Diagnostik im Dialog - Roche Diagnostics
Diagnostik im Dialog - Roche Diagnostics
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Zusammenfassung<br />
Neben der konventionellen histomorphologischen<br />
Technik haben die Histochemie,<br />
die Elektronenmikroskopie, die Immunhistochemie<br />
mit Automatisierung und<br />
computerassistierter Auswertung sowie<br />
molekularpathologische Techniken (PCR<br />
und in-situ-Hybridisierung) und massenspektrometrische<br />
Methoden als hochsensitive<br />
Techniken die gewebediagnostische<br />
Aussagekraft opt<strong>im</strong>iert. Die dadurch<br />
erzielbare Präzisierung der Diagnosen<br />
trägt zur stetigen Verbesserung und Ausweitung<br />
der personalisierten Therapie bei.<br />
*MALDI-TOF-Massenspektrometrie: Matrix-assistierte<br />
Laser-Desorptions / Ionisations-t<strong>im</strong>e-of-flight-Massenspektrometrie<br />
Prof. Dr. med. Dr. Phil. Jörg Kriegsmann<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Prof. Dr. med. Dr. Phil. Jörg Kriegsmann<br />
Zentrum für Histologie, Zytologie und<br />
molekulare <strong>Diagnostik</strong> Trier<br />
Wissenschaftspark Trier<br />
Max-Planck-Straße 18 + 20<br />
54296 Trier<br />
j.kriegsmann@patho-trier.de<br />
Gewissheit so früh wie möglich<br />
Dr. Gert Huesgen, synlab Medizinisches Versorgungszentrum, Leinfelden-Echterdingen GmbH<br />
Das Ersttr<strong>im</strong>ester-Screening ist eine pränatale<br />
Untersuchung mit dem Ziel, der<br />
Schwangeren zu einem frühen Zeitpunkt<br />
ihrer Schwangerschaft eine zuverlässige<br />
Kenntnis über das Risiko einer fetalen Trisomie<br />
zu geben. Die Untersuchung hat in<br />
den letzten 10 Jahren weite Verbreitung<br />
gefunden, da sie kein nennenswertes<br />
Risiko für Mutter oder Kind birgt. Die<br />
Schwangere kann dadurch zu einem frühen<br />
Zeitpunkt der Schwangerschaft die<br />
möglichen Konsequenzen überdenken<br />
und sich bewusst auf die Situation einstellen.<br />
Zur Anwendung kommen nichtinvasive<br />
Ultraschallverfahren sowie die<br />
Best<strong>im</strong>mung der zwei Schwangerschaftshormone<br />
freies β-hCG und PAPP-A <strong>im</strong><br />
mütterlichen Blut.<br />
Eine Trisomie entsteht aufgrund einer<br />
gestörten Reifeteilung (Meiose) der<br />
Ke<strong>im</strong>zellen. Einzelne Chromosomen <strong>im</strong><br />
Erbgut liegen dann nicht einfach, sondern<br />
doppelt vor. Mit der Befruchtung<br />
entsteht schließlich eine Triploidie für<br />
dieses Chromosom. Die häufigsten fetalen<br />
Trisomien betreffen die Chromosomen<br />
13, 18 und 21. Jede Schwangere trägt<br />
ein gewisses Risiko (Hintergrund- oder<br />
A-priori-Risiko), ein Kind mit einer Chromosomenstörung<br />
zu gebären. Die Höhe<br />
des Hintergrundrisikos korreliert positiv<br />
mit dem Alter der Schwangeren und<br />
negativ mit der Schwangerschaftsdauer,<br />
da ca. 30 % der Feten mit Trisomie 21 und<br />
Trisomie 21 Trisomie 18 Trisomie 13<br />
Alter 12. SSW 40. SSW 12. SSW 40. SSW 12. SSW 40. SSW<br />
20 1:1 100 1:1 500 1:2 500 1:18 000 1:7 800 1:42 500<br />
35 1:250 1:350 1:600 1:4 200 1:1 800 1:10 000<br />
42 1:40 1:55 1:90 1:650 1:280 1:1 500<br />
Tab. 1: Hintergrundrisiko für die drei häufigsten Trisomien (SSW: Schwangerschaftswoche)<br />
80 % der Feten mit Trisomie 13 bzw.18<br />
zwischen der 12. und 40. Schwangerschaftswoche<br />
versterben (Tab. 1).<br />
Was wird untersucht und wie wird das<br />
individuelle Risiko abgeschätzt?<br />
Über das Screening sollen mindestens<br />
85 % der relevantesten Chromosomenanomalie<br />
(Trisomie 21) bei einer max<strong>im</strong>alen<br />
falsch positiven Rate von 5 %<br />
erkannt werden. Gemessen werden folgende<br />
Kenngrößen:<br />
O per Ultraschall die Scheitel-Steißlänge<br />
des Feten, die fetale Nackentransparenz<br />
(subkutane Flüssigkeitsansammlung<br />
<strong>im</strong> Nacken, die bei Fehlbildungen<br />
erhöht ist) sowie die fetale<br />
Herzfrequenz<br />
O die Spiegel der Schwangerschaftshormone<br />
freies β-hCG und PAPP-A <strong>im</strong><br />
mütterlichen Blut<br />
Prof. Krypos Nicolaides – Gründer der<br />
Fetal Medicine Foundation (FMF) – und<br />
seine Arbeitsgruppe haben den Einfluss<br />
dieser Messgrößen bei unauffälligen<br />
Schwangerschaften und solchen mit Tri<br />
somie untersucht. Evaluiert wurde auch<br />
die Rolle anamnestischer Daten wie Körpergewicht<br />
der Schwangeren, Ethnizität,<br />
Raucherstatus, Parität, in-vitro-Fertilisation<br />
und Chorionizität bei Zwillingsschwangerschaften.<br />
Auf dieser Basis hat<br />
die FMF einen mathematischen Algorithmus<br />
abgeleitet, mit dessen Hilfe aus<br />
den Daten der Patientin das persönliche<br />
Risiko für eine fetale Trisomie ermittelt<br />
werden kann.<br />
Bei der Kalkulationssoftware der FMF<br />
wird aus dem individuellen Patienten-<br />
Messwert der untersuchten Kenngröße<br />
und dem Median einer Referenzpopulation<br />
ein Quotient gebildet (Multiple of<br />
Mean oder MOM-Wert). Der Quotient<br />
dieses normierten Messwerts aus den<br />
Häufigkeiten in unauffälligen Schwangerschaften<br />
und solchen mit Trisomie ist<br />
die „likelihood ratio“ (LR). Diese wird für<br />
jede Messgröße ermittelt. Die Multiplikation<br />
des Hintergrundrisikos mit der LR<br />
ergibt das individuelle Risiko der Patientin.<br />
Parallel dazu hat die FMF-Deutschland<br />
ein alternatives Auswerteprogramm<br />
6<br />
Ausgabe 30 • 10/2010