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7<br />
18<br />
Y<br />
Europas gröSStes<br />
Segelmagazin<br />
Evolution<br />
bootsbau<br />
Vom Motorsegler zur Deckssalonyacht Wie sich<br />
das Ideal des sicheren Fahrtenboots verändert hat<br />
Sonderdruck<br />
SIRIUS
Rollen statt Reffen:<br />
Fock, Genua und<br />
Drifter bleiben<br />
angeschlagen und<br />
bringen die <strong>Sirius</strong><br />
jederzeit in Fahrt<br />
Ya c h t 7/2011
test sirius 310 DS bootsbau<br />
Aussichtsreich<br />
Mehr Lebensqualität als<br />
die <strong>Sirius</strong> 310 bietet nur<br />
eine Motoryacht. Doch<br />
damit blieben die schönsten<br />
Stunden auf dem Wasser<br />
verwehrt – die unter Segeln<br />
fotos: yacht/b. scheurer
Wirkt wuchtig: Das Heck ist massiv, die Badplattform dagegen schmal<br />
Funktioniert auch einhand,<br />
das Layout ist durchdacht<br />
Stauraum im Überfluss: Backskisten mit Ordnungshilfen und viel Platz<br />
Fallen und Strecken auf dem Aufbau, nur die Genua hat eigene Winschen<br />
Ya c h t 7/2011<br />
Kompakt und bullig liegt sie im Hafen<br />
von Izola an der noch winterlichen<br />
slowenischen Adria. Mittelmeertypisch<br />
mit dem Heck zum Land – nicht die<br />
ungünstigste Art, das Schiff zu präsentieren.<br />
Zum einen lässt der strahlend blaue Himmel<br />
bereits den nahenden Saisonstart ahnen, und<br />
zum anderen kasc<strong>hier</strong>t der Blick von der über<br />
deckshohen Pier, wie wuchtig die Heckpartie<br />
der nagelneuen Yacht geraten ist.<br />
Stattdessen fällt der Blick von achtern ins<br />
Cockpit: massives, goldenes Teak, ein Menge<br />
Edelstahl und natürlich das Deckshaus. Ganz<br />
klar, <strong>hier</strong> liegt eine <strong>Sirius</strong>, aber Moment – <strong>Sirius</strong>:<br />
Haben die nicht diesen inzwischen etwas<br />
antiquiert wirkenden Holzaufbau?<br />
Richtig, 23 Jahre war er eindeutiges und<br />
eigenwilliges Erkennungszeichen der GFK-<br />
Yachten aus dem kleinen Familienbetrieb<br />
im holsteinischen <strong>Plön</strong>. Nicht so bei der 310.<br />
Sie gibt sich ganz im Stil der letztes Jahr vorgestellten<br />
35 DS (YACHT 10/10). Mit dem abgetönten,<br />
optisch um laufen den Fensterband<br />
eine moderne Erscheinung. Tatsächlich ist die<br />
gesamte Linienführung an genehm klar und<br />
aus einem Guss.<br />
Die Konstruktion wurde komplett neu<br />
entwickelt. Was aber nicht heißt, dass man<br />
sich von der grundsätzlichen Auslegung verabschiedet<br />
hätte. Im Gegenteil: Das Konzept,<br />
maximalen, witterungsunabhängigen Wohnkomfort<br />
und aus gewogene Segeleigenschaften<br />
zu kombinieren, ist konsequenter umgesetzt<br />
als je zuvor.<br />
So bietet das neue Modell in praktisch<br />
allen Punkten mehr als die nominell größere<br />
Schwester 32 DS. Die Wasserlinie ist dank<br />
moderner Stevenform 23 Zentimeter länger,<br />
die Breite um 20 Zentimeter gewachsen. Der<br />
tatsächliche Raumgewinn fällt noch deutlich<br />
größer aus, denn die Rumpflinien unterscheiden<br />
