinterlassenschaften den Steuerzahler kosten:<br />

Es gilt unter anderem 311 Millionen Kubikmeter<br />

THEMA<br />

Haldenmaterial und 160 Millionen Kubikmeter radioaktive<br />

Schlämme zu beseitigen. Die Sanierung gilt<br />

als das größte Umweltprojekt, dass je in Deutschland<br />

realisiert wurde. Laut Bundeswirtschaftsministerium<br />

sind zwei Drittel der Arbeiten geschafft.<br />

Zum Beispiel die Abraumhalden in der ostthüringer<br />

Landschaft. Hier hatte die Wismut in sechs Bergwerken<br />

und mehreren Tagebauen radioaktives Material<br />

abgebaut – und den Abraum zu gigantischen<br />

Halden aufgetürmt. Diese sind verschwunden - eine<br />

„neue Landschaft“ ist entstanden.<br />

Und genau so heißt auch das Motto eines Teils<br />

der Bundesgartenschau <strong>2007</strong>: „Neue Landschaft<br />

Ronneburg“. Wer ein Wunder erleben möchte, der<br />

muss ins einstige Wismut-Land fahren.c N. REIMER<br />

I Teil 1 der BUGA: Hofwiesenpark in Gera. I Teil 2 der BUGA: Holzbrücke in Ronneburg.<br />

Bundesgartenschau <strong>2007</strong><br />

www.buga<strong>2007</strong>.de<br />

Der Hofwiesenpark Gera ist neben der<br />

„Neuen Landschaft Ronneburg“ der zweite<br />

Ausstellungsbereich der BUGA <strong>2007</strong>. Im<br />

Kontrast zur Weite in Ronneburg soll er<br />

Nähe zur Stadt und neue Möglichkeiten,<br />

Natur hautnah zu erleben, bieten. Durch<br />

die BUGA werden die ehemaligen Hofwiesen<br />

zu einem Stadtpark mit weiten Grünflächen<br />

und sanften Konturen am Ufer der<br />

Weißen Elster. 171 Tage – 27. April bis 14.<br />

Oktober – kann man dann auf dem Hofwiesenboulevard<br />

schlendern.<br />

Gesamtfläche: ca. 800 Hektar<br />

Ausstellungsfläche: ca. 90 Hektar<br />

Dauerkarten:<br />

80 Euro für Erwachsene,<br />

65 ermäßigt, 30 für Kinder<br />

1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 11<br />

SERVICE<br />

a<br />

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THEMA<br />

TECHNOLOGIETRANSFER<br />

Keine Patente für den Klimaschutz<br />

Entwicklungsländer fordern kostenlos moderne Energietechnik aus dem Norden<br />

bBundesumweltminister Sigmar Gabriel<br />

wird im Mai voraussichtlich die UN-Welt-Klimakonferenz<br />

in Bonn eröffnen. Im letzten Mai hat<br />

er das auch schon getan. Allerdings nahm damals<br />

kaum jemand davon Notiz.<br />

Ganz anders die UN-Weltklimakonferenz im<br />

Herbst 2006: „660 Journalisten haben aus Nairobi<br />

berichtet, wir hatten mit 200 gerechnet“,<br />

sagt John Hay, Sprecher des UN-Klimasekretariats.<br />

Eine Klimakonferenz<br />

im Frühjahr, eine Klimakonferenz im<br />

Herbst – schon seit Jahren trifft sich<br />

die Weltklimadiplomatie zweimal<br />

pro Jahr. „Die Frühjahrstagung wird<br />

aber komischerweise immer unterschätzt“,<br />

sagt John Hay, Sprecher<br />

des UN-Klimasekretariats. Diese Behörde<br />

hat ihren Sitz in Bonn. Deshalb<br />

wird hier jährlich im Frühjahr<br />

zwei Wochen lang getagt.<br />

Vielleicht liegt das mediale Desinteresse<br />

ja auch daran, dass nach<br />

Bonn „nur“ die Umweltdiplomaten<br />

kommen. Zum Herbstgipfel reisen<br />

auch Staatschefs, Nobelpreisträger<br />

und Wirtschaftsbosse. Zum Beispiel<br />

die Klimakonferenz 2006 in Nairobi:<br />

Natürlich ließ es sich der damalige<br />

UN-Generalsekretär Kofi Annan<br />

nicht nehmen, die Eröffnungsrede<br />

zu halten. Und wahrscheinlich wird<br />

es sich der neue UN-Generalsekretär<br />

Ban Ki-Moon nicht nehmen lassen,<br />

in Bali die diesjährige Herbsttagung<br />

zu eröffnen. In Bonn spricht<br />

Yvo de Boer, Chef des UN-Klimasekretariats.<br />

Notiz wird wieder keiner<br />

nehmen. „Dabei werden hier wichtige<br />

Fragen beraten“, so Hay.<br />

Zum Beispiel der Schrecken von RWE, Enercon<br />

und Co.: Die Entwicklungsländer haben in<br />

Nairobi die Industriestaaten zur Herausgabe ihres<br />

technologischen Knowhows gefordert. „Es<br />

kann doch nicht sein, dass uns die Industriestaaten<br />

zuerst das Klimaproblem exportieren,<br />

um uns nun ihre Windräder zu exportieren“,<br />

begründet ein G77-Vertreter. Nein, man wolle<br />

selbst von der Wertschöpfung profitieren. „Es<br />

ist schon deshalb sinnvoll, Programme für er-<br />

neuerbare Energien in Afrika aufzulegen, weil<br />

dadurch Arbeitsplätze in Deutschland entstehen“,<br />

hatte der SPD-Abgeordnete Axel Berg in<br />

Nairobi erklärt. Genau darum geht es den G77:<br />

Nicht mehr Objekt des technologischen Klimaschutzes<br />

zu sein, sondern Subjekt zu werden.<br />

Dazu allerdings bräuchten sie die Technologie.<br />

Die Industriestaaten sollen Geld in einen Fond<br />

I Entwicklungsländer wollen deutsche Windräder kostenlos.<br />

zahlen, um dann in ihren Ländern die Patente<br />

für moderne Energieanlagen von Enercon, AEG<br />

oder Conergy aufzukaufen. Diese Patente sollten<br />

dann kostenlos zur Verfügung gestellt werde.<br />

Derart, so die G77, würden die Schwellen-<br />

und Entwicklungsländer automatisch auf grüne<br />

Technik umstellen – und so das Klima retten.<br />

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel nennt<br />

diese Forderung „in Zeiten des globalen Kapitalismus<br />

eine aberwitzige Idee“. Er präferiert statt<br />

dessen ein 80 Millionen Euro teures EU-Risikokapitalprogramm.<br />

Das soll künftig Kleinkredite<br />

absichern, etwa für den Bau eines Windrades in<br />

Afrika. Die Banken scheuen bisher solche Mittelvergabe,<br />

weil sie das Ausfallrisiko für zu groß<br />

halten. Die 80 Millionen Euro Risikomittel sollen<br />

Kredite in Höhe von einer Milliarde Euro absichern.<br />

Aber genau das macht die Afrikaner so misstrauisch:<br />

Deutsche Arbeitskräfte, die mit deutschen<br />

Krediten finanzierte deutsche Windräder<br />

bauen. „Moralisch“, sagt Christoph Bals, Geschäftsführer<br />

von Germanwatch, „hat diese Argumentation<br />

natürlich etwas für sich. Das ist<br />

aber eine moralisch-ökonomisch-politische Frage.“<br />

Schließlich sei es ebenso unmoralisch, geistiges<br />

Kapital von Unternehmern zu enteignen.<br />

Germanwatch hält dagegen ein anderes Modell<br />

für überlegenswert: Die reichen Industriestaaten<br />

könnten einen Lizenzfond<br />

gründen, der die Gestattungsproduktion<br />

finanziert. Vor Ort<br />

könnte China dann „in deutscher Lizenz“<br />

Windräder bauen, die Lizenzkosten<br />

kämen aus dem Fond.<br />

Allerdings fürchten deutsche Firmen<br />

gerade China: Binnen drei Jahren<br />

ist das eigene Produkt kopiert<br />

und unter anderem Namen auf den<br />

Markt gebracht. Billiger produzieren<br />

kann China sowieso, der deutsche<br />

Lizenzgeber stünde ziemlich<br />

schnell vor dem Bankrott. „Es muss<br />

deshalb in den kommenden Verhandlungen<br />

darum gehen, Spielregeln<br />

zu finden, die das verhindern“,<br />

sagt Bals.<br />

Auch er hat keine Idee, wie diese<br />

Regeln aussehen könnten. „Aber bei<br />

den Zukunftsverhandlungen wird<br />

die Frage des Technologietransfers<br />

besonders für die erstarkten<br />

Schwellenländer eine zentrale Rolle<br />

spielen.“ Und die haben beste Argumente:<br />

Nach den neuesten Emissionszahlen<br />

liegt der weltweite Ausstoß<br />

von Klimakillern heute 28 Prozent<br />

über dem vom Kyotobasisjahr<br />

1990. Und während die Industriestaaten<br />

wenigstens versuchen, ihre Emissionen<br />

zu vermindern, explodieren sie nahezu in den<br />

Schwellenländern. Es wird also hoch hergehen,<br />

auf der Klimakonferenz in Bonn.c NICK REIMER<br />

Anfang Februar erschien der UN-Bericht „Climate Chance<br />

<strong>2007</strong>“ zu Stand, Prognose und Gefahren der steigenden<br />

Erderwärmung. Zusammenfassung unter: www.awi.de<br />

SEITE 12 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>


BLICK ZUM NACHBARN<br />

Die „doe-het-zelf“-Hotels<br />

Die Naturfreunde und ihre Häuser in den Niederlanden<br />

bBei unseren Nachbarn heißen Naturfreunde<br />

„Natuurvrienden“. 1924 gründeten die Niederländer<br />

ihren Naturfreunde-Verband, seit 1959 heißt<br />

er „Nederlands Instituut voor Volksontwikkeling<br />

en Natuurvriendenwerk“. Heute hat der Verband<br />

etwa 40.000 Mitglieder, 15 Naturfreundehäuser<br />

und neun Campingplätze.<br />

Nach der Befreiung von den Deutschen<br />

spielten – wie schon vor dem Krieg – die Arbeiter-Abendschulen<br />

eine wichtige Rolle. 1953/54 erreichte<br />

die Teilnehmerinnen- und Teilnehmerzahl<br />

den Rekord von etwa 4.000 Personen. Ab den<br />

80er Jahren boten die Naturfreunde eine breite<br />

Palette von „Kulturreisen“ an.<br />

Vor allem im Jugendbereich (NIVON Jeugd en<br />

Jongeren) kamen neben Arbeiterkindern zunehmend<br />

auch andere gesellschaftlich und sozial engagierte<br />

Jugendliche zum Verband. Heute wird<br />

nur noch die Abkürzung NIVON (sprich: Niefonn)<br />

verwendet, die längst als „das NIVON“ ein Eigenleben<br />

entwickelt hat.<br />

Die Organisation möchte Freiräume schaffen,<br />

in denen Menschen gemeinsam mehr erreichen<br />

können. Der Verband betont seine Offenheit gegenüber<br />

„Jugendlichen, Senioren, Alleinstehenden,<br />

Familien, Menschen mit Migrationshintergrund<br />

und Einheimischen, Naturfreunden und<br />

Menschenfreunden.“ Freiräume können Reisen,<br />

thematische Aktivitäten wie Survivaltouren für Jugendliche<br />

oder Wochenenden für Alleinerziehende<br />

sein, Aktivitäten in Naturfreundehäusern oder<br />

die Erarbeitung von Fernwanderwegen („Lange-<br />

Afstands-Wandelingen“).<br />

16 der insgesamt 40 „Lange-Afstands-Wandelingen“<br />

in der Niederlanden wurden von NIVON<br />

I Ehrenamt und Abenteuerferien für Jugendliche – auch zu NIVON gehört beides.<br />

erarbeitet. Diese mehrtägigen Wanderrouten verlaufen<br />

zum Teil im deutsch-niederländischen<br />

Grenzgebiet wie der Naoberpad oder der Maas-<br />

Swalm-Nette-Pad. Der bekannteste Fernwanderweg<br />

der Niederlande ist aber der ebenfalls vom<br />

NIVON erarbeitete Pieterpad, der auf 480 Kilometern<br />

von Pieterburen ganz im Norden des Landes<br />

bis zum Sint Pietersberg in Maastricht ganz im Süden<br />

des Landes führt. Insgesamt ermöglichen die<br />

Fernwanderwege auf 7.000 Kilometern die Entde-<br />

THEMA<br />

ckung der abwechslungsreichen Landschaften unseres<br />

nordwestlichen Nachbarlandes.<br />

Legendär ist das jährliche Pfingstcamp. NIVON<br />

beschreibt dessen Geheimnis so: „Hier gibt es eine<br />

Atmosphäre von Gemeinschaft und Hilfsbereitschaft<br />

ohne auferlegten Gruppenzwang. Man<br />

teilt den Genuss des Kontaktes zur Natur miteinander<br />

unter Nutzung einiger praktischer Erleichterungen,<br />

aber mit der angenehmen Abwesenheit<br />

von überflüssigem Luxus. Man weiß voneinander,<br />

dass man sensibel für gesellschaftliche Ungerechtigkeiten<br />

ist und dass man mit seinem Engagement<br />

im Leben auch etwas erreichen möchte.“<br />

Die 15 Naturfreundehäuser sind über das gesamte<br />

Land verteilt, liegen also genauso an der Küste<br />

ebenso wie in den reizvollen Heidelandschaften<br />

des Binnenlandes. Auf jeden Fall in einer fahrradfreundlichen<br />

Umgebung. Gemeinsam mit den niederländischen<br />

Jugendherbergen ermöglichen sie<br />

mehrtägige Fahrradtouren von Haus zu Haus. Mehrere<br />

Naturfreundehäuser eignen sich auch hervorragend<br />

als Ausgangspunkt für Kanutouren.<br />

Die niederländischen Naturfreundehäuser<br />

richten sich sowohl an Gruppen als auch an Einzelpersonen.<br />

Sie tragen Ortsbezeichnungen (z.B.<br />

Natuurvriendenhuis Allardsoog), Landschaftsbezeichnungen<br />

(Het Zeehuis – Das Haus am Meer),<br />

Namen verdienter Linker (Koos Vorrink) sowie regionaltypische<br />

(Den Broam) oder gar poetische<br />

Namen (Morgenrood).<br />

Die Naturfreundehäuser vermarkten sich als<br />

‚doe-het-zelf‘-hotels (Hotels, in denen man sich<br />

selbst versorgt). Ankommende Gäste werden bei<br />

der Ankunft von einem oder einer Ehrenamtlichen<br />

empfangen und nutzen das Haus dann<br />

in Selbstversorgung. Die gängige Unterbringung<br />

sind Doppelzimmer mit Waschbecken. Alle Häuser<br />

sind grundsätzlich Nichtraucherhäuser – mit<br />

Ausnahme von gesonderten Raucherzimmern, sofern<br />

vor Ort möglich. Einige der Häuser verfügen<br />

über eine sehr professionelle Küchenausstattung,<br />

die sowohl Radtouristen als auch große Gruppen<br />

glücklich macht und für einige Gäste das erste<br />

Kocherlebnis in einer „richtigen“ Großküche ermöglicht.<br />

Die Nivon-Campingplätze gehören überwiegend<br />

zum Netzwerk der insgesamt 150 niederländischen<br />

Naturcampingplätze und liegen meist am<br />

Waldrand und oft direkt an einem Naturfreundehaus.<br />

Außerdem verfügt NIVON über drei große<br />

Familiencampingplätze. Für Mitglieder gibt es in<br />

allen Übernachtungsstätten des Verbandes eine<br />

Ermäßigung von 25 Prozent.c ANSGAR DRÜCKER<br />

NATURFREUNDEJUGEND DEUTSCHLANDS<br />

Weitere Informationen<br />

Die Organisation: www.nivon.nl<br />

Die Jugendorganisation: www.nivonjong.nl<br />

Niederländische Naturcampingplätze:<br />

www.natuurkampeerterreinen.nl<br />

1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 13


THEMA<br />

BERGSICHERHEIT<br />

Der Verwechslungsfehler<br />

Materialsicherheit im Bergsport ist Hersteller- und Ausbilderpflicht<br />

b„Endlich stabile Materialschlaufen.“ So lautete<br />

die Überschrift eines Berichtes über Klettergeschirre<br />

in bergundsteigen 1/06, der in Innsbruck<br />

erscheinenden Zeitschrift für Risikomanagement<br />

im Bergsport. Es ist sicher eine großartige Ver-<br />

besserung unserer Klettergurte, wenn die Materialschlaufen<br />

nun eigentlich „reißfest“ sind. Aber:<br />

Machen das alle Hersteller? Wird die erhöhte Festigkeit<br />

der Materialschlaufen in die Norm aufgenommen?<br />

Kaufen sich alle Bergsteiger und Kletterer<br />

deshalb neue Gurte? Wohl kaum!<br />

Erfahrungsgemäß verwendet man seinen<br />

Klettergurt fünf bis zehn Jahre lang, je nach dem,<br />

wie intensiv man ihn gebraucht. In einzelnen<br />

Fällen sicher sogar noch länger. Deshalb wird<br />

die Gefahr sich an einer Materialschlaufe abzuseilen<br />

nicht allzu schnell beseitigt sein.<br />

Verwechslungsfehler unserer Ausrüstung<br />

führten in der Vergangenheit immer wieder zu<br />

Unfällen und werden wahrscheinlich auch in Zu-<br />

I Die Anseilschlaufen der Klettergurte könnten – so schlägt Bundesausbildungsleiter Günther<br />

