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Abschied - AIDS-Hilfe Stuttgart

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LEBEN MIT HIV & <strong>AIDS</strong><br />

<strong>Abschied</strong><br />

Zwei Freunde hören auf.<br />

Jahreswechsel bringen auch oft<br />

Veränderungen mit sich. So auch<br />

dieses Mal, denn zwei „altgediente“<br />

Kämpfer für Betroffene übergeben<br />

ihren Arbeitsplatz an Nachfolger.<br />

Da möchte auch RAINBOW nicht einfach<br />

zur Tagesordnung übergehen, sondern<br />

beiden mit einem Interview, Respekt<br />

und Dank für Ihren jahrelangen Einsatz<br />

zollen.<br />

Da wäre zunächst einmal Frau Karin<br />

Steller-Heck, die die Reinsburg-Apotheke<br />

führte.<br />

RAINBOW: Karin, Du hast Dich zum<br />

Jahreswechsel in den wohlverdienten<br />

Ruhestand zurückgezogen. Du warst in<br />

all den Jahren für viele Betroffene mehr<br />

als nur eine Apothekerin. Stets hast Du<br />

versucht, oft auch unkonventionell, auf<br />

die Lebenssituation Deiner positiven<br />

„Kunden“ einzugehen; oder auch Arbeit<br />

und Projekte der AHS zu unterstützen.<br />

Dies lief fast immer still im Hintergrund<br />

ab. Wann bist Du denn in den <strong>AIDS</strong>-<br />

Bereich eingestiegen und wie war das<br />

damals?<br />

32 I 33<br />

FRAU STELLER-HECK: Als ich 1990 die<br />

Apotheke übernahm, hatte ich gleich<br />

Kontakt mit Frau Dr. Mantel, die sich ja<br />

von Anfang an im HIV-Bereich engagierte.<br />

Damals gab es nur ein Medikament<br />

– RETROVIR – und die Hilflosigkeit und<br />

Trauer waren groß. Was blieb, wenn die<br />

Krankheit ausgebrochen war, waren<br />

Besuche zu Hause oder auf der Palliativstation.<br />

Schon allein die Diagnose<br />

HIV, selbst wenn noch keinerlei<br />

Anzeichen zu spüren waren, bedeutete<br />

damals das Todesurteil. Die rasante<br />

Entwicklung im medikamentösen Bereich<br />

in den 90er Jahren und vor allem<br />

der Durchbruch durch die Proteasehemmer,<br />

veränderten die Situation gewaltig.<br />

Jetzt ging es darum, möglichst<br />

wirksame und vor allem verträgliche<br />

und einfache Therapien zu finden.<br />

Ich habe seit über 7 Jahren das Glück,<br />

keinen meiner Freunde oder „Kunden“<br />

durch den Tod verloren zu haben.<br />

RAINBOW: Wie man hört, möchtest Du<br />

Dich zukünftig auf andere Art und Weise<br />

für Betroffene engagieren. Wie wird das<br />

aussehen?<br />

FRAU STELLER-HECK: Zuerst einmal<br />

bleibe ich in fachlicher Hinsicht „am<br />

Ball“, werde also Fortbildungen besuchen<br />

und Fachliteratur lesen. Ich werde<br />

der AHS und der EVA zur Verfügung stehen,<br />

wenn ich gebraucht werde.<br />

Zu meinen Freunden zählen auch viele<br />

Betroffene, die ich weiterhin fachlich<br />

und emotional begleiten möchte.<br />

RAINBOW: Kannst Du uns noch etwas<br />

über Deinen Nachfolger sagen?<br />

FRAU STELLER-HECK: Mein Nachfolger,<br />

Herr Hadjiheidari, stammt aus Persien<br />

und hat in Tübingen studiert. Die Reinsburg-Apotheke<br />

ist die vierte in seinem<br />

Besitz. Im Moment betreibt er aber nur<br />

zwei. Er wird sich ebenso im HIV-Bereich<br />

engagieren und ist auch Mitglied<br />

in der DAHKA.<br />

RAINBOW: Nochmals vielen Dank für<br />

dieses Interview. Mehr noch aber für<br />

Deine Solidarität mit Betroffenen.<br />

Im Gegensatz zu Frau Steller-Heck<br />

kehrt Dr. Frank Matschinski, seit<br />

1995 Substitutionsschwerpunktarzt,<br />

der Stadt <strong>Stuttgart</strong> den Rücken. Dr.<br />

Matschinski betreute auch viele<br />

Patienten, die nicht nur mit ihrer Sucht,<br />

sondern auch mit HIV und Hepatitis C zu<br />

kämpfen hatten.<br />

RAINBOW: Frank, zunächst werden<br />

viele den Grund Deines <strong>Abschied</strong>es wissen<br />

wollen. Die von Dir praktizierte<br />

„basisorientierte“ Patientenvollversammlung<br />

ist ja wohl, nicht nur unter<br />

<strong>Stuttgart</strong>er Ärzten etwas Einmaliges.<br />

Auch das <strong>Abschied</strong>sfest samt „Schwerpunktpraxisband“,<br />

bei dem es auf beiden<br />

Seiten feuchte Augen gab, zeigt<br />

dass Du eine besondere Einstellung zu<br />

Deinen Patienten hast. Warum also der<br />

Weggang?<br />

DR. MATSCHINSKI: Sei mir nicht böse,<br />

wenn ich dir nicht alle Gründe verrate!<br />

LEBEN MIT HIV & <strong>AIDS</strong><br />

Aber einer davon ist, dass meine<br />

Familie und ich schon länger davon<br />

träumen, in einer Region zu leben, wo<br />

andere Urlaub machen. Außerdem reizt<br />

mich der Gedanke, noch mal von vorne<br />

anzufangen und natürlich vieles besser<br />

zu machen. Ich liebe diese Arbeit und<br />

ich bin sehr froh, das Angebot bekommen<br />

zu haben, sie an anderem Ort<br />

weiterführen zu können. Ich will aber in<br />

Zukunft auch mehr nach mir schauen<br />

und mich um meine Gesundheit kümmern.


LEBEN MIT HIV & <strong>AIDS</strong> LEBEN MIT HIV & <strong>AIDS</strong><br />

