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Faustlos - Schule & Gesundheit - Hessen

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Hessisches Kultusministerium<br />

<strong>Faustlos</strong>


<strong>Faustlos</strong><br />

Um der Verschärfung der Intensität von Gewalthandlungen<br />

von Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken,<br />

bieten sich verschiedene Lösungen im Sinne von<br />

Intervention und vor allem im Sinne von Prävention an,<br />

denn Präventionskonzepte scheinen sowohl langfristig<br />

erfolgreicher als auch deutlich kostengünstiger zu sein als<br />

Interventionsmaßnahmen (Bruene-Butler, Hampson, Elias,<br />

Die <strong>Faustlos</strong>-Curricula<br />

<strong>Faustlos</strong> (Cierpka, 2005; Schick, 2006b) ist ein Programm<br />

zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen. Es dient<br />

der Prävention aggressiven Verhaltens, fördert die psychische<br />

<strong>Gesundheit</strong> von Kindern und stärkt deren Selbstwertgefühl.<br />

Das Curriculum liegt in drei Versionen vor:<br />

<strong>Faustlos</strong> für den Kindergarten<br />

<strong>Faustlos</strong> für die Grundschule<br />

<strong>Faustlos</strong> für die Sekundarstufe (in Vorbereitung)<br />

Sämtliche <strong>Faustlos</strong>-Curricula basieren auf dem bewährten<br />

amerikanischen Ansatz Second Step, der europaweit<br />

– und vor allem in den skandinavischen Ländern – umgesetzt<br />

wird. Die Originalmaterialien wurden in einem<br />

mehrstufigen Prozess übersetzt, im ständigen Feedbackprozess<br />

mit Lehr- und Erziehungskräften weiterentwickelt,<br />

evaluiert und für den deutschsprachigen Kulturraum<br />

angepasst. Inzwischen wird <strong>Faustlos</strong> bundesweit und auch<br />

in Österreich, der Schweiz und Luxemburg in über 8.000<br />

Grundschulen und Kindertagesstätten (Stand: Mai 2008)<br />

mit großem Erfolg und mit großer Begeisterung eingesetzt<br />

(vgl. auch die Praxisberichte auf www.h-p-z.de) Auch<br />

die deutschen <strong>Schule</strong>n in Moskau und Santiago de Chile<br />

arbeiten mit den <strong>Faustlos</strong>-Programmen.<br />

Clabby & Schuyler, 1997; Slaby, 1998; Thornberry, Huizinga<br />

& Loeber, 1995). <strong>Schule</strong>n bzw. Kindergärten empfehlen<br />

sich in besonderer Weise für die Durchführung derartiger<br />

Präventionsmaßnahmen, denn mit Kindergarten- bzw.<br />

Schul-basierten Programmen erreicht man sehr viele<br />

Kinder – v. a. auch Kinder aus belasteten Familien, die<br />

ansonsten nur schwer erreichbar wären - und zudem sind<br />

<strong>Schule</strong>n und Kindergärten hervorragend für die Durchführung<br />

langfristig angelegter Curricula geeignet und<br />

ermöglichen ein direktes und permanentes Umsetzen des<br />

Gelernten auf konkrete soziale Situationen. Inzwischen<br />

liegt – vor allem in den USA – eine Vielzahl von wissenschaftlich<br />

fundierten Präventionskonzepten vor (Lösel &<br />

Beelmann, 2003; Petermann, 2003), wobei vor allem zur<br />

Prävention von aggressivem Verhalten auf die Förderung<br />

sozial-emotionaler Kompetenzen rekurriert wird (Brezinka,<br />

2003; Schick & Ott, 2002). Das im deutschsprachigen<br />

Programm aufgrund seiner wissenschaftlichen Fundierung<br />

und seiner Praxisorientierung am weitesten verbreitete<br />

Gewaltpräventions-Programm ist das <strong>Faustlos</strong>-Curriculum.<br />

Neben verschiedenen didaktischen Standards (z. B. Kombination<br />

von kognitiven, emotionalen und praktischen<br />

Lernphasen; spielerisches Üben sozialer Kompetenzen;<br />

Kleinschrittigkeit; kontinuierliche Übertragung des<br />

Gelernten in den Alltag) realisiert <strong>Faustlos</strong> auch zentrale<br />

strukturelle Bedingungen für eine effektive Präventionsarbeit:<br />

<strong>Faustlos</strong> setzt früh in der Entwicklung von Kindern an<br />

(„je früher, desto besser“)<br />

<strong>Faustlos</strong> arbeitet langfristig an der Förderung sozialemotionaler<br />

Kompetenzen<br />

<strong>Faustlos</strong> ist ein „niederschwelliges“ Angebot (Breitenwirksamkeit)<br />

<strong>Faustlos</strong> wird kontinuierlich wissenschaftlich evaluiert<br />

(Qualitätssicherung ist obligatorischer Bestandteil des<br />

Programms)<br />

1


Theoretischer Hintergrund<br />

Die <strong>Faustlos</strong>-Curricula bauen zum einen auf Modellen der<br />

sozialen Informationsverarbeitung auf und zum anderen<br />

auf Forschungsbefunden und entwicklungspsychologischen<br />

Theorien zu den Defiziten aggressiver Kinder.<br />

Aus den identifizierten Defiziten wurden die zu fördernden<br />

Kompetenzen abgeleitet, die Informationsverarbeitungsmodelle<br />

bilden die Grundlage für das verwendete<br />

Pro blemlösemodell. Ergänzt um emotionale und motivationale<br />

Aspekte (Lemerise & Arsenio, 2000) lassen die<br />

sozialen Informationsverarbeitungsmodelle eine Vielzahl<br />

von Ansatzpunkten für die gezielte Förderung sozialemotionaler<br />

Kompetenzen ableiten (vgl. Abbildung 1).<br />

Mittels der <strong>Faustlos</strong>-Lektionen üben die Kinder und<br />

Jugendlichen z. B., sich selbst, Gefühle und verschiedene<br />

soziale Situationen differenziert wahrzunehmen (Schritt 1),<br />

multiperspektivisch zu interpretieren (Schritt 2) und ihre<br />

jeweiligen Handlungsziele zu klären (Schritt 3).<br />

Das Sammeln verschiedenster Lösungsideen per Brainstorming<br />

(Schritt 4) und die anschließende Auswahl einer<br />

Lösung anhand kindgerechter Bewertungen (Schritt 5)<br />

wird in zahlreichen <strong>Faustlos</strong>-Lektionen anhand praktischer<br />

Beispiele geübt. Ist eine Lösung ausgewählt worden, so<br />

wird diese in einzelne, kleine Schritte unterteilt und anschließend<br />

ausgeführt (Schritt 6). Diese allgemein-psychologische<br />

Problemlösestruktur wird auf unterschiedliche<br />

zwischenmenschliche Konfliktsituationen angewendet.<br />

Inhaltlich stehen dabei jeweils die spezifischen Informationsverarbeitungs-<br />

und Emotionsmanagementdefizite<br />

aggressiver Kinder im Vordergrund: Empathie, Impulskontrolle<br />

und der Umgang mit Wut und Ärger. Aufbauend<br />

auf diesen Inhalten sind die Lektionen der Curricula in<br />

die drei Einheiten „Empathieförderung“, „Impulskontrolle“<br />

und „Umgang mit Ärger und Wut“ unterteilt (vgl.<br />

Abbildung 2). Das Kindergarten-Curriculum umfasst 28<br />

Lektionen, das Grundschul-Programm ist in 51 Lektionen<br />

unterteilt und das <strong>Faustlos</strong>-Curriculum für die Sekundarstufe<br />

besteht aus insgesamt 31 Lektionen.<br />

4. Handlungsentwürfe<br />

Brainstorming<br />

5. Entscheidung für eine Reaktion<br />

Lösungsauswahl<br />

3. Klären der Ziele<br />

Bewertung von Lösungen<br />

Emotionaler Prozess<br />

● Emotionalität/Temperament<br />

● Emotionsregulation<br />

● Hintergrundsemotion<br />

Datenbasis<br />

● Gedächtnis<br />

● erworbene Regeln<br />

● soziale Schemata<br />

● soziales Wissen<br />

6. Ausführen der Reaktion<br />

„Schritt für Schritt“<br />

2. Interpretation der Signale<br />

Empathieförderung<br />

1. Wahrnehmung von Signalen<br />

Erkennen von Gefühlen<br />

Abbildung 1: Ansatzpunkte zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen (orange, zweite Zeile)<br />

im Modell der sozialen Informationsverarbeitung nach Lemerise & Arsenio (2000)<br />

