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Layout 2 - an der Universität Duisburg-Essen

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Kapitel 4<br />

Statistiken über die Einstellung weiblicher Absolventen des Chemiestudiums fehlen. 28<br />

Das Zahlenbeispiel soll offenbar belegen, dass die vorher geschil<strong>der</strong>ten, subjektiv erfahrenen<br />

Erlebnisse keine Einzelfälle sind, son<strong>der</strong>n sich mit Fakten, Zahlen belegen lassen. Es wird zudem<br />

darauf hingewiesen, dass die Diskriminierung von Chemikerinnen bei <strong>der</strong> Einstellung den Steuerzahler<br />

viel Geld kostet – „mindestens sieben Jahre Ausbildungszeit“, die eventuell verschwendet<br />

sind. Der Hinweis auf Steuerverschwendung unterstreicht noch einmal die Resignation und Bitterkeit<br />

<strong>der</strong> Autorin. „Für die, die nicht emphatisch bewerten wollen, was eine solche Erfahrung mit jungen<br />

Frauen (…) macht“, bietet sie <strong>an</strong>, über Geldverschwendung zu reden. Dies scheint ein Hinweis<br />

darauf zu sein, dass die Klagen über Diskriminierungserfahrungen wenig Gehör gefunden haben.<br />

Die Kernaussage des Textes lautet, dass hochqualifizierte Frauen beruflich in <strong>der</strong> Chemieindustrie<br />

nicht vor<strong>an</strong>kommen. Männer und Frauen werden von den Entschei<strong>der</strong>n unterschiedlich wahrgenommen,<br />

beh<strong>an</strong>delt und ihre Verhaltensweisen werden unterschiedlich interpretiert. Sowohl zu<br />

Anf<strong>an</strong>g des Textes (Bewerbungsgespräch) als auch im Schlussteil (Beispiel Mülheim) wird ein Vergleich<br />

„M<strong>an</strong>n – Frau“ gezogen. Der Text pr<strong>an</strong>gert in diesem Abschnitt die Ungleichbeh<strong>an</strong>dlung <strong>der</strong><br />

Geschlechter <strong>an</strong> und weist darauf hin, dass in den USA einschlägige Fragen in Bewerbungsgesprächen<br />

als sexistisch gelten. Der Text beinhaltet zudem die Botschaft, dass nur Quoten dieses Problem<br />

lösen können. Dabei findet aber keine Ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Konsequenz von Quoten<br />

statt. Die Chemikerin macht aufgrund <strong>der</strong> dargestellten Erfahrungen eine Entwicklung durch.<br />

Erkennt sie vor ihrem ersten Bewerbungsgespräch die Hürden für Frauen auf dem Arbeitsmarkt<br />

nicht, so steht für sie nach ihren Erfahrungen fest: „Auf dem Stellenmarkt für Chemiker haben Frauen<br />

kein Ch<strong>an</strong>ce“.<br />

Der Leserin und dem Leser wird dieses Fazit bereits am Anf<strong>an</strong>g des Artikels, im Vorsp<strong>an</strong>n mitge teilt.<br />

„Wie macht Sie das denn – Haushalt, Kind, Arbeit? Auf dem Stellenmarkt für Chemiker<br />

haben Frauen keine Ch<strong>an</strong>ce. Typische Erfahrungen junger Chemikerinnen zeigen, wie bei<br />

<strong>der</strong> Stellensuche mit zweierlei Maß gemessen wird.“<br />

Die Leserinnen und Leser wissen also von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong>, wie die Geschichte ausgehen wird und können<br />

von dieser wissenden Position aus die Entwicklung <strong>der</strong> Autorin beobachten: von <strong>der</strong> Euphorie<br />

nach dem Studium über die Desillusionierung im Bewerbungsgespräch zur Reflexion über die<br />

Gründe des Scheiterns bis hin zur For<strong>der</strong>ung nach <strong>der</strong> Quote.<br />

28 In <strong>der</strong> darauf folgenden Ausgabe <strong>der</strong> Zeitschrift wurde zu diesem Artikel ein Leserbrief („Korrespondenz“) abgedruckt. Dabei<br />

fällt auf, dass <strong>der</strong> Verfasser des Leserbriefes - Fr<strong>an</strong>k Amoneit, Fr<strong>an</strong>kfurt - sich einzig auf den Punkt bezieht, dass Gudrun-Anne<br />

Eckerle eine fehlende Statistik <strong>an</strong>mahnt und er aufzeigt, dass es eine Statistik gäbe. Auf den Vorwurf <strong>der</strong> Diskriminierung von<br />

Chemikerinnen bei <strong>der</strong> Stellensuche geht er nur insofern ein, dass m<strong>an</strong> dabei auch die Neigung <strong>der</strong> Chemikerinnen bei <strong>der</strong><br />

Berufswahl und -weg berücksichtigen müsse und die Statistik nichts über die Differenz von Frauen<strong>an</strong>teilen bei den Bewerbern und<br />

Frauen<strong>an</strong>teilen bei den Einstellungen aussagt. Und nur dadurch könne m<strong>an</strong> überprüfen, dass eine Diskriminierung <strong>der</strong> Frauen auf<br />

Seiten <strong>der</strong> Arbeitgeber vorliege (Nachrichten Chemie – Technik – Labor, 43. Jg., 9/1995:990).<br />

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