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Klassenratsstunde - Sachunterricht Petersen

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Unterrichtsentwurf zur Hospitation<br />

Bianca Hartz, 2. Klasse Grundschule Lämmersieth<br />

1. Übersicht über die Unterrichtseinheit<br />

1.1 Thema der Stunde:<br />

• Wir führen einen Klassenrat durch<br />

1.2 Einordnung der Stunde im Verlauf der Unterrichtseinheit:<br />

1.2.1 Ziele der UE:<br />

Sozial- emotionale und kommunikative Lernziele:<br />

Die Schüler sollen:<br />

• lernen ihre eigenen Gefühle, Probleme und Wünsche wahrzunehmen, indem<br />

sie sie aufschreiben, vortragen und im KR besprechen<br />

• sich durch das Zuhören und Besprechen der Probleme im KR in Mitschüler<br />

hineinversetzen können und sie so besser verstehen lernen<br />

• Interesse an der Klassengemeinschaft und deren Belange entwickeln, sowie die<br />

Verantwortung hierfür selbst übernehmen und ihre demokratische<br />

Mitbestimmung erkennen und nutzen<br />

• eine Wertschätzung ihrer Person hören und annehmen können und umgekehrt<br />

lernen, anderen ein positives Feedback zu geben<br />

• ihre Kompetenzen zur Konfliktlösung erweitern, insbesondere da ihnen<br />

kommunikative Strategien aufgezeigt werden, so dass sie langfristig in der<br />

Lage sind, Konflikte durch Gespräche zu lösen<br />

• das Reglement des KR zunehmend verinnerlichen und den Ablauf des KR zunehmend<br />

selbstständig vollziehen<br />

• mithilfe der Gesprächsregeln und der vorgegebenen Struktur kommunikative<br />

Kompetenzen entwickeln (ausreden lassen, freundlicher Umgang untereinander, dem<br />

Anderen zuhören…)<br />

• lernen, Konflikte auf einer sachlichen Ebene zu besprechen, indem gemeinsam<br />

Lösungen gesucht und Kompromisse vereinbart werden<br />

1.2.2 Übersicht über die UE:<br />

1. Std.: Was ist ein Klassenrat? (Mo. 10.04.06)<br />

Die Schüler lernen das Gremium Klassenrat kennen, indem die Ziele, der grobe Ablauf und<br />

das Klassenratsplakat besprochen werden.<br />

2. Stunde: Regeln für den Klassenrat (Di. 11.04.06)


Die Schüler erarbeiten anhand eines Hörspiels und einer Vorführung des L. allgemeine<br />

Gesprächsregeln, die für einen Klassenrat gelten müssen.<br />

3. Stunde: 1. Klassenrat (Mi. 12.04.06)<br />

Die Schüler lernen den Ablauf des gesamten KR kennen, indem ein KR durchgeführt wird.<br />

4. Stunde: Ämter und weitere Regeln (Di. 18.04.05)<br />

Mithilfe von Rollenspielen und einer GA werden spezifische Regeln und die genauen<br />

Aufgaben der Amtsträger entwickelt.<br />

5. Stunde: 2. Klassenrat (Mi. 19.04.06)<br />

Die Schüler führen einen KR durch.<br />

6. Stunde: 3. Klassenrat (Fr. 21.04.06) KGH<br />

Die Schüler führen einen Klassenrat durch.<br />

7. Stunde: Zwischenbilanz (Mo. 24.04.06)<br />

Die Schüler geben ein Feedback zum Klassenrat durch Verteilung von Klebepunkten und<br />

schriftlichen Fragebogen.<br />

8. Stunde: 4. KR (Mi. 26.04.06)<br />

Die Schüler führen einen Klassenrat durch.<br />

Leider ergab sich hier eine längere Unterbrechung durch:<br />

02.-05.05.06 krank<br />

08.-12.05.06 Zirkusprojekt der Schule<br />

15.05-19.05.06 Hospitation von Fr. Daviter und Projekt Obstsalat<br />

22.-26.05.06 Ferien<br />

29.-02.06.06 geplant Klassenreise Fr. Hartz<br />

9.Std. Übungssequenz Zuhören (Di.06.06.)<br />

Anhand eines Rollenspiels erarbeitet die Klasse Kriterien des „guten Zuhörens“. In einer<br />

