Diagnostik im Dialog - Roche Diagnostics
Diagnostik im Dialog - Roche Diagnostics
Diagnostik im Dialog - Roche Diagnostics
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ausgabe 30 • 10/2010<br />
Diader <strong>Roche</strong> <strong>Diagnostics</strong> Deutschland GmbH<br />
<strong>Diagnostik</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong><br />
News<br />
Editorial<br />
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,<br />
haben Sie schon einmal das Wort „Kopfschmerzen“<br />
in eine Internetsuchmaschine<br />
eingegeben? Allein bei Google bekommen<br />
Sie über 1,5 Millionen Ergebnisse. Wer<br />
möchte, kann sich heutzutage <strong>im</strong> Internet<br />
ausführlich über sämtliche medizinische<br />
Themen informieren. Sich mit gesundheitlichen<br />
Themen zu befassen, liegt <strong>im</strong> Trend.<br />
Längst ist der behandelnde Arzt dabei nicht<br />
mehr die einzige Informationsquelle. Viele<br />
Patienten wollen auch selbst medizinische<br />
Entscheidungen treffen. Nur: Die überwältigende<br />
Masse der Informationen überfordert<br />
medizinische Laien. Was ist richtig und<br />
wichtig, was ist irreführend? Welche Aussagen<br />
treffen auf den individuellen Fall zu?<br />
Originäre Aufgabe der Ärzte in der Praxis<br />
wie <strong>im</strong> Krankenhaus ist es, ihren Patienten<br />
Orientierung zu bieten und sie darüber<br />
aufzuklären, anhand welcher Kriterien eine<br />
Therapie sinnvoll ausgewählt werden kann.<br />
Der behandelnde Arzt muss der kompetente<br />
medizinische Ansprechpartner für den<br />
Patienten und der letztendliche Therapieentscheider<br />
bleiben.<br />
Sonderbeilage <strong>im</strong> Heft<br />
DIAGNOSTIKUPDATE 2011<br />
Laboratoriumsmedizin<br />
Verbunden damit ist ein Weiterbildungsauftrag,<br />
der nicht nur die Therapie, sondern<br />
gleichermaßen die <strong>Diagnostik</strong> betrifft. Oft<br />
ist eine sorgfältige <strong>Diagnostik</strong> die Voraussetzung<br />
für eine fundierte Therapieauswahl.<br />
Insbesondere in der Labordiagnostik wurden<br />
in den vergangenen Jahren zahlreiche<br />
neue Biomarker entdeckt und zu diagnostischen<br />
Tests entwickelt, die eine gezieltere<br />
oder frühzeitigere Therapieentscheidung<br />
ermöglichen: ElecsysT IL-6 etwa unterstützt<br />
als früher Marker akuter Entzündungen<br />
das Sepsismanagement, ElecsysT<br />
PlGF und ElecsysT sFLT-1 differenzieren<br />
in einem frühen Schwangerschaftsstadium<br />
die Präeklampsie von harmloseren Hochdruckerkrankungen,<br />
ElecsysT Anti-CCP erweitert<br />
die <strong>Diagnostik</strong> für Rheumatoide<br />
Arthritis hinsichtlich Spezifität und Prognose<br />
und Tina-quantT [a] Cystatin C weist<br />
Nierenschädigungen früher nach als das<br />
herkömmliche Kreatinin. Neben diesen Beispielen<br />
aus den etablierten diagnostischen<br />
Bereichen Klinische Chemie und Immunologie<br />
gibt es zahlreiche und ganz neue<br />
Ansätze in der Molekularen <strong>Diagnostik</strong><br />
und der Gewebediagnostik, sodass Therapieentscheidungen<br />
zunehmend individualisierbar<br />
werden.<br />
Die neuen Möglichkeiten der in-vitro-<strong>Diagnostik</strong><br />
den behandelnden Ärzten transparent<br />
zu machen, das ist Aufgabe und<br />
Kernkompetenz des medizinischen Laborpersonals.<br />
Eine enge Vernetzung mit Klinikern<br />
und Praktikern sowie deren labormedizinische<br />
Beratung verschaffen Patienten<br />
nicht nur eine opt<strong>im</strong>ierte Betreuung, sondern<br />
revidieren auch das Bild vom Labor<br />
als technischem Dienstleister. Wir bei <strong>Roche</strong><br />
<strong>Diagnostics</strong> sehen unseren Auftrag darin,<br />
diesen wichtigen Wissenstransfer mit zu<br />
gestalten. Sprechen Sie uns an, auf welche<br />
Weise wir Sie unterstützen können.<br />
Mit besten Grüßen aus Mannhe<strong>im</strong><br />
Jürgen Redmann<br />
Geschäftsführer der <strong>Roche</strong> <strong>Diagnostics</strong><br />
Deutschland GmbH
Inhalt<br />
Medizin<br />
O Wie der Pathologe Leben rettet ................................................................................................................................................... S. 2<br />
O Die Evolution der Pathologie: Von der Makroskopie zum Genom .............................................................................................. S. 4<br />
O Gewissheit so früh wie möglich .................................................................................................................................................. S. 6<br />
Produkte & Services<br />
O Engagement für die Gewebediagnostik ....................................................................................................................................... S. 8<br />
O Präzise Informationen zur Tumor-DNA beschleunigen Diagnosen ............................................................................................ S. 10<br />
O Maßgeschneidertes LIS-Modul für die Pathologie ...................................................................................................................... S. 11<br />
O Ersttr<strong>im</strong>ester-Screening: Weniger invasive Untersuchungen ....................................................................................................... S. 12<br />
O Weil einfach sicher ist – Reagenz einlegen und starten! ............................................................................................................. S. 13<br />
O Erkennen, wenn Heparin zur Gefahr wird ................................................................................................................................. S. 14<br />
O Produktnews .............................................................................................................................................................................. S. 16<br />
Labormarkt & Gesundheitspolitik<br />
O Krankenhäuser in Deutschland: Wettbewerbsfähig durch Effizienz und Qualität ...................................................................... S. 17<br />
O Nachrichten aus der Gesundheitspolitik ..................................................................................................................................... S. 19<br />
Medizin von morgen<br />
O Auf die richtige Kombination kommt es an – Mehrfachfärbungen erweitern die Möglichkeiten der Tumordiagnostik .............. S. 20<br />
Veranstaltungen & Kongresse<br />
O Die ATHENA-Studie – richtungsweisend für ein erfolgreiches HPV-Screening ......................................................................... S. 22<br />
O Veranstaltungen und Kongresse Oktober 2010 – Januar 2011 ..................................................................................................... S. 23<br />
Medizin<br />
Wie der Pathologe Leben rettet<br />
Pathologen haben heute eine Lotsenfunktion<br />
in der <strong>Diagnostik</strong>, der Therapiewahl<br />
und der Verlaufskontrolle bei Tumor- und<br />
zahlreichen anderen Erkrankungen. Ihre<br />
Ergebnisse sind von höchster klinischer<br />
und prognostischer Relevanz. Beispielsweise<br />
stellen sie oft die Weichen dafür,<br />
welche Operationstechnik oder Medikation<br />
eingesetzt wird, um eine größtmögliche<br />
Heilungschance zu erzielen. Die<br />
Pathologie ist dabei einer der Wegbereiter<br />
der Personalisierten Medizin, da über<br />
intensive Untersuchungen an Patientengewebe<br />
spezifische Tumorentitäten<br />
erkannt und in individuelle Therapiestrategien<br />
übertragen werden können.<br />
Den Pathologen trifft – verstärkt durch<br />
einschlägige Fernsehserien – eines der<br />
häufigsten Missverständnisse in der<br />
Medizin: Er arbeite mit Leichen, schwerpunktmäßig<br />
mit solchen, bei denen ein<br />
nicht-natürlicher Tod vorausgegangen ist.<br />
Dies jedoch ist heutzutage nicht Fokus<br />
der Pathologie, sondern der Rechtsmedizin.<br />
Das Arbeitsspektrum der Pathologen<br />
hat sich in den vergangenen 3 Jahrzehnten<br />
gravierend gewandelt. Noch in den<br />
frühen 70er-Jahren gehörten tatsächlich<br />
Obduktionen und tierexper<strong>im</strong>entelle<br />
Untersuchungen, z.B. zum Verständnis<br />
der Krebsentstehung, zu den Hauptaufgaben.<br />
Die <strong>Diagnostik</strong> am lebenden<br />
Patien ten stand <strong>im</strong> Hintergrund, da es auf<br />
Basis der damals verfügbaren Technologien<br />
häufig zu kompliziert oder unmöglich<br />
war, qualitativ hochwertige Gewebepräparate<br />
zu gewinnen. Erst durch die<br />
medizintechnischen Fortschritte in der<br />
intravitalen Gewebegewinnung (Punktionen,<br />
Stanzbiopsien etc.) wurde das<br />
Arbeitsspektrum der Pathologen deutlich<br />
erweitert. Heutzutage führen Pathologen<br />
in Deutschland jährlich schätzungsweise<br />
rund 30 000 Obduktionen durch.<br />
Dem gegenüber beurteilen sie mehr als<br />
20 Millionen Gewebe- und / oder zelluläre<br />
Proben pro Jahr. Jede Probe, die<br />
der Arzt heute seinem Patienten mittels<br />
Punktions nadel, einem chirurgischen<br />
Werkzeug oder durch eine Biopsie entn<strong>im</strong>mt,<br />
wird vom Pathologen beurteilt.<br />
Der Pathologe als Experte in der Krebsdiagnostik<br />
Bei Tumoroperationen ist der Pathologe<br />
ein wichtiger Partner des Chirurgen: In<br />
Schnellschnittuntersuchungen, die noch<br />
während der Operation stattfinden, wird<br />
ein Verdacht auf Krebs innerhalb weniger<br />
Minuten bestätigt oder entkräftet.<br />
Abhängig vom Ergebnis wird der Operateur<br />
dann kleinere oder ausgedehntere<br />
Gewebeareale entfernen. Für die ausführliche<br />
Gewebeuntersuchung existiert ein<br />
differenziertes Methodenspektrum, mit<br />
dem sowohl der Grad der Metastasierung<br />
als auch biologische Prognosefaktoren<br />
(Proteinexpression, Hormonrezeptorstatus,<br />
Genregulation) best<strong>im</strong>mt werden.<br />
Nahezu alle Krebsdiagnosen werden von<br />
Pathologen gestellt, ihre Aufgabe beinhaltet<br />
außerdem die prognostische Einschätzung<br />
des Krankheitsverlaufs. Keine<br />
andere diagnostische Disziplin ist so nah<br />
2<br />
Ausgabe 30 • 10/2010
Patientenprobe<br />
SpSt<br />
Special Stains<br />
am „Krankheitsherd“ und gleichzeitig so<br />
treffsicher wie die histologische Beurteilung<br />
von Gewebe. Wegen dieser hohen<br />
klinischen Relevanz ist der Pathologe<br />
essenzielles Mitglied eines interdiziplinären<br />
Ärzteteams (z.B. Tumorboard) und<br />
best<strong>im</strong>mt entscheidend die opt<strong>im</strong>ale individuelle<br />
Therapieauswahl und den Therapieerfolg<br />
mit.<br />
Der aufwendige Weg bis zur Diagnose<br />
Die Methoden <strong>im</strong> pathologischen Labor<br />
sind vielfältig (Abb. 1), teilweise sehr<br />
aufwendig und komplex. Deshalb und in<br />
Anbetracht der hochsensiblen diagnostischen<br />
Fragestellungen ist die Qualitätssicherung<br />
von entscheidender Bedeutung.<br />
Dazu müssen Ärzte und Assistenten vom<br />
OP-Bereich bis zum pathologisch diagnostischen<br />
Labor „Hand in Hand“ arbeiten.<br />
Das erstreckt sich von der Gewebegewinnung<br />
durch den Operateur über die<br />
Einhaltung geeigneter Transportbedingungen,<br />
der sachgerechten Präparation<br />
der Probe <strong>im</strong> Labor bis hin zur finalen<br />
molekularen und histologischen Bewertung<br />
des Gewebe- und / oder Zellmaterials<br />
durch den Pathologen. Die kompetente<br />
Handhabung und Prozessierung<br />
eines Gewebes ist von größter Bedeutung<br />
für die nachfolgenden histologischen und<br />
zytologischen Untersuchungen.<br />
Gewebeschnitt<br />
auf Objektträger<br />
~100%<br />
H&E<br />
Hematoxylin und Eosin<br />
IHC<br />
Immunhistochemie<br />
~70–80%<br />
10% 15% 3–4%<br />
Finale Diagnose<br />
Benigne oder maligne<br />
ISH<br />
in-situ-Hybridisierung<br />
Abb 1: Die häufig angewandten diagnostischen Methoden eines pathologischen Labors. Nahezu<br />
alle Gewebeschnitte werden initial einer H&E-Färbung unterzogen. Nach dieser Färbung können ca. 70 %<br />
aller Proben final diagnostiziert werden. Bei ca. 30 % mit unklarem Krankheitsbild kommen Spezialmethoden<br />
wie Spezialfärbungen, Immunhistochemie und in-situ-Hybridisierung zum Einsatz.<br />
Unmittelbar nach der Entnahme setzt in<br />
Gewebeproben die Autolyse bzw. Heterolyse<br />
ein. Das Präparat muss daher sofort<br />
bearbeitet oder aber fixiert werden. Die<br />
Fixierung beugt einer potenziellen Zersetzung<br />
der zellulären und interzellulären<br />
Strukturen vor, meist wird Formalin, eine<br />
gepufferte Formaldehyd-Lösung, verwendet.<br />
Da Formalin aber einige der antigenen<br />
Zielstrukturen zerstört, erfolgt manchmal<br />
auch eine alkoholische Fixierung. Die<br />
Wahl des Fixierungsmittels hängt somit<br />
von der jeweiligen diagnostischen Fragestellung<br />
ab. Für <strong>im</strong>munhistologische,<br />
zytologische und molekularpathologische<br />
Untersuchungen ist die Verwendung von<br />
frischem Gewebe in unfixiertem Zustand<br />
von Vorteil.<br />
Um einen „Einblick“ in das Tumormikromilieu<br />
zu erhalten, werden die Gewebestücke<br />
zur Stabilisierung der Strukturen<br />
häufig in Paraffin eingebettet. Dazu<br />
muss eine Entwässerung des Präparats<br />
über eine Alkoholreihe erfolgen. Der<br />
Alkohol wird dann mit einem Intermedium,<br />
meist toxischem Xylol, entfernt<br />
und das Gewebe in heißes Paraffinwachs<br />
getaucht. Anschließend stellt ein Mikroton<br />
in einem speziellen Schnittverfahren<br />
1 – 5 μm dicke „Gewebescheiben“ her,<br />
die – auf Objektträger aufgebracht – über<br />
das Mikroskop einen detaillierten Einblick<br />
in die zellulären Gegebenheiten des<br />
Tumors und der peritumoralen Bereiche<br />
bieten. Meist erfolgt die mikroskopische<br />
Begutachtung nach einer passiven (H&E<br />
Hematoxylin und Eosin) oder spezifischen<br />
<strong>im</strong>munhistologischen Färbung der Proteinstrukturen<br />
bzw. auf molekularpathologischer<br />
Ebene nach Detektion von<br />
hochmolekularen Nukleinsäuren (DNA,<br />
RNA).<br />
Gewebediagnostik <strong>im</strong> Fokus der Therapiewahl<br />
Krebs ist nicht gleich Krebs. Verschiedene<br />
Faktoren spielen bei der Entstehung bzw.<br />
be<strong>im</strong> Wachstum eines Tumors eine Rolle.<br />
Ein solcher Faktor ist HER2 (Humaner<br />
Epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor<br />
2), auch als erbB2 oder HER2 / neu<br />
bezeichnet. Es handelt sich um ein Protein,<br />
das zu den Thyrosinkinase-Rezeptoren<br />
gehört. Über diese Rezeptoren<br />
werden Signale von der Zelloberfläche in<br />
das Zellinnere und den Zellkern weitergeleitet.<br />
Normale Zellen besitzen nur eine<br />
geringe Menge an HER2-Rezeptoren, bei<br />
etwa 25 % aller Mammakarzinome jedoch<br />
ist deren Anzahl auf der Oberfläche der<br />
Krebszellen massiv erhöht. Es resultiert<br />
eine gesteigerte Signaltransduktionsrate<br />