RAINBOW: Suchtmedizin ist ja nicht<br />

gerade der Bereich, um den sich die<br />

Ärzteschaft reißt. Auch der mehrmalige<br />

Ortswechsel der Praxis wirft ein Besonderes<br />

Licht auf das Thema „Ausgrenzung“.<br />

Was hat dich damals dazu<br />

bewogen, gerade diese Arbeit zu beginnen<br />

und was waren Deine Erfahrungen?<br />

DR. MATSCHINSKI: Wir haben damals<br />

in der Klinik durch die ersten <strong>AIDS</strong>-<br />

Patienten die ersten Erfahrungen mit<br />

Methadonsubstitution bei IV-Drogenabhängigen<br />

gemacht. Diese Erfahrungen<br />

waren sehr eindrücklich und überzeugend.<br />

Wir hatten eine sonst ungeliebte<br />

Patientengruppe als sehr führsorglich<br />

gegenüber anderen Mitpatienten und<br />

sehr kooperativ erlebt. Hinter dem<br />

Abziehbild des „Junki“ haben wir sehr<br />

liebenswerte und feinfühlige Menschen<br />

entdeckt und schätzen gelernt. Wir<br />

haben damals als erste Innere Klinik<br />

methadongestützte Entgiftungen für<br />

Opiatabhängige angeboten und konnten<br />

in einer Zeit ohne DRGs diesen Menschen<br />

eine Zeit lang Ruhe und eine Atmosphäre<br />

des Nachdenkens anbieten. Diese<br />

Erfahrungen haben mich sehr beeindruckt<br />

und motiviert, noch intensiver<br />

den Schicksalen dieser PatientInnen<br />

nachzuspüren und mit ihnen zusammen<br />

zu arbeiten. Trotz schwieriger Phasen<br />

mit manchmal auch heftigen Auseinandersetzungen<br />

entsteht über die Jahre<br />

eine Vertrautheit, die einem hilft, auch<br />

heftige Krisen zu überstehen. Dies kann<br />

den Betroffenen helfen und man<br />

bekommt selbst viel an Anerkennung<br />

und Respekt zurück.<br />

RAINBOW: Frank, Du kennst die AHS<br />

schon lange. Gibt es da etwas, was Du<br />

ihr noch mitgeben möchtest?<br />

DR. MATSCHINSKI: Die AHS ist ein<br />

bunter Haufen, der manchmal aus der<br />

Vielfalt viel Energie gewinnt, manchmal<br />

jedoch sich etwas verzettelt und an der<br />

Unterschiedlichkeit aufreibt. Das sind<br />

eben die zwei Seiten der Medaille, die<br />

überall zu Tage treten, wenn sich<br />

Menschen versuchen selbst zu organisieren<br />

und für ihre Interessen zu kämpfen.<br />

Die letzten Jahre waren insgesamt<br />

für die sozialen Bewegungen geprägt<br />

von dem Kampf um Erhalt des bisher<br />

Erreichten. Für neue Errungenschaften<br />

war der politische Druck der Deregulation<br />

und des Sozialabbaus zu groß.<br />

Wir können nur hoffen, dass wieder<br />

mehr Menschen aus ihrer Deckung<br />

kommen und sich wieder fantasievoll<br />

für ihre Interessen einsetzen. Wie bei<br />

vielen Organisationen ist auch der AHS<br />

der politische Blick gegenüber dem<br />

Verwalten und Managen etwas ins<br />

Hintertreffen geraten. Es wäre der AHS<br />

zu wünschen, dass sie nicht nur Selbsthilfe,<br />

sondern wieder mehr Selbstorganisation<br />

sein könnte und somit größeren<br />

politischen Druck ausüben könnte.<br />

RAINBOW: Viele Menschen würden<br />

gerne wissen wollen, wer nun in Deine<br />

Fußstapfen tritt. Könntest Du dazu noch<br />

etwas sagen?<br />

DR. MATSCHINSKI: Es war Zufall und<br />

ein großer Glücksfall, der uns zusammengebracht<br />

hat. Ich bin sehr froh,<br />

dass ich einen Nachfolger gefunden<br />

habe, der, so wirkt es bis jetzt jedenfalls,<br />

in vielen Dingen ähnlich tickt wie<br />

ich. Somit wird es für die PatientInnen<br />

keinen allzu groben Bruch geben.<br />

Andreas Zsolnai ist Facharzt für<br />

Allgemeinmedizin, hat mehrere Jahre<br />

auf einer Akutaufnahmestation für<br />

SuchtpatientInnen gearbeitet und hat<br />

ebenso wie ich den nötigen Respekt vor<br />

dieser Patientengruppe, zusätzlich sehr<br />

gutes Fachwissen und ebenso große<br />

Lust auf diese Arbeit. Nicht zuletzt hat er<br />

bald seine Psychotherapieausbildung<br />

abgeschlossen und kann evtl. auch diesen<br />

Bereich abdecken.<br />

RAINBOW: Auch Dir nochmals ein großes<br />

Dankeschön dafür, dass Du trotz<br />

Umzugsstress die Zeit für dieses<br />

Interview gefunden hast. Und noch<br />

mehr für Deinen unermüdlichen ärztlichen<br />

Einsatz. Viel Kraft und Glück für<br />

den Neuanfang!<br />

Günter Trugenberger<br />

Pflanzenpower statt Chemiekeulen<br />

Husten, Schnupfen, Heiserkeit...was kann ich tun?<br />

Die Pflanzenheilkunde (Phytotherapie)<br />

ist ein Teilbereich der<br />

Naturheilkunde. Sie kann komplementär<br />

(ergänzend und in Absprache)<br />

zur Schulmedizin oder alleinwirksam<br />

angewendet werden. Heilpflanzen<br />

sind in der Regel leicht handzuhaben.<br />

Wichtig ist, dass man sie kurmäßig<br />

einsetzt (z. B. für 4 Wochen) und<br />

richtig dosiert (s.u.). Auf diese Weise<br />

können sie unsere Selbstheilungskräfte<br />

anregen und den gesamten Körper<br />

unterstützen.<br />

Thymian (Thymus vulgaris):<br />

Bei Atemwegserkrankungen mit starker<br />

Verschleimung der Luftwege (Husten,<br />

Bronchitis, Bronchialasthma), vorbeugend<br />

gegen Lungenentzündung.<br />

Trinkmenge:<br />

3 Tassen täglich, auf Wunsch mit<br />

Zitronensaft und etwas Honig gemischt<br />

Zinnkraut (Equisetum arvense):<br />

stärkt schwaches Lungengewebe, wirkt<br />

entwässernd, reinigend und milzstärkend.<br />

Trinkmenge zur Vorbeugung:<br />

Morgens nüchtern und abends vor dem<br />

Essen je 1 Tasse.<br />

Bei Lungenentzündung (in Absprache<br />

mit dem Arzt oder Heilpraktiker):<br />

Tagsüber verteilt zusätzlich 4 Tassen<br />

Schafgarbentee trinken.<br />

Teemischung zur Anregung der<br />

Lymphtätigkeit:<br />

Allgemein bei Entzündungen, regt die<br />

Ausscheidung über Leber, Nieren und<br />

Lymphe an.<br />

Bitte in der Apotheke mischen lassen:<br />

3 Teile Ringelblume, je 1 Teil Zinnkraut,<br />

Schafgarbe und Brennessel.<br />

Trinkmenge: 1-2 Liter täglich<br />

Zubereitung aller Tees:<br />

1 Teelöffel Kräuter(mischung) mit 1 / 4 Liter<br />

kochendem Wasser überbrühen und<br />

5 Minuten ziehen lassen!<br />

(...bitte nicht abschrecken lassen, falls<br />

ein Kräutlein mal bitter schmeckt – dies<br />

spricht für seine besondere Heilkraft !)<br />

Wichtig: Bei hohem Fieber, das länger<br />

als 1-3 Tage anhält oder bei sehr<br />

schlechtem Allgemeinbefinden muss<br />

der behandelnde Arzt bzw. Heilpraktiker<br />

über die notwendige Therapie entscheiden.<br />

Nicht anwenden, wenn du gegen<br />

eine der Pflanzen allergisch bist!<br />

Falls ihr Fragen habt oder mir von<br />

euren Erfahrungen berichten möchtet,<br />

schreibt mir bitte unter:<br />

endlich-gesund@gmx.de<br />

Eure Tanja Wolf<br />

Quellen:<br />

Maria Treben –<br />

Gesundheit aus der Apotheke Gottes<br />

Hugo Hertwig –<br />

Knaurs Heilpflanzenbuch<br />

Apotheker Pahlow –<br />

Das große Buch der Heilpflanzen<br />

34 I 35 34 I 35


LEBEN MIT HIV & <strong>AIDS</strong><br />

Sind Jahre ohne Angewiesenheit<br />

auf die antiretrovirale Therapie möglich?<br />

Folgen wir den Berichten der<br />

Arbeiten von Herrn Dr. Ulmer, HIV-<br />

Schwerpunktpraxis <strong>Stuttgart</strong>, lautet<br />

die Antwort sehr vielversprechend:<br />

Ja!<br />

Durch seinem antientzündlichen Therapieansatz<br />

mit niedrig dosiertem<br />

Prednisolon (bekannter unter dem<br />

Namen Cortison) konnte er in seiner<br />

HIV-Schwerpunktpraxis belegen, dass<br />

eine deutliche Verlängerung der Zeit<br />

ohne antiretrovirale Therapie möglich<br />

ist.<br />

International wird der antientzündliche<br />

Therapieansatz von weiteren Ärzten und<br />

Wissenschaftlern verfolgt, wobei anstatt<br />

Niedrig dosiertes Prednisolon (= Cortison)<br />

in der HIV-Therapie<br />

„Bisher wurden 46 therapienaive HIV-Patienten mit mindestens<br />

300 (durchschnittlich 570) CD4-Zellen/µl 6 bis 128<br />

Monate lang mit Prednisolon behandelt. Ihre CD4- und<br />

Viruslastverläufe wurden retrospektiv mit denen von 128<br />

ebenfalls therapienaiven Patienten ohne Prednisolon verglichen<br />

(Mittl. CD4-Wert 608/µl). Unter Prednisolon zeigt<br />

sich ein mittlerer CD4-Anstieg um 4,6 Zellen/Monat, ohne<br />

Prednisolon ein Abfall um 3,9 Zellen/Monat. Die Unterschiede<br />

sind ab Monat 18 statistisch signifikant. (...).<br />

Ab Monat 23 betragen die Unterschiede mehr als 200<br />

Zellen/µl. (...)<br />

Mit insgesamt 130 dokumentierten Patienten, die mindestens<br />

6 Monate lang Prednisolon ohne antiretrovirale<br />

Therapie eingenommen haben (...), können wir inzwischen<br />

Cortison auch Aspirin erforscht wird.<br />

Doch diese Möglichkeiten einer solchen<br />

HIV-Behandlung bleiben bislang für<br />

viele Menschen mit HIV und <strong>AIDS</strong> ungenützt,<br />

sind kaum bekannt und werden<br />

nicht gefördert.<br />

Ärzte und Wissenschaftler, die solche<br />

Therapieansätze mit nicht patentierbaren<br />

Niedrigpreismedikamenten verfolgen,<br />

haben große Probleme, die nötigen<br />

Gelder aufzutreiben, um größere Studien<br />

finanzieren und durchführen zu können<br />

und um sich bei <strong>AIDS</strong>-Kongressen<br />

Gehör zu verschaffen.<br />

Mit Sponsorengeldern der Firmen<br />

Abbott, Böhringer Ingelheim, Bristol-<br />

Meyers Squibb, Gilead, Glaxo Smith<br />

Kline, Merck, Pfizer, Roche, Tibotec oder<br />

Vertex können solche Ärzte und<br />

Wissenschaftler für diese Forschung<br />

kaum rechnen. Die Pharmafirmen sind<br />

in erster Linie ihren Großaktionären verpflichtet<br />

und fördern deshalb keine<br />

Ansätze, die den Umsatz ihrer eigenen<br />

Produkte einschränken können. Im<br />

Gegenteil: nach den Gesetzen des<br />

Marktes müssen sie eher alles dafür<br />

tun, die systematische Erforschung solcher<br />

Ansätze zu verhindern.<br />

Die Gesetze des Marktes beinhalten<br />

auch, viele Meinungsbildner, vom Experten<br />

bis zu Selbsthilfegruppen, durch<br />

von einer hohen Sicherheit der Erkenntnisse ausgehen.<br />

Durch niedrig dosierte Glukokortikoide scheint sowohl bei<br />

therapienaiven HIV-Patienten als auch während einer<br />

HAART-Pause eine deutliche Verlängerung der Zeit ohne<br />

antiretrovirale Therapie möglich, bis hin zur Aussicht für<br />

einige Patienten, möglicherweise nie eine antiretrovirale<br />

Therapie zu benötigen.“<br />

(Aus: Dr. Ulmer, HIV-Schwerpunktarzt in <strong>Stuttgart</strong>, in seiner<br />

Arbeit „Niedrig dosiertes Prednisolon und viel weniger<br />

Angewiesenheit auf HAART – ein anderer Therapieansatz“,<br />

veröffentlicht in Jäger, <strong>AIDS</strong>- und HIV-Infektionen, 43. Erg. Lfg.<br />

3/04. Siehe hierzu auch die Homepage des Fördervereins<br />

Neue Wege in der HIV-Therapie e. V. www.hiv-therapie.org)<br />

Sponsoring an sich zu binden. Um die 4<br />

Milliarden Euro jährlich geben die<br />

Pharmafirmen dafür nach der Studie<br />

„Einfluss des pharmazeutischindustriellen<br />

Komplexes auf die Selbsthilfe“ der<br />

Universität Bremen vom November<br />

2006 aus!<br />

„Rund 30 Prozent des Umsatzes eines<br />

Medikamentes werden von den Pharmafirmen<br />

in das Marketing gesteckt.<br />

Das ist etwa doppelt so viel, wie in die<br />

Forschung fließt“ stellte der Vorstandsvorsitzende<br />

der Kaufmännischen<br />

Krankenkassen in Hannover, Ingo Kakluweit,<br />

klar (Deutsche Ärzteblatt vom<br />

30.11.2006).<br />

Diese Gesetze des Marktes und die<br />

Folgen für Menschen mit HIV und <strong>AIDS</strong><br />

sind insbesondere aus der Sicht der<br />

Menschen in ärmeren Ländern himmelschreiend<br />

und nicht länger hinnehmbar.<br />

Um so wichtiger sind Menschen, die<br />

sich eine Unabhängigkeit von diesem<br />

„geschmierten“ mainstream erhalten.<br />

Leider gibt es noch viel zu wenige <strong>AIDS</strong>-<br />

Organisationen und <strong>AIDS</strong>-Aktivisten, die<br />

in Deutschland mutig Ansätze auf der<br />

Basis einer solchen Unabhängigkeit<br />

unterstützen. Der Förderverein Neue<br />

Wege in der HIV-Therapie e. V. gehört<br />

dazu, der im Interesse der Menschen<br />

mit HIV und <strong>AIDS</strong> eine Aspirin-Selen-<br />

Studie in Zimbabwe mit einer Spendensammlung<br />

von 20.000 EUR, darunter<br />

auch mehreren 100 EUR aus <strong>Stuttgart</strong>,<br />

unterstützt (RAINBOW berichtete).<br />

Selbstverständlich werden wir die<br />

Ergebnisse dieser Studie in einer künftigen<br />

Ausgabe von RAINBOW vorstellen,<br />

LEBEN MIT HIV & <strong>AIDS</strong><br />

36 I 37 36 I 37<br />

Bildquelle: C. Klug<br />

Werden in den kommenden 25 Jahre 117<br />

Millionen <strong>AIDS</strong>-Tote hingenommen?<br />

Gemäß einer im November 2006 veröffentlichten Studie der<br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird Aids im Jahr 2030<br />

– nach Herzkrankheiten und Schlaganfällen – die dritthäufigste<br />

Todesursache sein. Die Autoren der Studie, Dr. Colin<br />

Mathers und Dejan Loncar, schätzen, dass in den kommen-<br />

sobald diese in einer internationalen<br />

Fachzeitschrift veröffentlicht werden<br />

konnten (erste Ergebnisse sind auf der<br />

Homepage des Fördervereins www.hivtherapie.org<br />

veröffentlicht).<br />

Doch in dieser RAINBOW-Ausgabe wollen<br />

wir unser Augenmerk auf den antientzündlichen<br />

Therapieansatz mit niedrig<br />

dosiertem Prednisolon von Herrn<br />

Dr. Ulmer richten. Um zu erfahren, was<br />

sich seit 2004 in diesem Bereich getan<br />

hat, führte Ralf Bogen für die RAINBOW-<br />

Redaktion das folgende Interview mit<br />

ihm durch.<br />

RAINBOW appelliert an alle Menschen<br />

mit HIV, die diesen Therapieansatz bei<br />

sich anwenden wollen, dies mit ihren<br />

Ärzten zu beraten und abzusprechen<br />

und nicht auf eigene Faust zu handeln!<br />

den 25 Jahren weltweit etwa 117 Millionen Menschen in<br />

Folge von <strong>AIDS</strong> sterben werden – sofern kein verbesserter<br />

Zugang zu antiretroviralen Medikamenten und keine Verbesserung<br />

der Behandlungsmöglichkeiten (z. B. ein wirksamer<br />

Impfstoff) realisiert werden kann.<br />

(Quelle: Pressemeldung vom 23.01.07 der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung.<br />

Die Ergebnisse der WHO-Studie sind unter http://www.plos.org/press/plme-03-<br />

11-mathers.pdf. im Internet verfügbar.)


LEBEN MIT HIV & <strong>AIDS</strong><br />

HI VIRUS<br />

Rainbow:<br />

Lieber Herr Dr. Ulmer, von anderen HIV-<br />

Ärzten habe ich den Einwand gehört,<br />

dass ihre Patientenzahlen, die für eine<br />

antientzündliche HIV-Therapie mit niedrig<br />

dosierten Prednisolon sprechen,<br />

sehr gering seien. Wie gehen Sie mit<br />

einer solchen Kritik um?<br />

Dr. Ulmer:<br />

Die Kritik ist berechtigt und nicht berechtigt<br />

zugleich. Grundsätzlich ist die<br />

Medizin gut beraten, gegenüber Entdeckungsberichten<br />

einzelner Ärzte<br />

skeptisch zu sein. Sie wissen selbst,<br />

dass wir beispielsweise aus Afrika<br />

Meldungen von Ärzten und traditionellen<br />

Heilern hören, sie könnten <strong>AIDS</strong> heilen.<br />

Auf einer nigerianischen Internetseite<br />

habe ich die Behauptung gefunden<br />

„Wir haben schon 20.000 von HIV<br />

geheilt.“ Wenn wir denen nicht glauben,<br />

warum soll jemand dann mir glauben?<br />

Meine Daten könnten ein Riesen<br />

Schwindel sein. Sie sind nicht fremdkontrolliert.<br />

Sie könnten auf irgendeiner<br />

einseitigen Patientenauswahl oder –<br />

Beeinflussung beruhen. 46 Patienten,<br />

wie Sie zitiert haben, ist wirklich eine<br />

kleine Zahl. Und retrospektive Daten<br />

gelten wissenschaftlich immer als zweitrangig<br />

bis fragwürdig.<br />

38 I 39<br />

Dr. Ulmer (lilnks) mit Dr. Jäger aus München bei einer <strong>AIDS</strong>-Veranstaltung in <strong>Stuttgart</strong><br />