Spielsequenz wird das aktive Zuhören im Team geprobt.<br />

10.Stunde 5. KR (Mi.07.06.06)<br />

Die Schüler führen einen Klassenrat durch.<br />

2. Bedingungsfelder des Unterrichts<br />

2.1 Analyse des Unterrichtsgegenstandes<br />

Der Klassenrat ist eine institutionalisierte Einrichtung, in der die Schüler und damit das<br />

soziale Leben in der Klasse im Mittelpunkt der Kommunikation steht. Es handelt sich um ein<br />

Gremium, in welchem die Schüler ihre Anliegen besprechen und von ihrem demokratischen<br />

Mitspracherecht Gebrauch machen können.<br />

Der Grundgedanke des Klassenrats lässt sich auf C. Freinet zurückführen. Seine Idee der<br />

Klassenkonferenz stellt eine Möglichkeit dar, Schüler an demokratischen Prozessen der<br />

Klasse zu beteiligen und so Offenheit, gegenseitiges Verstehen und Verantwortungsgefühl bei<br />

den Schülern zu wecken. Dies geschieht durch die Meinungsäußerung, gegenseitige<br />

Wertschätzung und konstruktive Kritik.<br />

Rudolf Dreikurs entwickelte aus dem Bereich der Individualpsychologie ebenfalls ein<br />

wichtiges Konzept zum Klassenrat. Demnach ist jeder Mensch ein Gemeinschaftswesen und<br />

so möchte auch das Kind zu der Klassengemeinschaft dazugehören und seinen Platz in dieser


finden. Durch Mitsprache und Selbstbestimmung der Schüler (hervorgerufen durch den<br />

Klassenrat) erfahren die Schüler Anerkennung und lernen an demokratischen Prozessen<br />

teilzuhaben, so dass dann im Klassenrat Lösungen von Problemen möglich werden. Die<br />

Problemlösung geschieht hierbei durch Ermutigung und Nichteinmischung von Seiten der<br />

Lehrer anstatt durch Bestrafungen.<br />

Der Klassenrat ist damit ein Forum des Austausches über das soziale Leben in der Klasse, der<br />

gegenseitigen Wertschätzung, Ort der Regelabsprache und Verständigung über Konflikte.<br />

Er ermöglicht so den Schülern soziale Erfahrungen, die für sie auch in der Zukunft von<br />

Bedeutung sind. Durch die Gespräche spüren sie, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine<br />

sind und dass es Lösungen gibt. Sie werden mit ihrem eigenen Verhalten konfrontiert und<br />

müssen sich damit auseinandersetzen, wobei sie neue Handlungsmuster kennen und nutzen<br />

lernen.<br />

2.2 Vorüberlegungen zur Lerngruppe und den Lernvorraussetzungen<br />

Die Klasse 2b setzt sich aus 16 Schülern im Alter von sieben bis neun Jahren zusammen, sie<br />

ist mit sieben Mädchen und neun Jungen geschlechtlich gut durchmischt.<br />

Es handelt sich um eine bilinguale Klasse. 14 Schüler haben Türkisch als Muttersprache, Der<br />

Unterricht soll sowohl auf deutsch als auch auf türkisch stattfinden. Daher ist die Klasse in<br />

zwölf Unterrichtsstunden mit einer türkischen Kollegin doppelt besetzt. Die übrigen Lehrer<br />

der Klasse können kein Türkisch.<br />

Ich unterrichte die Klasse in diesem Schuljahr wöchentlich jeweils drei Stunden in Sport und<br />

im <strong>Sachunterricht</strong>.<br />

Die Zweisprachigkeit der meisten Schüler wirkt sich im entscheidenden Maß auf die<br />

Kommunikation und das soziale Zusammenleben in der Klasse aus. Dies zeigt sich<br />

insbesondere in Konfliktsituationen.<br />

Streitigkeiten sind hier wie in jeder anderen Gemeinschaft vorhanden, wobei die Schüler nur<br />

selten selbstständig eine Einigung finden können.<br />

So wenden sich die Schüler meist an die Lehrer um eine Lösung ihres Problems zu finden.<br />

Viele Schüler neigen in diesen Situationen auch dazu, verletzende Äußerungen und<br />