in den Zellkern, so dass die Zellen sich<br />
völlig unkontrolliert teilen und übermäßig<br />
vermehren. HER2-positive Brustkrebserkrankungen<br />
verlaufen deutlich<br />
aggressiver. Auch be<strong>im</strong> Magenkarzinom<br />
wurden entsprechende Mechanismen<br />
identifiziert.<br />
HerceptinT-Infusion<br />
Gegen HER2 konnte ein spezifischer<br />
Antikörper (Handelsname HerceptinT)<br />
entwickelt werden, der gezielt in das<br />
Krankheitsgeschehen eingreift und den<br />
Krebs „an der Wurzel“ packt. Die Bindung<br />
des Antikörpers blockiert den<br />
Rezeptor; die für das Tumorwachstum<br />
benötigten Signale können nicht mehr<br />
weitergeleitet werden. Zusätzlich aktiviert<br />
der Antikörper die Immunabwehr, so dass<br />
spezifische Tumorzellen erkannt und<br />
zerstört werden. Die Therapie mit dem<br />
spezifischen Antikörper ist hoch effektiv<br />
Ausgabe 30 • 10/2010 3
– aber ausschließlich bei Brustkrebspatientinnen<br />
mit einem Übermaß an HER2-<br />
Rezeptoren. Aus medizinischen und ökonomischen<br />
Gründen ist es daher wichtig,<br />
bei jeder Brustkrebspatientin eine Gewebeprobe<br />
zu entnehmen und frühzeitig<br />
den HER2-Status zu best<strong>im</strong>men. Ziel ist,<br />
das HER2-Vorkommen auf den Krebszellen<br />
zu quantifizieren. Bei Karzinomen<br />
mit nur mäßig überexpr<strong>im</strong>ierten HER2-<br />
Rezeptoren muss eine entsprechende<br />
Genamplifikation nachgewiesen werden.<br />
Die Antikörpertherapie hat die Behandlung<br />
und Prognose bei entsprechend<br />
geeigneten Brustkrebspatientinnen<br />
auf eine völlig neue Stufe gestellt. Das<br />
Ergebnis aus dem pathologischen Labor<br />
best<strong>im</strong>mt, ob die Ampel für diese Therapie<br />
<strong>im</strong> individuellen Fall auf Rot oder<br />
auf Grün steht.<br />
Automation für standardisierte Arbeitsabläufe<br />
Die stetig wachsenden diagnostischen<br />
und klinischen Anforderungen an<br />
moderne pathologische Laboratorien<br />
können nur mit hochsensitiven, spezifischen,<br />
zunehmend komplexen und<br />
<strong>im</strong>mer spezielleren Methoden bewältigt<br />
werden. Letzendlich aber erfolgt die Beurteilung<br />
des Zell- und Gewebe materials<br />
durch Pathologen. Neben jahrelanger<br />
Erfahrung sind für sichere diagnostische<br />
und prognostische Aussagen auch<br />
reproduzierbare Arbeitsschritte essenziell.<br />
Daher steigt in pathologischen Laboratorien<br />
der Bedarf an automatisierten<br />
Lösungen. Seit 2008 unterstützt <strong>Roche</strong><br />
Tissue <strong>Diagnostics</strong> / Ventana mit automatisierten<br />
Geräte- und Reagenzlösungen<br />
die anspruchsvollen Aufgaben der<br />
Pathologen.<br />
Details zu <strong>Roche</strong> Tissue <strong>Diagnostics</strong> / Ventana<br />
und dem Produktportfolio lesen Sie<br />
in den Beiträgen „Engagement für die<br />
Gewebediagnostik“ und „Präzise Informationen<br />
zur Tumor-DNA beschleunigen<br />
Diagnosen“ in diesem Heft.<br />
Ihr Absprechpartner<br />
Dr. Daniel Nummer<br />
Produktmanagement Tissue <strong>Diagnostics</strong><br />
(06 21) 7 59 33 02<br />
daniel.nummer@roche.com<br />
Die Evolution pathologischer Methoden: Von der Makroskopie bis zum Genom<br />
Prof. Dr. Dr. Jörg Kriegsmann, Zentrum für Histologie, Zytologie und Molekulare <strong>Diagnostik</strong> Trier<br />
Die Gewebediagnostik hat sich durch<br />
Weiterentwicklungen der Immunhistochemie<br />
und der Molekularpathologie in<br />
den letzten Jahren stetig gewandelt. Neue<br />
Methoden lassen <strong>im</strong>mer differenziertere<br />
Aussagen z.B. bei der Tumor- oder Infektionsdiagnostik<br />
zu. Kleinste Gewebe- und<br />
Zellbestandteile, selbst Punktmutationen<br />
der DNA werden sichtbar gemacht. Vollautomatisierte<br />
Systeme und computergestützte<br />
Workflowlösungen standardisieren<br />
komplexe Arbeitsabläufe und min<strong>im</strong>ieren<br />
Fehler. Die dadurch erzielte Präzisierung<br />
der Diagnosen trägt zur Verbesserung und<br />
Ausweitung personalisierter Therapien<br />
bei.<br />
Über Jahrzehnte waren die Herstellung<br />
von Paraffinschnitten und die anschließende<br />
Färbung von Zellkern und Zellplasma<br />
mit sauren und basischen Farbstoffen<br />
(H&E-Färbung) die alleinigen<br />
Werkzeuge des Pathologen, um Tumore<br />
und andere Krankheitsprozesse über<br />
das Lichtmikroskop zu klassifizieren.<br />
Diese Methode wurde später durch die<br />
Histochemie ergänzt. Damit gelang die<br />
Darstellung von Zuckern, Schle<strong>im</strong>substanzen,<br />
Hämosiderinverbindungen<br />
oder Bindegewebsbestandteilen, d.h der<br />
zusätzliche Nachweis typischer morphologischer<br />
Veränderungen. Mit Einführung<br />
der Elektronenmikroskopie<br />
konnten auch subzelluläre Strukturen<br />
sichtbar gemacht und diagnostische<br />
Aussagen weiter präzisiert werden. In<br />
der morphologischen Routinediagnostik<br />
haben sich allerdings weitestgehend die<br />
Immunhistochemie und die Immunzytochemie<br />
gegenüber der Elektronenmikroskopie<br />
durchgesetzt. Diese hochsensitiven<br />
Techniken haben die Pathologie<br />
revolutioniert. Sie weisen Antigene nach,<br />
die sich auf oder in Zellen (Immunzytochemie)<br />
bzw. <strong>im</strong> Gewebe (Immunhistochemie)<br />
befinden.<br />
Sichere Methoden sind Basis der<br />
Personalisierten Medizin<br />
Der Nachweis von Antigenen ermöglichte<br />
es, histogenetische Tumorklassifikationen<br />
(z.B. bei Lymphomen und Weichgewebstumoren)<br />
zu verifizieren, zu präzisieren<br />
oder zu revidieren – eine essenzielle Voraussetzung<br />
für individuelle Therapiestrategien.<br />
Auch lassen sich verschiedene<br />
Erreger in Zellen oder <strong>im</strong> Gewebe, zu<br />
denen neben Protozoen, Bakterien und<br />
Pilzen auch Viren gehören, exakt identifizieren.<br />
Virusinfektionen <strong>im</strong> Gewebe<br />
konnten vor dem Zeitalter der Immunhistochemie<br />
lediglich aufgrund ihrer zum<br />
Teil spezifischen Zellveränderungen diagnostiziert<br />
werden.<br />
Besonders eindruckvoll ist die Rolle der<br />
<strong>im</strong>munhistologischen <strong>Diagnostik</strong> bei der<br />
Identifizierung therapeutischer Targetmoleküle.<br />
Die Einführung der <strong>im</strong>munhistologischen<br />
HER2 / neu-Testung bei<br />
4<br />
Ausgabe 30 • 10/2010
Mamma- und Magenkarzinomen, als<br />
Vorrausetzung für eine HerceptinT-Therapie<br />
bei entsprechendem Tumortyp, war<br />
der Einstieg in die Personalisierte Medizin.<br />
Heute erfolgt bereits bei verschiedenen<br />
Krankheitsbildern eine individualisierte<br />
Therapie, abhängig davon, welche<br />
spezifischen Moleküle expr<strong>im</strong>iert werden.<br />
Die qualitative, die semiquantitative und<br />
die quantitative Erhebung <strong>im</strong>munhistochemischer<br />
Parameter ist von erheblicher<br />
therapeutischer Bedeutung. Daher war es<br />
erforderlich, die Sensitivität und Spezifität<br />
der Immunhistochemie zu erhöhen.<br />
Halbautomatischen Geräten folgte die<br />
flächenhafte Einführung geschlossener,<br />
vollautomatisierter Systeme. Dadurch<br />
wurden mögliche Qualitätsabweichungen<br />
<strong>im</strong> Rahmen der technischen Bearbeitung<br />
el<strong>im</strong>iniert. Die Entwicklung <strong>im</strong>munhistochemischer<br />
Systeme mit kontinuierlicher<br />
Probenzuführung folgte den Anforderungen<br />
an moderne histopathologische<br />
Labors: schnelle und präzise Bearbeitung<br />
bei laufend neuem Probeneingang.<br />
Ein Problem bei der Quantifizierung<br />
<strong>im</strong>munhistochemischer Befunde stellt<br />
nach wie vor die Inter- und Intra observervariabilität<br />
dar. Diese beeinträchtigt z.T.<br />
erheblich die Ergebnisqualität <strong>im</strong> Rahmen<br />
der Targettherapie, da die exakte<br />
quantitative Aussage zur Expression der<br />
individuellen diagnostischen Targets Voraussetzung<br />
für eine opt<strong>im</strong>ale Therapie ist.<br />
Computergestützte morphometrische<br />
Analysesysteme (z.B. Ventana Image Analysis<br />
System / VIAS) min<strong>im</strong>ieren subjektive<br />
Fehler. Sie liefern individuelle Quantifizierungsverfahren<br />
und unterstützen<br />
unter anderem<br />
O die präzise Evaluierung des<br />
HER2 / neu-Status<br />
O die qualitative und quantitative Beurteilung<br />
des Hormonrezeptorstatus<br />
O die exakte Best<strong>im</strong>mung der Proliferationsrate<br />
litätsmanagement. Dazu gehört z.B. die<br />
stetige Nachverfolgbarkeit aller verwendeten<br />
Reagenzien, einschließlich Haltbarkeitskontrollen.<br />
Ventana BenchMark Ultra: Automatische<br />
Bearbeitung von bis zu 30 Proben gleichzeitig<br />
Neue Entwicklungen in der Molekularpathologie<br />
Seit mehr als 10 Jahren ergänzt die<br />
molekularpathologische <strong>Diagnostik</strong> das<br />
methodische Spektrum. Im Wesentlichen<br />
haben zwei Methoden Einzug in<br />
den diagnostischen Alltag gehalten: die<br />
Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) und<br />
die in-situ-Hybridisierung. Unter Nutzung<br />
sogenannter Bio-Chips oder -Strips<br />
werden beide Methoden kombiniert. Die<br />
Hybridisierung von PCR-Produkten auf<br />
Bio-Chips ermöglicht<br />
O die Subtypisierung von Erregern –<br />
eine wichtige Information für die<br />
opt<strong>im</strong>ale Therapiewahl<br />
O Nukleinsäuresequenzen bis zum<br />
einzelnen DNA-Basenaustausch kostengünstig<br />
zu identifizieren, ohne aufwendige<br />
Sequenzierung<br />
Die Detektion von in-situ-Hybridisierungsprodukten<br />
erforderte in der<br />
Vergangenheit fluoreszenmikroskopische<br />
Techniken. Neuere Entwicklungen<br />
ermöglichen die Identifizierung mittels<br />
konventioneller Lichtmikroskopie auf<br />
Basis histochemischer Techniken. Neben<br />
den klassischen histochemischen Detektionsverfahren<br />
wie Peroxidase- oder alkalische<br />
Phospahatase-Technik, kommt auch<br />
die Immunogold-Silber-Technik (SISH)<br />
in der diagnostischen Routine zum<br />
Tragen. Der Pathologe kann jetzt einen<br />
molekularpathologischen Test präzise<br />
Die Einbindung der beschriebenen Analysenmethoden<br />
in Pathologie-Informationssysteme<br />
bildet eine wesentliche Basis<br />
für das Qualitätsmanagement in großen<br />
Pathologie-Einheiten. Effiziente Workflowlösungen<br />
sparen durch die automatisierte,<br />
papierlose Dokumentation<br />
manuelle Arbeitsschritte und erfüllen die<br />
Anforderungen an ein zeitgemäßes Quaauswerten,<br />
ohne seinen Arbeitsplatz – das<br />
Lichtmikroskop – zu verlassen. Das spart<br />
Arztarbeitszeit.<br />
ISH-Techniken erlauben nicht nur die<br />
Detektion von Genamplifikationen sondern<br />
auch von Translokationsereignissen.<br />
Dafür werden s<strong>im</strong>ultan zwei Hybridisierungen<br />
mit unterschiedlichen Reaktionsprodukten<br />
durchgeführt, wobei entweder<br />
Split-Sonden oder Fusionssonden eingesetzt<br />
werden. Diese Methoden spielen z.B.<br />
in der Lymphomdiagnostik aber auch in<br />
der Beurteilung spezifischer Translokationen<br />
in Weichgewebstumoren eine<br />
Rolle.<br />
Eine ganz aktuelle Innovation in der<br />
Molekularpathologie stellen massenspektrometrische<br />
Methoden dar. Erste<br />
Publikationen zeigen die Anwendungsmöglichkeit<br />
bei Gewebeschnitten. In den<br />
vergangenen Jahren wurden bereits die<br />
Voraussetzungen für die Durchführung<br />
der MALDI-TOF-Massenspektrometrie*<br />
am Paraffinschnitt geschaffen. Der neueste<br />
Zweig dieser Entwicklung ist das<br />
„MALDI-TOF-Imaging“. Dies gestattet<br />
nicht nur Aussagen zum Proteom, sondern<br />
auch spezifische Masse / Ladungsverhältnisse<br />
best<strong>im</strong>mten Lokalisationen<br />
<strong>im</strong> Schnitt zuzuordnen und deren<br />
Quantität darzustellen. Die potenziellen<br />
Anwendungsgebiete in der Pathologie<br />
sind vielfältig, z.B.:<br />
O Objektivierung und Präzisierung der<br />
Diagnose von Tumoren<br />
O objektives Tumor-Grading<br />
O Quantifizierung verschiedener Biomarker<br />
O Detektion von Metaboliten <strong>im</strong><br />
Gewebe<br />
O präzise Diagnose von therapierelevanten<br />
Amyloidsubtypen<br />
O exakte Einordnung des zeitlichen<br />
Ablaufs degenerativer Prozesse, da<br />
bei akuten Entzündungszuständen<br />
oder nach Traumata andere Moleküle<br />
expr<strong>im</strong>iert werden als in der chronischen<br />
Phase pathologischer Reaktionen<br />
Die Methode „in-situ-Proteomics“ wird<br />
in der Zukunft individuelle Interpretationsmöglichkeiten<br />
in der histopathologischen<br />
<strong>Diagnostik</strong> ergänzen und zur weiteren<br />
Objektivierung und Präzisierung<br />
histopathologischer Diagnosen beitragen.<br />
Ausgabe 30 • 10/2010 5
Zusammenfassung<br />
Neben der konventionellen histomorphologischen<br />
Technik haben die Histochemie,<br />
die Elektronenmikroskopie, die Immunhistochemie<br />
mit Automatisierung und<br />
computerassistierter Auswertung sowie<br />
molekularpathologische Techniken (PCR<br />
und in-situ-Hybridisierung) und massenspektrometrische<br />
Methoden als hochsensitive<br />
Techniken die gewebediagnostische<br />
Aussagekraft opt<strong>im</strong>iert. Die dadurch<br />
erzielbare Präzisierung der Diagnosen<br />
trägt zur stetigen Verbesserung und Ausweitung<br />
der personalisierten Therapie bei.<br />
*MALDI-TOF-Massenspektrometrie: Matrix-assistierte<br />
Laser-Desorptions / Ionisations-t<strong>im</strong>e-of-flight-Massenspektrometrie<br />
Prof. Dr. med. Dr. Phil. Jörg Kriegsmann<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Prof. Dr. med. Dr. Phil. Jörg Kriegsmann<br />
Zentrum für Histologie, Zytologie und<br />
molekulare <strong>Diagnostik</strong> Trier<br />
Wissenschaftspark Trier<br />
Max-Planck-Straße 18 + 20<br />
54296 Trier<br />
j.kriegsmann@patho-trier.de<br />
Gewissheit so früh wie möglich<br />
Dr. Gert Huesgen, synlab Medizinisches Versorgungszentrum, Leinfelden-Echterdingen GmbH<br />
Das Ersttr<strong>im</strong>ester-Screening ist eine pränatale<br />
Untersuchung mit dem Ziel, der<br />
Schwangeren zu einem frühen Zeitpunkt<br />
ihrer Schwangerschaft eine zuverlässige<br />
Kenntnis über das Risiko einer fetalen Trisomie<br />
zu geben. Die Untersuchung hat in<br />
den letzten 10 Jahren weite Verbreitung<br />
gefunden, da sie kein nennenswertes<br />
Risiko für Mutter oder Kind birgt. Die<br />
Schwangere kann dadurch zu einem frühen<br />
Zeitpunkt der Schwangerschaft die<br />
möglichen Konsequenzen überdenken<br />
und sich bewusst auf die Situation einstellen.<br />
Zur Anwendung kommen nichtinvasive<br />
Ultraschallverfahren sowie die<br />
Best<strong>im</strong>mung der zwei Schwangerschaftshormone<br />
freies β-hCG und PAPP-A <strong>im</strong><br />
mütterlichen Blut.<br />
Eine Trisomie entsteht aufgrund einer<br />
gestörten Reifeteilung (Meiose) der<br />
