2007-1 - NaturFreunde Deutschlands
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THEMA<br />
BERGSICHERHEIT<br />
Der Verwechslungsfehler<br />
Materialsicherheit im Bergsport ist Hersteller- und Ausbilderpflicht<br />
b„Endlich stabile Materialschlaufen.“ So lautete<br />
die Überschrift eines Berichtes über Klettergeschirre<br />
in bergundsteigen 1/06, der in Innsbruck<br />
erscheinenden Zeitschrift für Risikomanagement<br />
im Bergsport. Es ist sicher eine großartige Ver-<br />
besserung unserer Klettergurte, wenn die Materialschlaufen<br />
nun eigentlich „reißfest“ sind. Aber:<br />
Machen das alle Hersteller? Wird die erhöhte Festigkeit<br />
der Materialschlaufen in die Norm aufgenommen?<br />
Kaufen sich alle Bergsteiger und Kletterer<br />
deshalb neue Gurte? Wohl kaum!<br />
Erfahrungsgemäß verwendet man seinen<br />
Klettergurt fünf bis zehn Jahre lang, je nach dem,<br />
wie intensiv man ihn gebraucht. In einzelnen<br />
Fällen sicher sogar noch länger. Deshalb wird<br />
die Gefahr sich an einer Materialschlaufe abzuseilen<br />
nicht allzu schnell beseitigt sein.<br />
Verwechslungsfehler unserer Ausrüstung<br />
führten in der Vergangenheit immer wieder zu<br />
Unfällen und werden wahrscheinlich auch in Zu-<br />
I Die Anseilschlaufen der Klettergurte könnten – so schlägt Bundesausbildungsleiter Günther<br />
Leicht vor – so aussehen wie die Sicherheitsgriffe an einem Fallschirm.<br />
kunft nicht ganz auszuschließen sein. Ein guter<br />
Lesetipp hierzu sind die beiden Bände „Sicherheit<br />
und Risiko in Fels und Eis“ von Pit Schubert<br />
(Band I, Seite 95/96 und Band II, Seiten<br />
207/216).<br />
Verwechslungsfehler<br />
sind keine Blackouts<br />
Beim Einrichten von Abseilstellen ist es schon<br />
vorgekommen, dass das Seil statt in den Abseil-<br />
I Brenta-Klettersteig: Wer in die Berge geht, braucht sichere Ausrüstung und Ausbildung.<br />
haken in den Selbstsicherungskarabiner gefädelt<br />
und dann zusammen mit der Selbstsicherung<br />
ausgehängt wurde. Ebenso passiert es immer<br />
wieder beim Umbauen am Top, dass das Seil<br />
nicht in die Umlenkung sondern in den Selbstsicherungskarabiner<br />
eingefädelt wird.<br />
Auch wenn diese Unfallursache von Kletterern<br />
oft als „Blackout“ bezeichnet wird, ist und<br />
bleibt es schlicht und ergreifend ein Verwechslungsfehler.<br />
Der Begriff „Blackout“ gefällt mir<br />
in diesem Zusammenhang ganz und gar nicht.<br />
Denn er verschleiert die eigentliche Unfallursache<br />
und stellt sie als unabwendbares Ereignis<br />
dar. Ja, er dient unter Umständen sogar als Entschuldigung<br />
für gemachte Fehler.<br />
I Farbige Karabiner helfen, die Verwechslungsgefahr<br />
zu verringern.<br />
Viele Unfälle beruhen auf einfachen Verwechslungsfehlern.<br />
Immer da, wo mindestens<br />
zwei Partner unterwegs sind, versuchen wir<br />
dieses Unfallrisiko durch Sicherheitsstandards<br />
und Maßnahmen wie „Partnercheck“ und „Seilkommandos“<br />
so weit wie möglich auszuschließen.<br />
Aber wer überprüft uns, wenn wir alleine<br />
an der Abseilstelle stehen, einen Stand einrichten<br />
oder am Top umbauen?<br />
Ich persönlich habe mir aufgrund einiger<br />
Schlüsselerlebnisse, bei denen ich einfach nur<br />
Glück hatte, angewöhnt, vor jeder Belastung der<br />
Sicherungskette immer eine zweite Sichtkontrolle<br />
und einen Belastungstest, zum Beispiel durch<br />
Selbstzug, durchzuführen.<br />
Auch Profis haben zuweilen ein mulmiges Gefühl,<br />
wenn sie sich vor dem Ablassen ins Seil setzen.<br />
Dann erfolgt immer der kritische Blick zum<br />
Anseilknoten nach dem Motto „Ist da auch alles<br />
SEITE 14 NATURFREUNDiN 1-<strong>2007</strong>