Leicht vor – so aussehen wie die Sicherheitsgriffe an einem Fallschirm.<br />

kunft nicht ganz auszuschließen sein. Ein guter<br />

Lesetipp hierzu sind die beiden Bände „Sicherheit<br />

und Risiko in Fels und Eis“ von Pit Schubert<br />

(Band I, Seite 95/96 und Band II, Seiten<br />

207/216).<br />

Verwechslungsfehler<br />

sind keine Blackouts<br />

Beim Einrichten von Abseilstellen ist es schon<br />

vorgekommen, dass das Seil statt in den Abseil-<br />

I Brenta-Klettersteig: Wer in die Berge geht, braucht sichere Ausrüstung und Ausbildung.<br />

haken in den Selbstsicherungskarabiner gefädelt<br />

und dann zusammen mit der Selbstsicherung<br />

ausgehängt wurde. Ebenso passiert es immer<br />

wieder beim Umbauen am Top, dass das Seil<br />

nicht in die Umlenkung sondern in den Selbstsicherungskarabiner<br />

eingefädelt wird.<br />

Auch wenn diese Unfallursache von Kletterern<br />

oft als „Blackout“ bezeichnet wird, ist und<br />

bleibt es schlicht und ergreifend ein Verwechslungsfehler.<br />

Der Begriff „Blackout“ gefällt mir<br />

in diesem Zusammenhang ganz und gar nicht.<br />

Denn er verschleiert die eigentliche Unfallursache<br />

und stellt sie als unabwendbares Ereignis<br />

dar. Ja, er dient unter Umständen sogar als Entschuldigung<br />

für gemachte Fehler.<br />

I Farbige Karabiner helfen, die Verwechslungsgefahr<br />

zu verringern.<br />

Viele Unfälle beruhen auf einfachen Verwechslungsfehlern.<br />

Immer da, wo mindestens<br />

zwei Partner unterwegs sind, versuchen wir<br />

dieses Unfallrisiko durch Sicherheitsstandards<br />

und Maßnahmen wie „Partnercheck“ und „Seilkommandos“<br />

so weit wie möglich auszuschließen.<br />

Aber wer überprüft uns, wenn wir alleine<br />

an der Abseilstelle stehen, einen Stand einrichten<br />

oder am Top umbauen?<br />

Ich persönlich habe mir aufgrund einiger<br />

Schlüsselerlebnisse, bei denen ich einfach nur<br />

Glück hatte, angewöhnt, vor jeder Belastung der<br />

Sicherungskette immer eine zweite Sichtkontrolle<br />

und einen Belastungstest, zum Beispiel durch<br />

Selbstzug, durchzuführen.<br />

Auch Profis haben zuweilen ein mulmiges Gefühl,<br />

wenn sie sich vor dem Ablassen ins Seil setzen.<br />

Dann erfolgt immer der kritische Blick zum<br />

Anseilknoten nach dem Motto „Ist da auch alles<br />

SEITE 14 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>


ichtig?“ Und das, obwohl sicher schon am Einstieg<br />

kontrolliert wurde und jederzeit eine ungewollte<br />

Sturzbelastung hätte auftreten können.<br />

Farbcodierung der Ausrüstung<br />

für die Sicherheit<br />

Wir sollten viel häufiger auffallende Farben bei<br />

unserer Ausrüstung verwenden. Im Alltag begegnen<br />

uns ständig auffällige Farben, die auf sicherheitsrelevante<br />

Dinge hinweisen: Feuerlöscher<br />

sind rot, Fluchtwege grün, Erste-Hilfe-Kits und<br />

Biwaksäcke rot. Bergbekleidung hat oft leuchtende<br />

Farben und Stolpertreppen sind in Leuchtgelb<br />

markiert. In Autos, Flugzeugen und bei der<br />

Bahn sind alle Sicherheitshebel und Schalter<br />

I Die Gruppe gibt zusätzlich Sicherheit.<br />

rot oder gelb gekennzeichnet. Bei unserer Kletterausrüstung<br />

vermisse ich diese durchgehende<br />

farbige Sicherheitskennzeichnung.<br />

Beim Betrachten der Kataloge namhafter Hersteller<br />

von Bergausrüstung stößt man fast ausschließlich<br />

auf einheitliches Schwarz oder Grau<br />

bei den Anseilschlaufen. Sie heben sich also<br />

farblich nicht von den Materialschlaufen ab.<br />

Wenn der Sitzgurt nun etwas verrutscht ist und<br />

ein geeigneter Karabiner deshalb mit der Materialschlaufe<br />

nach vorne wandert, ist der nächste<br />

Unfall vorprogrammiert.<br />

Einige wenige, aber wichtige Ausrüstungsdetails<br />

sollten deshalb immer in einer auffälligen<br />

Farbe, am besten rot, gefertigt werden. Die Anseilschlaufe<br />

der Hüftgurte gehört unbedingt dazu.<br />

Ich würde es begrüßen, wenn die Hersteller<br />

bei ihrem Produktdesign dies in Zukunft berücksichtigen<br />

könnten und sich im Laufe der Zeit eine<br />

einheitliche Sicherheitsfarbe durchsetzt.<br />

Die Alpinausbildung sollte einen<br />

größeren Beitrag leisten<br />

Auch in der Alpinausbildung kann noch ein Beitrag<br />

geleistet werden. Wir sollten Wert darauf legen,<br />

für bestimmte Sicherungstätigkeiten eine auffällige<br />

Farbe zu verwenden. Hier gibt es ja bereits<br />

ein farbenprächtiges Angebot auf dem Markt. Die<br />

häufig verwendete Selbstsicherungsschlinge und<br />

der Selbstsicherungskarabiner gehören ebenso<br />

dazu wie Sicherungsgeräte und so genannte safelock-Karabiner.<br />

Ein farbiger Karabiner, am besten<br />

in rot, kann kaum mit einem silbernen Umlenk-<br />

KLETTERG’SCHIRR<br />

Material: Normanforderungen<br />

Aus der Fachzeitschrift »bergundsteigen«<br />

THEMA<br />

karabiner am Top verwechselt werden.<br />

Alle alpin ausbildenden Verbände könnten<br />

dies als weiteren Standard in der Ausbildung<br />

übernehmen. Schließlich sind wir Bergsteiger<br />

und Kletterer in den letzten Jahrzehnten sowieso<br />

schon ein farbenprächtiges Volk geworden. Warum<br />

dann die Farben nicht dazu nutzen, um die<br />

Sicherheit zu erhöhen und die Risiken für uns<br />

selbst, alle die mit uns klettern und diejenigen,<br />

die wir ausbilden, zu reduzieren?c<br />

GÜNTHER LEICHT<br />

BUNDESAUSBILDUNGSLEITER FACHGRUPPE BERGSTEIGEN<br />

Anseilgurte gelten hinsichtlich ihrer Festigkeit als ausgereift. Eher reißt es einen stürzenden<br />

Kletterer in Stücke, als dass ein normgerechter Anseilgurt reißt. Nur unter ganz bestimmten<br />

Bedingungen kann es noch zu einem Bruch kommen. Mit Kenntnis der Normanforderungen<br />

wird dies verständlicher.<br />

a Die Gurtbreite muss dort, wo der Gurt beim Hängen mit dem Körper in Berührung steht,<br />

eine Mindestbreite von 43 mm (Kleinkörpergrößen 33 mm) bei tragenden Gurten aufweisen,<br />

um nicht allzu sehr einzuschneiden. Bei Schultergurten mindestens 28 mm (Kleinkörpergrößen<br />

23 mm). Denn längeres Hängen ist nach wie vor schmerzhaft, bewusstloses<br />

Hängen sehr gefährlich.<br />

a Die Mindestbruchkräfte für die verschiedenen Gurttypen und die verschiedenen Sturzzugrichtungen<br />

- Kopf oben und kopfüber - betragen für Normalgrößen 15 Kilonewton (kN)<br />

und für Kleinkörpergurte 10 kN. Dies ist ausreichend, auch für Vielfachbelastungen wie sie<br />

beim Sportklettern üblich sind. Die Maximalbelastung, die beim größtmöglichen Sturz und<br />

bei ungünstigsten Bedingungen auftreten kann, liegt in der Größenordnung von 7 kN, für<br />

Kleinkörpergrößen von 4 kN, bei Sportkletterstürzen nur in der Größenordnung von 4,5<br />

kN, für Kleinkörpergrößen von 3 kN.<br />

a Auch der Bauchgurt, einschließlich seiner Schnalle oder anderer Verbindungen, wird geprüft.<br />

Dabei darf an den Schnallen kein größerer Schlupf auftreten als 20 mm. Bei Stürzen in der<br />

Praxis liegt der Schlupf bei wenigen Millimetern, wenn überhaupt einer auftritt. Bei Belastungen<br />

wie bei der Prüfung wäre der Kletterer auf der Stelle tot oder querschnittsgelähmt.<br />

a Die UIAA verlangt zusätzlich, dass mindestens 50 Prozent der Nähte an sichtbaren lasttragenden<br />

Teilen eine Kontrastfarbe zur Bandfarbe aufweisen müssen, um eine möglicherweise<br />

auftretende Aufscheuerung leichter sichtbar zu machen. Bis dato ist kein Nahtbruch<br />

durch Aufscheuerung bekannt geworden.<br />

a Alle Schlaufen, die vom Hersteller zum Abseilen vorgesehen sind (Gebrauchsanleitung!),<br />

müssen auch einer Mindestbruchkraft von 15 kN widerstehen. In der Regel ist dies die zentrale<br />

Schlaufe, die auch zum Anseilen vorgesehen ist.<br />

a Für die Materialschlaufen gibt es keine Normanforderungen; folglich werden diese auch<br />

nicht geprüft. Schließlich müssen sie nur ein paar Expressschlingen,<br />

Klemmkeile, Klemmgeräte und Sonstiges halten. Ihre Bruchkraft<br />

ist in der Regel auffallend gering. Genügend Unfälle aufgrund<br />

von Verwechslung mit der Anseilschlaufe sind allerdings<br />

bekannt. c QUELLE: MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG DER ZEITSCHRIFT<br />

BERGUNDSTEIGEN, AUSGABE 1-2006 , S. 72-76 VON PIT SCHUBERT.<br />

Empfehlung der Fachgruppe Bergsteigen<br />

Aus Sicht der Bundesfachgruppe ist die beste derzeit erhältliche Fachzeitschrift<br />

für Bergsteiger die Zeitschrift „bergundsteigen – Zeitschrift für Risikomanagement<br />

im Bergsport“. Sie erscheint 4x jährlich. Bezug: Österreichischer Alpenverein,<br />

Wilhelm-Greil-Str. 15, A-6010 Innsbruck, Telefon ++43 (0) 512 / 595 47-30, bergundsteigen@alpenverein.at,<br />

www.bergundsteigen.at<br />

1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 15


NATURFREUNDE AKTIV<br />

AUS- UND SPORTBILDUNG<br />

Ausbildungstermine<br />

4.3.<strong>2007</strong> Schneesport<br />

Deutsche Ski- & Snowboard-<br />

Meisterschaft<br />

Ort: Sudelfeld<br />

2.-4.3.<strong>2007</strong> Schneesport<br />

FÜL Skihochtouren Teil I<br />

Ort: Obertauern<br />

2.-4.3.<strong>2007</strong> Berge<br />

Variantenführer Aufbaulehrgang<br />

(Freeride-Führer) + FÜL Fortbildung<br />

Variantenführer und Skihochtouren<br />

Ort: Obertauern<br />

8.-11.3.<strong>2007</strong> Berge<br />

FÜL Sportklettern, Lehrgang I,<br />

künstliche Kletteranlagen<br />

Ort: München<br />

10.-12.3.<strong>2007</strong> Schneesport<br />

Aufbaulehrgang alpin Oberstufe<br />

Ort: Stubai<br />

16.-18.3.<strong>2007</strong> Berge<br />

Nordic Walking Grundschulung<br />

Ort: Eichstätt<br />

16.-18.03.<strong>2007</strong> Wassersport<br />

Kälte beim Kajakfahren<br />

Ort: Murgtal<br />

24.-25.3.<strong>2007</strong> Schneesport<br />

Regionalschulung II ÜL Ober-/<br />

Grundstufe Alpin+Snowboard<br />

Ort: Stubai<br />

Anmeldung: LV Bayern Süd<br />

Aus- und<br />

Sportbildung<br />

Die Ausbildung ist<br />

vielseitig geworden<br />

Die Produktpalette im Bereich Bergsteigen<br />

wird immer größer und vielseitiger. Die Abnahme<br />

der Kletterscheinprüfung ist gut angenommen<br />

worden.<br />

Ausbildungsstruktur<br />

Die Theorieausbildung wurde ganz von den<br />

Praxislehrgängen abgekoppelt und wird separat<br />

an einem verlängerten Wochenen-<br />

23.-25.3.<strong>2007</strong> Berge<br />

Nordic Walking Grundschulung<br />

(+ Fortbildung)<br />

Ort: Hessen<br />

23.-25.3.<strong>2007</strong> Wandern<br />

Der Hanseatenweg (lizenzerhaltendes<br />

Wanderleiter-Seminar)<br />

Ort: Info folgt<br />

Anmeldung: RV Nord<br />

31.3.-7.4.<strong>2007</strong> Berge<br />

FÜL Skihochtouren Teil II<br />

Ort: Jamtal<br />

31.3.-7.4.<strong>2007</strong> Berge<br />

Skihochtourenwoche<br />

Ort: Jamtal<br />

31.3.-7.4.<strong>2007</strong> Berge<br />

FÜL Sportklettern, Lehrgang II,<br />

Mittelgebirge<br />

Ort: Arco<br />

6.-14.4.<strong>2007</strong> Schneesport<br />

Grundstufenprüfung alpin, Engadin<br />

Ort: Engadin<br />

Anmeldung: LV NRW<br />

7.-15.4.<strong>2007</strong> Schneesport<br />

Prüfungslehrgang alpin +<br />

Snowboard Oberstufe<br />

Ort: Stubai<br />

7.-15.4.<strong>2007</strong> Schneesport<br />

Grundstufenprüfung Snowboard<br />

Ort: Stubai<br />

de durchgeführt. In drei Tagen werden alle<br />

Hauptthemen behandelt. Somit kann man<br />

sich bei den Aufbaulehrgängen ganz auf<br />

die Praxisausbildung konzentrieren. Diese<br />

Umstellung hat sich bereits bewährt.<br />

Die Ausbildung zum Fachübungsleiter<br />

Sportklettern ist künftig in zwei Teile gegliedert.<br />

Der Lehrgang I umfasst die Ausbildung<br />

an künstlichen Kletteranlagen und<br />

der Lehrgang II die Ausbildung im Mittelgebirge.<br />

Wir haben hier unter anderem auch<br />

auf die Anforderungen für den Schulbereich<br />

reagiert, wonach lediglich eine Qualifi<br />

kation an künstlichen Anlagen erforderlich<br />

ist.<br />

Die neuen Ausbildungsgänge<br />

1. Mountainbikeführer<br />

Neu ist eine Mountainbikeausbildung,<br />

die seit ca. drei Jahren durchgeführt<br />

wird. Dieser Ausbildungsweg umfasst<br />

einen Grundlehrgang mit sieben Tagen<br />

und zwei Aufbaulehrgänge mit jeweils<br />

4 Tagen. Inhalt dieses Lehrgangs<br />

ist Führungstechnik, Fahrtechnik und<br />

Radmechanik mit all den dazu gehörigen<br />

Themen.<br />

15.-19.4.<strong>2007</strong> Schneesport<br />

Prüfungslehrgang Schneesportlehrer<br />

Ort: Stubai<br />

20.-22.4.<strong>2007</strong> Wassersport<br />

Teil 1 Ausbildung Teamer Wassersport<br />

Ort: Info folgt<br />

20.-22.4.<strong>2007</strong> Wassersport<br />

Fortbildung Teamer Wassersport:<br />

Sicherheitstraining<br />

Ort: Info folgt<br />

19.-22.4.<strong>2007</strong> Berge<br />

Modul I, Basisseminar Seilgartentrainer<br />

Ort: Bad Reichenhall<br />

20.-22.4.<strong>2007</strong> Wandern<br />

Wanderleiter/-innen Grundausbildung<br />

Süd - Teil 1<br />

Ort: NFH Oberhof<br />

Anmeldung: LV Bayern<br />

20.-22.4.<strong>2007</strong> Berge<br />

FÜL-Fortbildung Outdoor-Medizin<br />

(fachübergreifend!!!)<br />

Ort: Weilheim<br />

3.-6.5.<strong>2007</strong> Berge<br />

Modul II, Aufbauseminar<br />

Seilgartentrainer<br />

Ort: Bad Reichenhall<br />

4.-6.5.<strong>2007</strong> Berge<br />

Nordic Walking Grundschulung +<br />

Trainerlehrgang<br />

11.-13.5.<strong>2007</strong> Wassersport<br />

Eskimorolle im Wildwasser<br />

Ort: Muotatal/Schweiz<br />

9.-16.6.<strong>2007</strong> Wandern<br />

Bundeswandertage +<br />

BundesRADwandertage<br />

Ort: Oberhof<br />

Für Auskunft & Anmeldung zu Qualifi kationen der Bundesfachgruppen [Berge,<br />

Schneesport, Wandern, Wassersport] ist die Bundesgeschäftsstelle der Natur-<br />

Freunde in Berlin zuständig: Christina Gohr · (030) 29 77 32 -60<br />

sport@naturfreunde.de · www.naturfreunde-outdoor.de<br />

Variantenführer<br />

Ebenfalls neu ist ein Lehrgang zum Variantenführer,<br />

der in zwei Teilen von<br />

jeweils drei Tagen durchgeführt wird.<br />

Diese Ausbildung ist in erster Linie für<br />

Fachübungsleiter Skilauf oder Snowboard<br />

gedacht. Durch eine intensive<br />

Lawinenausbildung wollen wir im Wintersport<br />

mehr Sicherheit abseits der<br />

Piste erreichen.<br />

Seilgartentrainer<br />

Hochseilgärten schießen in den letzten<br />

Jahren wie Pilze aus dem Boden.<br />

Auch hier haben wir reagiert und eine<br />

Ausbildung zum Seilgartentrainer kreiert.<br />

Der Lehrgang gliedert sich in zwei<br />

Teile und qualifi ziert im ersten Teil zum<br />

Hochseilgartentrainer und im zweiten<br />

Teil für mobile Seilaufbauten. Besonders<br />

für eine attraktive Jugendarbeit<br />

wäre diese Ausbildung zu empfehlen.<br />

Nordic-Walkingtrainer<br />

Nordic-Walking wird fachlich von der<br />

Fachgruppe Bergsteigen abgedeckt.<br />

Nach einer Grundschulung und einem<br />

Aufbaulehrgang kann man die Tainerlizenz<br />

für Nordic-Walking erlangen. Die<br />

SEITE 16 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong><br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