Ke<strong>im</strong>zellen. Einzelne Chromosomen <strong>im</strong><br />
Erbgut liegen dann nicht einfach, sondern<br />
doppelt vor. Mit der Befruchtung<br />
entsteht schließlich eine Triploidie für<br />
dieses Chromosom. Die häufigsten fetalen<br />
Trisomien betreffen die Chromosomen<br />
13, 18 und 21. Jede Schwangere trägt<br />
ein gewisses Risiko (Hintergrund- oder<br />
A-priori-Risiko), ein Kind mit einer Chromosomenstörung<br />
zu gebären. Die Höhe<br />
des Hintergrundrisikos korreliert positiv<br />
mit dem Alter der Schwangeren und<br />
negativ mit der Schwangerschaftsdauer,<br />
da ca. 30 % der Feten mit Trisomie 21 und<br />
Trisomie 21 Trisomie 18 Trisomie 13<br />
Alter 12. SSW 40. SSW 12. SSW 40. SSW 12. SSW 40. SSW<br />
20 1:1 100 1:1 500 1:2 500 1:18 000 1:7 800 1:42 500<br />
35 1:250 1:350 1:600 1:4 200 1:1 800 1:10 000<br />
42 1:40 1:55 1:90 1:650 1:280 1:1 500<br />
Tab. 1: Hintergrundrisiko für die drei häufigsten Trisomien (SSW: Schwangerschaftswoche)<br />
80 % der Feten mit Trisomie 13 bzw.18<br />
zwischen der 12. und 40. Schwangerschaftswoche<br />
versterben (Tab. 1).<br />
Was wird untersucht und wie wird das<br />
individuelle Risiko abgeschätzt?<br />
Über das Screening sollen mindestens<br />
85 % der relevantesten Chromosomenanomalie<br />
(Trisomie 21) bei einer max<strong>im</strong>alen<br />
falsch positiven Rate von 5 %<br />
erkannt werden. Gemessen werden folgende<br />
Kenngrößen:<br />
O per Ultraschall die Scheitel-Steißlänge<br />
des Feten, die fetale Nackentransparenz<br />
(subkutane Flüssigkeitsansammlung<br />
<strong>im</strong> Nacken, die bei Fehlbildungen<br />
erhöht ist) sowie die fetale<br />
Herzfrequenz<br />
O die Spiegel der Schwangerschaftshormone<br />
freies β-hCG und PAPP-A <strong>im</strong><br />
mütterlichen Blut<br />
Prof. Krypos Nicolaides – Gründer der<br />
Fetal Medicine Foundation (FMF) – und<br />
seine Arbeitsgruppe haben den Einfluss<br />
dieser Messgrößen bei unauffälligen<br />
Schwangerschaften und solchen mit Tri<br />
somie untersucht. Evaluiert wurde auch<br />
die Rolle anamnestischer Daten wie Körpergewicht<br />
der Schwangeren, Ethnizität,<br />
Raucherstatus, Parität, in-vitro-Fertilisation<br />
und Chorionizität bei Zwillingsschwangerschaften.<br />
Auf dieser Basis hat<br />
die FMF einen mathematischen Algorithmus<br />
abgeleitet, mit dessen Hilfe aus<br />
den Daten der Patientin das persönliche<br />
Risiko für eine fetale Trisomie ermittelt<br />
werden kann.<br />
Bei der Kalkulationssoftware der FMF<br />
wird aus dem individuellen Patienten-<br />
Messwert der untersuchten Kenngröße<br />
und dem Median einer Referenzpopulation<br />
ein Quotient gebildet (Multiple of<br />
Mean oder MOM-Wert). Der Quotient<br />
dieses normierten Messwerts aus den<br />
Häufigkeiten in unauffälligen Schwangerschaften<br />
und solchen mit Trisomie ist<br />
die „likelihood ratio“ (LR). Diese wird für<br />
jede Messgröße ermittelt. Die Multiplikation<br />
des Hintergrundrisikos mit der LR<br />
ergibt das individuelle Risiko der Patientin.<br />
Parallel dazu hat die FMF-Deutschland<br />
ein alternatives Auswerteprogramm<br />
6<br />
Ausgabe 30 • 10/2010
8. bis 13. SSW deutlich. Unter Berücksichtigung<br />
dieser Tatsache ist die 11. SSW der<br />
beste Kompromiss, wenn alle Untersuchungen<br />
an einem Termin durchgeführt<br />
werden (Tab. 2).<br />
Untersuchung<br />
in<br />
Detektionsrate<br />
für Trisomie 21<br />
SSW 11 92 %<br />
SSW 12 86 %<br />
SSW 13 80 %<br />
Tab. 2 : Detektionsrate für Trisomie 21 in<br />
Abhängigkeit vom Untersuchungszeitpunkt bei<br />
einer falsch positiven Rate von 3 %<br />
Standardisierte Ultraschallaufnahme eines Föten<br />
entwickelt. Die individuellen Messwerte<br />
der Kenngrößen werden hier als Differenz<br />
vom Median einer Referenzpopulation<br />
(Difference of Extremness, DOE) berechnet.<br />
Die Risikoermittlung erfolgt ebenfalls<br />
über ein komplexes Verfahren. Auf Populationsbasis<br />
ergeben beide Methoden vergleichbare<br />
Ergebnisse. Im Fall von Extremen,<br />
z.B. hohes Körpergewicht, kann<br />
es zu divergierenden Aussagen kommen.<br />
Entsprechende Patienten-individuelle<br />
Anpassungen sind für das Programm der<br />
FMF-Deutschland in Vorbereitung.<br />
Wie wird das Ergebnis mitgeteilt?<br />
Das Ergebnis wird als Wahrscheinlichkeit<br />
ausgedrückt und in sogenannte Risikoklassen<br />
eingeteilt, die unterschiedliche<br />
Vorschläge zur weiteren Abklärung beinhalten.<br />
O Hohes Risiko: Risiko ist 1:50 und<br />
höher (bzw. 1:230 und höher <strong>im</strong> PRC-<br />
Programm der FMF-Deutschland). In<br />
diese Risikoklasse fallen etwa 1,5 %<br />
aller Screeninguntersuchungen und<br />
85 % aller Fälle mit Trisomie 21. Für<br />
diese Schwangeren wird eine Empfehlung<br />
zu invasiven Maßnahmen wie<br />
Chorionzottenbiopsie oder Amniozentese<br />
ausgegeben. Dabei werden<br />
fetale Zellen für die direkte Chromosomenanalyse<br />
gewonnen.<br />
O Intermediäres Risiko: Risiko ist<br />
1:51 – 1:100 (bzw. 1:231 – 1:1106 <strong>im</strong><br />
PRC-Programm). In diese Risikoklasse<br />
fallen 15 % aller untersuchten<br />
Schwangeren und 14 % aller Fälle mit<br />
Trisomie 21. Empfohlen wird eine<br />
erweiterte Ultraschalluntersuchung,<br />
mit Messung z.B. des fetalen Nasenbeins,<br />
des Kiefer-Gesichtswinkels<br />
und / oder Parametern des fetalen<br />
Kreislaufs. Ist das Risiko unter Bewertung<br />
dieser zusätzlichen Kriterien<br />
1:100 oder größer, wird ebenfalls<br />
ein invasives Vorgehen empfohlen,<br />
ansonsten gelten die Empfehlungen<br />
für die Gruppe mit niedrigem Risiko.<br />
O Niedriges Risiko: Risiko ist kleiner<br />
als 1:1 000 (bzw. kleiner als 1:1 106<br />
<strong>im</strong> PRC-Programm). In diese Risikogruppe<br />
fallen 83,5 % aller untersuchten<br />
Schwangeren und 1 % aller Fälle<br />
mit Trisomie 21. Die Zuordnung der<br />
Schwangeren in die niedrige Risikogruppe<br />
schließt ein Kind mit Trisomie<br />
zu 99 % aus. Eine invasive Abklärung<br />
in dieser Gruppe erscheint nicht<br />
sinnvoll, da bei einer Komplikationsrate<br />
von 1 % mehr gesunde Kinder<br />
geschädigt als betroffene gefunden<br />
würden.<br />
Wann sollte das Screening erfolgen?<br />
Die Trennschärfe, mit der die einzelnen<br />
Kenngrößen des Ersttr<strong>im</strong>ester-Screenings<br />
am besten zwischen betroffenen und nicht<br />
betroffenen Schwangerschaften differenzieren<br />
können, ist zeitlich verschieden<br />
und verändert sich <strong>im</strong> Zeitraum von der<br />
Wie wird die Qualität sichergestellt?<br />
Sowohl an die Ultraschallmessungen<br />
als auch an die Laboruntersuchungen<br />
sind sehr hohe Qualitätsanforderungen<br />
gestellt. Die Messgenauigkeit für die<br />
Nackentransparenz liegt <strong>im</strong> 1/10-mm-<br />
Bereich. Um diese Genauigkeit zu erreichen,<br />
muss die Messung in hohem Maße<br />
standardisiert sein. Dies betrifft den<br />
Bildausschnitt, die Körperhaltung des<br />
Feten, die Schnittebene der Messung<br />
und die Positionierung der Messmarken<br />
(Abb.).<br />
Labore, die Untersuchungen für das Ersttr<strong>im</strong>ester-Screening<br />
durchführen (freies<br />
β-hCG und PAPP-A), müssen neben der<br />
Teilnahme an den UKNEQAS-Ringversuchen<br />
nachweisen, dass<br />
O vorgegebene Variationskoeffizienten<br />
(CV) für die Messungen von Tag zu<br />
Tag eingehalten werden (Tab. 3). In<br />
Abhängigkeit von der Analytkonzentration<br />
der Ringversuchsprobe liegen<br />
die Grenzen der CVs bei 3 – 4 %.<br />
Wichtiger Faktor dafür ist auch die<br />
Qualität der eingesetzten Testmethode<br />
(s.a. Beitrag „Ersttr<strong>im</strong>ester-Screening:<br />
Weniger invasive Untersuchungen“ in<br />
diesem Heft).<br />
O die gemessenen Werte <strong>im</strong> Ringversuch<br />
innerhalb von 10 % des Methoden-<br />
Vergleichswerts liegen<br />
O die Mediane über alle Patientenmesswerte<br />
des Labors innerhalb der Grenzen<br />
von MOM 1,0 +/– 10 % liegen<br />
Die FMF führt ein jährliches Zertifizierungs-<br />
bzw. Rezertifizierungsverfahren<br />
für die Ultraschalluntersucher durch,<br />
um sicherzustellen, dass die aufgestellten<br />
Untersuchungsregeln eingehalten<br />
werden. Nur bei erfolgreicher Zertifizie<br />
Ausgabe 30 • 10/2010 7
ung wird die Risikokalkulationssoftware<br />
mit einem Nutzungscode für weitere 12<br />
Monate freigegeben.<br />
Bei auffälligen Screeningergebnissen <strong>im</strong><br />
Ultraschall und / oder bei den Laborparametern<br />
soll eine Dokumentation des<br />
klinischen Ausgangs der Schwangerschaft<br />
erfolgen. Damit können die Detektionsrate<br />
und die falsch positive Rate als er <br />
folgsrelevante Kenngrößen kontinuierlich<br />
überprüft werden.<br />
Zusammenfassung<br />
Trotz intensiver Anstrengungen in den<br />
letzten Jahren ist es noch nicht gelungen,<br />
zuverlässig fetale Zellen oder fetale<br />
DNA zur Abklärung von Chromosomenanomalien<br />
aus dem mütterlichen Blut<br />
zu gewinnen und so durch eine einfache<br />
Blutentnahme eine definitive Aussage<br />
vorzunehmen. Das Ersttr<strong>im</strong>ester-<br />
Screening ist jedoch dem in den 1970er-<br />
Jahren gesetzlich etablierten, kostenfreien<br />
Screening mittels Amniozentese für alle<br />
Schwangeren ab 35 Jahren deutlich überlegen:<br />
O bessere Detektionsrate für Trisomie<br />
O großer Sicherheitsvorteil besonders<br />
bei älteren Erstgebärenden durch<br />
deutliche Reduktion invasiver <strong>Diagnostik</strong><br />
O auch Schwangere unter 35 Jahren können<br />
von einem Screening profitieren.<br />
Literatur:<br />
Kypros Nicolaides: American Journal of Obstretics and<br />
Gynecology 2004, 191, 45-67<br />
Weitere Informationen für Ärzte und Schwangere<br />
unter www.fetalmedicine.com und www.info@fmfdeutschland.de<br />
Somit ist das Ersttr<strong>im</strong>ester-Screening<br />
gegenwärtig die effizienteste und risikoärmste<br />
Pränataluntersuchung zur<br />
Abklärung von Chromosomendefekten.<br />
In Deutschland ist diese Untersuchung<br />
allerdings derzeit ausschließlich als privat<br />
zu zahlende Leistung verfügbar und wird<br />
von daher nur von ca. 30 % der Schwangeren<br />
genutzt.<br />
Dr. Gert Huesgen<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Dr. Gert Huesgen<br />
synlab Medizinisches Versorgungszentrum<br />
Leinfelden-Echterdingen GmbH<br />
Max-Lang-Straße 58<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen<br />
(07 11) 90 33-0<br />
Gert.Huesgen@synlab.com<br />
Produkte & Services<br />
Engagement für die Gewebediagnostik<br />
Der Geschäftsbereich Tissue <strong>Diagnostics</strong><br />
/ Ventana von <strong>Roche</strong> <strong>Diagnostics</strong><br />
entwickelt und produziert vollautomatische<br />
Geräte und Reagenzien-Systeme für<br />
die Analyse von Patientengeweben bei<br />
Verdacht auf Krebs oder Infektionen. Alle<br />
Bereiche der automatisierten Probenfärbung<br />
und das Qualitätsmanagement werden<br />
abgedeckt. Mit den Produkten des<br />
Ventana-Portfolios arbeiten Pathologieund<br />
Histologielabore, aber auch medizinische<br />
und pharmazeutische Forschungszentren<br />
in aller Welt.<br />
Die Gewebediagnostik wird für Therapieentscheidungen<br />
bei Krebs- und Infektionserkrankungen<br />
<strong>im</strong>mer wichtiger. Um<br />
dieses sich schnell entwickelnde diag <br />
nostische Fachgebiet weiter voran zu treiben,<br />
steht bei <strong>Roche</strong> Tissue <strong>Diagnostics</strong> /<br />
Ventana die enge Zusammenarbeit mit<br />
externen und internen Experten aus den<br />
Bereichen der pharmazeutischen und klinischen<br />
Forschung, der Pathologie und<br />
Onkologie <strong>im</strong> Fokus.<br />
Die Anforderungen an moderne pathologische<br />
Laboratorien sind in den letzten<br />
Jahren stetig gestiegen. Probenanzahl,<br />
Zeit- und Kostendruck nehmen zu, personelle<br />
Ressourcen werden knapper, die<br />
Testabläufe sind komplex. Die vollautomatisierten<br />
Systemlösungen von <strong>Roche</strong><br />
Tissue <strong>Diagnostics</strong> / Ventana wurden zur<br />
Opt<strong>im</strong>ierung von Laborprozessen entwickelt.<br />
Pathologische Labore können ihre<br />
Routineabläufe beschleunigen und individuell<br />
abst<strong>im</strong>men sowie reproduzierbar<br />
und kosteneffizient bearbeiten.<br />
Die Produkte<br />
O SYMPHONY, eine der jüngsten Neuentwicklungen<br />
<strong>im</strong> Systemportfolio,<br />
ersetzt bei der Hämatoxilin-und-<br />
Eosin-Färbung (H&E) die zeitintensive,<br />
aufwendige und fehleranfällige<br />
manuelle Bearbeitung der Proben.<br />
Im Gegensatz zu gängigen Abläufen<br />
verwendet Ventana SYMPHONY für<br />
jede Patientenprobe frische Reagenzien<br />
und verhindert falsche Ergebnisse<br />
durch Verunreinigungen mit fremdem<br />
Probenmaterial. Bei der vollautomatisierten<br />
Probenbearbeitung auf<br />
diesem System entfällt unter anderem<br />
das Eindeckeln – das Abdecken des<br />
gefärbten Gewebeschnittes mit einem<br />
Deckgläschen. Ventana SYMPHONY<br />
hilft, Produktivität, Sicherheit und<br />
Qualität der <strong>Diagnostik</strong> zu steigern.<br />
8<br />
Ausgabe 30 • 10/2010
O Die Färbesysteme BenchMark, Bench-<br />
Mark XT und BenchMark ULTRA<br />
automatisieren sämtliche Schritte der<br />
Immunohistochemie (IHC), Fluoreszenz-IHC<br />
(FIHC), in-situ-Hybridisierung<br />
(ISH), Fluoreszenz-ISH (FISH)<br />
und Silber-ISH (SISH). Das steigert<br />
Probendurchsatz und Ergebnissicherheit.<br />
BenchMark ULTRA ermöglicht<br />
darüber hinaus die s<strong>im</strong>ultane Bearbeitung<br />
aller Patientenproben zu jeder<br />
Zeit, wodurch das Labor ein hohes<br />
Maß an Flexibilität erreicht.<br />
O VANTAGE, das neue elekronische<br />
Systemmanagement, steuert die<br />
Kommunikation zwischen allen Automationseinheiten<br />
eines Labors. Dies<br />
bedeutet einen neuen Standard für<br />
kontrollierte Arbeitsabläufe und den<br />
nachfolgenden Informationsaustausch<br />
zwischen einzelnen Arbeitsstationen.<br />
Die eindeutige Identifizierung der<br />
Patientenproben zu jeder Zeit opt<strong>im</strong>iert<br />
den Workflow und erhöht die<br />
Sicherheit in der Routine. Gerade<br />
bei einem höheren Probendurchsatz<br />
bedeutet VANTAGE einen großen<br />
Fortschitt für das Qualitätsmanagement<br />
und schafft Freiräume für die<br />
eigentliche <strong>Diagnostik</strong>.<br />
Das Portfolio von <strong>Roche</strong> Tissue <strong>Diagnostics</strong><br />
/ Ventana für das pathologische<br />
Workflow<br />
Histologie<br />
Pr<strong>im</strong>ärfärbung<br />
Beschreibung<br />
<strong>Roche</strong><br />
Produkte<br />
Probenbearbeitung<br />
Fixierung,<br />
Schneiden<br />
Morphologie<br />
z.B. H & E<br />
SYMPHONY<br />
Labor umfasst neben Geräten und Softwarelösungen<br />
auch vollautomatisierte<br />
