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DOWN - SYNDROM TIROL Selbsthilfegruppe für ... - Selbsthilfe Tirol

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<strong>DOWN</strong> - <strong>SYNDROM</strong> <strong>TIROL</strong><br />

<strong><strong>Selbsthilfe</strong>gruppe</strong> für Eltern von Kindern<br />

mit Down - Syndrom<br />

6020 Innsbruck, Innrain 43<br />

Tel.: 0512-561165, Email: hel~a.klotzla!!!llE.at<br />

Innsbruck, am 1. Feber 2011<br />

Liebe Mitglieder und Freunde!<br />

Wir möchten auf folgende Termine in nächster Zeit hinweisen:<br />

Das Kleinkindtreffen findet am Samstag, den 5.2.2011, von 15.00 bis 18.00 Uhr, im<br />

Pfarrheim St. Pius, Neu-Arzl, Spingeserstraße 14, statt.<br />

In den Stadtsälen Innsbruck findet am Samstag, den 5.2.2011, ab 20.30 Uhr, der Ball<br />

"ungehindert behindert" vom TAFlE statt.<br />

Die nächsten Singstunden sind am Donnerstag, den 3.2., 17.2. und 3.3.2011, von 16.45<br />

bis 18.15 Uhr, ebenfalls in der Pfarre St. Pius, Neu-Arzl, Spingeserstraße 14.<br />

Die Tanzstunden sind am Donnerstag, den 10.2., 24.2. und 10.3.2011. Wir treffen uns<br />

von 16.45 Uhr bis 18.15 Uhr, im Festsaal der VS Pradl Ost, Siegmairstraße 1.<br />

Die Proben für die Band finden am 7.2., 14.2., 21.2. und 7.3.2011, von 17.00 bis 19.00<br />

Uhr, in der Pfarre Neu-Rum, Seriesstraße 27, statt. Achtung! Am 28.2.2011 entfällt die<br />

Bandprobe! !<br />

Im Tagungshaus Wörgl ist am Donnerstag, den 10.2.2011, von 20.00 bis 22.00 Uhr, ein<br />

offenes Treffen Down-Syndrom.<br />

Der Verein Krea-Ku-Ku veranstaltet am Samstag, den 26.02.2011 von 16 bis 20 Uhr<br />

wieder den integrativen Jugendtreff (siehe Beilage).<br />

Am Montag, den 28.2.2011, um 19.30 Uhr, veranstaltet das Bildungszentrum der<br />

Caritas Innsbruck, einen Vortrag zum Thema "Was will das Kind uns sagen", mit<br />

Frau Dr. Lissi Lechthaler - Linser als Referentin. Siehe Beilage!<br />

Am Samstag, den 5.3.2011, basteln wir von 14.00 bis 17.00 Uhr für den Down-Syndrom-<br />

Tag, im Dachverband der <strong>Selbsthilfe</strong> <strong>Tirol</strong>, lnnsbruck, lnnrain 43. Wir freuen uns auf<br />

viele fleißige Hände!<br />

Unser nächstes Treffen findet am Mittwoch, den 23.2.2011, um 20.00 Uhr in den<br />

Räumen des Dachverbandes, lnnsbruck, lnnrain 43, mit unserer JAHRESHAUPTVER-<br />

SAMMLUNG statt. Wir bitten um zahlreiche Teilnahme.<br />

Mit freundlichen Grüßen!<br />

Maria Hornstein


Vortrag<br />

Was will das Kind uns sagen?<br />

Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen<br />

Wir dürfen niemals von den Schwierigkeiten ausgehen, die ein Kind macht,<br />

sondern immer nur von denen, die es hat. (Hermann Nohl)<br />

Verhaltensauffälligkeiten eines Kindes oder Jugendlichen sind passende, sinnvolle<br />

Aktionen, um den Anforderungen der Umwelt gerecht zu werden. Sie zeigen sich<br />

in unterschiedlichster Weise und sind häufig Ausdruck einer "Ver-Störung" in unserer<br />