15.-17.6.<strong>2007</strong> Wassersport<br />

Teil 2 Ausbildung Teamer Wassersport<br />

Ort: Info folgt<br />

14.-17.6.<strong>2007</strong> Berge<br />

FÜL Mountainbike – Aufbaulehrgang II<br />

Alpencross<br />

Ort: Kiefersfelden<br />

15.-17.6.<strong>2007</strong> Berge<br />

Nordic Walking Trainerlehrgang<br />

Ort: Hessen<br />

15.-17.6.<strong>2007</strong> Berge<br />

Nordic Walking Grundschulung<br />

Ort: Hessen<br />

22.-23.6.<strong>2007</strong> Berge<br />

Gemeinschaftseistour<br />

Ort: Hochfeiler<br />

30.6.-7.7.<strong>2007</strong> Berge<br />

FÜL Berg alpin – Grundlehrgang<br />

Ort: Gepatschhaus<br />

30.6-7.7.<strong>2007</strong> Berge<br />

Ausbildung zum Bergwanderleiter<br />

Ort: Grainau<br />

7.7.-14.7.<strong>2007</strong> Berge<br />

FÜL Berg alpin – Hochtouren Eis –<br />

Aufbaulehrgang II<br />

Ort: Info folgt<br />

27.-29.7.<strong>2007</strong> Berge<br />

Fachübungsleiter-Fortbildung<br />

„Bergsteigen mit Kindern“<br />

Ort: Leutasch<br />

28.7.-4.8.<strong>2007</strong> Berge<br />

Kinderbergsteigen mit Familie<br />

Ort: Leutasch<br />

ersten Lehrgänge wurden bereits mit<br />

großem Erfolg durchgeführt. Auch für<br />

<strong>2007</strong> sind entsprechende Angebote im<br />

Programm. Das Lehrteam ist fl exibel<br />

und könnte noch zusätzlichen Bedarf<br />

von Ortsgruppen abdecken. Nordic-<br />

Walking ist ein Angebot für aller sportlichen<br />

Fachgruppen und sollte auch<br />

so gesehen werden. Es ist dabei nicht<br />

ausschlaggebend, wer die Lehrgänge<br />

durchführt.c GÜNTHER LEICHT<br />

Ausbildungstermine und –infos<br />

www.naturfreunde-ourdoor.de<br />

Auskunft & Anmeldungen<br />

Christina Gohr, sport@naturfreunde.de<br />

Fachinformationen<br />

Wolfgang Spindler,<br />

bergsteigen@naturfreunde.de<br />

Günter Leicht, klettern@naturfreunde.de


FLUSSLANDSCHAFT<br />

Von der Quelle bis zur Mündung<br />

Eine nicht ganz alltägliche Fahrradtour entlang der Schwarza<br />

b„Kann man eigentlich mit dem Fahrrad<br />

entlang der Schwarza fahren?“ Diese Frage<br />

stellten wir uns Ende 2005. Fantastische Wanderwege<br />

und kurze Radstrecken sind uns als<br />

„Schwarza-Nachbarn“ bekannt, ein durchgehender<br />

Radweg bisher nicht. Das Pumpspeicherwerk<br />

Goldisthal (PSW) mit seinem Unterbecken<br />

im Tal steht im Weg und Radwege sind Mangelware<br />

bei der einzigen Straße im Tal.<br />

Aber es musste doch möglich sein, diese Radtour<br />

zu fahren. Nach hauptsächlich logistischen<br />

Vorbereitungen trafen sich acht <strong>NaturFreunde</strong> aus<br />

Gotha und los ging es mit Auto und Zug an die<br />

Sandwiese bei Steinheid am Rennsteig. Rauf auf<br />

den Sattel: Der steile Quellweg ist von starken, regennassen<br />

Wurzeln durchsetzt und mächtig ausgewaschen.<br />

Die 400 Meter zur Quellfassung werden<br />

geschoben. Noch ein paar Worte zur Schwarza<br />

und bald ging es auf Forstwegen zum alten<br />

Stausee und nach Scheibe-Alsbach. Auf einer engen<br />

Straße geht es hinunter zum Vorstaubecken<br />

des Pumpspeicherwerks. Kaum vorstellbar, dass<br />

hier bis 1996 noch der Schwerverkehr als letzte<br />

Ausfahrt aus dem Schwarzatal rollte.<br />

Das Vorbecken im Gräftiegel ist klein, es<br />

muss aber Geröll und Treibholz abfangen, damit<br />

das Unterbecken frei bleibt. Mit dem Vorbecken<br />

wird auch der Pegel der Schwarza reguliert,<br />

sonst wäre beim Pumpen ins Oberbecken<br />

RIEGG & STARK<br />

der Fluss trocken.<br />

Besonders am Vorbecken sind die Ausgleichmaßnahmen<br />

erkennbar, die Vattenfall für diesen<br />

schweren Eingriff in die Natur leisten musste.<br />

Anpflanzungen von Busch- und Uferkulturen,<br />

die Angler haben feste Plätze, Enten schwimmen<br />

und Fische springen, aus der Uferzone steigen<br />

verschiedene Vögel auf. Am Gegenhang sind<br />

Wildpfade erkennbar. Die Natur passt sich langsam<br />

den geänderten Bedingungen an.<br />

Unsere Räder schieben wir über den Damm<br />

und gut 100 unterschiedlich hohe Holztritte tra-<br />

NATURFREUNDE AKTIV<br />

gen wir sie hoch auf einen zugewachsenen Pfad.<br />

Obwohl die Bauarbeiten am Unterbecken bereits<br />

seit vier Jahren abgeschlossen sind, fängt<br />

die touristische Erschließung erst jetzt an. Fast<br />

noch zu früh – die Natur braucht Zeit, um die<br />

enormen Eingriffe zu verkraften. Auf der gesamten<br />

Strecke bis Goldisthal sehen wir auch nur<br />

einen alten verdrehten Wegweiser. Ohne ausgeschilderte<br />

Wanderwege bleiben ortsfremde<br />

Wanderer noch fern. Es ist auch nicht ratsam,<br />

sich hier auf eigene Faust zu bewegen: der Natur<br />

und der eigenen Sicherheit wegen.<br />

Wir können vom Langenbach in das Unterbecken<br />

schauen. Es ist nur wenig Wasser da und<br />

das Tal in seiner ursprünglichen Form ist erkennbar.<br />

Unten an der Mündung des Langenbach<br />

in die Schwarza standen einst Häuser, die<br />

Sägegatter klapperten, wenige Urlauber erholten<br />

sich. Und heute? So stelle ich mir die Mondoberfläche<br />

vor.<br />

Es geht steil bergauf. Bis auf Katja, unsere<br />

jüngste Teilnehmerin, schieben wir bis zur „Aus-<br />

I Die Mondlandschaft, die durch das Unterbecken des Pumpspeicherwerkes entstand.<br />

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Vogtland Panorama Weg ®<br />

220 km Qualitätsweg in 12 Tagesetappen<br />

ab 6 ÜN / F 291,– � p. P.<br />

weitere Wandertouren am Vogtland Panorama Weg ®<br />

· In 7 Tagen zum Mittelpunkt der Erde 6 ÜN ab 303,– �<br />

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· Durch das Land des Vugelbeerbaams 7 ÜN ab 299,– �<br />

· Auersberg-Kuhberg-Tour 5 ÜN ab 241,– �<br />

Fordern Sie unser<br />

kostenloses Informationspaket zum<br />

Wandern im Vogtland an. Stichwort: NaturFreund/in<br />

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Wandervielfalt entdecken<br />

Wir organisieren gerne<br />

Ihren individuellen Wanderurlaub<br />

und vermitteln Wanderführer des<br />

Vogtländischen Wanderverbandes.<br />

Tourismusverband Vogtland e.V.<br />

Telefon: 03744 188860<br />

info@vogtlandtourist.de<br />

www.wandern-vogtland.de<br />

1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 17<br />

gefördert über EU-Gemeinschaftsinitiative LEADER+


NATURFREUNDE AKTIV<br />

spanne“ hoch. Maronen und Steinpilze werden<br />

gesammelt, Himbeeren, Walderdbeeren und<br />

Heidelbeeren genascht. Viele Wildspuren queren<br />

den ausgebauten Forstweg. Später geht es wieder<br />

sehr vorsichtig bergab zum Damm des Unterbeckens<br />

auf einer Splittpiste. Vattenfall hat<br />

hier einen Aussichtspunkt über das Unterbecken<br />

eingerichtet. In Goldisthal schließlich erwartet<br />

uns Tommi nach drei Stunden Radtour mit einer<br />

Brotzeit.<br />

Ab jetzt geht es größtenteils auf Straßen voran<br />

und über dem Wurzelberg zieht Regen auf.<br />

Masserbrück und Oelze sind Teile Katzhüttes.<br />

Die Gemeinde ist nicht allzu groß – aber lang.<br />

Oft passt nur eine Zeile Häuser neben Straße<br />

und Schwarza. Die Häuser hier sind oft von den<br />

I Die Schwarza bietet vor allem aber<br />

urwüchsige Naturschönheit.<br />

Schieferdeckern mit Bildern, Ornamenten, Zunftzeichen<br />

und Bändern verziert. Auch ich entdecke<br />

immer wieder Neues.<br />

In Zirkel lacht nach ein paar Regentropfen<br />

schon wieder die Sonne. An der Obstfelder<br />

Schmiede ist ein Touristenmagnet erreicht: Mit<br />

der Standseilbahn kann man ab hier nach Lichtenhain<br />

fahren. So wird dieses technische Denkmal<br />

noch gut genutzt und wir Radwanderer haben<br />

ein schönes Transportmittel auf die Höhe. Neuleibis<br />

ist neu entstanden, da der alte Ort der Leibistalsperre<br />

zum Opfer gefallen ist.<br />

Weiter geht unsere schöne Tour nach Unterweissbach<br />

durch die rauhe, aber gute Bergluft.<br />

Ab dem Bahnhof des sehenswerten Örtchens<br />

Sitzendorf gibt es einen gemeinsamen Rad-<br />

und Wanderweg entlang der Schwarza. Streckenweise<br />

nur wenig ausgebaut und glitschig.<br />

Die Schwarzburger Schleife fahren wir voll aus,<br />

durch den unteren Ortsteil von Schwarzburg und<br />

bald sind wir wieder im Tal versunken. Jetzt sind<br />

wir im touristischen Höhepunkt des Schwarzatals<br />

angelangt. Die Schwarza windet sich hier<br />

durch die Felsen, Steilhänge und dichten Wald.<br />

Das Wasser hat Goldtöpfe aus dem Flussbett gewaschen,<br />

heute hat jeder begriffen was ein Gleit-<br />

und ein Prallhang im Bachbett ist.<br />

Durch Bad Blankenburg führt uns der ordentliche<br />

Radweg an der Sportschule vorbei in den<br />

Kurpark. Gerti und Brigitte gehen noch eine Runde<br />

„kneippen“ (wassertreten). Die Menschenmassen<br />

sind ein Schock für unsere „Waldwegeinsamkeit“.<br />

Unser letztes Teilstück führt an dem geschützten<br />

Geotop „Schwarzawände“ nach Rudolstadt-Schwarza<br />

vorbei. Einst ein Dörfchen<br />

in der Schwarzaaue – heute ein Industriestandort<br />

mit chemischen Werk, Wellpappefabrik und<br />

Großheizwerk. Gegenüber mündet die Schwarza<br />

in die Saale. Deutlich können wir noch ihr anderes<br />

Wasser im neuen Bett verfolgen. Heute früh<br />

noch war es ein Rinnsal von 20 cm Breite, hier<br />

ist ihr Bett fast zehn Meter breit. Die uns allen<br />

gut bekannte Schwarza hat uns auf dieser neuen<br />

Route auf 55 Kilometern in fast acht Stunden<br />

ein nachhaltiges Erlebnis geschaffen.<br />

Bei den Bundeswandertagen <strong>2007</strong> in Oberhof<br />

am Rennsteig zeigen wir zu Fuß die Flusslandschaft<br />

des Jahres all denen, die gespannt sind<br />

auf diese urwüchsige, seltene und teilweise zerstörte<br />

Landschaft. c GERHARD BEIER<br />

TREFFPUNKT<br />

Bundeswandertage <strong>2007</strong><br />

9.–16.6. in Oberhof - Thüringen<br />

Wanderungen bis zehn km, 15-22 km, über<br />

22 km und über 30 km – ganz nach persönlicher<br />

Belastbarkeit. Dazu gibt es Mountainbiketouren<br />

bis 30 und bis 70 km pro<br />

Tag. Alle Wandergruppen schließen eine<br />

Wanderung ins Schwarzatal, der Flusslandschaft<br />

des Jahres und eine Besichtigung<br />

des Pumpspeicherwerks Goldisthal ein.<br />

Unterkunft:<br />

Naturfreundehaus Am Rennsteig in Oberhof<br />

Kosten: Mitglieder 378 Euro, Gäste 399 Euro<br />

(zzgl. Fahrgelder, EZ-Zuschlag 6 Euro)<br />

Leistungen: 7x ÜN/DZ/HP + 5 Lunchpakete,<br />

Fahrt ins Schwarzatal<br />

Anmeldung & Auskunft:<br />

Naturfreundehaus Am Rennsteig · Zellaer Str. 48<br />

98559 Oberhof · Telefon (036842) 28 10<br />

Fax (036842) 281 55 · nfh.oberhof@nfhw.de<br />

www.naturfreundehaus-oberhof.de<br />

GEBURTSTAG<br />

Geboren im<br />

Naturfreundehaus<br />

Ein Ur-Badener bei seinen Wurzeln<br />

bSeinen Geburtstag in einem Naturfreundehaus<br />

zu feiern, ist sicher nichts Besonderes und<br />

kommt wohl alle Tage vor. Den Geburtstag dabei<br />

aber gleichzeitig im eigenen Geburtshaus zu feiern,<br />

dürfte ein äußerst rares Ereignis sein.<br />

Dieses seltene Glück hatte Horst Holzinger<br />

aus Nordhastedt, der Ende September nach sieben<br />

Jahrzehnten in sein Geburtshaus, das Naturfreundehaus<br />

Kniebis bei Freudenstadt im Nordschwarzwald,<br />

zurückkehrte, um im engsten<br />

Freundeskreis zu feiern.<br />

Eine schwere Zangengeburt sei es gewesen als<br />

er dort 1936 das Licht der Welt erblickte, wurde<br />

Horst Holzinger später erzählt. Ein wenig bedauert<br />

er, der sich selber als „Ur-Badener“ bezeichnet,<br />

dass das württembergische Freudenstadt als<br />

Geburtsort in seinen Papieren eingetragen ist,<br />

war doch dort das nächstgelegene Standesamt.<br />

Das Haus selber hatten sich damals bereits<br />

die braunen Machthaber unter den Nagel gerissen,<br />

allerdings durfte es die Pächterfamilie Holzinger<br />

offiziell als „Jugendherberge“ weiter betreiben.<br />

Gäste waren aber hauptsächlich Soldaten,<br />

die als Wachmannschaft an der nahe<br />

gelegenen Baustelle der Westwall-Bunker bei der<br />

Alexanderschanze zu tun hatten. Trotz allem verlebte<br />

der kleine Horst bis zum Kriegsbeginn eine<br />

unbeschwerte Kindheit im Schwarzwald.<br />

I Horst Holzinger vor seinem Geburtshaus.<br />

Nachdem der Vater zum Kriegsdienst musste,<br />

wurde auch die Mutter zu Diensten in anderen Jugendherbergen<br />

in Bad Griesbach und später Straßburg<br />

herangezogen, so dass die Familie den Kniebis<br />

verlassen musste. Ihn selbst zog es irgendwann<br />

in den hohen Norden, von wo aus er immer wieder<br />

gerne in seine Heimat und in „sein“ Naturfreundehaus<br />

zurückkehrt.c HANS-PETER SELZ<br />

SEITE 18 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>


SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />

Eiszeitspuren und Naturschätze<br />

Stormarn auf sieben neuen Natura2000-Routen entdecken<br />

bWer das Billetal, die Hahnheide oder das<br />

Nienwohlder Moor zu Fuß durchqueren will,<br />

kann neuerdings „Wandern auf den Spuren der<br />

Eiszeit“. So heißt ein neues, 36 Seiten starkes<br />

Heft, das die Sparkasse Holstein großzügig finanziert<br />

hat und das den Blick auf Stormarns<br />

Naturschätze lenkt. Auch der Hansdorfer Brook,<br />

das mittlere Travetal, der Großensee, Höltigbaum<br />

und Tunneltal wurden in die Broschüre<br />

aufgenommen. Die neue Broschüre enthält die<br />

Beschreibung von sieben Wanderrouten. Dazu<br />

gibt es Hinweise zu Flora, Fauna und Geschich-<br />

te der Region, Anfahrtsbeschreibungen zum<br />

Streckenstart und kleine Wanderkarten. Herausgegeben<br />

haben es die <strong>NaturFreunde</strong> Ahrensburg<br />

und Stormarn - als Beitrag zu der Ende der<br />

90er-Jahre in Brüssel beschlossenen „Natura<br />

2000“.<br />

I Vor 12.000 Jahren lagerten am Höltigbaum Rentierjäger, heute grast das „Höltigvieh“ in der<br />

offenen Weidelandschaft.<br />

BRANDENBURG<br />

„Wir haben die Routen ausgemessen, Karten<br />

und Fotos besorgt, in Literatur geschnüffelt und<br />

sind die Strecken alle selbst abgelaufen“, sagt<br />

Eckart Kuhlwein aus dem Bundesvorstand und<br />

einer der Initiatoren der vor fünf Jahren gegründeten<br />

<strong>NaturFreunde</strong> Ahrensburg.<br />

Erfolgsbilanz eines kleinen Newcomers<br />

Für die <strong>NaturFreunde</strong> Oberbarnim-Oderland war das Jahr 2006 ein Knüller<br />