2


Umgang mit<br />

Ärger und Wut<br />

Impulskontrolle<br />

Empathieförderung<br />

Abbildung 2: Die drei Einheiten von <strong>Faustlos</strong><br />

Ziele der <strong>Faustlos</strong>-Curricula<br />

entsprechenden Fortbildung (s. u.) erhältlich. Die Materialien<br />

und Lektionsinhalte sind entwicklungspsychologisch<br />

fundiert und den jeweiligen altersspezifischen Ausgangsbedingungen<br />

der Kinder angepasst. So sind im <strong>Faustlos</strong>-<br />

Koffer für Kindergärten die zwei Handpuppen „Wilder<br />

Willi“ und „Ruhiger Schneck“ enthalten, und die Materialien<br />

für das Sekundarstufen-Programm umfassen zusätzlich<br />

eine DVD mit Videosequenzen, die verschiedene<br />

soziale Kompetenzen illustrieren. Im Handbuch ist der<br />

theoretische Hintergrund von <strong>Faustlos</strong> beschrieben, es<br />

sind alle Informationen zur Anwendung des Curriculums<br />

aufgeführt und es umfasst einen umfangreichen Anhang<br />

mit ergänzenden Anregungen zur spielerischen Vertiefung<br />

verschiedener Inhalte. Im Anweisungsheft sind alle<br />

Lektionen in der Reihenfolge der Durchführung detailliert<br />

beschrieben. Die Anweisungen sind durchgängig<br />

untergliedert in einen Vorbereitungsteil, eine Geschichte<br />

mit Diskussionsfragen und einen Vertiefungsteil mit<br />

Rollenspielen und anderen Übungen zur Übertragung<br />

des Gelernten. Das Anweisungsheft und die Fotos sind<br />

die Grundlage für die <strong>Faustlos</strong>-Arbeit. Auf den Fotos<br />

Übergeordnetes Ziel von <strong>Faustlos</strong> ist die Erweiterung des<br />

Verhaltensrepertoires und die gezielte Förderung sozialer<br />

und emotionaler Kompetenzen, um so gewalttätigem<br />

Verhalten vorzubeugen. Die zu Beginn erarbeiteten emotionalen<br />

und kommunikativen Basiskompetenzen werden<br />

dabei sukzessive um Handlungskompetenzen ergänzt und<br />

erweitert. Kinder lernen durch <strong>Faustlos</strong><br />

kompetent mit Gefühlen umzugehen<br />

(Empathieförderung)<br />

Probleme kreativ und effektiv zu lösen und<br />

(Impulskontrolle)<br />

konstruktiv mit Ärger und Wut umzugehen<br />

(konstruktiver Umgang mit Ärger und Wut)<br />

<strong>Faustlos</strong> fördert somit die Konfliktfähigkeit bzw. Konfliktkompetenz<br />

von Kindern und stärkt deren Selbstwertgefühl.<br />

Die <strong>Faustlos</strong>-Materialien<br />

Die für die Durchführung des Programms benötigten<br />

Materialien (Cierpka, 2004a, 2004b) umfassen ein Handbuch,<br />

ein Anweisungsheft und Bildmaterialien (Fotos)<br />

und sind nur in Verbindung mit der Teilnahme an einer<br />

sind passend zum Thema der jeweiligen Lektion soziale<br />

Situationen dargestellt, die zunehmend komplexer<br />

werden. Jeder <strong>Faustlos</strong>-Stunde liegt ein entsprechendes<br />

Bild zugrunde, anhand dessen schrittweise die jeweiligen<br />

Lernziele erarbeitet werden. Nach einer ersten kognitiven<br />

Auseinandersetzung mit dem Stundenthema, wird das<br />

Gelernte anschließend in Rollenspielen praktisch geübt,<br />

und abschließend werden Möglichkeiten der Übertragung<br />

auf den Lebensalltag der Kinder besprochen.<br />

3


Mit den <strong>Faustlos</strong>-Materialien wird den Lehr- bzw. Erziehungskräften<br />