Also: Viel Verständnis für alle Skepsis<br />

und Kritik.<br />

Andererseits habe ich im Laufe der vielen<br />

Jahre, die ich an diesem Thema<br />

dran bin, auch deutlich erleben müssen,<br />

dass Kritik, Interesse oder Desinteresse<br />

an einem Thema oft nicht in erster Linie<br />

wissenschaftlichen „Wahrheiten“, sondern<br />

dem wirtschaftlichen Potential und<br />

der Bedeutung für wissenschaftliche<br />

Karrieren folgen. Immer wieder zeigt sich,<br />

dass die Medizin zu abhängig von<br />

vordergründig wirtschaftlichen Interessen<br />

ist. Diesen Interessen verdankt sie<br />

viele entscheidende Innovation. Aber<br />

einfache Beobachtungen in der Praxis,<br />

die möglicherweise sogar Umsätze an<br />

neuen, teuren Medikamenten oder<br />

Maßnahmen vermindern, haben viel zu<br />

wenig Chancen, in angemessene<br />

Prüfungsverfahren und letztlich integriert<br />

in die Medizin zu gelangen.<br />

Viele wichtige Entdeckungen beginnen<br />

mit einem einzigen ersten Fall. Dadurch<br />

aufmerksam geworden, verfolgt man<br />

weitere Einzelfälle. Oft bedeutet schon<br />

ein zweiter Fall, dass man einem interessanten<br />

Phänomen auf der Spur ist.<br />

Denken Sie nur an die Contergan-<br />

Missbildungen. Musste nicht bereits der<br />

erste Fall aufmerksam machen? Und<br />

hätte man bei 6 Fällen immer noch einwenden<br />

dürfen, dass es eine kleine Zahl<br />

ist? Ich bin diesem Einwand der kleinen<br />

Zahl begegnet, als ich zum ersten Mal<br />

vor Expertenkollegen über unsere Beobachtung<br />

an 6 Prednisolonpatienten<br />

berichtet habe. Die Reaktion der Kollegen<br />

war damals: Bei einer so kleinen<br />

Zahl haben wir kein Interesse.<br />

Dabei haben diese 6 Fälle genau das<br />

Phänomen gezeigt, das wir inzwischen<br />

immer wieder gesehen haben und das<br />

jetzt endlich zu Konsequenzen geführt<br />

hat. Aber wir müssen uns, wenn eines<br />

Tages alles gesichert ist, sehr deutlich<br />

fragen, wie viel Jahre, die Patienten<br />

hätten zugute kommen müssen, durch<br />

dieses Desinteresse und die Notwendigkeit<br />

der jahrelangen wissenschaftlichen<br />

Absicherung verloren<br />

gegangen sind.<br />

Rainbow:<br />

Was konnten Sie seit den Münchner<br />

<strong>AIDS</strong>-Tagen 2004 erreichen?<br />

Dr. Ulmer:<br />

Ich habe immer wieder Gelegenheit gefunden,<br />

unsere Daten auf Kongressen<br />

zu präsentieren. 2005 konnte ich unsere<br />

Ergebnisse zweimal in einer angesehenen<br />

wissenschaftlichen Zeitschrift, der Hauszeitschrift<br />

der Dt. <strong>AIDS</strong>-Gesellschaft,<br />

publizieren, wobei ich betonen muss,<br />

dass mir zwei der anfangs nicht interessierten<br />

Professoren und die Mitarbeiterin<br />

eines Pharma-Unternehmens<br />

aus der HIV-Branche sehr geholfen<br />

haben. 2005 hat das Missionsärztliche<br />

Institut Würzburg reagiert und mit<br />

Partnern in Tansania die Durchführung<br />

einer Studie in Tansania beschlossen,<br />

die wahrscheinlich noch dieses Frühjahr<br />

an den Start geht. Schließlich konnte ich<br />

bei den Münchner <strong>AIDS</strong>-Tagen im<br />

Februar 06 vier Professoren, alle führende<br />

deutsche HIV-Experten, gewinnen,<br />

mit mir eine Arbeitsgruppe zur<br />

HIVNEWS<br />

Taten statt Worthülsen!<br />

Anlässlich des G7-Finanzministertreffens in Essen kritisierten<br />

das Aktionsbündnis gegen <strong>AIDS</strong>, die Aktion<br />

„Deine Stimme gegen Armut“ und das Bündnis für Entschuldung<br />

(Erlassjahr.de), dass die G7/G8-Staatengruppe<br />

bisher zu wenig zur Umsetzung ihres 2005 verkündeten<br />

Programms zur Armutsbekämpfung unternommen<br />

habe.<br />

„In Gleneagles haben die Staats- und Regierungschefs<br />

angekündigt, dass bis zum Jahr 2010 alle Menschen<br />

Zugang zu HIV-Prävention und <strong>AIDS</strong>-Behandlung haben<br />

sollen. Wenn die G7-Staaten diesem Versprechen keinen<br />

handfesten Finanzierungsplan zur Seite stellen, bleibt es<br />

Vorbereitung einer Studie in Deutschland<br />

zu gründen. Seitdem sind wir fleißig<br />

gewesen – man glaubt immer nicht,<br />

wie viel Arbeit in solchen Projekten<br />

steckt. Im November haben wir einen<br />

offiziellen Antrag für eine multizentrische<br />

Prednisolonstudie beim Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung<br />

eingereicht. Diese Studie soll unter dem<br />

Dach des Kompetenznetzes HIV / <strong>AIDS</strong><br />

laufen. Bisher ist die Finanzierung völlig<br />

ungewiss. Aber die Tatsache, dass ein<br />

solches Kooperationsprojekt mit einer<br />

Reihe von Spitzenleuten gemeinsam<br />

erarbeitet wurde, macht es unwahrscheinlicher,<br />

dass sich keine Finanzierung<br />

finden wird.<br />

LEBEN MIT HIV & <strong>AIDS</strong><br />

Rainbow:<br />

Wie erklären Sie sich, dass diese eventuell<br />

vorhandenen Möglichkeiten der<br />

HIV-Therapie bislang kaum bekannt<br />

sind und auch kaum bekannt gemacht<br />

werden, wenn man einmal von <strong>AIDS</strong>-<br />

Organisationen wie dem Förderverein<br />

Neue Wege in der HIV-Therapie e.V.<br />

oder RAINBOW absieht?<br />

Dr. Ulmer:<br />

Das Blatt hat sich schon ein wenig<br />

gewendet. Ich war kürzlich bei den<br />

<strong>Stuttgart</strong>er HIV-Therapietagen eingeladen,<br />

die Studie vorzustellen. Auch bei<br />

der Münchner <strong>AIDS</strong>-Werkstatt im März<br />

besteht eine solche Einladung, die dort<br />

nur eine Worthülse“, sagte die politische Koordinatorin<br />

des Aktionsbündnisses gegen <strong>AIDS</strong> Katja Roll.<br />

Das Aktionsbündnis gegen <strong>AIDS</strong> forderte die Verabschiedung<br />

eines verbindlichen Finanzierungsplans zur Umsetzung<br />

des universellen Zugangs zu HIV-Prävention und<br />

<strong>AIDS</strong>-Behandlung für alle Menschen. Nach Schätzungen<br />

von UN<strong>AIDS</strong> und der Weltgesundheitsorganisation sind zur<br />

weltweiten <strong>AIDS</strong>-Bekämpfung in diesem Jahr 18,1<br />

Milliarden US-Dollar nötig. Bislang bleibt mehr als die<br />

Hälfte dieses Finanzierungsbedarfes ungedeckt.<br />

(Quelle: www.aids-kampagne.de, Pressemeldung des Aktionsbündnis<br />

gegen <strong>AIDS</strong> vom 13. Februar 2007)


LEBEN MIT HIV & <strong>AIDS</strong><br />

Prof. Stoll wahrnehmen wird. Er wird<br />

voraussichtlich der Leiter des kommenden<br />

Studienprojektes.<br />

Rückblickend ist die Antwort einfach<br />

und verständlich: Ein Medikament, mit<br />

dem ein Unternehmen viel Geld verdient<br />

oder zu verdienen hofft, begegnet Ihnen<br />

in einer Präsentation nach der anderen.<br />

Auch der Medizin- und Selbsthilfe-<br />

Journalismus ist sehr weitgehend vom<br />

Sponsoring abhängig. Verständlicherweise<br />

finden hier Strategien statt.<br />

Wissenschaftliche Daten und Präsentationen<br />

sind Werbung. Hinter<br />

Ansätzen, deren Besonderheit vielleicht<br />

ist, dass sie nichts kosten, steht all<br />

diese Finanzpower nicht. Entsprechend<br />

schwer tun sich diese Ansätze, voranzukommen<br />

und Eingang in die Diskussion<br />

zu finden.<br />

Rainbow:<br />

Wie sehen Sie die Bedeutung des<br />

Therapieansatzes für Menschen mit HIV<br />

in der sog. „3. Welt“, die noch keinen<br />

Zugang zur HAART erstreiten konnten?<br />

HIVNEWS<br />

40 I 41<br />

Erhöhtes Risiko für Analkarzinome bei HIV<br />

Dr. Ulmer:<br />

Darin liegt unsere große Hoffnung.<br />

Prednisolon hat nach unseren bisherigen<br />

Beobachtungen seine größte<br />

Bedeutung bei Patienten, die keine<br />

HAART brauchen. In der von uns eingesetzten<br />

Dosis kostet es in Afrika nur 3<br />

Dollar pro Jahr. Es kann die antiretrovirale<br />

Therapie nicht ersetzen, aber wahrscheinlich<br />

deren Notwendigkeit hinauszögern,<br />

bei einzelnen – nicht sehr vielen<br />

– vielleicht sogar dazu beitragen, dass<br />

sie nie eine HAART brauchen. Aber bisher<br />

ist das eine Vision. Ob <strong>Stuttgart</strong>er<br />

Verhältnisse wirklich auf Regionen mit<br />

ganz anderen Bedingungen übertragbar<br />

sind, muss noch geklärt werden. Eine<br />

erste Prüfung dieser Frage findet jetzt in<br />

Tansania statt.<br />

Rainbow:<br />

Wie denken Sie, sollten sich <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n<br />

und andere <strong>AIDS</strong>-Organisationen zu solchen<br />

Forschungsanliegen verhalten,<br />

wenn sie entsprechend ihres eigenen Anspruches,<br />

„Interessensvertretung der<br />

Menschen mit HIV und <strong>AIDS</strong>“ sein wollen?<br />

Menschen mit HIV erkranken auffällig häufig an bestimmten Krebsarten: vor allem an bösartigen Tumoren im Bereich des<br />

Afters (Analkarzinom) und an Lymphdrüsenkrebs (Morbus Hodgkin). Das Analkarzinom, normalerweise mit weniger als einer<br />

Person pro 100.000 Personen und Jahr eine Rarität, hat bei HIV-Patienten eine Häufigkeit von 34 pro 100.000<br />

Patientenjahre erreicht. Betroffen sind fast nur HIV-positive Männer. Dr. Mosthaf vermutet, dass humane Papiloma-Viren ein<br />

Grund für die Analkarzinome sind. Sie sind sexuell übertragbar und verursachen zunächst Feigwarzen , aus denen dann ein<br />

Krebs entstehen kann. Er rief alle Ärzte auf, bei HIV-Patienten auf Hautveränderungen im Bereich des Afters zu achten.<br />

(Quelle: Nürnberger Schwulenpost, Dez. 2006, „Gesundheits-Check“)<br />

Dr. Ulmer:<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n und andere Interessensvertretungen<br />

haben längst einen unverzichtbaren<br />

Stellenwert darin, Ideen zu verfolgen<br />

und kritisch zu begleiten. Für „unsere“<br />

Idee kann das durchaus zum Input<br />

wichtiger weiterer Ideen führen. Ich habe<br />

bisher mehr Skepsis als Euphorie verspürt.<br />

Mir war das immer ein wichtiger<br />

Anstoß, alles erneut zu überdenken. Aber<br />

vielleicht muss auch umgekehrt die<br />

Skepsis immer wieder überdacht werden.<br />

Vielleicht lässt sich das ein oder andere<br />

mehr für eine Idee tun, hinter der nicht<br />

gleich die industriellen Spenden winken.<br />

Zu denken ist dabei an Vernetzungsarbeit,<br />

die ein oder andere Öffentlichkeitsarbeit<br />

und, wer weiß, was es noch für Ideen<br />

gibt. Wenn die deutsche Prednisolonstudie<br />

startet, die übrigens bisher den<br />

Namen PRETREAT hat, kann eine logistische<br />

Unterstützung, an dieser Studie teilzunehmen,<br />

von unschätzbarem Wert sein.<br />

Wir bedanken uns bei Herrn Dr. Ulmer für<br />

das Interview.<br />

Ralf Bogen<br />

HIVNEWS<br />

Genetische Marker für Leberschädigungen durch<br />

die Medikamente Viramune und Sustiva<br />

In zwei US-Studien wurde herausgefunden, dass es<br />

genetische Anhaltspunkte gibt, die vorhersagen können,<br />

welche Patienten ein besonders hohes Risiko für<br />

Leberschädigung durch den Einsatz von Nevirapin<br />

(Viramune) und Efavirenz (Sustiva) erleiden.<br />

Schwere Leberschäden, definiert als Erhöhung der<br />

Leberwerte GOT (= AST) und GPT (=ALT) treten demnach<br />

beim Einsatz dieser Medikamente auf: bei<br />

Viramune je nach Studie bei bis zu 25% der<br />

Patienten, bei Sustiva bei bis zu 8% der Patienten!<br />

(Quelle: November/Dezember-Ausgabe von Projekt Information<br />

München)<br />

HIVNEWS<br />

Wissenschaftler rechnen bald mit Integrase-<br />

Hemmern<br />

Die Integrase-Hemmer MK-0518, eine noch nicht zugelassene<br />

Substanz mit einem neuen Angriffspunkt zur<br />

Hemmung der HIV-Vermehrung im menschlichen Körper<br />

befindet sich in der Entwicklung. Sie verhindern, dass<br />

die in DNA umgeschriebene virale Erbsubstanz des HIV<br />

in das menschliche Zellgenom integriert wird. Nach<br />

einer Presseveröffentlichung der Ärzte-Zeitung vom 23.<br />

Januar 2007 erhalten 178 Patienten mit fortgeschrittener<br />

HIV-Infektion in einer noch laufenden Phase-II-<br />

Studie zweimal täglich 200 mg, 400 mg oder 600 mg<br />

MK-0518 oder Placebo, jeweils kombiniert mit Hemmstoffe<br />

des HIV-Enzyms Reverse Transkriptase.<br />

(Quelle: Ärzte-Zeitung vom 23. Januar 2007)