sich dra ma tisch: Das Vorschiff ist fülliger,<br />
die maximale Breite liegt weiter achtern, und<br />
das Heck schnürt kaum noch ein. Zudem<br />
weist die 310 einen aus geprägten U-Spant auf.<br />
Alles Maßnahmen, die dem Platzangebot<br />
zu gute kommen. Tatsächlich fällt schon das<br />
Cockpit komfortabel groß aus. Wobei die Bewegungsfreiheit<br />
durch die auf dem Testboot<br />
installierte Radsteuerung deutlich eingeschränkt<br />
wird. Trotz des faltbaren Lewmar-<br />
Lenkers ist ein Passieren der Steuersäule nur<br />
über die Sitzducht möglich. Die zur Grundausstattung<br />
gehörende Pinnensteuerung ist<br />
<strong>hier</strong>, wie auch beim Segeln, die bessere Wahl.<br />
Doch zunächst geht es unter Motor zur<br />
fotos: yacht/b. scheurer
<strong>Sirius</strong> 310 DS BOOTSBAU<br />
Tankstelle, schließlich will der Eigner nach<br />
unserem Test auf eine 400 Meilen lange<br />
Über führung starten. Und die Wettervorhersage<br />
verkündet: Sonne satt, aber weniger<br />
als 10 Kno ten Wind. Nicht eben die<br />
optimalen Bedingungen, um eine 6,3 Tonnen<br />
schwere 31-Fuß-Yacht unter Segeln zu<br />
bewegen. Also heißt es auf Thermik hoffen<br />
und die Motor erprobung vorziehen.<br />
„Wir bauen die Maschine weit achtern<br />
ein, daher sitzt der Saildrive direkt<br />
vor dem Ruder“, kommentiert <strong>Werft</strong>chef<br />
Torsten Schmidt das direkte Ansprechen<br />
des Bootes unter Motor. Mit kräftigen Gasschüben<br />
und Hartruderlage lässt sich die<br />
<strong>Sirius</strong> trotz des Halbskegs auf engstem<br />
Raum zielsicher manövrieren. Angesichts<br />
der modernen Linienführung verwundert<br />
die Konfiguration auf den ersten Blick. „Ein<br />
frei stehendes Ruder ist zwar günstiger zu<br />
fertigen, lässt sich aber entweder zum Motoren<br />
oder zum Segeln optimieren. Mit<br />
dem Skeg ist das Boot sowohl unter Maschine<br />
als auch unter Segeln kursstabil“,<br />
argumentiert Schmidt für diese Auslegung.<br />
Tatsächlich gibt sich die <strong>Sirius</strong> lammfromm.<br />
Selbst wenn das Rad losgelassen<br />
wird, bleibt sie auf Kurs. Die Maschine<br />
hält sich bei knapp 6 Knoten Marschfahrt<br />
dezent im Hintergrund, was für die Schallisolation<br />
spricht. Um den Fahrkomfort auf<br />
Motor etappen weiter zu steigern, ist das<br />
Testboot mit einem dreiflügeligen Gori-<br />
Faltprop mit Overdrive ausgerüstet. Dieses<br />
1800 Euro teure Extra verringert die Marschdrehzahl<br />
um 500 Umdrehungen, senkt<br />
den Kraftstoffverbrauch und sorgt für einen<br />
hörbar an genehmeren Klang.<br />
Leichter Wind, schweres Schiff<br />
Am späten Vormittag zeigt sich endlich<br />
ein leichtes Kräuseln; der Windmesser<br />
verspricht immerhin 7 Knoten. Gut, dass<br />
wir das Perfor mance-Rigg mit 1,60 Meter<br />
mehr Mast höhe sowie 20 Prozent zusätzliche<br />
Segel fläche nebst dem zugehörigen<br />
Tiefkiel an Bord haben. Alternativ sind<br />
Anhänge mit 1,35 Meter und 1,15 Meter<br />
Tiefgang möglich, ein Kielschwert mit<br />
Doppelruderanlage (0,75 bis 2,00 Meter)<br />
