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Portrait Schutzgebiet Die Südhänge in Villnachern – ein Juwel am Jura-Südfuss Der Jura-Südfuss ist der Übergang vom Mittelland mit dem Aaretal hin zum Jura. Durch seinen Strukturreichtum ist es ein ökologisch besonders wertvolles Übergangsgebiet. Es treffen sich dort einerseits die vom Aaregletscher gebrachten Gesteine, andererseits finden wir die Jurakalke. Aus den Hängen tritt Quellwasser, was zu Feuchtgebieten führt, gleichzeitig ist der Jura-Südfuss ausserordentlich trocken und stark besonnt durch seine Exposition und Steilheit. Zahlreiche Schutzgebiete Der Jura-Südfuss ist einer der naturschützerischen Hotspots im Aargau. Entsprechend ziehen sich viele Naturschutzgebiete von Pro Natura entlang des Juras von Erlinsbach über das Schenkenbergtal bis hin zum Bruggerberg. Es finden sich immer wieder Magerwiesen, die aufgrund ihrer geringen landwirtschaftlichen Produktivität oder steilen Hanglage wenig oder gar nicht gedüngt werden. In Villnachern wurden zwischen 1982 und 1988 verschiedene Grundstücke von Pro Natura erworben, um sich dafür ökologisch wertvolle Standorte zuteilen zu lassen. In der Schihalde konnte so ein Naturschutzgebiet mit einem sehr hohen Anteil an echten Halbtrockenrasen geschaffen werden. Im Chessler wurden die verbuschten Flächen Pro Natura zugeteilt, welche derart aufgelichtet wurden, dass das Naturschutzgebiet heute wieder mit einer artenreichen Krautschicht bedeckt ist. Der Prozess der Ausmagerung und Aufwertung dauert aber noch immer an. So präsentiert sich das Gebiet Chessler Ost heute. Ein vielfältiges Netzwerk In Villnachern finden sich in den Naturschutzgebieten von Pro Natura ausserordentlich viele verschiedene Lebensräume: • Föhrenwald und Buchenwald • Magerwiesen in der Schihalde • Obstgarten • Bruchsteinmauern und Felsen • Bäche, Feuchtflächen, Hecken Um die Föhrenwälder licht und offen zu halten, müssen Sträucher und aufkommende Bäume möglichst entfernt werden. Somit gelangt genügend Licht auf den Waldboden und es entsteht eine artenreiche Krautschicht. Die Ziegen eignen sich optimal, um Gehölzpflanzen abzufressen. Sie verzehren besonders gerne die Blätter der jungen Bäume und Büsche, auch Brombeeren fressen sie gut ab. Durch die Weide fällt kein Schnittgut an, welches im Föhrenwald deponiert werden müsste. Die überschüssigen Nährstoffe werden so zu einem grossen Teil aus dem Naturschutzgebiet entfernt, da die Tiere diese im Körper verbrennen oder einlagern. Orchideen, die Königinnen der Blumen Die ca. 70 Orchideenarten der Schweiz sind stark gefährdet, da beinahe alle Trockenwiesen oder lichten Wälder verschwunden sind. Sei dies durch Überbauung, Überdüngung oder auch Verbuschung. Eine speziell interessante Orchidee ist die Hummelragwurz. Ihr wichtigster Bestäuber ist die Langhornbiene (Tier des Jahres 2010). Die Hummelragwurz lockt die Biene mit Sexuallockstoff (Pheromon) an, die Blüte imitiert zusätzlich die Form eines Bienenweibchens. Die Langhornbiene gelangt zwar zur Orchis, wendet sich dann aber ernüchtert ab, wenn sie merkt, dass sie getäuscht wurde. Durch den Kontakt mit der Blüte ist die Biene bedeckt mit Pollen. Lässt sie sich von der nächsten Hummelragwurz wieder täuschen, überträgt sie die Pollen und hilft dadurch bei der Bestäubung. Foto: Ulysses Witzig 8 | Pro Natura lokal 2/2012
Portrait Schutzgebiet Bruchsteinmauern in der Schihalde Die Bruchsteinmauern in Villnachern sind teilweise am zerfallen. Bis ins 19. Jahrhundert wurden diese aus Steinen – ohne Mörtel – aufgebauten Mauern für den Rebbau gebraucht, damit die steilen Hänge terrassiert und bewirtschaftet werden konnten. Sie waren aber nicht nur für die Rebbauern wichtig, sondern auch für die Natur, da sie wertvolle Verstecke und Lebensräume für Reptilien bieten. Schon bald aber verloren die Rebberge ihre wirtschaftliche Bedeutung in der Schweiz. Denn einerseits setzte die aus Nordamerika eingeschleppte Reblaus den Reben zu, andererseits wurden durch die Industrialisierung immer mehr Arbeitskräfte benötigt. Dies führte dazu, dass die früheren Knechte und Kleinbauern lieber besser bezahlt in der Fabrik arbeiteten, als sich für kargen Lohn an den sonnendurchglühten Hängen abzurackern. Aus diesem Grund verschwand der Rebbau in Villnachern für lange Zeit vollständig. Die Bruchsteinmauern hatten folglich keinen wirtschaftlichen Nutzen mehr und wurden nicht mehr unterhalten. Dies führte zum heutigen desolaten Zustand. Erst im Rahmen der Melioration wurde in Villnachern wieder ein Rebgebiet geschaffen. Reingefallen! Eine männliche Langhornbiene erliegt den Verlockungen einer Hummelragwurz. Foto: Nicolas J. Vereecken Foto: Ulysses Witzig In der Schihalde finden wir noch verschiedene Bruchsteinmauern, die entweder saniert oder wieder neu aufgebaut werden müssen. Pro Natura Aargau hat es sich zum Ziel gesetzt, dass die Bruchsteinmauern wieder in alter Pracht erstrahlen. Packen wir es an! Der Zahn der Zeit nagt an den Bruchsteinmauern in der Schihalde. Detaillierte Informationen zu den beschriebenen Schutzgebieten finden Sie unter: www.<strong>pronatura</strong>-aargau.ch > Schutzgebiete Ulysses Witzig Schutzgebietsbeauftragter Pro Natura Aargau Pro Natura lokal 2/2012 | 9
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