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SCHWÄBISCH HALL OF FAME MADE IN BW<br />
#1-09<br />
S-<strong>taff</strong> – Das Berufsmagazin der<br />
www.s-<strong>taff</strong>.com<br />
powered by<br />
www.karrierefuehrer.de<br />
Kooperationspartner:<br />
Hidden Champions:Vertriebsprofis gesucht<br />
KREATIVITÄT FÜR INGENIEURE + FEATURE FRANKREICHk
Karriere ist eine Gerade.
S-<strong>taff</strong> auf geht’s<br />
Editorial<br />
Gesprochen S<strong>taff</strong> wie Crew, Team, Belegschaft.<br />
Geschrieben S für Stuttgart – verbunden mit <strong>taff</strong> – wie selbstbewusst, stark, zielstrebig.<br />
Gemacht für junge, aufstrebende Akademiker.<br />
JETZT ERST RECHT<br />
Die ganze Wirtschaft spricht von Krise. Die ganze Wirtschaft? Nein, ein Unternehmensbereich leistet den Negativmeldungen<br />
heftigen Widerstand: Der Vertrieb sucht auch in schwierigen Zeiten qualifizierten Nachwuchs – auch und vor<br />
allem für das Ausland. Lesen Sie, welche spannenden Aufgaben der Vertrieb bietet (ab Seite 2).<br />
Sie meinen, Ingenieur und gleichzeitig kreativ zu sein, passt nicht zusammen? Lassen Sie sich vom Gegenteil überzeugen<br />
(ab Seite 10).<br />
Besonders interessant für viele Absolventen ist das Nachbarland Frankreich. Vielfältige Wirtschaftsbeziehungen gepaart<br />
mit dem französischen „Savoir vivre“ machen La France zu einem begehrten Jobziel (ab Seite 14).<br />
Dass Stuttgart mehr zu bieten hat, als man auf den ersten Blick vermutet, hat Ernst & Young-Chef Dr. Herbert Müller<br />
feststellen müssen. Nach einem Umweg über Frankfurt, München und das Ausland landete der gebürtige Schwabe wieder<br />
in der Landeshauptstadt (ab Seite 22).<br />
Und dass schwäbische Tugenden auch an der Nordsee nützlich sind, beweist Herbert Seckler: Er stammt aus BW und<br />
führt auf Sylt die berühmte Strandhütte „Sansibar“, wo Promis ein- und ausgehen. Lesen Sie die Schwäbisch Hall of<br />
Fame (Seite 28).<br />
Auch für Sie bietet Baden-Württemberg sicherlich einen guten Ausgangsort, um Karriere zu machen. Schauen Sie sich<br />
um und suchen Sie sich den perfekten Startplatz.<br />
Impressum<br />
S-<strong>taff</strong><br />
Das Berufsmagazin der<br />
Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten<br />
Herausgeber: Transmedia Verlag GmbH & Co. KG,<br />
Weyertal 59, 50937 Köln, Telefon: 0221 4722-300,<br />
E-Mail: info@s-<strong>taff</strong>.com<br />
Idee und Konzeption: Viola Strüder<br />
Redaktion: Sabine Olschner, Viola Strüder (verantw.),<br />
Transmedia Verlag GmbH & Co. KG, Weyertal 59,<br />
50937 Köln<br />
Schlussredaktion: Renate Da Rin<br />
Autoren: Benjamin Dietrich, Nina Hundhausen, Christiane<br />
Siemann<br />
Mitarbeit an dieser Ausgabe: Jessica Andritzky, Rainer<br />
Bachmann, Christina Bönner, Andy Fuchs, Alexander-<br />
Sebastian Hendsch, Sarah Schäfer, Jasmin Schemann,<br />
Christina Wohter<br />
Website: www.s-<strong>taff</strong>.com: Transmedia Verlag GmbH &<br />
Co. KG, Thomas Böttcher<br />
Fotos: STOCK4B (Cover), Fotolia/emmi (1), Fotolia/Steffen<br />
Zimmermann (3), Kärcher (4, 7), Fotolia/Michael Kempf (4),<br />
Trumpf (6), Vodafone (6), Carl Zeiss (8), Fotolia/Steve Cukrov<br />
(8), Fotolia/ ArchMen (10), Fotolia/Nadolica (12), Fotolia/Stasys<br />
Eidiejus (12), Fotolia/hassan bensliman (14/15),<br />
Fotolia/Sandor Jackal (14/15), Fotolia/manolito (16), Fotolia/darknightsky<br />
(16), Fotolia/Monika Adamczyk (18), Fotolia/Joe<br />
Gough (18), Cinetext (20), Ernst & Young (22-24),<br />
albi (26), Hohner (26), Franckh-Kosmos Verlag (26), Schick<br />
Medical (27), Bauknecht (27), Ganter (27), Sansibar (28),<br />
Fotolia/Mikko Pitkänen (28)<br />
Der Verlag übernimmt für unverlangt eingesandte<br />
Unterlagen keine Haftung.<br />
Grafik-Design: Olaf Meyer Gestaltung, Köln,<br />
Im Stavenhof 5, 50668 Köln, Telefon: 0221 9227913<br />
Anzeigendisposition: Tanja Reder, Transmedia Verlag<br />
GmbH & Co. KG, Telefon: 0221 4722-360<br />
Anzeigenverkauf: Transmedia Verlag GmbH & Co. KG,<br />
Telefon: 0221 4722-300<br />
Druckvorstufe: Köllen Druck+Verlag GmbH, Ernst-Robert-<br />
Curtius-Straße 14, 53117 Bonn, Telefon: 0228 98982-0<br />
Verlag: Stuttgarter Zeitung Verlagsgesellschaft mbH,<br />
Plieninger Straße 150, 70567 Stuttgart, Telefon: 0711<br />
7205-0<br />
Stuttgarter Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH, Plieninger<br />
Straße 150, 70567 Stuttgart, Telefon: 0711 7205-0<br />
Anzeigen: Bernhard H. Reese (verantw.), Stuttgarter<br />
Zeitung Werbevermarktung GmbH, Plieninger Straße 150,<br />
70567 Stuttgart<br />
Druck: Pressehaus Stuttgart Druck GmbH, Plieninger<br />
Straße 150, 70567 Stuttgart, Telefon: 0711 7205-0<br />
28<br />
02<br />
Viel Erfolg wünscht Ihnen dabei Ihr S-<strong>taff</strong>-Team<br />
nach oben mitten rein<br />
weit weg<br />
14<br />
von hier<br />
26<br />
Gesucht:<br />
Vertriebsprofis<br />
Vive!<br />
La France<br />
Made in<br />
BW<br />
Inhalt<br />
Fantasie<br />
in der Technik<br />
10<br />
nah dran<br />
Fleiß,<br />
Ausdauer, Ehrgeiz<br />
22<br />
ganz vorn<br />
28<br />
Schwäbisch Hall of<br />
Fame
S-<strong>taff</strong> nach oben<br />
02<br />
Hidden Champions<br />
League : Teil 5 *<br />
* Teil 1 bis 4 der Hidden Champions League als Download unter www.s-<strong>taff</strong>.com<br />
O’Hare International Airport, Chicago: Leise surren durch die Hallen<br />
Reinigungsmaschinen – aus Baden-Württemberg. Centro de Especialidades<br />
Medicas, Merida/Mexiko: Der Arzt behandelt einen Kreuzband -<br />
riss mit einem Endoskop – aus Baden-Württemberg. Silicon Valley, Kalifornien:<br />
Chip-Hersteller fertigen immer kleinere und schnellere Chips<br />
mit optischen Systemen – aus Baden-Württemberg. Die Liste könnte<br />
man endlos fortführen, denn: Jeder zweite Euro in Baden-Württemberg<br />
wird durch das Auslandsgeschäft verdient. „Unter den Flächenstaaten<br />
steht Baden-Württemberg mit seinem Exportergebnis pro Kopf an Nummer<br />
eins in Deutschland“, betont Tassilo Zywietz, Geschäftsführer<br />
Außenhandel der IHK Stuttgart.<br />
x
Gesucht:<br />
Vertriebsprofis<br />
The<br />
Ein Bericht von Christiane Siemann<br />
Auch wenn in der Wirtschaft schwierige Zeiten angebrochen sind: Vertriebsmitarbeiter<br />
für den Export sind weiterhin gefragt. Im Außenhandel sind nicht<br />
nur große Unternehmen aktiv. Auch die Hidden Champions aus dem Mittelstand<br />
haben schon lange ihre Fühler in Richtung Ausland ausgestreckt. Kaum<br />
ein Unternehmen verkauft nicht auch jenseits der Grenzen seine Produkte –<br />
und braucht dafür Vertriebsleute mit Biss und Auslandserfahrung.
