40/2013 - Salzburger Fenster
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edaktion@salzburger-fenster.at FENSTER MEINUNG<br />
KOMMENTAR von Thomas Neuhold<br />
KAMPF GEGEN RECHTSAUSSEN<br />
Wir brauchen einen<br />
„Cordon Sanitaire“<br />
Die wiederholte Schändung von Stolpersteinen in der<br />
Stadt Salzburg hat eines gezeigt: Die meist vor den ehemaligen<br />
Wohnorten der Opfer in den Boden eingelassenen<br />
Mahnmale für Opfer des Nazi-Terrors sind längst Teil der<br />
Stadt geworden. Manche Hauseigentümer oder Wohnungsmieter<br />
haben „ihre“ Steine quasi adoptiert und diese nach der Schändung<br />
sogar in Eigenregie gereinigt. Stolpersteinpaten – private Financiers<br />
eines Steines – organisieren kleine, private Gedenkfeiern<br />
an den Todestagen der Ermordeten. Auch die Stadt Salzburg ist<br />
aktiv geworden: Die Stolpersteine werden mit einer speziellen<br />
Folie geschützt. Und zuletzt hat sich auch Hermann Rechberger,<br />
Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz, bei einer Podiumsdiskussion<br />
mit einer deutlichen Ansage zu Wort gemeldet:<br />
So schwierig der Nachweis von rechtsradikalen Taten im Einzelnen<br />
auch sein möge, die Polizei werde alles daran setzen, die<br />
Täter zu finden und die braune Szene in den Griff zu bekommen.<br />
DAS SIND ERFREULICHE NACHRICHTEN. Das Engagement<br />
so vieler <strong>Salzburger</strong> für die Stolpersteine zeigt, wie wichtig zivilgesellschaftlich<br />
couragiertes Handeln ist: Es war eine kleine<br />
Gruppe <strong>Salzburger</strong>, die vor mehreren Jahren dieses Projekt des<br />
deutschen Künstlers Gunter Demnig in die Stadt Salzburg gebracht<br />
hat. Inzwischen gibt es über 200 solcher Denkmäler in<br />
der Stadt, einige liegen auch in Hallein. Das Beispiel zeigt auch,<br />
wie wichtig die Auseinandersetzung mit dem rechten Radikalismus<br />
gerade im öffentlichen Raum ist. Gerade hier findet diese<br />
Auseinandersetzung täglich statt. Hier wird Bewusstsein geschaffen.<br />
So erfreulich die Nachrichten aus dem <strong>Salzburger</strong> Mikrokosmos<br />
auch sein mögen, europaweit läuft die Entwicklung in die<br />
gegenteilige Richtung. Der jüngste Versuch der Rechtsaußenparteien,<br />
für das EU-Parlament eine Art nationalistische Internationale<br />
zu bilden, klingt wie ein Widerspruch in sich. Es ist aber nur<br />
scheinbar ein Widerspruch: Im Kern haben Vlaams Block, Lega<br />
Nord, Front National und wie sie alle sonst noch heißen mögen,<br />
einen gemeinsamen Gegner: Die offene Gesellschaft. Dass sich<br />
auch die FPÖ in diese Rechts-Allianz einklinken will, sollte ein<br />
Warnzeichen sein. Diese Partei repräsentiert immerhin jede fünfte<br />
gültig abgegebene Stimme. So wie es in Salzburg nun einen<br />
von der Zivilgesellschaft initiierten und von der Politik wie auch<br />
von der Polizei mitgetragenen Schutzgürtel für die Stolpersteine<br />
gibt, braucht Österreich, braucht Europa einen „Cordon Sanitaire“<br />
– ein Abkommen aller demokratischen Kräfte, keine Bündnisse<br />
mit Rechtsaußen zu schließen. Egal wo. Egal wann.<br />
KOMMENTAR von Sonja Wenger<br />
IMMER MEHR RAUBÜBERFÄLLE<br />
Beschwichtigungsrhetorik<br />
Natürlich redet es sich leicht aus der warmen Redaktionsstube<br />
heraus, und natürlich sind die Guten den Bösen<br />
immer um eine Nasenlänge hinten nach. Was aber<br />
gar nicht geht, ist diese gleichgeschaltete Beschwichtigungsrhetorik,<br />
die Polizeiführende befällt, wenn sie zur starken Zunahme<br />
von Raubüberfällen befragt werden. Man habe eine gute<br />
Strategie und die Lage im Griff, meinte Franz Ruf etwa knapp<br />
