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Porträt<br />

Lehren mit Herz<br />

Wer regelmäßig mit Bussen und Bahnen unterwegs ist, legt<br />

häufig auch die gleichen Strecken zurück. Da entsteht schnell<br />

ein persönliches Verhältnis zur „eigenen“ Linie. Aber manchmal<br />

ist es auch das eine, besondere Erlebnis, das verbindet …<br />

Was tut eine Frau, die von Berufs<br />

wegen mit Streit und Konflikt<br />

befasst ist, wenn sie eine U-Bahn<br />

betritt? Sie „checkt“ zunächst einmal die<br />

Lage. Ehe sich Tanja Brühl, Professorin für<br />

Friedens- und Konfliktforschung, in der<br />

U-Bahn einer Tageszeitung oder einem<br />

kurzen Paper widmet, beobachtet sie, was<br />

um sie herum passiert.<br />

„Ich bin ein neugieriger, interessierter<br />

Mensch“, sagt sie. Und deshalb hört sie<br />

hin, wenn Jugendliche miteinander reden,<br />

„um zu erfahren, wie sie die Welt<br />

heute wahrnehmen“, und schaut nicht<br />

weg, wenn jemand sich breitbeinig auf den<br />

Platz gegenüber setzt. „Konflikte entstehen,<br />

weil man nicht miteinander über den<br />

Gegenstand des Konflikts spricht, sondern<br />

vorschnell etwas annimmt und dann überzogen<br />

reagiert.“<br />

Was das konkret heißt? „Nehmen Sie an,<br />

ein Fenster in der Bahn ist geöffnet und<br />

jemand ruft: ,Ist das laut hier!‘ Ein junger<br />

Mensch mit iPhone-Stöpseln im Ohr fühlt<br />

sich davon angegriffen. Aber ist das wirklich<br />

so?“, fragt die Professorin. „Könnte es<br />

nicht auch sein, dass der Rufer die Fahrgeräusche<br />

meint – und mit ,laut‘ sogar etwas<br />

Positives verbindet? Erst wenn man weiß,<br />

worum es geht, kann man vernünftig miteinander<br />

reden.“ Um das herauszufinden,<br />

müsse man vor allem eines: zuhören.<br />

Sehr viel Gelegenheit, die Atmosphäre in<br />

Frankfurts Bussen und Bahnen zu studieren,<br />

hat Tanja Brühl nicht: Sie ist Radfahrerin,<br />

aus Leidenschaft und Überzeugung,<br />

sommers wie winters radelt sie von Heddernheim,<br />

wo sie wohnt, zum Campus der<br />

Universität. 1969 geboren, ist sie ein „Kind“<br />

der Umweltbewegung – der verschmutzte<br />

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