S-<strong>taff</strong> nach oben<br />
Baden-Württemberg exportierte 2007<br />
Waren im Wert von rund 150 Milliarden<br />
Euro in alle Welt, auch für 2008 wird die<br />
Zahl noch ähnlich aussehen. Autozubehör,<br />
Maschinen, chemische Erzeugnisse,<br />
medizinische und messtechnische Waren<br />
sowie Metallerzeugnisse sind die häufigsten<br />
Güter, die von Neuseeland bis<br />
Norwegen gefragt sind. Zwar melden<br />
die Schlagzeilen, dass der Export derzeit<br />
zurückgeht, doch die exportorientierten<br />
Berufe werden davon weniger betroffen<br />
sein. Denn Marketing- und Vertriebsspezialisten<br />
haben eine Schlüsselfunktion in<br />
Unternehmen: Ohne Absatz stehen die<br />
Maschinen still. „Gerade in weniger<br />
guten Zeiten sind es die Verkaufsberater,<br />
die für Aufträge sorgen. Diese Sparte<br />
ist kaum krisenanfällig“, meint Tassilo<br />
Zywietz von IHK Stuttgart.<br />
Dass der Vertrieb den Unternehmensumsatz<br />
sichert, scheint bei der Berufswahl<br />
und in der öffentlichen Wahrnehmung<br />
jedoch noch nicht richtig ange -<br />
kommen zu sein. „Wir haben Bundesforschungspreise<br />
und Innovationspreise,<br />
aber einen bundesweiten Vertriebspreis<br />
lobt keiner aus“, stellt Bernhard Just,<br />
Personalleiter von Carl Zeiss, zu Recht<br />
fest. Aber die Wertschätzung innerhalb<br />
ihres Unternehmens ist den Vertriebsexperten<br />
sicher. Das spiegelt sich auch im<br />
Einkommen wider: In den meisten Branchen<br />
werden neben dem Fixgehalt für<br />
Verkaufsabschlüsse auch Zusatzprovisionen<br />
gezahlt. Dadurch lässt sich schon<br />
nach kurzer Zeit viel verdienen.<br />
Es gibt viele gute Gründe, im Vertrieb<br />
seine Laufbahn zu starten. Dem einen<br />
liegt das Beraten und Verkaufen im Blut.<br />
Andere wissen: Wer sich für größere<br />
Aufgaben innerhalb des Unternehmens<br />
empfehlen will, der braucht den Karrierebaustein<br />
„Vertrieb im Ausland“. Moti-<br />
Was muss ein Vertriebler mitbringen?<br />
04<br />
vierte Einsteiger in Vertrieb und Marketing<br />
sind gefragt, denn die Produkte des<br />
baden-württembergischen Mittelstands<br />
sind weltweit begehrt. Ein Beispiel ist<br />
das Familienunternehmen Kärcher:<br />
Rund 6,4 Millionen Geräte hat der Spezialist<br />
für Reinigungssysteme vergangenes<br />
Jahr in der ganzen Welt verkauft:<br />
FAKTEN ZUM AUSSENHANDEL BADEN-WÜRTTEMBERGS<br />
Zu den wichtigsten Exportpartnern Baden-Württembergs zählen die USA, Frankreich,<br />
Italien, das Vereinigte Königreich und die Niederlande.<br />
Die wichtigsten Einfuhrländer sind die USA, Frankreich, die Schweiz, Italien und Irland.<br />
Die wichtigsten Ausfuhrländer in Südosteuropa sind die Russische Föderation, die<br />
Türkei, die Ukraine, Kasachstan und Kroatien.<br />
Die wichtigsten Ausfuhrländer in Nahost sind die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi<br />
Arabien, der Iran, Israel und Katar.<br />
Die wichtigsten Ausfuhrländer in Asien sind Singapur, Thailand, Malaysia,<br />
Indonesien, Philippinen.<br />
Die wichtigsten Ausfuhrländer in Ostasien sind China, Japan, Südkorea, Hongkong, Taiwan.<br />
Quelle: Industrie- und Handelskammern Baden-Württembergs. Stand: Juli 2008<br />
Weltweit gefragt: Wasseraufbereitungsanlagen von Kärcher<br />
für Wasserwerke und die wasserintensiven Industrien wie<br />
Lebensmittel- und Metallverarbeitung sowie die Fischzucht.<br />
Hochdruckreiniger, Staubsauger, Scheuersaugmaschinen<br />
und viele weitere<br />
Reinigungslösungen. Auf Wirtschaftsingenieure,<br />
Ingenieure und Betriebswirtschaftler<br />
warten rund 40 offene Stellen.<br />
„Unsere Mitarbeiter im internationalen<br />
Was spricht für eine Karriere im Vertrieb?<br />
Vertrieb erschließen Märkte, Vertriebswege<br />
und -möglichkeiten. Sie beraten<br />
und betreuen Tochtergesellschaften und<br />
Handelspartner bei ihrer Produktstrategie“,<br />
beschreibt Nicole Kurz, Abteilungsleiterin<br />
Personal, die Aufgaben -<br />
palette der Experten. Wer bei Kärcher<br />
im Vertrieb einsteigen will, sollte idealerweise<br />
erste internationale Erfahrungen<br />
mitbringen, beispielsweise durch<br />
ein Praxissemester im Ausland. Bevor es<br />
aber nach Mexiko oder Singapur geht,<br />
lernen die Einsteiger das Unternehmen<br />
gründlich kennen. Denn sehr gute Produkt-<br />
und Marktkenntnisse sind die Voraussetzung<br />
dafür, den Kunden fachgerecht<br />
beraten zu können.<br />
Vertriebsorientierte Unternehmen verkaufen<br />
entweder an den Endverbraucher<br />
oder an andere Unternehmen. Letzteres<br />
nennt sich Business-to-Business<br />
oder auch B-to-B. Egal ob Endverbraucher<br />
oder Unternehmenskunde: In beiden<br />
Fällen muss der Vertriebsspezialist<br />
in Fragen der Technik auf Augenhöhe<br />
kommunizieren können, bestätigt Alexandra<br />
Fabiano, Personalreferentin bei<br />
Karl Storz, Spezialist für Endoskope,<br />
medizinische Instrumente und Geräte:<br />
„Die Produktmanager arbeiten an der<br />
Schnittstelle zwischen Kundenanforderung<br />
und Produktentwicklung. Sie müssen<br />
die Produktwünsche von Kunden<br />
verstehen und an die Entwicklung weitergeben.“<br />
Bei Karl Storz treffen Vertriebs-,<br />
Marketing- und Produktspezia -<br />
listen sowohl auf Mediziner als auch<br />
beispielsweise auf die Abnehmer von<br />
industriellen Endoskopen in der Luftund<br />
Raumfahrt. Denn mit den Endoskopen<br />
wird nicht nur in den menschlichen<br />
Körper geschaut, sondern ebenso in<br />
x
LEISTUNG IST UNSER<br />
ANTRIEB. UND IHRER?<br />
EINE TREIBENDE KRAFT: DER MAHLE DOWNSIZING-MOTOR.<br />
Wer Entscheidendes bewegen will, braucht eine Vision. Und dazu Mut, Ausdauer<br />
und Biss. Wenn dann noch das Umfeld stimmt und das Team das richtige<br />
ist, werden aus innovativen Ideen ehrgeizige Projekte und überzeugende<br />
Lösungen. Eine davon sehen Sie hier: den MAHLE Downsizing-Motor – eine eindrückliche<br />
Demonstration, dass die Energieeinsparung und damit Emissionsreduktion<br />
um bis zu 30 % im Verbrennungsmotor schon heute machbar ist. Und<br />
weil wir uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen wollen und die Zukunft voller<br />
Herausforderungen ist, brauchen wir noch mehr gute Leute. Menschen, die<br />
denken wie wir. Und die gemeinsam mit uns mehr bewegen wollen – ob in der<br />
Entwicklung, der Konstruktion, der Produktion oder im Vertrieb. In diesem<br />
Sinne: Willkommen beim Weltmarktführer, in einem unserer 8 Forschungs- und<br />
Entwicklungszentren, in einem unserer 110 Produktionsstandorte für Motorenteile<br />
und Filter, als einer unserer 48.000 Mitarbeiter. Mehr Infos und Online-<br />
Bewerbung: www.jobs.mahle.com
S-<strong>taff</strong> nach oben<br />
Auch im Ausland im Einsatz:<br />
Laserschneider von Trumpf.<br />
Motoren, Turbinen, Kompressoren, Tragflächen<br />
und Bausubstanzen. Technische<br />
Affinität reicht hier also nicht aus – profundes<br />
Fachwissen ist gefragt.<br />
Sales-Mitarbeitern in Baden-Württemberg<br />
sind keine regionalen Grenzen<br />
Sind Auslandseinsätze möglich?<br />
gesetzt – ganz im Gegenteil: Leidenschaftliche<br />
Vertriebler bewegen sich<br />
gerne im internationalen Geschäft, lieben<br />
andere Kulturen, bringen Menschenkenntnis<br />
und einen Draht zum<br />
Verkaufen mit. Kärcher unterstützt sie<br />
mit Schulungen, Nachwuchsprogrammen<br />
und Coachings, die den Vertriebsmitarbeitern<br />
auch die Kultur anderer<br />
Länder näherbringen. Vertriebler können<br />
für zwei bis vier Jahre auf einen<br />
„Außenposten“ gehen, andere Einsätze<br />
dauern nur einige Wochen oder Monate.<br />
Wichtig ist: Das private Umfeld muss<br />
mitspielen, so Nicole Kurz von Kärcher.<br />
Bei Karl Storz sind langfristige Entsendungen<br />
möglich, aber kein Muss. Von<br />
Tuttlingen aus, wo das Unternehmen<br />
seinen Hauptsitz hat, gehen die Mitarbeiter<br />
auf Geschäftsreise. Personalreferentin<br />
Alexandra Fabiano: „Wir sind<br />
kein Riese im internationalen Maßstab,<br />
aber führend in Kreativität und techno-<br />
Klappend und drehend um die Welt:<br />
Vodafone vertreibt seine Produkte international.<br />
06<br />
logischer Entwicklung und gehören zu<br />
den Weltmarktführern. Wer bei uns einsteigt,<br />
bewegt sich in einem sehr krisensicheren<br />
Feld auf dem Weltmarkt.“<br />
Wenn die Leistung stimmt und der<br />
Wunsch vorhanden ist, brechen Mitar-<br />
beiter aus dem Schwarzwald für einen<br />
längeren Zeitraum beispielsweise nach<br />
Indien, Estland, Mexiko oder in die USA<br />
auf. Rund 75 Prozent des Umsatzes verdient<br />
das Unternehmen mit dem Export.<br />
Es ist einleuchtend, dass Fremdsprachen<br />
in das Handgepäck der Vertriebler<br />
gehören: Englisch, Französisch, Spanisch<br />
– je mehr Sprachen, desto besser.<br />
Gerne sieht das Familienunternehmen<br />
ein Studium der Betriebswirtschaft mit<br />
Vertiefung Marketing/Vertrieb oder ein<br />
Abschluss in Ingenieurwissenschaften.<br />
Bei Carl Zeiss mit Sitz in Oberkochen in<br />
der Ostalb arbeiten in Vertrieb und Marketing<br />
neben Betriebswirtschaftlern und<br />
Ingenieuren auch Physiker, Mediziner<br />
und Biologen. Die weltweit führende<br />
Unternehmensgruppe der optischen und<br />
opto-elektronischen Industrie mit rund<br />
13.000 Beschäftigten verfolgt den Grundsatz:<br />
Je tiefer die Kompetenz in den verschiedenen<br />
Branchen, umso besser<br />
können die Vertriebsberater die Kunden -<br />
bedürfnisse verstehen und erkennen.<br />
Die technischen Produkte aus Medizintechnik,<br />
Mikroskopie, Halbleitertechnik,<br />
Markenoptik, Optronik und der indus -<br />
triellen Messtechnik erfordern, dass alle,<br />
die im Vertrieb tätig sind, mit Technik<br />
und Naturwissenschaften gut vertraut<br />
sind. „Sie beraten Chefärzte, ausgewiesene<br />
Forscher und sogar Nobelpreisträger.<br />
Wer fachlich akzeptiert werden will,<br />
muss nicht nur die Produkte im Detail<br />
erklären, sondern sich auch auf die<br />