oder Kimmkiele mit 1,25 Meter Tiefgang.<br />
Zum <strong>Werft</strong>konzept gehört es, dass immer<br />
ein passendes Segel angeschlagen<br />
ist. Wir entscheiden uns für die erste der<br />
drei hintereinander montierten Rollanlagen<br />
und das größte Vorsegel. Der 45<br />
Quadratmeter messende Drifter füllt sich<br />
knisternd, und die Maschine verstummt.<br />
Langsam klettert die Logge auf 4, dann<br />
4,5 Knoten, bei etwa 55 Grad scheinbarem<br />
Windeinfall. Gar nicht so übel, wenn man<br />
bedenkt, welche Masse bewegt werden<br />
will.<br />
Die nächste Thermikablösung nutzen<br />
wir zum Segelwechsel: Drifter einwickeln,<br />
Genua ausrollen, dauert knapp eine Minute.<br />
Obwohl nun zehn Quadratmeter<br />
weniger für Vortrieb sorgen, erwacht die<br />
<strong>Sirius</strong> zum Leben. Es hat auf 8 Knoten aufgebrist,<br />
mit leichter Krängung zieht das<br />
Schiff sauber an der Windkante entlang.<br />
Nach der obli ga tori schen mehrminütigen<br />
Beschleunigungsphase, das Bootsgewicht<br />
fordert seinen Tribut, messen wir 4,9 Knoten<br />
bei 96 Grad Wen de winkel.<br />
Heimelige Hütte: Der rundumverglaste Deckssalon sieht einladend aus
BOOTSBAU <strong>Sirius</strong> 310 DS<br />
m e sswe rte<br />
Segelleistungen ohne Abdrift und Strom<br />
4,9 kn Am Wind (ca. 48 Grad)<br />
5,3 kn 60 Grad Windeinfall<br />
5,1 kn 90 Grad Windeinfall<br />
3,5 kn 120 Grad<br />
3,3 kn 180 Grad (Schmetterling)<br />
tech n i sch e date n<br />
ausstattung und preise<br />
2 kn 4 kn 6 kn 8 kn 10 kn<br />
Wind: 5–8 kn (2–3 Bft.),<br />
Wellenhöhe: glattes Wasser<br />
Potenzial<br />
STZ Fock 1 3,7 Genua 1 4,5<br />
4,0 Cruiser Performance-Cruiser 5,0<br />
Hohe Verdrängung und Selbstwendefock<br />
lassen die Segeltragezahl schrumpfen,<br />
die optionale Genua ist ein Muss<br />
Kojenmaße<br />
Vorschiff<br />
2,04 x 1,67/0,38 m<br />
Salon (Option)<br />
2,06 x 1,25 m<br />
Eigner<br />
2,02 x 1,60 m<br />
Knapp Durchschnitt Komfortabel<br />
Stehhöhe<br />
Konstrukteur . . . . . . . . . . v. Ahlen/Schmidt<br />
CE-Entwurfskategorie . . . A (Hochsee)<br />
Lüa (Rumpflänge) . . . . . . . . . . . . . . . 9,30 m<br />
Gesamtlänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9,90 m<br />
LWL (Wasserlinienlänge) . . . . . . 8,55 m<br />
Breite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,38 m<br />
Tiefgang/alternativ . . . . . . . 1,75/0,75 m<br />
Theor. Rumpfgeschw. . . . . . . . . . . . . 7,1 kn<br />
Gewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6,3 t<br />
Ballast/-anteil . . . . . . . . . . . . . . . 2,4 t/38 %<br />
Masthöhe über Wasserlinie . . 15,85 m<br />
Großsegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30,0 m 2<br />
Selbstwendefock (92 %) . . . . . . 18,0 m 2<br />
Rollgenua (140%) . . . . . . . . . . . . . . . 39,2 m 2<br />
Maschine (Volvo) . . . . . . 21 kW/29 PS<br />
Kraftstofftank . . . . . . . . . . Edelstahl, 100 l<br />
Frischwassertank . . . . . Edelstahl, 300 l<br />
Fäkalientank . . . . . . . . . . . Edelstahl, 100 l<br />
Rumpf- und Decksbauweise<br />