somit ein klares, kleinschrittiges und<br />

praxiserprobtes Curriculum zur Verfügung gestellt, dessen<br />

Effektivität eng an die Einhaltung der Reihenfolge der<br />

Lektionen und vor allem an die authentische Umsetzung<br />

des Curriculums gekoppelt ist. Die nachhaltige Wirksamkeit<br />

von <strong>Faustlos</strong> ist um so größer, je mehr die durchführenden<br />

Personen das Programm zu ihrem eigenen<br />

Die <strong>Faustlos</strong>-Lektionen<br />

In sämtlichen Lektionen wird ein vierschrittiges didaktisches<br />

Prinzip realisiert, das dem Bedürfnis der Kinder<br />

nach Ritualisierung und Strukturierung entgegenkommt<br />

und jeweils verschiedene Ebenen des Lernens und die<br />

individuellen Lernstile der Kinder berücksichtigt.<br />

machen, es mit ihrem individuellen Unterrichtsstil vermitteln<br />

und die Lektionen auf die jeweiligen Bedürfnisse der<br />

Gruppe zuschneiden. Dieser Aspekt wird deshalb auch<br />

in der Fortbildung in den Vordergrund gerückt. Dadurch<br />

dass das Programm manualisiert und auf die pädagogische<br />

Fachkompetenz der durchführenden Personen<br />

zugeschnitten ist, kann direkt im Anschluss an die Fortbildung<br />

mit der praktischen Arbeit begonnen werden.<br />

Der didaktische „Vierschritt“<br />

1. Bildbesprechung (kognitiv-verbale Ebene, enger Bezug<br />

zum Alltag anhand typischer Konfliktsituationen)<br />

2. Lehrkräfte als Modell (Modelllernen)<br />

3. Rollenspiele der Kinder zur Vertiefung und Übung<br />

(praktische Umsetzung, „Generalprobe“)<br />

4. Transfer (Verstärkung und Übung im Alltag)<br />

4


Anhand der Lektionen von Einheit I „Empathieförderung“<br />

werden die Kinder Schritt für Schritt zu „Gefühlsexperten“.<br />

Sie lernen und üben, eigene Gefühle wahrzunehmen,<br />

die Perspektive anderer einzunehmen und emotional<br />

angemessen auf diese zu reagieren. Im einzelnen werden<br />

z. B. folgende Themen behandelt:<br />

Erkennen und Benennen verschiedener Emotionen<br />

In Einheit III „Umgang mit Ärger und Wut“ lernen die<br />

Kinder, konstruktiv mit Gefühlen von Ärger und Wut<br />

umzugehen und sich selbstbewusst und faustlos durchzusetzen.<br />

Die Lektionen dieser Einheit zielen nicht darauf ab,<br />

elementare und situationsangemessene, nur vordergründig<br />

negative Emotionen wie Wut und Ärger zu unterdrücken<br />

und „wegzuerziehen“. Vielmehr soll unsoziales<br />

und schädigendes Verhalten korrigiert und in eine sozial<br />

verträgliche Richtung gelenkt werden. Nicht Wut oder<br />

Ärger sind das Problem, sondern das sich daraus möglicherweise<br />

ergebende destruktive aggressive Verhalten.<br />

Themen und Situationen, die in dieser Einheit behandelt<br />

werden sind z. B.:<br />

Gefühle mitteilen<br />

Unterscheiden zwischen Absicht und Versehen<br />

Umgang mit widersprüchlichen Gefühlen<br />

Aktives Zuhören<br />

Die Kontrolle impulsiven Verhaltens ist der zweite Baustein<br />

der <strong>Faustlos</strong>-Curricula. Häufig sind es gerade impulsive<br />

Handlungen von Kindern, die Konflikte heraufbeschwören<br />

oder in aggressives Verhalten münden. Dieser Prozess<br />

kann auf Defizite in der sozialen Informationsverarbeitung<br />

(Cierpka, 2003) und fehlende Verhaltenskompetenzen<br />

zurückgeführt werden. In der Einheit „Impulskontrolle“<br />

werden deshalb zwei erfolgreiche Strategien zur Reduktion<br />

impulsiven und aggressiven Verhaltens miteinander<br />

verbunden: Ein Problemlöseverfahren und die kleinschrittige<br />

Übung einzelner sozial kompetenter Verhaltensweisen.<br />

Rollenspiele sind in dieser Einheit von besonderer<br />

Bedeutung, da sie den Kindern einen geschützten Raum<br />

zum Experimentieren und Umsetzen der erlernten Strategien<br />

bieten. Die Kinder üben und lernen hier z. B.:<br />

Probleme zu erkennen und zu beschreiben<br />

Ablenkungen und Störungen zu ignorieren<br />

Jemanden bei einer Unterhaltung (höflich) zu<br />

unterbrechen<br />

Sich zu entschuldigen<br />

Fair miteinander umzugehen<br />

Auslöser von Ärger und Wut<br />

Sich beruhigen<br />

Umgang mit Kritik<br />

Konsequenzen akzeptieren<br />

Sich beschweren<br />

5


Beispiel-Lektion<br />

Nachfolgend wird am Beispiel von Lektion 7 „Gefühle<br />

mitteilen“ aus der Einheit „Empathieförderung“ des<br />

Grundschul-Curriculums der Inhalt und der Aufbau einer<br />

<strong>Faustlos</strong>-Lektion illustriert.<br />

Lektion 7: Gefühle mitteilen<br />

Vorbereitung<br />

Konzept<br />

Ich-Botschaften sind wirkungsvolle Äußerungen, um<br />

Gefühle mitzuteilen<br />

Schlüsselbegriff<br />

Ich-Botschaften<br />

Lernziele<br />

Die Schüler und Schülerinnen sollen lernen:<br />

Ich-Botschaften zu formulieren, wenn sie anderen<br />

ihre Gefühle mitteilen<br />

zwischen den Effekten von Ich-Botschaften und<br />

von weniger konstruktiven Möglichkeiten, Gefühle<br />

mitzuteilen, zu unterscheiden<br />

Anmerkungen<br />

Es ist für Kinder oft schwer, physische und psycholoische<br />

Hinweise zu interpretieren, um herauszufinden,<br />

wie sich jemand anderes fühlen könnte. Darüber hinaus<br />

ist es schwer, empathisch auf andere zu reagieren,<br />

wenn diese ihre Gefühle in einer aggressiven oder<br />

beschämenden Art und Weise zum Ausdruck bringen.<br />

Durch das Mitteilen von Ich-Botschaften, wie zum<br />

Beispiel „Ich bin traurig, wenn Du mich nicht beachtest“,<br />

können Kinder für die Gefühle anderer sensibler<br />

werden. Diese Methode wird weniger konstruktiven<br />

Möglichkeiten der Kommunikation gegenübergestellt,<br />

wie zum Beispiel Du-Botschaften, dem Schmollen oder<br />

dem Agieren körperlicher oder verbaler Aggressionen.<br />

In einigen Kulturen wird eher in der Wir-Form als in der<br />

Ich-Form über sich selbst gesprochen, weshalb Sie in<br />

diesen Fällen nicht auf dem Gebrauch des Wortes „Ich“<br />

bestehen sollten.<br />

Das zentrale Konzept von Lektion 7 sind Ich-Botschaften.<br />

Im Vorbereitungsteil werden als Lernziele deshalb das<br />

Formulieren von Ich-Botschaften und die Unterscheidung<br />

dieser Kommunikationsform von anderen, weniger konstruktiven<br />

Möglichkeiten, Gefühle zu äußern, aufgeführt.<br />

Diese didaktischen Hinweise werden im Abschnitt „Anmerkungen“<br />

ergänzt um einige zentrale theoretische und<br />

praktische Hintergrundinformationen zu Ich-Botschaften.<br />

Nachdem sich die Lehrkraft so auf die Lektion vorbereitet<br />

hat, kann das Stundenthema anschließend, aufbauend<br />

auf der entsprechenden Photofolie und den nachstehend<br />

aufgeführten Anweisungen, unterrichtet werden.<br />

6


Unterrichten der Lektion<br />

Geschichte und Diskussion<br />

In der heutigen Lektion werdet Ihr lernen, jemand<br />

anderem zu erzählen, wie Ihr Euch fühlt.<br />

Zeigen Sie das Bild: Leonie klebt Papier für ein Bild.<br />

Ihr Klebstoff ist ausgegangen, so dass sie Stefans<br />

Klebstoff dafür genommen hat. Stefan ist sauer.<br />

Er hat das Gefühl, Leonie anschreien zu müssen:<br />

„Du nimmst einfach meinen Klebstoff. Das macht<br />

mich wütend!“<br />

2. Wie fühlt Ihr Euch, wenn sich jemand etwas<br />

nimmt, ohne zu fragen?<br />

(ärgerlich; von der Person enttäuscht)<br />

3. Glaubt Ihr, dass Leonie beabsichtigt hat,<br />