Sprache des Gegenübers einstellen können“,<br />
betont Bernhard Just, Personalleiter<br />
bei Carl Zeiss. In Schulungsprogrammen<br />
werden die internationalen „Junior<br />
Sales-Mitarbeiter“ ausgebildet.<br />
Auch die Vertriebsspezialisten der Technologiegruppe<br />
R. Stahl lernen mindes -<br />
tens ein bis anderthalb Jahre, bevor sie<br />
sich als technische Berater und Verkäufer<br />
bezeichnen können. Explosionsschutz<br />
heißt das Spezialgebiet von R.<br />
Stahl in Waldenburg, nördlich von Stuttgart,<br />
wo rund 1200 Mitarbeiter beschäftigt<br />
sind. Die Produkte der Nummer<br />
zwei im Weltmarkt für Explosionsschutz<br />
findet man auf Bohrinseln, in der Chemieproduktion<br />
und überall dort, wo<br />
Explosionsgefahr besteht. Um die speziellen<br />
Leuchten, Schaltgeräte, Steuerungen,<br />
Bedienterminals und komplett<br />
geschützten Systeme international zu<br />
vertreiben, werden Betriebswirtschaftler<br />
und Ingenieure individuell geschult. Die<br />
Einsteiger haben einen Mentor an ihrer<br />
Seite, starten in der Regel im Vertriebs -<br />
Was macht einen guten Vertriebler aus?<br />
innendienst und übernehmen dann relativ<br />
schnell viel Verantwortung, erklärt<br />
Personalleiter Klaus Jäger.<br />
Einmal Vertrieb, immer Vertrieb? Einmal<br />
Ausland und von da aus in den Rest der<br />
Welt? Solch ein geradliniger Aufstieg<br />
muss nicht sein: Die Karrierewege der<br />
Spezialisten variieren stark. Bei Carl Zeiss<br />
gibt es den klassischen Einstieg: Absolventen<br />
werden gezielt für den Vertrieb<br />
eingestellt und Schritt für Schritt zum<br />
Juniorverkäufer oder Service-Mitarbeiter<br />
entwickelt. Oder aber Mitarbeiter entdecken<br />
nach einigen Jahren in anderen<br />
Funktionen, „dass sie Lust auf den Verkauf<br />
haben und ,das Weiße im Augen<br />
des Kunden’ sehen wollen“, sagt Bernhard<br />
Just von Zeiss. Andere planen diesen<br />
Schritt bewusst, weil sie ihn als ent-<br />
x
EXPORT IN DER HIDDEN CHAMPIONS LEAGUE<br />
Unternehmensname Website Hauptsitz Produkte Exportanteil Exportländer<br />
Karl Storz GmbH & Co. KG www.karlstorz.de Tuttlingen Endoskope und endoskopische Instrumentarien/ 75 % Weltweit<br />
Geräte für sämtliche humanmedizinischen<br />
Fachgebiete,Veterinärmedizin und Technik,<br />
vollvernetzte Operationssäle mit zentraler Bild-<br />
und Datenverwaltung<br />
Carl Zeiss AG www.zeiss.de Oberkochen Foto-/Filmobjektive, Elektronenmikroskope, Laser- 84 % Weltweit<br />
und Synchroton-Optik, Industrielle Messtechnik,<br />
Chirurgische Geräte, Optronik, Lithografieoptik,<br />
Ferngläser, Spektive, Zielfernrohre, Laser Scanning<br />
Mikroskope, Lichtmikroskope und Bildverarbeitungssysteme,<br />
Spektralsensoren, Maskeninspektionssysteme,<br />
Planetarien, Geräte für die Augenheilkunde<br />
R. Stahl AG www.stahl.de Waldenburg Explosionsgeschützte Komponenten und Systeme 70 % Weltweit<br />
zur Automatisierung, zum Steuern und<br />
Verteilen, Installieren, Bedienen und Beobachten,<br />
Beleuchten, Signalisieren und Alarmieren<br />
Alfred Kärcher GmbH & Co. KG www.karcher.com Winnenden Hochdruckreiniger, Sauger und Dampfreiniger, 85 % Weltweit<br />
Kehr- und Scheuersaugmaschinen, Trockeneis-<br />
Strahlgeräte, Kfz-Waschanlagen, Trink- und Ab-<br />
wasseraufbereitungsanlagen, Reinigungsmittel,<br />
Pumpen für Haus und Garten<br />
Ritter Sport www.ritter-sport.de Waldbuch Schokolade 33 % 90 Länder weltweit<br />
Fritz Kübler GmbH www.kuebler.com Villingen- Positions- und Bewegungssensorik, Zähler und 60 % 50 Länder weltweit<br />
Schwenningen Prozessanzeigen, Stecker und Übertragungstechnik<br />
und OEM-Produkte und -Systeme (OPS)<br />
Trumpf GmbH + Co. KG www.trumpf.com Ditzingen Werkzeugmaschinen, Lasertechnik, Elektronik, 70 % Weltweit<br />
Medizintechnik<br />
S. Siedle & Söhne www.siedle.de Furtwangen Sprechanlagen, Beleuchtung, Briefkästen, 18 % Europaweit<br />
Zutrittskontrolle<br />
ebm-papst Mulfingen GmbH & www.ebmpapst.com Mulfingen Axialventilatoren, Radialventilatoren, Querstrom- 71 % USA, China,<br />
Co. KG ventilatoren, Lüfter, Gasgebläse, Motoren Australien,<br />
Frankreich,<br />
England<br />
Bauknecht Hausgeräte GmbH www.bauknecht.de Stuttgart Haushaltsgeräte ca. 60 % USA und<br />
europäisches<br />
Ausland<br />
Herbert Waldmann GmbH & www.waldmann.com Villingen- Belichtungsanlagen ca. 50 % Keine Angaben<br />
Co. KG Schwenningen<br />
Hugo Kern & Liebers GmbH & www.kern-liebers.de Schramberg Bandfedern, Drahtfedern, Stanztechnik, Kompo- 51% Über 80 Länder<br />
Co. KG nenten für Textilmaschinen weltweit<br />
Ausgewählte Unternehmen. Quelle: eigene Recherchen<br />
07
S-<strong>taff</strong> nach oben<br />
08<br />
scheidenden Gewinn für ihre Karriere<br />
sehen. „Manche bleiben im Ausland<br />
und wechseln lieber den Standort, als<br />
nach Deutschland zurückzukommen“, so<br />
Just. Denn wer einmal als Leiter einer<br />
Vertriebsgesellschaft viele Freiheiten<br />
genossen hat und die Größe der Verantwortung<br />
liebt, der will nicht unbedingt<br />
zurück. Manche entschließen sich nach<br />
drei bis fünf Jahren, wieder auf dem<br />
deutschen Markt tätig zu werden, und<br />
können dann in Leitungsfunktionen im<br />
Marketing und Vertrieb aufsteigen.<br />
„Vertriebsmitarbeiter wollen in der<br />
Regel gerne im Ausland arbeiten. Wie<br />
lange sie dort tätig sind, ist bei uns vom<br />
Projekt abhängig“, erläutert Klaus Jäger<br />
von R. Stahl. Zwischen einem und drei<br />
Jahren kann die Arbeit vor Ort in Japan,<br />
Houston, Mailand, Norwegen, Indien<br />
oder den Vereinigten Arabischen Emiraten<br />
dauern. Danach steigen die Mitarbeiter<br />
wieder in den Innenvertrieb in<br />
Baden-Württemberg ein. Wird zum Beispiel<br />
eine neue Raffinerie gebaut, pendeln<br />
die Experten für längere Dienstreisen<br />
bis zu sechs Wochen zwischen<br />
London, Norwegen und Aserbaidschan.<br />
Vertrieb ist ein echtes Karrieresprungbrett.<br />
Oft finden sich in den Sales-Abteilungen<br />
flache Hierarchien. Das bedeutet<br />
häufig eine schnelle Übernahme von<br />
Verantwortungen. Ein Karrieretipp von<br />
Tassilo Zywietz von der IHK Stuttgart:<br />
„Wer am Anfang des Berufslebens im<br />
Vertrieb steht, hat die größten Entwicklungschancen<br />
im internationalen<br />
Geschäft. Ich rate zu Praktika oder<br />
einem Traineeprogramm in mittel- und<br />
osteuropäischen Ländern.“ Da diese<br />
Regionen im Gegensatz zu den englisch-<br />
sprachigen Ländern vielen Einsteigern<br />
nicht so attraktiv erscheinen, unterschätzen<br />
diese, dass sie dort spannendere<br />
Aufgaben und mehr Verantwor-<br />
Welche Karrieren sind möglich?<br />
tung bekommen können. „Und damit<br />
legen sie einen sehr guten Grundstein<br />
für die Karriere“, so Zywietz.<br />
Zudem ist Baden-Württemberg nicht<br />
ohne Grund ein starkes Exportland.<br />
Technische Spezialitäten „Made in Germany“<br />
haben sich durchgesetzt. Einen<br />
Zukunftsmarkt hat beispielweise R.<br />
Stahl besetzt: „Da der Explosionsschutz<br />
überall gefragt ist, wo mit Öl oder Gas<br />
gearbeitet wird, sichern der steigende<br />
Energiebedarf und die neuen Energiequellen<br />
Absolventen im Vertrieb einen<br />
spannenden und krisenfesten Arbeitsplatz“,<br />
betont Klaus Jäger.<br />
Ein Vertriebsmarkt mit Zukunft ist auch<br />
die Sparte Mobilfunk, denn die Vernetzung<br />
der Kommunikation außerhalb der<br />
reinen Telefonie gehört inzwischen zum<br />
Kerngeschäft großer Anbieter. Unter<br />
anderem in Stuttgart bildet Vodafone<br />
Betriebswirte, aber auch Studierende<br />
anderer Disziplinen als Vertriebsexperten<br />
aus. Dabei sind die Vertriebler keine<br />
Shop-Mitarbeiter, wie viele Unwissende<br />
oft annehmen. Die technischen Consul-<br />
Wie kann man sich vorbereiten?<br />
tants arbeiten als Berater im Geschäftskundenbereich,<br />
analysieren die Kommunikationsstruktur<br />
eines Unternehmens,<br />
binden Laptop, BlackBerry, Smart Phone<br />
und andere Systeme ein.<br />
Berufseinsteiger starten bei Vodafone in<br />
den ersten Monaten als Vertriebsassis -<br />
tent, und nach ein bis zwei Jahren können<br />
sie entscheiden, ob sie eine Fach-<br />
Blick über die Erde hinaus: Das kombinierte Planetariumssystem<br />
von Carl Zeiss erlaubt die Verknüpfung von<br />
optisch-mechanischer und digitaler Projektion.<br />
oder Führungskarriere ansteuern oder in<br />
den Bereich Marketing wechseln wollen.<br />
Dazu Frank Wendelstorf, Regional-Vertriebsleiter<br />
Baden-Württemberg: „Wir<br />
entwickeln unsere Mitarbeiter frühzeitig,<br />
denn sie sollen ihren Fähigkeiten<br />
und Interessen entsprechend eingesetzt<br />
und qualifiziert werden.“ Nach weiteren<br />
Erfahrungen in der Praxis und einem<br />
Assessment Center stecken Vertriebler<br />
weitere Ziele für ihre Karriere ab und<br />
spezialisieren sich als Führungskraft<br />
oder Branchenexperte. Und wen es<br />
reizt, von Stuttgart aus internationale<br />
Erfahrungen zu sammeln, der hat in der<br />
Vodafone Group die Wahl zwischen<br />
weltweit rund 65 Ländern.<br />
Die Beispiele zeigen: Aller Krisen zum<br />
Trotz sind Vertriebsspezialisten immer<br />
gefragt, denn Unternehmen leben vom<br />
Verkauf und dem Service ihrer Produkte.<br />
Dabei reichen kaufmännische Kenntnisse<br />
oft nicht aus: Vertriebskompetenz<br />
basiert auch viel auf technischem Wissen.<br />
Als Berater zwischen Kunde und<br />
Produkt identifiziert der Vertriebler die<br />
Kundenwünsche und setzt Impulse für<br />
neue Produkte, Prozesse und Services.<br />
Vertriebler sind Allrounder: Nah am<br />
Kunden und konzeptionell planend<br />
gehen sie mit Verkaufssystemen um,<br />
führen Verkaufsorganisationen, kennen<br />
Wettbewerb und Absatzmärkte und<br />
sind verhandlungssicher. Wer Spaß an<br />
Kundenkontakten hat, findet im Exportland<br />
Baden-Württemberg sicherlich<br />
viele Chancen auf einen Einstieg in den<br />
nationalen oder internationalen Vertrieb.