bSchon die kleine „Statistik“ der 2005 gegründeten<br />

<strong>NaturFreunde</strong>gruppe liest sich beeindruckend:<br />

Die zwei Motoren der Brandenburger<br />

Ortsgruppe, Nicole Wiede und Bernd Müller, organisierten<br />

im Jahr 2006 91 Veranstaltungen mit<br />

2.506 Teilnehmern. Zehn Veranstaltungen und<br />

428 Teilnehmer mehr als 2005. Der Teilnehmerdurchschnitt<br />

von 27 je Veranstaltung war um<br />

zwei gegenüber dem Vorjahr höher. Die Winterzeit<br />

brachte den Oberbarnim-Oderländern stets<br />

mehr Teilnehmer als im Sommer. Das Jahr endete<br />

bei Kilometerstand 669: 53 Wanderungen<br />

mit 1.568 Gästen auf 391 Kilometern und zwei<br />

Radtouren mit 40 Teilnehmern auf 68 Kilometern.<br />

Neben den Wanderungen und Radtouren<br />

standen sieben Tagestouren in die Neumark und<br />

NATURFREUNDE AKTIV<br />

Die Wanderstrecken – Natura-Trails genannt<br />

– zwischen sieben und zwanzig Kilometern sind<br />

in Etappen unterteilt. „Es ist überraschend, wie<br />

artenreich unsere Region ist“, sagte Karlheinz<br />

Eckert, Vorsitzender <strong>NaturFreunde</strong> Ahrensburg,<br />

der Stormarner Zeitung. Nur in der Stormarner<br />

Schweiz ist das schwimmende Froschkraut noch<br />

heimisch. Einzigartig sind auch die Pfeifengraswiesen<br />

auf dem kalkreichen Lehmboden an<br />

Großensee und Mönchteich.<br />

In diesem Jahr werden die beiden Ortsgruppen<br />

fachkundig geführte Wanderungen „durch die<br />

Eiszeit“ anbieten. „Die Mischung ist wirklich gelungen“,<br />

begeisterte sich Martin Lüdiger von der<br />

Sparkasse. Die hatte 6.500 Euro gespendet und<br />

so den Druck von 10.000 Broschüren finanziert.<br />

Sie liegen nun kostenlos in allen Sparkassen-Filialen<br />

und vielen Buchhandlungen aus.c [NW]<br />

I Kieler <strong>NaturFreunde</strong> erkunden auf den<br />

Landeswandertagen 2006 die Natura-Trails.<br />

Information & Kontakt<br />

<strong>NaturFreunde</strong> Stormarn · Dr. Klaus Klingner<br />

Am Hohenkamp 22 · 23843 Bad Oldesloe<br />

Telefon (04531) 12 81 00<br />

<strong>NaturFreunde</strong> Ahrensburg · Karlheinz Eckert<br />

Vogelsang 5 · 22926 Ahrensburg · Telefon (04102) 82 11 31<br />

an die Ostsee auf dem Programm, Kulturnachmittage,<br />

Videovorträge, Feste und Arbeitseinsätze<br />

wie die Beräumung der Nebenarme der Oder<br />

von Müll gehörten ebenso dazu. Gemeinsam<br />

wurden auch Fahrten in das Isergebirge, das Riesengebirge,<br />

in die Kaschubische Schweiz, nach<br />

Kolberg, dem Harz und das Erzgebirge durchgeführt.<br />

Als besonders gelungen empfanden die<br />

Teilnehmer den Kulturnachmittag im Frühjahr<br />

mit Kurt Kretschmann und die drei Landeswandertage<br />

im Herbst.<br />

„Wir verstehen unseren Verein im weiteren<br />

Sinne auch als Selbsthilfegruppe, denn viele<br />

Teilnehmer unserer Veranstaltungen haben nicht<br />

so viel Geld. Weiterhin sind wir auch und gerade<br />

für Behinderte eine Alternative, sich gemein-<br />

1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 19


NATURFREUNDE AKTIV<br />

I Fast schon eine Volkswanderung auf dem Inselweg. I <strong>NaturFreunde</strong> befreien einen Nebenarm der Oder von Müll.<br />

sam an der Luft zu bewegen. Unsere Wandergeschwindigkeit<br />

beträgt maximal drei Kilometer<br />

pro Stunde. Gerade für Menschen mit einer Erkrankung<br />

des Bewegungsapparates und Atemwegsproblemen<br />

ist die richtige Bewegung wichtig,<br />

um der Krankheit Paroli zu bieten,“ so Bernd<br />

Müller, selbst schwerbehindert. „Man muss lernen,<br />

mit Krankheiten richtig umzugehen. Und in<br />

der Gruppe ist manches Zipperlein oft nur halb<br />

so schlimm. Und Doktor Wald steht uns ja noch<br />

kostenfei zur Verfügung.“ Das letzte Jahr war<br />

UMWELTBILDUNG<br />

zwar eines der erfolgreichsten, aber die Organisatoren<br />

sind auch an ihre Grenzen gestossen. So<br />

gibt es <strong>2007</strong> etwas weniger Veranstaltungen.<br />

„Wir wollen unsere Qualität jedoch beibehalten,<br />

deshalb ist weniger in diesem Fall sicher<br />

mehr.“ Aber ein kleines Highlight wird es im<br />

Jahr <strong>2007</strong> dennoch geben.<br />

Zufrieden blickt Bernd Müller nun auf seine<br />

fünf Wanderjahre zurück und freut sich auf das<br />

junge Jubiläum. „Als <strong>NaturFreunde</strong> gibt es uns<br />

im März zwei Jahre. Davor waren wir als Wan-<br />

Aktiver Umweltschutz macht mächtig Spaß<br />

Freizeit im Naturfreundehaus Kniebis wird wiederholt<br />

bIm Rahmen einer Umweltfreizeit haben<br />

14 Jugendliche im Alter zwischen 12 und 15 Jahren<br />

praktischen Umweltschutz im Stadtgebiet<br />

Freudenstadt betrieben. Mit neun Jugendlichen<br />

aus Baden-Württemberg und fünf Jugendlichen<br />

aus dem Elsass wurde die Freizeit vom Naturfreundehaus<br />

Kniebis im August 2006 organisiert.<br />

Das Angebot an der Schwarzwaldhochstraße<br />

kommt nicht von ungefähr. Im Haus legt man<br />

seit langem Wert auf eine ökologische Energieversorgung,<br />

regionale und biologische Verpflegung<br />

sowie Spannendes für Jugendgruppen und<br />

Schulklassen. Im Angebot sind unter anderem<br />

Aktivitäten zu den Themen Wald, Wasser, Wolle<br />

und Erneuerbare Energien.<br />

Zusammen mit Walter Trefz vom BUND Freudenstadt<br />

und Jörg Klüber vom Naturschutzzentrum<br />

Ruhestein wurden auf dieser Freizeit zwei Naturschutzflächen<br />

bearbeitet. Die Jugendlichen rechten<br />

den Grasschnitt auf einer Naturschutzfläche ab<br />

und lagerten ihn zum Abtransport in einem Container.<br />

Tags darauf begab sich die Gruppe mit dem<br />

Schliffkopf-Ranger Jörg Klüber zum alten Kniebiser<br />

Skihang. Um diesen Hang vor einer schnellen Verbuschung<br />

zu bewahren, bestand die Aufgabe der<br />

Jugendlichen darin, das schnell wachsende Nadelgehölz<br />

zu entfernen. Mit Elan wurden kleine Fichten<br />

ausgerissen, größere mit der Astschere abge-<br />

derfalken bekannt. Alles zusammen sind in diesen<br />

fünf Jahren 341 Veranstaltungen mit über<br />

8.300 Gästen gezählt worden.“c NICOLE WIEDE<br />

Information & Kontakt<br />

<strong>NaturFreunde</strong> Oberbarnim-Oderland<br />

Bernd Müller · Telefon (03344) 33 32 00<br />

oderland@naturfreunde.de · www.berg-frei.de<br />

schnitten und große Bäumchen mit der Handsäge<br />

gefällt. Dabei stießen die Jugendlichen auf allerlei<br />

seltene Pflanzen und Getier. Ranger Jörg Klüber<br />

konnte den Jugendlichen entsprechendes Wissen<br />

dazu vermitteln, z.B. zum seltenen Bärlapp, zur Eichenspinnerraupe,<br />

zur Blindschleiche und vielem<br />

mehr. Nach einer Übernachtung im Wald machte<br />

das schlechte Wetter einen weiteren Arbeitseinsatz<br />

am Skihang unmöglich. Trotz allem hat es den Jugendlichen<br />

sehr gefallen und sie wollen im nächsten<br />

Jahr wiederkommen.c SABINE GRUMBACH<br />

Weitere Informationen<br />

Naturfreundehaus Kniebis · www.khbgmbh.de<br />

I Bevor die Gruppe anpackte, war der Container leer. Für das Foto war er das Ruhekissen.<br />

SEITE 20 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>


BENEFIZ<br />

bEs war ein richtig dicker Scheck, den die<br />

<strong>NaturFreunde</strong>-Ortsgruppe am 2. Dezember im<br />

Lörracher Kulturzentrum Burghof Karlheinz Böhm<br />

überreichte. „Sechsundzwanzigtausend“ stand in<br />

Blockbuchstaben auf dem fotogerechten Großformat-Scheck,<br />

den der Gründer der Hilfsorganisation<br />

‚Menschen für Menschen’ persönlich in Empfang<br />

nahm. Tagelang war nicht klar gewesen, ob<br />

der 78-Jährige überhaupt würde kommen können,<br />

weil er mit gesundheitlichen Problemen kämpfte.<br />

Dann war klar: er kommt, begleitet von seiner<br />

äthiopischen Frau Almaz. Die beiden lösten während<br />

ihrer Informations- und Spenden-Sammel-<br />

Reise zum 25-jährigen Jubiläum der Hilfsorganisation<br />

eine Zusage ein, die sie ein Jahr zuvor in<br />

Äthiopien gegeben hatten.<br />

„Eine Gruppe Naturfreunde reiste 2005 nach<br />

Äthiopien“, berichtet Vreni Hirt, Stadträtin und<br />

ehemalige Vorsitzende der Naturfreunde. „Wir besichtigten<br />

das Land und wanderten im Simien-Nationalpark.<br />

Und dann begegneten wir durch einen<br />

Zufall Karlheinz Böhm.“ Die Reisegruppe sah sich<br />

Projekte des ‚Menschen für Menschen’-Gründers<br />

an und war sehr bewegt von der Armut der Menschen<br />

und vor allem vom Schicksal der Kinder.<br />

Zurück in Lörrach beschloss die gesamte Ortsgruppe,<br />

in der Stadt Spenden zu sammeln und eine<br />

Benefi zveranstaltung auszurichten. Die Sammelaktivitäten<br />

breiteten sich aus, Kinder beteiligten<br />

sich mit Verkaufständen, Unternehmen<br />

I Die afrikanische Musikgruppe „Shabba“ begeisterte die Zuschauer mit<br />

wilden Trommelrhythmen und einer mitreißenden Aufführung.<br />

Karlheinz Böhm in Lörrach<br />

Naturfreunde organisierten eine Benefi zveranstaltung für Äthiopien<br />

und Einzelhändler spendeten und sammelten<br />

bei ihren Kunden. Unter der Schirmherrschaft der<br />

Oberbürgermeisterin Gudrun Heute-Bluhm bereitete<br />

die Ortsgruppe eine Benefi zveranstaltung mit<br />

dem Stargast Böhm vor. 600 Besucher im Lörracher<br />

Burghof schließlich zahlten den Eintritt von<br />

20 Euro pro Person. Die Summe wanderte ebenfalls<br />

ungeschmälert in den Spendentopf.<br />

Es wurde eine beeindruckende und emotionale<br />

Veranstaltung. Nach den Begrüßungsworten<br />

des <strong>NaturFreunde</strong>-Vorsitzenden Hans-Peter Pichlhöfer<br />

und der Schirmherrin zeigte Dieter Hirt Dias<br />

der Äthiopienreise, und Vreni Hirt berichtete von<br />

der Schönheit des Landes, seinen Problemen und<br />

besonders von der Lage der Kinder. Anschließend<br />

sahen die Besucher einen Bericht über die Projektarbeit<br />

der Hilfsorganisation und erlebten ei-<br />

NATURFREUNDE AKTIV<br />

nen bewegenden Vortrag von Karlheinz Böhm. Er<br />

berichtete, wie ‚Menschen für Menschen’ seit 25<br />

Jahren in jetzt acht Projektregionen sauberes Wasser,<br />

Bildung und medizinischen Hilfe organisiert.<br />

Ziel der Stiftungsaktivitäten ist es, Menschen zur<br />

Selbsthilfe anzuregen und – etwa für die Einrichtung<br />

von Brunnen und landwirtschaftlichen Projekten<br />

– Startgelder zu geben. Außerdem gründet<br />

die Stiftung Krankenhäuser und bezahlt ‚fahrende<br />

Doktoren’. Böhm selbst nutzt das über Jahre gewachsene<br />

Vertrauen, das ihm die Äthiopier entgegen<br />

bringen, um auch gegen grausame Traditionen<br />

wie die Kinderheirat oder die Beschneidung<br />

von Mädchen zu kämpfen.<br />

Die <strong>NaturFreunde</strong> Lörrach haben eine beeindruckende<br />

Spendenaktion organisiert und einen<br />

Abend mit Musik und Information gestaltet,<br />

der keinen professionellen Vergleich zu scheuen<br />

I Karlheinz Böhm nahm den Scheck über 26.000 Euro entgehen und begrüßte einige der Spender.<br />

braucht. Dementsprechend lobte die Presse anschließend<br />

in ausführlichen und bebilderten Berichten<br />

den ‚stolzen Scheck’ und den ‚informativen<br />

und bewegenden Benefi zabend‘. Nach der<br />

Veranstaltung gingen weitere 4.000 Euro auf dem<br />

Spendenkonto der Lörracher ein, so dass auf dem<br />

ohnehin schon dicken Scheck schließlich „Dreißigtausend“<br />

stehen konnte.c<br />

SIGRID FRANK-ESSLINGER<br />

1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 21


NATURFREUNDE AKTIV<br />

CLEVERER KONSUM<br />

Neues Thema zum Anbeißen<br />

Öko-Markt der <strong>NaturFreunde</strong> Bruchsal trifft „Marktlücke“<br />

b„An diese großartige Beteiligung haben<br />

wir ja gar nicht zu denken gewagt“, hieß es nach<br />

dem erfolgreichen Öko-Markt. Rund 700 Gäste<br />

haben die Werbung per Newsletter, Flyer und<br />

Großtransparent in der Innenstadt zum Anlass<br />

genommen, sich an diesem Tag in zwei Großzelten<br />

und dem Naturfreundehaus am Eichelberg<br />

in Bruchsal zu informieren.<br />

Im Vorfeld hatten die <strong>NaturFreunde</strong> zunächst<br />

Schwierigkeiten, genügend ökologisch orientierte<br />

regionale Anbieter zu fi nden, die sich auf<br />

dem Markt darstellen wollten. Die Mühe lohnte<br />

sich – 17 Aussteller waren mit einem sehr unterschiedlichen<br />

Warenangebot vertreten: Bio-Obst-<br />

und -Gemüse, Säfte der Streuobstinitiative, Naturkosmetik,<br />

Öko-Textilien, Bio-Honig, Naturholz-<br />

Schreiner und einiges mehr.<br />

Die Materialien der <strong>NaturFreunde</strong>, dem<br />

Bruchsaler Weltladen und anderer Umweltorganisationen<br />

über gesunde Ernährung, gegen grüne<br />

Gentechnik und für den sorgsamen Umgang<br />

mit den natürlichen Ressourcen wurden von den<br />

Besuchern interessiert begutachtet und mitgenommen.<br />

Über die Arbeit der <strong>NaturFreunde</strong> wurde<br />

mit Faltblättern und Wandzeitungen sowie in<br />

vielen Einzelgesprächen informiert. Eine gute<br />

Beteiligung und viele Gespräche gab es auch bei<br />

den Fachvorträgen zu den Themen „gesunde Ernährung“<br />

und „gentechnikfreier Oberrhein“.<br />

Das im Naturfreundehaus angebotene vegetarische<br />

Essen, Grillwürste vom Bio-Metzger und<br />

Kuchen vom Biobäcker ließen die Gäste gleich<br />

erschmecken, was gute Bio-Qualität bedeutet.<br />

Durch den „ECHT GERECHT“-Öko-Markt haben<br />

sich die Bruchsaler <strong>NaturFreunde</strong> als kompetenter<br />

und sachkundiger Naturschutzverband<br />

dargestellt, der ein guter Ansprechpartner für<br />

größere Veranstaltungen ist.<br />

Wir haben wohl mit dem Markt einen Nerv<br />

der Zeit getroffen. Viele Menschen sind verunsichert,<br />

und beginnen über anderes Einkaufsverhalten<br />

die Nahrungsmittelanbieter zu mehr<br />

Qualität zu bewegen. Das zeigen auch die steigenden<br />

Umsätze von ökologisch ausgerichteten<br />

I Fair, bio und regional – der Öko-Markt füllte vor allem eine Infolücke der Besucher.<br />

Erzeugern. Zur hohen Beteiligung haben sicher<br />

die Berichte über Gammelfl eisch und der anhaltende<br />

Widerstand gegen die grüne Gen-Technik<br />

beigetragen.<br />

Die hohe Beteiligung der Bevölkerung aus allen<br />

Altersgruppen hat gezeigt, dass es für ökologische<br />

Themen noch immer viel Informationsbedarf<br />

und Interesse gibt. Wir denken darüber<br />

nach, dieses Themenfeld weiter auszubauen.c<br />

UWE BORDANOWICZ<br />

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SEITE 22 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong><br />