ISH-Testmethoden sowie viele Antikörper<br />
und Sonden für die Untersuchung<br />
von Gewebeproben (Abb. 1).<br />
Das Team<br />
Kompetenz und Kundennähe – diesem<br />
Leitgedanken folgt das Team von <strong>Roche</strong><br />
Tissue <strong>Diagnostics</strong> / Ventana (Abb. 2). Die<br />
Mitarbeiter der drei regionalen Verkaufsteams<br />
<strong>im</strong> Norden, Westen und Süden sind<br />
vor Ort – in pathologischen Laboren und<br />
NexES<br />
„Advanced<br />
Staining“<br />
Protein/DNA Tests<br />
(IHC/ISH/FISH/FITC)<br />
z.B. Pathway HER2<br />
Workflow Management VANTAGE<br />
Abb. 1: Produktportfolio von <strong>Roche</strong> Tissue <strong>Diagnostics</strong> / Ventana<br />
BenchMark Serie<br />
Automatische<br />
Bildanalyse und<br />
Archivierung<br />
Software und<br />
Mikroskopie<br />
VIAS<br />
Forschungsinstituten – <strong>im</strong> Einsatz. Unterstützt<br />
durch die Funktionen Marketing<br />
und Produktmanagement, Service-Hotline<br />
und Logistik in Mannhe<strong>im</strong> werden<br />
die Anforderungen und Wünsche der<br />
Kunden schnell und kompetent bearbeitet.<br />
Zur umfassenden und hochqualitativen<br />
Betreuung sind unterschiedliche<br />
Kompetenzen <strong>im</strong> Team vereint. Auf diese<br />
Weise werden die Bereiche Immunhistochemie,<br />
in-situ-Hybridisierung, Systeme<br />
sowie Lösungen für die H&E-Färbung<br />
und für den Workflow abgedeckt. Die<br />
enge Zusammenarbeit mit dem Applikations-<br />
und technischem Serviceteam sorgt<br />
für professionelle Unterstützung <strong>im</strong> Kundenlabor.<br />
Sie haben Fragen zu unseren Systemen<br />
und Reagenzien, zur Labororganisation<br />
oder zu Workflow-Lösungen? Dann sprechen<br />
Sie uns an!<br />
Ihr Ansprechpartner:<br />
Dr. Ines Sauer<br />
Leitung Marketing Tissue <strong>Diagnostics</strong><br />
(06 21) 7 59 22 31<br />
ines.sauer@roche.com<br />
Abb 2: Das Team von <strong>Roche</strong> Tissue <strong>Diagnostics</strong> / Ventana (von links nach rechts):<br />
Hinten: Dr. Frank Unterseher, Holger Schlaszus, Dr. Jörg Dosch, Jan Schreiber, Karin Steybe<br />
Mitte hinten: Michael Götzl, Dr. Katja Erlach, Stefan Reininghaus, Dr. Melanie Kaiser, Adnan Sabbah,<br />
Sarah Bölke, Nicole Reinhold<br />
Mitte vorne: Thomas Fengel, Gabriele Poplutz, Sylvia Katzke, Dr. Ines Sauer, Meike Leutke, Christiane<br />
Linßner, Dr. Daniel Nummer<br />
Vorne: Dr. Piotr Kos, Kevin Knecht, Markus Bierod<br />
Nicht auf dem Bild: Karleen Benney-Wagner, Emmeran Elahi, Carsten Kässner, Thomas Märsch, Marco<br />
Schnaars, Carlo Sirna, Todd Templar, Christian Voike, Monika Vosen, Torben Wolf, Hannah Zepp<br />
Ausgabe 30 • 10/2010 9
Präzise Informationen zur Tumor-DNA beschleunigen Diagnosen<br />
Für Patienten, die mit der Diagnose Brustoder<br />
Magenkrebs konfrontiert werden,<br />
fühlt sich die tage- oder sogar wochenlange<br />
Wartezeit auf verlässliche Testergebnisse<br />
wie eine Ewigkeit an. Ärzteteams<br />
sind sich darin einig, dass die<br />
schnelle und exakte Diagnosestellung für<br />
einen gezielten Therapieplan von entscheidender<br />
Bedeutung ist. Vor diesem<br />
Hintergrund hat <strong>Roche</strong> Tissue <strong>Diagnostics</strong><br />
den INFORM HER2 Dual ISH DNA Probe<br />
Cocktail Assay entwickelt.<br />
Brustgewebe<br />
Dual Colour ISH<br />
Chr. 17<br />
HER2<br />
Der HER2-Status ist bei Brust- und<br />
Magenkrebs therapieentscheidend. Ziel<br />
der pathologischen Laboren ist es daher,<br />
das HER2-Vorkommen auf den Krebszellen<br />
zu quantifizieren und zu analysieren,<br />
ob HER2 massiv vermehrt ist. Bei mäßig<br />
überexpr<strong>im</strong>ierenden Karzinomen muss<br />
noch eine entsprechende Genamplifikation<br />
nachgewiesen werden. Die Genamplifikation<br />
wird durch SISH (Silber<br />
in-situ-Hybridisierung), duale ISH oder<br />
durch FISH (Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung)<br />
dargestellt. Die Ergebnisse<br />
der SISH Färbung zeigen eine sehr hohe<br />
Korrelation mit der „klassischen“ FISH-<br />
Methode. Darüber hinaus sind aber bei<br />
der SISH Technologie die morphologisch-zellulären<br />
Informationen aufgrund<br />
der chromogenen Färbung auswertbar. 1)<br />
Der neue HER2-Dual-ISH-Assay ist das<br />
Ergebnis einer kontinuierlichen Weiterentwicklung<br />
von Molekularsonden und<br />
Nachweissystemen durch <strong>Roche</strong> Tissue<br />
<strong>Diagnostics</strong>. Die Sonden – eine für<br />
das Gen, die andere für das Chromosom<br />
– werden in einem einzigen Dispenser<br />
zu einem Cocktail gemischt. Der<br />
Assay umfasst das bewährte SISH- und<br />
ein neuartiges Red Chromogenic (Red<br />
ISH)-Nachweissystem, womit sowohl<br />
das HER2-Gen als auch die Genkopien<br />
von Chromosom 17 in einem einzigen<br />
Gewebeschnitt sichtbar werden (Abb. 1).<br />
Die Dual-Colour-ISH-Tests werden<br />
am Lichtmikroskop ausgewertet, der<br />
Gen- und der Chromosomen-Status der<br />
Zellen können s<strong>im</strong>ultan und <strong>im</strong> vollständigen<br />
Gewebe-Morphologiekontext<br />
best<strong>im</strong>mt werden. Die Tests visualisieren<br />
die hybridisierten Zielstrukturen also<br />
durch Kombination der SISH mit einer<br />
Abb. 1: Vergleich der HER2- / Zentromer-Färbung in tumorfreiem Kontroll-Brustgewebe (links)<br />
und pr<strong>im</strong>ärem Tumor-Brustgewebe (rechts). Die HER2-Überexpression <strong>im</strong> Tumorgewebe (schwarze<br />
Silberpartikel) ist deutlich zu erkennen. Rot: Chromosom-17-Färbung.<br />
Enzym-basierten chromogenen Detektion<br />
auf dem gleichen Objektträger. Die<br />
zweifache Färbung zeigt eine SISH-markierte<br />
Sonde und eine Rot-markierte Zentromersonde.<br />
Durch die gleichzeitige Darstellung beider<br />
Signale in einem Präparat wird die<br />
Best<strong>im</strong>mung des HER2-Genstatus präziser,<br />
da der Pathologe Informationen über<br />
die gesamte Tumormorphologie erhält<br />
und sicher sein kann, dass er nur die Signale<br />
innerhalb des relevanten Bereichs<br />
des Tumorgewebes erfasst.<br />
Silber<br />
in-situ-Hybridisierung<br />
HER2<br />
Duale Silber<br />
in-situ-Hybridisierung<br />
Der HER2-Dual-ISH-Assay wird vollautomatisiert<br />
auf den Ventana-BenchMark-<br />
Geräten eingesetzt. Er verbessert den<br />
Arbeitsablauf in Pathologielabors, weil<br />
sich die erforderlichen Ressourcen und<br />
die Bearbeitungszeit von der Probenvorbereitung<br />
bis zur Bewertung durch<br />
den Pathologen auf 11 – 15 Stunden reduzieren.<br />
Dies ist ein großer Fortschritt <strong>im</strong><br />
Vergleich zur überwiegend manuellen<br />
FISH, die 24 – 36 Stunden dauern kann.<br />
Der vollautomatisierte HER2-Dual-ISH-<br />
Assay ist ein Test, der über Nacht und<br />
ohne Aufsicht ablaufen kann. Die Gewe<br />
Cocktail Duale Silber<br />
in-situ-Hybridisierung<br />
SISH DS-ISH DD-ISH<br />
Chr17<br />
getrennte<br />
Hybridisierung<br />
HER2<br />
Chr17<br />
sequnzielle<br />
Hybridisierung<br />
HER2<br />
Chr17<br />
s<strong>im</strong>ultane<br />
Hybridisierung<br />
2 Objektträger 1 Objektträger 1 Objektträger<br />
> 6h TAT > 16h TAT ~ 11h TAT<br />
Abb. 2: Die Vorteile des neuen Sonden-Cocktails für Brust- und Magenkarzinom<br />
(TAT = Turn-around-t<strong>im</strong>e)<br />
verbesserte<br />
Morphologie<br />
10<br />
Ausgabe 30 • 10/2010
eschnitte werden am Tag vorbereitet<br />
und am Abend in das Gerät eingelegt,<br />
am nächsten Morgen stehen sie zur Auswertung<br />
durch den Pathologen bereit. Die<br />
Vorteile des Sonden-Cocktails und der<br />
automatisierten Bearbeitung zeigt Abb. 2.<br />
dass er die Anforderungen und Erwartungen<br />
der Kunden erfüllt. Die Einführung<br />
erfolgte außerhalb der USA Ende Juni<br />
2010 als CE-gekennzeichnetes in-vitro-<br />
<strong>Diagnostik</strong>um.<br />
Ihr Ansprechpartner:<br />
Stefan Reininghaus<br />
Key Account Produktspezialist Reagenzien<br />
(01 73) 58 61 934<br />
stefan.reininghaus@roche.com<br />
Der HER2-Dual-ISH-Assay hat nachweislich<br />
eine sehr hohe Übereinst<strong>im</strong>mung<br />
mit den etablierten FISH-Tests, und die<br />
Ergebnisse sind von Labor zu Labor<br />
reproduzierbar. 2) Der Assay wurde während<br />
der Entwicklung intern und extern<br />
ausgiebig geprüft, um zu gewährleisten,<br />
Literatur:<br />
1) McElhinny A. et al: Breast Cancer Symp, 2009,<br />
Abstract 54<br />
2) J.M.S. Bartlett et al: Cancer Res. 2009, 69 (24<br />
Suppl): Abstract 6011<br />
Maßgeschneidertes LIS-Modul für die Pathologie<br />
Die Untersuchung von Gewebeproben<br />
zählt zu den wichtigsten und zugleich<br />
komplexesten Bereichen der Labordiagnostik.<br />
Entscheidend für eine erfolgreiche<br />
Behandlung des Patienten ist die akkurate<br />
Dokumentation der Befunde und ihre<br />
schnelle Verfügbarkeit für den behandelnden<br />
Arzt. Das jüngste Produkt des<br />
SWISSLAB Laborinformationssystems<br />
(LIS) ist ein Modul, das die Arbeitsprozesse<br />
<strong>im</strong> Pathologie-Labor effizienter<br />
gestaltet, weil es den speziellen Workflow<br />
perfekt abdeckt und dafür sorgt, dass alle<br />
Arbeitsschritte von der Präparation bis zur<br />
Berichterstellung reibungslos organisiert<br />
werden.<br />
Die diagnostische Informationsplattform<br />
von Swisslab ist modular aufgebaut<br />
und bildet neben den Arbeitsplätzen<br />
<strong>im</strong> Zentrallabor auch Spezialbereiche<br />
wie Mikrobiologie, Transfusionsmedizin<br />
oder Neugeborenen-Screening ab.<br />
SWISSLAB<br />
Zentrallabor<br />
Klinische Chemie<br />
Immunologie<br />
Hämatologie<br />
Gerinnung<br />
Urinanalytik<br />
SWISSLAB – die diagnostische Informationsplattform<br />
SWISSLAB<br />
Mikrobiologie<br />
Bakteriologie<br />
Virologie<br />
Serologie<br />
Hygiene<br />
Parasitologie<br />
Das neue SWISSLAB Modul Pathologie<br />
umfasst die zentrale Datenverwaltung –<br />
einschließlich Bilddateien der Proben –<br />
und eine integrierte Schnittstelle für eine<br />
Diktat-Software. Der Pathologe diktiert<br />
seinen Befund direkt am Mikroskop. Mit<br />
der speziellen Software können die Diktate<br />
unmittelbar nach Abschluss abgerufen<br />
und transkribiert werden. Zugleich<br />
wird die Gutachtenerstellung erleichtert:<br />
Der „Arztdialog“ bietet eine Übersicht<br />
über alle Vorbefunde des Patienten aus<br />
unterschiedlichen Laboren. Individuelle<br />
Formatierungsmöglichkeiten, Textbausteine,<br />
eine automatische Fehlerkorrektur<br />
und die Speicherfähigkeit <strong>im</strong> Microsoft-<br />
Word-Format erleichtern die Befundbeschreibung.<br />
Es ist möglich, Gutachten<br />
und Konziliarbriefe automatisch an vordefinierte<br />
Einsender zu verschicken. Auch<br />
SWISSLAB<br />
Transfusionsmedizin<br />
Blutgruppenserologie<br />
&<br />
Blutdepot<br />
Spende & Herstellung<br />
HLA Labor<br />
Stammzellen<br />
SWISSLAB Funktionen<br />
SWISSLAB<br />
Pathologie<br />
Histologie<br />
Zytologie<br />
Gynäkologische<br />
Zytologie<br />
Autopsie<br />
SWISSLAB<br />
Speziallabore<br />
Spezial<strong>im</strong>munologie<br />
Neugeborenen<br />
Screening<br />
Psychopharmakologie<br />
PCR Labor<br />
... und weitere<br />
Dokumentendatenbank Abrechnung Statistik Regelwerk Befundgestaltung Probenarchiv<br />
LIS-Portfolio von Swisslab<br />
LAURIS Order Communication System<br />
Krankenhausinformationssystem<br />
bei der Abrechnung leistet das Modul<br />
Hilfe, indem es alle Leistungen bereits<br />
<strong>im</strong> Labor und be<strong>im</strong> Arzt erfasst. Zugleich<br />
lässt es sich flexibel konfigurieren, d.h.<br />
individuellen Anforderungen anpassen.<br />
Langjährige Markterfahrung<br />
Seit 1979 bietet Swisslab Laborinformationssysteme<br />
(LIS) für Großlabore und<br />
Universitätskliniken an. Das Unternehmen<br />
mit Sitz in Berlin ist für LIS einer<br />
der führenden Anbieter in Europa. In<br />
Deutschland z.B. arbeiten über 60 % der<br />
Universitätskliniken mit dem LIS von<br />
SWISSLAB. Im Dezember 2008 übernahm<br />
<strong>Roche</strong> <strong>Diagnostics</strong> die Swisslab<br />
GmBH als 100-prozentige Tochter und<br />
erweiterte damit das eigene Portfolio an<br />
IT- und Workflowlösungen für hochautomatisierte<br />
Großlabore.<br />
Ausgabe 30 • 10/2010 11
Das SWISSLAB LIS sorgt in großen Einrichtungen<br />
mit sehr hohem Probenaufkommen<br />
– nicht selten mehrere Millionen<br />
Proben pro Jahr – für effiziente Prozesse<br />
und den reibungslosen Austausch von<br />
Informationen – ein Schlüsselfaktor in<br />
der <strong>im</strong>mer komplexeren Laborlandschaft.<br />
Eine besondere Stärke dieser Laborsoftware<br />
liegt darin, Zentral-, Satelliten- und<br />
Speziallabors, die oft räumlich getrennt<br />
sind, über ein einheitliches LIS auf einer<br />
zentralen Datenbank abzubilden und<br />
damit alle Informationen zu einem Patienten<br />
in den Labors oder auf Station<br />
zugänglich zu machen.<br />
Einzelne Module können problemlos<br />
in ein bereits bestehendes SWISSLAB<br />
LIS integriert werden. Die Kombination<br />
der einzelnen LIS-Module von Swisslab<br />
nach den hauseigenen Erfordernissen<br />
ermöglicht einen ganzheitlichen, interdisziplinären<br />
Blick auf den Patienten und<br />
unterstützt eine schnellere und präzisere<br />
Diagnosefindung.<br />
Besuchen Sie Swisslab<br />
auf der Medica<br />
(17. – 20.11.2010 in Düsseldorf)<br />
in der IT-Halle Nr. 15, Stand E32.<br />
Ihre Ansprechpartnerin:<br />
Beate Kießling<br />
Marketing & Sales SWISSLAB<br />
(030) 62 601 136<br />
beate.kiessling@swisslab.roche.com<br />
www.swisslab.com<br />
Ersttr<strong>im</strong>ester-Screening: Weniger invasive Untersuchungen<br />
Das Ersttr<strong>im</strong>ester-Screening unter Beteiligung<br />
der biochemischen Parameter<br />
PAPP-A und free βhCG erreicht bei<br />
95 % Spezifität eine so hohe Detektionsrate,<br />
dass die Zahl der invasiven Untersuchungen<br />
deutlich reduziert werden<br />
konnte. 1, 2) Voraussetzung dafür waren die<br />
Qualitätsstandards der FMF (Fetal Medicine<br />
Foundation); die jetzt verfügbaren<br />
ElecsysT Assays erfüllen deren Anforderungen.<br />
Zusätzlich ist eine weitere Konsolidierung<br />
von qualitativ hochwertigen<br />
Tests auf den <strong>im</strong>munologischen Systemen<br />
von <strong>Roche</strong> möglich.<br />
PAPP-A (Pregnancy associated Plasma<br />
Protein A) und freies βhCG (humanes<br />
Choriongonadotropin) sind Glykoproteine,<br />
die vom plazentaren Trophoblasten<br />
synthetisiert und <strong>im</strong> mütterlichen Blut<br />
gemessen werden. Beide Parameter zeigen<br />
einen charakteristischen Verlauf während<br />
der Schwangerschaft. PAPP-A ist ab der<br />
6. Schwangerschaftswoche (SSW) nachweisbar<br />
und steigt bis zum Ende der Schwangerschaft<br />
an. Bei Schwangerschaften mit Trisomie<br />
21 sind die Werte <strong>im</strong> ersten Tr<strong>im</strong>enon<br />