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die wir optimal auf die Anforderungen unserer Branche<br />
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für einen Bezirk mit durchschnittlich 5 Filialen verantwortlich.<br />
In Ihren Aufgabenbereich fallen die Personalführung<br />
und -entwicklung sowie die selbstständige Durchführung<br />
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der geschäftlichen Aktivitäten unserer Filialen zuständig.<br />
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S-<strong>taff</strong> mitten rein<br />
10<br />
Fantasie<br />
in der Technik<br />
Passen Kreativität und Technik zusammen? Auf jeden Fall! Ingenieure<br />
benötigen einen guten Schuss Erfindergeist, um immer<br />
wieder neue Technologien zu entwickeln. Kreative Absolventen<br />
sind daher bei technisch orientierten Unternehmen heiß begehrt.<br />
Von Benjamin Dietrich<br />
Kreative gibt es viele: den Maler, der<br />
Bilder aus dem Nichts erschafft, den<br />
Komponisten, der so lange eine Note<br />
nach der anderen spielt, bis eine Melodie<br />
erklingt, den Modedesigner, der ein<br />
neues, noch die da gewesenes Kleid<br />
entwirft. Und dann gibt es noch den<br />
Ingenieur, der sein Wissen dazu nutzt,<br />
neue technische Lösungen zu entwickeln.<br />
Auch wenn es ungewöhnlich klingt:<br />
Kreativität ist auch bei Ingenieuren<br />
eine wichtige Fähigkeit, um sich auf<br />
dem Arbeitsmarkt durchzusetzen – vor<br />
allem, wenn sie in Forschungs- und<br />
Entwicklungsabteilungen groß rauskommen<br />
wollen. Ein Blick auf die Stellenanzeigen<br />
für Ingenieure offenbart:<br />
Kreativität steht im Anforderungsprofil<br />
meist an vorderster Stelle unter den<br />
Soft Skills, also jenen Fähigkeiten, die<br />
ein Bewerber neben seiner fachlichen<br />
x
echt<br />
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S-<strong>taff</strong> mitten rein<br />
12<br />
Qualifikation mitbringen sollte. Der<br />
Grund dafür: Die Unternehmen brauchen<br />
immer wieder neue Ideen, um Produkte<br />
und Dienstleistungen zu verbessern<br />
– sei es in der Automobilindustrie,<br />
im Maschinenbau oder im Baugewerbe.<br />
Schließlich wollen sie sich mit Innovationen<br />
auf dem Markt durchsetzen. Und<br />
da sind kreative Köpfe gefragt.<br />
Eine, die das wissen muss, ist Regine<br />
Siemann. Die Referentin für Personalmarketing<br />
stellt Ingenieurnachwuchs<br />
bei Tognum in Friedrichshafen ein,<br />
einem Marktführer im Bereich Motoren,<br />
Antriebstechnik und dezentrale Energieanlagen.<br />
Das Unternehmen beschäftigt<br />
über 8500 Mitarbeiter weltweit,<br />
darunter allein 6000 in Friedrichshafen.<br />
Wenn Regine Siemann ein Vorstellungsgespräch<br />
führt, dann versucht sie herauszufinden,<br />
wie ein Kandidat Lösungswege<br />
findet, ob er „über den Tellerrand<br />
hinausschauen kann und offen ist für<br />
neue Erfahrungen“, wie sie sagt. Wer<br />
kreativ ist, denkt nicht nur in vorgegebenen<br />
Strukturen. „Er kann diese Strukturen<br />
verlassen und flexibel reagieren,<br />
wenn er vor einer zunächst unlösbaren<br />
Aufgabe steht“, erklärt Regine Siemann<br />
und nennt ein Beispiel: „Wenn jemand<br />
mit der Entwicklung von Motoren<br />
beauftragt ist, sitzt der auch erst einmal<br />
vor einem weißen Blatt und muss<br />
eine neue Idee entwickeln und zu<br />
Papier bringen.“<br />
Auch bei der Trumpf-Gruppe mit<br />
Stammsitz in Ditzingen sind kreative<br />
Ingenieure gefragt. Trumpf beschäftigt<br />
8000 Mitarbeiter und ist Technologieund<br />
Weltmarktführer im Bereich indus -<br />
trieller Laser und Lasersysteme. „Tech-<br />
nische Erfindungen sind letztlich aus<br />
dem gleichen Stoff, aus dem zum Beispiel<br />
Dichter und Philosophen ihre<br />
Ideen nehmen: aus der Fantasie“, sagt<br />
Christiane Grunwald aus dem Personalund<br />
Sozialwesen. Der Unterschied zu<br />
den Künstlern: „Bei Ingenieuren ist<br />
Kreativität die Kombination aus Begeisterung,<br />
Fachkenntnis und Technikaffinität,<br />
aus der die schöpferische Denkleistung<br />
resultiert.“<br />
Und auf die drei Komponenten werden<br />
die Bewerber im Auswahlverfahren<br />
auch abgeklopft. „Im Bewerbungsgespräch<br />
zeigt sich am Gesamteindruck,<br />
ob ein Kandidat interessiert und aufgeweckt<br />
ist“, sagt Christiane Grunwald.<br />
„Wenn jemand mit der Entwicklung von Motoren beauftragt<br />
ist, sitzt der auch erst einmal vor einem weißen Blatt und<br />
muss eine neue Idee entwickeln.“<br />
„Gut an kommt zum Beispiel ein<br />
Bewerber, der mit leuchtenden Augen<br />
von seinen Versuchen zum Laserschneidprozess<br />
erzählt.“ Manchmal<br />
legen sie und ihre Kollegen den Kandidaten<br />
auch technische Zeichnungen<br />
vor, in denen Details offen sind. „Wir<br />
fragen den Bewerber nach Ideen zur<br />
Lösung. Oder wir stellen eine Aufgabe<br />
mit der Bitte, mehrere Lösungsansätze<br />
zu suchen, und bewerten dann die<br />
Variantenvielfalt.“<br />
WIE WERDE ICH KREATIVER?<br />
Ähnlich gehen auch Regine Siemann<br />
und ihre Kollegen im sogenannten<br />
Case-Interview vor. Die Bewerber<br />
bekommen eine Aufgabe gestellt, die<br />
sie aus ihrem Erfahrungs- und Wissensschatz<br />
nicht so einfach beantworten<br />
können. „Wir fragen zum Beispiel<br />
danach, wie viele Hochzeiten im Jahr in<br />
Deutschland gefeiert werden“, berichtet<br />
die Personalreferentin. Dabei ginge<br />
es ihr nicht darum, dass der Bewerber<br />
die richtige Zahl nennt. „Ich will sehen,<br />
wie der Kandidat zur Lösung kommt.“<br />
Deshalb sollte jeder in solch einer Situation<br />
den Personaler an seinen Gedankengängen<br />
teilhaben lassen. Wer dann<br />
noch sagt, dass er gerne liest, beweist<br />
zusätzliches Kreativitätspotenzial. Denn<br />
Bewerber, die dies tun, „sind offen,<br />
trainieren ihre Vorstellungskraft und<br />
sind interessiert an neuen Erkenntnissen“,<br />
sagt Regine Siemann.<br />
Allen Ingenieuren, die behaupten, sie<br />
seien absolut nicht kreativ, gibt sie mit<br />
auf den Weg: „Jeder ist auf eine gewisse<br />
Art kreativ. Der eine mehr, der andere<br />
weniger.“ Und Kreativität ließe sich<br />
außerdem auch trainieren, zum Beispiel<br />
mit typischen Kreativitätstechniken wie<br />
Brainstorming oder Mind Mapping.<br />
Auch Christiane Grunwald macht allen<br />
Mut, die glauben, sie seien nicht kreativ<br />
genug: „Das Kreativitätsniveau<br />
unter den Mitarbeitern ist natürlich<br />
sehr unterschiedlich. Aber allgemein<br />
gilt: Es gibt immer Aussicht auf Entwicklungschancen.“<br />
Mario Pricken, Christine Klell: Kribbeln im Kopf – Creative Sessions. Schmidt (Hermann)<br />
2006. ISBN 978-3874396714. 39,80 Euro<br />
Evelyn Boos: Das große Buch der Kreativitätstechniken. Compact Verlag 2006.<br />
ISBN 978-3817451067. 8,95 Euro<br />
Karsten Noack: Kreativitätstechniken, Schöpferisches Potenzial entwickeln und nutzen.<br />
Cornelsen Verlag 2005. ISBN 978-3589219568. 6,95 Euro<br />
Jiri Scherer: Kreativitätstechniken. In 10 Schritten Ideen finden, bewerten, umsetzen.<br />
Gabal Verlag 2007. ISBN 978-3897497368. 19,90 Euro<br />
Helmut Schlicksupp: Innovation, Kreativität und Ideenfindung. Vogel Verlag 2004.<br />
ISBN 978-3802319846. 19,80 Euro
S-<strong>taff</strong> weit weg<br />
14<br />
Vive!<br />
SCHÖN, WENN MAN NACHBARN HAT, MIT DENEN MAN SICH GUT VERSTEHT.<br />
FRANKREICH IST SOLCH EIN NETTER NACHBAR: DIREKT NEBEN BADEN-WÜRTTEM-<br />
BERG GELEGEN, IST DAS LAND EIN LANGJÄHRIGER PARTNER FÜR DIE BADEN-<br />
WÜRTTEMBERGISCHE WIRTSCHAFT. NICHT NUR DIE SCHNELLE BAHNVERBINDUNG<br />
ZWISCHEN STUTTGART UND PARIS, DIE IM JUNI 2007 AUFGENOMMEN WURDE,<br />
SORGT DAFÜR, DASS ES ZWISCHEN DEN LÄNDERN EINEN REGEN AUSTAUSCH GIBT.<br />
FÜR FRANKREICH-AFFINE ABSOLVENTEN ERGEBEN SICH DADURCH GUTE CHAN-<br />
CEN, TEILS SCHON DIREKT NACH DEM STUDIUM DIE FÜHLER RICHTUNG BELLE<br />
FRANCE AUSZUSTRECKEN.