zum verstörenden nächtlichen Angriff auf eine schlafende Familie<br />
in Kuchl. Das beruhigt nicht, das irritiert nur.<br />
Ein Blick in die kriminologischen Lehrbücher reicht, um zu<br />
wissen, warum das so ist. Der Raub – gemeint sind die überraschenden<br />
Überfälle von Vermummten und Bewaffneten auf<br />
Menschen in ihren Betten, am Arbeitsplatz, auf offener Straße<br />
–, diese Art der Schwerkriminalität ist schlechthin „der Gradmesser<br />
für das Sicherheitsgefühl der Bürger“, erläutert der<br />
deutsche Kriminologe Günther Kaiser. Und so gibt es auch keine<br />
Gewöhnung gegenüber Raubstraftaten, da sie gewissermaßen<br />
die Zivilgesellschaft in ihren Grundfesten erschüttern.<br />
Zu hohe Baudichte<br />
in Fuschl am See<br />
Die Fuschler Gemeindevertretung<br />
(ausgenommen die Grünen) hat,<br />
trotz vieler Einwände der Bürger,<br />
den neu aufgestellten Bebauungsplan<br />
„Kreuzbichl-Steinbach“ beschlossen.<br />
Obwohl in dieser Siedlung<br />
die notwendige Infrastruktur<br />
fehlt (steile, schmale Straße – viel zu<br />
wenige Parkplätze – kein Platz für<br />
den Schnee usw.), wurde die Baudichte<br />
um 66 Prozent erhöht. Das<br />
Bauen für Bauträger wird dadurch<br />
sehr lukrativ. Diese Entscheidung<br />
der Fuschler Gemeindevertretung<br />
ermöglicht nun einem ortsansässigen<br />
Bauträger, sein geplantes Mehrfamilienhaus<br />
mit 6 Wohnungen und<br />
12 Parkplätzen auf einem Baugrund<br />
von nur 815 qm zu realisieren. Weitere<br />
Projekte werden folgen. Das<br />
Aufkaufen der restlichen Baugründe<br />
durch Immobilienmakler und Bauträger<br />
ist zu befürchten und somit ist<br />
das „Zubetonieren“ dieser Siedlung<br />
nicht mehr aufzuhalten. Die Grundstückspreise<br />
schnellen dadurch in<br />
die Höhe. Das führt wiederum dazu,<br />
dass sich junge Familien Baugründe<br />
in Fuschl/See nicht mehr leisten<br />
können und wegziehen. Unsere berechtigte<br />
Frage: Will Fuschl/See<br />
wirklich eine derart dichte, stadtähnliche<br />
Bebauung?<br />
Elli Maschler und Mag. Romana Bello<br />
5330 Fuschl/See<br />
Gelbe Karte für den ORF<br />
Geld regiert die Welt, offensichtlich<br />
auch beim ORF! Die Live-Übertragung<br />
des Fußballspiels SV Grödig<br />
gegen den SK Rapid ist das beste<br />
Beispiel dafür. Die U9-Mannschaft<br />
unseres kleinen Vereines „UFC protected<br />
Leopoldskron-Moos“ hatte<br />
die Ehre, dass sie mit den Bundesligaprofis<br />
bei diesem Spiel mit einlaufen<br />
konnte. Die Kinder waren sehr<br />
begeistert, die Trainer und Eltern<br />
sehr stolz. Wer aber die Live-Übertragung<br />
des öffentlich-rechtlichen<br />
Fernsehsenders ORF 1 gesehen hat,<br />
wurde sehr enttäuscht, denn der Vorspann<br />
zum Spiel war eine unsinnige,<br />
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Redaktion: Dr. Brigitte Gappmair,<br />
Dr. Sonja Wenger, Mag. Sabine Tschalyj,<br />
Mag. Petra Sucha nek, Mag. Helmut<br />
Holler weger, Thomas Neuhold,<br />
Mag. Michaela Pircher.<br />
Karikaturen: Mag. Michael Nobbe.<br />
Satz & DTP: Sylvia Buder, Willi Kreindl,<br />
Karin Lechner, Esther Nedoluha, Michael<br />
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aber geldbringende Werbung. Das<br />
Einlaufen der Profis mit den Kindern<br />
wurde dieser Werbung geopfert!<br />
Unsere Kinder sind begeisterte<br />
Fußballer und der Auftritt in Grödig<br />
war für sie, die Trainer und die Eltern<br />
etwas ganz Besonderes (Danke<br />
an den SV Grödig für die Möglichkeit!).<br />
Es ist sehr schade, dass man<br />
seitens des ORF mit wahrscheinlich<br />
