2007-1 - NaturFreunde Deutschlands
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Die „doe-het-zelf“-Hotels<br />
Die Naturfreunde und ihre Häuser in den Niederlanden<br />
bBei unseren Nachbarn heißen Naturfreunde<br />
„Natuurvrienden“. 1924 gründeten die Niederländer<br />
ihren Naturfreunde-Verband, seit 1959 heißt<br />
er „Nederlands Instituut voor Volksontwikkeling<br />
en Natuurvriendenwerk“. Heute hat der Verband<br />
etwa 40.000 Mitglieder, 15 Naturfreundehäuser<br />
und neun Campingplätze.<br />
Nach der Befreiung von den Deutschen<br />
spielten – wie schon vor dem Krieg – die Arbeiter-Abendschulen<br />
eine wichtige Rolle. 1953/54 erreichte<br />
die Teilnehmerinnen- und Teilnehmerzahl<br />
den Rekord von etwa 4.000 Personen. Ab den<br />
80er Jahren boten die Naturfreunde eine breite<br />
Palette von „Kulturreisen“ an.<br />
Vor allem im Jugendbereich (NIVON Jeugd en<br />
Jongeren) kamen neben Arbeiterkindern zunehmend<br />
auch andere gesellschaftlich und sozial engagierte<br />
Jugendliche zum Verband. Heute wird<br />
nur noch die Abkürzung NIVON (sprich: Niefonn)<br />
verwendet, die längst als „das NIVON“ ein Eigenleben<br />
entwickelt hat.<br />
Die Organisation möchte Freiräume schaffen,<br />
in denen Menschen gemeinsam mehr erreichen<br />
können. Der Verband betont seine Offenheit gegenüber<br />
„Jugendlichen, Senioren, Alleinstehenden,<br />
Familien, Menschen mit Migrationshintergrund<br />
und Einheimischen, Naturfreunden und<br />
Menschenfreunden.“ Freiräume können Reisen,<br />
thematische Aktivitäten wie Survivaltouren für Jugendliche<br />
oder Wochenenden für Alleinerziehende<br />
sein, Aktivitäten in Naturfreundehäusern oder<br />
die Erarbeitung von Fernwanderwegen („Lange-<br />
Afstands-Wandelingen“).<br />
16 der insgesamt 40 „Lange-Afstands-Wandelingen“<br />
in der Niederlanden wurden von NIVON<br />
I Ehrenamt und Abenteuerferien für Jugendliche – auch zu NIVON gehört beides.<br />
erarbeitet. Diese mehrtägigen Wanderrouten verlaufen<br />
zum Teil im deutsch-niederländischen<br />
Grenzgebiet wie der Naoberpad oder der Maas-<br />
Swalm-Nette-Pad. Der bekannteste Fernwanderweg<br />
der Niederlande ist aber der ebenfalls vom<br />
NIVON erarbeitete Pieterpad, der auf 480 Kilometern<br />
von Pieterburen ganz im Norden des Landes<br />
bis zum Sint Pietersberg in Maastricht ganz im Süden<br />
des Landes führt. Insgesamt ermöglichen die<br />
Fernwanderwege auf 7.000 Kilometern die Entde-<br />
THEMA<br />
ckung der abwechslungsreichen Landschaften unseres<br />
nordwestlichen Nachbarlandes.<br />
Legendär ist das jährliche Pfingstcamp. NIVON<br />
beschreibt dessen Geheimnis so: „Hier gibt es eine<br />
Atmosphäre von Gemeinschaft und Hilfsbereitschaft<br />
ohne auferlegten Gruppenzwang. Man<br />
teilt den Genuss des Kontaktes zur Natur miteinander<br />
unter Nutzung einiger praktischer Erleichterungen,<br />
aber mit der angenehmen Abwesenheit<br />
von überflüssigem Luxus. Man weiß voneinander,<br />
dass man sensibel für gesellschaftliche Ungerechtigkeiten<br />
ist und dass man mit seinem Engagement<br />
im Leben auch etwas erreichen möchte.“<br />
Die 15 Naturfreundehäuser sind über das gesamte<br />
Land verteilt, liegen also genauso an der Küste<br />
ebenso wie in den reizvollen Heidelandschaften<br />
des Binnenlandes. Auf jeden Fall in einer fahrradfreundlichen<br />
Umgebung. Gemeinsam mit den niederländischen<br />
Jugendherbergen ermöglichen sie<br />
mehrtägige Fahrradtouren von Haus zu Haus. Mehrere<br />
Naturfreundehäuser eignen sich auch hervorragend<br />
als Ausgangspunkt für Kanutouren.<br />
Die niederländischen Naturfreundehäuser<br />
richten sich sowohl an Gruppen als auch an Einzelpersonen.<br />
Sie tragen Ortsbezeichnungen (z.B.<br />
Natuurvriendenhuis Allardsoog), Landschaftsbezeichnungen<br />
(Het Zeehuis – Das Haus am Meer),<br />
Namen verdienter Linker (Koos Vorrink) sowie regionaltypische<br />
(Den Broam) oder gar poetische<br />
Namen (Morgenrood).<br />
Die Naturfreundehäuser vermarkten sich als<br />
‚doe-het-zelf‘-hotels (Hotels, in denen man sich<br />
selbst versorgt). Ankommende Gäste werden bei<br />
der Ankunft von einem oder einer Ehrenamtlichen<br />
empfangen und nutzen das Haus dann<br />
in Selbstversorgung. Die gängige Unterbringung<br />
sind Doppelzimmer mit Waschbecken. Alle Häuser<br />
sind grundsätzlich Nichtraucherhäuser – mit<br />
Ausnahme von gesonderten Raucherzimmern, sofern<br />
vor Ort möglich. Einige der Häuser verfügen<br />
über eine sehr professionelle Küchenausstattung,<br />
die sowohl Radtouristen als auch große Gruppen<br />
glücklich macht und für einige Gäste das erste<br />
Kocherlebnis in einer „richtigen“ Großküche ermöglicht.<br />
Die Nivon-Campingplätze gehören überwiegend<br />
zum Netzwerk der insgesamt 150 niederländischen<br />
Naturcampingplätze und liegen meist am<br />
Waldrand und oft direkt an einem Naturfreundehaus.<br />
Außerdem verfügt NIVON über drei große<br />
Familiencampingplätze. Für Mitglieder gibt es in<br />
allen Übernachtungsstätten des Verbandes eine<br />
Ermäßigung von 25 Prozent.c ANSGAR DRÜCKER<br />
NATURFREUNDEJUGEND DEUTSCHLANDS<br />
Weitere Informationen<br />
Die Organisation: www.nivon.nl<br />
Die Jugendorganisation: www.nivonjong.nl<br />
Niederländische Naturcampingplätze:<br />
www.natuurkampeerterreinen.nl<br />
1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 13