La France<br />
Ein Feature von Sabine Olschner<br />
Ein Symbol für die enge Verbindung zwischen<br />
Baden-Württemberg und Frankreich ist zum Beispiel<br />
die neue Rheinbrücke in Kehl. „Dadurch wächst<br />
Europa weiter zusammen“, sagte Innenminister<br />
Heribert Rech am 8. Juli 2008 beim Baubeginn in<br />
Kehl. „Baden-Württemberg liegt im Herzen Europas,<br />
und wir freuen uns auf die verbesserte Verbindung<br />
ins Elsass und zur Europastadt Straßburg.“ Die<br />
neue zweigleisige Brücke wird rund 23 Millionen<br />
Euro kosten und soll 2<strong>01</strong>0 fertiggestellt sein. Als<br />
Ersatz für die alte eingleisige Brücke ist sie eine<br />
wichtige Verbindung zwischen den Hochgeschwindigkeitsnetzen<br />
Frankreichs und Deutschlands.<br />
x
S-<strong>taff</strong> weit weg<br />
16<br />
Gute Nachrichten also für Hochschul -<br />
absolventen, die künftig mit Geschäftspartnern<br />
und Kollegen in Frankreich<br />
zusammenarbeiten wollen. Denn das<br />
Land im Westen Europas übt auf junge<br />
Menschen einen ganz besonderen Reiz<br />
aus. Dies zeigt sich bereits an der<br />
Anzahl der Studenten aus Baden-Württemberg,<br />
die einen Teil ihres Studiums<br />
an einer ausländischen Hochschule verbringen<br />
wollen. Laut einer aktuellen<br />
Studie des Deutschen Akademischen<br />
Austausch Dienstes (DAAD) ist das<br />
beliebteste Ziele für Studierende aus<br />
Baden-Württemberg derzeit eine Hochschule<br />
in Frankreich. Auch bei den<br />
Dozenten steht Frankreich als Austauschland<br />
an erster Stelle. Und wer<br />
einmal französische Luft geschnuppert<br />
hat, will oft mehr davon.<br />
Unternehmen aus Baden-Württemberg,<br />
die mit Frankreich zusammenarbeiten,<br />
gibt es viele. Laut Sylvie Taboré-Straub<br />
von der Industrie- und Handelskammer<br />
(IHK) Region Stuttgart arbeiten rund<br />
SPOTLIGHT FRANKREICH<br />
4600 Betriebe aller Größen in Baden-<br />
Württemberg in irgendeiner Form mit<br />
Frankreich zusammen. „Der Großteil<br />
betreibt Import und Export mit dem<br />
Nachbarland. Frankreich ist in beide<br />
Richtungen der Handelspartner Nummer<br />
eins“, so die Fachreferentin für<br />
Frankreich. „Doch viele haben auch<br />
Vertretungen oder Niederlassungen<br />
gegründet.“ Die Beziehungen verlaufen<br />
quer durch alle Branchen: Maschinenbau,<br />
Automobilindustrie, Biotechnologie,<br />
IT, Kommunikation und Dienst -<br />
leistung – alle Branchen, die in<br />
Baden-Württemberg stark sind, haben<br />
auch Kontakt zu den französischen<br />
Nachbarn. „Die guten Beziehungen<br />
haben eine lange Tradition“, weiß Sylvie<br />
Taboré-Straub. Nicht nur, dass<br />
Baden-Württemberg die längste Grenze<br />
zu Frankreich hat: Stuttgart und Straßburg<br />
sind – neben 252 anderen Städtepartnerschaften<br />
zwischen baden-würt-<br />
Ländername: Französische Republik (République Française)<br />
Größe des Landes: 547.026 Quadratkilometer (ohne Übersee-Departements)<br />
Einwohnerzahl: 63,6 Mio., davon rund 4,9 Mio. Ausländer<br />
Hauptstadt: Paris. Der Großraum Paris (Region Ile-de-France) zählt 11,5 Mio. Einwohner,<br />
Paris-Stadt 2,2 Mio.<br />
Staatsoberhaupt: Präsident der Republik, Nicolas Sarkozy, Amtsantritt am 16.05.2007<br />
Landessprache: Französisch<br />
Nationaltag: 14. Juli („Fête nationale“), Jahrestag des Sturms auf die Bastille 1789<br />
Religionen: 82 % römisch-katholische Christen, 7 % Muslime, 1 % Protestanten, 1 % Juden<br />
Bruttoinlandsprodukt (BIP): 1.892,2 Mrd. Euro<br />
Pro-Kopf-BIP: 29.765 Euro<br />
Quelle: Auswärtiges Amt, Stand 2007<br />
BEGEGNUNGSPLÄTZE FÜR FRANKREICH-FANS:<br />
Stuttgart Accueil e.V. www.stuttgart-accueil.de<br />
Club d’Affaires Franco-Allemand du Bade-Wurtemberg e.V.<br />
www.club-d-affaires.de<br />
Deutsch-Französisches Institut in Ludwigsburg www.dfi.de<br />
Institut français Stuttgart www.institut-francais.fr<br />
Centre Culturel Français Freiburg www.ccf-fr.de<br />
Wie eng sind die Beziehungen zu Frankreich?<br />
tembergischen und französischen Orten<br />
– seit über 40 Jahren eng miteinander<br />
verbunden. Auch dass im Elsass<br />
Deutsch gesprochen wird, hilft sicherlich<br />
im täglichen Miteinander.<br />
Vor allem für den internationalen Handel<br />
ist Frankreich ein wichtiger Partner.<br />
Dem Statistischen Landesamt Baden-<br />
Württemberg zufolge wurden im Jahr<br />
2007 Güter im Wert von mehr als 13,5<br />
Milliarden Euro von Baden-Württemberg<br />
nach Frankreich exportiert. Das<br />
sind über sieben Prozent mehr als im<br />
Jahr zuvor. Im Gegenzug importierte<br />
das Bundesland Waren im Wert von<br />
11,3 Milliarden Euro aus Frankreich –<br />
ein Plus von zehn Prozent gegenüber<br />
2006. Zu den wichtigsten Import- wie<br />
auch Exportgütern zählen Kraftwagen<br />
und Kraftwagenteile, Maschinen sowie<br />
chemische Erzeugnisse.<br />
Wie gut muss man Französisch sprechen?<br />
Zu den Kraftwagenteilen gehören unter<br />
anderem Reifen. Und der Weltmarktführer<br />
unter den Reifenherstellern ist die<br />
Firma Michelin mit der Deutschlandzentrale<br />
in Karlsruhe. Der Mutterkonzern<br />
des Unternehmens mit dem dicken<br />
Reifenmännchen sitzt in Clermont-Ferrand<br />
in der Auvergne, genau in der<br />
Mitte zwischen Paris und der Côte<br />
d’Azur. „Bei uns gibt es naturgemäß<br />
viele Auslandsentsendungen“, erklärt<br />
Sandra Käferstein-Sänger, bei Michelin<br />
in Karlsruhe verantwortlich für Personal<br />
und Hochschulmarketing. „Französische<br />
Ingenieure kommen zu uns, deutsche<br />
Ingenieure arbeiten eine Zeit lang<br />
in Frankreich.“ Die Konzernsprache ist<br />
Französisch. „Aber da dies nicht unbedingt<br />
die Fremdsprache Nummer eins<br />
bei den deutschen Ingenieuren ist,<br />
reicht es aus, wenn man Grundkenntnisse<br />
mitbringt. Durch muttersprachlix
Zeigen Sie gerade jetzt, warum Ihr Unternehmen<br />
anders ist. Dass für Sie Grundwerte zählen und Ihre<br />
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen das zu schätzen<br />
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che Lehrer im eigenen Haus lernt man<br />
die Sprache recht schnell“, so Käferstein-Sänger.<br />
Viel bekommt man auch im Arbeitsalltag<br />
mit: Telefonkonferenzen mit Kollegen<br />
aus Clermont-Ferrand, Arbeitsgruppen<br />
mit internationaler Besetzung<br />
– Kontakte mit Franzosen gibt es fast<br />
jeden Tag. Dabei beobachtet die Personalerin<br />
vor allem bei den jungen Franzosen<br />
kaum noch Unterschiede zu ihren<br />
deutschen Kollegen: „Ich habe den Eindruck,<br />
die französischen Kollegen werden<br />
immer weltoffener, sowohl was die<br />
Kultur als auch die englische Sprache<br />
angeht. Vor einigen Jahren wurde neben<br />
Französisch kaum eine andere Sprache<br />
akzeptiert.“ Heute verständigen sich<br />
international besetzte Teams in der<br />
Regel problemlos in Englisch.<br />
Qualitätsingenieur, gibt es immer wieder<br />
Möglichkeiten, auf zeitlich befristeten<br />
Projekten oder für längere Zeit in<br />
Frankreich zu arbeiten. „Unsere Bewerber<br />
sollten mobil sein – vor allem in<br />
Richtung Frankreich, aber auch in<br />
andere Länder weltweit.“<br />
Einer, der seinen Frankreich-Aufenthalt<br />
schon hinter sich hat, ist Stephan<br />
Kreutzer. Der 29-jährige BWL-Absolvent<br />
arbeitet seit drei Jahren bei Dekra in<br />
Stuttgart als Assistent des Vorstandsvorsitzenden.<br />
Noch während seines<br />
Studiums hat er bei Dekra Automotive<br />
France ein viermonatiges Praktikum in<br />
Paris absolviert. „Einer meiner Schwerpunkte<br />
im Studium an der Uni Jena lag<br />
auf dem Bereich interkulturelle Kommunikation,<br />
und hier speziell auf französischsprachigen<br />
Märkten“, berichtet<br />
Wie kann man in Frankreich arbeiten?<br />
18<br />
Absolventen aus ingenieurwissenschaftlichen<br />
Studiengängen haben die<br />
Möglichkeit, entweder erst einmal einige<br />
Jahre bei Michelin in Karlsruhe zu<br />
arbeiten, um sich gezielt auf einen Auslandseinsatz<br />
in Frankreich vorzubereiten.<br />
Oder sie signalisieren gleich zu<br />
Beginn, dass sie gern im Nachbarland<br />
anfangen würden. Nach drei bis fünf<br />
Jahren sei ein Wechsel nach Deutschland<br />
dann auch kein Problem, meint<br />
Sandra Käferstein-Sänger. Vor allem im<br />
Bereich Forschung und Entwicklung sei<br />
der Austausch sehr intensiv. Aber auch<br />
in der Produktion, zum Beispiel als<br />
MEDIEN IN FRANKREICH<br />
Fernsehstationen:<br />
Fünf staatliche Fernsehsender (France 1 bis 5)<br />
Drei private Programme (TF 1, Canal plus, M 6)<br />
Deutsch-französischer Kulturkanal „Arte“<br />
Radiosender:<br />
Öffentlich-rechtliche Sender: France Inter, France Bleu<br />
Zeitungen:<br />
Überregionale Tageszeitungen: Le Figaro, Le Monde, France-Soir, Libération,<br />
Les Echos, La Croix, Le Parisien/Aujourd'hui, La Tribune, L'Humanité<br />
Größte Regionalzeitungen: Ouest France, Le Progrès, Sud-Ouest<br />
Größte Wochenzeitschriften: Paris Match, L'Express, Le Nouvel Observateur,<br />
Le Point, Challenges, Marianne, L'Expansion, Le Canard Enchaîné<br />
Stephan Kreutzer. Da lag es nahe, ein<br />
Praktikum in Paris anzustreben. Während<br />