MAGAZIN<br />

KINGS CLUB 1977 – 2007<br />

Am 9. Februar 1977 eröffnete in<br />

der Calwer Straße 21 in <strong>Stuttgart</strong><br />

der berühmt – berüchtigte<br />

„KINGS CLUB“ – heute einer der ältesten<br />

Schwulendiscos von ganz Europa.<br />

Gleich bei der Eröffnung schwoofte eine<br />

junge Dame namens Laura auf der wild<br />

beleuchteten Tanzfläche zu „Dancing<br />

Queen“ von den Abbas. Sie fühlte sich<br />

wohl unter den vielen schwulen<br />

Männern. Es gefiel ihr so gut, dass es<br />

sie nahezu jede Nacht magisch in die<br />

Calwer Straße zog. Denn unter ihnen<br />

war auch Thomas Bergmeister als<br />

Gründer und Besitzer des Kings Club.<br />

Um in seiner Nähe zu sein, bewachte<br />

Laura die Garderobe, leerte Aschenbecher<br />

und putzte auch die Klos.<br />

Thomas war begeistert von der Beliebtheit<br />

dieser interessanten Rumänin<br />

und baute ihr daher eine Extra-Bar<br />

namens „Coco-Loco“. Der erzielte<br />

Umsatz sprach für ihren Erfolg und so<br />

42 I 43<br />

stieg sie schon bald die „Karriereleiter“<br />

zur „großen“ KC-Bar auf.<br />

Etwa vor 17 Jahren zogen sich die<br />

Besitzer Thomas und Rudolf Bergmeister<br />

aus dem KC zurück und Laura<br />

übernahm den edlen Club, wo sie bis<br />

heute Hunderte von Schwulen und<br />

Lesben über Jahre hinweg begleitet,<br />

ihnen ein Zuhause schenkt und sie im<br />

Kampf gegen die heimtückische und<br />

schreckliche Krankheit <strong>AIDS</strong> in unendlich<br />

vielen Formen unterstützt und<br />

ermutigt.<br />

Am 8. Februar in diesem Jahr feierte sie<br />

mit musikalischer Begleitung von Duo<br />

Rondo, mit Uwe Hübner (Moderation)<br />

und Lilo Wanders sowie mit Hunderten<br />

von Gästen das wichtige und stolze<br />

Ereignis. Kurz zuvor führte Ralf Bogen<br />

mit Laura für RAINBOW ein Interview,<br />

das wir im folgenden veröffentlichen:<br />

Rainbow:<br />

Liebe Laura, wie würdest Du selbst 30<br />

Jahre KC beschreiben?<br />

Laura:<br />

Wie soll ich ein Kind beschreiben, das<br />

ich viele Jahre lang groß gezogen habe?<br />

Glück, Stolz, Liebe, Stress und viel<br />

Horror – einfach ALLES!<br />

Rainbow:<br />

Was ist Dein schlimmstes und was Dein<br />

schönstes Erlebnis in diesen 30 Jahren<br />

KC?<br />

Laura:<br />

Fangen wir mit dem Positiven an: Das<br />

Schönste ist, dass ich alles überlebt<br />

habe, dass ich Generationen großgezogen<br />

habe und dass ich das Glück habe,<br />

30 Jahre viel Zeit und Nächte zu verbringen<br />

mit Menschen, die ich liebe.<br />

Dass ich heute große Annerkennung<br />

durch Politik, Presse und Gesellschaft<br />

genießen kann.<br />

„Ich<br />

mach’s<br />

für<br />

25 € !“ *<br />

*Haarschnitte<br />

only for men<br />

von Marcus<br />

HEZLON<br />

Joshua A. Karaoglan<br />

Lange Strasse 18<br />

70147 <strong>Stuttgart</strong><br />

Öffnungszeiten:<br />

Di – Fr 9 – 20 Uhr<br />

Sa 10 – 20 Uhr<br />

Telefon:<br />

0711/2293811<br />

E-Mail:<br />

Joshuaka@gmx.de


MAGAZIN<br />

Damals vor genau 20 Jahren... 30 Jahre <strong>Stuttgart</strong>er KINGS CLUB<br />

Das Schlimmste ist, dass ich sehr viele<br />

Freunde verloren habe durch Krankheit<br />

und Tod. Menschen, die mit mir die<br />

Szene aufgebaut haben, die ich heute<br />

zum 30jährigen Jubiläum gerne dabei<br />

haben würde und deren Energien ich<br />

heute noch in mir tief spüre und die<br />

mich so lange ich leben werde, begleiten.<br />

Trotz dieses Verlustes bin ich sehr<br />

dankbar darüber, dass ich diesen lieben<br />

Menschen, die mein Leben bereichert<br />

haben, begegnet bin und ich wichtige<br />

Jahre mit ihnen verbringen konnte.<br />

Rainbow:<br />

Was hat sich für Dich am meisten in<br />

dieser Zeit verändert und wie siehst Du<br />

die Zukunft?<br />

Laura:<br />

Die Einstellung zu der Szene und zu<br />

Schwulen und Lesben in der Gesellschaft<br />

hat sich sehr verändert. Die<br />

junge Generation der Schwulen bewegen<br />

sich viel mehr in Freiheit und<br />

kennt z.T. keinen großen Kampf wegen<br />

Diskriminierung und Ängsten mehr. Sie<br />

betrachten das KC als reinen Party-<br />

Treffpunkt, vergessen dabei, dass hinter<br />

dem KC eine ideologische Institution<br />

steht: wir, die Älteren, haben uns diesen<br />

Platz als Freiraum erkämpft, um so sein<br />

zu können, wie wir fühlen und wie wir<br />

sind. Wir haben uns im KC getroffen, um<br />

uns gegenseitig zu ermutigen und um<br />

gemeinsam Pläne zu schmieden, wie<br />

wir nach außen Gleichberechtigung und<br />

Respekt durchsetzen und uns verschaffen<br />

können. Wir haben uns auch nicht<br />

durch die schlimme Krankheit <strong>AIDS</strong> wieder<br />

zurückwerfen lassen.<br />

Rainbow:<br />

Was sagst Du zu dem Gerücht, dass Du<br />

zu Deiner mittlerweile 3jährigen, neuen<br />

Liebe nach Berlin ziehst?<br />

Laura:<br />

Dass wird es nie geben! Für mich gibt<br />

es nur <strong>Stuttgart</strong> und das KC! Das ist<br />

meine Welt... und „sonst gar nichts“!<br />

Meine Männer sind alle Horror, guter<br />

Horror, aber die kommen und gehen,<br />

doch das KC bleibt!<br />

Rainbow:<br />

Drei Wünsche von Dir zum Abschluss?<br />

Laura:<br />

Dass das KC ewig und als schwul-lesbische<br />

Institution überlebt, dass die junge<br />

Generation bewusster lebt und für die<br />

schwule Identität politisch kämpft und<br />

vor allem, dass <strong>AIDS</strong> endgültig durch ein<br />

wirkliches Heilmittel besiegt wird!<br />

Die gesamte RAINBOW-Redaktion<br />

wünscht Laura die volle Erfüllung all<br />

dieser Wünsche und dankt für das<br />

Interview und die Einladung zum grandiosen<br />

Fest und wünscht sich selbst,<br />

dass Laura die <strong>Stuttgart</strong>er Szene noch<br />

viele Jahre glücklich verhext!<br />

Ralf Bogen<br />

Spenden zu Gunsten der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V. (AHS)<br />

Am Donnerstag, 08. Februar 2007,<br />

startete der <strong>Stuttgart</strong>er KINGS<br />

CLUB (www.kingsclub-stuttgart.de),<br />

Calwer Str. 21, seine dreitägigen Feiern<br />

zum 30-jährigen Bestehen. Laura<br />

Halding-Hoppenheit und ihr Team feierten<br />

ab 17.00 Uhr mit geladenen Gästen<br />

aus der ganzen Republik – und die AHS<br />

kam dabei auch nicht zu kurz!<br />

Anzutreffen waren Lilo Wanders, die<br />

Kult-Diva ohne Alter, der Moderator Uwe<br />

Hübner, einst Gesicht der „ZDF-Hitparade“<br />

und Frl. Wommy Wonder. Aus<br />

Berlin waren u.a. der Modedesigner<br />

Harald Glööckler, die Sängerin Romy<br />

Haag und Mitglieder des Vorstandes der<br />

Deutschen <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> e.V. (DAH) angereist.<br />

Egon Emmerling sprach für den<br />

Vorstand die Glückwünsche der DAH<br />

aus. Im Namen der AHS dankte Ulrike<br />

Hallenbach vom AHS-Vorstand Laura für<br />

ihre unerschütterliche Treue zur AHS<br />

und beglückwünschte sie zu dem<br />

Verdienst, die Institution KINGS CLUB<br />

über den 30. Geburtstag in eine hoffnungsfrohe<br />

Zukunft geführt zu haben.<br />

Die Stimmung war super – das Haus<br />

hätte wohl kaum noch mehr Gäste fassen<br />

können. Allüberall war es zu hören<br />

und auf vielen Gesichtern war es auch<br />

abzulesen, dass der KINGS CLUB –<br />

„das KC“ – für viele etwas Besonderes<br />

war und immer noch ist. Der erste<br />

Jubiläumsabend war bis 21 Uhr für alle<br />

reserviert, „die älter sind als das KC“.<br />

Ob nun die heutige Gäste-Generation im<br />

„KC“ dasselbe sieht, wie die älteren<br />

Semester, bezweifelt selbst Laura: „Die<br />

Jungen, die im KC feiern wollen und<br />

Diskriminierung zum Glück nicht kennen,<br />

vergessen, dass wir immer mehr<br />

wollten als nur Party. Die älteren haben<br />

diesen Platz als Freiraum erkämpft, um<br />

so sein zu können, wie sie sind.“<br />

44 I 45 44 I 45<br />

MAGAZIN<br />

Angesichts der Massen, die sich allabendlich<br />

ab 22 Uhr im „KC“ tummeln,<br />

kann man aber wohl davon ausgehen,<br />

dass der KINGS CLUB weiterhin Biographien<br />

prägen wird – wenn auch auf<br />

andere Weise: der KINGS CLUB hat seinen<br />

Weg in die Zukunft gefunden!<br />

Im Rahmen des Empfangs hatten die<br />

Gäste auch Gelegenheit, die Spendenpyramide<br />

der AHS zu füllen – wovon<br />

reichlich Gebrauch gemacht wurde:<br />

2.588,52 EUR wurden für den guten<br />

Zweck gespendet. Vorstand, Geschäftsführung<br />

und Mitarbeiter der<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V. sagen Laura,<br />