Lebensumwelt.<br />

Der Vortrag beleuchtet mögliche Hintergründe für auffällige Verhaltensweisen von<br />

Kindern und Jugendlichen auf verschiedenen Ebenen:<br />

• Individuumseigene Bedingungen<br />

• Ursachen und Zugangsmöglichkeiten auf der Beziehungsebene<br />

• Auffälligkeiten als Ausdruck von schwierigen Bezugssystemen eines Kindes<br />

bzw. Jugendlichen<br />

Beispiele aus der Praxis und Anregungen für einen sinnvollen Umgang mit auffälligem<br />

Verhalten runden den Vortrag ab.<br />

Referentin<br />

Termin<br />

Zielgruppe<br />

Ort<br />

Kosten<br />

Dr. Lissi Lechthaler-Linser<br />

Klinische Psychologin, Psychotherapeutin (systemische<br />

Familientherapie), Supervisorin, Logopädin, Lehrerin am<br />

Bildungszentrum der Caritas Innsbruck<br />

Montag,<br />

Alle Interessierten<br />

Bildungszentrum<br />

Eintritt frei<br />

28. Februar 2011, 19.30 Uhr<br />

der Caritas Innsbruck


v I"<br />

"Ies, we (an.<br />

Leben Lachen Lernen<br />

Ich war bei den Filmaufnahmen<br />

für das EU Projekt in Leoben bei Bernadette Wieser<br />

von Lisi Mair<br />

Am 6. September 2010 wusste ich nicht, wo ich zuerst<br />

sein sollte.<br />

Da war bei uns im Kindergarten Beginn des neuen<br />

Kindergartenjahres und die erste Team Besprechung.<br />

Ich habe aber für diesen Tag vom Kindergarten frei<br />

bekommen!<br />

Und dann war da der Tag der Filmaufnahmen für<br />

.Yes, we canl" in Leoben. Ich habe mich für Leoben<br />

entschieden! Ich möchte bei dem EU-Projekt für das<br />

Zentrum in Leoben gerne mitmachen. Am Sonntag<br />

bin ich schon mit meiner Mama nach Leoben gereist.<br />

Wir haben uns einen schönen Tag gemacht. Wir ha-.<br />

ben schön in Leoben übernachtet.<br />

Am Montag früh sind wir dann in das DS-Zentrum<br />

gefahren und haben dort gleich eine Besprechung mit<br />

Bernadette und dem Kameramann Dieter gehabt.<br />

Zuerst war da das Rezept, wo ich dann den Einkaufszettel<br />

geschrieben habe. Das Rezept war aus dem<br />

Kochbuch "Guschl" Gut-Schnell-Leicht von der<br />

Seite 94 " Feine Apfel Kürbis Schnitte. Das musste<br />

ich alles einkaufen: Äpfel, Eier, brauner Zucker und<br />

Schlagobers. Alles andere war schon zu Hause.<br />

Einkaufen bin ich mit dem Autobus gefahren, da haben<br />

wir ein bissehen geschummelt.<br />

Am Busbahnbof in Leoben bin ich in den Bus eingestiegen<br />

und habe beim Fahrer eine Fahrkarte gekauft.<br />

Beim Fahrplan habe ich mit dem Finger die richtige<br />

Zeit für den Bus herausgesucht.<br />

Alle Leute haben mich dabei so richtig nett angeschaut.<br />

Eine Dame und ein Herr haben auch mit mir<br />

nett gesprochen. Einkaufen war ich beim ADEG<br />

Schuss. Gleich habe ich alles gefunden. ur in die<br />

•<br />

Kamera sollte ich dabei nicht schauen. Dann haben<br />

wir alles gleich noch einmal gefilmt.<br />

Bei der Kassa war Frau Schuss, eine sehr nette Dame,<br />

die mit mir geplaudert hat. Sie hat mich gefragt, was<br />

ich denn da koche. Ich habe gesagt: "Nein, ich koche<br />

nicht, ich backe einen Kuchen!". Da hat sie sehr gelacht.<br />