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ZEITSPRUNG<br />

Karl Renner (1870-1950)<br />

Naturfreund, Staatskanzler, Visionär und Europäer<br />

bDie erste Ausgabe der Zeitschrift „Der Naturfreund“<br />

druckte einen Beitrag von Karl Renner.<br />

Unter der Überschrift „Der Arbeiter als Naturfreund<br />

und Tourist“ beschrieb Renner im<br />

Januar 1898 die katastrophalen Lebensbedingungen<br />

der Arbeiterschaft: „Kein Fleckchen der<br />

Erde gehört uns. Das Haus in dem wir wohnen,<br />

die Werkstatt in der wir fronen, gehören anderen,<br />

die Fluren, durch die wir wandern, eignen<br />

nicht uns; der Baum, unter dem wir rasten, die<br />

Höhle, in die wir vor dem Unwetter fl üchten,<br />

der Wald, der mit harziger Luft unsere Lungen<br />

stärkt, Alles, alles, betrachtet uns als fremd. Wir<br />

sind Fremdlinge auf dieser Erde, wir haben keinen<br />

Teil an ihr.”<br />

Karl Renner hat sich nie mit dieser Situation<br />

abgefunden, sondern mit seinem sprühenden<br />

Geist immer nach Verbesserungen, nach Lösungen<br />

gesucht. Er war auch als Intellektueller<br />

immer ein Teil der Arbeiterklasse. Im Juni wird<br />

sich eine Tagung in Berlin mit Renners Leben befassen<br />

(s. Seite 27).<br />

Karl Renner hielt zuerst Vorträge über die Natur.<br />

Dann gründete er mit dem Sensenschmied<br />

Alois Rohrauer und dem Volksschullehrer Georg<br />

Schmiedl den Touristenverein „Die Naturfreunde”.<br />

Ihr Ziel: Die Arbeiter aus den Wirtshäusern zu holen<br />

und ihnen das freie und politische Denken<br />

1<br />

I Karl Renner (1) mit einer Ausfl ugsgruppe der Naturfreunde (ca. 1925).<br />

beizubringen. Außerdem sah Renner die Naturfreunde<br />

auch als eine Gegengründung zu den bürgerlichen<br />

Wander- und Bergsteigervereinen.<br />

Um eine demokratische Wirtschaftsordnung<br />

aufzubauen, strebte er die Verwirklichung des<br />

genossenschaftlichen Selbsthilfeprinzips an.<br />

Später gründete er für die Arbeiter die Genossenschaftsbewegung,<br />

der er 20 Jahre lang vorstand.<br />

Er half, die Arbeiterbank, die heutige Bank für<br />

Arbeit und Wirtschaft, zu errichten und engagierte<br />

sich auch in den Bereichen Wohnungsbau<br />

und Landwirtschaft. Außerdem hat er in Arbeiterbildungseinrichtungen<br />

den Arbeitern Wissen<br />

vermittelt.<br />

Im Oktober 1918 bot ihm Kaiser Karl I. das<br />

Amt des Ministerpräsidenten an, doch der große<br />

österreichische Vielvölkerstaat war dem Zusammenbruch<br />

geweiht. Renner strebte deshalb die<br />

Schaffung eines Staates Deutsch-Österreich als<br />

Teil einer Deutschen Republik an. Als Staatskanzler<br />

der ersten Republik Österreich leitete er<br />

die Delegation bei den Friedensverhandlungen<br />

in St. Germain, allerdings lehnten die Siegermächte<br />

fast alle seine Vorschläge ab. Übrig blieb<br />

ein kleines, neutrales Land Österreich. Die Zeit<br />

war noch nicht reif für die Visionen von einem<br />

friedlichen Europa.<br />

Ausdrücklich würdigte das Prager Abendblatt<br />

NATURFREUNDE AKTIV<br />

1928 Renner als einen „… Rufer in der Wüste,<br />

der Annäherung predigt und Brücken zu schlagen<br />

versucht, auch außenpolitisch weitesten<br />

Blick bekundet und hoffentlich nicht den Mut<br />

und die Geduld verlieren möge.“ Auch als Präsident<br />

des Österreichischen Nationalrats konnte<br />

er allerdings die kommende Entwicklung nicht<br />

verhindern. Auf den Austrofaschismus folgte der<br />

Nationalsozialismus. Österreich wurde 1938 an<br />

das Deutsche Reich angeschlossen. Bei der sehr<br />

kritischen Haltung Renners zum Nationalsozialismus<br />

und seinem sonstigen politischen Weitblick<br />

bleibt seine öffentliche Unterstützung des<br />

Anschlusses unverständlich.<br />

1945 wurde Dr. Karl Renner auf Weisung von<br />

Stalin zum ersten Bundeskanzler der zweiten Republik<br />

ernannt. Dem Verwaltungsfachmann Renner<br />

wurde schließlich im Dezember 1945 das Amt<br />

des Bundespräsidenten angeboten. Im selben<br />

Jahr wurde ihm auch eine Gedenkschrift zum 50jährigen<br />

Bestehen der Naturfreunde überreicht.<br />

Er antwortete mit einem Brief, aus dem die Begeisterung<br />

der Jugendjahre mitschwang: „Juhu!<br />

Hurrah! Bergfrei! Ich bin begeistert von der Festschrift.<br />

Welcher Wirbelsturm der Jugenderinnerungen!<br />

War das schön… Man wiegt sich in dem<br />

Traum, wieder jung zu sein. Berg frei den Mitgliedern<br />

des Vorstands. Berg frei allen Mitgliedern!<br />

Euer Staatskanzler Renner.“c<br />

BRUNO-KLAUS LAMPASIAK / DR. OLIVER KERSTEN<br />

LEBENSWEG<br />

Kurzbiographie<br />

Karl Renner<br />

Geboren 1870 im südmährischen Unter-<br />

Tannowitz in der damaligen Donaumonarchie<br />

(heute Tschechien) als 18. Kind einer<br />

verarmten Bauernfamilie. Aus eigener<br />

Kraft Besuch des Gymnasiums, Jurastudium.<br />

1895 Untermieter bei Alois Rohrauer<br />

in Wien, mit dem er später „Die Naturfreunde”<br />

gründet. Am 31. Oktober 1918<br />

wurde der Sozialdemokrat erster Staatskanzler<br />

Österreichs. Politisches Ziel ist<br />

die Schaffung einer Republik Deutsch-Österreich.<br />

Dozent, Schriftsteller, Jurist, Verfassungsrechtler,<br />

Wirtschaftspolitiker. 1931<br />

Präsident des Reichsrats, 1934 Verhaftung,<br />

1938 trotz Ablehnung des Hitlerregimes<br />

problematische Empfehlung für den Anschluss<br />

Österreichs an Deutschland. 1945<br />

zunächst Staatskanzler der zweiten Republik<br />

Österreich, anschließend Bundespräsident<br />

bis zu seinem Tod 1950. c<br />

1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 23


NATURFREUNDE AKTIV<br />

KALENDERBLATT<br />

Europa wird 50 Jahre alt<br />

Aus einer Gemeinschaft für Kohle und Stahl wurde das Vereinigte Europa<br />

bIn diesen Tagen wird es überall in Europa<br />

Jubelfeiern geben. Die staatsähnliche Föderation<br />

von inzwischen 27 Nationalstaaten auf dem alten<br />

Kontinent begeht ihren 50. Geburtstag. Das<br />

ist auch für die <strong>NaturFreunde</strong> ein Grund Bilanz<br />

zu ziehen und neue Ziele anzupeilen. Was sich<br />

für unsere Arbeit in 50 Jahren verändert hat, und<br />

wie wir selbst unser Verständnis von der Welt<br />

verändert haben.<br />

I Demokratisches Zentrum Europas: Das EU-Parlament in Straßburg.<br />

Die Vorgeschichte der Vereinigten Staaten von<br />

Europa beginnt bereits 1950 – mit dem Plan des<br />

französischen Außenministers Robert Schuman<br />

für eine friedliche Einigung des lange blutig zerstrittenen<br />

Erdteils. 1951 wird – eher als Kontrolle<br />

der deutschen Schwerindustrie gedacht – die<br />

Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl<br />

(EGKS) gegründet, der neben Frankreich, Belgien,<br />

die Bundesrepublik Deutschland, die Niederlande,<br />

Italien und Luxemburg angehören. Am<br />

25. März 1957 treffen sich die sechs Mitglieder<br />

in Rom, um mit den Römischen Verträgen eine<br />

noch weitergehende Zusammenarbeit zu vereinbaren.<br />

1958 treten die Verträge in Kraft. Die<br />

EWG, die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft,<br />

ist geboren.<br />

Begonnen hat damit ein neuer Abschnitt der<br />

europäischen Geschichte, eine Entwicklung von<br />

der gemeinsamen Öffnung der Märkte über die<br />

politische Europäische Union bis zur Einführung<br />

einer gemeinsamen Währung in einer Reihe von<br />

Mitgliedsländern. Nicht alles in diesen 50 Jahren<br />

war ruhmvoll. Es gab unsinnige Butterberge und<br />

viel neue Bürokratie. Es gab Verteilungskämpfe<br />

nach nationalen Interessen. Einige Länder marschierten<br />

mit George W. Bush in den Irak ein,<br />

andere nicht. Es gibt noch heute keinen gemeinsamen<br />

europäischen Sitz im UNO-Sicherheitsrat.<br />

Und es dominiert noch immer ein marktradika-<br />

I Einer der Väter der europäischen Einheit:<br />

Robert Schuman und sein Plan.<br />

ler Geist, wo Europa eigentlich – auch kraft seiner<br />

Geschichte – ein „Sozialmodell“ sein müsste.<br />

Das kann und muss natürlich anders werden.<br />

Aber alles in allem ist die EU eine Erfolgsgeschichte.<br />

Sie hat Frieden und Demokratie und<br />

Rechtsstaatlichkeit geschaffen. Sie ist so attraktiv<br />

geworden, dass die Bewerber Schlange stehen.<br />

LIEBERHAUSEN<br />

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Telefax: 02763/910166<br />

Email: info@ferienzentrumlieberhausen.de<br />

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Und wir <strong>NaturFreunde</strong> können feiern, dass wir<br />

mit Europa zu einer internationalen Bewegung<br />

geworden sind. Dass Europa uns dabei hilft, unsere<br />

Umwelt- und Naturschutzziele zu verwirklichen.<br />

Europas Naturfreunde werden Europa<br />

weiterhin mitgestalten. Zu einem „Modell der<br />

Nachhaltigkeit“. Und wir werden um Mehrheiten<br />

dafür kämpfen. c ECKART KUHLWEIN<br />

SEITE 24 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>


Leserbriefe<br />

Die Redaktion behält sich Kürzungen der Einsendungen vor.<br />

NATURFREUNDiN 3-2006<br />

Öffentliche Raucher-Debatte<br />

Es wird von Rauchern Toleranz und gegenseitige<br />

Rücksichtnahme eingefordert, um<br />

ein gedeihliches Nebeneinander von Rauchern<br />

und Nichtrauchern zu ermöglichen.<br />

Da scheint mir in manchen Köpfen Einiges<br />

durcheinander geraten zu sein. Ich könnte<br />

den Ruf nach Toleranz verstehen, wenn die<br />

Gesellschaft aus zwei Gruppen bestände,<br />

die sich gegenseitig beeinträchtigen. Denken<br />

wir mal als Beispiel: Die einen verstänkern<br />

wie gehabt die Luft und die andern<br />

würden anderen Leuten gemütlich<br />

in die Taschen pinkeln. Gut, der Vergleich<br />

hinkt, davon kann man keinen Krebs bekommen.<br />

Es geht nur um die Konstruktion<br />

von Gegenseitigkeit.<br />

Unter solchen Bedingungen könnte man<br />

sehr wohl zu einem Agreement kommen,<br />

das die Interessen beider Gruppen bestmöglich<br />

berücksichtigt: Die Raucher waschen die<br />

Klamotten der Pinkler und umgekehrt.<br />

Aber so ist es ja nicht. Wenn die Belästigungen<br />

und Gesundheitsgefahren ausschließlich<br />

von einer Seite ausgehen und<br />

von der anderen überhaupt keine – wie<br />

soll es da zu einem Kompromiss kommen?<br />

Ich sage jedenfalls, das geht nicht.<br />

Unter den Bedingungen politischer Korruption<br />

(„Parteispenden“) gleich gar nicht.<br />

Man sollte auch nicht auf das Getön eines<br />

Herrn Seehofer hereinfallen. Wenn die Politik<br />

jetzt endlich halbherzig ein wenig den<br />

Nichtrauchern entgegenkommt, dann haben<br />

wir das nur unserem eigenen und<br />

dem Druck aus Brüssel zu verdanken. Das<br />

offi zielle Gesundheitsgerede ist nur zur<br />

Schau getragenes Theater – Gesundheitserwägungen<br />

hätten unsere Volksvertreter<br />

schon vor fünf oder 50 Jahren anstellen<br />

können.c DIETER FLEISCHER BISCHOFSHEIM<br />

NATURFREUNDiN 4-2006<br />

Erwerbsarbeit in der Krise<br />

Kernthemen des Heftes sind Erwerbslosigkeit<br />

sowie unser Umgang mit unseren natürlichen<br />

Lebensgrundlagen. Beides ist miteinander<br />

verknüpft: Der Schutz unserer Lebensgrundlagen<br />

gelingt am „einfachsten“,<br />

wenn die Nutzung der Naturressourcen<br />

fühlbar verteuert wird. Als Ökosteuer kennen<br />

wir das schon.<br />

Das Aufkommen aus diesen Steuern muss<br />

gleichmäßig pro Kopf und Monat ausgeschüttet<br />

werden, als bedingungsloses<br />

Grundeinkommen. Es darf NICHT zur Sen-<br />

FEST GESETZT<br />

kung der Lohnnebenkosten dienen. Bei der<br />

bisherigen Ökosteuer wurde das gemacht,<br />

aus diesem Grund ist sie zu einem Papiertiger<br />

verkommen. Ein Beispiel: Der Solarenergieförderverein<br />

(www.sfv.de) rechnet<br />

vor, dass eine Verteuerung der Energie<br />

um 0,04 €/kWh eine Ausschüttung von ca.<br />

100 pro Kopf und Monat ergibt, allerdings<br />

auch eine Verteuerung des Liters Sprit,<br />

Heizöl usw. um ca. 0,32 €. Diese Verteuerung<br />

befördert natürlich das Energiesparen<br />

und die Energieeffi zienz, beides unabdingbar<br />

für unsere Zukunft. Deutlich wird<br />

auch, dass sich das für jeden einzelnen direkt<br />

„auszahlen“ kann: Wer durch den eigenen<br />

Lebensstil besonders wenig Energie<br />

verbraucht, macht direkt Kasse. Egal wie<br />

hoch die Energieverteuerung ist, im Durchschnitt<br />

kann jeder mithalten, denn genau<br />

die Durchschnittsverteuerung wird an jeden<br />

ausbezahlt. Klar, auch diese „einfache“<br />

Änderung der Spielregeln braucht politische<br />

Anstrengung für ihre Realisierung,<br />

sie fällt uns nicht in den Schoß! c<br />

ALWINE SCHREIBER-MARTENS KÖLN<br />

Der Artikel ist echt gut. Ich sitze momentan<br />

mit meinen zwei Kindern daheim und<br />

bekomme 598 Euro Arbeitslosengeld. Ich<br />

arbeite im Zweiradgewerbe und habe im<br />

Winter immer das Problem über die Runden<br />

zu kommen. Wie der Franke sagt<br />

„Passt scho“, passt hier nicht!c<br />

WOLFGANG HERRMANN NÜRNBERG<br />

Der Beitrag sollte nicht unwidersprochen<br />

bleiben. Müssen wir uns wirklich auch<br />

für die Zukunft mit Massenarbeitslosigkeit<br />

abfi nden? Es geht eben nicht nur um eine<br />

herrschende Lehre, die zu überwinden<br />

ist. Arbeit ist und bleibt Grundbedingung<br />

der Existenz der Menschen. Und das nicht<br />

schlechthin als Tätigkeit und Beschäftigung.<br />

Die Teilhabe an diesem Prozess ist für jeden<br />

Kernfrage eines sinnerfüllten Lebens.<br />

Ohne diese Teilhabe lebt er von den Arbeitsleistungen<br />

anderer. Diese Arbeitslosigkeit<br />

bricht Selbstbewusstsein und zerstört<br />

Lebensentwürfe. Thesen vom „Ende<br />

der Arbeitsgesellschaft“, von der Überwindung<br />

der „Arbeitsethik“ kaschieren die<br />

von wachsender Massenarbeitslosigkeit,<br />

sinkenden Realeinkommen und neuen Gewinnrekorde<br />

geprägte Entwicklung und<br />

diskriminieren Arbeit. Aber Arbeit, ihre Ergebnisse,<br />

und Leistungswillen der Menschen<br />

sind Existenzgrundlagen unserer Gesellschaft.<br />

Der Kampf um das Recht auf Arbeit<br />

für alle müsste für uns höchste Priorität<br />

haben.c WERNER KAULFUSS DRESDEN<br />

1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 25<br />

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Reisezeit<br />

5.–9.4.<strong>2007</strong><br />

Ostern im Zillertal<br />

Skipaß in Zell, Gerlos, Wald-Königsleiten<br />

und Krimml<br />

Kosten: Busreise, Mitglieder 280 €/Gäste<br />

295 € (zzgl. Skipass 123 €/Jugendliche<br />

98,50; 25 € EZ-Zuschlag)<br />

Leistungen: 4 ÜN/HP im komf. DZ mit DU/<br />

Bad/WC, TV, Telefon (Hotel ROSE****)<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