Kraftwörter gegenüber ihren Mitschülern zu benutzen.<br />

Auch kommt es häufiger zu Eskalationen in Form von körperlicher Gewalt, wenn die Schüler<br />

keinen anderen Ausweg mehr sehen.<br />

Einige Schüler sind noch auf der Suche nach ihrer Position im Gruppengefüge.. Ihr Interesse<br />

am KR bekunden sie jedoch mittlerweile, indem sie sich bemühen, ein Amt zu übernehmen.<br />

Auch sind viele Schüler in ihrer Wahrnehmung noch an ihre eigene subjektive Situation<br />

gebunden und es fällt ihnen sehr schwer, die Perspektive des anderen zu übernehmen und sich<br />

empathisch zu verhalten<br />

An dieser Stelle kommt hinzu, dass einige türkische Jungen (aufgrund ihrer Erziehung<br />

Probleme haben, die Mädchen der Klasse als gleichwertige Mitglieder der<br />

Klassengemeinschaft zu sehen. Hier ist der heimliche Freund eine gute Übung, wenn es<br />

Ahmet auch immer noch schwer fällt, dann etwas Nettes über das Mädchen zu sagen.<br />

Die Klassenatmosphäre wird ebenfalls zeitweilig durch das Konkurrenzdenken einiger<br />

Schüler getrübt. Dies konnte ich bei den Jungen insbesondere im Sportunterricht beobachten,


während das Konkurrenzverhalten der Mädchen sich auf Kleidung, Spielsachen und<br />

Freundschaften bezieht. Das positive Feedback im KR und die eigens im Sportunterricht<br />

aufgestellten Mannschaftsregeln sollen hier die Anerkennung anderer und das<br />

Gemeinschaftsgefühl wecken.<br />

Im Folgenden werden Aspekte betrachtet, die für die Durchführung der KR- Sitzung von<br />

Bedeutung sind.<br />

Insgesamt stellt man fest, dass das Kompetenzprofil der Klasse sehr durchwachsen ist.<br />

Die Schüler verfügen aufgrund ihrer bereits erwähnten Zweisprachigkeit über sehr<br />

unterschiedliche Sprachkompetenzen. Während beispielsweise<br />

Aufgrund dieser sprachlichen Schwierigkeiten arbeite ich viel mit Symbolen, verdeutliche<br />

Arbeitsaufträge mit Beispielhandlungen oder visuellem Material und erteile bei Einzelarbeiten<br />

sehr differenzierte Aufgaben. Für die KR-Sitzungen wurden mithilfe von Rollenspielen,<br />

Satzanfängen usw. den Schülern Möglichkeiten aufgezeigt, sich mündlich zu beteiligen (Ich<br />

lobe…, Ich ärgere mich…, Mein heimlicher Freund ist XY, weil…). So ist es einigen<br />

Schülern nun möglich, deutlicher ihre Gefühle und Meinungen darzustellen.<br />

Dennoch sind Formulierungen weiterhin ein Problem. Daher bietet der Lehrer Vorlagen<br />

(beginnt beispielsweise bei der Runde „Ich lobe…“) und hilft ggf. eine geeignete<br />

Formulierung zu finden.<br />

Die Klasse nimmt (abhängig von den jeweiligen Anliegen) meist motiviert am Klassenrat teil<br />

und zeigt dort ihr gutes Lern- und Arbeitsverhalten. Gleichzeitig kann die Motivation dazu<br />

führen, dass die Klasse etwas unruhig ist. Einige Schüler wie Melik, Cenan und Celina halten<br />

sich noch nicht regelmäßig an die Melderegel, wenn sie gerade etwas besonders Wichtiges<br />

sagen wollen.<br />

Aufgrund der noch kindlichen Verhaltensweisen und fehlenden Empathiefähigkeit einiger<br />

Schüler kommt es während des Klassenrats manchmal zu Störungen in Form von<br />

Albernheiten Dieses Problem ist insbesondere dann zu beobachten, wenn das jeweilige<br />

Anliegen für diese Schüler nicht von Interesse ist. Die Schüler werden zunächst ermahnt. Bei<br />

weiteren Störungen werden sie in den Gruppenraum verwiesen oder aus dem Stuhlkreis<br />

ausgeschlossen. Diese strenge Maßnahme erscheint mir hier zum Schutz der Schüler mit<br />

