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Medizinisch und sozial - Verpflichtung bis heute - St. Georg

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Oben:<br />

Gründungsurk<strong>und</strong>e<br />

von 1213.<br />

Darunter: Ratsurk<strong>und</strong>e<br />

von<br />

1439.<br />

- 000 -<br />

<strong>Medizinisch</strong> <strong>und</strong> <strong>sozial</strong> - <strong>Verpflichtung</strong> <strong>bis</strong> <strong>heute</strong><br />

Als „Spital Sente Jorgen“ öffnete Leipzigs<br />

erstes Krankenhaus im Jahr 1213 seine<br />

Pforten – als Klinikum <strong>St</strong>. <strong>Georg</strong> blickt es<br />

<strong>heute</strong> auf eine r<strong>und</strong> 800-jährige Geschichte<br />

zurück.<br />

Vom Meißner Markgrafen Dietrich gegründet<br />

<strong>und</strong> dem Chorherrenstift des<br />

Thomasklosters angegliedert, diente das<br />

Spital im Bereich der heutigen Rosentalgasse<br />

der Aufnahme von armen Kranken.<br />

Gleichzeitig war es „Schlafhaus“<br />

für Pilger auf der Durchreise sowie<br />

Asyl für Obdachlose. 1439 erwarb der<br />

Rat der <strong>St</strong>adt die Einrichtung <strong>und</strong> legte<br />

weiter besonderes Augenmerk auf<br />

die <strong>sozial</strong>en Aspekte der Krankenbetreuung.<br />

Er verankerte in einer Urk<strong>und</strong>e,<br />

besonders armen siechen<br />

Kranken eine Unterkunft <strong>und</strong> Versorgung<br />

zu gewähren sowie Findlinge<br />

(ausgesetzte Kinder), Pilger <strong>und</strong> obdachlose<br />

Kranke aufzunehmen.<br />

Im frühen 16. Jahrh<strong>und</strong>ert öffnete das Spital die „<strong>St</strong>. <strong>Georg</strong>-<br />

Badestuben“. 1520 stellte die <strong>St</strong>adt den ersten hauptamtlichen<br />

Krankenhausarzt ein, 1701 errichtete sie das<br />

erste Pestillenzhaus zur Betreuung von Personen mit ansteckenden<br />

Krankheiten. Im barocken Neubau an der<br />

heutigen Goethestraße (Ecke Brühl) konnten deutlich<br />

mehr Menschen Hilfe finden. So diente das „<strong>St</strong>. <strong>Georg</strong>“<br />

jetzt auch als Siechenheim sowie<br />

zur Unterbringung von infektiösen<br />

Patienten mit Krätze <strong>und</strong> Geschlechtskrankheiten.<br />

Belegt sind<br />

zudem Hinweise auf Entbindungen<br />

in der neuen Einrichtung.<br />

Mehrfach durch Kriege zerstört,<br />

entstand das „<strong>St</strong>. <strong>Georg</strong>“ an unterschiedlichen<br />

<strong>St</strong>ellen der <strong>St</strong>adt<br />

Heiliger <strong>Georg</strong> am Eingangsportal. Rechts Röntgenraum, Ärzte-Lesezimmer <strong>und</strong> Liegehalle (1913).<br />

immer wieder neu. Seinen endgültigen <strong>St</strong>andort fand es in<br />

der Zeit von 1908 <strong>bis</strong> 1913: Für neun Millionen Reichsmark<br />

wuchs an der heutigen Delitzscher <strong>St</strong>raße ein für<br />

damalige Verhältnisse hochmoderner Krankenhaus-Neubau.<br />

Ab diesem Zeitpunkt verfügte das „<strong>St</strong>. <strong>Georg</strong>“ über<br />

die vier wichtigsten Bereiche der Krankenversorgung:<br />

eine Abteilung für Innere Medizin, eine Abteilung für<br />

Chirurgie, eine Krankenhausapotheke <strong>und</strong> ein pathologisch-bakteriologisches<br />