ihrem Team sowie allen SpenderInnen<br />

herzlichen Dank und wünschen dem<br />

KINGS CLUB mindestens 30 weitere,<br />

erfolgreiche Jahre!!<br />

Franz Kibler, <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V.,<br />

Geschäftsführung


MAGAZIN<br />

Bücher, Bücher, Bücher<br />

„Kombizangen“<br />

Frank Heibert<br />

Verlag Hoffmann und Campe<br />

Alexander will Julia. Er ist geradezu<br />

besessen von ihr. Er verfolgt sie, er<br />

belauscht sie, er bricht sogar in ihre<br />

Wohnung ein. Er will sie erobern – mit<br />

allen Mitteln. Ob das der richtige Weg<br />

ist?<br />

Julia hingegen glaubt nicht an die große<br />

Liebe. Allerdings gibt es da noch Bernie,<br />

den netten schwulen Architekten, der<br />

scheinbar Julias Gedanken lesen kann.<br />

Mit ihm kann sich Julia sehr wohl vorstellen<br />

ihr Leben zu teilen. Vielleicht sogar<br />

ein gemeinsames Kind.<br />

Bernie hat aber genug vom ewigen<br />

Nettsein. Er will sich nichts mehr gefallen<br />

lassen und schon gar nicht von so<br />

einem, wie dem Bauarbeiter Leo. Er will<br />

ihm eine Lektion erteilen und entführt<br />

ihn.<br />

Doch Leo ist nicht wirklich Leo. Und auch<br />

er hat eine Vergangenheit vor der er<br />

davon läuft…<br />

Vier Menschen Mitte dreißig, in Berlin<br />

im Jahr der Reichstagsverhüllung. Alle<br />

auf der Suche nach ein klein wenig<br />

Glück.<br />

46 I 47<br />

Frank Heibert hat in seinem Debütroman<br />

einen fantasievollen Reigen der<br />

unterschiedlichsten Menschen zusammengestellt.<br />

Ihre Geschichten gehen<br />

nahtlos ineinander über. Das besondere<br />

dabei ist, dass Heibert in jedem Teil des<br />

Buches die Erzählperspektive wechselt<br />

und somit immer wieder einen neuen<br />

Sprachstil, den Charakteren entsprechend,<br />

mit einfließen lässt.<br />

Ein wunderbarer Roman der auf die<br />

noch folgenden Bücher von Frank<br />

Heibert hoffen lässt.<br />

„ Juwelen des Schicksals“ &<br />

„Leute von Welt“<br />

Kurze Prosa, Philipp Tingler<br />

Verlag Kein & Aber<br />

Welt am Sonntag bezeichnete Philipp<br />

Tingler als „Selbstironisch und glamourös“.<br />

Man könnte auch sagen: „Der<br />

Narzissmus hat einen neuen Namen:<br />

Philipp Tingler“<br />

In diesen beiden Büchern erzählt uns<br />

Philipp Tingler kleine Alltagsgeschichten<br />

rund um sich und seine Person. Eine Art<br />

männliche Carrie-Bradshaw („Sex and<br />

the City“-Ikone – für all die Wenigen, an<br />

denen dieser Kult vorüber gegangen ist!).<br />

Seine Themen sind so wie das Leben<br />

selbst. Abwechslungsreich und vielseitig.<br />

Egal ob Robbie Williams, Gran Canaria,<br />

Berlin, Tattoos, CSD, Schwul, Hetero,<br />

Marika Rökk, die Züricher Straßenbahn<br />

oder ein Besuch im Sex-Shop – Philipp<br />

Tingler macht vor keinem Thema halt.<br />

Selbst Elfriede Jelinek darf sich besonderer<br />

Erwähnung erfreuen (aber nur im<br />

Vorwort!)<br />

Mit sehr viel ernst gemeinter Selbstironie<br />

sind dabei Geschichten entstanden<br />

mit so viel sagenden Titeln wie<br />

„Der Ursprung der Materie, erklärt<br />

anhand der Kessler-Zwillinge“, „Kylie<br />

Minogue: Die Göttin der drei Silben“<br />

oder „St. Moritz: Reizdarm und Gucci-<br />

Gletscher“. Schon als ich nur das Vorwort<br />

in seinem Buch „Juwelen des<br />

Schicksals“ las, wusste ich: Ich habe<br />

einen neuen Lieblingsautor. Zum Brüllen<br />

komisch, erkennt man sich doch auch<br />

ein wenig selbst in so mancher Geschichte.<br />

Philipp Tingler wurde (laut Biografie in<br />

„Juwelen des Schicksals“) 1970 oder<br />

(wie in „Leute von Welt“ erwähnt) 1972<br />

in Berlin (West) geboren. Studium der<br />

Wirtschaftswissenschaften und Philosophie<br />

an der Hochschule St. Gallen, der<br />

London School of Economics und der<br />

Universität Zürich. Hochbegabten-Stipendium.<br />

Fotomodell. Nominierung für<br />

den Ingeborg-Bachmann-Preis und<br />

Ehrengabe des Kantons Zürich für<br />

Literatur 2001.<br />

Neben den beiden Prosa-Sammlungen<br />

hat Philipp Tingler außerdem noch zwei<br />

Tagebuchromane veröffentlicht, sowie<br />

zahlreiche Beiträge in Anthologien,<br />

Zeitschriften und Zeitungen.<br />

„Melnitz“<br />

Charles Lewinsky<br />

Verlag Nagel & Kimche<br />

Die Geschichte der Familie Meijer beginnt<br />

in einer Nacht im Jahre 1871. Als<br />

ein entfernter Verwandter der Familie an<br />

die Tür klopft, ahnt noch keiner der<br />

Familie, wie stark sich das Leben in den<br />

kommenden Jahren und Jahrzehnten<br />

verändern wird. Über vier Generationen<br />

erstreckt sich die Geschichte der<br />

Familie Meijer. Angefangen mit dem<br />

Viehhändler Salomon Meijer und seiner<br />

Frau Golde im Judendorf Endingen bis<br />

hin zu dessen Ururenkel Hille Rosenthal.<br />

Durch die leichtfüßige Beschreibung<br />

und den feinen Wortwitz gelingt es dem<br />

Autor die Welt einer jüdischen Familie<br />

mit all ihren Traditionen und Eigenheiten<br />

darzustellen. Sehr hilfreich ist dabei<br />

auch das Glossar am Ende des Buches,<br />

in dem die im Roman verwendeten jiddischen<br />

Ausdrücke eingehend erklärt<br />

werden.<br />

Der melancholische Grundton der<br />

Erzählung macht für mich den Roman<br />

zu etwas Besonderem. Freude und<br />

Trauer liegen nah beieinander. An manchen<br />

Stellen ist man versucht, laut zu<br />

lachen und bei anderer Gelegenheit ist<br />

es wieder die Trauer, die einen überwältigt.<br />

Als Leser bekommt man ein sehr<br />

plastisches Bild der Gesellschaft des<br />

ausgehenden 19. und beginnenden 20.<br />

Jahrhunderts.<br />

Ein MUSS für alle Leser von historischen<br />

Romanen!<br />

Harald Mayer


MAGAZIN<br />

„STEHEN“<br />

Das neue Buch von Petrus Ceelen<br />

zu Gunsten der<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V. (AHS)<br />

Am Freitag, 27. Oktober 2006,<br />

präsentierten die beiden Ehrenmitglieder<br />

der AHS – Laura<br />

Halding-Hoppenheit und Petrus Ceelen<br />

– zu Gunsten der AHS, in LAURAS Club<br />

& Café, das neue Buch des ehemaligen<br />

<strong>Stuttgart</strong>er kath. <strong>AIDS</strong>-Seelsorgers<br />

Petrus Ceelen:<br />

„STEHEN – Anstöße für jeden Tag des<br />

Jahres“, 384 Seiten, 16,90 EUR, Verlag<br />

KBW (Kath. Bibelwerk), <strong>Stuttgart</strong>, ISBN<br />

3-460-30240-2, www.bibelwerk.de.<br />

Vom Erlös jedes an diesem Tag verkauften<br />

Buches kamen 5 EUR der Einzelfallhilfe<br />

der AHS zugute – darüber hinaus<br />

wurde auch noch für die AHS gesammelt<br />

–, sodass an diesem Abend über<br />

500 EUR für unsere Einzelfallhilfekasse<br />

zusammenkamen. Wir sagen Laura,<br />

Petrus und den vielen KäuferInnen und<br />

SpenderInnen herzlichen Dank!<br />

Mit einem Eintrag für jeden Tag des<br />

Jahres möchte der Theologe Ceelen<br />

„STEHEN“ als Wegbegleiter für Hilfsund<br />

Trostbedürftige anbieten: „Stehen<br />

ist ein starkes Verb, nichts für Schwächlinge:<br />

einstehen, gerade stehen, hinstehen,<br />

standhaft bleiben, nicht wanken,<br />

fest im Glauben stehen. Das wollte nicht<br />

nur der wankelmütige Apostel Petrus.<br />

Auch wenn wir nicht sehr standhaft<br />

48 I 49<br />

sind, haben wir doch auch schon einiges<br />

durchgestanden. Manchmal waren<br />

wir am Boden, aber wir sind wieder aufgestanden.<br />

Aufstehen meint mehr, als<br />

morgens aus dem Bett zu kommen.<br />

Immer wieder gilt es aufzustehen, um<br />

der alltäglichen Routine und Gedankenlosigkeit<br />

nicht zu erliegen. Aufstehen<br />

gegen die Trägheit des Herzens, gegen<br />

die Gleichgültigkeit, gegen die soziale<br />

Kälte mitten unter uns. Und immer wieder<br />

aufstehen gegen die Moralapostel um<br />

uns und gegen den Pharisäer in uns.“<br />

„Wozu stehen wir jeden Morgen auf und<br />

stellen uns vor den Spiegel? Stimmt es,<br />

dass Gott hinter allem steht?“, fragt<br />

Petrus Ceelen und räumt ein: „Der Glaube<br />

hat einen Haken: das Leid. Das kann<br />

auch ich als Theologe nicht wegtheologisieren.<br />

Auch wenn vieles nicht zu verstehen<br />

ist, möchte ich die Dinge des<br />

Lebens stehen lassen, die manchmal so<br />

scharf und kantig sind, dass wir uns<br />

daran stoßen.“ Er gesteht weiter: „Ich<br />

bin kein Weiser am Weg, kein Wegweiser.<br />

Nach bald 64 Jahren auf der<br />

Straße des Lebens bin ich immer noch<br />

auf der Suche.“ Das bisherige Ergebnis<br />

von Petrus Ceelens Suche liegt vor –<br />

auf den Seiten dieses Buches. Manchmal<br />

steht es auch zwischen den<br />

Zeilen...<br />

Ceelen weiß, wovon er spricht. Von<br />

1975 bis 1991 war der geborene<br />

Belgier Gefangenenseelsorger des Gefängniskrankenhauses<br />

Hohenasperg, er<br />

betreute dann Menschen mit HIV/<strong>AIDS</strong><br />

sowie deren Angehörige in <strong>Stuttgart</strong> und<br />

gab schließlich am Treffpunkt „Die<br />

Brücke“ der Diözese Rottenburg-<br />

<strong>Stuttgart</strong> in der <strong>Stuttgart</strong>er Stephanstraße<br />

Menschen, die am Rande der<br />

Gesellschaft stehen, Ratschläge. Im<br />

Jahre 2003 wurde Petrus Ceelen für<br />

sein Engagement für Menschen mit<br />

HIV/<strong>AIDS</strong> die Ehrenmitgliedschaft der<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V. verliehen. Seit<br />

Oktober 2005 ist Petrus Ceelen – Jahrgang<br />

1943 – nun im Unruhestand.<br />

Wer „STEHEN – Anstöße für jeden Tag<br />

des Jahres“ noch erwerben möchte,<br />

kann dies auch über die AHS: einfach<br />

in der AHS-Geschäftsstelle, Johannesstr.<br />

19, 70176 <strong>Stuttgart</strong>, vorbeikommen.<br />

Für jedes über die AHS verkaufte Buch,<br />

sind 6.90 EUR für die AHS. Auch dafür<br />

Petrus Ceelen – und natürlich auch den<br />

KäuferInnen herzlichen Dank!<br />

Franz Kibler, Geschäftsführung<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V.


MAGAZIN<br />

Cachorro – der Club der Bären<br />

Die Geschichte eines schwulen Zahnarztes und seiner Freunde in Madrid, der überraschend zum<br />