Anliegen sinnvoll. Diese Kinder sind selber involviert und oft emotional stark betroffen, da<br />

ihre persönlichen Anliegen thematisiert werden.<br />

Im Gespräch sind zwar viele Schüler sehr engagiert, die Qualität der Äußerungen ist jedoch<br />

unterschiedlich. Einige Kinder wie haben aufgrund ihrer sprachlichen Schwierigkeiten immer<br />

noch Hemmungen, sich zu äußern.<br />

Insgesamt hat die Klasse deutliche Fortschritte in der Einhaltung der Gesprächsregeln des<br />

Klassenrats gemacht. So halten sich die Schüler fast durchgehend an die Melderegel,<br />

benutzen keine Schimpfworte, hören zu und sind meist leise. Die Sprecher reden meist zum<br />

Thema oder werden von Klassenkameraden daran erinnert.<br />

Der Ablauf des KR ist allen Schülern bekannt, konnte jedoch bei den meisten noch nicht<br />

ausreichend verinnerlicht werden um die Gesprächsleitung selbstständig ohne Lehrer zu<br />

vollziehen. Insbesondere durch die sechswöchige Pause zwischen dem 4. und 5. Klassenrat<br />

haben einige Schüler erneut Probleme mit dem Ablauf, wodurch es häufiger nötig ist, dass der<br />

Lehrer eingreift. Der Ablauf ist daher zur besseren Orientierung nicht nur an der Tafel,<br />

sondern auch auf einem Stehordner visualisiert.


3. Didaktische Entscheidungen<br />

3.1 Bezug zum Rahmenplan<br />

Der Klassenrat ermöglicht das sozial- und kulturbezogene Lernen der Klasse, welches eine<br />

der fünf angestrebten Perspektiven des Lernens im <strong>Sachunterricht</strong> laut Rahmenplan darstellt.<br />

Die oben beschriebene Zielsetzung des KR deckt sich mit den Ausführungen zum sozial- und<br />

kulturbezogenen Lernen: „Es fördert die Bereitschaft und Fähigkeit der Kinder zur aktiven<br />

Gestaltung ihrer sozialen und gesellschaftlichen Umwelt, ermutigt zum verantwortlichen<br />

Handeln und stärkt das Interesse an Mitwirkung im Gemeinschaftsleben. Das Lernen zielt<br />

hierbei auf Verständigung und fördert Fremdverstehen und Empathie.“<br />

Bei der Betrachtung der einzelnen Lernfelder findet sich im ersten Lernfeld „Miteinander<br />

Leben“ als verbindlicher Unterrichtsinhalt, dass die Schüler die Lebensgemeinschaft Schule<br />

nach ihren Möglichkeiten mitgestalten und Verantwortung übernehmen sollen. Hier spielt<br />

auch das Vereinbaren und Einhalten der Regeln eine wichtige Rolle. Durch die Struktur des<br />

KR, die gemeinsame Beratung und Umsetzung der Lösungen scheint der KR eine geeignete<br />

Form zur Bearbeitung dieses Lernfeldes.<br />

Der Klassenrat enthält ebenfalls wichtige Inhalte des zweiten Lernfeldes „Ich und mein<br />

Körper“: Die Schüler lernen ihre Gefühle wahrzunehmen und sie mitzuteilen. Während sie<br />

sich als individuelle Person begreifen, haben sich auch die Möglichkeit, den Anderen zu<br />

akzeptieren. Dabei geschieht im Klassenrat auch die Auseinandersetzung mit den sozial<br />

vermittelten Geschlechterrollen (insbesondere bei den türkischen Jungen).<br />

3.2 Didaktische und methodische Überlegungen<br />

Die Einführung eines Klassenrats erschien mir aufgrund verschiedener Faktoren in dieser<br />

Klasse sinnvoll.<br />

Ich beobachtete seit Beginn meines Referendariats, dass für meine Schüler Konflikte<br />

schwierig zu bewältigen waren. Dies liegt meines Erachtens daran, dass den meisten Schülern<br />

die sprachlichen Möglichkeiten zur Gesprächsführung fehlen.<br />

So wurden kleinere Zwischenfälle in der Pause für die Schüler oft zu unlösbaren Problemen<br />

und häufig musste der Lehrer auch während des Unterrichtes einschreiten und schlichten.<br />

Dies erwies sich als unproduktiv, da der Lehrer aufgrund des Zeitmangels und ohne genaue<br />

Kenntnisse der Situation keine produktiven Entscheidungen treffen konnte.<br />

Durch den Klassenrat ist ein Forum geschaffen worden, das den Störungen des Unterrichts<br />

entgegenwirkt und gleichzeitig die Belange der Schüler ernst nimmt und diese durch die<br />