Rumpf massiv, mit Vinylesterharz<br />
laminiert. Deck: Divinycell-Sandwich<br />
mit Vakuum verklebt. Rumpf und Deck<br />
verklebt und laminiert, Schotten anlaminiert<br />
Grundpreis ab <strong>Werft</strong> . . . . . . 172 500 Euro<br />
Standardausrüstung 2 : Motor, Schoten,<br />
Groß und Fock, Reling, Positionslaternen,<br />
Batterie, Kom pass, Polster, Pantry/Kocher,<br />
Lenzpumpe, WC, Anker/<br />
Kette, E-Kühlfach, Fäkalientank m. Absaugung,<br />
Antifouling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl.<br />
Segelkleid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230 Euro<br />
Fender, Festmacher . . . . . . . . . . 360 Euro<br />
Feuerlöscher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Euro<br />
Segelklare Übergabe . . . . . . 1795 Euro<br />
Preis segelfertig 2 . . . . . . . . 175 000 Euro<br />
Darüber hinaus im Preis enthalten<br />
Selbstwendefock, Teak-Scheuerleiste,<br />
LED-Beleuchtung<br />
Generelle Garantie . . . . . . . . . . . . . 2 Jahre<br />
Garantie gegen Osmose . . . . . . 5 Jahre<br />
1<br />
Dimensionslose Zahl. Berechnung: 2 √S/ 3 √V. Je höher der<br />
Wert, desto mehr Segelfläche (S) hat das Schiff in<br />
Relation zur Verdrängung (V) 2 Gemäß YACHT-Definition.<br />
Alle Preise inkl. Mehrwertsteuer<br />
Aufpreis für Komfort-Ausstattung 2<br />
Leinenverst. Holepunkte . . . . 555 Euro<br />
Traveller mit Leinenverstell. . . . . . . . . . . . –<br />
Elektrische Ankerwinsch . . 2560 Euro<br />
Rohrkicker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl.<br />
Achterstagspanner . . . . . . . . . . . . . . . . . . .inkl.<br />
Springklampen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl.<br />
Sprayhood . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . –<br />
Teak im Cockpit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl.<br />
UKW-Funkgerät . . . . . . . . . . . . . . . 915 Euro<br />
Logge und Echolot . . . . . . . . . 1215 Euro<br />
Windmessanlage . . . . . . . . . . . 1385 Euro<br />
Autopilot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2695 Euro<br />
Ladegerät . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 630 Euro<br />
Landanschl. m. FI-Schalter 990 Euro<br />
230-Volt-Steckdose (eine) . . . . . . . . . inkl.<br />
12-Volt-Steckd. in der Navi . . . 90 Euro<br />
Heizung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3220 Euro<br />
Druckwassersystem . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl.<br />
Warmwasser-Boiler . . . . . . . . 1580 Euro<br />
Dusche WC-Raum . . . . . . . . . . 1885 Euro<br />
Cockpitdusche . . . . . . . . . . . . . . . . 395 Euro<br />
Komfortpreis 2 (inklusive YACHT-Komfort-Paket<br />
oben) . . . . . . . . . . . 193 115 Euro<br />
Vorschiff<br />
1,88 m<br />
Salon (Mitte)<br />
1,97 m<br />
Nasszelle<br />
1,89 m<br />
Eignerkammer<br />
1,90 m<br />
Knapp Durchschnitt Komfortabel<br />
Stauraum<br />
Innen<br />
3960 l<br />
Außen<br />
5000 l<br />
Nasszelle<br />
130 l<br />
Gesamt<br />
9090 l<br />
Knapp Durchschnitt Komfortabel<br />
Y-B ewe rtu ng<br />
