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2007-1 - NaturFreunde Deutschlands

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ichtig?“ Und das, obwohl sicher schon am Einstieg<br />

kontrolliert wurde und jederzeit eine ungewollte<br />

Sturzbelastung hätte auftreten können.<br />

Farbcodierung der Ausrüstung<br />

für die Sicherheit<br />

Wir sollten viel häufiger auffallende Farben bei<br />

unserer Ausrüstung verwenden. Im Alltag begegnen<br />

uns ständig auffällige Farben, die auf sicherheitsrelevante<br />

Dinge hinweisen: Feuerlöscher<br />

sind rot, Fluchtwege grün, Erste-Hilfe-Kits und<br />

Biwaksäcke rot. Bergbekleidung hat oft leuchtende<br />

Farben und Stolpertreppen sind in Leuchtgelb<br />

markiert. In Autos, Flugzeugen und bei der<br />

Bahn sind alle Sicherheitshebel und Schalter<br />

I Die Gruppe gibt zusätzlich Sicherheit.<br />

rot oder gelb gekennzeichnet. Bei unserer Kletterausrüstung<br />

vermisse ich diese durchgehende<br />

farbige Sicherheitskennzeichnung.<br />

Beim Betrachten der Kataloge namhafter Hersteller<br />

von Bergausrüstung stößt man fast ausschließlich<br />

auf einheitliches Schwarz oder Grau<br />

bei den Anseilschlaufen. Sie heben sich also<br />

farblich nicht von den Materialschlaufen ab.<br />

Wenn der Sitzgurt nun etwas verrutscht ist und<br />

ein geeigneter Karabiner deshalb mit der Materialschlaufe<br />

nach vorne wandert, ist der nächste<br />

Unfall vorprogrammiert.<br />

Einige wenige, aber wichtige Ausrüstungsdetails<br />

sollten deshalb immer in einer auffälligen<br />

Farbe, am besten rot, gefertigt werden. Die Anseilschlaufe<br />

der Hüftgurte gehört unbedingt dazu.<br />

Ich würde es begrüßen, wenn die Hersteller<br />

bei ihrem Produktdesign dies in Zukunft berücksichtigen<br />

könnten und sich im Laufe der Zeit eine<br />

einheitliche Sicherheitsfarbe durchsetzt.<br />

Die Alpinausbildung sollte einen<br />

größeren Beitrag leisten<br />

Auch in der Alpinausbildung kann noch ein Beitrag<br />

geleistet werden. Wir sollten Wert darauf legen,<br />

für bestimmte Sicherungstätigkeiten eine auffällige<br />

Farbe zu verwenden. Hier gibt es ja bereits<br />

ein farbenprächtiges Angebot auf dem Markt. Die<br />

häufig verwendete Selbstsicherungsschlinge und<br />

der Selbstsicherungskarabiner gehören ebenso<br />

dazu wie Sicherungsgeräte und so genannte safelock-Karabiner.<br />

Ein farbiger Karabiner, am besten<br />

in rot, kann kaum mit einem silbernen Umlenk-<br />

KLETTERG’SCHIRR<br />

Material: Normanforderungen<br />

Aus der Fachzeitschrift »bergundsteigen«<br />

THEMA<br />

karabiner am Top verwechselt werden.<br />

Alle alpin ausbildenden Verbände könnten<br />

dies als weiteren Standard in der Ausbildung<br />

übernehmen. Schließlich sind wir Bergsteiger<br />

und Kletterer in den letzten Jahrzehnten sowieso<br />

schon ein farbenprächtiges Volk geworden. Warum<br />

dann die Farben nicht dazu nutzen, um die<br />

Sicherheit zu erhöhen und die Risiken für uns<br />

selbst, alle die mit uns klettern und diejenigen,<br />

die wir ausbilden, zu reduzieren?c<br />

GÜNTHER LEICHT<br />

BUNDESAUSBILDUNGSLEITER FACHGRUPPE BERGSTEIGEN<br />

Anseilgurte gelten hinsichtlich ihrer Festigkeit als ausgereift. Eher reißt es einen stürzenden<br />