<strong>NaturFreunde</strong> Skischule Pirmasens<br />

Gabi Mangold · Erlenbrunner Strasse 137<br />

66955 Pirmasens · Telefon (06331) 129 23<br />

info@skischulenaturfreunde.de<br />

7.–14.4.<strong>2007</strong><br />

Familienfreizeit über Ostern im<br />

Heuberghaus, Hirschegg/Kleinwalsertal<br />

Kosten: Erwachsene, Mitglieder 245 €/Gäste<br />

265 €; Kinder bis 12 Jahre 185/205 €;<br />

Jugendliche bis 17 Jahre 205/225 € (zzgl.<br />

Liftgeld)<br />

Leistungen: ÜN/VP in Mehrbettzimmern,<br />

tlw. Ski- und Snowboardbetreuung, individuelle<br />

Anreise<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

<strong>NaturFreunde</strong> Skischule Stuttgart<br />

Telefon (0711) 479 04 14<br />

Fax (0711) 470 55 84<br />

kontakt@naturfreunde-schneesport.com<br />

www.naturfreunde-schneesport.com<br />

15.–21.4.<strong>2007</strong><br />

Kulturwoche Hamburg<br />

Wir zeigen unser Hamburg mit Stadt- und<br />

Hafenrundfahrt, Kunsthalle, Ausstellungen<br />

und Museen, Spaziergängen<br />

Kosten: 333 € (EZ-Zuschlag)<br />

Leistungen: ÜN/VP, Busfahrt, Führungen,<br />

ÖPNV-Fahrten<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

Naturfreundehaus Johann-Simonis<br />

Ralf Mittmann · Rahlande 32-40<br />

21220 Seevetal/Maschen<br />

Telefon (04105) 842 84 · Fax (04105) 842 85<br />

nfh-maschen@online.de<br />

www.nfh-maschen-de<br />

2.–19.6.<strong>2007</strong><br />

Namibia: Ein Paradies der Kontraste<br />

Eine Reise von der Wüste bis zur grünen<br />

Flusslandschaft.<br />

Kosten: Mitgl. ca. 2.745 €/Gäste ca. 2.780 €<br />

(EZ-Zuschlag 305 €/Versicherung 17 €)<br />

Leistungen: Rail&Fly Flug Frankfurt-Windhoek,<br />

ÜN/HP in DZ/DU/WC in gutem Hotel<br />

und Camp, Transfers im Reisebus, Pirschfahrten,<br />

Bootsausfl ug, Reiseführer, Eintrittsgebühren,<br />

Wasser während der Fahrten<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

<strong>NaturFreunde</strong> NRW · Jochen Haushälter<br />

Am Dreischen 6 · 59192 Bergkamen<br />

Telefon & Telefax: (02307) 882 48<br />

3.–10.6.<strong>2007</strong><br />

Der Nationalpark Val Grande, Piemont<br />

Mit max. 8 Teilnehmern ein Kleinod zwischen<br />

Lago Maggiore und Hochgebirge erforschen,<br />

erwandern und Natur erfahren.<br />

Gehzeiten mit Übernachtungs- und Verpfl egungsgepäck<br />

in Höhen von 800-2000 m<br />

von tlw. 6h!<br />

Kosten: ca. 400 €<br />

Leistungen: ÜN in unbewirtschafteten<br />

Berghütten, Frühstück & Abendessen, Referenten-<br />

und Bergführergebühren, anfallende<br />

Transportkosten. (Anreise iN Fahrgemeinschaften)<br />

Auskunft & Anmeldung: Michael Gaßner<br />

Jahnstraße 107 · 64285 Darmstadt<br />

Telefon (06151) 413 72 · m@gassner-com.de<br />

10.–18.6.<strong>2007</strong><br />

Busreise in das Schwarzatal<br />

Kosten: Mitglieder 515 €/Gäste 535 €/EZ-<br />

Zuschlag 48 €<br />

Leistungen: Hin-u. Rückfahrt ab/bis Bruchsal.<br />

Zustieg in Karlsruhe u. Mannheim. 8<br />

ÜN/HP mit D/WC,TV in gutem Hotel mit<br />

Wellnessbereich. Geführte Schwarza-Wanderungen,<br />

Stadtführung Erfurt u.a.<br />

Auskunft & Anmeldung: Josef Schwaninger<br />

Buchenweg 22 · 76646 Bruchsal<br />

Telefon (07251) 894 63<br />

josef@schwaninger.info<br />

16.–25.6.<strong>2007</strong><br />

<strong>NaturFreunde</strong>-Wanderreise Schweiz<br />

Wandern & Wellness im Wallis, Wanderungen<br />

unterschiedlich schwierig<br />

Kosten: Mitglieder 789 €/Gäste 829 €<br />

Leistungen: Fahrt mit Reisebus ab/an<br />

Dresden, 9 ÜN/HP, Fahrt mit Glacier-Express,<br />

Wanderführung, Ausfl ugs- und Besichtigungsprogramm,<br />

Infomaterial<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

<strong>NaturFreunde</strong> Sachsen e.V.<br />

Schützengasse 16-18 · 01067 Dresden<br />

Telefon & Fax (0351) 494 33 62<br />

info@die-naturfreunde-sachsen.de<br />

23.6.–2.7.<strong>2007</strong><br />

Radtour München-Maribor/Slowenien<br />

Rund 680 Kilometer über Achensee, Inntal,<br />

Brenner, Pustertal, Oberdrautal, Lavamünd,<br />

Maribor.<br />

Kosten: Mitgl. ca. 810 €/Gäste ca. 860 €<br />

Leistungen: Bahnfahrt Stuttgart-München,<br />

Bahntransfer über Brenner, Schifffahrt<br />

Weissensee. 8 ÜN/DZ/Frühstück, Stadtrundgang<br />

in Maribor, Freizeitleitung.<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

<strong>NaturFreunde</strong> Württemberg<br />

Neue Straße 150 · 70186 Stuttgart<br />

Telefon (0711) 42 07 03 89<br />

reisen@naturfreunde-wuerttemberg.de<br />

29.6.–1.7.<strong>2007</strong><br />

80 Jahre NFH Rauschenbachmühle<br />

Familienwochenende zum Jubiläum zum<br />

Wandern, Spielen, Singen, kreativ sein.<br />

Verlängerung möglich<br />

Kosten: Mitglieder 49 €/Gäste 55 €/Familienpreis<br />

(2 Erw., 1 Kind) 120 €, Kinder bis<br />

3 Jahre frei<br />

Leistungen: 2 ÜN/HP, Programm<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

Margitta Oelmann<br />

NFH Rauschenbachmühle<br />

Pfaumühlenstraße 2<br />

09456 Mildenau/Arnsfeld<br />

Telefon (037343) 886 70<br />

Fax (037343) 212 53<br />

www.rauschenbachmuehle.de<br />

30.6.–14.7.<strong>2007</strong><br />

Inselwelt Kroatien<br />

Eine Woche Segeln Rijeka-Krk-Kornati-Zadar-Rijeka,<br />

eine Woche Strand und Wandern<br />

in Lovran<br />

Kosten: ca. 1.250 €<br />

Leistungen: Zugfahrt Stuttgart–Rijeka, 1<br />

Woche Schiff/VP, 1 Woche Hotel/DZ/HP,<br />

Ausfl üge, Betreuung.<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

<strong>NaturFreunde</strong> Württemberg, s.o.<br />

21.–29.7.<strong>2007</strong><br />

11. Musiksommer in Üdersee<br />

Kosten: Erwachsene Mitglieder 400 €/<br />

Gäste 440 €; Kinder/Jugendliche 5-17 Jahre<br />

250 €<br />

Leistungen: ÜN/VP in 2-3-Bettzimmern<br />

(keine EZ), Seminargebühr, Arbeitsmaterial,<br />

Grillabend.<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

Regina König-Amann<br />

Buchenweg 17 · 61184 Karben<br />

musiksommer@naturfreunde.de<br />

21.7.–4.8.<strong>2007</strong><br />

43. Internationale<br />

Naturfreunde Wanderwochen<br />

Wildhaus liegt im oberen Toggenburg in<br />

mitten einer schönen Bergwelt.<br />

Kosten: Mitglieder 660 bis 750 SFR,<br />

Gäste zzgl. 40 SFR<br />

Leistungen: ÜN/HP im ***Hotel. DZ und<br />

EZ mit Bad oder Dusche/WC, TV, Radio, Telefon,<br />

Lunchpaket, geführte Wanderungen<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

Naturfreunde Sektion La Chaux-de-Fonds -<br />

St. Imier · Bruno Geiser<br />

Postfach 107 · CH- 4513 Langendorf<br />

brunogeiser@bluewin.ch<br />

www.int-naturfreundewanderwochen.ch<br />

22.–29.7.<strong>2007</strong><br />

Nienburger Kinder-<br />

Sommerkunstakademie <strong>2007</strong><br />

Mit Kindern im Alter von 10-14 Jahren sollen<br />

mit Künstlerinnen Begabungen im Bereich<br />

der bildenden Künste geweckt und<br />

gefördert werden: Malerei, Kalligraphie<br />

und Druck, Skulptur in Kleingruppen. Das<br />

Motto für die max. 21 Teilnehmer: „Träume<br />

und Natur“<br />

Kosten: Mitglieder 269 €/Gäste 290 €<br />

Leistungen: ÜN/VP, kunstpäd. Betreuung,<br />

Material, Rahmenprogramm Hochseilgarten,<br />

Radtour, Weserfahrt, Tierschutzhof).<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

Naturfreundehaus Luise-Wyneken<br />

Raidar Ostermeyer · Telefon (05021) 28 12<br />

nfh@naturfreunde-nienburg.de.<br />

29.7.–4.8.<strong>2007</strong><br />

Bergwandern an der<br />

Südseite des Bergell<br />

Eine Route, die den Blick auf gewaltige<br />

Granitfelsen des Bergell mit den Köstlichkeiten<br />

und dem schönen Veltlin verbindet.<br />

Erfahrungen im Bergwandern, Schwindelfreiheit<br />

und Trittsicherheit, Kondition für<br />

ca. 7- bis 8-stündige Wanderungen mit Gepäck,<br />

Anstiege von bis zu 1100 Höhenmetern<br />

sollten kein Problem sein.<br />

Anreise: Fahrgemeinschaften oder Bahn<br />

Kosten: zwischen 35-40 € pro Tag<br />

Leistungen: ÜN/HP in Matratzenlagern<br />

bzw. Mehrbettzimmern<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

<strong>NaturFreunde</strong> Darmstadt<br />

Kerstin Allroggen · Telefon (06151) 413 72<br />

k.allroggen@gassner-com.de<br />

Bundesfachgruppe<br />

Touristik/Camping<br />

16.–20.5.<strong>2007</strong><br />

Bundescampingtreffen der Bundesfachgruppe<br />

Touristik/Camping in Brüggen am<br />

Niederrhein<br />

25.8.–8.9.<strong>2007</strong><br />

Ferienfreizeit der Bundesfachgruppe<br />

in Eschwege<br />

29.9.–7.10.<strong>2007</strong> (NEUER TERMIN)<br />

Herbstfreizeit: auf einem Campingplatz<br />

in der grünen Lunge des Ruhrgebietes<br />

»Die Haard«<br />

Auskunft und Anmeldung:<br />

<strong>NaturFreunde</strong> NRW · Helmut Roßmann<br />

Tegeler Weg 4 · 41379 Brüggen<br />

Telefon (02157) 87 57 26<br />

www.naturfreunde-camping.de<br />

SEITE 26 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>


12.–18.8.<strong>2007</strong><br />

Wanderwoche Hamburg<br />

Mit Stadt- und Hafenrundfahrt, Wanderungen<br />

in der Umgebung Maschens, an Elbe,<br />

Alster, Bille, den Harburger Bergen und<br />

der Fischbeker Heide.<br />

Kosten: 333 € (EZ-Zuschlag)<br />

Leistungen: ÜN/VP in DZ, Busfahrt, Führungen,<br />

ÖPNV-Fahrten<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

Naturfreundehaus Johann-Simonis, s.o.<br />

25.8.–7.9.<strong>2007</strong><br />

Wanderreise entlang der<br />

Themse/England<br />

Kosten: Mitglieder ca. 1349 €/Gäste ca.<br />

1385 €<br />

Leistungen: Bahn-Gruppenreise, ÜN/HP<br />

in Hotels und Jugendherbergen, Transfers,<br />

Reiseleitung.<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

<strong>NaturFreunde</strong> Württemberg, s.o.<br />

25.8.–8.9.<strong>2007</strong><br />

Bergwandern in Slowenien<br />

14 Tage den Triglav Nationalpark von<br />

einem festen Stützpunkt aus erkunden.<br />

Kosten: Mitglieder 598 €/Gäste 633 € (EZ-<br />

Zuschlag 10 €/Tag)<br />

Leistungen: HP/DZ ***Hotel, Tourenleitung<br />

Auskunft & Anmeldung: Michael Hollstein<br />

Am Haferkamp 20 · 40589 Düsseldorf<br />

Telefon (0211) 75 16 20<br />

31.8.–9.9.<strong>2007</strong><br />

Radtour Florenz-Rom<br />

Rund 400 km über San Giovanni Valdorno,<br />

Arezzo, Cortana, Perugia, Assisi, Trevi, Poggio<br />

Mirteto.<br />

Kosten: Mitglieder ca. 890 €/Gäste ca. 940 €<br />

Leistungen: Nachtzugreise ab Stuttgart,<br />

Bahnfahrt Poggio Mirteto–Rom und Rom–<br />

Florenz. 7 ÜN/DZ/Frühstück, Stadtführungen,<br />

Freizeitleitung.<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

<strong>NaturFreunde</strong> Württemberg, s.o.<br />

2.–11.9.<strong>2007</strong><br />

Flusskreuzfahrt von<br />

St. Petersburg-Moskau<br />

Über den Ladoga-See, den Onega-See und<br />

die Wolga. Täglich Landgänge mit Besichtigungen.<br />

Kosten: je nach Kabine und Fluggesellschaft<br />

ab 1.199 € (zzgl. Visum ca. 40 €)<br />

Leistungen: Flüge, innerdeutsche Zubringerfl<br />

üge, ÜN/VP in 1-2-Bettkabinen DU/<br />

WC, Besichtigungen, Bordprogramm, Reiseleitung.<br />

Auskunft & Anmeldung: <strong>NaturFreunde</strong> NRW<br />

Jochen Haushälter, s.o.<br />

2.–14.9.<strong>2007</strong><br />

Radtouren vom Üdersee zum Oderbruch<br />

Durch die Mark Brandenburg<br />

Kosten: Mitglieder 748 €/Gäste 788 € (EZ-<br />

Zuschlag 110 €)<br />

Leistungen: Busfahrt mit Fahrradtransport<br />

ab Pforzheim, Karlsruhe, Bruchsal,<br />

Wiesloch. 11 ÜN/HP mit D/Bad/WC, Fahrradtouren,<br />

Ausfl ugsprogramm, Reiserücktrittversicherung.<br />

Bus bleibt vor Ort.<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

<strong>NaturFreunde</strong> Baden<br />

Werner Greulich · Gartenstrasse 25<br />

69231 Rauenberg · Telefon (06222) 60 00 65<br />

werner_greulich@web.de<br />

8.–15.9.<strong>2007</strong><br />

Bergwanderungen in Sils/Engadin<br />

Kosten: Mitglieder 430 €/Gäste 460 € (EZ-<br />

Zuschlag)<br />

Leistungen: 7 ÜN/HP in DZ mit Du/WC,<br />

Freizeitleitung, individuelle Anreise<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

<strong>NaturFreunde</strong> Württemberg, s.o.<br />

8.–15.9.<strong>2007</strong><br />

Hüttentour in den Julischen Alpen<br />

Eine Woche von Hütte zu Hütte - auch<br />

über Klettersteige - im Triglav Nationalpark<br />

(Individuelle Anreise)<br />

Veranstalter: <strong>NaturFreunde</strong> NRW<br />

Kosten: Mitglieder 20 € / Gäste 30 € Leistungen:<br />

Tourenleitung<br />

Auskunft & Anmeldung<br />

Michael Hollstein s.o.<br />

15.–22.9.<strong>2007</strong><br />

Südtirols Süden-Wandern<br />

und Wein an der Weinstraße<br />

Kosten: Mitglieder 525 €/Gäste 570 € (EZ-<br />

Zuschlag 6 €/Tag)<br />

Leistungen: ÜN/HP im DZ mit Bad/Dusche/WC,<br />

Wanderführung, Freizeitbetreuung,<br />

individuelle Anreise<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

<strong>NaturFreunde</strong> Württemberg, s.o.<br />

22.9.–3.10.<strong>2007</strong><br />

Turin und Wanderungen<br />

im südlichen Piemont<br />

Kosten: Mitglieder ca. 1.080 €/Gäste ca.<br />

1.150 €<br />

Leistungen: Bus-Fahrtkosten, ÜN/Frühstück<br />

in Mittelklasse-Hotels in DZ mit WC/<br />

Dusche o. Bad, Eintrittsgelder, Nebenkosten,<br />

Reiseleitung.<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

<strong>NaturFreunde</strong> Württemberg, s.o.<br />

24.9.–4.10.<strong>2007</strong><br />

Wandern in den spanischen<br />

Pyrenäen/Laspuna<br />

11-Tage Wandern (12-18 km) in Höhen zwischen<br />

500 und 2.000 m im Nationalpark<br />

Ordesa y Monte Perdido.<br />

Kosten: Mitglieder ca. 842 €/Gäste ca. 897<br />

€ (EZ-Zuschlag 50 €)<br />

Leistungen: ÜN/VP im DZ, geführte Wanderungen<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

<strong>NaturFreunde</strong> Württemberg, s.o.<br />

28.9.–3.10.<strong>2007</strong><br />

Natur & Kultur im Erzgebirge<br />

Landeswandertage Sachsen <strong>2007</strong>. Verschiedene<br />

Wanderungen bis max. 20 km; kürze-<br />

re Teilnahme und Verlängerung möglich.<br />

Kosten: Mitglieder 145 €/Gäste 160 €<br />

Leistungen: 5 ÜN/HP, 4 x Lunchpaket,<br />

Wanderführung, Ausfl ugs- und Besichtigungsprogramm,<br />

Informationsmaterial<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

<strong>NaturFreunde</strong> Sachsen e.V., s.o.<br />

Seminare<br />

20.–22.4.<strong>2007</strong><br />

Seniorenseminar 100 Jahre Naturschutz<br />

Im Naturfreundehaus Eichelberg/Bruchsal<br />

geht es um 100 Jahre Naturschutz bei den<br />

<strong>NaturFreunde</strong>n, geführte Exkursion in das<br />

Naturschutzgebiet „Michaelsberg”, Naturfreunde<br />

- Senioren schreiben Geschichte/<br />

n, Naturschutz - was können wir Senioren<br />

tun? Referentin Doris Wagner<br />

Kosten: 30 Euro<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

<strong>NaturFreunde</strong> Baden<br />

Alte Weingartener Str. 37<br />

76227 Karlsruhe<br />

2.–10.6.<strong>2007</strong><br />

Bundesseminar Heimatkunde<br />

im Naturfreundehaus Elmstein<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