Stefan sauer zu machen oder ihn zu ärgern?<br />

(Nein, sie hatte nicht die Absicht, ihn wütend zu<br />

machen; wahrscheinlich hat sie nicht darüber nachgedacht,<br />

wie Stefan sich fühlen könnte)<br />

4. Was würde passieren, wenn Stefan Leonie<br />

anschreien würde?<br />

(Sie könnte wütend werden; sie könnte sich verletzt<br />

fühlen, einen Streit beginnen, usw.; Stefan würde<br />

Ärger bekommen)<br />

Andere wissen zu lassen, wie Ihr Euch fühlt, kann dabei<br />

helfen, Probleme zu lösen. Anschreien, Knuffen, Boxen,<br />

Schimpfereien usw. helfen dagegen nicht, Probleme zu<br />

lösen. Jemand anderem zu erzählen, wie Ihr Euch fühlt,<br />

indem Ihr mit dem Wort „Du“ beginnt, kann die andere<br />

Person wütend machen, wie zum Beispiel „Du bist<br />

blöd!“ oder „Du nervst mich!“. Von jetzt an solltet Ihr<br />

mal versuchen, Eure Sätze mit „Ich“ zu beginnen, wenn<br />

Ihr jemandem sagen möchtet, wie Ihr Euch fühlt.<br />

(Geben Sie Beispiele, wie „Ich bin ärgerlich, wenn …<br />

und lassen Sie die Schüler und Schülerinnen die Sätze<br />

vervollständigen)<br />

1. Warum ist Stefan wütend auf Leonie?<br />

(Weil Leonie ihn nicht gefragt hat, ob sie sich den<br />

Klebstoff ausleihen kann)<br />

Heute habt Ihr gelernt, wie Ihr Ich-Botschaften formulieren<br />

könnt. Ich-Botschaften sagen anderen, wie Ihr<br />

Euch fühlt.<br />

7


Unter Verweis auf die im Bild dargestellte Situation liest<br />

die Lehrkraft den – durchgängig mit „“ gekennzeichneten<br />

– Text vor, erfragt dann, warum Stefan wütend<br />

ist und stellt anschließend einen direkten Bezug zum<br />

Erleben der Kinder her. Anhand der dritten Frage werden<br />

die Ursachen zuschreibungen der Kinder gesammelt, um<br />

schließlich mit Frage vier die Konsequenzen einer aggressiven<br />

Reaktion Stefans zu erarbeiten. Im Anschluss daran<br />

fasst die Lehrkraft Sinn und Zweck von Ich-Botschaften zusammen<br />

und gibt einige Beispielsätze vor, die die Kinder<br />

vervollständigen. Abgeschlossen wird der Abschnitt<br />

„Unterrichten der Lektion“ durch eine kurze Zusammenfassung<br />

des in der Stunde Gelernten. Nach dieser<br />

verbalen Annäherung an das Thema „Ich-Botschaften“<br />

wenden die Kinder ihr neues Wissen in Form von strukturierten<br />

Rollenspielen praktisch an, um das Gelernte so zu<br />

vertiefen. Vorab führt die Lehrkraft jedoch modellhaft vor,<br />

wie Ich-Botschaften formuliert werden, indem sie einer<br />

Schülerin bzw. einem Schüler sagt, dass sie sich ärgert,<br />

wenn sie/er jeden Tag zu spät kommt (Modelllernen).<br />

Du hörst ein Kind etwas über Dich sagen, was nicht<br />

wahr ist<br />

Ein Kind spricht Deinen Namen nie richtig aus<br />

Deine Freundinnen machen wirklich gefährliche<br />

Dinge wie über die Straße laufen, ohne zu schauen<br />

Du erzählst einem Kind, dass Du Dein Kätzchen<br />

ver loren hast, und es lacht nur<br />

Ein Freund hat einige Teile/Steine von Deinem<br />

Lieblingsspielzeug verloren<br />

Du hast gerade ein Spiel mit einem Freund/einer<br />

Freundin beendet und er/sie singt „Du hast verloren,<br />

du hast verloren!“<br />

Eine Freundin lädt Dich nie zu sich nach Hause ein,<br />

aber spielt oft bei Dir in der Wohnung<br />

Deine Schwester/Dein Bruder verwüstet Dein<br />

Zimmer und will es nicht sauber machen<br />

Vertiefung des Gelernten<br />

Rollenspiele<br />

Wir werden nun einige Situationen im Rollenspiel nachspielen.<br />

Ich werde Euch jeweils paarweise eine Situation<br />

für das Rollenspiel vorgeben. Ihr werdet die Situation<br />

nachspielen, indem Ihr Ich-Botschaften gebraucht,<br />

um mitzuteilen, wie Ihr Euch fühlt. Zuerst werde ich mit<br />

einem/einer von Euch ein Rollenspiel vormachen.<br />

Sagen Sie modellhaft zu einem Schüler, der immer<br />

zu spät aus der Pause kommt: „Ich ärgere mich sehr,<br />

wenn Du jeden Tag zu spät kommst.“<br />

Rollenspiele für die Schüler und Schülerinnen<br />

(Wählen Sie aus den nachfolgenden Beispielen einige<br />

aus)<br />

Du stellst Dich beim Getränkekiosk an, und jemand<br />

stellt sich vor Dich<br />

Du leihst einem Freund Deine Filzstifte, und er gibt<br />

sie Dir ausgetrocknet zurück<br />

Deine Freundin setzt sich aus Versehen auf Dein<br />

Frühstücksbrot und findet es lustig<br />

Deine Freundin sagt Dinge, die nicht wahr sind<br />

Dein Freund möchte immer der Beste sein<br />

Deine Freundin nimmt von Dir Abschied<br />

Übertragung des Gelernten<br />

Wenn Schüler und Schülerinnen Meinungsverschiedenheiten<br />

haben, fordern Sie sie auf, Ich-Botschaften<br />

zu gebrauchen<br />

Wenn die Schüler und Schülerinnen Ich-Botschaften<br />

verwenden, helfen Sie ihnen, deren positive Auswirkungen<br />

zu bemerken, wenn diese auftauchen<br />

Wenn Sie den Tag Revue passieren lassen, fragen<br />

Sie die Kinder, wann sie während des Tages Ich-Botschaften<br />

benutzt haben<br />

8


Für die Durchführung der Rollenspiele mit den Kindern<br />

sind viele Beispiel-Themen aufgelistet, aus denen die<br />

Lehrkraft einige oder nur eines auswählt. Die Anleitung<br />

zu und die Durchführung von effektiven Rollenspielen, die<br />

auch Spaß machen, erfordert ein hohes Maß an Strukturiertheit,<br />

weshalb in der Fortbildung ein besonderer<br />

Schwerpunkt auf diese für <strong>Faustlos</strong> so zentrale Methode<br />

gelegt wird. Neben der Vertiefung und Verfestigung<br />

des Gelernten durch Rollenspiele wird mit den <strong>Faustlos</strong>-<br />

Lektionen auch auf eine Übertragung des neuen Verhaltensrepertoires<br />

in den Lebens- und<br />

Schulalltag der Kinder hingearbeitet.<br />

Zu diesem Zweck sind<br />

im Abschnitt „Übertragung des<br />

Gelernten“ jeweils verschiedene<br />

Möglichkeiten aufgeführt, wie die<br />

Anwendung von Ich-Botschaften im<br />

Laufe der Woche gezielt verstärkt<br />

werden kann.<br />

Personen darüber informiert sein, dass <strong>Faustlos</strong> kein<br />

situationsspezifischer sondern ein curricularer Ansatz<br />

ist)<br />

das Kollegium vorab an einer entsprechenden Fortbildung<br />

durch das Heidelberger PräventionsZentrum<br />

teilnimmt, und dass<br />

eine kontinuierliche und regelmäßige Durchführung<br />

und Begleitung gewährleistet ist.<br />

<strong>Faustlos</strong> in der Praxis<br />

<strong>Faustlos</strong> lehnt sich in seinem didaktischen<br />

Aufbau eng an die pädagogischen<br />

Anforderungen einer<br />

Schulstunde an. Das Programm<br />

wird nicht von externen Expertinnen<br />

oder Experten, sondern von<br />

den Lehr- bzw. Erziehungskräften selbst durchgeführt und<br />

kann problemlos in den Schul- und Kindergartenalltag<br />

integriert werden. Im Mittel wird jede Woche eine Lektion<br />

durchgeführt. Um die hohe Qualität und Effektivität des<br />

Curriculums zu gewährleisten, durchlaufen die Lehr- bzw.<br />

Erziehungskräfte zu Beginn ein eintägiges Fortbildungsseminar<br />

durch das Heidelberger Präventionszentrum, in dem<br />

ein Überblick über das Curriculum gegeben wird, die Ziele<br />

des Programms erläutert werden und die Umsetzung der<br />

Lektionen in Kleingruppen praktisch geübt wird.<br />

Ausführliche Informationen unter www.h-p-z.de<br />

<strong>Schule</strong>n bzw. Kindergärten, die sich für <strong>Faustlos</strong> entscheiden,<br />