niedriger (ca. 0,5 MOM*). Freies βhCG ist<br />
bereits etwa 10 Tage nach der Ovulation<br />
nachweisbar. Es erreicht in der 8. – 10. SSW<br />
einen Peak, fällt dann kontinuierlich ab und<br />
geht <strong>im</strong> 3.Tr<strong>im</strong>enon in ein Plateau über. Bei<br />
Schwangerschaften mit Chromosomenaberrationen<br />
werden erhöhte Werte gemessen<br />
(ca. 2.0 – 2,5 MOM*).<br />
Be<strong>im</strong> Ersttr<strong>im</strong>ester-Screening wird aus<br />
jeweils mehreren Parametern der bildgebenden<br />
und der biochemischen Untersuchungen<br />
und unter Berücksichtigung anamnestischer<br />
Daten das individuelle Risiko<br />
der Schwangeren für eine Schwangerschaft<br />
mit Trisomie 21 (Down-Syndrom) oder<br />
anderen Chromosomenanomalien ermittelt.<br />
Das Ergebnis dieser Risikokalkulation<br />
entscheidet darüber, ob eine weiterführende<br />
<strong>Diagnostik</strong> mit invasiven Verfahren<br />
empfohlen wird (s.a. Beitrag „Gewissheit<br />
so früh wie möglich“). Da invasive Ver<br />
cobas e Systeme<br />
KRYPTOR<br />
cobas e Systeme<br />
KRYPTOR<br />
0<br />
0<br />
10<br />
1<br />
20<br />
2<br />
30<br />
fahren eigene Risiken bergen, gilt es, das<br />
Nutzen-Risiko-Verhältnis abzuwägen.<br />
Essenziell für die valide Risikoabschätzung<br />
ist, dass jeder einzelne Parameter<br />
des Ersttr<strong>im</strong>ester-Screenings mit höchster<br />
Qualität ermittelt wird. In der Vergangenheit<br />
waren die Ergebnisse des sog. Downscreenings<br />
(erstes und zweites Tr<strong>im</strong>ester)<br />
nicht zuverlässig genug, um als erste Stufe<br />
der invasiven Fruchtwasseruntersuchung<br />
vorgeschaltet zu werden. Erst die Einführung<br />
von Zertifizierungsverfahren der<br />
FMF Deutschland und der FMF England<br />
machte die Untersuchungen deutlich<br />
1, 3)<br />
zuverlässiger und vergleichbarer.<br />
<strong>Roche</strong> kann mit den neuen Assays ElecsysT<br />
PAPP-A und ElecsysT free βhCG einen weiteren<br />
wertvollen Beitrag für die Schwangerschaftsdiagnostik<br />
leisten. Beide Tests<br />
wurden ausgiebig evaluiert und mit etablierten<br />
Assays verglichen (Abb. 1). ElecsysT<br />
PAPP-A und ElecsysT free βhCG erfüllen<br />
mit einem Variationskoeffizienten von<br />
40 50 60<br />
Detektionsrate [%]<br />
65,6<br />
70<br />
3 4 5 6 7<br />
Falsch positiver Anteil [%]<br />
75,0<br />
80 90 100<br />
8 9 10<br />
Abb 1: Richtig positive (oben) und falsch positive (unten) Ergebnisse von ElecsysT free βhCG<br />
(grün) und ElecsysT PAPP-A (grau) bei der Risikoabschätzung auf Trisomie 21 von 1047 Schwangeren.<br />
Vergleich mit einem zweiten kommerziellen Test (Mulitcenter-Evaluierung <strong>Roche</strong> <strong>Diagnostics</strong>, 2009)<br />
5,8<br />
7,7<br />
12<br />
Ausgabe 30 • 10/2010
Elecsys /<br />
cobas e Systeme<br />
KRYPTOR/<br />
K. compact<br />
DELFIA Xpress/<br />
AutoDELFIA<br />
IMMULITE <br />
FMF-Anforderung<br />
* MOM (Multiple of Mean): Wert für die Abweichung<br />
des individuellen Schwangerschaftswertes<br />
von einer Referenzpopulation<br />
Literatur:<br />
1) Merz et al: Der Gynäkologe, 2006, 39, 847-853<br />
2) Kozlowski P.: Ultraschall Med 2008, Apr. 29 (2)<br />
3) Nicolaides KH et al: Ultrasound Obstet Gynecol,<br />
2005, 25, 221-226<br />
free βhCG<br />
PAPP-A<br />
0<br />
etwa 3 % voll die FMF-Anforderungen,<br />
die für Routinemessungen bei 6 % liegen<br />
(Abb. 1). Die Tests haben die Zertifizierung<br />
beider Institutionen er halten.<br />
Erstklassige Präzision und Reproduzierbarkeit<br />
der Werte – dafür steht die Kombination<br />
aus Elektrochemilumineszenzund<br />
Biotin-Streptavidin-Technologie<br />
seit über 10 Jahren.<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Max<strong>im</strong>aler Gesamt-VK in % (Mittlere Konzentrationsbereiche)<br />
Abb.2: Variationskoeffizienten verschiedener kommerzieller PAPP-A und free βhCG-Tests<br />
(Zusammenstellung aus den einzelnen Packungsbeilagen)<br />
Die Parameterpalette für die Schwangerschaftsdiagnostik<br />
mit dieser qualitativ<br />
hochwertigen Technologie umfasst neben<br />
den etablierten Tests jetzt auch die Parameter<br />
ElecsysT PAPP-A und ElecsysT free<br />
βhCG für das Ersttr<strong>im</strong>ester-Screening<br />
und die Parameter ElecsysT PlGF und<br />
ElecsysT sFlt1 für die Abklärung einer<br />
Präeklampsie.<br />
Ihre Ansprechpartnerin:<br />
Dagmar Winnefeld<br />
Produktmanagement Immunologie<br />
(06 21) 7 59 48 20<br />
dagmar.winnefeld@roche.com<br />
Weil „einfach“ sicher ist – Reagenz einlegen und starten!<br />
Der Laboralltag ist vielfach von Routine<br />
geprägt, angefangen von der Reagenzlogistik<br />
über die Vorbereitung der Reagenzien<br />
bis hin zur Bestückung der Systeme.<br />
In vielen Fällen sind diese Tätigkeiten zeitaufwendig<br />
und führen je nach Gerätepark<br />
zu komplexen Arbeitsschritten. Das<br />
cobasT Reagenzkonzept für die Klinische<br />
Chemie und die Immunologie geht neue<br />
Wege, es bietet Flexibilität und vereinfacht<br />
die Laborroutine erheblich.<br />
Die cobasT Reagenzien für den Serumarbeitsplatz<br />
sind in kompakten Kassetten<br />
abgefüllt, für die Klinische Chemie in die<br />
cobas c packs (Abb. 1), für die heterogene<br />
Immunologie in die cobas e packs<br />
Abb. 1: cobasT Reagenzkassetten für die Klinische<br />
Chemie (c pack)<br />
(Abb. 2). Folgende Eigenschaften und<br />
Vorteile kennzeichnen das cobasT Reagenzkonzept:<br />
O Die Analytik kann sofort starten,<br />
kein Mischen und Vorbereiten mehr.<br />
cobasT Reagenzien sind sofort verwendbar:<br />
Kassetten einsetzen und mit<br />
den Analysen starten. Diese einfache<br />
Handhabung spart Zeit und gibt<br />
Sicherheit, weil sie Fehler <strong>im</strong> Umgang<br />
mit Reagenzien vermeidet.<br />
O Wenn es schnell gehen muss – Resultate<br />
mit den STAT-Testvarianten<br />
innerhalb von 9 Minuten verfügbar.<br />
Unabhängig davon, ob eine Notfallprobe<br />
in nur 9 Minuten oder ein Routine-Test<br />
in 18 Minuten durchgeführt<br />
Abb. 2: cobasT Reagenzkassette für die heterogene<br />
Immunologie (e pack)<br />
werden soll, für zeitkritische Anforderungen<br />
gibt es bei den <strong>im</strong>munologischen<br />
Parametern bedarfsadaptierte<br />
Applikationen.<br />
O Weniger manuelle Verdünnungen<br />
erhöhen die Ergebnissicherheit. In<br />
der täglichen Laborarbeit machen<br />
hohe Analyt-Konzentrationen häufig<br />
Verdünnungsschritte notwendig. Dies<br />
kostet Zeit und Geld, außerdem birgt<br />
jeder manuelle Schritt ein potenzielles<br />
Kontaminationsrisiko, da Nachverdünnungen<br />
oft manuell durchgeführt<br />
werden müssen. cobasT Reagenzien<br />
kombinieren hohe Sensitivität mit<br />
weiten Messbereichen, um das Risiko<br />
der Kontamination so gering wie<br />
möglich zu halten.<br />
O Die hohe Haltbarkeit der cobasT Reagenzien<br />
reduziert Reagenzverfall. Die<br />
cobasT Kassetten sind mehr als nur<br />
einfache Reagenzbehälter. Spezielle Entlüftungssysteme<br />
in den cobas c packs<br />
large verhindern Schaumbildung. Die<br />
cobasT Reagenz behälter sind so entwickelt,<br />
dass der Einfluss von Sauerstoff<br />
und CO 2 min<strong>im</strong>iert wird. Dies stellt<br />
eine lange on-board-Stabilität der Reagenzien<br />
– parameterabhängig zwischen<br />
14 und 180 Tagen – sicher.<br />
Ausgabe 30 • 10/2010 13
O Die Wertelage bei Chargenwechsel<br />
bleibt konstant. Die interne Qualitätskontrolle<br />
bei <strong>Roche</strong> sorgt für<br />
eine hohe Chargenkonstanz. Dies<br />
garantiert bei Verlaufskontrollen mit<br />
therapiekritischen Parametern die<br />
Zuverlässigkeit, die klinische Entscheidungen<br />
benötigen.<br />
O In der cobas e library sind jederzeit<br />
die aktuellen Packungsbeilagen<br />
verfügbar. cobas e link schafft eine<br />
direkte Verbindung zwischen Labor<br />
und <strong>Roche</strong>. Dies garantiert rund um<br />
die Uhr den Zugriff auf die aktuellsten<br />
Informationen.<br />
O Kompakte Reagenzkassetten sparen<br />
Lagerfläche. Große Kühlräume als<br />
Reagenzlager gehören der Vergangenheit<br />
an. Mit dem platzsparenden Kassettenständer<br />
(Abb. 3) können bis zu<br />
1 000 Tests pro Liter Lagerraum untergebracht<br />
werden. Ein einziger handelsüblicher<br />
Kühlschrank bietet somit<br />
ausreichend Platz für mehr als 300 000<br />
klinisch-chemische und <strong>im</strong>munologische<br />
Tests.<br />
Abb. 3: Aufbewahrungsständer für cobasT-<br />
Reagenzkassetten<br />
O Verbrauchsadaptierte Reagenzkassetten<br />
bedienen unterschiedliche<br />
Anforderungen. Neben dem Standard<br />
cobas c pack gibt es für mehr als 80<br />
Hochvolumenparameter der Klinischen<br />
Chemie das cobas c pack large.<br />
Das bedeutet z.B. bei dem Parameter<br />
Alanine-Aminotransferase statt der<br />
üblichen 500 Best<strong>im</strong>mungen pro Kassette<br />
1 100 Best<strong>im</strong>mungen. Bei hohem<br />
Anforderungsaufkommen in Hochdurchsatzlaboren<br />
müssen Reagenzkassetten<br />
somit weniger häufig nachgeladen<br />
werden, bei geringerem Bedarf<br />
wird ein Reagenzverfall vermieden.<br />
O Mehr als 180 Parameter verhelfen<br />
zur Konsolidierung des Workflows.<br />
Die Verfügbarkeit dieses breiten Parameterportfolios,<br />
kombiniert mit der<br />
langen Haltbarkeit der Reagenzien,<br />
ermöglicht es, auch seltene Anforderungen<br />
auf der Routineplattform zu<br />
bearbeiten und eine max<strong>im</strong>ale Konsolidierung<br />
zu erreichen.<br />
O Die Testergebnisse sind innerhalb<br />
der Systemfamilie vergleichbar. Die<br />
modularen Systemkomponenten der<br />
cobasT modular platform mit insgesamt<br />
48 möglichen Konfigurationen<br />
sind die Basis einer maßgeschneiderten<br />
Systemlösung für jeden Labortyp.<br />
Die cobasT Reagenzien dagegen sind<br />
innerhalb der Systemfamilie universell<br />
einsetzbar. Das bedeutet absolut<br />
vergleichbare Ergebnisse – essenziell<br />
z.B. für Laborverbünde oder Back-up-<br />
Lösungen. Darüber hinaus vereinfacht<br />
das einheitliche Konzept die Reagenzlogistik<br />
innerhalb kooperierender<br />
Labors erheblich.<br />
Das cobasT Reagenzkonzept ist in puncto<br />
Effizienz, Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />
wegweisend. Mehr als 180 Parameter stehen<br />
bereits zur Verfügung, darunter innovative<br />
Biomarker z.B. aus den Bereichen<br />
Schwangerschaftsvorsorge, Endokrinologie,<br />
Kardiologie oder Infektionsdiagnostik,<br />
die neue diagnostische Möglichkeiten<br />
eröffnen. <strong>Roche</strong>, als eines der forschungsintensivsten<br />
Gesundheitsunternehmen<br />
weltweit, wird das Parameterportfolio<br />
der cobasT Reagenzlinie auch zukünftig<br />
mit medizinisch wertvollen Produkten<br />
erweitern.<br />
Ihr Ansprechpartner:<br />
Dr. Marc Böhm<br />
Produktmanagement SWA und Gerinnung<br />
(06 21) 7 59 36 40<br />
marc.boehm@roche.com<br />
Erkennen, wenn Heparin zur Gefahr wird<br />
Die Behandlung mit Heparin zur Therapie<br />
oder Prophylaxe thromboembolischer<br />
Ereignisse birgt die Gefahr einer<br />
Heparin-induzierten Thrombozytopenie<br />
(HIT). Zwei Ausprägungstypen sind<br />
bekannt: Während sich der Typ1 mit<br />
mäßigem und spontan reversiblem<br />
Thrombozytenabfall präsentiert, ist der<br />
Typ2 eine schwerwiegende Komplikation<br />
<strong>im</strong>munologischer Ätiologie. Als Folge<br />
der Immunreaktion verklumpen Thrombozyten<br />
und werden aktiviert, es resultieren<br />
Thrombosen <strong>im</strong> venösen und arteriellen<br />
System. Da Heparin derzeit <strong>im</strong>mer<br />
noch das am häufigsten eingesetzte<br />
Antikoagulans in der Behandlung v.a.<br />
stationärer Patienten darstellt, ist HIT<br />
Typ2 mit einer Häufigkeit von 1 – 5 % bei<br />
Therapie mit unfraktionierten Heparinen<br />
bzw. von 0,1 – 0,5 % bei Gabe von niedermolekularen<br />
Heparinen kein exotisches<br />
Ereignis. 1) Bei HIT Typ2 können alle Antikörperklassen<br />
auftreten, pathogen sind<br />
allerdings fast ausschließlich die der<br />
Klasse IgG. Für die <strong>Diagnostik</strong> ist daher<br />
die sensitive und spezifische Erkennung<br />
der IgG-Antikörper besonders wichtig,<br />
um rechtzeitig therapeutische Alternativen<br />
ergreifen zu können. Diese Anforderung<br />
erfüllt der neue Test AsserachromT<br />
HPIA IgG.<br />
HIT Typ2 ist die kritischste Komplikation<br />
einer Heparinbehandlung; Blutungen<br />
sind meist nur in therapeutischen<br />
Heparindosierungen klinisch relevant.<br />
14<br />
Ausgabe 30 • 10/2010
Ursache ist eine Immunreaktion gegen<br />
den Komplex aus Plättchenfaktor 4<br />
(PF4), der aus Thrombozyten sezerniert<br />
wird und dem zugeführten Heparin. Es<br />
entstehen große PF4 / Heparin-Komplexe,<br />
die Thrombozyten über FCγIIa-<br />
Rezeptoren quervernetzen und aktivieren.<br />
Neben einer dadurch initiierten weiteren<br />
Freisetzung von PF4 aus thrombozytären<br />
Granula, entstehen bei der Thrombozytenaktivierung<br />
auch prokoagulatorische<br />
Mikropartikel (s.a. „<strong>Diagnostik</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong><br />
29 “, Juli 2010). All diese Vorgänge führen<br />
schließlich nicht nur zur Plättchenaggregation,<br />
sondern auch zur Thrombin- und<br />
damit Thrombusbildung. Die Symptome<br />
der HIT Typ2 treten typischerweise zwischen<br />
dem 5. und 14. Behandlungstag<br />
auf. 1) Das Ausmaß der venösen und / oder<br />
arteriellen Thrombosen best<strong>im</strong>mt die<br />
Schwere der Erkrankung. Das Letalitätsrisiko<br />
der HIT Typ2 liegt bei 6 – 10 %;<br />
ebenso hoch ist das Risiko für den Verlust<br />
einer Extremität. 1)<br />
Entscheidenden Einfluss auf den Verlauf<br />
einer HIT Typ 2 haben die frühzeitige<br />
Diagnose und die daraus abgeleitete<br />
Therapie. Wird eine HIT Typ2 festgestellt,<br />
muss die Gabe von Heparin sofort beendet<br />
und der Patient mit einem alternativen<br />
Antikoagulans therapiert werden. In<br />
Frage kommen hierfür neben Danaparoid<br />
(OrgaranT) die direkten Thrombin-Inhibitoren<br />
Lepirudin (RefludanT) und Argatroban<br />
(ArgatraT). Diese Medikamente<br />
sind bei bestehender bzw. vermuteter HIT<br />
Typ2 zugelassen.<br />
Das individuelle Risiko eines Patienten<br />
für eine HIT Typ2 wird mit dem sog.<br />
4T-Score (Thrombocytopenia, T<strong>im</strong>ing,<br />
Thrombosis, oTher causes of thrombocytopenia)<br />
abgeschätzt. 2) Bei hoher klinischer<br />
Wahrscheinlichkeit (≥4 Punkte)<br />
sollte die Therapieentscheidung über<br />
einen sensitiven und spezifischen Labortest<br />
unterstützt werden.<br />
Testformate für die in-vitro-<strong>Diagnostik</strong><br />
Funktionelle Tests, wie der SRA (serotonin-release<br />
assay) oder der HIPA (heparin-induced<br />
platelet activation)-Test,<br />
best<strong>im</strong>men ausschließlich die Plättchenaktivierenden<br />