Institut. Der nahende Erste Weltkrieg<br />

verhinderte jedoch die vollständige Verwirklichung<br />

des ursprünglichen Planes, noch zwei Ärztehäuser, ein<br />

Röntgeninstitut, eine Sankt-<strong>Georg</strong>en-Kapelle <strong>und</strong> weitere<br />

sechs Bettenhäuser zu errichten.<br />

Häufige Engpässe, überbrückt durch Notbauten <strong>und</strong> Baracken,<br />

waren die Folge. Besonders spitzte sich die Situation<br />

in Kriegs- <strong>und</strong> Nachkriegszeiten<br />

zu, in denen das Krankenhaus<br />

als Lazarett diente. Allein<br />

während des Ersten Weltkrieges<br />

betreute das Personal 11.896 Verw<strong>und</strong>ete.<br />

Ein Denkmal mit Dankesworten<br />

der Soldaten in der<br />

Parkanlage erinnert daran.<br />

Links: Wasserbehandlung<br />

in den<br />

Badestuben.<br />

Im Zweiten Weltkrieg trafen das<br />

Krankenhaus mehrere Bomben<br />

trotz Rot-Kreuz-Zeichen auf den<br />

Dächern. Tote <strong>und</strong> Verletzte waren<br />

zu beklagen. Erst im Jahr<br />

2005 verschwanden die schweren<br />

Schäden am Verwaltungsgebäude<br />

durch den denkmalgerechten<br />

Wiederaufbau des<br />

Südflügels, ergänzt durch eine<br />

moderne <strong>St</strong>ahl- <strong>und</strong> Glaskonstruktion.<br />

Während der national<strong>sozial</strong>istischen Gewaltherrschaft<br />

mussten im „<strong>St</strong>. <strong>Georg</strong>“ russische <strong>und</strong> polnische Kriegsgefangene<br />

arbeiten. Zum Ende des Krieges drohte vielen<br />

von ihnen die Verschleppung in Konzentrationslager. Der<br />

ärztliche Direktor Prof. Dr. Carly Seyfarth verweigerte<br />

die Auslieferung <strong>und</strong> rettete ihnen damit das Leben. Aus<br />

Dankbarkeit errichteten ihm die Gefangenen ein Denkmal<br />

aus Feldsteinen.<br />

Das „<strong>St</strong>. <strong>Georg</strong>“ des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts versteht sich nach<br />

wie vor als medizinisch-<strong>sozial</strong>es Zentrum. Unter dem<br />

Namen <strong>St</strong>. <strong>Georg</strong> Unternehmensgruppe besteht es seit<br />

Mitte 2006 aus der Klinikum <strong>St</strong>. <strong>Georg</strong> gGmbH, fünf<br />

1911 geplante Gesamtanlage.


Denkmäler gebaut aus Dankbarkeit nach dem Ersten (links)<br />

<strong>und</strong> nach dem Zweiten Weltkrieg.<br />

Tochtergesellschaften (einschließlich Fachkrankenhaus<br />

Hubertusburg) <strong>und</strong> dem <strong>St</strong>ädtischen Klinikum „<strong>St</strong>. <strong>Georg</strong>“<br />

Leipzig als kommunalem Eigenbetrieb. 75 Prozent der medizinischen<br />

Leistungen gehören zur flächendeckenden Regelversorgung,<br />

die verbleibenden 25 Prozent bestehen aus<br />

spezialisierten <strong>und</strong> hoch spezialisierten Behandlungen.<br />

Die Unternehmensgruppe verfügt über r<strong>und</strong> 1.700 Betten<br />

<strong>und</strong> tagesklinische Plätze im Krankenhausbereich, im Maßregelvollzug,<br />

in der Rehabilitation sowie in medizinisch<strong>sozial</strong>en<br />

Wohnheimen, Notschlafstellen <strong>und</strong> Übernachtungshäusern.<br />

17 Kliniken mit Fachbereichen, eine Belegbettenstation,<br />

Ambulanzen, ein ambulanter Pflegedienst,<br />

medizinische Zentren, Institute, Notaufnahmen <strong>und</strong> Tageskliniken<br />

stehen für die Patienten-Versorgung bereit.<br />

Weiterhin gehören zum Unternehmen u. a. eine Geriatrische<br />

Rehabilitation,<br />

ein Pflegeheim<br />

für Menschen<br />

im Wachkoma,<br />

eine <strong>sozial</strong>therapeutische<br />

Zentralbau mit<br />

Hubschrauberlandeplatz.<br />

Knigge für Ärzte<br />

Das Buch „Der Arzt im Krankenhaus -<br />

Über den Umgang mit Kranken <strong>und</strong><br />

über Pflichten, Kunst <strong>und</strong> Dienst der<br />

Krankenhausärzte“ von Prof. Dr. Carly<br />

Seyfarth dient dem medizinischen Personal<br />

weit über das „<strong>St</strong>. <strong>Georg</strong>“ hinaus als hilfreicher<br />