Wilhelm Dießelmeier · Friedrichstr. 3<br />

32457 Porta Westfalica · Telefon (0571) 748 11<br />

heimatkunde@naturfreunde.de<br />

16.6.<strong>2007</strong><br />

Int. Symposium<br />

„Karl-Renner – Naturfreund & Europäer“<br />

In Kooperation mit der Naturfreunde Internationale<br />

und den Naturfreunden Österreichs<br />

bieten die <strong>NaturFreunde</strong> Berlin Vorträge<br />

über Karl Renner und Europa, Karl<br />

Renner und die Naturfreunde, Karl Renner<br />

und Deutschland, Spuren von Karl Renner<br />

in Berlin. Unter anderem mit Prof. Dr. Jochen<br />

Zimmer, Duisburg.<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

Naturfreundehaus Karl Renner<br />

Ringstr. 76/77 · 12205 Berlin<br />

Telefon (030) 83 20 39 13<br />

Fax (030) 83 20 39 11<br />

steglitz@naturfreundehaus-berlin.de<br />

FEST GESETZT<br />

26.9.–12.10. bzw. 19.10.2008<br />

Vorankündigung<br />

Auslandsbergfahrt 2008<br />

Nepal Langtang und Ganesh Himal 2008<br />

Auskunft & Anmeldung: Uli Friebel<br />

Ulrich.Friebel@t-online.de<br />

29.6.–1.7.<strong>2007</strong><br />

Seminar „Digitale Fotografi e<br />

und Bildbearbeitung“<br />

im Naturfreundehaus Sommerecke<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

Gotthard Kassner · foto@naturfreunde.de<br />

7.–8.7.<strong>2007</strong><br />

NATURA2000-Workshop<br />

zur Erarbeitung einer NATURA-Tour<br />

Am Beispiel des Gebiets Albtrauf bei Aalen<br />

wird gezeigt, wie ein Natura-Trail erarbeitet<br />

wird. Außerdem: Tipps zur Informationsbeschaffung<br />

und -vermittlung, Themenauswahl<br />

und möglichen Finanzierungsquellen.<br />

Kosten: bitte erfragen<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

<strong>NaturFreunde</strong> Württemberg<br />

Neue Str. 150 · 70186 Stuttgart<br />

Telefon (0711) 42 07 03 89<br />

umwelt@naturfreunde-wuerttemberg.de<br />

13.–16.9.<strong>2007</strong><br />

Heimatkunde-Kurzseminar (Römer)<br />

in Weißenburg<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

W. Dießelmeier, s.o.<br />

24.–29.9.<strong>2007</strong><br />

Heimatkunde-Seminar in<br />

Röbel an der Müritz<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

W. Dießelmeier, s.o.<br />

22.–26.10.<strong>2007</strong><br />

Vorankündigung: Senioren-Seminar<br />

„Zwei deutsche Wege – von der Teilung<br />

zur Vereinigung.“<br />

Auskunft & Anmeldung:<br />

<strong>NaturFreunde</strong> <strong>Deutschlands</strong><br />

Telefon (030) 29 77 32 -60<br />

info@naturfreunde.de<br />

Hinweis 1. Die Reisebedingungen und die Reise- und Seminarangebote werden vom<br />

jeweiligen Veranstalter verantwortet. 2. Die Veröffentlichung in diesem Magazin ist eine<br />

unverbindliche Zusammenstellung ohne Gewähr. 3. Alle sportlichen Ausbildungsangebote:<br />

www.naturfreunde-outdoor.de.<br />

1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 27


FEST GESETZT<br />

Kleinanzeigen<br />

aFrau, 57 J., sucht Begleiterin für<br />

längere Wanderung 2008 (Altersteilzeit-<br />

Beginn). Vorheriges Kennenlernen und<br />

Probewanderung(en) erwünscht.<br />

Telefon (069) 70 44 99 (nach 18 Uhr).<br />

aHaller Deutsche Pinscher<br />

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Web www.haller-deutsche-pinscher.de<br />

E-Mail Info@haller-deutsche-pinscher.de<br />

Telefon (0160) 91 15 21 88<br />

aSüdliche Weinstrasse: Wunderschöne<br />

und sehr gut ausgestattete Ferienwohnung<br />

in uraltem, aber 1999 aufwändig renovertem<br />

Winzerhaus im Weindorf Rhodt<br />

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Blick über die Weinfelder. Machen<br />

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E-Mail kwagenhals@t-online.de<br />

WIR TRAUERN<br />

Kurt Kretschmann<br />

ein Pionier des Naturschutzes<br />

* 2. März 1914<br />

† 20. Januar <strong>2007</strong><br />

Kurt Kretschmann ist im Alter von<br />

93 Jahren gestorben. Nach dem<br />

Tod seiner Frau Erna im Januar<br />

2001 verloren wir einen Menschen,<br />

der durch sein eigenes Lebenswerk<br />

und seinen eigenen Lebenswandel<br />

überzeugte. Uneigennützigkeit,<br />

Naturverbundenheit, tiefes Wissen<br />

über die Natur und Lebenszusammenhänge<br />

sind die Worte, die den<br />

Menschen einfallen, die an Kurt<br />

Kretschmanns Wirken denken.<br />

Kein menschenferner Bürokrat,<br />

sondern einer, der selbst mit anfasste.<br />

Einer der es einfach liebte<br />

– seit seiner Jugend war Kretschmann<br />

Vegetarier, wanderte, fuhr<br />

Fahrrad. „Ich las die Klassiker des<br />

Buddhismus, Tolstoi und Gandhi.<br />

Sie wurden zu meinem Fundament“,<br />

berichtete Kretschmann<br />

einmal rückblickend. „Damals er-<br />

aRuhpolding, bayer. Alpen, FeWo:<br />

Groß & gemütl., 2 - 6 Pers., sehr ruhig mit<br />

schönem Blick in die Berge. Für Allergiker<br />

geeignet, Nichtraucherwhg.<br />

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Wo. (zzgl. Nebenk.) zu verm.; Ideal zum<br />

Wandern, Radfahren und Faulenzen:<br />

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Web www.garz-haus.de<br />

aSt. Peter-Ording: Komf. FW f. 2-4 Pers.<br />

(Reetdach), zw. 45-65 Euro pro Tag inkl.<br />

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Radfahrer.<br />

Telefon (0521) 872963<br />

Fax (0521) 87 56 50<br />

fuhr ich zum ersten Mal auch von<br />

der vegetarischen Ernährungsform,<br />

durch die ich meine Lebensweise<br />

drastisch vereinfachen und billiger<br />

gestalten konnte.“<br />

Gemeinsam mit seiner Frau<br />

setzte er nach dem Krieg seine<br />

ganze Kraft für den Naturschutz<br />

ein. Ein Pionier des ostdeutschen<br />

Naturschutzes - bereits 1949 radelte<br />

Kurt Kretschmann als Beauftragter<br />

für Naturschutz durch<br />

Brandenburg. Er fragte Bauern,<br />

Imker und Förster nach Tieren<br />

und Pfl anzen, fand Naturdenkmale,<br />

wies Schutzgebiete aus und<br />

legte Naturlehrpfade an. Sein Fontane-Naturlehrpfad<br />

war der erste<br />

Naturpfad der DDR. Baum-Pfl anzungen,Naturschutzausstellungen<br />

wurden auf sein Betreiben<br />

hin organisiert. Sein Lebenswerk<br />

aWandern im Spessart – kl. Ferienhaus,<br />

pers. Charakter, ruhig am Waldrand gelegen;<br />

2–3 Pers. € 25,–/<strong>NaturFreunde</strong> € 20,–<br />

pro Tag. Kontakt: Petra Müller<br />

Telefon & Fax (040) 49 35 91<br />

E-Mail spessarthaus@gmx.net<br />

aDie gold. Mosel mit Rad+ Schiff<br />

Wunderschöne komb. Rad- Schiffstour entlang<br />

des autofreien und fl achen Moselradweges.<br />

Genießen Sie drei Länder, (D-Lux-<br />

F) mit maler. Weinörtchen und 3 tollen<br />

Städten wie Trier, Stadt Luxembourg und<br />

Thionville (F). Tagesetappen 20. - 60 Km.<br />

Gemütl. Flußschiff m. 13 netten Doppelkab.<br />

begleitet Sie. Gruppen willkommen.<br />

28.04.- 13.10. 1 Wo. ab 495.-/Pers. HP<br />

Telefon (0241) 34645<br />

Web www.rad-schiffsreisen.de<br />

aNeuhardenberg - Urlaub, Kultur & Natur<br />

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Lage, TV,Grillplatz, Schlossnähe sowie<br />

PKW-Hofstellplätze. Mit Fahrrad/ Kanuverleih<br />

sowie geführte Touren per Kanu, Fahrrad<br />

od. Jeep. Angeltouren auf der Oder.<br />

Kultur, Sport & idyl. Landschaft direkt vor<br />

den Toren Berlins, des Oderbruchs&d Perle<br />

d. Märkischen Schweiz. Beispiel: 1 Ferienwoche<br />

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Maik Gesche<br />

Mobil (0162) 72 29 044<br />

E-Mail info@kajak-gesche.de<br />

Web www.kajak-gesche.de<br />

beinhaltet auch über 2000 Texte,<br />

60 Broschüren und Sonderdrucke<br />

über den Naturschutz. Er gründete<br />

die Lehrstätte für Naturschutz<br />

„Müritzhof“, wo er als Leiter praktische<br />

Naturschutzarbeit lehrte. Zu<br />

gleicher Zeit errichtete er den „Arbeitskreis<br />

für die vom Aussterben<br />

bedrohten Tierarten in der DDR“.<br />

Sein wohl sichtbarstes Vermächtnis<br />

ist die stilisierte Waldohreule<br />

auf den amtlichen Schildern<br />

für Naturschutzgebiete. Das<br />

Schild wurde als gesamtdeutsches<br />

Symbol übernommen.<br />

Bis ins hohe Alter widmete Kurt<br />

Kretschmann sich mit ganzem<br />

Herzen der Natur und dem Leben<br />

im Einklang mit der Natur.<br />

Vor allem die <strong>NaturFreunde</strong> in<br />

Brandenburg verbindet vieles mit<br />

den Kretschmanns. Ihr Blockhaus<br />

im heutigen Garten des „Hauses<br />

der Naturpfl ege“ stand allen offen.<br />

Man baute Nistkästen zusammen,<br />

wanderte und erzählte. Die<br />

<strong>NaturFreunde</strong> werden versuchen,<br />

seine Gedanken und Ideen weiter<br />

zu tragen.c BUNDESVORSTAND DER<br />

NATURFREUNDE DEUTSCHLANDS<br />

aNF-Haus in Hoek van Holland (NL)<br />

fast am Nordseestrand. Meeresschiffe,<br />

Sturmfl utkehr, Keukenhof, Rotterdammer<br />

Hafen, Delft, Gouda (Käse), Amsterdam,<br />

Den Haag. Alles in direkter Nähe. S.V./<br />

Für Gruppen ab 20 Personen Verpfl egung<br />

möglich. Kontakt: Dorpstraat 45, 3299 BB<br />

Maasdam (NL)<br />

Telefon ++31 (0) 78 / 676 76 35 (Mo-Fr)<br />

E-Mail augustreitsma@nivon.nl<br />

aKärnten - Millstätter See gemütliche<br />

FeWo f. 2 Pers., Nichtraucher, ruhige Lage,<br />

7 min zum See - Wandern; Nordic Walking-<br />

und Schneeschuhkurse<br />

Telefon ++43 (0) 4762 / 820 37<br />

E-Mail lauffreunde_kaernten@aon.at<br />

Web www.walkandrun.at<br />

aITALIEN / LIGURIEN / CINQUE TERRE<br />

Traumhaftes Wander- und Badegebiet. Ferienanwesen<br />

mit Pool und Privatstrand,<br />

Gruppen willkommen, ganzjährig geöffnet.<br />

Infos bei: Holger Guhl und Yvonne Abert<br />

Telefon ++39 (0) 333 / 743 70 52<br />

Web www.5terre-ferienhaus.de<br />

aITALIEN / ROMAGNA / BRISIGHELLA<br />

Schönes Gästehaus (Zimmer / Appartements<br />

mit / ohne Küche) in traumhafter<br />

Landschaft des Vor-Apennin. Ideal<br />

für Wander-/ Rad-/ Mountainbike-Touren.<br />

Charmanter Direktzug durch die Berge<br />

nach Florenz (100 km). Ravenna/Adria 50<br />

km, Bologna 40 km. Eigener Biowein. Man<br />

spricht leider kein Deutsch, aber Englisch.<br />

Telefon ++39 (0) 546 / 803 38<br />

Web www.ilpalazzo.net<br />

E-Mail info@ilpalazzo.net<br />

aProvence - Haus am Bach<br />

idyll. Ortsrandlage, südl. v. Avignon, 4km<br />

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Zauberhafter Garten m. Obstwiese u. Berghang,<br />

unter Reben, am Steintisch, in Hängematte.<br />

Telefon (0711) 3400223<br />

aWanderparadies La Palma/Kanaren:<br />

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Doris Zimmermann<br />

Telefon & Fax ( 0034 ) 922 48 56 19 Mail:<br />

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SEITE 28 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong><br />

INFO


FEST GESETZT<br />

1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 29


FEST GESETZT<br />

kurz notiert<br />

Wald-Kiefer<br />

Baum des Jahres <strong>2007</strong><br />

Wer sich der Bundeshauptstadt nähert,<br />

egal aus welcher Richtung, wird kaum umhinkommen<br />

festzustellen: Brandenburg<br />

ist Kiefernland. Über siebzig Prozent der<br />

Waldbäume in diesem Bundesland sind<br />

Kiefern. Innerhalb der gesamten Republik<br />

ist der Anteil zwar deutlich geringer. Aber<br />

auch hier ist die Kiefer mit etwa 23 Prozent<br />

immerhin zweithäufi gster Waldbaum<br />

- gleich nach der Fichte. Und so ein Allerweltsbaum<br />

ist nun der Baum des Jahres<br />

<strong>2007</strong>?<br />

Spätestens seit IKEA kennt jeder das helle<br />

Holz dieser anspruchslosen Baumart. Sie<br />

stellt an Boden und Klima fast keine Ansprüche<br />

- dominiert sie doch auf besonders<br />

trockenen Sandfl ächen und an den<br />

reichlich feuchten Hochmoorrändern. Aber<br />

viel Licht braucht sie, mehr noch als die<br />

ebenfalls als sehr lichtbedürftig bekannte<br />

Eiche. Und da sich im Konkurrenzgefüge<br />

der Waldbäume letztlich immer diejenige<br />

Baumart durchsetzt, die es im Schatten<br />

des Anderen länger aushält, ist die doch<br />

so robust wirkende Kiefer die Verliererin,<br />

die nur noch an den unwirtlicheren Standorten<br />

der mitteleuropäischen Wälder ein<br />

eigenes Kiefernwaldleben entfalten kann.<br />

Natur des Jahres <strong>2007</strong><br />

Dass es leicht brennt in Gebieten, wo die<br />

Kiefer gehäuft vorkommt, kann sich jeder,<br />

der durch Brandenburg fährt, leicht zusammen<br />

reimen. Waldbrand-Warnschilder stehen<br />

an vielen Waldstraßen und -wegen.<br />

Feuer gehört zur Natur der Kiefer. In natürlichen<br />

Kiefernwäldern ist - ausgelöst durch<br />

einen Blitz - Feuer ein unverzichtbarer Teil<br />

in ihrem Entwicklungszyklus.<br />

Wald-Kiefern sind an solche Brände angepasst.<br />

Sie überleben so ein Streufeuer - solange<br />

es nicht in die Krone überspringt. Ihre<br />

im unteren Stammbereich dicke Borke<br />

ist schwer entfl ammbar. Sie ist gleichzeitig<br />

ein wirkungsvoller Hitzeschild, der das<br />

zwischen Stammholz und Borke liegende<br />

empfi ndliche Wachstumsgewebe über einige<br />

Zeit vor den tödlichen Temperaturen<br />

bewahren kann. Auch die typische Gestalt<br />

ausgewachsener Kiefern im Wald ist in erster<br />

Linie eine Anpassung an solche Brände:<br />

der lange, astfreier Stamm und die entsprechend<br />

erst weit oben ansetzende Krone<br />

machen es dem über den Boden fegenden<br />

Flammen schwer, in den Kronenraum<br />

hinaufzuklettern. c<br />

RUDOLF FENNER ROBIN WOOD<br />

Weitere Informationen:<br />

www.baum-des-jahres.de<br />

www.robinwood.de<br />

Aktion<br />

Apfelblütenland<br />

Im vergangenen Jahr begann die Apfelblüte<br />

relativ spät. Wie wird es <strong>2007</strong>, nach dem<br />

milden Januar? In der Aktion „Apfelblütenland“<br />

sollen in diesem Jahr wieder Daten<br />

mit Hilfe der Bürger gesammelt werden,<br />

die einen Vergleich mit den Ergebnissen<br />

des Vorjahres erlauben.<br />

Die Apfelblüte ist für Klimaforscher, genauer<br />

für Phänologen, das sichere Zeichen,<br />

dass der Frühling gekommen ist. Der Südwestrundfunk<br />

(SWR) und der Westdeutsche<br />

Rundfunk (WDR) bitten, einen Apfelbaum<br />

in der Nähe zu beobachten und mitzuteilen,<br />

wenn er zu blühen beginnt. Die<br />

Daten der Apfelblüten-Sichtungen werden<br />

wie im Vorjahr gespeichert und dann in<br />

Kooperation mit dem Deutschen Wetterdienst,<br />

der TU München, dem Meteorologischen<br />

Institut der Universität Bonn und<br />

der Landesanstalt für Umwelt, Messungen<br />

und Naturschutz Baden-Württemberg<br />

(LUBW) wissenschaftlich ausgewertet. Damit<br />

erhalten die Wissenschaftler umfangreiches<br />

Datenmaterial.<br />

Mit Hilfe der genauen Beobachtungsdaten<br />

lassen sich auch Aussagen über die Veränderungen<br />

des Klimas machen. Vielerorts<br />

blühen die Apfelbäume heute früher als<br />

noch vor wenigen Jahrzehnten - eine Folge<br />

der Klimaerwärmung. c [WDR/SWR]<br />

Weitere Informationen:<br />

www.planet-wissen.de<br />

Apfelsorte des Jahres Seestermüher Zitronenapfel www.apfeltage.de<br />

Arzneipfl anze des Jahres Hopfen www.uni-wuerzburg.de<br />

Boden des Jahres Podsol www.dbges.de<br />

Blume des Jahres Bach-Nelkenwurz www.stiftung-naturschutz-hh.de<br />

Fisch des Jahres Schleie www.vdsf.de<br />

Flechte des Jahres Isländisch Moos www.blam-ev.de<br />

Flusslandschaft des Jahres Schwarza www.naturfreunde.de<br />

Gemüse des Jahres Gartensalat www.nutzpfl anzenvielfalt.de<br />

Giftpfl anze des Jahres Fingerhut www.fhh.hamburg.de<br />

Heilpfl anze des Jahres Duftveilchen www.nhv-theophrastus.de<br />

Insekt des Jahres Ritterwanze www.zalf.de / www.bba.de<br />

Landschaft des Jahres <strong>2007</strong>/2008 Donaudelta www.nfi .at<br />

Moos des Jahres Polster-Kissenmoos www.blam-ev.de<br />

Orchidee des Jahres Schwarzes Kohlröschen www.europorchid.de<br />

Pilz des Jahres Puppenkernkeule www.dgfm-ev.de<br />

Schmetterling des Jahres Landkärtchenfalter www.bund-nrw-naturschutzstiftung.de<br />

