Holzminden grüßt den Rest der Welt - AVH-Holzminden
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RUND UM DIE FH - SOZIALE ARBEIT<br />
Außerdem wird festgelegt, welche<br />
Resultate erzielt wer<strong>den</strong> sollen. Das<br />
Seminar, das im Rahmen des Studiums<br />
<strong>der</strong> Sozialen Arbeit durchgeführt wird,<br />
präsentiert sich durch <strong>den</strong> Anspruch <strong>der</strong><br />
Untersuchung als eine Kombination aus<br />
verschie<strong>den</strong>en Fächern: Sozialpsychologie,<br />
Geschichte, Sozialforschung und<br />
Medienwissenschaften.<br />
Nach <strong>der</strong> Vorstellung <strong>der</strong> Interviews<br />
sprechen die Stu<strong>den</strong>ten im Seminar<br />
über ihre Erkenntnisse und vergleichen<br />
sie mit <strong>den</strong> übrigen Arbeiten ihrer Kommilitonen.<br />
Zunächst falle auf, dass alle<br />
Zeitzeugen sehr auskunftsfreudig seien,<br />
teilweise sogar schriftlich vorbereitet<br />
in die Gespräche gingen. „Weil die Menschen<br />
durch <strong>den</strong> TAH zu uns kamen,<br />
haben sie prinzipiell einen ganz beson<strong>der</strong>en<br />
Zeitzeugenpool“, erklärt Jan<br />
Schametat. Zeitungsleser seien immer<br />
interessiert, gut informiert und offener<br />
für neues Wissen und Kommunikation.<br />
Außerdem haben sie Interesse an dem,<br />
was passiert o<strong>der</strong> geschehen sei.<br />
Gemeinsam machen alle Stu<strong>den</strong>ten die<br />
Erfahrung, dass die Zeitzeugen mit Klischees<br />
aufräumen wollen. „Die haben<br />
uns damals erzählt, dass alle Schwarzen<br />
böse sind“, berichtet einer <strong>der</strong> Zeitzeugen.<br />
Als er das erste Mal einen Afroamerikaner<br />
bei <strong>den</strong> US-Soldaten erlebt,<br />
schenkt <strong>der</strong> ihm ein Stück Schokolade.<br />
„Die waren gar nicht böse.“<br />
Für manche <strong>der</strong> Stu<strong>den</strong>ten ist die Befragung<br />
von Zeitzeugen eine persönlich<br />
sehr eindringliche Erfahrung. „Zuhause<br />
haben meine Großeltern gar nicht darüber<br />
gesprochen“, so eine Stu<strong>den</strong>tin. Für<br />
einige Zeitzeugen ist es sogar das erste<br />
Mal, dass sie mit an<strong>der</strong>en Menschen<br />
über ihre Erlebnisse an <strong>den</strong> letzten<br />
Kriegstagen sprechen. „Wir hatten alle<br />
große Angst, keiner wusste, was jetzt<br />
passiert“, bekommen die Stu<strong>den</strong>ten <strong>der</strong><br />
Sozialen Arbeit oft zu hören. Und auch<br />
einige Interviewpartner, die während<br />
des Gesprächs anfangen zu weinen.<br />
„Wir haben dann die Kamera ausgestellt“,<br />
sagt ein Stu<strong>den</strong>t. Viele haben die<br />
damalige Zeit einfach verdrängt. Jetzt<br />
ist sie plötzlich wie<strong>der</strong> da.<br />
Die Ergebnisse <strong>der</strong> Befragungen und<br />
des Seminars, so freut sich Schametat,<br />
seien sehr wertvoll. Es gehe nicht darum,<br />
längst bekannte Geschichte und<br />
großräumige Abläufe immer wie<strong>der</strong> darzustellen,<br />
son<strong>der</strong>n die Geschichten in<br />
<strong>der</strong> Geschichte festzuhalten. Die persönlichen<br />
Erlebnisse <strong>der</strong> Menschen, die<br />
eigenen Erfahrungen, das selbst Erlebte<br />
soll festgehalten wer<strong>den</strong>, um es vor<br />
dem Vergessen zu bewahren. Deshalb<br />
wur<strong>den</strong> alle Gespräche auf Kamera aufgenommen<br />
und wer<strong>den</strong> archiviert. „Es<br />
sind die Geschichten <strong>der</strong> Apfelsinen<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schokola<strong>den</strong>-Soldaten, die ein<br />
Leben lang haften bleiben und prägen“,<br />
bewertet Schametat. Aber genau diese<br />
Geschichten dürften nicht verschwin<strong>den</strong>.<br />
„Sie machen für uns die Vergangenheit<br />
erst fassbar. Und genau dann<br />
kann man sich vorstellen, was damals<br />
passiert ist, wenn man weiß, wie die<br />
Menschen damals fühlten, wie sie lebten<br />
und was ihnen passierte.<br />
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