sollten sicherstellen, dass<br />

Wird <strong>Faustlos</strong> als Bestandteil der Schul- bzw. Kindergartenkultur<br />

etabliert, so ist damit zu Anfang ein zeitlicher<br />

Mehraufwand verbunden, der jedoch schon bald zu einer<br />

Zeitersparnis führt, weil die Kinder mehr und mehr in der<br />

Lage sind, Streitigkeiten miteinander zu lösen, ohne dafür<br />

jedes Mal einen Erwachsenen als schlichtende Instanz<br />

heranzuziehen. Dadurch bleibt in der <strong>Schule</strong> mehr Zeit<br />

für den Fachunterricht und damit auch für die Kinder, die<br />

ein besonderes Maß an Zuwendung benötigen, aufgrund<br />

der vielfältigen sozialen Anforderungen des Schul- und<br />

Kindergartenalltags aber oft zu kurz kommen. Treten während<br />

der Durchführung des Programms Fragen oder Probleme<br />

auf, so können sich die durchführenden Personen<br />

direkt an das Heidelberger PräventionsZentrum wenden,<br />

das auch Supervisionsveranstaltungen und Auffrischungskurse<br />

anbietet.<br />

das Kollegium vorab ausführlich über das Programm<br />

informiert wurde (z. B. sollten die durchführenden<br />

9


<strong>Faustlos</strong> in der Region Fulda<br />

<strong>Faustlos</strong> in der Region Fulda verdankt seine flächendeckende<br />

Implementierung der Erkenntnis, dass es vor<br />

allem dann gelingt, das Sozialverhalten von Kindern und<br />

Jugendlichen nachhaltig und erfolgreich zu verändern,<br />

wenn sich möglichst viele in den Bildungs- und Erziehungsprozess<br />

eingebundene Institutionen auf ein gemeinsames,<br />

aufeinander aufbauendes gewaltpräventives<br />

Konzept verständigen.<br />

Dies ist in der Bildungsregion Fulda über <strong>Faustlos</strong><br />

gelungen.<br />

Die Gelingensgründe sind bereits genannt:<br />

Die überzeugende und wissenschaftlich evaluierte<br />

didaktische und methodische Konzeption des<br />

Programms<br />

Die langfristige, sich über zwei bis drei Jahre erstreckende<br />

Einbindung in die wöchentliche Unterrichtsplanung<br />

Die LehrerInnen und ErzieherInnen als wichtige<br />

Bezugspersonen sind die ExpertenInnen und Verantwortlichen<br />

des Projekts<br />

Das Programm verknüpft in seiner Konzeption die<br />

Bildungs- und Erziehungsstufen vom Kindergarten<br />

über die Grundschule bis zur weiterführenden <strong>Schule</strong><br />

Die Eltern sind durch begleitende Elternseminare in<br />

das Programm eingebunden<br />

Das Programm wird durch regionale Lehrerfortbildung<br />

systematisch und langfristig vorbereitet, begleitet und<br />

evaluiert.<br />

Die Projektentwicklung gestaltet sich in der Region<br />

Fulda in 5 Phasen.<br />

Diese Phasen beschreiben die Projektschritte der Implementierung<br />

von <strong>Faustlos</strong> in die regionale <strong>Schule</strong>ntwicklung<br />

und folgen zugleich den zeitlichen Projektschritten<br />

des Heidelberger Präventionszentrums, beginnend<br />

mit dem Angebot „Sozial-emotionalen Lernens“ für<br />

die Grundschule, darauf folgend für den Kindergarten,<br />

schließlich für die Sekundarstufe I und nun für die Eltern.<br />

Phase I<br />

Grundschule 2001 – 2008<br />

Im November 2001 folgen 60 interessierte Lehrerinnen<br />

und Lehrer der Einladung zu einer Informationsveranstaltung<br />

zu <strong>Faustlos</strong>.<br />

Im Mai 2002 starten 13 Grundschulen mit einem eintägigen<br />

Qualifikationsseminar als Einführung in das soziale<br />

Lernprogramm und die systematische Projektarbeit mit<br />

<strong>Faustlos</strong>.<br />

Schon ein Jahr später, 2003, haben sich 27 Grundschulen<br />

in das <strong>Faustlos</strong>-Projekt eingebunden, im Mai 2004 waren<br />

es 38 Grundschulen, bis 2008 ist die Zahl auf 51 von 60<br />

Grundschulen angestiegen. Dies sind 85 % der Grundschulen<br />

in der Region Fulda. Hinzu kommen 7 Förderschulen<br />

(= 100 %).<br />

Kontinuierlich angebotene Qualifizierungsseminare und<br />

unterrichtsbegleitende Workshops zur Vertiefung und<br />

zum Erfahrungsaustausch bieten die Möglichkeit zum<br />

Neueinstieg und zur Festigung im Schulcurriculum sowie<br />

im Netzwerk der Projektschulen.<br />

Die Finanzierung des <strong>Faustlos</strong>-Projekts für Grundschulen<br />

erfolgt in einer Mischfinanzierung von Schul- und<br />

Teilnehmerbeiträgen, ferner Zuwendungen seitens<br />

des „Präventionszentrums Fulda“, des Vereins „<strong>Schule</strong><br />

machen ohne Gewalt – SMOG“, des Fördervereins der<br />

damaligen HeLP-Regionalstelle „Zukunft Bildung e.V.“,<br />

der Schul träger Landkreis Fulda und Stadt Fulda und das<br />

Landesprogramm <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong>“ des Hessischen<br />

Kultusministeriums.<br />

Regionalkonferenz I 2003<br />

Im Foyer der HeLP-Regionalstelle Fulda<br />

In Regionalkonferenzen mit <strong>Schule</strong>n und weiteren<br />

Bildungs partnern sowie der Elternschaft werden in unregelmäßiger<br />

Folge der Stand der Arbeit auch gegenüber<br />

der Öffentlichkeit bilanziert, Erfahrungen ausgetauscht<br />

und Perspektiven verabredet.<br />

Am 2. Juni 2003 erfolgt eine erste Zwischenbilanz auf<br />

regionaler Ebene mit Prof. Dr. Manfred Cierpka, dem<br />

„Vater“ von <strong>Faustlos</strong>. Prof. Cierpka ist Psychiater, Psycho-<br />