Die <strong>Sirius</strong> 310 DS bietet einzigartigen<br />
Wohnkomfort bei guten<br />
Segeleigenschaften. Der Preis entspricht<br />
der Kleinserienfertigung<br />
Konstruktion und Konzept<br />
Å Konsequentes Fahrtenschiff<br />
Å Diverse Kieloptionen<br />
Å Individuell anpassbar<br />
Nur eine von 15<br />
Ausbauvarianten.<br />
Es stehen diverse<br />
Kiele zur Wahl<br />
<strong>Werft</strong> und Vertrieb<br />
<strong>Sirius</strong> <strong>Werft</strong> GmbH,<br />
24306 <strong>Plön</strong>; Tel. 04522/45 65;<br />
www.sirius-werft.de<br />
Schalldruck<br />
Plicht 67 dB(A)<br />
Salon 67 dB(A)<br />
Achterkabine 68 dB(A)<br />
Vorschiff 60 dB(A)<br />
Leise 65 Normal 75 Laut<br />
Gemessen in Marschfahrt (80 % der<br />
Höchstdrehzahl): 5,8 kn, 1900 min -1<br />
Segelleistung und Trimm<br />
Å Solide Leistungen<br />
Å Einfache Bedienung<br />
Í Ohne Genua untertakelt<br />
Wohnen und Ausbauqualität<br />
Å Sehr gute Verarbeitung<br />
Å Überragende Raumnutzung<br />
Å Komfortable Kojengrößen<br />
Ausrüstung und Technik<br />
Å Üppig dimensionierte Ausrüstung<br />
Å Hochwertige Komponenten<br />
Å Aufwändige, wartungsfreundliche<br />
Installationen<br />
Der Motor wirkt<br />
versteckt, ist aber<br />
gut erreichbar<br />
und wird als<br />
Letztes installiert<br />
Fotos: yacht/b. scheurer; zeichnung: A. hoppenhaus<br />
Ya c h t 7/2011
Ruderdruck will sich dabei allerdings<br />
nicht einstellen. Auch wenn die <strong>Sirius</strong><br />
sehr kursstetig geradeaus läuft, wäre etwas<br />
mehr Rückmeldung doch wünschenswert.<br />
Zumal die Windfäden der Genua bei der<br />
radgesteuerten Version nur in Lee sitzend<br />
sichtbar sind. Von Luv aus bleibt also nur,<br />
nach Gefühl zu steuern. Als Konsequenz<br />
aus dem Test wird die <strong>Werft</strong> die Vorbalancierung<br />
des Ruderblatts bei den nächsten<br />
Baunummern von 24 auf 16 Prozent verringern,<br />
was für das gewünschte Steuergefühl<br />
sorgen sollte.<br />
Wer aktiv segeln möchte, sollte in jedem<br />
Fall zur Pinne greifen. Damit sind<br />
deutlich mehr Sitzoptionen im ergonomisch<br />
gelungenen und bequemen Cockpit<br />
möglich.<br />
Als leichtfüßig oder besonders schnell<br />
kann man die <strong>Sirius</strong> bei den flauen<br />
Bedingun gen nicht bezeichnen. Hält der<br />
Windstrich lang genug durch, um sie in<br />
Fahrt zu bringen, kommt aber durchaus<br />
Segelvergnügen auf. Zumindest bis zur<br />
nächsten Wende. Die drei Rollanlagen erfordern<br />
beim Manöver entweder eine sehr<br />
gut eingespielte Crew oder etwas mehr<br />
Zeit, denn wie der Drifter muss auch die<br />
Genua beim Überstaggehen weggewickelt<br />
werden. Kreuzduelle lassen sich so nicht<br />
gewinnen.<br />
Die wahren Stärken der <strong>Sirius</strong> liegen<br />
wohl bei etwas mehr Wind. Dann kann auf<br />
die Selbstwendefock gewechselt werden,<br />
womit sich das Kreuzen aufs Ruderlegen<br />
beschränkt, was auch vom Innensteuerstand<br />
aus gelingt. Dieser wird nur bei Bedarf<br />
mechanisch eingekuppelt, sodass die<br />
