Layout 2 - an der Universität Duisburg-Essen
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Kapitel 5<br />
vielmehr Unternehmerin ist als Chemikerin (sein darf), diese Konsequenz zieht dieser und <strong>an</strong><strong>der</strong>e<br />
Beiträge hingegen nicht.<br />
• Unternehmerische Selbständigkeit wird allerdings auch als Erfolgsgeschichte erzählt, wenn auch<br />
unter beson<strong>der</strong>en, schwierigen Rahmenbedingungen (Schließung eines Instituts nach <strong>der</strong> Wende<br />
1992 (Artikel Nr. 6); 20 % <strong>der</strong> Chemieabsolventen auf Arbeitssuche 1994 (Artikel Nr. 9); mehrere<br />
Monate erfolglose Bewerbungsaktionen (Artikel Nr. 5).<br />
• Die Analyse <strong>der</strong> unterschiedlichen Texte über einen Zeitverlauf von fünfzehn Jahren hat gezeigt,<br />
dass die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bei <strong>der</strong> Beh<strong>an</strong>dlung <strong>der</strong><br />
Themen „Unternehmerische Selbständigkeit“ und „Frauen in <strong>der</strong> Chemie“ von den AutorInnen<br />
thematisiert werden. Als einzelne Person (Chemikerin o<strong>der</strong> Chemiker) ist jede/r allerdings auch<br />
ver<strong>an</strong>twortlich für die individuelle Lösung eines sozialen Problems, hier <strong>der</strong> beruflichen Gleichstellung<br />
<strong>der</strong> Geschlechter im Hinblick auf die Vereinbarkeitsproblematik o<strong>der</strong> mit Blick auf das Erreichen<br />
einer höheren Sprosse auf <strong>der</strong> Karriereleiter in <strong>der</strong> chemischen Industrie. Berufliche<br />
Selbständigkeit ist in diesem Sinne eine berufliche Option.<br />
• Beruflicher Einstieg, Aufstieg o<strong>der</strong> Ausstieg in Form <strong>der</strong> beruflichen Selbständigkeit wird vorwiegend<br />
mit einer (potenziellen) Familiengründung bzw. <strong>der</strong> Familienzeit in Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
gebracht.<br />
• Wenn die Familienzeit nicht als Auslöser für Selbständigkeit gen<strong>an</strong>nt wird, d<strong>an</strong>n ist es die Stellensituation<br />
für Chemikerinnen und Chemiker. Die Artikel gehen d<strong>an</strong>n konform mit dem allgemeinen<br />
Diskurs, <strong>der</strong> vor allem in den 90er Jahren „Selbständigkeit“ als Alternative zu unsicherer werdenden<br />
Arbeitsverhältnissen in Großunternehmen darstellte und <strong>der</strong> offensichtlichen schlechten Stellensituation<br />
für diese Berufsgruppe Mitte <strong>der</strong> 90er Jahre.<br />
Um den Titel dieses Beitrages wie<strong>der</strong> aufzunehmen: „Women Entrepreneurs“ spielen in den Nachrichten<br />
aus <strong>der</strong> Chemie keine Rolle! Dass es auch das Anliegen von unternehmerisch selbständigen<br />
Chemikerinnen ist, Ideen zu entwickeln, Kreativität zu entfalten und dadurch einen<br />
wertschaffenden Prozess einzugehen, ist im Diskurs <strong>der</strong> Nachrichten aus <strong>der</strong> Chemie nicht auszumachen.<br />
Damit werden grundsätzliche Charakteristika eines Entrepreneurs 34 nicht aufgenommen<br />
und nicht dargestellt. Und: Berufstätige Chemikerinnen stoßen nicht nur im Zuge eines Beschäftigungsverhältnisses<br />
gegen die gläserne Decke (und <strong>an</strong><strong>der</strong>e gläserne Wände), son<strong>der</strong>n auch als<br />
Freiberuflerinnen und Entrepreneure, da die fehlende Akzept<strong>an</strong>z dieser Berufsgruppe unabhängig<br />
vom Geschlecht auf die Sichtbarkeit und Durchsetzungsfähigkeit weiblicher Gründungspersonen in<br />
<strong>der</strong> Chemiewirtschaft zurückwirkt.<br />
34 Zum Begriff des Entrepreneurs vgl. zusammenfassend Volkm<strong>an</strong>n/ Tokarski (2006).<br />
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