Antikörper. Der SRA-Test<br />
ist der Goldstandard der HIT-<strong>Diagnostik</strong>,<br />
jedoch ist die Durchführung technisch<br />
sehr anspruchsvoll, zeitintensiv<br />
und bedarf radioaktiver Teilchen. Auch<br />
der HIPA-Test ist wenig routinetauglich,<br />
deshalb bleiben beide Methoden Speziallaboren<br />
vorbehalten.<br />
1 3<br />
PF4/Heparin Komplex<br />
Mikrotiterplatte<br />
2 Anti-PF4/Heparin IgG 4<br />
aus der Patientenprobe TMB<br />
Inkubation: 1 Stunde<br />
Testprinzip von AsserachromT HPIA IgG<br />
Immunologische Tests: Die ELISA-Methoden<br />
sind deutlich schneller und technisch<br />
einfacher durchzuführen (Abb.). Es gibt<br />
sowohl Antigen-Tests, die unspezifisch<br />
alle Antikörperklassen (IgG, IgM und<br />
IgA) gegen den PF4 / Heparin-Komplex<br />
detektieren, als auch Tests, die spezifisch<br />
die pathogenen IgG-AK nachweisen. Der<br />
neue ELISA-Test AsserachromT HPIA<br />
IgG arbeitet mit vorbeschichteten Mikrotiterplatten<br />
und erfasst <strong>im</strong> Gegensatz zu<br />
AsserachromT HPIA ganz spezifisch nur<br />
die HIT-Antikörper der Klasse IgG. Die<br />
Spezifität für den Nachweis einer klinisch<br />
relevanten HIT Typ2 liegt bei 92,7 %, die<br />
Sensitivität bei 100 %. 3) Mit AsserachromT<br />
HPIA IgG kann die Rate „falsch positiver<br />
Ergebnisse“ – bezogen auf die klinische<br />
Relevanz – <strong>im</strong> Vergleich zu AsserachromT<br />
HPIA gesenkt werden, ohne erwarten zu<br />
müssen, dass falsch negative Ergebnisse<br />
auftreten.<br />
AsserachromT HPIA IgG schafft auch<br />
außerhalb spezialisierter Labore die<br />
Chance, diagnostisch schnell und sicher<br />
klinische Anzeichen einer möglichen HIT<br />
Typ2 abzuklären, um die richtigen antikoagulatorischen<br />
Therapieentscheidungen<br />
treffen zu können.<br />
Inkubation: 1 Stunde<br />
TMB<br />
Farbentwicklung<br />
bei 450 nm<br />
Markierte<br />
Anti-Mensch<br />
IgG Antikörper<br />
Literatur:<br />
1) Greinacher et al: Orphanet Encyclopedia http://<br />
www.orpha.net/data/patho/GB/uk-HIT.pdf, 2003<br />
2) Lo et al.: J Thromb Haemost 2006; 4, 759-64<br />
3) Elalamy et al: Poster GEHT, Toulouse, 2009<br />
Ihr Ansprechpartner:<br />
Dr. Frank Gast<br />
Produktmanagement Gerinnung<br />
(06 21) 7 59 46 18<br />
frank.gast@roche.com<br />
Ausgabe 30 • 10/2010 15
Produktnews<br />
Übersicht über Neueinführungen und Produktverbesserungen<br />
Produktlinie Produkt Geräte Anwendungszweck /<br />
Produktverbesserung<br />
Klinische<br />
Chemie<br />
Software 05-01 cobasT 6000 modular analyzer series • Anwenderdefiniertes Ausschleusen<br />
einzelner Racks<br />
• Spezifizierte Serumindex-Meldungen<br />
Control Set Dat Clinical<br />
cobasT modular platform:<br />
cobas c 311 / cobas c 501 /<br />
cobas c 502, cobas c 701<br />
COBAS INTEGRAT<br />
<strong>Roche</strong> <strong>Diagnostics</strong> / Hitachi<br />
Immunologie cobas e 602 System Modul der cobasT 8000 modular<br />
analyzer series<br />
ElecsysT free βHCG beta<br />
ElecsysT PAPP-A<br />
cobasT modular platform:<br />
cobas e 411 / cobas e 601<br />
MODULAR <br />
ElecsysT 2010<br />
cobasT modular platform:<br />
cobas e 411 / cobas e 601<br />
MODULAR <br />
ElecsysT 2010<br />
Kontrollset mit häufig verwendeten<br />
Cut-Offs für 9 Drogentests<br />
System für die Heterogene Immunologie<br />
N / U*<br />
N<br />
N<br />
N<br />
Status<br />
verfügbar<br />
verfügbar<br />
verfügbar<br />
Ersttr<strong>im</strong>ester-Screening N verfügbar<br />
Ersttr<strong>im</strong>ester-Screening N verfügbar<br />
Gerinnung AsserachromT HPIA IgG ELISA Reader IgG-spezifischer Nachweis von Typ<br />
II-Antikörpern bei Heparininduzierter<br />
Thrombozytopenie<br />
Molekulare<br />
<strong>Diagnostik</strong><br />
STAT-Liquid Anti-Xa<br />
STAT R Evolution,<br />
STAT Compact<br />
Flüssigreagenz zur Best<strong>im</strong>mung der<br />
Anti-XA-Aktivität von UFH, LMWH<br />
und Fondaparinux, inklusiv spezifischer<br />
Kalibratoren und Kontrollen<br />
cobasT TaqScreen DPX Test cobas s 201 System Blutspendentestung:<br />
Duplex-Test für HAV-RNA qualitativ<br />
und Parvovirus-B-19 DNA quantitativ<br />
aus Plasma<br />
Hospital POCT Accu-Chek T Safe-T-Pro Accu-Chek T Safe-T-ProT Uno Einmalstechhilfe mir geringerer Einstichtiefe<br />
und opt<strong>im</strong>ierter Lanzette<br />
Accu-Chek T Inform II Teststeifen<br />
Accu-Chek T Inform II<br />
Accu-Chek T Performa<br />
Längere Haltbarkeit des Teststreifens,<br />
bessere Performance<br />
IT-Lösungen SWISSLAB Modul Pathologie SWISSLAB LIS Spezielles Modul zur Unterstützung<br />
des gesamten Workflows der<br />
Pathologie<br />
Gewebe -<br />
diag nostik<br />
BenchMark GX System<br />
Zahlreiche neue Antikörper und<br />
Sonden<br />
HER2 Dual ISH DNA Probe Cocktail<br />
Assay<br />
BenchMark GX,<br />
BenchMark XT,<br />
BenchMark ULTRA<br />
BenchMark GX,<br />
BenchMark XT,<br />
BenchMark ULTRA<br />
Vollautomatisiertes Färbesystem für<br />
SISH-, Dual-SISH-, IHC-, ISH- und<br />
FITC-Färbung<br />
Testung zahlreicher Tumorgewebe in<br />
IHC und ISH<br />
S<strong>im</strong>ultaner Nachweis von HER2-Gen<br />
und Genkopien auf Chromosom 17<br />
N<br />
verfügbar<br />
N Dezember 2010<br />
N<br />
U<br />
U<br />
N<br />
U<br />
N<br />
N<br />
verfügbar Ende<br />
September<br />
verfügbar<br />
verfügbar<br />
verfügbar<br />
verfügbar<br />
verfügbar<br />
verfügbar<br />
* N = Neueinführung / U = Umstellung<br />
16<br />
Ausgabe 30 • 10/2010
Labormarkt und Gesundheitspolitik<br />
Krankenhäuser in Deutschland: Wettbewerbsfähig durch Effizienz und Qualität<br />
Der Kostendruck auf Krankenhäuser in<br />
Deutschland steigt. Doch die Situation ist<br />
nicht für alle gleich: Während Private sich<br />
am Kapitalmarkt bedienen können, um<br />
Einsparungs- und Modernisierungsmaßnahmen<br />
zu finanzieren, fehlt vielen öffentlich-rechtlichen<br />
Krankenhäusern das<br />
Geld. Studien belegen diese Entwicklung<br />
und zeigen zugleich Wege aus der Krise.<br />
Eine effiziente Labordiagnostik kann<br />
dabei eine wichtige Rolle spielen.<br />
„Survival of the fittest“ – Darwins Prinzip<br />
der natürlichen Auslese hat auch <strong>im</strong><br />
Krankenhaussektor Einzug gehalten und<br />
bereits merkliche Spuren hinterlassen.<br />
Die Zahl der Krankenhäuser in Deutschland<br />
sank zwischen 1998 und 2008 von<br />
2 263 auf 2 083 – und Experten rechnen<br />
damit, dass sich die Marktbereinigung<br />
weiter fortsetzen wird. Einer aktuellen<br />
Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
Ernst & Young zufolge steigt der<br />
finanzielle Druck <strong>im</strong> gesamten Krankenhaussektor:<br />
1) Die Kosten sind seit 2000<br />
jährlich um durchschnittlich 3 % angewachsen<br />
und liegen heute bei 62 Milliarden<br />
Euro pro Jahr. Über 80 % der von<br />
Ernst & Young befragten Krankenhausmanager<br />
rechnen damit, dass ihre Ausgaben<br />
für Personal und Sachleistungen<br />
in den kommenden zwei Jahren weiter<br />
steigen werden. Beispielsweise wird sich<br />
der Bedarf an Ärzten und Pflegekräften<br />
erhöhen – bei gleichzeitig verschärftem<br />
Wettstreit um qualifiziertes Personal.<br />
Krankenhäuser stehen in einem harten<br />
Wettbewerb und konkurrieren um<br />
Patienten, die wachsende Ansprüche an<br />
medizinische Leistung, Betreuung und<br />
Ambiente stellen. Um konkurrenzfähig<br />
zu bleiben, müssten viele investieren –<br />
in medizinische Geräte, Gebäudesanierung<br />
und mehr Personal. Aber oft fehlt<br />
das Geld: 31 % der von Ernst & Young<br />
befragten Krankenhausmanager beurteilen<br />
die finanzielle Lage ihrer Häuser als<br />
„eher schlecht“ oder sogar „sehr schlecht“.<br />
Die Folge: Notwendige Investitionen werden<br />
nicht getätigt. Der Investitionsstau<br />
belief sich 2009 nach Schätzungen der<br />
Deutschen Krankenhausgesellschaft auf<br />
50 Milliarden Euro, und jährlich kommen<br />
5 Milliarden Euro Neubedarf hinzu.<br />
Ungleiche Chancen<br />
Für private Krankenhäuser gestaltet sich<br />
die Finanzierung laut Ernst & Young oft<br />
einfacher als für Krankenhäuser in öffentlicher<br />
Trägerschaft. Private sind beliebte<br />
Kreditnehmer, da sie von Steuereinnahmen<br />
unabhängig sind und ihr Geschäft<br />
dadurch von Konjunkturschwankungen<br />
weitgehend unberührt bleibt. Sie können<br />
sich am Kapitalmarkt bedienen und<br />
Investitionsvorhaben zügig umsetzen. Für<br />
öffentlich-rechtliche Krankenhäuser ist<br />
die Situation deutlich schwieriger. Denn<br />
während die laufenden Betriebskosten<br />
von den Krankenkassen übernommen<br />
werden, kommt das Geld für Investitionen<br />
von den Bundesländern – und weil<br />
hier Finanznot herrscht, können unter<br />
Umständen zehn Jahre vergehen, bis eine<br />
Investition genehmigt wird. Die Wirtschaftskrise<br />
hat die Situation verschärft;<br />
infolge gestiegener Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit<br />
und Insolvenzen verzeichnen Länder<br />
und Kommunen Steuerausfälle.<br />
Nutzen leistungsfähiger Lösungen für die <strong>Diagnostik</strong> <strong>im</strong> Krankenhaus<br />
Medizinischer<br />
Wert<br />
Effizienz<br />
Behandlungsqualität<br />
steigt<br />
Ressourcenverbrauch<br />
sinkt<br />
Investition und Modernisierung werden<br />
öffentlich-rechtlichen Krankenhäusern<br />
auch durch strukturelle Nachteile<br />
erschwert: Sie unterliegen beispielsweise<br />
Tarifverträgen und müssen höhere Gehälter<br />
zahlen. Außerdem sind sie meist von<br />
der Kommunalverwaltung abhängig und<br />
damit nicht frei von politischer Einflussnahme.<br />
Im Gegensatz zu privaten Krankenhäusern<br />
sind öffentlich-rechtliche<br />
Häuser zudem nicht allein auf ökonomischen<br />
Gewinn ausgerichtet, sondern<br />
verfolgen darüber hinaus gesamtgesellschaftliche<br />
Ziele, wie beispielsweise eine<br />
umfassende medizinische Versorgung<br />
der Bevölkerung oder die Schaffung und<br />
Erhaltung von Arbeitsplätzen.<br />
Erfolgsfaktoren für kommunale Krankenhäuser<br />
Trotz dieser Herausforderungen können<br />
kommunale Krankenhäuser nach Einschätzung<br />
des Deutschen Krankenhausinstituts<br />
(DKI) <strong>im</strong> Wettbewerb mit den<br />
privaten Kliniken bestehen. 2) Mehr noch:<br />
Sie werden auch in Zukunft eine tragende<br />
Rolle <strong>im</strong> Gesundheitssektor spielen und<br />
ihre Marktführerschaft behaupten. Kommunale<br />
Häuser sind und bleiben führend<br />
bei der Fall- und Bettenzahl sowie der<br />
Zahl von Intensivbetten und Großgeräten.<br />
Ihre Aufgabe liegt darin, strukturelle<br />
Beeinträchtigungen zu überwinden und<br />
gleichzeitig ihre Wirtschaftlichkeit zu<br />
erhöhen, sodass sie wichtige Investitionen<br />
realisieren und dennoch schwarze Zahlen<br />
schreiben können.<br />
Das DKI hat öffentlich-rechtliche Krankenhäuser<br />
analysiert und die notwendigen<br />
Voraussetzungen für ihren wirtschaftlichen<br />
Erfolg identifiziert. Ein<br />
wesentlicher Faktor ist zum Beispiel die<br />
Umwandlung in eine private Rechtsform,<br />
um den politischen Einfluss der Kommunen<br />
zu mindern, effizientere Organisationsstrukturen<br />
aufzubauen und schneller<br />
auf Marktveränderungen reagieren<br />
zu können. Wichtig ist auch eine klare<br />
Aufgabenverteilung: So sollte etwa die<br />
Patientenzufriedenheit<br />
steigt<br />
Weiterempfehlung<br />
Image steigt<br />
Personal-/Sachkosten<br />
sinken<br />
Höhere Leistungsfähigkeit<br />
Höherer Output<br />
Wettbewerbsdruck<br />
Patientenerwartungen<br />
steigen<br />
Finanzieller Druck<br />
steigt<br />
Ausgabe 30 • 10/2010 17
letztgültige Entscheidungsbefugnis dem<br />
kaufmännischen Leiter des Krankenhauses<br />
obliegen, der auch gegenüber dem<br />
Träger weitgehende Handlungsfreiheit<br />
genießt. Der wirtschaftliche Erfolg ist<br />
nicht nur für die medizinische Einrichtung<br />
von Interesse – auch dem Patienten<br />
ist er nicht egal. Die Ergebnisse des<br />
Krankenhaus-Rating-Reports 2010 des<br />
Rheinisch-Westfälischen Instituts für<br />
Wirtschaftsforschung (RWI) zeigen, dass<br />
die Wirtschaftlichkeit eines Krankenhauses<br />
mit höherer Behandlungsqualität und<br />
Patientenzufriedenheit korreliert. 3)<br />
Moderne Labordiagnostik – Schlüssel<br />
für mehr Effizienz<br />
Höhere Behandlungsqualität, Patientenzufriedenheit<br />
und Wirtschaftlichkeit<br />
gehen Hand in Hand. Dieser Zusammenhang<br />
mag auf den ersten Blick überraschen<br />
– doch er lässt sich anhand von<br />
Beispielen aus der Labordiagnostik veranschaulichen.<br />
Dabei gilt generell: Je früher<br />
eine präzise Diagnose gestellt werden<br />
kann, desto eher können Patienten effizient<br />
behandelt werden. Dies ist zum einen<br />
ein wichtiger Faktor für die Patientenzufriedenheit,<br />
zum anderen ist das Einleiten<br />
angemessener therapeutischer Maßnahmen<br />
zum frühest möglichen Zeitpunkt<br />
<strong>im</strong>mer auch kosteneffizient.<br />
Beispielsweise unterstützen die Biomarker<br />
PlGF und sFLT-1, die gefährliche<br />
Schwangerschaftskomplikation Präeklampsie<br />
sehr frühzeitig zu diagnostizieren<br />
und von anderen, klinsch weniger<br />
relevanten Hochdruckerkrankungen der<br />
Schwangerschaft zu differenzieren. Vorsorgliche<br />
Maßnahmen können ergriffen<br />
und das Risiko schwerwiegender gesundheitlicher<br />
Schäden bei Mutter und Kind<br />
verringert werden. Ein weiteres Beispiel<br />
ist der konsequente Einsatz des Markers<br />
NT-proBNP: Er kann eine kardiale<br />
Erkrankung sicher nachweisen bzw.<br />
ausschließen, was u.a. kostenintensivere<br />
Echokardiografien reduziert. Zusätzlich<br />
eignet sich NT-proBNP nicht nur zur<br />
Therapiesteuerung, sondern auch zur<br />
Abschätzung der Prognose unter der<br />
gewählten Therapie. Auch das erweitert<br />
den klinischen Handlungsspielraum.<br />
Ein riesiges medizinisches und ökonomisches<br />
Problem für Krankenhäuser<br />
sind Infektionen. Jeder Sepsis- oder<br />
MRSA-Fall lässt die Behandlungskosten<br />
in extreme Höhen schießen. Und jedes<br />
Krankenhaus, in dem sich ein Patient<br />
mit MRSA infiziert hat, wird seine Reputation<br />
<strong>im</strong> persönlichen Umfeld dieses<br />
Patienten verlieren. Entscheidend für das<br />
richtige klinische Handeln ist, die Diagnose<br />
so früh wie möglich zu haben. So<br />
können rechtzeitig wirkungvolle Antibiotika<br />
verabreicht bzw. notwendige<br />
Hygienemaßnahmen festgelegt werden.<br />
Neue Labormethoden auf PCR-Basis,<br />
der LightCyclerT SeptiFast Test und der<br />
LightCyclerT MRSA ADVANCED Test<br />
bieten einen wichtigen Zeitvorteil gegenüber<br />
herkömmlichen mikrobiologischen<br />
Verfahren.<br />
Nicht nur Laborparameter, auch leistungsfähige<br />
und dem Bedarf angepasste<br />
Laborsysteme mit hoher Ergebnissicherheit<br />
tragen zu mehr Effizienz und Qualität<br />