Klassengemeinschaft in angemessener Form bearbeiten kann.<br />

Gleichzeitig bietet der Klassenrat weit reichende Möglichkeiten, die über die aktuelle<br />

Konfliktlösung hinausgehen. Diese Möglichkeiten spiegeln sich in den beschriebenen<br />

Lernzielen.<br />

Es war für mich ersichtlich, dass die Schüler über ihre Anliegen sprechen wollen und keine<br />

grundlegenden Probleme (z.B. Mobbing) ein offenes Gespräch in der Klasse unmöglich<br />

machten. Diese Offenheit zeigt sich auch in der hohen Beteiligung in den Gesprächsrunden.<br />

Jeder Schüler soll durch den Klassenrat die Möglichkeit erfahren, seine eigenen Wünsche und<br />

Bedürfnisse zu entdecken. Diese ist ein wichtiger Schritt für die Persönlichkeitsentwicklung<br />

der Kinder, denn erst dann ist eine eigene Willensbildung möglich. Im zweiten Schritt kann<br />

der Schüler seine Wünsche verbalisieren. Doch auch wenn er dies nicht tut, kann er durch die<br />

Belange der Anderen erfahren, dass er mit seinen Problemen und Wünschen nicht allein ist.<br />

Beteiligt sich der Schüler am Gespräch, entwickelt er dadurch kommunikative Kompetenzen,<br />

denn Gespräche führen lernt man am besten indem man tatsächlich ein Gespräch führt.


Jedoch können auch die in dem Moment nicht beteiligten Schüler durch Beobachtung,<br />

Satzbeispiele und Nachahmung ihre kommunikativen Kompetenzen erweitern.<br />

Die Schüler werden sich aber nicht nur der eigenen Gefühle bewusst, sondern lernen durch<br />

das aktive Zuhören im Klassenrat, sich in den Anderen hineinzuversetzen.<br />

Durch das konstruktive Gespräch müssen sie Verantwortung für ihr eigenes Handeln<br />

übernehmen und es hinterfragen.<br />

Den Schülern muss dafür in jeder Phase des Klassenrats bewusst sein, dass nicht ihre Person<br />

kritisiert wird, sondern lediglich ihr Verhalten in einer bestimmten Situation. Dafür wurde in<br />

Form eines Rollenspiels den Schülern verdeutlicht, dass bestimmte Äußerungen verletzend<br />

und unproduktiv sind (er ist gemein, nimmt immer alles).<br />

Im Vordergrund steht für mich, den Schülern Handlungskompetenzen zu vermitteln, mit<br />

denen sie langfristig gesehen selbstständig ihre Anliegen bearbeiten und Konflikte konstruktiv<br />

bearbeiten können.<br />

Zeitlicher Rahmen:<br />

Der KR findet einmal wöchentlich in der zweiten Stunde am Mittwoch statt und umfasst eine<br />

Unterrichtsstunde. Damit ist seine Kontinuität gesichert (mit Ausnahme der längeren<br />

Unterbrechung).<br />

Klassenratplakat:<br />

Es ist in drei Spalten unterteilt, die durch Satzanfänge, Farben und Symbole gekennzeichnet<br />

sind. Es gibt die Spalten: Ich ärgere mich, ich freue mich und ich wünsche mir.<br />

Die S. haben die ganze Woche die Möglichkeit, einen Zettel auszufüllen und aufzuhängen.<br />

Die Zettel hängen unter den Spalten in Briefumschlägen und enthalten den Satzanfang als<br />

Überschrift und das entsprechende Symbol der Spalte. Außerdem ist oben eine Zeile für<br />

Datum und Name vorgesehen. Den S. ist es freigestellt, ob sie schreiben, malen oder zur Not<br />

nur ihren Namen notieren. Damit haben auch die S. die Möglichkeit Anliegen vorzubringen,<br />

die sich noch nicht schriftlich äußern können oder mögen. Da die S. selbst ihr Anliegen<br />

vortragen, muss lediglich der S. wissen, was er meint.<br />

Das Datum auf den Zetteln dient dazu, dass die ältesten Anliegen zuerst besprochen werden<br />

und so nicht die aktuellsten (und damit emotionalsten) Themen gleich zur Sprache kommen.<br />

