LUST AUF SOMMER
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Ein Bericht von<br />
Helmut Agnesson<br />
Die Gefahr<br />
der Vereinsamung im Alter<br />
Dass Menschen im Alter stärker als während<br />
ihres aktiven Berufslebens von der Gefahr der<br />
Vereinsamung betroffen sind, ist eine zwangsläufige<br />
Folge der wegfallenden sozialen Kontakte<br />
am Arbeitsplatz.<br />
Die Konzentration auf den Partner nimmt ab<br />
dem Zeitpunkt des Rentenbeginns zu, denn ab<br />
diesem Moment verbringt das Paar den größten<br />
Teil des Tages miteinander. Die Verrentung<br />
wirkt sich auch auf den Tagesablauf des<br />
bislang nicht berufstätigen Partners aus. Sie<br />
schränkt Aktivitäten wie Spaziergänge mit<br />
Freundinnen und das ausführliche Klönen mit<br />
Nachbarinnen ein. Stattdessen verbringt das<br />
Paar den größten Teil seiner Zeit miteinander<br />
und hat sich nach kurzer Zeit an das nahezu<br />
ständige Zusammensein gewöhnt.<br />
Wenn einer der beiden Partner verstirbt, fühlt<br />
sich der Überlebende schnell einsam und alleine.<br />
Die Einsamkeit nach dem Verlust des Lebensgefährten<br />
im Alter trifft statistisch gesehen<br />
Frauen eher als Männer, da die weibliche<br />
Lebenserwartung höher als die männliche<br />
ausfällt. Dennoch leiden Männer häufiger als<br />
Frauen unter einer Vereinsamung im Alter.<br />
Eine leicht nachvollziehbare Erklärung dafür,<br />
dass Witwen schneller als Witwer mit<br />
28 Herbstwerte-Magazin<br />
anderen Menschen in Kontakt kommen, liegt<br />
in der weiterhin üblichen Rollenverteilung.<br />
Die meisten Männer arbeiten ganztags im<br />
Betrieb, während viele Frauen den Haushalt<br />
führen und nicht oder nur in Teilzeit außerhalb<br />
beschäftigt sind. Somit findet der Mann<br />
seine sozialen Kontakte im Betrieb, während<br />
die Frau diese aktiv in ihrem Wohnumfeld suchen<br />
muss. Sie hat somit Übung in der Aufnahm<br />
sozialer Verbindungen und kann diese<br />
Fähigkeit nach dem Ableben ihres Gatten<br />
rasch neu aktivieren. Selbst in Vollzeit berufstätige<br />
Frauen suchen ihre sozialen Kontakte<br />
im Gegensatz zu den meisten Männern nicht<br />
überwiegend am Arbeitsplatz, sondern gleichmäßig<br />
in unterschiedlichen Lebenskreisen.<br />
Kinder helfen kaum gegen die Vereinsamung<br />
im Alter<br />
Es ist ein schöner Gedanke: Nachdem der Partner<br />
gestorben ist, fühlen sich Kinder für den<br />
überlebenden Elternteil verantwortlich und besuchen<br />
ihn regelmäßig. In der Praxis verbringen<br />
viele Kinder nur einen geringen Teil ihrer<br />
freien Zeit mit ihren Eltern und ändern ihr Verhalten<br />
diesbezüglich auch nicht, nachdem sie<br />
Vater oder Mutter verloren haben.