Leitfaden. Über seinen „Ärzteknigge“ sagte Seyfarth<br />

einmal: „Der Zweck des Büchleins wird erreicht sein,<br />

wenn es dazu beiträgt, Fehler zu vermeiden <strong>und</strong> unseren<br />

jungen Mitarbeitern <strong>und</strong> anderen Ärzten Leid, Nachteile<br />

<strong>und</strong> bittere Erfahrungen zu ersparen, den Kranken, dem<br />

Krankenhaus <strong>und</strong> nicht zuletzt ihnen selbst zum Vorteil.“<br />

Wohnstätte, der Verb<strong>und</strong> Gemeindenahe Psychiatrie, das<br />

Zentrum für Drogenhilfe, Beratungs- <strong>und</strong> Betreuungsstätten,<br />

eine Krankenhausapotheke, ein Geschäftsbereich<br />

Hygiene, Qualitäts- <strong>und</strong> Sicherheitsmanagement <strong>und</strong> ein<br />

Bildungszentrum mit <strong>Medizinisch</strong>er Berufsfachschule. Die<br />

Infektionszentrale arbeitet als Kompetenzzentrum für ganz<br />

Deutschland, ebenso das Schwerbrandverletztenzentrum.<br />

Der Aufbau des Telematik-Verb<strong>und</strong>es Sachsen Nord dient<br />

zudem der Verbesserung des Behandlungsprozesses spezieller<br />

Erkrankungen in regionalen Kompetenzverbünden.<br />

Und nicht zuletzt steht für die Einlieferung von Notfallpatienten<br />

r<strong>und</strong> um die Uhr ein Hubschrauberlandeplatz zur<br />

Verfügung. Die Patienten umfassend, nachhaltig <strong>und</strong> weitsichtig<br />

betreuen - diesem Anliegen haben sich die Mitarbeiter<br />

des „<strong>St</strong>. <strong>Georg</strong>“ zu allen Zeiten verschrieben. Heute<br />

findet es seinen<br />

Ausdruck bereits<br />

im Unternehmensmotto:<br />

„Klinikum <strong>St</strong>.<br />

<strong>Georg</strong> – Heilung<br />

<strong>und</strong> mehr“.<br />

Das Klinikum im<br />

Norden Leipzigs.<br />

<strong>St</strong>. <strong>Georg</strong>-Ärzte, die Geschichte<br />

schrieben<br />

Prof. Dr. Oskar Wandel<br />

(1873 – 1934) war erster ärztlicher<br />

Direktor <strong>und</strong> leitender Arzt<br />

der medizinischen Abteilung im<br />

1913 neu eröffneten „<strong>St</strong>. <strong>Georg</strong>“.<br />

1923 behandelte er erstmals im<br />

deutschsprachigen Raum an Diabetes<br />

erkrankte Patienten mit<br />

selbst hergestelltem Pankreas-<br />

Extrakt - der Beginn der <strong>heute</strong><br />

üblichen Insulintherapie.<br />

Prof. Dr. Arthur<br />

Läwen<br />

Prof. Dr. Oskar<br />

Wandel<br />

Prof. Dr. Arthur Läwen (1876 –<br />

1958) trat 1913 als erster<br />

Chefarzt der chirurgischen<br />

Abteilung seinen Dienst an.<br />

Muskelerschlaffung <strong>und</strong><br />

Beatmungsmaschine bei der<br />

Narkose, operative <strong>und</strong> postoperative<br />

Schmerzausschaltung<br />

- sein Beitrag zur Anästhesie<br />

hat welthistorische Bedeutung.<br />

Prof. Dr.<br />

Prof. Dr. Carly<br />

Seyfarth<br />

Carly Seyfarth (1890-1950) leitete<br />

neben seiner Funktion als ärztlicher<br />

Direktor von 1929 <strong>bis</strong> zu seinem<br />

Tod die medizinische Abteilung<br />

des „<strong>St</strong>. <strong>Georg</strong>“. Ihm gelang<br />

1932 die weltweit erste Knochenmarkentnahme<br />

zu diagnostischen<br />

Zwecken. Nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg baute er eine Untersuchungsstelle<br />

für Menschen mit<br />

Hepatitis <strong>und</strong> ansteckenden Darmerkrankungen<br />

auf. Auch die Gründung der Poliklinik<br />

im „<strong>St</strong>. <strong>Georg</strong>“ geht auf seine Initiative zurück.<br />

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