seines Aufenthaltes bei Dekra<br />
Automotive France arbeitete er im Marketing<br />
& Development und begleitete<br />
eine Marktstudie. „Wir wollten herausfinden,<br />
wie wir unsere Prüfdienstleis -<br />
tungen in Kooperation mit französischen<br />
Reparaturwerkstätten effizienter<br />
gestalten können“, erinnert sich der<br />
gebürtige Berliner, der in Calw Abitur<br />
gemacht hat.<br />
Seine Erfahrungen nach vier Monaten<br />
Paris: „Generell kann man sagen, dass<br />
die Franzosen mehr improvisieren als<br />
wir. Sie gehen flexibler mit Deadlines<br />
und Zeitvorgaben um. Das ist für uns<br />
Deutsche zunächst einmal etwas irritierend.“<br />
Die Reihenfolge einer Agenda<br />
werde nicht immer eingehalten – und<br />
trotzdem habe man in der Regel am<br />
Ende alles abgearbeitet. „An diese<br />
Arbeitsweise musste ich mich erst<br />
gewöhnen“, so Stephan Kreutzer. Darüber<br />
hinaus spiele das Zwischenmenschliche<br />
bei den Franzosen eine<br />
sehr große Rolle, so der BWLer. „Das<br />
gemeinsame Essen ist sehr wichtig, um<br />
sein Gegenüber kennenzulernen. Dabei<br />
redet man nicht immer nur über<br />
geschäftliche Themen.“ Auch heute als<br />
Vorstandsassistent hat Stephan Kreutzer<br />
immer noch viel mit französischen<br />
Kollegen zu tun. Einmal im Jahr organisiert<br />
er zum Beispiel ein Management-<br />
Meeting in Paris und bereitet dafür<br />
unter anderem die Präsentationen vor.<br />
„Dass diese auf Französisch sind, ist<br />
eine Selbstverständlichkeit“, so der 29-<br />
Jährige. „Das kommt bei den Kollegen<br />
einfach gut an.“<br />
In der Automobilbranche ist auch Englisch<br />
mittlerweile gang und gäbe, so<br />
die Erfahrung von Hubertus Wittig, Leiter<br />
der Personalentwicklung bei der<br />
Stuttgarter Dürr AG. Als Anlagenbauer<br />
für die Automobilindustrie hat das<br />
Unternehmen mit den bekannten französischen<br />
Automarken zu tun: Renault,<br />
Peugeot, Citroën – sie alle kooperieren<br />
mit dem Stuttgarter Unternehmen. So<br />
wurde beispielsweise in Loué, westlich<br />
von Paris, ein Werk mit 200 Mitarbeitern<br />
für Reinigungsmaschinen aufgebaut,<br />
die in der Getriebefertigung der<br />
französischen Automobilindustrie eingesetzt<br />
werden. Hinzu kommen verschiedene<br />
Vertriebs- und Projektgesellschaften<br />
für die Anlagen von Dürr. „Im<br />
Vertrieb und in der Projektierung bestehen<br />
viele Möglichkeiten, in und mit<br />
Frankreich zu arbeiten“, berichtet<br />
Hubertus Wittig. Dies beginnt schon in<br />
der Ausbildung: Wer im dualen Studium<br />
mit der Berufsakademie Stuttgart<br />
bei Dürr einsteigt, wird automatisch im<br />
Ausland und so auch in Frankreich eingesetzt.<br />
Mehrwöchige oder sogar mehrmonatige<br />
Aufenthalte, zum Beispiel für<br />
den Bau neuer Lackieranlagen, sind<br />
keine Seltenheit.<br />
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Für längere Aufenthalte bietet Dürr seinen<br />
Mitarbeitern interkulturelle Trainings.<br />
Denn: „Die Franzosen ticken<br />
schon ein bisschen anders als die Deutschen“,<br />
ist der Leiter der Personalentwicklung<br />
überzeugt. „Bei Verhandlungen<br />
und Besprechungen gehen sie zum<br />
Beispiel nicht direkt aufs Ziel zu, sondern<br />
wollen erst einmal herausfinden,<br />
auf welchem gesellschaftlichen Niveau<br />
sich das Gegenüber bewegt.“ Man<br />
spreche über Privates, Sport, Hobbys<br />
und Familie, und beim gemeinsamen<br />
Essen werde auch sehr auf die Tischmanieren<br />
geachtet. Kulturelle Kompetenz<br />
und gesellschaftliches Niveau sind<br />
sehr geschätzt, lautstarkes Diskutieren<br />
oder gar Schreien hingegen ein absoluter<br />
Fauxpas. Deutsche Tugenden wie<br />
Zielstrebigkeit und Pünktlichkeit werden<br />
hingegen sehr geschätzt. Laut Wittig<br />
ist das Denken in gesellschaftlichen<br />
Klassen in Frankreich ausgeprägter als<br />
bei uns: „Wer etwas werden will, muss<br />
eine der anerkannten französischen<br />
Business Schools besucht haben. Hier<br />
werden intensive Netzwerke bereits<br />
unter den Absolventen und Alumnis<br />
geknüpft, die ein Leben lang halten<br />
und deutlich exklusiver sind als in<br />
Deutschland.“ Er empfiehlt daher Studenten,<br />
die Karriere in Frankreich<br />
machen wollen, zumindest einige<br />
Semester lang eine dieser Business-<br />
Schulen zu besuchen, um Kontakte zu<br />
diesen Zirkeln aufzubauen.<br />
Auch das Verhältnis zwischen Führungskräften<br />
und Mitarbeitern sei<br />
anders als bei uns, erklärt Hubertus<br />
Wittig. Während in Deutschland tendenziell<br />
der Teamgedanke stärker<br />
ausgeprägt ist, seien die Beziehungen<br />
zwischen Chef und Mitarbeiter in<br />
Frankreich mehr durch Hierarchie<br />
geprägt. „Der Abstand zwischen ,le<br />
padron’ und den Mitarbeitern ist<br />
deutlicher spürbar“, so der Personalleiter.<br />
Wer also in Frankreich als Führungskraft<br />
arbeiten will, darf sich<br />
nicht wundern, dass die Mitarbeiter<br />
anders reagieren, als man es vielleicht<br />
aus Deutschland gewohnt ist.<br />
Wie unterscheidet sich Frankreich von Deutschland?<br />
20<br />
Was kommt bei den Franzosen an?<br />
BERÜHMTE FRANZOSEN<br />
Auch wenn Frankreich der direkte<br />
Nachbar von Baden-Württemberg ist:<br />
Auf regionale Besonderheiten sollte<br />
man bei der Zusammenarbeit besonders<br />
sorgfältig achten. „Die Beziehungen<br />
zu Frankreich dauern schon so<br />
lange an und sind für viele so selbstverständlich<br />
geworden, dass man<br />
manchmal vergisst, dass es sich halt<br />
doch um ein Land mit einer eigenen<br />
Kultur und einer anderen Mentalität<br />
handelt“, erklärt Sylvie Taboré-Straub<br />
von der IHK. „Daher ist es wichtig,<br />
die Beziehungen immer weiter zu<br />
pflegen und die Besonderheiten nicht<br />
aus den Augen zu verlieren.“<br />
LITERATURLISTE:<br />
Michael Kuss-Setz: Lust auf Frankreich: Leben, Arbeit, Urlaub, Freizeit. Der große<br />
Frankreichratgeber. Interconnections 2008. ISBN 978-38604<strong>01</strong>149. 18 Euro<br />
Johannes Wilms: Gebrauchsanweisung für Frankreich. Piper Verlag 2008.<br />
ISBN 978-3492275446. 12,90 Euro<br />
Ulrich Wickert: Vom Glück, Franzose zu sein: Unglaubliche Geschichten aus einem<br />
unbekannten Land. Heyne Verlag 2007. ISBN 978-3453600430. 7,95 Euro<br />
Ulrich Wickert: Alles über Paris: Von Tempeln, Türmen und Fassaden. Von Künstlern,<br />
Kellern und Kaschemmen. Von Boulevards und Gassen, Plätzen und Parks. Von Spaziergängen<br />
und Metrofahrten. Heyne Verlag 2007. ISBN 978-3453600218. 12 Euro<br />
Ernst Ulrich Große, Heinz-Helmut Lüger: Frankreich verstehen. Eine Einführung mit<br />
Vergleichen zu Deutschland. Primus Verlag 2008. ISBN 978-3896786302. 29,90 Euro<br />
Claire Doutriaux: Karambolage: Kleines Buch der deutsch-französischen Eigenarten.<br />
Knesebeck 2006. ISBN 978-3896603517. 14,95 Euro<br />
Alizée – Sängerin („Moi...Lolita“ war 73<br />
Wochen in den französischen Charts),<br />
* 1984 in Ajaccio, Korsika<br />
Brigitte Bardot – Filmschauspielerin („Die<br />
Wahrheit“, „Die Verachtung“, „Viva Maria“),<br />
Sängerin, Vorbild für „Marianne“, die Verkörperung<br />
der Grande Nation in Frauengestalt,<br />
* 1934 in Paris<br />
Simone de Beauvoir – Schriftstellerin („Le<br />
sang des autres“, „Das andere Geschlecht“),<br />
Philosophin, Feministin, Vertreterin des Exis -<br />
tentialismus, * 1908 in Paris, † 1986 in Paris<br />
Gérard Depardieu – Schauspieler („Cyrano de<br />
Bergerac“, „Green Card“, „1942 – Die Eroberung<br />
des Paradieses“, „Asterix“) und nebenberuflicher<br />
Winzer, * 1948 in Châteauroux<br />
Charles de Gaulle – General und Politiker,<br />
* 1890 in Lille, † 1970 in Colombey-les-Deux-<br />
Églises<br />
Sophie Marceau – Theater- und Filmschauspielerin<br />
(„La Boum – Die Fete“, „Braveheart“,<br />
„James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug“),<br />
* 1966 in Paris<br />
Joseph Michel Montgolfier und Jacques<br />
Étienne Montgolfier – Erfinder des Heißluftballons,<br />
* 1740 in Annonay, † 1810 in Balarucles-Bains<br />
bzw. * 1745 in Annonay, † 1799 in<br />
Serières<br />
Vanessa Paradis – Schauspielerin, Sängerin<br />
(„Joe le taxi“), Fotomodell, * 1972 in Saint-<br />
Maur-des-Fossés<br />
Edith Piaf – Chansonsängerin, bekannt unter<br />
dem Namen „La Môme Piaf“, der „Kleine Spatz<br />
von Paris“ („La vie en rose“, „Non, je ne<br />
regrette rien“), * 1915 in Paris, † 1963 in Paris<br />
Jean-Paul Sartre – Philosoph und Schriftsteller<br />
(„Das Sein und das Nichts“, „Kritik der dialektischen<br />
Vernunft“), * 1905 in Paris, † 1980<br />
in Paris<br />
Zinédine Zidane – ehemaliger National-Fußballspieler,<br />
von der FIFA dreimal als Weltfußballer<br />
des Jahres ausgezeichnet, * 1972 in<br />
Marseille
S-<strong>taff</strong> nah dran<br />
22<br />
Fleiß, Ausda<br />
Die Fragen stellte Sabine Olschner
DR. HERBERT MÜLLER, VORSTANDSVORSITZENDER VON ERNST & YOUNG<br />
Vom Schwabenland nach Frankfurt und München und schließlich zurück nach Stuttgart:<br />
Dr. Herbert Müller, Vorstandsvorsitzender von Ernst & Young, brauchte einen kleinen Umweg,<br />
