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S-taff 1-13

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„Vielfalt in der Kreativität“<br />

Interview mit thomas Sattelberger<br />

Als langjähriger Personalvorstand der Telekom und zuvor der Continental AG gehörte<br />

Thomas Sattelberger zu den innovativsten Personalmanagern Deutschlands. Mit 63<br />

könnte er seinen Ruhestand genießen, doch der gebürtige Schwabe mischt sich weiter<br />

ein: Als Vorsitzender der Initiative „MINT – Zukunft schaffen“ erklärt er, was der Fachkräftemangel<br />

im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik)<br />

für Einsteiger bedeutet – gerade mit Blick auf die Region Stuttgart, wo der Bedarf an<br />

Nachwuchs besonders groß ist. Das Interview führte André Boße.<br />

06<br />

S-<strong>taff</strong>: Herr Sattelberger, besonders in<br />

der Region Stuttgart heißt es häufig:<br />

„Die Job-Chancen für MINT-Absolventen<br />

sind so gut wie nie.“ Bedeutet<br />

der Fachkräftemangel einen Freifahrtschein<br />

für die Karriere?<br />

Sattelberger: Ich denke, es gehört<br />

schon ein gewisser Grad an Respekt<br />

dazu, wenn man sich für ein MINT-<br />

Studium und damit für eine Karriere in<br />

diesem Bereich interessiert. Die Inhalte<br />

im Studium sowie die Job-Profile, die<br />

in den Unternehmen auf einen warten,<br />

sind durchaus anspruchsvoll. Klar,<br />

die Einstiegschancen und Einkommensperspektiven<br />

sind größer als in<br />

anderen Disziplinen beziehungsweise<br />

Arbeitsfeldern. Aber jeder Einsteiger<br />

sollte aufpassen, sich nicht von Oberflächlichkeiten<br />

verführen zu lassen –<br />

zumal generell immer gilt: Ein guter<br />

Abschluss ist ein notwendiges, aber<br />

nicht hinreichendes Kriterium.<br />

S-<strong>taff</strong>: Welche zusätzlichen Herausforderungen<br />

erwarten einen MINT-Absolventen<br />

zum Karrierestart?<br />

Sattelberger: Man ist plötzlich eingebettet<br />

in Teams und Projekte. Man<br />

muss zusammen mit Kollegen aus verschiedenen<br />

Ländern Probleme lösen,<br />

diese Lösungen dann so weiterentwickeln,<br />

dass die Kunden tatsächlich<br />

einen Nutzen darin sehen, und schließlich<br />

in einer Sprache an den Mann oder<br />

an die Frau bringen, die diese verstehen.<br />

Das sind alles Dinge, die man im<br />

Studium nicht unbedingt vermittelt<br />

bekommt.<br />

S-<strong>taff</strong>: Was kann eine Nachwuchskraft<br />

tun, um die Erfahrungen, die ihr noch<br />

fehlen, möglichst schnell aufzuholen?<br />

Sattelberger: Ich bin kein Vertreter des<br />

Defizitmodells. Ich ärgere mich seit Jahren<br />

über Personalmanager, die an der<br />

jeweiligen Einsteigergeneration herumnörgeln<br />

und diese und jene vermeintlichen<br />

Defizite aufzählen. Für mich sind<br />

Unternehmen wunderbare Lernlaboratorien,<br />

weil ich dort unter realen Bedingungen<br />

relativ schnell lerne, worauf es<br />

in der Praxis ankommt. Gute Unternehmen<br />

geben Feedback zu Verhaltensstärken<br />

oder Entwicklungsfeldern, sie<br />

stellen einem Einsteiger nach Bedarf<br />

einen Coach an die Seite. Dadurch lässt<br />

sich das, was Absolventen nach dem<br />

Studium noch fehlt, im Laufe der ersten<br />

Jahre im Unternehmen nachholen.<br />

Wäre das anders, ließe sich die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der deutschen MINT-<br />

Wirtschaft im internationalen Vergleich<br />

ja auch gar nicht erklären.<br />

S-<strong>taff</strong>: Nun warnen Unternehmen aus<br />

dem MINT-Bereich allerdings vor den<br />

negativen Folgen des Fachkräftemangels<br />

– und hoffen dabei vor allem auf<br />

den Nachwuchs. Warum ist der Nachwuchs<br />

so wichtig?<br />

Wie sammelt man erfahrungen?<br />

Sattelberger: Um gleich eine Fehleinschätzung<br />

zu vermeiden: Die jungen<br />

Leute sind nicht besser als die älteren<br />

Mitarbeiter. Aber der Nachwuchs ist<br />

ein sehr wichtiger Bestandteil der<br />

Diversität – und die wiederum ist für<br />

ein Unternehmen enorm wichtig. Um<br />

es auf eine einfache Formel zu bringen:<br />

Unterschiedliche Menschen setzen<br />

unterschiedliche Akzente. Und es tut<br />

der betrieblichen Arbeit gut, wenn aus<br />

vielen Perspektiven auf ein Problem<br />

geschaut wird.

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