Römische Rechtsgeschichte – Fragen - Michael Poropatich
Römische Rechtsgeschichte – Fragen - Michael Poropatich
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<strong>Michael</strong> <strong>Poropatich</strong> <strong>Römische</strong> <strong>Rechtsgeschichte</strong> WiSe 2012<br />
deckung im 12. Jh in Oberitalien wird das Corpus Iuris Civilis von der Legistik erforscht.<br />
Es begründet das gelehrte ius commune.<br />
(13) Aus welchen Teilen besteht das Corpus Iuris Civilis?<br />
Das Corpus Iuris Civilis besteht aus den Digesten, den Institutionen und dem Codex<br />
der justinianischen Kompilation sowie den Novellen.<br />
Die Digesten sind eine Sammlung des klassischen Juristenrechts. Die Institutionen<br />
sind ein autorisiertes Lehrbuch für Studienanfänger. Der Codex enthält Kaiserkonstitutionen,<br />
va rescripta. Die Novellen sind die von Kaiser Justinian erlassenen Gesetze<br />
nach Inkraftsetzung des Codex im Jahre 534.<br />
(14) Charakterisieren Sie die Digesten Justinians!<br />
Die Digesten Justinians sind eine systematische Sammlung von Schriften ausgewählter<br />
klassischer Juristen, darunter Ulpian, Paulus, Papinian, Pomponius, Gaius<br />
und Julian. Die Schriften befassen sich hauptsächlich mit Privatrecht. Sie enthalten<br />
keine abstrakten Rechtssätze, sondern Lösungen von Einzelfällen. Sie haben den<br />
Charakter eines casebook.<br />
Eine Kommission unter der Leitung des Juristen Tribonian kompilierte die Schriften.<br />
Die Kompilatoren stellten die Digesten Justinians durch Exzerpieren und Interpolieren<br />
her. Die Texte sind gekürzt und überarbeitet (interpoliert), um Veraltetes auszuscheiden<br />
und Kontroversen zu streichen bzw durch Umformulierung zu harmonisieren.<br />
Widersprüche innerhalb der Schriften löste oft Justinian selbst. Die Digesten<br />
wurden im Jahr 533 verlautbart.<br />
(15) Was versteht man unter Interpolationen?<br />
Interpolationen sind Kürzungen und Überarbeitungen der Schriften der klassischen<br />
Juristen mit dem Zweck, Veraltetes auszuscheiden und Kontroversen zu streichen<br />
bzw durch Umformulierung zu harmonisieren. Auf diese Weise wurden veraltete<br />
Rechtsinstitute ersetzt (zB mancipatio durch traditio) oder Regelungen extensiv<br />
ausgelegt (zB princeps legibus solutus est).<br />
(16) Charakterisieren Sie den Codex Iustinianus!<br />
Der Codex Iustinianus ist eine Aufzeichnung des geltenden Kaiserrechts unter Justinian.<br />
Er enthält Kaiserkonstitutionen (va rescripta) von der Zeit des Kaisers Hadrian<br />
bis zur Inkraftsetzung des Codex im Jahr 534. Die Aufzeichnung beginnt mit Hadrian,<br />
weil er das prätorische Edikt festgeschrieben und so die römische Gesetzgebung<br />
verändert hat.<br />
(17, FÜM 06/2011) Wer war Gaius? Charakterisieren Sie die Gaius-Institutionen!<br />
Wie sind sie aufgebaut?<br />
Gaius war ein klassischer Jurist. Seine commentarii (später Institutionen genannt)<br />
sind ein Anfängerlehrbuch des Privatrechts in vier libri.<br />
Die Gaius-Institutionen beginnen mit einem Rechtsquellenkatalog. Darauf folgt eine<br />
Gliederung des Stoffes in personae, res und actiones. Personae umfasst Personen-<br />
und Familienrecht, res Sachen-, Schuld- und Erbrecht und actiones Zivilprozessrecht.<br />
Das Werk ist systematisch, aber inhaltlich anspruchslos. Es gilt in der klassischen<br />
Jurisprudenz nicht als zitierfähig. Es bewahrt die klassische Rechtssubstanz im<br />
nachklassischen Vulgarrecht. Die Institutionen Justinians lehnen sich an dieses<br />
Werk an. Rechtshistorisch ist das Werk als vor-justinianische Rechtsquelle von Bedeutung.<br />
(18) Vergleichen Sie den Aufbau der Gaius-Institutionen mit jenem des ABGB!<br />
Die Gaius-Institutionen beginnen mit einem Rechtsquellenkatalog. Darauf folgt eine<br />
Gliederung des Rechtsstoffes in personae, res und actiones. Personae umfasst<br />
Personen- und Familienrecht, res Sachen-, Schuld- und Erbrecht und actiones<br />
Zivilprozessrecht.<br />
13.10.2013 4