um zu erkennen, welche Potenziale die baden-württembergische Hauptstadt hat. Im Interview<br />
mit S-<strong>taff</strong> sprach er über Ein- und Aufstieg in der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung.<br />
S-<strong>taff</strong>: Sie sind in Schwäbisch Hall geboren,<br />
haben in Tübingen studiert und<br />
arbeiten jetzt in Stuttgart. Was bedeutet<br />
Ihnen die hiesige Region?<br />
Müller: Die Region um Stuttgart herum<br />
ist meine Heimat. Hier kenne ich mich<br />
aus, ich schätze Land und Leute. Ich<br />
lebe gern hier und finde, Stuttgart ist<br />
eine schöne Stadt mit einer tollen Landschaft<br />
drum herum. Ich fühle mich hier<br />
sehr wohl. Und auch bei meiner Arbeit<br />
liegt mir viel daran, dazu beizutragen,<br />
das wirtschaftliche Potenzial der Region<br />
voll zu entfalten. Wir haben rund um<br />
Stuttgart viele Mandanten und<br />
Geschäftspartner, denen wir durch<br />
unseren Rat helfen wollen, erfolgreich<br />
zu sein.<br />
S-<strong>taff</strong>: Trotzdem sind Sie nach dem Studium<br />
zunächst nach Frankfurt gegangen,<br />
um dort bei Ernst & Young einzusteigen.<br />
Müller: Ich wollte mich erst einmal mit<br />
multinationalen Unternehmen beschäftigen<br />
und ins internationale Recht und<br />
Steuerrecht hineinwachsen. Dafür<br />
erschien mir Frankfurt einfach der bessere<br />
Standort. Nach fünf Jahren ging<br />
ich dann nach München, bevor ich zehn<br />
Jahre später wieder zurückgekehrt bin<br />
in die Heimat.<br />
uer,<br />
S-<strong>taff</strong>: Ist Stuttgart denn weniger international<br />
als Städte wie Frankfurt oder<br />
München?<br />
Müller: Nein, überhaupt nicht. Es entsprach<br />
wohl eher meiner jugendlichen<br />
Vorstellung, dass ich seinerzeit nach<br />
Frankfurt gegangen bin. Frankfurt war<br />
für mich damals die Weltstadt und<br />
Stuttgart mehr regional konzentriert.<br />
Diese Vorstellung hat sich im Laufe<br />
meiner Berufstätigkeit als falsch erwiesen,<br />
und Stuttgart hat sich auch gewaltig<br />
verändert. Durch die großen Unternehmen<br />
und die vielen mittelständischen<br />
Zulieferer, die alle einen großen Schritt<br />
in Richtung Internationalisierung<br />
gemacht haben, ist Stuttgart aus meiner<br />
Sicht internationaler als so manch<br />
eine andere Stadt. Stuttgart ist daher<br />
Was bietet Stuttgart?<br />
für einen unternehmensnahen Dienstleister,<br />
wie wir es sind, ein hervorragender<br />
Standort.<br />
S-<strong>taff</strong>: Was ist für Sie das Spannende an<br />
der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung?<br />
Müller: Wer in einem Industrieunternehmen<br />
arbeitet, kennt nur dieses eine<br />
Unternehmen, während Steuerberater<br />
und Wirtschaftsprüfer ein breites Spektrum<br />
an Branchen und Unternehmen<br />
verschiedener Größen kennenlernen.<br />
Man beschäftigt sich mit analytisch<br />
schwierigen Fragen des Rechts und des<br />
Steuerrechts, man bekommt Einblick in<br />
die Geschäftsprozesse und befasst sich<br />
mit den unterschiedlichsten Geschäftsmodellen.<br />
Das ist intellektuell sehr<br />
anspruchsvoll und macht die Vielfalt in<br />
unserem Beruf aus.<br />
S-<strong>taff</strong>: Sie haben promoviert. Ist dies für<br />
eine Karriere in der Steuerberatung oder<br />
Wirtschaftsprüfung unabdingbar?<br />
Müller: Das würde ich nicht sagen. Früher<br />
war die Promotion vielleicht Voraussetzung<br />
dafür, Karriere zu machen.<br />
Heute kommt es primär darauf an, eine<br />
solide Ausbildung zu haben und sich<br />
von der Persönlichkeit her weiterzuentwickeln<br />
und sein Potenzial zu entfalten.<br />
Meiner Ansicht nach zeigt die Promotion,<br />
dass man sich diszipliniert und in der<br />
Tiefe mit einem Fachgebiet beschäftigen<br />
kann. Wir schicken Mitarbeiter, die Führungspositionen<br />
einnehmen sollen,<br />
x<br />
Ehrgeiz
S-<strong>taff</strong> nah dran<br />
heutzutage aber auch in MBA-Kurse,<br />
wo sie Managementfähigkeiten erlernen.<br />
S-<strong>taff</strong>: Vor dem Aufstieg steht der Einstieg.<br />
Was müssen Absolventen dafür<br />
mitbringen?<br />
Müller: Die meisten unserer Einsteiger<br />
haben Betriebswirtschaft studiert, manche<br />
Volkswirtschaft oder Jura, manche<br />
kommen auch von den Finanzfachhochschulen<br />
und Berufsakademien. Neben<br />
Wie macht man Karriere?<br />
24<br />
Ein Schwabe kehrt nach Stuttgart zurück:<br />
Dr. Herbert Müller.<br />
dem fachlichen Wissen sollten sie die<br />
Bereitschaft mitbringen, sich persönlich<br />
permanent weiterzuentwickeln und<br />
fortzubilden. Sie sollten engagiert und<br />
mobil sein, denn wir bieten keine<br />
08/15-Jobs. Und wir suchen Menschen<br />
mit Dienstleistungsmentalität.<br />
S-<strong>taff</strong>: Und was sind die Voraussetzungen<br />
für einen Top-Job wie den Ihren?<br />
Müller: Dazu gehört auch eine Menge<br />
Glück. Es kann ja nicht jeder Vorstandsvorsitzender<br />
werden (lacht). In einer<br />
Position wie der meinen muss man<br />
Menschen integrieren können. Man<br />
muss offen sein und gern auf Leute<br />
zugehen. Auch Fleiß, Ausdauer und<br />
Ehrgeiz sowie die Bereitschaft zur Verantwortung<br />
und Mut zur Veränderung<br />
gehören dazu.<br />
S-<strong>taff</strong>: Hat die aktuelle Finanzkrise Einfluss<br />
auf die Einstellung von Hochschulabsolventen<br />
in Ihrem Haus?<br />
Müller: Die Krise in den unterschied -<br />
lichen Branchen wirkt sich natürlich<br />
auch auf uns aus. Das Wachstum<br />
schwächt sich deutlich ab. Deshalb<br />
können wir nicht mehr, wie in den ver-<br />
gangenen Jahren, 1500 Jungakademiker<br />
einstellen. Aber sicher ist: Es gibt<br />
keinen Einstellungsstopp bei uns, wir<br />
werden weiter rekrutieren.<br />
S-<strong>taff</strong>: Und wie wirkt sich die Finanzkrise<br />
auf die inhaltliche Arbeit von<br />
Wirtschaftsprüfern aus?<br />
Müller: In Zeiten wie diesen kommt auf<br />
den Wirtschaftsprüfer ein gesteigertes<br />
Risiko zu. Er muss jetzt verstärkt prüfen,<br />
ob ein Unternehmen durchhält oder<br />
die Eigenkapitalschwäche zu groß ist.<br />
Unsere Berater müssen vielen Unternehmen<br />
helfen, sich in der Krise zu<br />
restrukturieren – das reicht von Kostensenkungsprogrammen<br />
bis hin zur Verbesserung<br />
des Risikomanagements.<br />
S-<strong>taff</strong>: Es bleibt also trotz der angespannten<br />
Lage spannend?<br />
Müller: Auf jeden Fall. Absolventen<br />
steigen zum Beispiel als Prüfungs- oder<br />
Steuerassistent ein. Aber das heißt<br />
nicht, dass sie diesen Job 30 Jahre lang<br />
machen. Sie haben die Chance, sich<br />
national in andere Sparten hineinzuentwickeln<br />
oder ins Ausland zu gehen.<br />
Deshalb ist unsere Branche so attraktiv<br />
für Einsteiger.<br />
BACKGROUND<br />
DR. HERBERT MÜLLER<br />
Herbert Müller wurde am 29. August 1953 in<br />
Schwäbisch Hall geboren. Er studierte<br />
Rechtswissenschaft in Tübingen und Marburg<br />
und promovierte an der Universität<br />
Tübingen. Nach dem Assessorexamen trat<br />
Müller als Assistent in der Steuerberatung in<br />
die Dienste von Ernst & Young (damals<br />
Arthur Young GmbH) ein. Nach dem Steuerberaterexamen<br />
zog er in die Münchner Niederlassung<br />
von Ernst & Young um, wo er Leiter<br />
der Steuerabteilung wurde. 1990 wurde er<br />
in die Partnerschaft von Ernst & Young aufgenommen.<br />
Ende 1995 wechselte Müller nach<br />
Stuttgart, wo er in den Vorstand berufen<br />
wurde. Seit Anfang 2002 ist er Vorsitzender<br />
des Vorstands und damit zuständig für das<br />
Geschäft in Deutschland. Herbert Müller ist<br />
Mitglied des Präsidiums der Industrie- und<br />
Handelskammer Region Stuttgart und engagiert<br />
sich in verschiedenen kulturellen und<br />
gemeinnützigen Einrichtungen, darunter die<br />
Ludwigsburger Schlossfestspiele und die Bürgerstiftung<br />
Stuttgart. Seit Ende 2006 ist er<br />
zudem Honorarkonsul von Finnland. Herbert<br />
Müller ist verheiratet und hat einen 25-jährigen<br />
Sohn.<br />
BACKGROUND<br />
ERNST & YOUNG<br />
Ernst & Young mit Sitz in Stuttgart ist einer<br />
der Marktführer in der Wirtschaftsprüfung,<br />
Steuerberatung, Transaktionsberatung sowie<br />
Risiko- und Managementberatung. Über 6000<br />
Mitarbeiter sind in Deutschland an 21 Standorten<br />
tätig. Der Umsatz beträgt rund eine Milliarde<br />
Euro. Weltweit arbeiten 135.000 Kollegen<br />
in dem internationalen Unternehmen.<br />
Ernst & Young Deutschland geht zurück auf<br />
die Schitag (Schwäbische Treuhand-Aktiengesellschaft)<br />
sowie die Datag (Deutsche Allgemeine<br />
Treuhand Aktiengesellschaft), die<br />
sich in den 80er-Jahren den internationalen<br />
Verbünden von Arthur Young beziehungsweise<br />
Ernst & Whinney anschlossen. 1994 fusionierten<br />
die beiden Gesellschaften zu Ernst &<br />
Young. Im September 2002 schlossen sich<br />
Ernst & Young sowie Arthur Andersen in<br />
Deutschland unter dem Namen Ernst &<br />
Young zusammen. Die neu gegründete Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
gehört zu den<br />
Top 3 der deutschen Prüfungs- und Beratungsunternehmen.<br />
In der Steuerberatung ist<br />
das Unternehmen die Nummer eins unter den<br />
deutschen Kanzleien.
