Handouts (Heft) - Rheuma Schweiz
Handouts (Heft) - Rheuma Schweiz
Handouts (Heft) - Rheuma Schweiz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Gicht: Tipps für die Therapie / A. Krebs (D48)<br />
Klinische Manifestationen:<br />
Asymptomatische Hyperurikämie<br />
(cave zumindest Koinzidenz (oder sogar<br />
Kausalzusammenhang ?) mit Hypertonie/metabolischem<br />
Syndrom);<br />
akuter Gichtanfall („Podagra“); chronische<br />
Gicht (Arthropathie, Weichteile<br />
(Tophi), Knochen); viszerale Manifestation<br />
(Uratnephropathie, Urolithiasis).<br />
Akuter Gichtanfall: meist akute Monarthritis<br />
(>50 % MTP-Gelenk I, am<br />
zweithäufigsten Knie oder OSG; obere<br />
Extremitäten seltener (wenn schon,<br />
eher bei Frauen und mit Bevorzugung<br />
arthrotisch veränderter Fingergelenke);<br />
seltener akute Bursitis oder<br />
Tenovaginitis.<br />
Anfallsauslösend: purinreiche Mahlzeiten,<br />
Fasten, Medikamente, Stress,<br />
akute Erkrankung, Dehydrierung, Beginn<br />
harnsäuresenkender Therapie<br />
NB: Gicht kommt bei prämenopausalen<br />
Frauen praktisch nicht vor.<br />
Chronische Gicht: Uratablagerungen<br />
in Weichteilen (und Knochen) =<br />
sog. Tophi, periartikulär, Schleimbeutel<br />
(zB Bursa olecrani), Ohrmuschel.<br />
Seltener ist eine chronisch-destruktive<br />
Gichtarthropathie, meist im Mittelfuss.<br />
Diagnose:<br />
Anamnese, klinisches Bild und Nachweis<br />
von Harnsäurekristallen im<br />
Punktat! Bei entsprechender Erfahrung<br />
recht charakteristisches Bild im<br />
hochauflösenden Ultraschall. Erst bei<br />
rezidivierenden Anfällen im selben<br />
Gelenk im Verlauf typisches Röntgenbild<br />
(runde, wie ausgestanzte<br />
Erosionen bei meist erhaltenem Gelenkspalt;<br />
Tophi allenfalls als Weichteilschatten<br />
mit Mikroverkalkungen)..<br />
NB: Bestimmung der Serumharnsäure<br />
im akuten Anfall oft wenig hilfreich,<br />
da oft normal bzw niedriger als sonst.<br />
Differentialdiagnosen:<br />
Infekt; andere Kristallarthritis; andere<br />
Arthritis (zB Spondyloarthritis);<br />
Therapie des Gichtschubes:<br />
Intraartikuläre Steroidinfiltration; nichtsteroidale<br />
Antirheumatika; Steroide<br />
peroral; Colchizin (0,5 mg stündlich<br />
bis max. 3 mg/d). Evtl in Spezialfällen:<br />
IL1-Antagonisten (zB Anakinra)<br />
Prophylaxe weiterer Gichtschübe<br />
(wenn > 3 Anfälle/Jahr) und Therapie<br />
der chronischen Gicht:<br />
Ziel Senkung der Serumharnsäure in<br />
den unteren (!) Normbereich (< 360 –<br />
300 µmol/l).<br />
Allgemein bzw. nicht-medikamentös:<br />
falls adipös: allgemeine Reduktionsdiät.<br />
Weniger tierisches Eiweiss,<br />
mehr Milchprodukte! Wenig/kein Bier<br />
!; adäquate Trinkmenge. Cave Fructose<br />
(Fruchtsäfte und Süssgetränke)<br />
! Regelmässiger Kaffeekonsum (> 4<br />
Tassen pro Tag).<br />
Vermeiden von Medikamenten, die<br />
die Harnsäure erhöhen (zB. Diuretika,<br />
Cyclosporin A, niedrig-dosiertes Aspirin).<br />
Urikostatika: Allopurinol (cave Hypersensitivitätssyndrom).<br />
Einschleichende<br />
Dosierung (100 mg bei normalem<br />
Kreatinin), schrittweise Steigerung<br />
alle 3-4 Wochen bis Zielwert Serumharnsäure<br />
< 360 µmol/l. Maximaldosis<br />
600-800 mg/d. Therapiebeginn<br />
ausserhalb eines akuten Schubes;<br />
allenfalls medikamentöse Prophylaxe<br />
oder mindestens Reservemedikation<br />
(Steroide, NSAR).<br />
Dosierung bei Niereninsuffizienz:<br />
Clearance 60-90 ml/Min: 200 mg/d;<br />
bei 30-60 ml/Min: 100 mg/d; Clearance