Erziehungsberechtigten seines Teenagerneffen wird.<br />

In zeitlicher Nähe zum Welt-<strong>AIDS</strong>-Tag<br />

letzten Jahres, zeigte ARTE diesen<br />

eindrucksvollen Film. Kurz vor Filmbeginn<br />

bekam ich glücklicherweise von<br />

einem Freund den wertvollen Tipp, ich<br />

sollte doch schnell den Fernsehapparat<br />

einschalten. Sofort war ich von<br />

„Cachorro“ so begeistert, dass ich bereits<br />

am folgenden Tag mich im<br />

<strong>Stuttgart</strong>er Buchladen Erlkönig nach der<br />

DVD umsehen musste (Kosten: 22,90<br />

EUR) und ich nun für RAINBOW hierfür<br />

werben will.<br />

Pedro (José Luis García-Perez) ist ein<br />

attraktiver, schwuler Zahnarzt, der in der<br />

Madrider Bärenszene nichts anbrennen<br />

lässt. Als seine alleinerziehende Schwester<br />

Violeta, die gerne mal ein Tütchen<br />

raucht, für einen Kurztrip nach Indien<br />

aufbricht, will sich Pedro um den neunjährigen<br />

Bernardo (David Castillo) küm-<br />

50 I 51<br />

mern, der mit seinem schwulen Onkel<br />

auch kein Problem hat. Doch als Violeta<br />

wegen Drogenschmuggel zu einer langjährigen<br />

Haftstrafe verurteilt wird, muss<br />

sich Pedro auf eine längere Pflege-<br />

Vaterschaft einstellen.<br />

Mit 30 Jahren Haft müsse sie rechnen,<br />

teilt man Pedro bei der Botschaft mit. Er<br />

ist darüber mindestens so schockiert<br />

wie Bernardo, erkennt jedoch seine<br />

Verantwortung für den Jungen. Ohne<br />

lange zu lamentieren, stellt er sich ihr.<br />

Auf einmal sind so viele Dinge zu erledigen<br />

– das Haus muss instand gesetzt,<br />

das Kinderzimmer in seiner Wohnung<br />

eingerichtet werden und er muss eine<br />

Schule für den Jungen finden –, dass er<br />

das freizügige Junggesellenleben von<br />

früher kaum vermisst. Erst allmählich<br />

und dank der tatkräftigen Unterstützung<br />

durch seine schwulen Bärenfreunde<br />

kann er, den nun weniger exzessiv ausgelebten<br />

Sex, wieder in seinen Alltag<br />

integrieren.<br />

Da tritt jedoch Doña Teresa, Bernardos<br />

Großmutter väterlicherseits, auf den<br />

Plan. Nun will sie das Sorgerecht für<br />

Bernardo mit allen Mitteln erstreiten.<br />

Denn sie befürchtet, der Junge könne<br />

durch den Umgang mit seinem Onkel<br />

„verdorben“ werden. Doch Pedro ist<br />

bereit, für das Wohl des Jungen zu<br />

kämpfen.<br />

In sehr ehrlicher Weise wird in dieser<br />

Tragikkomödie Pedros schwierige Wandlung<br />

vom scheinbar sorglosen Junggesellen<br />

zum Ersatzvater gezeigt, der<br />

allen Vorurteilen zum Trotz eine verantwortungsbewusste,<br />

fürsorgliche und liebenswerte<br />

Bezugsperson für seinen<br />

Neffen wird. Die Schauspieler beein-<br />

drucken durch ihre glaubwürdige Darstellung, allen voran<br />

José Luis García-Perez und David Castillo. Man spürt förmlich<br />

die zunehmende Liebe des Jungen, die er seinem<br />

schwulen Onkel entgegenbringt sowie umgekehrt die<br />

zunehmende Liebe des Onkels zu seinem Neffen. Die<br />

Freunde von Pedro, der sog. „Club der Bären“, unterstützen<br />

Pedro in seiner neuen Erzieherrolle. Sie sind überwiegend<br />

„Laienschauspieler“ aus der Madrider Schwulenkneipe<br />

„HOT“, in welcher auch der Regisseur hin und wieder verkehren<br />

soll. Das verleiht dem Film einen spürbaren, authentisch-lebendigen<br />

Kick. Sehr sympathisch finde ich, dass<br />

schwule Männer in diesem Film frei von allen Vorurteilen<br />

und Klischees als sehr fürsorglich und männlich zugleich<br />

dargestellt werden.<br />

Nur am Rande und erst am Ende des Filmes erfährt der<br />

Zuschauer von der HIV-Infektion von Pedro. Der Film zeigt<br />

dadurch ganz selbstverständlich auf, dass Menschen mit<br />

HIV nicht auf das Virus reduziert werden können und dass<br />

es auch für HIV-positive Menschen andere und manchmal<br />

wichtigere Dinge als HIV in ihrem Leben gibt<br />

Für mich ist der Film in indirekter Weise ein Plädoyer für<br />

schwule Vaterschaft und für eine Politik, die wirklich das<br />

Wohl des Kindes in den Mittelpunkt stellt. Reaktionäre Eheund<br />

Familiengesetze sollten überwunden werden, damit<br />

Lesben und Schwule nicht weiter mit Sonderregelungen<br />

aufgrund ihrer sexuellen Orientierung als Menschen zweiter<br />

Klasse behandelt werden (siehe z.B. Sonderregelung<br />

„Eingetragene Partnerschaft“ in Deutschland). Vielleicht sollte<br />

sich Deutschland ein Beispiel an Spanien nehmen – das<br />

„katholische“ Spanien hat seit Sommer 2005 die<br />

völlige Gleichstellung der Lesben und Schwulen im Ehe-,<br />

Adoptions- und Erbrecht umgesetzt!<br />

Ralf Bogen


POLITIK<br />

IG CSD <strong>Stuttgart</strong> e.V. erhält 1. Ehrenpreis<br />

Ehrenpreis der Schwulen und Lesben in der SPD<br />

Zum ersten Mal vergab der<br />

Arbeitskreis lesbischer Sozialdemokratinnen<br />

und schwuler Sozialdemokraten<br />

(Schwusos) am Freitag,<br />

dem 26.01.2007 seinen Ehrenpreis. Die<br />

Schwusos <strong>Stuttgart</strong> wollen mit diesem<br />

Preis einmal im Jahr Vereine,<br />

Organisationen oder Personen ehren,<br />

die sich besonders für die Belange von<br />

Schwulen und Lesben stark gemacht<br />

haben. Den mit 500 EUR dotierten<br />

Ehrenpreis 2006 erhält die IG CSD<br />

<strong>Stuttgart</strong> e.V. als Veranstalter des<br />

Christopher Street Day (CSD) in der<br />

Landeshauptstadt.<br />

In einer feierlichen Runde wurde die<br />

Auszeichnung im Begegnungszentrum<br />

SpOrt <strong>Stuttgart</strong> übergeben. Nach der<br />

Begrüßung durch Andreas Bittig<br />

(Sprecher der Schwusos <strong>Stuttgart</strong>) und<br />

einem Grußwort von Martin Körner<br />

(Fraktionsgeschäftsführer der SPD im<br />

baden-württembergischen Landtag)<br />

folgte die Laudatio durch Andreas<br />

Reißig (SPD Kreisvorsitzender, Mitglied<br />

des <strong>Stuttgart</strong>er Gemeinderats). Andreas<br />

52 I 53<br />

Bittig konnte darüber hinaus Thomas<br />

Ulmer (Mitglied des Vorstands der <strong>AIDS</strong>-<br />

<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V.) und Franz Kibler<br />

(Geschäftsführung der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong> e.V. ) als Gäste begrüßen.<br />

In seiner Rede fasste Andreas Reißig die<br />

Kernpunkte der Arbeit der IG CSD<br />

<strong>Stuttgart</strong> zusammen und lobte das<br />

ehrenamtliche Engagement dort ebenso<br />

wie die bereits verbuchten Erfolge für<br />

die Gleichstellung der Schwulen und<br />

Lesben, zu welchen die IG CSD <strong>Stuttgart</strong><br />

e.V. mit ihrer Arbeit einen großen Teil<br />

beigetragen hat. Beispielhaft nannte er<br />

die Öffnung der Standesämter für die<br />

Eingetragene Lebenspartnerschaft in<br />

<strong>Stuttgart</strong>. „Ohne den öffentlichen Druck,<br />

welchen unter anderem der CSD<br />

<strong>Stuttgart</strong> aufgebaut hat, wäre dies so<br />

nicht möglich gewesen“, ist sich<br />

Andreas Reißig sicher. Martin Körner<br />

betonte u. a., dass Toleranz in Fragen<br />

der Gleichstellung immer nur eine<br />

Etappe sei – das Ziel müsse die<br />

Akzeptanz alternativer Lebensformen<br />

sein. Hinsichtlich der Toleranz gegenü-<br />

ber Schwulen und Lesben seien unbestreitbar<br />

bereits große Erfolge erkämpft<br />

worden; was die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher<br />

Lebensmodelle anbelangt,<br />

sei hingegen noch wesentlich<br />

mehr Nachholbedarf gegeben. Beim<br />

abschließenden Stehempfang konnte<br />

man sich bei interessanten Gesprächen<br />

austauschen.<br />

Die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V. (AHS) gratuliert<br />

ihren Freunden von der IG CSD<br />

<strong>Stuttgart</strong> für diese verdiente Ehrung und<br />

von den <strong>Stuttgart</strong>er Schwusos für die<br />

Stiftung ihres Ehrenpreises. Wir schließen<br />

und dem Wunsch von Chris Michl<br />

vom Vorstand der IG CSD an: „Möge mit<br />

der ersten Verleihung dieses Preises an<br />

die IG CSD eine fruchtbare Tradition begründet<br />

worden sein!“<br />

Mehr Informationen zum Ehrenpreis der<br />

<strong>Stuttgart</strong>er Schwusos finden sich unter<br />

www.schwusos-stuttgart.de bzw. unter<br />

www.csd-stuttgart.de.<br />

Franz Kibler, Geschäftsführung (AHS)<br />

In enger Zusammenarbeit mit 10 <strong>Stuttgart</strong>er Szene-Clubs und Diskotheken informiert das<br />

Rauschgiftdezernat der <strong>Stuttgart</strong>er Polizei auf ihrer Homepage über synthetische Drogen, deren<br />

Begleiterscheinungen, den Risiken des Konsums und den möglichen Folgen.<br />

Auf der Homepage finden sich auch mehrere „Links“ zu örtlichen Drogenhilfeeinrichtungen.<br />

Individuelle Fragen können per e-mail an uns gerichtet werden.<br />

Auf Wunsch bieten wir auch Informationsveranstaltungen an.


POLITIK<br />

Offensiv Präventiv!<br />

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) fordert eine neue Offensive in der <strong>AIDS</strong>-Prävention<br />

Die <strong>AIDS</strong>-Prävention bei Männern<br />

hat große Erfolge gebracht und<br />

ist auch heute noch erfolgreich.<br />

Nach 20 Jahren <strong>AIDS</strong> ist aber eine gewisse<br />

Müdigkeit beim Praktizieren von<br />

Safer Sex nicht zu übersehen. Diese<br />

Situation erfordert neue Anstrengungen<br />

in der Prävention und diese muss dabei<br />

die Vielfalt schwuler Lebensweisen und<br />

Begegnungen im Blick haben. Es gilt<br />

Verantwortung für sich und andere zu<br />

leben. Das wird umso erfolgreicher<br />

gelingen, je ehrlicher die Gesellschaft<br />

mit Homosexualität umgeht und je<br />

weniger Diskriminierung Homosexuelle<br />

zu befürchten haben.<br />

Der LSVD beobachtet mit Sorge das<br />

derzeitige Ansteigen der Erstdiagnosen<br />

bei HIV-Infektionen. Sowohl die Ausbreitung<br />

sexuell übertragbarer Krankheiten<br />

(STD) unter Männern, die Sex mit<br />

Männern haben, als auch die daraus<br />

resultierenden Diskussionen in den<br />

Medien, in der Politik und in der<br />

Community selbst.<br />

Prävention ist nicht nur eine Angelegenheit<br />

der individuellen Verantwortung.<br />

Sicherlich hat jeder Einzelne<br />

seinen persönlichen Beitrag gegen die<br />

Weiterverbreitung von HIV/<strong>AIDS</strong> und<br />

STD zu leisten. Eine große Anstrengung<br />

in der Prävention kann nur gelingen,<br />

wenn Akteure aus der Politik und der<br />

Wirtschaft mit Vertretern der schwullesbischen<br />

Community zusammenarbeiten.<br />

Die Community selbst beginnt schon zu<br />

reagieren. Inzwischen gibt es in einigen<br />

Städten erfolgreiche Konzepte, wo<br />

Cruising-Bars und Saunen im Rahmen<br />

von Selbstverpflichtungen kostenlose<br />

Kondome und Gleitgel sowie Safer-Sex-<br />

Informationen bereithalten und ihre<br />

Räumlichkeiten nicht für sogenannte<br />

„Bareback-Parties“ zur Verfügung stellen.<br />

Teilweise jedoch versuchen Ordnungsämter<br />

das kostenlose Auslegen von<br />

Kondomen und Gleitmitteln in Saunen<br />

und Bars zu untersagen. Dies unterläuft<br />

Harald<br />

Immer<br />

alle Anstrengungen zur Prävention und<br />

ist inakzeptabel. Daher fordert der LSVD<br />

die Einrichtung eines Runden Tisches<br />

„HIV/<strong>AIDS</strong> – Herausforderungen für die<br />

Unternehmensethik“ auf Bundesebene<br />

mit Vertretern der Wirtschaft, der Politik<br />

und der schwul-lesbischen Community,<br />

um tragfähige Lösungen zu entwickeln.<br />

In den Medien fordert der LSVD eine<br />

verstärkte Aufklärung über sexuell übertragbare<br />

Krankheiten, eine ganz klare<br />

Unterscheidung der Begriffe „Barebacking“<br />

und „Unsafe Sex“ sowie eine<br />

differenzierte Berichterstattung, die die<br />

jeweiligen Gefahren von Barebacking<br />

und unsafem Sex beleuchtet, anstatt<br />

HIV-positiven Menschen dafür die Verantwortung<br />

aufzulasten.<br />

Eine besondere Rolle in der Prävention<br />

kommt auch der Pharma-Industrie zu.<br />

So beteiligen sich Pharmaunternehmen<br />

zwar an der Prävention, in dem sie<br />

Spenden an entsprechend arbeitende<br />

Organisationen leisten – sie sehen sich<br />

offensichtlich aber zugleich gezwungen,<br />

Anzeigen in schwulen Pressemedien zu<br />

schalten, die ein zu rosiges Bild dessen<br />

zeichnen, was eine HIV-Infektion auch<br />

heute noch bedeutet. Angesichts der<br />

immer noch beträchtlichen Nebenwirkungen<br />

von Medikamenten zur antiretroviralen<br />

Therapie von HIV-Positiven<br />

sind diese Anzeigen wie ein Schlag ins<br />

Gesicht der Betroffenen. Das Versprechen<br />

des Erhaltes von Attraktivität<br />

und Leistungsbereitschaft geschieht<br />

zwar nicht direkt – durch die Auswahl<br />

der durchweg attraktiven Modelle und<br />

durch Texte, die suggerieren Berufstätigkeit,<br />

Reisen und andere Ziele seien<br />

auch langfristig greifbar – zumindest<br />

aber indirekt. Es finden sich keine<br />

Hinweise auf die Nebenwirkungen!<br />

Deshalb fordert der LSVD Selbstverpflichtungserklärungen<br />

der Pharmaindustrie<br />

zum Verzicht auf Anzeigen, die<br />

die Nebenwirkungen der Therapie oder<br />

ein geschöntes Bild von den Folgen<br />

einer HIV-Infektion vermitteln.<br />

Die Übernahme von Verantwortung für<br />

sich selbst und andere setzt Wissen voraus.<br />

Nur derjenige, der sich über die<br />

Risiken beim Sex im Klaren ist, kann für<br />

sich und seinen Partner Verantwortung<br />

übernehmen. In Infomaterialien oder im<br />

Internet muss es möglich sein, explizit<br />

über Sexualpraktiken und über Risikominderungsstrategien<br />

zu reden. Der<br />

LSVD sieht mit Sorge die Schwierigkeiten,<br />

denen die deutsche <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

als Träger der HIV-Prävention für<br />

schwule Männer immer wieder ausgesetzt<br />

ist. Es kann nicht angehen, dass<br />

beispielsweise Informationen in einer<br />

Broschüre an schwule Jugendliche<br />

wegen dem Jugendschutz aus dem<br />

Internetauftritt der Deutschen <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