Wir haben noch nett geplaudert.<br />

Mit dem Geld habe ich mich gut ausgekannt, das<br />

Wechselgeld hat gestimmt! Das habe ich nachgerechnet.Den<br />

Einkaufswagen habe ich dann noch ordentlich<br />

weggeräumt. Dann ist das Backen losgegangen.<br />

Ich habe alles abgewogen und fürs Backen bergerichtet.<br />

Ich habe zuerst den braunen Zucker in die<br />

Schüssel gegeben. Die Eier habe ich getrennt. Dann<br />

habe ich alles gerührt (dabei haben wir ein bissehen<br />

geschummelt, dass es schneller geht). Den Kuchen<br />

habe ich aus dem Rohr herausgegeben. Dann habe<br />

ich mit einem Lineal gleich große Stücke abgemessen<br />

und dann geschnitten. Die Stücke waren immer Sem x<br />

Sem groß. Das war gar nicht so schwierig.<br />

Nach dem Backen war ich sehr erleichtert. Ich bin:<br />

schnell zu Mama und zu Bernadette gelaufen und<br />

habe sie ganz fest gedrückt, und dann auch den Jürgen!<br />

Schwierig war beim Filmen, dass ich immer lächeln<br />

sollte, dass alles ganz leicht aussieht.<br />

Am Ende habe ich noch gesagt: .Yes, we can!", das<br />

heißt, ja, wir können alles. ;~;~26<br />

Das Filmen war zwar anstrengend, aber auch wunderschön<br />

für mich. Danke dafür an Dieter und Bernadette,<br />

die es sehr lustig mit mir hatten!<br />

Ich war mit den Kindergartenkindern im Seniorenheim<br />

von Lisi Mair<br />

Ich war mit den Kindern und der Kindergartenleiterin<br />

Vroni im Altersheim. Das<br />

machen wir einmal im Monat.<br />

Da habe ich eine alte Dame, die im Rollstuhl<br />

sitzt ein bissehen zur Seite geschoben.<br />

Die Kinder waren für sie zu laut. Sie hat<br />

sich nicht wohl gefühlt.<br />

Ich habe sie gestreichelt, dass sie sich<br />

ganz beruhigt hat.<br />

Ich habe sie neben einen alten Mann gestellt.<br />

Und dann war sie sehr zufrieden.<br />

Tante Vroni hat die lustige Geschichte<br />

von Landmaus und Stadtmaus erzählt.<br />

Und dann hat der Opa Kurt, ein Märchenerzähler,<br />

eine Geschichte über Mäuse<br />

erzählt.<br />

Die Tante Vroni hat erzählt, dass bei uns<br />

zu Weihnachten in der Kirche auch eine<br />

Geschichte geschehen ist.<br />

Im Stroh in der Krippe hat sich ein Mäuschen<br />

versteckt, statt dem Jesus Kind.<br />

Der Herr Pfarrer hat dann das Jesuskind<br />

in die Krippe gelegt.<br />

Da haben wir alle sehr gelacht, weil das<br />

so lustig war.<br />

Das war die Geschichte, dass es eine Kirchenmaus<br />

war.<br />

Bei starken Regen sind wir dann mit den<br />

Kindern in den Kindergarten gegangen.<br />

Beim Ausziehen der Jacken und Schuhe<br />

•<br />

habe ich noch geholfen.<br />

Dann bin ich schnell nach Haus<br />

;~., ,2,6<br />

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: '1:6<br />

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Leben Lachen Lernen<br />

'~es, we (an! - Die Methode<br />

von Bernadette Wieser<br />

'Dieiflalbzeit unseres Grundtvig EU-Projekts mit dem<br />

Programm "Lifelong learning" ist erreicht. Neben der<br />

großen Fragebogenuntersuchung, welche die Handschrift<br />

unseres dänischen Partners trägt (siehe www.<br />

