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16 quadrat 07-08 / 2013 zurück geblickt<br />
Widerstand in Lüneburg<br />
Von apl. Prof. Dr. Werner H. PreuSS, Mira Rommel und Friederike Dannehr<br />
Foto: Norman Bos<br />
Sammlung: Peter Asmussen<br />
Die frühere Bezirksregierung Lüneburg, Arbeitsplatz von Hermann Reinmuth<br />
Porträt Hermann Reinmuth<br />
Im Rahmen des Projektes „Friedenspfad“ der<br />
Friedensstiftung Günter Manzke erproben Studierende<br />
in meinem Seminar an der Leuphana<br />
Universität die Zusammenarbeit mit Schülerinnen<br />
und Schülern an der Wilhelm-Raabe-Schule unter<br />
Leitung von Dr. Michael Ebert. Gemeinsam erarbeiten<br />
wir das Thema „Erinnerungskultur in Lüneburg“.<br />
Wir erforschen Lüneburger Denkmale, nehmen<br />
Kontakt zu Personen und Institutionen auf, die<br />
uns weiterhelfen können, und laden sie gegebenenfalls<br />
zu uns ein. Das Ergebnis wollen wir im nächsten<br />
Jahr auf der Website des „Friedenspfades“<br />
präsentieren.<br />
Wie vielschichtig das Thema ist, zeigen die Recherchen<br />
von Friederike Dannehr, Schülerin an<br />
der Wilhelm-Raabe-Schule, und Mira Rommel,<br />
Studentin an der Leuphana-Universität zum Widerstand<br />
in Lüneburg. Unterstützung haben sie dabei<br />
insbesondere von Peter Asmussen (Vereinigung<br />
der Verfolgten des Naziregimes Lüneburg) und der<br />
Familie von Günther Smend erfahren.<br />
Die Bedeutung des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus<br />
scheint uns durch Bücher, Filme oder<br />
Zeitungsartikel bekannt und geläufig zu sein. Wir<br />
gedenken Persönlichkeiten wie Oberst Claus Schenk<br />
Graf von Stauffenberg oder Bewegungen wie der<br />
Weißen Rose und halten so die Erinnerung an ihre<br />
Taten und ihr Schicksal wach. Doch was ist mit der<br />
Geschichte des Widerstandes in unserer unmittelbaren<br />
Nähe? Was passierte damals in Lüneburg,<br />
der Stadt in der wir wohnen? Widerstand gegen<br />
den Nationalsozialismus ist ein Thema mit vielen<br />
Facetten und Ausprägungen. Von einer einheitlichen<br />
Widerstandsbewegung kann man nicht sprechen.<br />
Zu unterschiedlich sind die Gruppierungen und<br />
die Motive, aus denen heraus Widerstand geleistet<br />
wurde. Im Folgenden stellen wir beispielhaft für eine<br />
ganze Reihe von Personen und ihre Beweggründe<br />
die Lebensläufe von Hermann Reinmuth, Franz<br />
Holländer, Harro Kügler und Günther Smend vor.<br />
Eine wichtige Motivation zum Widerstand bildete<br />
die Gegenwehr der politischen Opposition. Vor<br />
allem die kommunistischen und die sozialdemokratischen<br />
Arbeiterorganisationen versuchten schon<br />
vor 1933, sich gegen die NSDAP zur Wehr zu setzen.<br />
Widerstand kam also nicht erst auf, als die<br />
Absichten und Folgen des Nationalsozialismus<br />
nicht mehr zu übersehen waren. Nach der Ernennung<br />
Hitlers zum Reichskanzler (30. Januar 1933)<br />
wurde es aber zunehmend schwieriger und gefährlicher,<br />
aktiv gegen die Nazis vorzugehen. Trotzdem<br />
versuchten es einige, fertigten Flugblätter an, um<br />
Informationen weiter zu leiten, setzten sich für die<br />
Familien der verhafteten Aktivisten ein (z.B. die<br />
Rote Hilfe) oder verweigerten sich auf andere Weise<br />
der Herrschaft der Nazis.<br />
Hermann Reinmuth ist ein Name, der einem aufmerksamen<br />
Lüneburger schon begegnet sein kann,<br />
denn auf dem Boden vor dem Amtsgericht am<br />
Ochsenmarkt 3 ist ein Stolperstein mit diesem Namen<br />
zu entdecken. Doch welches Schicksal verbirgt<br />
sich dahinter und in welcher Beziehung standen<br />
die Stadt Lüneburg und Hermann Reinmuth?