in Krankenhäusern bei. Das modulare<br />
Systemkonzept für den Serumarbeitsplatz<br />
cobasT modular platform von <strong>Roche</strong><br />
bietet mit seinen 48 verschiedenen Systemkonfigurationen<br />
jedem Labor eine<br />
individuelle Möglichkeit, Arbeitsabläufe<br />
qualitativ und ökonomisch zu opt<strong>im</strong>ieren.<br />
Fazit<br />
Sowohl öffentlich-rechtliche als auch<br />
private Krankenhäuser müssen sich an<br />
Kriterien wie Effizienz, Qualität und Patientenzufriedenheit<br />
messen lassen. Eine<br />
moderne Labordiagnostik kann dabei in<br />
zweifacher Hinsicht unterstützen: Zum<br />
einen steigert sie mit einer frühen und<br />
präzisen Diagnose die Behandlungsqualität<br />
und die Patientenzufriedenheit, weil<br />
Patienten schneller die richtige Therapie<br />
erhalten. Zum anderen führt sie zu mehr<br />
Effizienz, weil der Ressourcenverbrauch<br />
gesenkt und die Leistungsfähigkeit gesteigert<br />
werden (Abb.). Damit können Krankenhäuser<br />
einen großen Schritt in Richtung<br />
Kosteneinsparungen tun.<br />
Literatur:<br />
1) Ernst & Young: „Krankenhauslandschaft <strong>im</strong><br />
Umbruch“, 2010, www.ey.com/DE/de/About-us/<br />
Publikationen_Studien_2010<br />
2) Deutsches Krankenhausinstitut: „Das erfolgreiche<br />
kommunale Krankenhaus“, 2010, www.dki.de/index.<br />
php?TM=0&BM=2&LM=149<br />
3) Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung:<br />
„Krankenhaus Rating Report 2010“, Pressemitteilung,<br />
www.rwi-essen.de/presse/<br />
Ihr Ansprechpartner:<br />
Henning von Eicke<br />
Leiter Marketing Professionelle Labordiagnostik<br />
(06 21) 7 59 20 47<br />
henning.von_eicke@roche.com<br />
HERAUSGEBER:<br />
<strong>Roche</strong> <strong>Diagnostics</strong> Deutschland GmbH,<br />
Harald Borrmann, Leiter Vertrieb Professionelle Labordiagnostik<br />
CHEFREDAKTION:<br />
Ute Re<strong>im</strong>ann und Henning von Eicke, Konzept-Marketing Labordiagnostik<br />
„<strong>Diagnostik</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong>“ können Sie jederzeit über eine kurze Mitteilung per E-Mail<br />
abbestellen. Es fallen selbstverständlich keine weiteren als die für Sie üblichen<br />
Online-Gebühren an. Nutzen Sie dafür, ebenso wie für mögliche Rückfragen, gerne<br />
folgende Newsletter-E-Mail-Adresse:<br />
mannhe<strong>im</strong>.diagnostik-<strong>im</strong>-dialog@roche.com<br />
Die dargestellten Informationen geben die subjektive Einschätzung der Autoren<br />
wieder. Die <strong>Roche</strong> <strong>Diagnostics</strong> Deutschland GmbH übern<strong>im</strong>mt keine Gewähr für<br />
die Richtig keit der <strong>im</strong> Newsletter dargestellten Informationen. Die Weitergabe der<br />
Daten in jedweder Form bedarf der schriftlichen Zust<strong>im</strong>mung der <strong>Roche</strong> <strong>Diagnostics</strong><br />
Deutschland GmbH.<br />
© 2010 <strong>Roche</strong> <strong>Diagnostics</strong>. Alle Rechte vorbehalten.<br />
ACCU-CHEK, BENCHMARK, COAGUCHEK, COBAS, COBAS C, COBAS E, COBAS INTEGRA, COBAS S, COBAS and TAQSCREEN, ELECSYS, GS FLX,<br />
LIFE NEEDS ANSWERS, LIGHTCYCLER & MRSA, MRSA ADVANCED, MODULAR, SYMPHONY, TINA-QUANT, VANTAGE und VENTANA sind<br />
Marken von <strong>Roche</strong>. Andere Marken sind Marken der jeweiligen Eigentümer.<br />
18<br />
Ausgabe 30 • 10/2010
Nachrichten aus der Gesundheitspolitik<br />
Die Koalition hat sich auf eine Finanzreform der gesetzlichen Krankenkassen (GKV)<br />
geeinigt, die zum 1.1.2011 in Kraft treten soll. Die verabschiedeten Eckpunkte schließen<br />
zusammen die voraussichtliche Finanzlücke der GKV 2011 in Höhe von ca.<br />
11 Milliarden Euro. Hauptkritikpunkt ist, dass die beschlossenen Maßnahmen nur zu<br />
einer kurzfristigen Entlastung der Krankenkassenfinanzen beitragen, und die Versicherten<br />
zukünftige Ausgabensteigerungen allein über Zusatzbeiträge finanzieren müssen.<br />
Die Beschlüsse <strong>im</strong> Einzelnen:<br />
Beitragssatz wird<br />
angehoben<br />
Variable Zusatzbeiträge<br />
Ausgabenkürzungen<br />
auf breiter Front<br />
Der Beitragssatz zur GKV wird von 14,9 auf 15,5 % angehoben – also auf das Niveau vor der<br />
Senkung durch das Konjunkturpaket II. Der nur vom Arbeitnehmer zu zahlende Beitrag von<br />
0,9 % bleibt erhalten. Somit zahlen Arbeitnehmer künftig 8,2 % und Arbeitgeber 7,3 % des<br />
Bruttoeinkommens.<br />
Der Arbeitgeberbeitrag wird bei 7,3 % eingefroren. Damit wird die beabsichtigte Abkoppelung<br />
der Steigerung der Gesundheitskosten von den Lohnnebenkosten umgesetzt. Künftige Ausgabenzuwächse<br />
<strong>im</strong> Gesundheitswesen sollen durch Zusatzbeiträge finanziert werden, die der<br />
Arbeitnehmer allein trägt.<br />
Die Krankenkassen können in Zukunft allein entscheiden, welchen Zusatzbeitrag sie bei<br />
ihren Versicherten erheben wollen. Die bisherige Deckelung bei 1 % des beitragspflichtigen<br />
Einkommens wird aufgehoben.<br />
Sollte der durchschnittliche Zusatzbeitrag aller GKV mehr als 2 % des Einkommens betragen,<br />
ist zur sozialen Abfederung eine sogenannte Überforderungsklausel, d.h. ein Ausgleich über<br />
Steuermittel vorgesehen (der Differenzbetrag wird dem Versicherten ausgezahlt).<br />
Die Koalition geht davon aus, dass<br />
• durch die Festlegung auf den durchschnittlichen Zusatzbeitrag der GKV die Wechselbereitschaft<br />
der Versicherten erhalten bleibt.<br />
• die in der Koalitionsvereinbarung vorgesehene Rückübertragung der Beitragsautonomie an<br />
die Krankenkassen damit umgesetzt wird.<br />
• die GKV mit der Weiterentwicklung des Zusatzbeitrags eine Finanzierungsgrundlage erhalten,<br />
die langfristig stabil ist.<br />
Nahezu alle Bereiche <strong>im</strong> Gesundheitswesen müssen sich auf Null- oder sogar Minusrunden<br />
einstellen. Das Einsparvolumen bei Krankenkassen, Krankenhäusern, Ärzten sowie in der<br />
Pharmaindustrie beläuft sich laut Koalition <strong>im</strong> Jahr 2011 auf ca. 3,5 Milliarden Euro. 2012 soll<br />
die Summe ca. 4 Milliarden Euro betragen.<br />
Im ambulanten ärztlichen Bereich sollen 350 Millionen Euro eingespart werden. Ziel ist, das<br />
Vergütungsniveau bei den Hausarztverträgen auf das <strong>im</strong> KV-System gültige Honorarniveau zu<br />
senken. Dadurch verspricht man sich noch einmal Einsparungen in Höhe von ca. 500 Millionen<br />
Euro.<br />
Für Hausarztverträge, die vor dem Kabinettsbeschluss unterschrieben werden, gelten die<br />
zuvor ausgehandelten Bedingungen (Bestandsschutz).<br />
Ihr Ansprechpartner<br />
Dr. Fank Deickert<br />
Leiter Gesundheitsmarkt<br />
(06 21) 7 59 31 39<br />
frank.deickert@roche.com<br />
Ausgabe 30 • 10/2010 19
Medizin von morgen<br />
Auf die richtige Kombination kommt es an – Mehrfachfärbungen erweitern die<br />
Möglichkeiten der Tumordiagnostik<br />
Der gleichzeitige Nachweis von zwei Biomarkern<br />
an einem Gewebeschnitt kann<br />
für die Prognose des Patienten oder die<br />
richtige Therapieauswahl oft wesentlich<br />
mehr Fragen beantworten als die Summe<br />
von zwei Einzelfärbungen. Ist ein therapierelevanter<br />
Marker nur in einer be -<br />
st<strong>im</strong>mten Tumorzellpopulation vorhanden?<br />
In welchem Verhältnis stehen zwei<br />
Proteine <strong>im</strong> Gewebe zueinander, die <strong>im</strong><br />
Hinblick auf ihre biologische Funktion in<br />
Wechselwirkung stehen könnten? Sind<br />
sie ko-lokalisiert, also in identischen<br />
Bereichen eines Tumors nachweisbar,<br />
oder werden sie von verschiedenen Anteilen<br />
gebildet? Die räumliche Beziehung<br />
zwischen Gewebebiomarkern zu kennen,<br />
kann das Verständnis der Wirkmechanismen<br />
neuer zielgerichteter Therapien entscheidend<br />
verbessern.<br />
Die genaue Lokalisation von Biomarkern<br />
<strong>im</strong> Gewebe und deren Zuordnung<br />
zu best<strong>im</strong>mten Differenzierungs- oder<br />
Aktivierungszuständen der Tumorzellen<br />
ist besonders dann von Bedeutung, wenn<br />
diese Marker nicht von allen Tumorzellen<br />
gleichermaßen gebildet werden,<br />
der Tumor also heterogen ist. Maligne<br />
Tumoren können aus unterschiedlichen<br />
Zellpopulationen zusammengesetzt sein,<br />
die zwar einen gemeinsamen genetischen<br />
Fingerabdruck besitzen, aber dennoch<br />
ganz unterschiedliche Funktions- und<br />
Differenzierungszustände aufweisen. Ein<br />
Beispiel sind die sogenannten „Tumorstammzellen“,<br />
eine kleine Anzahl von<br />
Zellen, die hinsichtlich ihrer Regenerations-<br />
und Teilungsfähigkeit besondere<br />
„stammzellähnliche“ Eigenschaften<br />
besitzen und sich darin von der Masse<br />
der Tumorzellen unterscheiden. Ein weiteres<br />
Beispiel für ein heterogenes Erscheinungsbild<br />
von invasiv wachsenden Tumoren<br />
sind Unterschiede zwischen dem<br />
Tumorzentrum, wo Tumorzellen weitgehend<br />
von ihresgleichen umgeben sind,<br />
und dem Tumorrand, wo sich maligne<br />
Zellen in direktem Kontakt mit nichtmalignem<br />
Umgebungsgewebe befinden.<br />
Schließlich kann es sogar eine gewisse<br />
genetische Heterogenität innerhalb von<br />
Tumoren geben, oder Entzündungszellen<br />
verändern die Expression von Biomarkern<br />
<strong>im</strong> Tumor.<br />
Gewebeschnitte sind Spiegelbilder des<br />
Tumors<br />
Im Verständnis dieser „Tumorheterogenität“<br />
liegt der besondere Vorteil der<br />
mikroskopischen Untersuchung gegenüber<br />
proteinbiochemischen oder RNAbasierten<br />
Nachweisverfahren an zerkleinertem,<br />
homogenisiertem Tumorgewebe.<br />
Wenn Gewebe zerkleinert und vermischt<br />
wird, spiegeln die Untersuchungsergebnisse<br />
einen Mittelwert der Biomarkerexpression<br />
in allen Zellen der Probe wider.<br />
Ein Marker, der zwar stark, aber nur in<br />
wenigen Tumorzellen expr<strong>im</strong>iert wird,<br />
kann durch Verdünnungseffekte das gleiche<br />
Signal ergeben wie ein schwach, aber<br />
von vielen Zellen produziertes Protein.<br />
Gefärbte Gewebeschnitte zeigen dagegen<br />
nicht nur die einfache Anwesenheit oder<br />
Gesamtmenge eines Biomarkers, sondern<br />
auch dessen Bezug zu Struktur und Nachbarschaft<br />
des Tumors.<br />
Die wichtigste Methode für den Proteinnachweis<br />
<strong>im</strong> Gewebe ist die Immunhistochemie,<br />
ein mehrstufiger Färbeprozess,<br />
bei dem die spezifische Bindung<br />
eines sogenannten „Pr<strong>im</strong>ärantikörpers“<br />
an den nachzuweisenden Biomarker<br />
mit verschiedenen Detektionsreagenzien<br />
sichtbar gemacht wird. Dabei wird<br />
entweder mit chemischen Farbreaktionen<br />
(„Chromogenen“) gearbeitet, die<br />
in herkömmlicher Hellfeldmikroskopie<br />
sichtbar sind, oder mit Fluoreszenzfarbstoffen,<br />
die Licht in einem gut definierten<br />
Wellenlängenbereich emittieren und mit<br />
speziellen Mikroskopen sichtbar werden.<br />
In der Routinediagnostik kommen vorwiegend<br />
Einfachfärbungen mit chromogenen<br />
Detektionssystemen zum Einsatz.<br />
Dies hat vor allem pragmatische Gründe:<br />
Chromogene Färbungen können mit<br />
Routinemikroskopen ausgewertet werden<br />
und bleichen nicht aus – sie können<br />
daher <strong>im</strong> Hellen gefärbt, transportiert,<br />
analysiert und archiviert werden. Wenn<br />
eine größere Anzahl von Markern erfor<br />
derlich ist, wie z.B. bei der Immunphänotypisierung<br />
maligner Lymphome oder<br />
Best<strong>im</strong>mung von Hormonrezeptor- und<br />
HER2-Status von Brustkrebsgewebe, werden<br />
mehrere Färbungen oft an konsekutiven<br />
Schnitten durchgeführt.<br />
Mehrfachfärbungen unterstützen die<br />
Entwicklung neuer Krebstherapien<br />
Das beschriebene Vorgehen ist für<br />
Tumormarker, die homogen <strong>im</strong> ganzen<br />
Tumor expr<strong>im</strong>iert werden, gut etabliert<br />
und ausreichend. Mit den <strong>im</strong>mer stärker<br />
zielgerichteten Ansätzen zur Krebstherapie<br />
(„Personalisierte Medizin“) wachsen<br />
auch die Ansprüche an die Histopathologie.<br />
Mehrfachfärbungen erweitern den<br />
Informationsgehalt noch einmal erheblich,<br />
weil sie die für einen Biomarker positiven<br />
Tumorzellen oder deren Umgebung<br />
innerhalb des Gewebeverbandes genauer<br />
charakterisieren. Doppel- und Mehrfachmarkierungen<br />
werden daher <strong>im</strong>mer öfter<br />
für Biomarkeranalysen in klinischen Studien<br />
angefragt. Denn je präziser Tumorzellen<br />
charakterisiert sind, desto zielgerichteter<br />
kann an neuen Wirkstoffen<br />
gearbeitet werden. Beispielsweise kann<br />
es um folgende Fragen gehen:<br />
O Wird ein neuer Biomarker in allen<br />
Tumorzellen expr<strong>im</strong>iert, oder nur<br />
in Subpopulationen am invasiven<br />
Tumorrand, oder in Tumorzellen mit<br />
stammzellähnlichen Eigenschaften?<br />
O Wie greift das Immunsystem des Patienten<br />
den Tumor unter einer neuen<br />
Therapie an?<br />
O In welchen Bereichen werden Signalproteine<br />
der Zelle unter Behandlung<br />
vom Zytoplasma in den Zellkern verlagert?<br />
Früher konnten nur aufwendige Fluoreszenzmarkierungen<br />
an relativ wenigen<br />
Proben diese Fragestellungen beantworten.<br />
Neue Technologien ermöglichen es<br />
jedoch, bisher bestehende Grenzen zu<br />
durchbrechen und Mehrfachmarkierungen<br />
auch mit chromogenen Farbstoffen in<br />
größerem Umfang durchzuführen, selbst<br />
wenn diese Farben für das menschliche<br />
Auge kaum unterscheidbar sind.<br />
20<br />
Ausgabe 30 • 10/2010
Eine dieser neuen Technologien ist die<br />
Bearbeitung mikroskopischer Bilder<br />
durch Multispektralanalyse. Der Computer<br />
erfasst die spektralen Eigenschaften<br />
von Farbstoffen und stellt die Farbintensität<br />
für getrennte Farbkanäle dar.<br />
Diese können anschließend mit speziellen<br />
Bildverarbeitungsprogrammen analysiert<br />
und in einer für das menschliche Auge gut<br />
erkennbaren Weise dargestellt werden.<br />
(Abb.). Der grundsätzliche Ansatz dieser<br />
histopathologischen Bilddatenanalyse ist<br />
ähnlich der Technologie für das „in-vivo<br />
Optical Imaging“, einer Methode, mit der<br />
Tumorantigene durch fluoreszenz-markierte<br />
Antikörper nicht-invasiv <strong>im</strong> Versuchstier<br />
nachgewiesen werden können.<br />
Interdisziplinäre Zusammenarbeit als<br />
Motor<br />
Die Multispektralanalyse und das „in-vivo<br />
Optical Imaging“ gehören zum technologischen<br />
Repertoire am <strong>Roche</strong> Standort<br />
Penzberg. Die in dieser Technik erfahrenen<br />
Wissenschaftler der onkologischen<br />
Forschung und das Pathologie-Team<br />
arbeiten eng zusammen und stellen so die<br />
Verbindung her zwischen exper<strong>im</strong>enteller<br />
Forschung und der Anwendung neuer<br />
Biomarker in frühen klinischen Studien.<br />
Interdisziplinäre Zusammenarbeit wird<br />
auch nach der mikroskopischen Gewebeuntersuchung<br />
bei der statistischen<br />
Analyse der Bilddaten groß geschrieben:<br />