downsyndrom-yeswecan.eu), befinden sich jetzt, im<br />

Dezember 2010, zahlreiche Meilensteine in ihrer fi-<br />

.nalen.Entwicklung.<br />

Zum einen wird die Materialienbox gerade in unserem<br />

Partnerland Rumänien produziert, unsere deutschen<br />

Kollegen feilen an Flyern und Postern, und<br />

sowohl die italienischen und tschechischen als auch<br />

die deutschen Expertinnen haben ihre Erfahrungen<br />

ia.ein Handbuch einfließen lassen, welches bereits in<br />

.atlePartnersprachen übersetzt wird. Grundlage dafür<br />

ast-die exzellente englische Fassung unserer Übersetzerin<br />

Linda, einer hoch gebildeten, weisen, kompetenten,<br />

herzenswarmen, einfühlsamen und bescheidenen<br />

Frau. Liebe Linda, an dieser Stelle tausend<br />

[')arlk für Ihre zahllosen Stunden vor dem PC, ihre<br />

klugen Fragen und Anregungen, ihre unaufdringliche<br />

Präsenz und Unterstützung in stürmischen Zeiten!<br />

Ä!uoh der Grafiker hat mittlerweile schon sein Auge<br />

auf unser Buch geworfen und wird in den nächsten<br />

W-locheneiniges zu tun haben.<br />

lBbenso wie unser Kamerateam: der in Österreich gedrehte<br />

Film zum Thema .Rechenkotnpetenzen von<br />

Menschen mit Down Syndrom" hat eine Länge von<br />

circa 90 Minuten und zeigt sowohl die Entwicklung<br />

der-Basisfertigkeiten als auch der numerischen Kognition.<br />

Als Mitmach-Video kann es von Eltern und<br />

Prcfessionisten zum Erlernen der vorgestellten Methode<br />

des Fingerzählens und -rechnens eingesetzt<br />

werden. Auch dieses Video wird, wie das Handbuch,<br />

in-den sechs Sprachen deutsch, englisch, italienisch,<br />

tschechisch, rumänisch und dänisch erhältlich sein.<br />

Allerdings erst zu Beginn des Jahres 2012. Davor<br />

-kommt es innerhalb des Projektes .Yes, we can!" für<br />

Ausbildungslehrgänge in den Partnerländern zum<br />

Einsatz.<br />

Inder nächsten Ausgabe von '"Leben Lachen Lernen"<br />

informieren wir Sie über die Möglichkeiten, mittels<br />

e-leaming ins Projekt hineinzuschnuppern und die<br />

spezielle Didaktik kennen zu lernen.<br />

Die folgenden Ausführungen sind der Methodologie<br />

entnommen, welche Sie in voller Länge und in den<br />

oben erwähnten Sprachen auf der homepage www.<br />

downsyndrom-yeswecan.eu finden.<br />

M.athematik<br />

im Leben<br />

,;,Wenn sich Mathematik nur an toten Dingen orien-<br />


Leben Lachen Lernen<br />

Vorteile des Zählens und Rechnens mit<br />

den Fingern<br />

"So hätte etwa in der Mathematik das unendliche<br />

Reich der Zahlen ohne die Hände schwerlich entstehen<br />

können." (Wehr et al. 2009, S 14).<br />

In der Einleitung des Buches "Die Hand Werkzeug<br />

des Geistes" wird bereits in der Einleitung die fundamentale<br />

Bedeutung der Hände auf die Entwicklung<br />

von Mengen, Zahlen und Rechenoperationen angedeutet.<br />

ist von jeher ein sinn-<br />

Der Zugang zur Mathematik<br />

licher,<br />

Fast alle ...<br />

Es gibt historische Belege dafür, dass bereits in der<br />

Römerzeit das Zählen und Rechnen mit den Fingern<br />

erlernt wurde.<br />

