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Römische Rechtsgeschichte – Fragen - Michael Poropatich

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<strong>Michael</strong> <strong>Poropatich</strong> <strong>Römische</strong> <strong>Rechtsgeschichte</strong> WiSe 2012<br />

Ab Augustus verleihen die Kaiser im Prinzipat hervorragenden Juristen die Befugnis,<br />

in ihrem Namen Rechtsgutachten (responsa) zu erteilen. Übereinstimmende<br />

responsa von Juristen mit ius respondendi haben gesetzesgleiche Wirkung.<br />

(08, FÜM 01/2013) Welche Arten von Kaiserkonstitutionen unterscheidet man?<br />

Kaiserkonstitutionen (constitutiones principis) sind Formen unmittelbarer Rechtserzeugung<br />

durch den Kaiser.<br />

Der Kaiser erlässt Edikte, in denen er generelle Regelungen auf allen Rechtsgebieten<br />

trifft (edictum). Er fällt Urteile in seiner Funktion als Richter in Zivil- und Strafprozessen<br />

(decretum). Er entscheidet einen streitigen Rechtsfall auf Ersuchen<br />

eines Privaten (rescriptum) oder auf Anfrage einer Behörde (epistula). 3 Er weist<br />

seine Beamten dienstlich an (mandatum).<br />

Rescripta und epistulae gelten nur für den Anlassfall. Unter den Richtern besteht<br />

allerdings eine starke Tendenz, solche kaiserliche Entscheidungen als generelle<br />

Norm zu behandeln.<br />

(09) Was versteht man unter „klassischem römischen Recht“?<br />

Das römische Recht der späten Republik und des Prinzipats wird als „klassisch“<br />

bezeichnet. Der Jurist Celsus definiert es als die Kunst, Anständigkeit und Fairness<br />

zu verwirklichen.<br />

Die Rechtsschulen der Sabinianer und Prokulianer bestimmen die Jurisprudenz.<br />

Die klassischen Juristen begründen ihre Entscheidungen oft mit Wertvorstellungen<br />

wie zB bona fides (Treu und Glauben), aequitas (Fairness), boni mores (gute Sitten),<br />

utilitas (Zweckmäßigkeit, Verkehrssicherheit) oder bonum commune (Gemeinwohl).<br />

3 Der Kaiser macht dabei seine Entscheidung von der Richtigkeit des vorgebrachten<br />

Sachverhalts abhängig.<br />

(10) Was versteht man unter Elementarliteratur? Geben Sie ein Beispiel aus der<br />

Klassik!<br />

Unter Elementarliteratur versteht man Juristenschriften, die als Einführungswerke<br />

für den Rechtsunterricht verfasst wurden.<br />

Das erste und bedeutendste Werk sind die commentarii des Gaius (Mitte 2. Jh), ein<br />

systematisches Anfängerlehrbuch des Privatrechts in vier libri ( Frage 17).<br />

(11, FÜM 11/2012) Was versteht man unter Kommentarliteratur? Was wurde von<br />

den römischen Juristen kommentiert?<br />

Unter Kommentarliteratur versteht man Juristenschriften, die normative Rechtstexte<br />

umfassend erklären. Kommentiert werden prätorische Edikte, einzelne Gesetze<br />

und Schriften älterer Juristen.<br />

Im klassischen römischen Recht entwickeln sich Kommentare zum Edikt des Prätors<br />

( Frage 06) zur wichtigsten literarischen Gattung.<br />

(12) Welche Bedeutung kommt Justinian für die römische Rechtsentwicklung zu?<br />

Der oströmische Kaiser Justinian verfolgte das Ziel, das römische Weltreich in seiner<br />

einstigen Größe wiederherzustellen. Er reformierte die Rechtsordnung im Geiste<br />

christlicher Humanität und sozialer Gerechtigkeit.<br />

Justinian ließ das geltende Recht im Corpus Iuris Civilis umfassend aufzeichnen.<br />

Das Corpus Iuris Civilis besteht aus den Digesten, den Institutionen und dem Codex<br />

der justinianischen Kompilation sowie den Novellen. Die Digesten sind eine<br />

Sammlung klassischen Juristenrechts, das nach Meinung der justinianischen Zeit<br />

erhaltenswert gewesen ist.<br />

Die Schriften der klassischen Juristen sind mit wenigen Ausnahmen (wie etwa den<br />

Gaius-Institutionen) nur in den Digesten Justinians überliefert. Nach der Wiederent-<br />

13.10.2013 3

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