Die Spalten werden in der ausgehängten Reihenfolge besprochen, wobei der L. darauf achtet,<br />

dass rechtzeitig auf die nächste Spalte übergegangen wird, auch wenn die Spalte nicht<br />

vollständig abgearbeitet wurde. Dies geschieht, damit während einer Sitzung nicht nur die<br />

Konflikte bearbeitet werden, sondern auch die positiven Bemerkungen und die Wünsche<br />

wirklich thematisiert werden.<br />

Sitzform:<br />

Der Klassenrat findet im Stuhlkreis statt, damit sich alle Schüler gut sehen können. Diese<br />

Sitzform ist den Schülern durch den Morgenkreis bekannt.<br />

Ämterverteilung:<br />

Die Ämter werden nach Eröffnung des KR nach Meldungen verteilt. Der S. erhält das<br />

entsprechende Symbol auf einer Wäscheklammer zum Festmachen an die Kleidung.<br />

Es gibt bisher folgende Ämter:<br />

Drannehmer : ein S. nimmt dran,<br />

Plakatschüler : ein S. holt die Anliegen vom Plakat<br />

Gesprächsleiter : ein S. übernimmt den Ablauf und achtet auf die Einhaltung der Regeln<br />

(dieser Schüler wird vom Lehrer unterstützt)<br />

Prüfer<br />

: ein S. stellt die Beschlüsse der letzten KR vor und fragt, ob es<br />

geklappt hat (bei Veränderungen der Beschlüsse übernimmt der L)


In dieser Klassenratssitzung übernimmt erstmals ein Schüler auch die Leitung der<br />

Spielsequenz, wobei es sich zur Einübung um eine leichte, bekannte und kurze<br />

Auslöschphase handelt (Nachahmung der Gestik und Mimik des Spielleiters).<br />

Mit der Zeit soll ebenfalls ein Protokollant eingeführt werden.<br />

Die S., die ein Amt ausführen, nehmen weiterhin am Gespräch teil.<br />

Rolle des Lehrers:<br />

Ich sehe meine Aufgabe als L. darin, den geregelten Ablauf zu gewährleisten und so jedem<br />

S. gleichberechtigt sein Recht einzuräumen. Gleichzeitig muss ich auf ein soziales<br />

Miteinander achten (z.B. sachliche Diskussion ohne Beleidigungen und<br />

Diskriminierungen…). Somit diene ich hier zur Unterstützung der Gesprächsleitung.<br />

Gleichzeitig nehme ich aber am Gespräch als gleichberechtigter Partner der S. teil und kann<br />

so eigene Ideen und Lösungen einbringen.<br />

Ich bemühe mich keine Lösungen (außer sie überschreiten die Vorschriften) zu bewerten<br />

und beurteile keine Situationen, in denen ich nicht anwesend war („Ich habe aber auch<br />

schon mal gesehen, wie du geschubst hast“). Ich versuche die S. außerdem nicht durch<br />

meine Beiträge in eine Richtung zu beeinflussen bzw. lenken.<br />

Regeln:<br />

• Regeln für die Anliegen:<br />

o Ich versuche erst das Problem mit der Person selbst zu klären<br />

o Ich schreibe Namen und Datum auf mein Anliegen<br />

Die Regeln für das Gespräch sind durch den Ablauf geregelt:<br />

1. Der S. stellt sein Anliegen kurz vor.<br />

2. Der S. entscheidet, ob er jetzt darüber sprechen möchte.<br />

3. Die betroffenen S. beziehen einmal Stellung.<br />

4. Ggf. äußern sich Zeugen zu einem bestimmten Vorfall.<br />

5. Das Plenum stellt Verständnisfragen.<br />

6. Es werden Lösungen gesammelt<br />

7. L. resümiert Lösungsideen.<br />

8. S. mit Anliegen wählt Lösung- betroffene S. äußern sich, ob sie damit<br />

einverstanden sind.<br />

9. L. notiert Beschluss im KRbuch und auf Anliegen, das zurück an das Plakat<br />

kommt<br />

Grundlage des Klassenrats bilden die bekannten Gesprächsregeln, die auch für das<br />

Unterrichtsgespräch gelten und somit den Schülern vertraut sind:<br />

o Der Sprecher spricht laut zum Thema<br />

o Die Gruppe ist leise, meldet sich und hört zu (symbolisch mit Bären ausgehängt)

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