Auch außerhalb des heutigen Europas wurde diese<br />

Technik gezielt eingesetzt.<br />

Stämme in Zentralafrika nutzten zahlreiche Körperteile<br />

als Ziffernpositionen. Auch die Ureinwohner Paraguays<br />

erkannten die Kraft der Fünf und verwendeten<br />

dasselbe Wort für die Begriffe "Hand bzw. fünf'.<br />

Sechs hieß übersetzt "eins auf der anderen Hand",<br />

sieben wurde bezeichnet mit "zwei auf der anderen<br />

Hand", usw. Zehn wurde einfach durch "zwei Hände"<br />

ausgedrückt.<br />

Tarangesa heißt das Wort für Eins in der Sprache der<br />

Bugilai euguineas, tarangesa bedeutet "der kleine<br />

Finger der linken Hand". Der weitere Zählaufbau orientiert<br />

sich in der Folge an der Bezeichnung für den<br />

Ringfinger, den Mittelfinger, den Zeigefinger und den<br />

Daumen der linken Hand.<br />

Dieses Zählprinzip ähnelt jenem der dargestellten<br />

Methodologie des Fingerzähleus und -rechnens von<br />

links nach rechts.<br />

stellung des Zahlenstrahls, mit links beginnend, "vor<br />

unserem inneren Auge sehen".<br />

Die Raumorientierung von links nach rechts, wie sie<br />

auch beim Schreiben und Lesen erforderlich ist, wird<br />

durch die lineare Ordnung beim Fingerzählen (1=<br />

linker kleiner Finger und 10= rechter kleiner Finger),<br />

analog zum Zahlenstrahl. unterstützt.<br />

Der Scheitel und die Stirn zum<br />

Rechnen<br />

Der deutsche Hirnforscher Manfred Spitzer (2002)<br />

beschreibt eine verbale und eine räumliche Repräsentationsform<br />

für Zahlen in unserem Gehirn.<br />

Für das Schätzen von Mengen und Größen, fün<br />

den intuitiven Zablensinn und die Ausbildung einer<br />

mentalen Zahlenreihe fühlt sich beidseitig der entwicklungsgeschichtlich<br />

ältere Scheitellappen (auch<br />

Parietallappen) zuständig, ebenso für räumliche Sehvorstellungen<br />

und von den Augen koordinierte Handund<br />

Fingerbewegungen.<br />

Bei exakten Rechenaufgaben wird zusätzlich das<br />

linke Stirnhirn (auch Frontalhirn) beansprucht,<br />

welches ebenso bei sprachlichen Aufgaben aktiviert"<br />

wird. Exaktes Rechnen und Sprechen sind eng miteinander<br />

verknüpft.<br />

Der Kreis zum Fingerrechnen, inklusive synchronem<br />

Dazusprechen, schließt sich an dieser Stelle!<br />

Frontalhirn<br />

Das englische Wort "digit" lässt sich ebenso mit "Finger"<br />

wie auch mit "Ziffer oder Zahl" übersetzen und<br />

leitet sich vom lateinischen "digitus" ab. In der deutschen<br />

Sprache ist das Wort "digital" gebräuchlich.<br />

In vielen Kulturen dieser Erde entdecken etwa 3-4jährige<br />

Kinder spontan, dass sie ihre Finger für erste<br />

Zählversuche einsetzen können.<br />

Raumorientierung von links nach<br />

rechts<br />

Die Finger sind Teil des eigenen Körpers und verbinden<br />

die taktil-kinästhetische mit der visuellen Sinneswelt.<br />

Unsere 10 Finger stellen das ursprünglichste<br />

Anschauungsmittel dar und legen die Basis für das<br />

"Be-greifen" der Mächtigkeit von Mengen und mathematischer<br />

Zusammenhänge.<br />

Der sensomotorische Gebrauch der Finger stellt somit<br />