Ruder anlage nicht unnötig schwergängig<br />
ist. Leider hat die Kupplung systembedingt<br />
etwas Spiel, wodurch das kleine Rad unter<br />
Deck etwa zwei Fingerbreit leer dreht. Auf<br />
Dauer überlässt man das Steuern daher<br />
besser dem Autopiloten. Der funktioniert<br />
wie auch die restliche Beschlagsausstattung<br />
tadellos.<br />
<strong>Sirius</strong> setzt im Gegensatz zu vielen anderen<br />
<strong>Werft</strong>en auf eine sehr solide Dimensionierung.<br />
Großschotblöcke, Winschen,<br />
An kerwinde – alles ist mindestens eine<br />
Nummer größer als sonst üblich. Erfreulich<br />
daran: Der Kraftaufwand zum Trimmen<br />
bleibt gering. Wer will, kann auch<br />
eine elektrische Fallwinsch ordern und<br />
Reffleinen, Fockschot und Großfall auf<br />
Knopfdruck bedienen. Angesichts des<br />
konsequenten Segelwechselns, das ein<br />
Reffen der Genua erübrigt, lässt sich die<br />
fehlende Leinenverstellung der Holepunkte<br />
verschmerzen.<br />
Das Innen-Außen-Gefühl<br />
Hinter der Tür wartet die Wärme. Mit diesem<br />
Wissen im Hinterkopf werden auch<br />
nicht ganz so sommerliche Törns zum<br />
Genuss. Das galt schon bei den bisherigen<br />
<strong>Sirius</strong>-Modellen. Mit dem Deckssalon<br />
der 310 wurde die Entwicklung aber<br />
noch weiter geführt. Wer die rahmenlose<br />
Plexiglastür öffnet, bleibt quasi an Deck.<br />
Üppige Fensterflächen, die hellen Deckenpaneele<br />
und das große, durch sichtige<br />
Schiebeluk lassen keine Keller-Stimmung<br />
aufkommen. Tatsächlich hat man sowohl<br />
vom Innensteuerstand aus als auch von<br />
der Sitz ecke freie Rundumsicht auf den<br />
Horizont. Damit sitzt man nicht nur beim<br />
Hafenkino in der ersten Reihe, sondern<br />
fühlt sich auch auf See unter Deck jederzeit<br />
wohl.<br />
Obwohl zwei Stufen tiefer liegend, ist<br />
auch von der Pantryebene aus Seeblick<br />
möglich, wodurch der Kochbereich gut in<br />
den Wohnraum integriert wird. Eine Etage<br />
oder zwei Stufen weiter unten schließlich<br />
liegen Kojen und WC. Hier zeigt sich der<br />
wohl größte Gewinn der neuen Rumpflinien.<br />
„Unser Konzept bietet den Platz einer<br />
etwa sechs Fuß größeren Yacht“, kommentiert<br />
Schmidt die üppige Eignerkammer<br />
unterhalb des Salons. Der Clou daran:<br />
Die maximale Breite wird mit Salon und<br />
Schlafstätte praktisch doppelt genutzt,<br />
was Raum für eine sehr komfortable Zweierkoje<br />
schafft. Kopffreiheit und Stehhöhe<br />
sind mit 1,90 Metern vor und 50 Zentimetern<br />
über der Koje ebenfalls beachtlich.<br />
Gegen eventuell aufkommendes Klaustro<br />
phobie gefühl im Untergeschoss bietet<br />
die Op tionsliste ein Rezept. Für 1180 Euro<br />
Aufpreis pro Stück gibt es große Rumpffenster,<br />
Mee resblick ein geschlossen.<br />
Was von außen gewöhnungsbedürftig<br />
erscheint, verblüfft von innen: Der<br />
Raum öffnet sich ähnlich dem Salon und<br />
bekommt gleichzeitig eine ungewohnte<br />
Spannung. Die ständig veränderlichen<br />
Farbstimmungen und Licht reflexe der<br />