Spinne des Jahres Sand-Wolfspinne www.arages.de<br />

Staude des Jahres Veronica www.stauden.de<br />

Streuobstsorte des Jahres<br />

…in Baden-Württemberg Unterländer Kirsche www.logl-bw-de<br />

…in Hessen Kloppenheimer Streifl ing (Apfel) www.na-hessen.de<br />

…im Saarland Harberts Renette (Apfel) www.gartenbauvereine.de<br />

Vogel des Jahres Turmfalke www.nabu.de<br />

Wasserpfl anze des Jahres Großes Nixenkraut www.foerderkreis-sporttauchen.de<br />

Weichtier des Jahres Maskenschnecke www.mollusken-nrw.de<br />

Wildtier des Jahres Elch www.intlawpol.org / www.sdwi.de<br />

10 Prüfsteine<br />

für die EU-Präsidentschaft<br />

Der Deutsche Naturschutzring (DNR) und<br />

das Europäische Umweltbüro (EEB) bewerten<br />

anhand von zehn konkreten Forderungen<br />

die deutsche EU-Ratspräsidentschaft.<br />

Die so genannten „10 Grünen Prüfsteine“<br />

(Ten Green Tests) beziehen sich ausschließlich<br />

auf laufende europäische Gesetzgebungsverfahren<br />

im ersten Halbjahr <strong>2007</strong>.<br />

DNR-Präsident Hubert Weinzierl: „Es geht<br />

uns um eine realistische Einschätzung der<br />

Arbeit der Bundesregierung. Was kann sie<br />

leisten? Was sollte sie leisten? Und was leistet<br />

sie tatsächlich? Mit den 10 grünen Prüfsteinen<br />

benennen wir unsere Kriterien. Am<br />

Ende der Präsidentschaft werden wir die Arbeit<br />

der Regierung daran messen.“<br />

Ganz oben auf der Liste stehen die Themen<br />

Energie- und Klimapolitik: Bis 2020 muss<br />

die EU ihre Treibhausgasemissionen um 30<br />

Prozent senken (Basis 1990), die Stromproduktion<br />

aus erneuerbaren Energieträgern<br />

auf 35 Prozent erhöhen und sich im Bereich<br />

„Wärme und Kälte“ zu einem Anteil von<br />

25 Prozent aus Erneuerbaren Energien verpfl<br />

ichten.<br />

Die Themen der 10 Grünen Prüfsteine im<br />

Einzelnen:<br />

Eine zukunftsfähige Energiepolitik<br />

Ambitionierter Klimaschutz<br />

Die Überprüfung des<br />

6. Umweltaktionsprogramms<br />

Vernünftiger Bürokratieabbau<br />

(„better regulation“)<br />

Sauberer Verkehr<br />

Weniger Feinstaub<br />

Eine bessere Abfallrahmenrichtlinie<br />

Bodenschutz und Landwirtschaft<br />

Marktmechanismen für ökologische<br />

Innovationen<br />

Das Ende vom Quecksilber<br />

c [DNR]<br />

Weitere Informationen:<br />

www.eu-koordination.de<br />

SEITE 30 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong><br />

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Impressum<br />

NATURFREUNDiN · 59. Jahrgang<br />

Bundeszeitschrift der <strong>NaturFreunde</strong><br />

<strong>Deutschlands</strong><br />

Redaktion: Sigrid Frank-Esslinger [SFE],<br />

Eckart Kuhlwein [EK], Hans-Gerd Marian<br />

[HGM] (V.i.S.d.P.), Simone Rieth [SR],<br />

Nina Wettern [NW]<br />

<strong>NaturFreunde</strong> <strong>Deutschlands</strong> e.V.<br />

Redaktion NATURFREUNDiN<br />

Warschauer Str. 58a · 10243 Berlin<br />

Telefon (030) 29 77 32 -60 · Fax -80<br />

redaktion@naturfreunde.de<br />

www.naturfreunde.de<br />

Verlag: Naturfreunde-Verlag<br />

Freizeit und Wandern GmbH<br />

Warschauer Str. 58a · 10243 Berlin<br />

Telefon (030) 29 77 32 -63 · Fax -80<br />

info@naturfreunde-verlag.de<br />

www.naturfreunde-verlag.de<br />

Anzeigen: Telefon (030) 29 77 32 -65<br />

anzeigen@naturfreunde.de<br />

Abonnement: Telefon (030) 29 77 32 -66<br />

abo@naturfreunde.de<br />

Jahresabonnement: 5,60 €<br />

Gestaltung & Satz: Pacifi co Grafi k<br />

Etienne Girardet · www.pacifi cografi k.de<br />

Druck & Vertrieb: Bechtle<br />

Druck&Service, Esslingen<br />

Redaktionsschluss: fünf Wochen<br />

vor Erscheinen<br />

Erscheinungstermine: 4x jährlich –<br />

1.3./1.6./1.9./1.12.<br />

Regionalausgaben: Regelmäßig beigefügt<br />

sind die regionalen Ausgaben der<br />

Landesverbände Baden, Bayern, Brandenburg,<br />

Hessen, NRW, Regionalverband<br />

Nord, Saarland, Rheinland-Pfalz, des Bezirks<br />

Mittelfranken und der Ortsgruppen<br />

Frankenthal, Hannover, Karlsruhe.<br />

Druckaufl age: 60.000<br />

Bildnachweis: Titelbild www.ullsteinbild.com/Still<br />

Pictures; S. 2: Pixelquelle.<br />

de/ulikat, SPD Fraktion; S. 3: Titel, Pixelquelle.de/Jiry;<br />

Enrico Duwe (ED), Photocase.com/Claudia<br />

Moosmann (CM);<br />

S. 4: Gregor Schläger/Lufthansa Technik<br />

AG; S. 5: Pixelquelle.de/Alexander Hauk;<br />

S. 6: Pixelquelle.de/Marisol Faure, atmosfair;<br />

S. 7: Pixelquelle.de/Markus Lindert,<br />

Allianz pro Schiene; S. 8: Sigrid<br />

Kuhlwein (SIK); S. 9: Hans-Gerd Marian,<br />

www.unendlich-viel-energie.de; S.<br />

10: Nadja Fahlke/DUH; S. 11: A. Vieweg,<br />

BUGA <strong>2007</strong>; S. 12: DeWind AG 2002; S.<br />

13: NIVON Niederlande; S. 14: Materialbilder:<br />

Günther Leicht, Peter Pfundmeier;<br />

S. 15: ED; S. 16: Thomas Läpple S. 17:<br />

Gerhard Beier (GB); S. 18: GB, Hans-Peter<br />

Selz; S. 19: SIK, SIK; S. 20: NF Oberbarnim-Oderland,<br />

NFH Kniebis; S. 21:<br />

NF Lörrach, Sigrid Frank-Eßlinger; S. 22:<br />

Uwe Bordanowicz; S. 23: Wikipedia.de,<br />

© Renner-Museum (www.rennermuseum.at);<br />

S. 24: Wikipedia.de/Felix König,<br />

www.diplomatie.gouv.fr, Haus der Geschichte<br />

(Bonn); S. 25: Etienne Girardet<br />

(EG); S. 26: EG, NF Holzgerlingen; S. 28:<br />

EG; S. 30: Photocase.com/CM; S. 32: EG;<br />

Strichzeichnungen: Moritz Lichtwarck-<br />

Aschhoff<br />

Medien<br />

Wie die Klimawende gelingt?<br />

Glaubt man Lutz<br />

Wicke, gelingt die<br />

Klimawende mit<br />

der Marktwirtschaft:<br />

Kyoto PLUS<br />

heißt sein Buch, in<br />

dem er ein marktwirtschaftliches<br />

Anreizsystem entwirft,<br />

das erstens<br />

die Erderwärmung<br />

stoppt, zweitens die Armut bekämpft und<br />

drittens die Welt gerechter macht. Wicke,<br />

ehemals Umwelt-Staatssekretär in Berlin<br />

und wissenschaftlicher Direktor am<br />

Bundesumweltamt, beschreibt sein System<br />

unter dem Stichwort: One man – one vote<br />

(Ein Mensch, Ein Recht). Bedeutet: Jeder<br />

Mensch bekommt das gleiche Recht, die Atmosphäre<br />

mit dem Klimakiller Kohlendioxid<br />

zu verschmutzen.<br />

Fünf Tonnen Kohlendioxid schlägt der<br />

heutige Professor der Europäischen Wirtschaftshochschule<br />

ESCP vor. Das entspricht<br />

in etwa der Menge, die ein Hin- und Rückfl<br />

ug nach Südafrika ausmacht. Wer also<br />

dort Urlaub macht – so die Idee – muss<br />

sich zusätzliches Verschmutzungrecht erkaufen.<br />

In Äthiopien zum Beispiel, oder auf<br />

den Philippinen. Dort nämlich verbrauchen<br />

die Menschen keine fünf Tonnen im Jahr.<br />

Alle hätten von diesem System etwas: Der<br />

Südafrika-Urlauber darf zu Hause weiter<br />

Heizen und Kochen, der Äthiopier hätte<br />

Geld, um sich Heizung und Essen zu kaufen.<br />

Und damit das System funktioniert – sprich:<br />

damit immer weniger Kohlendioxid produziert<br />

wird – wird die Menge der im Umlauf<br />

befi ndlichen Verschmutzungsrechte immer<br />

weiter verknappt. Eine bestechende Idee,<br />

die Wicke gemeinsam mit Peter Spiegel, Mininitiator<br />

der Global Marshall Plan Initiative,<br />

entwickelt hat. Ihr Manko: Eben weil sie so<br />

bestechend einfach ist, wird sie wohl nie in<br />

die Realität umgesetzt werden.c [NR]<br />

Lutz Wicke, Peter Spiegel, Inga Wicke-Thüs:<br />

Kyoto PLUS - so gelingt die Klimawende.<br />

251 Seiten broschiert. Beck Verlag 2006.<br />

ISBN-13: 978-3406551277. Preis 19,90 Euro<br />

Chance Energiekrise<br />

Klimaschutz können<br />

wir uns nur<br />

leisten wenn die<br />

Wirtschaft fl oriert,<br />

weil der Glaube<br />

besteht, dass Umweltschutz<br />

mit hohen<br />

Kosten verbunden<br />

ist. Mit dieser<br />

Meinung wollen die<br />

Autoren aufräumen<br />

und stellen dar, dass Umweltschutz, Klimaschutz,<br />

erneuerbare Energien und nachwachsende<br />

Rohstoffe schon heute ein Motor<br />

der Wirtschaft sind. So hat sich in den<br />

letzten Jahren ein Wirtschaftszweig entwickelt<br />

mit stürmischen Wachstumsraten bei<br />

den Technologien zur Energieerzeugung aus<br />

Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Erdwärme.<br />

Weil die fossilen und atomaren Energien<br />

endlich sind, sie aber andererseits<br />

noch immer das Fundament der heutigen<br />

Weltwirtschaft bilden, müssen wir weg<br />

vom Erdöl, Erdgas Kohle und Uran. Wer<br />

weiter auf fossile Ressourcen beharrt, vor<br />

allem auf Erdgas und Erdöl, wird die Welt<br />

in den kommenden Jahren in eine gigantische<br />

Wirtschaftskrise führen. Der wichtigste<br />

Grund, jetzt und fortan ganz auf erneuerbare<br />

Energien zu setzen, liegt jedoch<br />

in einer Überlebensfrage für die Menschheit.<br />

Nur die erneuerbaren Energien können<br />

die weitere Erwärmung des Weltklimas<br />

stoppen. Klimaforscher schlagen Alarm:<br />

Die Gletscherschmelze in den Alpen, Dürreperioden,<br />

Stürme, Überschwemmungen<br />

oder die Eisschmelze in der Arktis nehmen<br />

schon jetzt dramatische Ausmaße an. So<br />

könnte der Golfstrom noch vor 2020 umkippen,<br />

was Großbritannien ein Sibirisches<br />

Klima bescheren würde. Auf dem Gipfeltreffen<br />

in Rio de Janeiro 1992 haben sich<br />

die Nationen das „Leitbild der Nachhaltigen<br />

Entwicklung“ gegeben. Die Menschheit<br />

steht vor großen Herausforderungen<br />

durch knapper werdende Ressourcen und<br />

damit vor einer Zunahme der Zunahme der<br />

Verteilungskämpfe. Das reich bebilderte<br />

Buch belegt, dass es realistische Strategien<br />

gibt, die Energiefrage bereits vor dem Ende<br />

des Ölzeitalters zu lösen. Wer es aufmerksam<br />

liest muss erkennen: Nullemission ist<br />

der einzige wirksame Klimaschutz.c<br />

ROLAND SIFFEL<br />

Hans-Josef Fell, Carsten Pfeifer: Chance Energiekrise<br />

- Der solare Ausweg aus der fossil-atomaren<br />

Sackgasse, 176 Seiten Paperback.<br />

Verlag Solarpraxis AG, 2006.<br />

ISBN-13: 978-3934595644. Preis 19,00 Euro.<br />

www.solarpraxis.de<br />

Umweltdetektiv Weltall<br />

Druckfrisch: Der neue Umweltdetektiv Erlebnisbogen<br />

Weltall, mit dem Kinder das<br />

Weltall kennen lernen können. Der neu<br />

erschienene Erlebnisbogen „Weltall“ entführt<br />

Kinder und Jugendliche zu einer Reise<br />

zum Mond, durch unser Sonnensystem<br />

und in ferne Galaxien. Und er rückt die<br />

Dimensionen zurecht: Mit anschaulichen<br />

Vergleichen wird die unglaubliche Weite<br />

des Weltalls vorstellbar, Beispiele verdeutlichen<br />

die rasende Geschwindigkeit<br />

des Lichts, das dennoch Jahre von einem<br />

Stern bis zu uns unterwegs ist. Die Rubrik<br />

enthält Informationen<br />

über Sonnensystem<br />

und Planeten,<br />

ein Untersuchungsteil<br />

gibt<br />

Anleitungen zum<br />

Beobachten von<br />

Mond und Sternen,<br />

ein Bestimmungsteil<br />

mit Sternenkarten<br />

animiert zum<br />

nächtlichen Sternegucken<br />

und ein Aktionsteil hält Bastel- und<br />

Experimentierideen bereit.<br />

Die 48 Seiten starke DIN A4-Broschüre ist<br />

– ebenso wie die Erlebnisbögen „Wasser“,<br />

„Wald“, „Klima & Wetter“ – nicht nur für<br />

Kinder- und Jugendgruppen und Ferienfreizeiten<br />

geeignet, sondern erfreuen sich<br />

auch bei Lehrerinnen und Lehrern großer<br />

Beliebtheit. c ANSGAR DRÜCKER<br />

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Naturfreundejugend <strong>Deutschlands</strong><br />

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Fax (02228) 94 15 -22<br />

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Lust auf Natur mit Klimaschutz. So führt<br />

die Dokumentation des Klimanetzwerks<br />

zum offi ziellen Projektende die Titelreihe<br />

weiter. Ein schönes Leseheft, das mit den<br />

Gewinnern des Klimawettbewerbs, den<br />

Wettbewerbsbeiträgen und sonstigen Klimaschutzprojekten<br />

der letzten zwei Jahre<br />

erzählt, was <strong>NaturFreunde</strong> alles in Sachen<br />

Energieeinsparung, Umweltbildung, und<br />

CO 2-Vermeidung leisten. Die <strong>NaturFreunde</strong><br />

stellen sich selbst als lebendige, bunte Organisation<br />

mit ihren aktuellen Klimaforderungen<br />

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Bestellung: <strong>NaturFreunde</strong> <strong>Deutschlands</strong>,<br />

Telefax (030) 29 77 32 -60<br />

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1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 31


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Naturfreundehaus Zwingenberger Hof<br />

Neu eingeweiht und mit Holzpelletheizung und Solaranlage<br />

steht das gemütliche Haus mit 35 Betten direkt<br />

am Neckar auf großem Gelände. Das Nebengebäude<br />

mit Wirtschaft und der Zeltplatz sind nun ebenfalls eröffnet.<br />

Es gibt täglich eine Vesper- und Getränkekarte,<br />

aber auch eine Selbstversorgerküche.<br />

Hausadresse:<br />

Im Hoffeld 7-8 · 69439 Zwingenberg/Neckar<br />

Buchung:<br />

Telefon (06263) 520 · Fax (06263) 42 93 79<br />

naturfreundehaus-zwingenberg@t-online.de<br />

www.naturfreunde-neckarbischofsheim.de<br />

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wunderschönen Rostocker Heide an der Ostsee liegt der<br />

hübsche und barrierefreie Heidehof. Einzelzimmer und<br />

Appartements sind komfortabel ausgestattet. Für Feiern<br />

und Tagungen stehen separate Räume mit Tagungstechnik<br />

zur Verfügung.<br />

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Warnemünder Str. 11 · 18146 Rostock<br />

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Telefon (0381) 60 93 80 · Fax (0381) 66 95 35<br />

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Mitten im Naturpark Mecklenburgisches Elbetal steht<br />

der aus dem 18. Jahrhundert stammende Bauernhof.<br />

Das Haus wurde unter Schonung der alten Bausubstanz<br />

zum umweltfreundlichen und barrierefreien Hotel im<br />

Landhausstil mit Restaurant, Apartments und Seminarraum<br />

ausgebaut.<br />

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SEITE 32 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>

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