eine unverzichtbare mathematische Entwicklungsstufe<br />

dar und legt damit die Basis für die Ausbildung<br />

eines sog. mentalen Zahlenstrahls. Das bedeutet, dass<br />

wir eine konkret-räumliche und automatisierte Vor-<br />

Unsere 10 Finger sind wie geschaffen<br />

für das Dezimalsystem<br />

10 Finger, gebündelt in zwei Fünfereinheiten: kein<br />

Rechenmaterial könnte perfekter geeignet sein, um<br />

unser Dezimalsystem zu repräsentieren. Zahlen sind<br />

Stellvertreter von Mengen, diese Funktion können' im<br />

Zahlenraum 10 die mit Ziffern beschrifteten Finger


Leben Lachen Lernen<br />

(welche die Zahlen und damit Mengen darstellen)<br />

übernehmen. Durch Ein- und Ausklappen der Finger<br />

sind die Nachbarzahlen rasch darstell- und begreifbar.<br />

Die Finger fungieren als Hilfsmengen, welche uns in<br />

die Hände gegeben sind: Finger für die Einer, Hände<br />

für die Fünfer, Knöchel für die Zehner, vorgestellte<br />

Linien unter den Knöcheln für die Hunderter.<br />

Das Verständnis des Stellenwertes wird durch visuelle<br />

Unterscheidung erleichtert: der Einer wird durch<br />

Finger repräsentiert, der Zehner durch Stäbchen (später<br />

Fingerknöchel), der Hunderter durch Platten (spä-<br />

·ter gedachte Linien am Handrücken).<br />

0, 1; 2, 3,4, 5, 6, 7, 8, 9 müssen für die unendlichen<br />

Möglichkeiten, Zahlen zu bilden, ausreichen. Das<br />

Stellenwertsystem misst daher den Zahlen unterschiedliche<br />

Wertigkeiten zu. Diese werden durch die<br />

Repräsentation der Einer auf den Fingern, der Zehner<br />

auf den Stäbchen bzw. Knöcheln und der Hunderter<br />

auf den Platten bzw. Linien am Handrücken visuell<br />

undtaktil erfahren und begriffen.<br />

"Schreib auf, was du siehst"<br />

Auch die Zehner-Einer-Inversion in der deutschen<br />

Sprache kann durch die Kombination von Fingerbild<br />

&; Zehnerstäbchen mit dem Hinweis "Finger zuerst"<br />

erleichtert werden.<br />

In der Verschriftlichung gilt die Devise: "schreib auf,<br />

was du siehst". Die Zehnerstäbe liegen links, die Finger<br />

als Repräsentanten der Einer rechts davon.<br />

Die Möglichkeit, die Finger zu Beginn des Anbahnungsprozesses<br />

mit den entsprechenden Ziffern zu<br />

beschriften, unterstützt Menschen mit Down Syndrom,<br />

welche über differenzierte visuelle Kompetenzen<br />

verfugen.<br />

Unabhängigkeit<br />

Die Verwendung der eigenen Finger und Hände zum<br />

Rechnen schafft eine hohe Identifikation und Unabhängigkeit.<br />

Sie sind jederzeit verfügbar, gehen nicht<br />

verloren und können in den verschiedensten Situationen<br />

eingesetzt werden. Alltagsmaterial (Strohhalme,<br />

Buntstifte, Stöcke, Steinehen) bringt Generalisierung<br />

und löst die Verbindung zu den Fingern schrittweise<br />

IUlldsanft auf<br />

Die Devise "weniger ist mehr" erhält im Einsatz von<br />

Hilfsmaterialien große Bedeutung.<br />

Schachtel bringt Abstraktion<br />

Durch die Ausschaltung der visuellen Kontrolle der<br />

:;;;:;;;:::;;:;::::;::=:n;;Pingerbewegungen, z.B. durch das Schließen der Augen<br />