1-2 Minuten Sendezeit nicht der öffentlich-rechtlichen<br />
Aufgabe gerecht<br />
wurde und den Auftritt der kleinen<br />
Kicker nicht gesendet hat. Alle Vereine<br />
machen ausgezeichnete Jugendarbeit,<br />
die Kinder trainieren mit Begeisterung<br />
und träumen von einer<br />
Karriere in der Bundesliga oder darüber<br />
hinaus. Viele ehrenamtliche<br />
Trainer und Funktionäre opfern viel<br />
Zeit und Geld für den österreichischen<br />
Fußball. Da wäre doch ein<br />
bisserl Unterstützung seitens des<br />
ORF nicht zu viel verlangt, oder?<br />
Fazit: Gelbe Karte für den ORF, die<br />
rote Karte hatten wir schon in der<br />
Hand!<br />
Robert Timmerer-Maier<br />
5020 Salzburg<br />
Weniger ist oft mehr<br />
Seit Anfang Oktober sind in den<br />
Kaufhäusern bereits Weihnachtsartikel<br />
zu sehen und wir werden von<br />
Prospekten regelrecht überflutet.<br />
In meiner Kindheit gab es erst zu<br />
Beginn des Advents in den Geschäften<br />
Nikolaus und Co. zu kaufen und<br />
ab 7. Dezember Weihnachtsartikel.<br />
Als wir an den Weihnachtsfeiertagen<br />
unsere Verwandten besuchten,<br />
zählten meine Schwester und ich jeden<br />
beleuchteten Christbaum auf<br />
der Strecke zwischen Henndorf und<br />
Niederalm. Wir kamen dabei auf<br />
etwa 15 Stück.<br />
In den letzten Jahren hat der Beleuchtungswahn<br />
derart zugenommen,<br />
dass wir alle diese Lichterketten<br />
gar nicht mehr wahrnehmen. Tag<br />
und Nacht brennen unzählige Lichter,<br />
nicht nur in Einkaufszentren,<br />
auch in den Wohnsiedlungen. Es<br />
scheint, als wollten alle ihre Nachbarn<br />
mit strahlenden Weihnachtsmännern,<br />
Rentierschlitten, Sternen<br />
und Girlanden übertreffen. In einer<br />
Zeit, in der unser Planet aufs Äußerste<br />
ausgebeutet und belastet<br />
wird, sollten wir einmal darüber<br />
nachdenken, ob das wirklich nötig<br />
ist.<br />
Maria-Theresia Fenninger<br />
per E-Mail<br />
ONLINE-UMFRAGE<br />
THEMA TEMPO 80<br />
Sind Sie dafür, dass auf der Stadt -<br />
autobahn Tempo 80 eingeführt wird?<br />
Nein<br />
57,6 %<br />
Ja<br />
<strong>40</strong>,9 %<br />
keine<br />
Meinung<br />
1,5 %<br />
Stimmen Sie online ab!<br />
www.salzburger-fenster.at<br />
Simon Hofbauer,<br />
Landtagsabgeordneter<br />
Als im Jahre 1971 Kanzler Bruno<br />
Kreisky die Aufnahmeprüfung am<br />
Gymnasium abschaffte, war das ein<br />
großer Schritt hin zu mehr Chancengleichtheit<br />
im Bildungssystem. Nun,<br />
bei den Regierungsverhandlungen im<br />
Bund, wird plötzlich deren Wiedereinführung<br />
gefordert.<br />
Bildung auf dem Irrweg<br />
Was diesmal unter dem Namen „Potentialanalyse“<br />
läuft, ist ein Anachronismus,<br />
der letztlich die ohnehin vorhandenen<br />
zwei Klassen im Schulsystem<br />
noch weiter verstärken würde.<br />
Aber gerade Bildung darf kein Privileg<br />
der höheren sozialen Schichten<br />
sein.<br />
Im Gegenteil – wir müssen es schaffen,<br />
dass auch Kinder aus bildungsfernen<br />
Familien die Chance auf beste Bildung<br />
haben. Bildung darf nicht länger<br />
von unserer Herkunft abhängig sein!<br />
Nur so kann in weiterer Folge der soziale<br />
Friede auch in Zukunft aufrecht<br />
erhalten werden! Wesentlich dafür<br />
wäre die Einführung einer Gemeinsamen<br />
Schule der 6 bis 14-Jährigen.<br />
Nicht zuletzt beweisen viele internationale<br />
Beispiele, dass nicht trennende,<br />
sondern integrative Schulsysteme die<br />
Zukunft sind.<br />
Was meinen Sie? Schreiben Sie<br />
mir: hofbauer.simon@gmail.com<br />
www.salzburg.gruene.at<br />
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