10


analytiker und Familientherapeut sowie Ärztlicher Direktor<br />

des Instituts für Psychosomatische Kooperationsforschung<br />

und Familientherapie an der Universität Heidelberg. Er ist<br />

der Initiator des Heidelberger Präventionszentrums.<br />

Prof. Cierpka stellt, ausgehend von den wissenschaftlichen<br />

Analysen zu <strong>Faustlos</strong>, die positiven Auswirkungen<br />

sozial emotionalen Lernens auf das Verhalten von Kindern<br />

vor. Daraus entwickelt er Perspektiven für eine Schulkultur,<br />

in deren Mittelpunkt die Förderung sozialer Kompetenzen<br />

steht. Die beteiligten Bildungspartner verständigen sich<br />

auf eine längerfristige Unterstützung des Projekts.<br />

dem <strong>Faustlos</strong>-Programm und weiteren Projekten, die die<br />

Eigenständigkeit von jugendlichen Heranwachsenden fördern,<br />

vorgestellt. Wieder ist es Prof. Dr. Cierpka, der die<br />

Bedeutung der guten Beziehungen zwischen Eltern und<br />

Kindern bereits im Babyalter für eine gelingende Entwicklung<br />

der Kinder hervorhebt. Die Vorstände von Kreis- und<br />

Stadtelternbeirat und die politischen Repräsentanten<br />

der Region betonen den Stellenwert der Initiative für die<br />

Bildungsregion und die Notwendigkeit der langfristigen<br />

Unterstützung.<br />

Phase III 2006 – 2007<br />

Phase II<br />

Sekundarstufe I<br />

Kindergarten 2004 – 2008<br />

Im März 2004 startet in der Region Fulda des Angebotes<br />

an Kindergärten, pro-soziale Erfahrungen bereits in den<br />

frühkindlichen Bildungs- und Erziehungsprozess zu integrieren.<br />

Schon in der Startphase durch das damalige HeLP<br />

verständigen sich 23 Kindergärten und Kindertagesstätten<br />

auf <strong>Faustlos</strong>.<br />

Das Kindergartenprojekt wird in den Anfängen neben<br />

den bereits genannten Institutionen maßgeblich durch die<br />

Stiftung Deutsches Hilfswerk unterstützt. Inzwischen ist<br />

<strong>Faustlos</strong> in Kindergärten Schwerpunktprojekt des Vereins<br />

„<strong>Schule</strong> machen ohne Gewalt – SMOG“ in Osthessen. Das<br />

beispiellose Engagement von SMOG hat zum Ergebnis,<br />

dass <strong>Faustlos</strong> in den Regionen Bad Hersfeld und Vogelsberg<br />

in 80 – 90 %, in der Region Fulda in 70 % der Kindergärten<br />

etabliert ist.<br />

In der Testphase der Fortschreibung des <strong>Faustlos</strong>-Projekts<br />

für die Sekundarstufe I ist die Region Fulda eine der<br />

Pilot-Regionen des Heidelberger Präventionszentrums.<br />

15 weiterführende <strong>Schule</strong>n (6 Haupt- und Realschulen,<br />

3 Gesamtschulen, 5 Förderschulen und 1 Gymnasium) sind<br />

in die Pilotphase eingebunden und erprobten ausgewählte<br />

Module des Programms. Überzeugend positiv sind die<br />

Rückmeldungen der beteiligten <strong>Schule</strong>n (mit Einschränkungen<br />

bei den Förderschulen). Das gezielte Einüben der<br />

Wahrnehmung von Anzeichen von Ärger, das Anwenden<br />

von Problemlösestrategien bei sozialen Konflikten und<br />

das Training sozialer Kompetenzen zur Entspannung gewalthaltiger<br />

Situationen werden als besonders erfolgreich<br />

evaluiert.<br />

Alle <strong>Schule</strong>n werden in das Programm einsteigen, sobald<br />

es (hoffentlich im Sommer 2008) veröffentlicht ist.<br />

Regionalkonferenz II 2005<br />

Gewaltprävention – Allianz zwischen Eltern, Kindergarten<br />

und <strong>Schule</strong> im Medienzentrum der Ferdinand-Braun-<strong>Schule</strong><br />

Fulda, dem gewerblich technischen Berufsschulzentrum<br />

Fuldas<br />

Im Oktober 2005 trägt die Regionalkonferenz der Erkenntnis<br />

Rechnung, dass Gewaltprävention in Kindergarten und<br />

Grundschule die Eltern als wichtigste Bezugspersonen der<br />

Kinder in die gewaltpräventiven und pro-sozialen Initiativen<br />

einbinden muss. Aus Kindergärten, Grundschulen<br />

und weiterführenden <strong>Schule</strong>n werden Erfahrungen mit<br />

Phase IV 2007 – 2008<br />

Elternseminare zu <strong>Faustlos</strong><br />

Seit 2007 hat das <strong>Faustlos</strong>-Projekt über die Elternseminare<br />

<strong>Faustlos</strong>-Elternschule und SMOG-Elternschule eine Erweiterung<br />

des Programms in die Elternschaft erfahren. Damit<br />

wird die Allianz zwischen Eltern, Kindergarten und <strong>Schule</strong><br />

verstetigt. Der Schritt erfolgt von der unterstützenden<br />

Rolle der Eltern zur gemeinsamen Erziehungs- und Bildungsverantwortung<br />

von Eltern, Kindergarten und <strong>Schule</strong>.<br />

11


An den schulinternen Elternseminaren nehmen jeweils<br />

ca. 30 Eltern teil. Sie finden in der Regel Freitagnachmittag<br />

von 13.00 – 19.00 Uhr bzw. Samstagvormittag von<br />

9.00 – 13.00 Uhr statt. In der Startphase 07/08 werden<br />

die Angebote insbesondere von solchen <strong>Schule</strong>n aufgegriffen,<br />

die sich für die Teilzertifizierung „Sucht- und<br />

Gewaltpräven tion“ im Rahmen der Zertifizierung von<br />

<strong>Schule</strong>&<strong>Gesundheit</strong> zur „gesundheitsfördernden <strong>Schule</strong>“<br />

bewerben. Hinzu kommen die erweiternd angelegten<br />

SMOG-Elternseminare über jeweils fünf Abende.<br />

Solche die Elternkompetenzen stärkende Seminare finden<br />

in ihrer Anbindung an die Programme im Unterricht eine<br />

hohe Akzeptanz. Eltern fühlen sich in den schulischen<br />

Bildungs- und Erziehungsprozess eingebunden und<br />

erfahren selbst ein Stück Erweiterung ihrer erzieherischen<br />

Qualifikationen.<br />

Regionalkonferenz III 2008<br />

Soziales Lernen durch <strong>Faustlos</strong> – Allianz zwischen Eltern,<br />

Kindergarten und <strong>Schule</strong>.<br />

Am 22. Februar 2008 werden im Marmorsaal des Stadtschlosses<br />

Fulda in einer moderierten Präsentation<br />

Erfahrungen aus Kindergärten und Grundschulen und<br />

von Elternseite vorgestellt. Die Verantwortliche im Hessischen<br />

Kultusministerium für <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong>, Frau<br />

