Globale Nachbarn
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<strong>Globale</strong> <strong>Nachbarn</strong><br />
Johannes Bracke, Geschäftsführer<br />
des SKM Paderborn,<br />
organisierte von 2008 bis<br />
2010 drei internationale<br />
Workcamps, in denen auch<br />
junge Leute aus dem Erzbistum<br />
Paderborn anpackten,<br />
um das Farm-Projekt zu<br />
realisieren. Entstanden sind<br />
z. B. Gewächshäuser für den<br />
Gemüseanbau (unten links),<br />
aber auch kombinierte<br />
Wohn- und Werkstattbereiche<br />
(unten rechts).<br />
c<br />
Caritas in NRW: Herr Bracke, andere verbringen<br />
ihren Urlaub auf Mallorca, Sie treibt es seit über<br />
20 Jahren regelmäßig in die tiefste rumänische<br />
Provinz. Was ist es, das Sie motiviert und diese<br />
Motivation wachhält?<br />
Johannes Bracke: Als die Welt 1989/90 von den unmenschlichen<br />
Zuständen in vielen rumänischen Kinderheimen<br />
und Behinderteneinrichtungen erfuhr, war<br />
auch ich zutiefst vom Elend dieser Menschen berührt.<br />
Es war für mich daher keine Frage, den großen Hilfstransport<br />
des Diözesan-Caritasverbandes Paderborn<br />
Anfang 1990 persönlich aktiv zu unterstützen. Die Eindrücke<br />
und Erlebnisse vor Ort haben mich nicht mehr<br />
losgelassen.<br />
Die Caritas hatte seinerzeit einen Slogan „Danken<br />
und Teilen“. Menschen, denen es gut geht, haben allen<br />
Grund, dankbar zu ein. Mir ging es gut, und ich war<br />
dankbar. Mein „Wohlgefühl“ wollte ich mit anderen<br />
Menschen teilen, und ich spürte, in Ineu gebraucht zu<br />
werden. Dies war und ist meine Motivation mitzuhelfen.<br />
Sie wurde wachgehalten durch die großartige Unterstützung,<br />
die ich hier in meiner Heimat durch z. B. viele<br />
Gruppen in verschiedenen Pfarreien, den SKM und<br />
den Diözesan-Caritasverband erfahren habe, aber auch<br />
durch die entscheidende Mitwirkung der Hilfeempfänger.<br />
Das sind neben den Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
auch deren Betreuer vor Ort. Nur so kann<br />
Hilfe zur Selbsthilfe funktionieren.<br />
c Herr Bracke, was können Projekte wie das Farm-<br />
Projekt in Ineu bewirken?<br />
In erster Linie lindern sie die Not der in Armut und<br />
Hoffnungslosigkeit lebenden Menschen. Sie bekommen<br />
nicht nur Essen, Trinken, Kleidung und ein Dach über<br />
den Kopf, vielmehr bekommen sie eine Perspektive für<br />
ihre Zukunft, für ein menschenwürdiges Leben und eine<br />
Chance, Selbstverantwortung zu übernehmen. Uns, die<br />
wir helfen, gibt es das gute Gefühl, etwas Sinnvolles getan<br />
zu haben. Darüber hinaus haben unsere Workcamps<br />
in den Jahren 2008 bis 2010 durch das Miteinander-<br />
Arbeiten und das gegenseitige Besuchen einen wichtigen<br />
Beitrag zur europäischen Verständigung geleistet.<br />
c Wo sind die Grenzen für derartige Projekte?<br />
Nachdem die Staatsgrenzen in Europa offen sind, gibt<br />
es keine Willkür und keine Schikane mehr bei Hilfstransporten.<br />
Die Grenzen für ein solches Projekt liegen<br />
in der langfristigen Finanzierung. Noch gibt es keine<br />
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