Biostatistiker, Bioinformatiker und<br />
Naturwissenschaftler kooperieren mit<br />
dem Team der exper<strong>im</strong>entellen Pathologie<br />
schon in frühen Phasen der Test<br />
entwicklung, damit die Auswertung von<br />
histologischen Schnittpräparaten von<br />
Anfang an so robust und reproduzierbar<br />
wie möglich gemacht wird.<br />
Der Brückenschlag von der exper<strong>im</strong>entellen<br />
Pathologie in die frühe klinische Forschung<br />
ist ein wichtiger Schritt in der Biomarkerentwicklung.<br />
Das langfristige Ziel<br />
aber ist die Anwendung gewebebasierter<br />
Nachweismethoden in großen klinischen<br />
Studien und letztendlich in der klinischpathologischen<br />
<strong>Diagnostik</strong>. Von Anfang<br />
an arbeiten dafür bei <strong>Roche</strong> in Penzberg<br />
Pathologen und Naturwissenschaftler der<br />
globalen Funktion „Translational Research<br />
Sciences“ zusammen mit Kollegen von<br />
<strong>Roche</strong> Tissue <strong>Diagnostics</strong> / Ventana.<br />
Das „Joint Histopathology Laboratory“<br />
wurde eigens aufgebaut, um zukünftig<br />
das Potenzial von Biomarkern aus onkologischen<br />
Forschungsprojekten für die<br />
breite Anwendung in der pathologischen<br />
Routinediagnostik nutzbar zu machen.<br />
Arbeitsabläufe innovativer Lösungen für<br />
Mehrfachmarkierungen in der Gewebediagnostik<br />
sollen unmittelbar an automatisierte<br />
Protokolle der Ventana-Färbeautomaten<br />
angepasst werden. Das sind die<br />
besten Voraussetzungen für einen späteren<br />
hohen Probendurchsatz.<br />
A<br />
C<br />
Abb.: Der Computer detektiert mittels Multispektralanalyse Farbunterschiede, die für das<br />
menschliche Auge kaum erkennbar sind. In einer chromogenen Doppelfärbung wurde ein Marker mit<br />
einem braunen Farbstoff, und ein weiterer mit einem roten Farbstoff nachgewiesen. Die linken Bilder<br />
(A&C) stellen zwei unterschiedliche Tumorschnitte dar und zeigen jeweils die Ansicht <strong>im</strong> Lichtmikroskop,<br />
bei der das menschliche Auge den Unterschied zwischen braun und rot nur unzureichend erkennen kann.<br />
Die rechten Bilder (B&D) zeigen das jeweils entsprechende Ergebnis der Multispektralanalyse, bei der die<br />
ursprünglich braune Färbung leuchtend grün dargestellt wird. Die zunächst blassrote Markierung wird in<br />
ein leuchtendes Rot umgewandelt, und die <strong>im</strong> Original blassblauen Zellkerne erscheinen in einem kräftigen<br />
Dunkelblau. Damit wird sichtbar, was man mit dem konventionellen Mikroskop nur ahnen konnte: Während<br />
die beiden Marker <strong>im</strong> Lichtmikroskop (A&B) eher in getrennten Arealen nachweisbar sind, zeigt die Multispektralanalyse<br />
(C&D) eine Vermischung der Farbkanäle in ein gelbliches Grün, was auf Kolokalisation hinweist.<br />
Würde man die beiden Gewebeproben homogenisieren und eine Biomarkeranalyse am Lysat durchführen,<br />
könnten durchaus ähnliche Messwerte resultieren. Die mikroskopische Lokalisation der Marker<br />
gibt dagegen wichtige Hinweise auf den unterschiedlichen Funktionszustand der Zellen in den beiden<br />
Tumorproben.<br />
B<br />
D<br />
Die Expertise des Pathologen bleibt<br />
unersetzbar<br />
Mehrfachmarkierungen können die<br />
diagnostischen Möglichkeiten erheblich<br />
erweitern – die Expertise erfahrener<br />
Pathologen in der Tumordiagnostik wird<br />
jedoch durch zusätzliche Marker und<br />
ausgefeilte computergestützte Analysemethoden<br />
keinesfalls ersetzt. Außerdem<br />
kann die beste Technologie zur Auswertung<br />
von Färbeergebnissen nur so gut<br />
sein wie das Ausgangsmaterial – die<br />
Qualität der Gewebeprobe ist also einer<br />
der Schlüsselfaktoren für die <strong>Diagnostik</strong><br />
aber auch zur erfolgreichen Entwicklung<br />
neuer Biomarker. Ebenso wichtig wie die<br />
Nutzung neuer Analyse werkzeuge ist<br />
deshalb, dass klinisch tätige Ärzte, das<br />
Personal <strong>im</strong> Operationssaal, Pathologen<br />
in der <strong>Diagnostik</strong> und Wissenschaftler<br />
<strong>im</strong> Forschungslabor gut zusammenarbeiten,<br />
damit die therapieentscheidenden<br />
biologischen Informationen aus<br />
dem Tumorgewebe korrekt entziffert<br />
werden können.<br />
Ausgabe 30 • 10/2010 21
Ausblick<br />
Doppelfärbungen werden derzeit noch<br />
weitgehend in der exper<strong>im</strong>entellen<br />
Pathologie eingesetzt, sie sind in der Biomarkeranalyse<br />
für klinische Studien aber<br />
längst keine Zukunftsmusik mehr. Auch<br />
eine Anwendung in der klinisch-pathologischen<br />
<strong>Diagnostik</strong> rückt angesichts des<br />
raschen technologischen Fortschrittes<br />
<strong>im</strong> Bereich gewebebasierter Biomarker<br />
in den Bereich des Möglichen. Mehrfachmarkierungen<br />
aus der exper<strong>im</strong>entellen<br />
Pathologie in die klinische Praxis<br />
zu „übersetzen“ ist ein wichtiger Beitrag<br />
zur Weiterentwicklung der Personalisierten<br />
Medizin.<br />
Ihr Ansprechpartner:<br />
Priv.-Doz. Dr. Friedrich Feuerhake<br />
Leiter Exper<strong>im</strong>entelle Pathologie<br />
Pathology & Tissue Biomarker<br />
Pharma Research and Early Development (pRED)<br />
Translational Research Sciences (TRS)<br />
(0 88 56) 60 70 60<br />
friedrich.feuerhake@roche.com<br />
Kongresse und Veranstaltungen<br />
Die ATHENA-Studie – richtungsweisend für ein erfolgreiches HPV-Screening<br />
Bei Frauen zwischen 15 und 44 Jahren ist<br />
das Zervixkarzinom weltweit die zweithäufigste<br />
Krebserkrankung. In nahezu allen<br />
Fällen ist eine persistierende Infektion mit<br />
humanen Papillomviren (HPV) die Ur sache.<br />
Werden der Tumor bzw. seine Vorstufen<br />
bereits <strong>im</strong> Frühstadium erkannt, ist in<br />
100 % der Fälle eine Heilung zu erreichen.<br />
Daher hat sich in vielen Industriestaaten<br />
ein Früherkennungsprogramm etabliert,<br />
das auf dem Zell abstrich und der nachfolgenden<br />
sogenannten Pap-Zytologie<br />
basiert. Die Grenzen dieser Methode sind<br />
bekannt. Be<strong>im</strong> <strong>Roche</strong>-Symposium anlässlich<br />
der 26. Internationalen Papillomviren-<br />
Konferenz (IPV) in Montreal (Juli 2010)<br />
wurden Strategien zur verbesserten Vorsorge<br />
und erstmals die eindrucksvollen<br />
Ergebnisse der „ATHENA-Studie“ vorgestellt<br />
und diskutiert.<br />
Die Möglichkeiten der Pap-Zytologie sind<br />
bekanntermaßen l<strong>im</strong>itiert. Deshalb stagniert<br />
die Zahl der Krebserkrankungen und<br />
Todesfälle seit den 90er-Jahren, obwohl<br />
sich das Vorsorgeprogramm erfolgreich<br />
durchgesetzt hat, so Warner Huh von der<br />
University of Alabama in Birmingham. Der<br />
Mangel an diagnostischer Präzision der<br />
Zytologie sei unter anderem auf die subjektive<br />
morphologische Interpretation und<br />
die niedrige Sensitivität eines einzelnen<br />
Pap-Tests zurückzuführen. Vielversprechender<br />
für den Nachweis einer zervikalen<br />
Dysplasie sei die gezielte Identifikation der<br />
krebsverursachenden Viren.<br />
Von den zurzeit 13 – 16 potenziellen Hochrisiko<br />
(HR)-Typen, kommt HPV 16 und<br />
18, die allein für ca. 70 – 75 % aller Zervixkarzinome<br />
verantwortlich sind, eine<br />
besondere Bedeutung zu. Internationale<br />
Experten fordern einen Paradigmenwechsel<br />
in der Gebärmutterhalskrebs-Vorsorge<br />
hin zu einem HPV-Screening oder der<br />
Screeningkombination aus HPV-Test und<br />
Pap-Zytologie. Dieser Paradigmenwechsel,<br />
so Warner Huh, sei medizinisch sinnvoll<br />
und gesundheitsökonomisch tragbar.<br />
Voraussetzung für die Zulassung eines<br />
neuen HR-HPV-Tests zum Screening ist die<br />
nachgewiesene vergleichbare Performance<br />
gegenüber etablierten Assays. Sie muss<br />
über große prospektive Studien oder nach<br />
den Vorgaben eines internationalen Konsortiums<br />
erfolgen. 1) Bereits während des<br />
<strong>Roche</strong>-Symposiums anlässlich der EURO<br />
GIN 2010 in Monaco betonte Daniëlle Heideman<br />
vom VU University Medical Center<br />
Amsterdam, dass <strong>im</strong> Rahmen der VUSA-<br />
Screen-Studie 2, 3) der neue cobasT 4800<br />
HPV-Test die strengen Kriterien bezüglich<br />
Sensitivität und Spezifität gegenüber dem<br />
Referenztest Hybrid Capture 2 (hc2) klar<br />
erfüllt. Der cobasT 4800 HPV-Test weist<br />
insgesamt 14 HR-HPV-Typen nach und<br />
identifiziert gezielt die klinisch relevantesten<br />
Typen HPV 16 und 18. Er ist der einzige<br />
zurzeit in den USA geprüfte Assay, der diese<br />
Kombination aus HR-HPV-Paneltestung<br />
und gleichzeitiger Genotypisierung von<br />
HPV 16 und 18 bietet.<br />
Die ATHENA-Studie<br />
Die ATHENA-Studie (Adressing the Need<br />
for Advanced HPV <strong>Diagnostics</strong>), eine prospektive,<br />
kontrollierte, multizentrische<br />
Doppelblindstudie, ist mit rund 47 000<br />
Frauen die bisher größte FDA-Zulassungsstudie<br />
<strong>im</strong> Bereich Zervixkarzinom.<br />
Studienziele sind die Klärung medizinischer<br />
und wissenschaftlicher Fragen zur<br />
Wichtigkeit von HR-HPV-Tests für das<br />
Screening sowie klinische Informationen<br />
22<br />
Ausgabe 30 • 10/2010
über spezifische HR-HPV Genotypen mit<br />
höchstem Risiko. Die Auswertung lieferte<br />
folgende Erkenntnisse: 4)<br />
O 1 von 10 Frauen <strong>im</strong> Alter von 30 Jahren<br />
und älter, bei denen der cobasT 4800<br />
HPV-Test für die HPV-Genotypen 16<br />
und / oder 18 positiv ausfiel, zeigte eine<br />
Vorform von Gebärmutterhalskrebs,<br />
obwohl ihr Pap-Test normal war.<br />
O Die HPV-Genotypisierung ist für die<br />
Risikobewertung von Gebärmutterhalskrebs<br />
enorm wichtig, die Grenzen der<br />
alleinigen zytologischen Untersuchung<br />
wurden bestätigt. Frauen mit positiven<br />
Ergebnissen für HPV 16 und / oder 18<br />
sollten daher ein adaptiertes Patientenmanagement<br />
erhalten, so Thomas<br />
Wright von der College of Physicians<br />
and Surgeons of Columbia University,<br />
New York.<br />
O In zukünftigen Vorsorgeprogrammen<br />
sollte das Screening auf die beiden<br />
Typen mit dem höchsten Risiko (HPV<br />
16 und 18) Anwendung finden, um<br />
prognostische Informationen über das<br />
Risiko für Gebärmutterhalskrebs bzw.<br />
seine Vorformen zu erhalten.<br />
O Bereits jetzt, bevor das HPV-Screening<br />
in offiziellen Vorsorgeprogrammen<br />
verankert ist, sollten bei unklaren Zytologien<br />
der Nachweis von HR-HPV und<br />
die Genotypisierung von HPV 16 und<br />
18 erfolgen, so Mark Stoler von der<br />
University of Virginia Health System,<br />
Charlottesville. Kann bei unklarer Zytologie<br />
kein HR-HPV nachgewiesen werden,<br />
ist die Gefahr einer verborgenen<br />
Dysplasie sehr gering. Frauen mit einem<br />
positivem cobasT 4800 HPV 16- oder<br />
18-Ergebnis dagegen tragen das höchste<br />
Risiko. Letztere sollten, so Stoler,<br />
umgehend zu einer differenzialkolposkopischen<br />
Untersuchung überwiesen<br />
werden.<br />
O Stoler betonte auch, dass der cobasT<br />
4800 HPV Test in der Studie die geforderte<br />
vergleichbare Performance zum<br />
Referenztest Hybrid Capture 2 (hc2)<br />
hinsichtlich Sensitivität und Spezifität<br />
bewiesen hat. Der Test sei daher zum<br />
Screening geeignet.<br />
ATHENA ist eine richtungsweisende Studie,<br />
die aufzeigt, wie innovative Metho<br />
den der in-vitro-<strong>Diagnostik</strong> die Grenzen<br />
eines herkömmlichen Screenings überwinden<br />
können. Ihre Ergebnisse belegen<br />
eindrucksvoll die klinische Notwendigkeit<br />
des cobasT 4800 HPV-Tests.<br />
Literatur:<br />
- Meijer C et al.: Int. J Cancer, 2009, 124: 516-520<br />
- <strong>Diagnostik</strong> <strong>im</strong> <strong>Dialog</strong>, 2010, 28: 15-16<br />
- Heidemann D et al: International Papilloma Conference,<br />
Montreal, 2010, Abstract P-456<br />
- Vorträge <strong>Roche</strong> Lunch Symposium, International<br />
Papilloma Conference, Montreal, 2010<br />
Ihr Ansprechpartner:<br />
Dr. Frank Britz<br />
Produktmanagement Molekulare <strong>Diagnostik</strong><br />
(06 21) 7 59 38 67<br />
frank.britz@roche.com<br />
Oktober 2010 – Januar 2011<br />
Kundenveranstaltungen von <strong>Roche</strong> <strong>Diagnostics</strong> Datum Ort<br />
Laborforum 2010<br />
20. Oktober<br />
27.-28. Oktober<br />
27.-28. Oktober<br />
03. November<br />
25. November<br />
Stuttgart<br />
München<br />
Würzburg<br />
Frankfurt a. M.<br />
Dortmund<br />
MTA – Intensivkurse Hämostaseologie 28.-29. Oktober Mannhe<strong>im</strong><br />
Innovation & Kompetenz in der Gewebediagnostik 10. November München<br />
PCR-Symposium 11. November Basel<br />
Ihre Ansprechpartnerin<br />
Ute Re<strong>im</strong>ann<br />
Marketing Professionelle Labordiagnostik<br />
(06 21) 7 59 40 78<br />
ute.re<strong>im</strong>ann@roche.com<br />
Veranstaltungen verschiedener Organisationen Datum Ort<br />
Gesellschaft für Laborberatung GmbH (DELAB): Fachtagung für Laborärzte 27.-28. Mainz<br />
(www.delab-net.de)<br />
November<br />
25 Jahre Infektionsabteilung – 100 Jahre Poliklinik LMU München 16. Oktober München<br />
Ausgewählte Kongresse & Messen Datum Ort <strong>Roche</strong><br />
Ausstellungsstand<br />
33. Morphologie Histologie Tage (dvta) 15.-16. Oktober Kassel BenchMark XT und ULTRA;<br />
Vantage Solutions<br />
Herbsttagung der Dt. Diabetes Gesellschaft 4.- 6. November Berlin Accu-ChekT Produkte und Services<br />
CLCP (Clinical Lung Cancer Project) 15.-16.<br />
November<br />
Köln<br />
Diagnostische und therapeutische<br />
Produkte zur Onkologie;<br />
GS FLX und GS Junior<br />
Kirchhe<strong>im</strong> Forum Diabetes 21.-22. Januar Berlin Accu-ChekT und CoaguChekT<br />
Produkte und Services<br />
13. Bamberger Morphologietage 21.-23. Januar Bamberg BenchMark ULTRA<br />
SYMPHONY<br />
<strong>Roche</strong><br />
Satellitensymposium<br />
„Vollautomatisierung und standardisierter<br />
Workflow“<br />
Moderne <strong>Diagnostik</strong> mittels HER2<br />
Dual ISH<br />
Ausgabe 30 • 10/2010 23
cobas T modular platform –<br />
weil jedes Labor anders ist<br />
niedriger Durchsatz<br />
cobas T 4000 analyzer series<br />
mittlerer Durchsatz<br />
cobas T 6000 analyzer series<br />
• 8 Systemmodule für 48 Systemkonfigurationen –<br />
passend für jeden Serum arbeitsplatz<br />
• Gleiche Bedieneroberfläche – flexibler Personaleinsatz<br />
• Universelle Reagenzkassetten – einfache Handhabung,<br />
einheitliche Ergebnisse<br />
• Mehr als 180 Parameter – verfügbar auf einer Plattform<br />
hoher Durchsatz<br />
cobas T 8000 modular analyzer series<br />
<strong>Roche</strong> <strong>Diagnostics</strong> Deutschland GmbH<br />
Sandhofer Straße 116<br />
68305 Mannhe<strong>im</strong><br />
www.roche.de<br />
COBAS und LIFE NEEDS ANSWERS<br />
sind Marken von <strong>Roche</strong>.<br />
©2010 <strong>Roche</strong> <strong>Diagnostics</strong><br />
Alle Rechte vorbehalten.