Dr. Beate Zelazny, verknüpft die Praxisberichte mit den<br />

Einschätzungen und Perspektiven des Kultusministeriums.<br />

Gleichzeitig stellt Prof. Dr. Cierpka die Bedeutung der<br />

Eltern in der gemeinsamen Erziehungsverantwortung<br />

mit den Kindergärten und <strong>Schule</strong>n vor. Als Autorin der<br />

<strong>Faustlos</strong>-Elternschule und der SMOG-Elternschule wirbt<br />

Frau Dipl.-Päd. Andrea Stephan , Leiterin des Montessori-<br />

Pädagogischen-Instituts Esslingen, für die Notwendigkeit<br />

der engen Kooperation aller am Erziehungsprozess<br />

Beteiligten. Schließlich werden durch eine Vertreterin<br />

des Landkreises Fulda vier weitere „Koffer“ mit <strong>Faustlos</strong>-<br />

Unterrichtsmaterialien an Grundschulen übergeben.<br />

Phase V<br />

Festigung der Nachhaltigkeit durch schulinterne<br />

unterrichtsbegleitende Vertiefungsseminare<br />

2004 – 2008.<br />

Über die regionale Fortbildung des Staatlichen Schulamtes<br />

Fulda werden regelmäßig pro Jahr Einführungsveranstaltungen<br />

zum sozialen Kompetenzerwerb mit <strong>Faustlos</strong><br />

angeboten. Parallel dazu bietet das Dezernat Fortbildung<br />

und Schulberatung des Schulamtes Fulda unterrichtsbegleitende<br />

Vertiefungsseminare an oder vermittelt diese<br />

zur schulinternen Fortbildung.<br />

Phase VI<br />

Wissenschaftliche Begleitung durch die<br />

Hochschule Fulda:<br />

Die Hochschule Fulda hat mit den Fachbereichen Sozialwesen<br />

und Pflege und <strong>Gesundheit</strong> die <strong>Faustlos</strong>-Projekte<br />

an Kindergärten und Grundschulen im Rahmen zweier<br />

wissenschaftlicher Begleituntersuchungen evaluiert und<br />

ist zu folgenden Ergebnissen gekommen:<br />

Die Kindergärten melden durchgängig, dass die „Kinder<br />

begeistert mitmachen“, verlässliche Aussagen über Veränderungen<br />

im Sozialverhalten aber der längerfristigen<br />

Beobachtung bedürften.<br />

12


Aus der Sicht der Grundschulen wird berichtet: über all<br />

dort, wo <strong>Faustlos</strong> als Teil des Schulprogramms systematisch<br />

unterrichtlich umgesetzt wird, zeigen sich äußerst<br />

positive Wirkungen auf Unterrichts- und Schulklima. Das<br />

Sozialverhalten der Kinder ist gekennzeichnet durch prosoziales<br />

Verhalten. Die vielfältigen neuen Erwartungen an<br />

Grundschulen schränken allerdings den organisatorischen<br />

Spielraum zur Integration sozialpräventiver Maßnahmen in<br />

die Wochenplanung ein. Eine explizite Verankerung in der<br />

Stundentafel wird als wünschenswert angesehen.<br />

Fazit:<br />

Gruppen und Klassen, in denen <strong>Faustlos</strong> systematisch<br />

angewandt bzw. unterrichtet wird, fallen durch ihr prosoziales<br />

Verhalten auf. Offensichtlich deckt <strong>Faustlos</strong> den<br />

dringlichen Bedarf an konkreten pädagogischen Konzepten<br />

und Maßnahmen zur Prävention aggressiven Verhaltens<br />

und zur nachhaltigen Entwicklung sozialer Kompetenzen<br />

ab.<br />

Das Programm wird durch Netzwerke zwischen den<br />

<strong>Faustlos</strong>-Kindergärten und <strong>Faustlos</strong>-<strong>Schule</strong>n stabilisiert.<br />

Darüber hinaus bildet es eine zentrale Säule der<br />

auf Nachhaltigkeit angelegten gesundheitsförderlichen<br />

<strong>Schule</strong>ntwicklung durch das Landesprogramm <strong>Schule</strong> &<br />

<strong>Gesundheit</strong> des Hessischen Kultusministeriums, das durch<br />

die Vergabe von Zertifikaten die gewaltpräventive Arbeit<br />

fördert und sichert. Nachsorgende Fortbildung und<br />

praxisbegleitende Evaluation sorgen für Verstetigung der<br />

Entwicklung, für Erfahrungsaustausch und Klärungsmöglichkeiten.<br />

Ziel ist es, dass sich <strong>Schule</strong>n und in diesem Fall<br />

auch Kindergärten in ihrer pädagogischen Eigenverantwortlichkeit<br />

zur Gewaltprävention zugleich an regionalen<br />

pädagogischen Standards orientieren können. Sie garantieren<br />

gegenüber Lehrerschaft, Schülern und Eltern wie<br />

auch Bildungspartnern und Auftraggebern Verlässlichkeit<br />

und Vergleichbarkeit und tragen zur corporate identity<br />

der Bildungsregion Fulda bei.<br />

Die flächendeckende Verständigung auf <strong>Faustlos</strong> in der<br />

Bildungsregion Fulda ist modellhaft und zukunftsweisend.<br />

Dr. Michael Imhof<br />

Dezernent für Fortbildung und Schulberatung<br />

am Staatlichen Schulamt für den Landkreis Fulda<br />

Tel. 0661-8390-0<br />

e-mail: fortbildung@fd.ssa.hessen.de<br />

13


Ein Praxisbeispiel: <strong>Faustlos</strong> in Fulda<br />

Das Besondere an <strong>Faustlos</strong><br />

Evaluationsstudien<br />

<strong>Faustlos</strong> ist mehr als Gewaltprävention, da allgemeine<br />

soziale Verhaltensfertigkeiten gelernt und geübt werden<br />

<strong>Faustlos</strong> richtet sich an alle Kinder einer Klasse bzw.<br />

Gruppe, so dass potentielle Täter und potentielle<br />

Opfer profitieren und niemand stigmatisiert wird<br />

<strong>Faustlos</strong> ist spezifisch für den Einsatz an <strong>Schule</strong>n und<br />

Kindergärten konzipiert<br />

<strong>Faustlos</strong> anerkennt die Lehr- und Erziehungskräfte als<br />

ExpertInnen für die Umsetzung des Curriculums<br />

Die Lehr- und Erziehungskräfte werden durch eine<br />

Fortbildung auf die Umsetzung von <strong>Faustlos</strong> vorbereitet<br />

<strong>Faustlos</strong> verstärkt die erzielten Verhaltensänderungen<br />

durch seine kontinuierliche Anwendung und die Betonung<br />

des Transfers in den Alltag<br />

<strong>Faustlos</strong> zeichnet sich durch eine gute didaktische<br />

Aufbereitung und die Systematik der aufeinander<br />

aufbauenden Lerneinheiten aus<br />

<strong>Faustlos</strong> berücksichtigt die entwicklungspsychologischen<br />

Veränderungen im Kindesalter durch die<br />

altersspezifischen Lektionen<br />

Die <strong>Faustlos</strong>-Einheiten bauen auf entwicklungspsychologischen<br />