Kletterer in Stücke, als dass ein normgerechter Anseilgurt reißt. Nur unter ganz bestimmten<br />

Bedingungen kann es noch zu einem Bruch kommen. Mit Kenntnis der Normanforderungen<br />

wird dies verständlicher.<br />

a Die Gurtbreite muss dort, wo der Gurt beim Hängen mit dem Körper in Berührung steht,<br />

eine Mindestbreite von 43 mm (Kleinkörpergrößen 33 mm) bei tragenden Gurten aufweisen,<br />

um nicht allzu sehr einzuschneiden. Bei Schultergurten mindestens 28 mm (Kleinkörpergrößen<br />

23 mm). Denn längeres Hängen ist nach wie vor schmerzhaft, bewusstloses<br />

Hängen sehr gefährlich.<br />

a Die Mindestbruchkräfte für die verschiedenen Gurttypen und die verschiedenen Sturzzugrichtungen<br />

- Kopf oben und kopfüber - betragen für Normalgrößen 15 Kilonewton (kN)<br />

und für Kleinkörpergurte 10 kN. Dies ist ausreichend, auch für Vielfachbelastungen wie sie<br />

beim Sportklettern üblich sind. Die Maximalbelastung, die beim größtmöglichen Sturz und<br />

bei ungünstigsten Bedingungen auftreten kann, liegt in der Größenordnung von 7 kN, für<br />

Kleinkörpergrößen von 4 kN, bei Sportkletterstürzen nur in der Größenordnung von 4,5<br />

kN, für Kleinkörpergrößen von 3 kN.<br />

a Auch der Bauchgurt, einschließlich seiner Schnalle oder anderer Verbindungen, wird geprüft.<br />

Dabei darf an den Schnallen kein größerer Schlupf auftreten als 20 mm. Bei Stürzen in der<br />

Praxis liegt der Schlupf bei wenigen Millimetern, wenn überhaupt einer auftritt. Bei Belastungen<br />

wie bei der Prüfung wäre der Kletterer auf der Stelle tot oder querschnittsgelähmt.<br />

a Die UIAA verlangt zusätzlich, dass mindestens 50 Prozent der Nähte an sichtbaren lasttragenden<br />

Teilen eine Kontrastfarbe zur Bandfarbe aufweisen müssen, um eine möglicherweise<br />

auftretende Aufscheuerung leichter sichtbar zu machen. Bis dato ist kein Nahtbruch<br />

durch Aufscheuerung bekannt geworden.<br />

a Alle Schlaufen, die vom Hersteller zum Abseilen vorgesehen sind (Gebrauchsanleitung!),<br />

müssen auch einer Mindestbruchkraft von 15 kN widerstehen. In der Regel ist dies die zentrale<br />

Schlaufe, die auch zum Anseilen vorgesehen ist.<br />

a Für die Materialschlaufen gibt es keine Normanforderungen; folglich werden diese auch<br />

nicht geprüft. Schließlich müssen sie nur ein paar Expressschlingen,<br />

Klemmkeile, Klemmgeräte und Sonstiges halten. Ihre Bruchkraft<br />

ist in der Regel auffallend gering. Genügend Unfälle aufgrund<br />

von Verwechslung mit der Anseilschlaufe sind allerdings<br />

bekannt. c QUELLE: MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG DER ZEITSCHRIFT<br />

BERGUNDSTEIGEN, AUSGABE 1-2006 , S. 72-76 VON PIT SCHUBERT.<br />

Empfehlung der Fachgruppe Bergsteigen<br />

Aus Sicht der Bundesfachgruppe ist die beste derzeit erhältliche Fachzeitschrift<br />

für Bergsteiger die Zeitschrift „bergundsteigen – Zeitschrift für Risikomanagement<br />

im Bergsport“. Sie erscheint 4x jährlich. Bezug: Österreichischer Alpenverein,<br />

Wilhelm-Greil-Str. 15, A-6010 Innsbruck, Telefon ++43 (0) 512 / 595 47-30, bergundsteigen@alpenverein.at,<br />

www.bergundsteigen.at<br />

1-<strong>2007</strong> NATURFREUNDiN SEITE 15

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