oder indem die Finger verdeckt oder unter einer<br />

Schachtel versteckt sind, in Kombination mit sprachlicher<br />

Begleitung, setzt ein Verinnerlichungsprozess<br />

ein. Dieser vollzieht sich auf den Stufen "handelnsprechen-<br />

denken"- die Bewegung wird allmählich<br />

verinnerlicht. Zusätzlich wird sie durch die langsam<br />

fortschreitende Reifung des Frontallappens vorangetrieben,<br />

welche bis zum frühen Erwachsenenalter<br />

andauert. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, dass<br />

die Entwicklung von Kompetenzen im exakten Rechnen<br />

auch über die Pubertät hinaus Erfolg versprechend<br />

sein kann.<br />

Spiegelneuronen<br />

Das erwähnte Spiegelneuronensystem steuert die<br />

Imitationsfähigkeit von<br />

Menschen mit Down Syndrom. Dem Lehrer gegenüber<br />

sitzend ahmen sie die durch wiederholte Instruktionen<br />

vorgezeigten Fingerbilder nach. So entwickeln<br />

sie durch praktisches Üben sukzessive Sicherheit im<br />

selbstständigen Ausfuhren der Bewegungsabfolgen.<br />

Übrigens: wenn Sie, liebe LeserIn, einfachste, einstellige<br />

Additionen lösen, werden Ihre motorischen<br />

Hirn-Areale, die für Ihre Fingerbewegungen zuständig<br />

sind, aktiv! Also, ein bisschen rechnen wir alle<br />

noch mit den Fingern.<br />

Ich hoffe, ich habe Sie jetzt auf die gesamte Methodologie,<br />

welche neben den Vorteilen des Fingerrechnens<br />

auch die Bedeutung der mathematischen Basisfertigkeiten<br />

beschreibt, neugierig gemacht.<br />

Und wenn Sie zusätzlich noch wissen möchten, was<br />

der SNARC-Effekt ist und ob das Erkennen der eigenen<br />

Finger einen Vorhersagewert für die mathematische<br />

Entwicklung hat: hier finden Sie die Antworten:<br />

www.downsyndrom-yeswecan.eu.<br />

Literatur<br />

Blakemore, S. (2006). Wie wir lernen. Was die Hirnforschung<br />

darüber weiß. München: DVA.<br />

Mann, L (1990). Lernen können ja alle Leute. Weinheim<br />

und Basel: Beltz.<br />

Sousa, D. (2008). How the brain learns Mathernatics.<br />

Thousand Oaks: Corwin Press.<br />

Spitzer, M. (2002). Lernen, Gehimforschung und die<br />

Schule des Lebens. Heidelberg: Berlin.<br />

Wehr,M. & Weinmann. M. (2009). HeideJberg: Spektrum<br />

Akademischer Verlag.<br />

Zimpel, A. F. (2008). Der zählende Mensch. Was Emotionen<br />

mit Mathematik zu tun haben. Göttingen: Vandenhoeck<br />

& Ruprecht.