e.V. herausgenommen werden mussten.<br />

Völlig unverständlich sind auch die fortwährenden<br />

Kürzungen im Präventionsbereich<br />

auf vielen Ebenen. Diese in der<br />

Prävention eingesparten Mittel werden<br />

sich um ein Vielfaches für die Versorgung<br />

HIV-positiver und an <strong>AIDS</strong>erkrankter<br />

Menschen erhöhen.<br />

Vor diesem Hintergrund fordert der<br />

LSVD verstärkte Präventionsbemühungen<br />

einschließlich einer Aufstockung<br />

der finanziellen Mittel, größere Freiräume<br />

für die Deutschen <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> e.V.<br />

und andere Träger bei der Gestaltung<br />

von Infomaterialien (ob in gedruckter<br />

Form oder über das Internet). Sexuelle<br />

Praktiken und die jeweilige Ver-<br />

haltensmaßregeln zur Prävention müssen<br />

klar und deutlich benannt werden<br />

können. Pharmakonzerne sollen, anstatt<br />

HIV-Infektionen durch ihre Werbekampagnen<br />

in den schwulen Medien zu<br />

verharmlosen, bestehende Projekte fördern<br />

und neue Initiativen unterstützen.<br />

Menschen mit HIV, in besonderem Maße<br />

aber schon an <strong>AIDS</strong> erkrankte Menschen,<br />

haben aufgrund der verbesserten Medikation<br />

eine deutlich gestiegene<br />

Lebenserwartung. Durch diese erfreuliche<br />

Entwicklung verschärft sich aber<br />

das Problem der sozialen Absicherung.<br />

Insbesondere im Bereich der Alterssicherung<br />

stehen HIV-positive Menschen<br />

vor dem Problem, dass private Versicherungen<br />

den Abschluss von Verträgen<br />

mit HIV-positiven ablehnen.<br />

Beantragen Betroffene Leistungen zur<br />

Teilnahme am Arbeitsleben, sehen sie<br />

sich damit konfrontiert, vom Kostenträger<br />

abgelehnt zu werden, weil eine<br />

dauerhafte Eingliederung ins Arbeitsleben<br />

aufgrund der HIV/<strong>AIDS</strong>-Erkrankung<br />

angeblich unwahrscheinlich ist. Im<br />

Hinblick auf die verbesserten therapeutischen<br />

Möglichkeiten ist hier ein<br />

Umdenken gefordert.<br />

54 I 55 54 I 55


POLITIK<br />

Der LSVD fordert deshalb eine Sozialpolitik,<br />

die den besonderen Lebensumständen<br />

der Menschen mit HIV und<br />

<strong>AIDS</strong> gerecht wird, die Anerkennung<br />

anderer Mehrbedarfe, um flexibel auf<br />

die gesundheitliche Situation von<br />

Menschen mit HIV und <strong>AIDS</strong> reagieren<br />

zu können und ein Umdenken bei den<br />

Kostenträgern von Rehabilitationsleistungen<br />

angesichts der stark verlängerten<br />

Lebenserwartung von Menschen mit<br />

HIV/<strong>AIDS</strong>.<br />

Noch immer sind Schulen homophobe<br />

Orte. „Schwule Sau“ ist noch immer<br />

eines der häufigsten Schimpfworte auf<br />

den Schulhöfen, schwule Schüler oder<br />

lesbische Schülerinnen werden gehänselt<br />

oder bedroht und erfahren oft keine<br />

Unterstützung von LehrerInnen. Selbstbewusstes<br />

lesbisches oder schwules<br />

Leben taucht im Unterricht nicht auf –<br />

nur punktuell gelingt es, im Rahmen von<br />

SHORTNEWS<br />

56 I 57<br />

Homosexuelle geschröpft<br />

Projekttagen junge Schwule und Lesben<br />

in den Unterricht einzubinden.<br />

Bisher ist Schwulsein und Lesbischsein<br />

kein Thema in der Ausbildung von<br />

Lehrkräften. Viele junge LehrerInnen<br />

haben daher keinerlei Kenntnis, wie sie<br />

damit umgehen und dies thematisieren<br />

sollen und wissen häufig auch nicht, wie<br />

sie einer Diskriminierung von schwulen<br />

und lesbischen SchülerInnen entgegentreten<br />

sollen.<br />

Daher fordert der LSVD, dass schwullesbische<br />

Themen in die Ausbildung von<br />

LehrerInnen an Universitäten und Fachhochschulen<br />

aufgenommen werden,<br />

Schulbücher im Hinblick auf Berücksichtigung<br />

aller Lebensweisen<br />

überarbeitet und ergänzt werden und<br />

die Einbindung schwul-lesbischer<br />

Schulprojekte und Jugendgruppen in<br />

den Unterricht.<br />

Über den LSVD<br />

Der Lesben- und Schwulenverband in<br />

Deutschland Landesverband Baden-<br />

Württemberg existiert seit März 1998<br />

als eingetragener Verein und setzt sich<br />

für die Rechte von Lesben und schwulen<br />

auf politischer und gesellschaftlicher<br />

Ebene ein.<br />

Neben der inhaltlichen Arbeit unterstützt<br />

der LSVD Baden-Württemberg auch<br />

seine Gruppen: fresh, ILSE, Gay & Gray,<br />

ERMIS, Binats,Türkgay und unterhält<br />

auch Kontakte zu anderen Gruppen und<br />

Vereinen der schwul-lesbischen Szene.<br />

Weitere Informationen über uns gibt es<br />

unter Telefon: 07946/ 947 927 oder<br />

http://ba-wue.lsvd.de<br />

Harald Immer, Landesvorstand LSVD<br />

Baden-Württemberg und Mitglied der<br />

Telefongruppe der AHS<br />

Ein falscher Detektiv hat Homosexuelle aus dem Zollernalbkreis und dem Kreis Sigmaringen geschröpft. Der 30-jährige,<br />

der sich mal Brandner, mal Moser nannte, suchte Parkhäuser und einen Parkplatz an der B 463 auf, die als Treffpunkte<br />

von Homosexuellen bekannt sind. Er gab sich als Mitglied einer Detektei aus, stellte die Opfer zur Rede und warf ihnen<br />

vor, dass ihre Kontaktsuche illegal sei. Wenn sie einer gemeinnützigen Organisation 150 Euro spendeten, würden sie<br />

jedoch straffrei ausgehen, versicherte er.<br />

Wie die Balinger Polizeidirektion berichtete, hatte der Täter mit seiner Masche etwa zehnmal Erfolg und ergaunerte über<br />

1000 Euro. Als der falsche Detektiv am Donnerstag in einem Parkhaus in Albstadt – Ebingen wieder nach Opfern<br />

Ausschau hielt, wurde er festgenommen.<br />

Quelle: Zollernalb-Kurier Juli 2006<br />

SHORTNEWS<br />

Erste Ausstellung über Homosexualität im Tierreich<br />

Die weltweit erste Ausstellung zum Thema<br />

Homosexualität im Tierreich gab es im naturhistorischen<br />

Museum der norwegischen Hauptstadt Oslo Ende letzten<br />

Jahres. Dort werden z. B. Bilder von männlichen<br />

Walen gezeigt, die ihre erigierten Penisse aneinander<br />

reiben. Der Zoologe Geier Söl, Leiter der Ausstellung,<br />

erklärt den derzeitigen wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisstand: „Wir mögen ja zu vielen Dingen unterschiedliche<br />

Meinungen haben, aber eines ist klar:<br />

Homosexualität kann im gesamten Tierreich gefunden<br />

werden. Sie ist nicht widernatürlich.“ Bereits in 1500<br />

Spezies wurde Homosexualität beobachtet.<br />

(Quelle: Nürnberger Schwulenpost, Dezember 2006)<br />

und präsentieren<br />

die all fetish night<br />

ab april alle 2 monate in laura`s club<br />

Trends 2007: Disco mit Jahrgang<br />

Mit jedem Jahr wird die Gruppe der Jungen in<br />

Deutschland kleiner: entsprechend verhält es sich auch<br />

mit den 20-30jährigen Schwulen und Lesben. Nach der<br />

Schwulenzeitschrift Box wird es für die Discoveranstalter<br />

langsam Zeit, sich auf diese Alterung einzustellen.<br />

Denn unter der wachsenden Gruppe der „Älteren“<br />

gebe es viele potentielle „Disco-Hüpfer“. Wir sind<br />

gespannt auf die ersten Disco-40+-Angebote in<br />

<strong>Stuttgart</strong>!<br />

(Quelle: Schwulenzeitschrift Box, Januar 2007)<br />

21. april 07 | all fetish<br />

16. juni 07 | leather, biker, cross<br />

18. august 07 | skater, sportswear, sneakers<br />

20. oktober 07 | skins, punks<br />

15. dezember 07 | bears<br />

samstags 22:00 uhr<br />

dj martin rapp (marastgt)<br />

eintritt: 7 euro incl.welcome-drink<br />

lauras club<br />

lautenschlagerstr. 20 stuttgart<br />

www.laurasclub-stuttgart.de | www.gayzone.org | www.gayromeo.com/neuland-t-events


POLITIK<br />

SHORTNEWS<br />

Wie lange noch müssen sich schwule Fussballprofis<br />

verstecken?<br />

58 I 59<br />

Während ein Coming-out in anderen Gesellschaftskreisen<br />

längst nebensächlich zur Kenntnis genommen<br />

wird und schwule Politiker oder Fernsehstars mit ihren<br />

Lebenspartnern ganz selbstverständlich auf Empfängen<br />

erscheinen, leben schwule Fußballer noch immer im<br />

Geheimen. Die Schwulenzeitschrift Box berichtet in ihre<br />

Januarausgabe 2007, dass die Bundesligavereine dringend<br />

für Aktionen gegen die homophobe Alltagsstimmung<br />

in deutschen Fußballstadien gewonnen werden<br />

müssen. Der DFB sollte endlich ein Zeichen der<br />

Toleranz setzen und registrieren, dass es schwule<br />

Fußballprofis auch in Deutschland gibt.<br />

Dem Magazin RUND sind nach einem Beitrag von Oliver<br />

Lück und Rainer Schäfer in SPIEGEL ONLINE namentlich<br />

drei homosexuelle Spieler aus der Ersten und Zweiten<br />

Bundesliga bekannt. Doch Namen sollen nicht genannt<br />

werden, solange im Fußball derart hasserfüllt und verachtend<br />

über seine „Schwuchteln” geredet wird.. Daher<br />

verhalten sich schwule Fussballprofis bislang so unauffällig,<br />

wie es die Verbände, meisten Clubs und Fußballer<br />

wünschen: als quasi nicht existent. „Natürlich fühle ich<br />

mich beschissen. Auch meine Frau weiß nichts davon“,<br />

versucht ein verzweifelter Zweitligaprofi seine absurden<br />

Lebensverhältnisse zu beschreiben. Offiziell ist er verheiratet,<br />

lebt aber schon seit seiner Jugend in einer<br />

festen Beziehung mit einem Schulfreund zusammen.<br />

„Aber was soll ich machen? Ein Outing wäre mein Tod.“<br />

Der Erstligaprofi, der ebenfalls eine langjährige homosexuelle<br />

Partnerschaft führt, ist es leid, dass ihn eine<br />

eingeweihte Freundin zu den Mannschaftsabenden und<br />

Weihnachtsfeiern begleitet, um so den Eindruck zu<br />

erwecken, „normal“ zu sein. „Die Notlügen und die<br />

Heimlichtuerei sind unglaublich belastend.“<br />

Scheinehen, zu denen auch Kinder gehören können,<br />

dienen dazu, das Leitbild des potenten und heterosexuellen<br />

Fußballprofis aufrecht zu erhalten. Dass ein<br />

Spieler unter diesen Bedingungen selten seine bestmögliche<br />

Leistung erbringen kann, liege auf der Hand,<br />

weiß der Sportpsychologe. „Es ist eine kontinuierliche<br />

Problemlage, es geht nur darum, unter diesen<br />

Lebensumständen halbwegs zurechtzukommen. Es sind<br />

auch keine Einzelfälle, es sind ungefähr so viele Spieler<br />

wie es statistisch von der Gesamtbevölkerung her naheliegt.“<br />

Der Anteil homosexueller Menschen dürfte laut des<br />

Artikels in SPIEGEL ONLINE bei über zehn Prozent liegen.<br />

(Quelle: SPIEGEL ONLINE - 12. Dezember 2006, 12:15<br />

URL:http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,453765,00.html)