Sprechen Sie Ihre Zielgruppe dort an, wo sie ist!<br />
direkt<br />
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MADE IN BW IST EIN QUALITÄTSSIEGEL. S-TAFF STELLT IHNEN<br />
WIEDER SECHS ERFOLGREICHE MARKEN AUS DER REGION VOR.<br />
In der Romantik wurde das Mittelalter verehrt. Kein Wunder, dass<br />
der Franckh-Kosmos-Verlag den Erfolg des mittelalterlichen Settings<br />
der „Siedler von Catan“ erkannte und das heutige Kultspiel in dieser<br />
Zeit stattfinden ließ. Die Wurzeln des Verlags liegen nämlich<br />
auch in der Romantik: Johann Friedrich Franckh gründete 1822 den Erfolgsmusik<br />
Verlag in Stuttgart und verlegte Romantiker wie Wilhelm Hauff.<br />
Später verlagerte sich das Programm in Richtung Ratgeber- und<br />
Die bekannteste Filmmusik überhaupt? „Spiel mir das<br />
Naturwissenschaftsliteratur. Bis heute ist dies feste Säule des Ver- Lied vom Tod“, ein Stück für eine Mundharmonika.<br />
lagsprogramms. In den 1990er-Jahren baute das Medienunterneh- Wer deswegen glaubt, das kleine Instrument käme<br />
men das Brettspielesegment aus – mit Erfolg. Die „Siedler von<br />
aus dem Wilden Westen, liegt falsch. Die Entwicklung<br />
Catan“ und viele weitere Familien- und Kinderspiele sind aus der<br />
kam Anfang des 19. Jahrhunderts über Wien nach<br />
Spielelandschaft nicht mehr wegzudenken. Sie wollen auch spiele- Deutschland. Bereits 1857 begann Matthias Hohner in<br />
risch Karriere machen? Dann bewerben Sie sich beim Kosmos-Verlag. Trossingen mit der Herstellung von Mundharmonikas.<br />
Seitdem hieß es dort „Spiel mir das Lied vom Erfolg“.<br />
FRANCKH-KOSMOS VERLAGS-GMBH & CO. KG, Stuttgart<br />
Mitarbeiter: 120, Umsatz: 65 Millionen Euro, www.kosmos-verlag.de<br />
Die handgefertigten Mundharmonikas, die bis heute<br />
„Made in BW“ sind, überzeugten von Anfang an mit<br />
Saftige Schwäbische Alb(i)<br />
ihrer Qualität, sodass Hohner heute mit einer Produktion<br />
von jährlich rund einer Million Stück weltweit<br />
Hans Rösch gründete das Unternehmen, das bereits seit über 80<br />
führend ist. Bekannte Künstler wie Steven Tyler, Ste-<br />
Jahren seine Säfte bundesweit vertreibt, 1928 in Bühlenhausen<br />
vie Wonder oder Bob Dylan sind begeisterte Hohnerauf<br />
der Schwäbischen Alb. Heute ist albi eine der bekanntesten<br />
Spieler. Informieren Sie sich über Ihre Karrieremög-<br />
Fruchtsaftmarken in Deutschland. Das ergeben regelmäßige<br />
lichkeiten bei Hohner, wenn auch Sie das Lied vom<br />
Umfragen, bei denen die Marke Jahr für Jahr in den Top Ten<br />
Erfolg spielen wollen.<br />
landet. Das liegt vielleicht daran, dass albi stets großen Wert auf<br />
HOHNER GMBH & CO. KG, Trossingen<br />
besonders gute Qualität legt und nur die besten Früchte scho-<br />
Mitarbeiter: 414, Umsatz: 62,7 Millionen Euro, www.hohner.de<br />
nend zu Saft verarbeitet. Der Name albi entstand bereits in den<br />
Anfangsjahren, in Anlehnung an die Schwäbische Alb. Sie<br />
haben Lust auf eine fruchtig-frische Karriere? Dann stärken Sie<br />
sich mit einem albi-Saft und schicken Sie Ihre Bewerbung nach<br />
Bühlenhausen.<br />
ALBI GMBH & CO. KG, Bühlenhausen<br />
Made<br />
Mitarbeiter: 150, Umsatz: keine Angabe, www.albi.de<br />
in BW<br />
26<br />
Zusammengestellt von Nina Hundhausen
Botox war gestern<br />
Mit sqoom hat die Schick Medical aus Rottweil eine Anti-Aging-Methode<br />
entwickelt, die mit mikrocomputergesteuerter Technik das Hautbild verjüngt.<br />
Nervengift-Spritzkuren und schmerzhafte Liftings haben damit<br />
ausgedient. Der Gründer der Schick Medical ist aber weder Dermatologe<br />
noch Elektrotechniker, sondern gelernter Innenarchitekt. Daher kommt<br />
wohl auch sein Sinn für die Schönheit. Schicks berufliche Herkunft merkt<br />
man nicht zuletzt am Interieur des Firmenhauptsitzes. Sie möchten auch<br />
in gepflegter Atmosphäre an innovativer Pflege arbeiten? Dann bewerben<br />
Sie sich in Rottweil.<br />
SCHICK MEDICAL GMBH, Rottweil<br />
Mitarbeiter: keine Angabe, Umsatz: keine Angabe, www.schick-medical.de, www.sqoom.de<br />
Von Hefe- und Popkultur<br />
Im 19. Jahrhundert erwarb Ludwig Ganter eine alte Brauanlage in einem<br />
Patrizierhaus, wo im Spätmittelalter Erasmus von Rotterdam gewohnt hatte:<br />
der Grundstock für das Ganter-Bier, das sich schnell über die Grenzen von<br />
Freiburg im Breisgau hinaus entwickelte. Das kulturelle Erbe Erasmus’ wirkt<br />
nach. Regelmäßige Musikevents wie das Ganter Open Air Festival zeigen das<br />
kulturelle Engagement des Unternehmens. Pop-Künstler wie Diana Ross oder<br />
Simply Red traten bereits auf dem Ganter-Gelände auf. So schafft das Familienunternehmen<br />
die Brücke zwischen Weltoffenheit und regionaler Verbundenheit.<br />
Sie möchten auch in der sonnigsten Stadt Deutschlands Karriere machen?<br />
Dann lassen Sie das Ganter-Bier im Kühlschrank und informieren sich auf<br />
den Internetseiten des Unternehmens über Ihre Karrieremöglichkeiten.<br />
BRAUEREI GANTER GMBH & CO. KG, Freiburg im Breisgau<br />
Mitarbeiter: keine Angabe, Umsatz: keine Angabe, www.ganter.com<br />
Die Macht der Maschinen<br />
„Bauknecht weiß, was Frauen wünschen.“ Der Werbeslogan, mit dem<br />
das Unternehmen seit 1954 bis Ende der 90er-Jahre für sich warb,<br />
wurde zu einem der bekanntesten Claims Deutschlands. In der Nachkriegszeit<br />
entdeckte Gottlob Bauknecht den Bedarf für elektronische<br />
Haushaltsgeräte. Dabei war der Gründer und Namenspate ein erfolgreicher<br />
Erfinder und Geschäftsmann. Der Ingenieur machte sich 1919 in<br />
Tailfingen mit dem Vorsatz selbstständig, die schwere landwirtschaftliche<br />
Arbeit mit maschineller Hilfe zu erleichtern. Mittlerweile sitzt das<br />
Unternehmen in Stuttgart und beschäftigt knapp 2000 Mitarbeiter. Sie<br />
vertrauen auch auf den Erfolg von technischer Innovation? Dann vertrauen<br />
Sie den Bauknecht-Geräten und bewerben sich in Stuttgart.<br />
BAUKNECHT HAUSGERÄTE GMBH, Stuttgart<br />
Mitarbeiter: 1950, Umsatz: 711 Millionen Euro, www.bauknecht.de
S-<strong>taff</strong> ganz vorn<br />
Im Ländle geboren, in die Welt hinausgezogen – S-<strong>taff</strong> stellt in der SCHWÄBISCH HALL OF FAME<br />
Menschen aus Schwaben vor, die über die schwäbischen Grenzen hinaus erfolgreich sind.<br />
Die Fragen stellte Sabine Olschner<br />
HEUTE: HERBERT SECKLER, 57, BESITZER DER „SANSIBAR“ AUF SYLT<br />
28<br />
Schwäbische Wurzeln: Geboren am 2.3.1952 und aufgewachsen in Aalen in der<br />
Schwäbischen Alb. Dort hat Herbert Seckler auch das Kochen gelernt. Auszug in die<br />
Welt: Herbert Seckler hat als Koch in Großbritannien und in der Schweiz gearbeitet. 1974<br />
kam er nach Sylt, wo er vier Jahre später in Rantum einen Imbisskiosk am Strand kaufte.<br />
Heute ist der ehemalige Kiosk die angesagte „Sansibar“, die berühmteste Strandhütte<br />
Deutschlands, ein beliebter Treff der Prominenz.<br />
S-<strong>taff</strong>: Sie sind in Schwaben geboren<br />
und aufgewachsen. Was verbinden Sie<br />
heute noch mit dieser Region?<br />
Seckler: Schwaben ist meine Heimat.<br />
Ich bin direkt am Wald großgeworden,<br />
dort ist es landschaftlich wunderschön.<br />
Leider bin ich sehr lange nicht mehr in<br />
meinem Heimatort gewesen.<br />
S-<strong>taff</strong>: Was unterscheidet Sylt vom<br />
Schwabenland?<br />
Seckler: Eigentlich nicht viel, außer<br />
dass dort Wälder sind und hier Wasser.<br />
Aber die Menschen unterscheiden sich<br />
meiner Meinung nach gar nicht so stark<br />
voneinander.<br />
S-<strong>taff</strong>: Welche schwäbischen Tugenden<br />
haben Ihnen beim Aufbau der „Sansibar“<br />
geholfen?<br />
Seckler: Auch wenn es ein Klischee ist:<br />
Eine Eigenschaft war sicherlich die<br />
Sparsamkeit, wobei man Sparsamkeit<br />
nicht mit Geiz verwechseln darf. Geizig<br />
waren die Schwaben meiner Ansicht<br />
nach nie. Schwaben findet man ja auf<br />
der ganzen Welt, und überall geht es<br />
ihnen nicht schlecht. Eine weitere<br />
schwäbische Tugend von mir: Ich esse<br />
gern gut.<br />
S-<strong>taff</strong>: Servieren Sie in der „Sansibar“<br />
denn auch schwäbische Spezialitäten?<br />
Seckler: Ja, von Maultaschen über<br />
Spätzle bis hin zu Rostbraten bieten wir<br />
das ganze Programm. Dabei passen wir<br />
die Gerichte natürlich ein wenig dem<br />
norddeutschen Geschmack an. Aber<br />
wir haben auch viele Gäste aus Süddeutschland.<br />
S-<strong>taff</strong>: Könnte das Konzept der „Sansibar“<br />
auch an einem anderen Ort, zum<br />
Beispiel irgendwo in Baden-Württemberg,<br />
funktionieren?<br />
Seckler: Nein, solange ich hier Chef<br />
bin, wird es das gastronomische Konzept<br />
nirgendwo anders geben. Ich glaube<br />
einfach, dass das nicht funktionieren<br />
wird. Schließlich hat unser Erfolg etwas<br />
mit den Personen und den Persönlichkeiten<br />
zu tun, die dahinterstehen. Und<br />
das kann man nicht kopieren, wie zum<br />
Beispiel eine Systemgastronomie. Wir<br />
erfinden uns jeden Tag neu, und das<br />
kann man nicht, wenn man an verschiedenen<br />
Orten Filialen hat.<br />
S-<strong>taff</strong>: Wie würden Sie Ihr Erfolgsrezept<br />
beschreiben?<br />
Seckler: Ich würde es niemandem wünschen,<br />
dass er es so schwer hat, wie<br />
ich es hatte. Ich musste viele Jahre<br />
kämpfen und hatte kaum ein Privat -<br />
leben. Zufall und viel Glück spielten<br />
eine wichtige Rolle, um bis hierhin zu<br />
kommen. Ich wüsste allerdings auch<br />
nicht, wie ich es hätte besser machen<br />
können. Ich bin sehr glücklich, dass<br />
alles so geklappt hat, und dankbar für<br />
alles, was ich habe. Ich würde es auch<br />
wieder genauso machen. Aber ich kann<br />
deshalb noch lange kein Patentrezept<br />
dafür geben, wie man sich erfolgreich<br />
selbstständig macht. Mein Fazit ist:<br />
Jeder sollte genau das tun, womit er<br />
glücklich ist – und dieses Glücklichsein<br />
bedeutet eben für jeden etwas anderes.<br />
Ich habe mir daher abgewöhnt, für<br />
andere zu entscheiden, was für sie gut<br />
sein könnte. Denn Gott sei Dank ist ja<br />
jeder Mensch anders.<br />
Link zur Sylter Strandbar:<br />
www.sansibar-sylt.de<br />
Schwäbisch<br />
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„König der Konstrukteure“. Wie hieß er?<br />
a) Maybach<br />
b) Junimond<br />
c) Borgward d) Horch<br />
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Versuchs- und Serienteile • Fachliche Betreuung von Konstruktionsdienstleistern im In- und Ausland<br />
Dieselmotoren-Versuch<br />
Ihre Leistung. Versuchsplanung und -durchführung mit modernsten DoE-Entwicklungstools im Rahmen der Prototypenerprobung •<br />
Optimierung der Kombination von EGR und SCR-Parametern mit innermotorischen Maßnahmen zur Erreichung künftiger Emissionsund<br />
Verbrauchsanforderungen • Kooperation mit Konstruktion, Berechnung, Vertrieb und Qualitätsmanagement • Vorbereitung und<br />
Durchführung von Erstinbetriebnahmen bei Kunden vor Ort<br />
Ihre Kompetenz. Erfolgreich abgeschlossenes Maschinenbaustudium mit Vertiefungsrichtung Verbrennungsmotoren • Fundierte Kenntnisse<br />
über Dieselmotoren • Im Bereich Konstruktion: Grundlagenkenntnisse im Umgang mit 3D-CAD-Systemen (z. B. ProE) sowie SAP<br />
und EDM-Anwendungen • Gutes analytisches Denkvermögen • Strukturiertes, methodisches Arbeiten<br />
Willkommen bei der MTU Friedrichshafen GmbH in Friedrichshafen.<br />
Senden Sie uns Ihre aussagekräftige Bewerbung – ganz unkompliziert über unsere Online-Stellenbörse.<br />
Tognum AG • Personalservice • Edgar Niedermann • Maybachplatz 1 • 88045 Friedrichshafen • Tel. 07541 / 90-2346<br />
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