Leben Lachen Lernen<br />

Gegen das System-Syndrom<br />

von Sonja Hurtig<br />

Vielleicht ist es Ihnen auch schon so ergangen. Sie<br />

sind Eltern eines Kindes mit Down-Syndrom lind<br />

glauben an die Fähigkeiten und Talente Ihres Kindes<br />

- ja auch Talente. Aber es passiert doch immer wieder,<br />

dass festgefahrene Vorurteile und Meinung zum<br />

Thema Menschen mit Behinderung Ihr Kind einfach<br />

in eine Schublade stecken.<br />

Uns ist es so ergangen. Wir sind Eltern der kleinen<br />

Holly, heute 8 Jahre. Nach intensivsten ersten Jahren<br />

dachten wir mit Schuleintritt, dass sich nun auch jemand<br />

außerhalb unserer Familie Gedanken macht,<br />

wie eine sinnvolle Fördenmg für Holly gewährleistet<br />

wird. Weit gefehlt. Zu festgefahren sind die Vorurteile<br />

über Menschen mit Trisomie 21. Immer noch.<br />

Obwohl doch viele und unterschiedlichste Beispiele<br />

uns und unsere Gesellschaft eines Besseren belehren.<br />

Aber Pädagogen - selbst Heil- u. Sonderpädagogen -<br />

und Therapeuten leben leider immer noch vielfach in<br />

diesen Mustern. ach dem Motto: Wir kennen auch<br />

keine anderen Kinder mit Down Syndrom, die das<br />

können.<br />

Holly begann in einer integrativen Montessori- Mehrstufen-Klasse.<br />

Unsere Hoffnungen waren groß und<br />

wurden bitter enttäuscht. achdem wir Woche für<br />

Woche Gespräche mit den Lehrern suchten, und sich<br />

nichts änderte, fassten wir in der 2. Klasse einen weitreichenden<br />

Entschluss. Wir meldeten unsere Tochter<br />

zum Hausunterricht ab.<br />

Die Entscheidung war nicht leicht, denn sie kannte<br />

ihr Umfeld, die Mitschüler und Lehrer, und schließlich<br />

war es auch ein außerordentlicher Einschnitt in<br />

das Leben unserer ganzen Familie. Aber eines steht<br />

fest: Montessori bedeutet nicht immer gute Lehrer<br />

und Integration bedeutet nicht unbedingt Teil einer<br />

Gemeinschaft zu sein. Es bedarf klarer und wirklich<br />

erfahrener Leitung, die in vielen Fällen nicht vorhanden<br />

ist.<br />

Hollys Erfolg war beeindruckend. In Zusammenarbeit<br />

mit dem Down-Syndrom-Zentrum Leoben und<br />

nach 4 Schulmonaten konnte sie lesen, arbeitete im<br />

Zahlenraum 20 und hatte jeden Tag Spaß an der Arbeit<br />

und den Anforderungen, die an sie gestellt wurden.<br />

So konnte sie innerhalb kurzer Zeit das aufholen<br />

und lernen, was ilu· sogenannte "erfahrene" Pädagogen<br />

nicht zutrauten bzw. nicht in der Lage waren, in I<br />

Yz Jahren beizubringen. Sie legte wie jedes zum Hausunterricht<br />

abgemeldete Kind eine Externistenprüfung<br />

ab und schaffte diese mit Bravour. Die Prüfungslehrer<br />

waren begeistert, vor allem, dass sie all das in so<br />

schneller Zeit geschafft hatte.<br />

Hatten wir zu Beginn dieser Zeit noch fest im Auge,<br />

eine passende Integrationsschule, oder besser gesagt,<br />

geeignete Lehrerin zu finden, so wurde dieses Vorhaben<br />

von Schule zu Schule kleiner. In keiner der besuchten<br />

Einrichtungen hatten wir das Gefühl, dass es<br />

den Verantwortlichen ein wirkliches Anliegen ist, dass<br />

Holly etwas lernt, oder es fehlte in Wahrheit der Glaube,<br />

dass Menschen mit Down Syndrom auch wirklich<br />

fähig sind, Dinge zu lernen und im Leben umsetzen<br />

zu können. Der Weg von Menschen mit<br />

Down Syndrom scheint klar: es geht {<br />

sowieso in die Lemwerkstätte. So hart P


Einladung zum integrativen<br />

Jugendtreff<br />

Verein Krea-Ku-Ku, Innstrasse 19, 6020 Innsbruck, Tel.<br />

0664/3761074<br />

Hier können sich Jugendliche mit und ohne<br />

Behinderung zum Tanzen, Spielen,<br />

Kreativ sein und zu einer netten<br />

Unterhaltung treffen.<br />

Samstag, 26.02.11<br />

16 Uhr bis 20 Uhr<br />

(Unkostenbeitrag Euro 10.- für Material und Jause)<br />

Telefonische Anmeldung erforderlich!

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