TERMINE<br />

EROGEN<br />

EROGEN , die gay-fetish-night in <strong>Stuttgart</strong> In LAURA’S CLUB<br />

EROGEN die gay-fetish-night geht<br />

am Samstag, den 20.04.2007,<br />

22.00 Uhr mit der grossen<br />

Eröffnungsparty in LAURA’S CLUB<br />

Lautenschlagerstrasse 20 in <strong>Stuttgart</strong><br />

an den Start. Alle 2 Monate wird sie<br />

dann im regelmäßigen Turnus, immer<br />

am dritten Samstag stattfinden.<br />

Die Termine:<br />

20.04.07,<br />

16.06.07,<br />

20.08. 07,<br />

06.10. 07,<br />

15.12.07, jeweils 22.00 Uhr<br />

EROGEN ist ein offener Event. Sowohl<br />

für fetisch-orientierte Schwule, als auch<br />

für Gays, die einfach mal in die<br />

Fetischwelt hinein schnuppern wollen.<br />

Alle sind herzlich willkommen. Egal ob<br />

Leather, Rubber, Skins und Punks,<br />

60 I 61<br />

Skater, Bären und all die anderen Bereiche,<br />

alle sollen bei dieser Partyreihe<br />

Spaß haben und sich bunt mischen.<br />

EROGEN ist ein Deko-event. Bei jeder<br />

Veranstaltung wird die Dekoration auf<br />

einen gewissen Fetischbereich konzentriert.<br />

LAURA’S CLUB erhält bei jeder Veranstaltung<br />

eine aufwändige, neue Optik.<br />

EROGEN ist ein Musikevent. Angesagte<br />

DJ’s werden mit House, Electro und<br />

Technoklängen die Gäste auf die<br />

Tanzfläche locken. Wichtig für uns ist,<br />

dass der DJ auf unsere Gäste eingeht,<br />

und sein Set nicht nur stur herunterspielt.<br />

Allerdings werden wir die Musik<br />

auf elektronische Klänge beschränken.<br />

EROGEN ist ein Erotikevent. Natürlich<br />

darf hier auch der Sexaspekt nicht fehlen.<br />

Es wird eine grosse Cruisingarea<br />

geben, natürlich ausgestattet mit diversen<br />

„Spielzeugen“ und einen abgedunkelten<br />

Videobereich mit kleiner Bar.<br />

EROGEN ist ein Überraschungsevent.<br />

Bei jeder Veranstaltung lassen sich die<br />

EROGEN-Macher neue Aktionen einfallen.<br />

Es wird einen Augen-, Ohren- oder<br />

Gaumenschmaus geben.<br />

EROGEN kostet nur 7 EUR Eintritt inclusive<br />

Welcomedrink. Alles was man(n) in<br />

der Cruisingarea braucht gibt es auch<br />

noch dazu.<br />

EROGEN steht für SAFER SEX • ERO-<br />

GEN ist MEN ONLY • EROGEN ist SEXY<br />

Mehr Informationen erhaltet ihr durch<br />

eine weitere Pressemitteilung oder unter<br />

neuland-t@3klang-visionen.de. EROGEN<br />

wird präsentiert von NEULAND T EVENTS<br />

in kooperation mit GAYZONE STUTTGART.<br />

02. Juni 2007<br />

4. <strong>Stuttgart</strong>er Nacht der Solidarität 2007 des<br />

Aktionsbündnisses gegen <strong>AIDS</strong>: Am Samstag, 02.Juni<br />

2007 lädt das Aktionsbündnis gegen <strong>AIDS</strong> zur vierten<br />

Nacht der Solidarität ein. In ganz Deutschland werden<br />

wieder Zeichen für weltweit mehr als 40 Millionen<br />

Menschen mit HIV/<strong>AIDS</strong> gesetzt. Als Mitglied im<br />

Aktionsbündnis gegen <strong>AIDS</strong> ist die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

e.V. sicher auch 2007 auf der <strong>Stuttgart</strong>er Nacht der<br />

Solidarität vertreten. Welche Aktionen hier in <strong>Stuttgart</strong><br />

stattfinden werden, steht aber noch nicht fest. Merken<br />

Sie sich den Termin aber schon mal vor und seien Sie<br />

dann mit dabei - zeigen Sie Solidarität! Aktuelle<br />

Informationen zur bundesweiten Nacht der Solidarität<br />

finden Sie unter www.aids-kampagne.de<br />

28. und 29. Juli 2007<br />

16. Hocketse der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V. :<br />

Erneut werden Tausende Gäste aus Nah und Fern<br />

Kirchstraße, Markt- und Schillerplatz unserer<br />

Landeshauptstadt <strong>Stuttgart</strong> füllen und mit der AHS<br />

feiern. Freude und Spaß gilt es auch in diesem Jahr mit<br />

Gedenken und Präventionsarbeit auf der AHS-Hocketse<br />

zu kombinieren – denn diese Mischung macht diese<br />

Benefizveranstaltung zu dem, was die AHS-Hocketse<br />

ausmacht. Aktuelle Informationen zur AHS-Hocketse<br />

2007 gibt es dann unter www.aidshilfe-stuttgart.de und<br />

auch unter www.csd-stuttgart.de. Wir freuen uns auf<br />

Sie!<br />

07. /10. April 2007<br />

Osteraktion 2007 der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V. (AHS):<br />

22. Juli 2007<br />

2. LebenSlauf von ABSEITZ <strong>Stuttgart</strong> e.V. – der<br />

Benefizlauf zu Gunsten der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

e.V.(AHS): München und Berlin veranstalten schon seit<br />

Jahren sehr erfolgreich den „Run for Life“. Dieses<br />

Erfolgskonzept hatte ABSEITZ <strong>Stuttgart</strong> e.V. für <strong>Stuttgart</strong><br />

übernommen und organisierte anlässlich der Hocketse<br />

2006 der AHS einen Benefizlauf zu Gunsten der AHS. Im<br />

Jahr 2007 findet dieses großartige Engagement eine<br />

erste Fortsetzung. Bitte den Termin schon mal vormerken.<br />

Jede/r kann wieder mitmachen. Es ist kein Lauf auf<br />

Zeit, denn es geht nicht um Leistung, sondern um den<br />

guten Zweck. Das Startgeld der Läufer und Läuferin wird<br />

der AHS gespendet. Informationen gibt es unter<br />

www.abseitz.de/lebenslauf.<br />

19. April 2007<br />

Patientencafé der <strong>AIDS</strong>-Beratungsstelle der Evangelischen<br />

Gesellschaft <strong>Stuttgart</strong> e.V. (eva) und der <strong>AIDS</strong>-<br />

<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V. (AHS): Wir laden zum gemeinsamen<br />

Patientencafé ins <strong>Stuttgart</strong>er Café Tocchetto im Haus der<br />

Diakonie, Büchsenstr. 34-36, zum Thema „HIV-Infektion<br />

und die Auswirkungen auf den Mund- und Rachenraum“<br />

bzw. „HIV aus der Sicht der traditionellen chinesischen<br />

Medizin (TCM)“ ein. Das Angebot richtet sich in erster<br />

Linie an Menschen mit HIV und <strong>AIDS</strong>. Alle anderen<br />

Interessierten, insbesondere Partnerinnen und Partner,<br />

die Angehörigen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

von Beratungsdiensten sind ebenfalls ganz herzlich eingeladen.<br />

Der Eintritt ist frei.<br />

Auch in diesem Jahr wird die AHS anlässlich der Osterfeiertage wieder präventiv und spendensammelnd in <strong>Stuttgart</strong>er<br />

Lokalen Präsenz zeigen. Passend kostümiert kommen am Abend des 07. und 10. April 2007, ab 19.30 Uhr, Mitglieder der<br />

Ö-Gruppe (Ö = Öffentlichkeitsarbeit) zur 1. Osteraktion 2007 in zahlreichen <strong>Stuttgart</strong>er Restaurants und Kneipen vorbei, bieten<br />

HIV-Infomaterial an, verteilen kleine Osterpräsente und bitten um eine Spende für die Arbeit der AHS. Lassen Sie sich<br />

überraschen: vielleicht kommt ja auch zu Ihnen ein AHS-Osterhase! Allen Beteiligten viel Spaß und herzlichen Dank!<br />

60 I 61<br />

TERMINE


TERMINE<br />

„Erotische Massage”<br />

Absichtslose körperliche Berührung<br />

tut gut. Sie schenkt Entspannung,<br />

Energie, Ruhe, das<br />

Gefühl der Annahme und Wertschätzung.<br />

Und wir brauchen Berührung wie Nahrung<br />

zum Leben. Ohne Berührung vereinsamen<br />

und verkalten wir.<br />

Dem modernen Mann sind in der heutigen<br />

Zeit viele Möglichkeiten gegeben,<br />

dieses Bedürfnis nach „Streicheleinheiten“<br />

zu kompensieren: Medien, Internet,<br />

Konsum und Süchte aller Art. Keine<br />

davon stillt den inneren Hunger wirklich!<br />

62 I 63<br />

Die tief verwurzelte Sehnsucht nach<br />

körperlichen Kontakt oder einem liebevollen<br />

Partner kann so groß werden,<br />

dass man kaum mehr in der Lage ist<br />

entspannte Kontakte zu knüpfen.<br />

Eine achtsam ausgeführte Massage<br />

wirkt auf verschiedenen Ebenen: Sie<br />

unterbricht eine muskuläre Dauerspannung<br />

und entlastet schädliche Einflüsse<br />

auf den Bewegungsapparat. Sie verbessert<br />

die Durchblutung von Gewebe und<br />

innerer Organe und last not least steigert<br />

sie das seelische Wohlbefinden<br />

sowie die Libido. Der Energiefluss wird<br />

angeregt, die Sinne öffnen sich, der<br />

ganze Körper wird sensibilisiert. Es entspricht<br />

der tantrischen Idee, dass der<br />

ganze Mensch berührt wird einschließlich<br />

seiner Genitalien.<br />

Empfindungen von Sinnlichkeit und Lust<br />

haben hier ihren Platz – schließlich sind<br />

sie eine wichtige Quelle unserer<br />

Lebensfreude!<br />

Informationen: www.gay-tantra.de<br />

Armin-Christoph Heining<br />

AHS-Sonntagsbrunch – Helfer gesucht!<br />

In der Regel immer am ersten Sonntag eines jeden Monats findet in den Räumen der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong> e.V. (AHS), Johannesstr. 19, 70176 <strong>Stuttgart</strong> ein großer Brunch statt. Ab 11.00 Uhr verwöhnen<br />

wir – das ehrenamtliche Brunch-Team der AHS – bis 14.00 Uhr alle Gäste mit Leckereien vom<br />

Feinsten gegen einen Unkostenbeitrag von 8,00 EUR.<br />

Aktuelle Brunch-Termine 2007:<br />

Sonntag, 01. April<br />

Sonntag, 06. Mai<br />

Sonntag, 03. Juni<br />

Sonntag, 01. Juli<br />

Sonntag, 05. August<br />

Sonntag, 02. September<br />

Sonntag, 07. Oktober<br />

Sonntag, 04. November<br />

Sonntag, 02. Dezember<br />

Bitte ggf. bei Rosemarie Schepp in der<br />

AHS-Verwaltung anrufen, da die Termine<br />

auch noch variieren können: 0711/<br />

22469-0. Weitere Informationen gibt es<br />

auch unter www.aidshilfe-stuttgart.de.<br />

Wir freuen uns über zahlreiches<br />

Erscheinen!!<br />

Helfer gesucht!!<br />

Damit wir unseren Brunch auch weiterhin<br />

in der gewohnten Qualität anbieten<br />

können, brauchen wir Verstärkung! Wer<br />

hat Lust und Zeit, jeweils am Samstag<br />

vor dem Brunch ca. ein bis zwei<br />

Stunden beim Aufbau zu helfen?<br />

Bei Interesse, einfach bei Dieter Werner,<br />

ehrenamtlicher Ansprechpartner des<br />

Brunch-Teams, Telefon: 0173/6840407<br />

oder bei Nils Ullrich, der das Brunch-<br />

Team als hauptamtlicher Mitarbeiter der<br />

62 I 63<br />

TERMINE<br />

AHS betreut, Telefon: 0711/22469-57,<br />

E-Mail:<br />

nils.ullrich@aidshilfe-stuttgart.de<br />

melden!<br />

Vielen Dank!<br />

Das Brunch-Team<br />

der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong> e.V.


NIEMAND IST EGAL.<br />

Ausgrenzungen unter Schwulen finden immer noch statt. Zeige<br />

Solidarität – damit Zusammenhalt nicht nur ein Appell bleibt.<br />

www.aidshilfe.de<br />

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