Forschungsbefunden zu den<br />

Ursachen von aggressivem Verhalten auf<br />

Die Effektivität von <strong>Faustlos</strong> wurde in zahlreichen<br />

Studien belegt<br />

Qualitätssicherung ist integrativer Bestandteil des<br />

Curriculums<br />

Sowohl das Original-Curriculum Second Step als auch<br />

<strong>Faustlos</strong> wurden und werden kontinuierlich evaluiert (für<br />

eine Übersicht vgl. Schick, 2006a). In der Pilotstudie zu<br />

Second Step konnte bereits gezeigt werden, dass sich das<br />

Programm förderlich auf die unterrichteten „violence prevention<br />

skills“ (Beland, 1988), wie z. B. die Vorhersage von<br />

Konsequenzen, Ärger-Management und Brainstorming-<br />

Fähigkeiten auswirkte. Grossman et al. (1997) fanden in<br />

ihrer Untersuchung, dass die Teilnahme an Second Step<br />

körperliche und verbale Aggressionen der Kinder verminderte.<br />

Verhaltensbeobachtungen zeigten zudem, dass sich<br />

die Second Step Kinder im Unterschied zu den Kindern<br />

in der Vergleichsgruppe zunehmend häufiger prosozial<br />

verhielten. Auch Taub (2001) stellte anhand der Einschätzungen<br />

der Lehrkräfte einen signifikanten Zuwachs an<br />

sozialen Kompetenzen in der Interventionsgruppe fest,<br />

während sich in der Vergleichsgruppe keine Verbesserungen<br />

zeigten. Darüber hinaus gaben die Lehrkräfte an,<br />

dass sich auch die aggressiven Verhaltensweisen nur in<br />

der Second Step Gruppe verringerten hatten. Verhaltensbeobachtungen<br />

zeigten zudem, dass sich die Second Step<br />

Kinder viel häufiger an die Anweisungen von Erwachsenen<br />

hielten und prosozialer mit ihren Mitschülern umgingen.<br />

Auch Frey, Bobbitt Nolen, van Schoiack Edstrom und<br />

Hirschstein (2005) fanden in ihrer sehr komplexen Studie<br />

zu den Effekten und der konzeptuell, theoretischen Basis<br />

von Second Step deutliche positive Effekte des Curriculums.<br />

Schüler, die mit Second Step unterrichtet wurden,<br />

zeigten weniger aggressive Verhaltensweisen, hatten<br />

mehr prosoziale Ziele, verhandelten in strukturierten<br />

Konfliktgesprächen viel kooperativer, waren zufriedener<br />

mit den Ergebnissen und brauchten seltener die Hilfe von<br />

Erwachsenen als die Schüler in der Vergleichsgruppe.<br />

Second Step hatte somit nicht nur positive Auswirkungen<br />

auf der Verhaltensebene, sondern auch auf der Ebene<br />

von Einstellungen, Haltungen und Zielen. Die erste Studie<br />

zum deutschsprachigen Grundschul-Programm belegt<br />

zudem, dass <strong>Faustlos</strong> vor allem auf der emotionalen<br />

Ebene Veränderungen anstoßen kann. So war durch die<br />

<strong>Faustlos</strong>-Lektionen die Ängstlichkeit der Kinder sowohl<br />

aus der Sicht der Eltern als auch aus der Sicht der Kinder<br />

signifikant geringer geworden (Schick & Cierpka, 2003,<br />

2005). Die erste Studie zur Effektivität des Kindergarten-<br />

Curriculums bestätigte diese Ergebnisse. So konnten die<br />

<strong>Faustlos</strong>-Kinder Gefühle anderer Menschen differenzierter<br />

beschreiben und besser identifizieren, sie entwickelten<br />

für zwischenmenschliche Probleme mehr Lösungsmöglichkeiten,<br />

gaben an, in verschiedenen Konfliktsituationen<br />

häufiger sozial kompetent zu reagieren, konnten mehr<br />

14


Die beschriebenen positiven Entwicklungen spiegeln sich<br />

auch in den qualitativen Rückmeldungen von Lehr- und<br />

Erziehungskräften wider, die mit <strong>Faustlos</strong> arbeiten. Zudem<br />

berichten Lehrkräfte von positiven „Nebeneffekten“<br />

des Programms, wie einer spürbaren Verbesserung des<br />

Klassen- und Lernklimas und einem deutlichen Zuwachs an<br />

verbalen Kompetenzen der Kinder. Besonders bemerkenswert<br />

ist, dass Erziehungs- und Lehrkräfte zurückmelden,<br />

dass sie auch persönlich von der Durchführung des Programms<br />

profitieren. Wie <strong>Faustlos</strong> bei den Kindern selbst<br />

ankommt, illustrieren folgende Briefe.<br />

Begleitung und Unterstützung<br />

Wenn <strong>Schule</strong>n und Kindergärten die <strong>Faustlos</strong>-Programme<br />

umsetzen, können sie sich bei Fragen, Anregungen und<br />

Problemen jederzeit an das Heidelberger Präventions-<br />

Zentrum wenden, das auf seiner Homepage auch ein<br />

Diskussionsforum bereitstellt, in dem sich Praktikerinnen<br />

und Praktiker direkt miteinander austauschen können. Die<br />

Effektivität und Nachhaltigkeit der <strong>Faustlos</strong>-Programme<br />

wird dadurch unterstützt und gefördert, dass die Eltern<br />

regelmäßig über <strong>Faustlos</strong> informiert werden (Vordrucke<br />

für entsprechende Informationsbriefe finden sich im Handbuch).<br />

Als besonders förderlich hat sich die Teilnahme der<br />

Eltern an der HPZ-Elternschule erwiesen. In diesem fünfstündigen<br />

Intensiv-Workshop erfahren die Eltern, wie sie<br />

<strong>Faustlos</strong> zuhause gezielt unterstützen können und wie sie<br />

die faustlosen Kompetenzen auch in ihrer Partnerschaft<br />

gewinnbringend einsetzen können. Für Praktikerinnen und<br />

Praktiker, die bereits einige Erfahrungen mit den <strong>Faustlos</strong>-<br />

Curricula gesammelt haben, bietet das HPZ zudem auch<br />

einen vierstündigen „Auffrischungskurs“ an. Über weitere<br />

Angebote des HPZ (z. B. die Kieselschule – ein Programm<br />

zur musikalischen Förderung von Kompetenzen zur<br />

Gewaltprävention) informiert die Homepage<br />

www.h-p-z.de.<br />

negative Konsequenzen aggressiver Verhaltensweisen<br />

benennen und verfügten über ein größeres Repertoire<br />

an Beruhigungstechniken. Die Erzieherinnen stellten fest,<br />

dass die Kinder durch <strong>Faustlos</strong> häufiger mit anderen<br />

Kindern verhandelten, mehr konstruktive Vorschläge<br />

machten und beim Spielen häufiger mit anderen abwechselten.<br />

Objektive Verhaltensbeobachtungen belegten<br />

darüber hinaus, dass die <strong>Faustlos</strong>-Kinder seltener verbal<br />

aggressiv reagierten (Schick & Cierpka, 2004).<br />

Heidelberger PräventionsZentrum<br />

Keplerstraße 1<br />

69120 Heidelberg<br />

www.h-p-z.de<br />

<strong>Faustlos</strong>-Kindergarten und -Grundschule<br />

Fon: 06221 – 914422 (Mo-Fr 9-13)<br />

Fax: 0721 – 151476720<br />

Email: faustlos-kiga@h-p-z.de (<strong>Faustlos</strong>-Kindergarten)<br />

faustlos-gs@h-p-z.de (<strong>Faustlos</strong>-Grundschule)<br />

<strong>Faustlos</strong>-Sekundarstufe<br />

Fon: 06221 - 18719560 (Mo-Fr 9-13)<br />

Fax: 06221-18719569<br />

Email: faustlos-sek@h-p-z.de<br />

15


Literatur<br />

Beland, K. (1988). Second Step, grades 1 – 3: Summary<br />

report. Seattle: Committee for Children.<br />

Brezinka, V. (2003). Zur Evaluation von Präventivinterventionen<br />

für Kinder mit Verhaltensstörungen. Kindheit<br />

und Entwicklung, 12 (2), 71 – 83.<br />

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& Schuyler, T. (1997). The Improving Social Awareness-<br />

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Michael Imhof: <strong>Faustlos</strong> – Soziales Lernen und Gewaltprävention<br />

in der Bildungsregion Fulda.<br />

In: Schulverwaltung <strong>Hessen</strong> /Rheinland-Pfalz 12/2007.<br />

16


Hessisches Kultusministerium<br />

Luisenplatz 10<br />

65185 Wiesbaden<br />

www.kultusministerium.hessen.de

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