Wasseroberfläche dringen ein und lassen<br />
die Eignerkammer regelrecht aufleben.<br />
Besonders zur blauen Stunde oder in<br />
Der Innensteuerstand liegt auf Cockpithöhe,<br />
das Luk erlaubt den Blick ins Rigg<br />
Die Tür führt<br />
ins Warme, nicht<br />
in den Keller<br />
der Morgendämmerung ein faszinierendes<br />
Schauspiel.<br />
Individuelles Interieur<br />
Je nach Ausbauvariante bietet die 310 zwei<br />
bis vier feste Schlafplätze und unterschiedlich<br />
gro ße WC- und Duschräume. Wobei jede<br />
der 15 angebotenen Alternativen noch individuell<br />
modifiziert werden kann. So ist statt der<br />
Eignerkammer beispielsweise eine Werkstatt<br />
möglich, oder das Vorschiff wird mit einer separaten<br />
Dusche ausgestattet.<br />
Egal für welche Version sich der Käufer<br />
entscheidet: Die klassischen <strong>Sirius</strong>-Merkmale<br />
wie der aufwändige, handlackierte und<br />
anschließend gewachste Innenausbau aus
Polsterung und Bodenbretter setzen helle Kontraste zum Mahagoni<br />
Aus- und Einblicke<br />
sind beherrschendes Thema<br />
Eignerkammer unter dem Salon, Seeblick durch die Rumpffenster<br />
Kleine Nasszelle ohne Dusche<br />
Tiefe Staufächer unter den Bodenbrettern<br />
Mahagoni sind auf der 310 immer an Bord.<br />
Wer ein Faible für liebevollen und qualitativ<br />
höchstwertigen Bootsbau hat, kann <strong>hier</strong> stundenlang<br />
über makellose Furniere und Umleimer<br />
streicheln.<br />
Oder Schubladen-Memory spielen. Denn<br />
jeder Kubikzentimeter Innenvolumen wird<br />
genutzt. Ob unter den Kojen, in der Pantry<br />
oder am Niedergang: Wo immer möglich und<br />
sinnvoll, setzt Schmidt auf Schubfächer, zum<br />
Teil mit individuell an Geschirr oder Ausrüstungswünsche<br />
der Eigner angepassten Einsätzen<br />
und Abtrennungen.<br />
Angesichts des enormen Stauraums erscheint<br />
eine Packliste mehr als angebracht:<br />
Allein unter die Bodenbretter der Pantry<br />
passen mehrere Sprudelkästen. Das gilt im<br />
Übrigen auch für die beiden Backskisten; sie<br />
fassen unglaubliche fünf Kubikmeter und<br />
schlucken problemlos Dingi, Falträder und<br />
Spinnaker. Zudem steckt <strong>hier</strong> ein Großteil der<br />
technischen Ausstattung wie Ladegeräte, Batteriebank,<br />
Warmwasserboiler und Heizung.<br />
Alle sehr ordentlich und wartungsfreundlich<br />
installiert.<br />
Sicherlich mit ein Grund für die selbstbewuss<br />
te Preisgestaltung: 172 500 Euro für<br />
das Standardboot sind nicht eben wenig. Immerhin<br />
entspricht die <strong>Sirius</strong> damit fast schon<br />
der YACHT-Definition segelfertig. Der Großteil<br />
der Eigner dürfte aber noch das ein oder<br />
andere Extra von der praktisch unbegrenzten<br />
Optionsliste wählen. Schon unsere Komfortausstattung<br />
lässt den Preis auf 193 000 Euro<br />
steigen. Mit Lattengroß, Kuttertakelung und<br />
der unbedingt empfehlenswerten Genua ist<br />
die 200 000-Euro-Marke dann auch überschritten.<br />
Wer den Komfort einer echten Deckssalonyacht<br />
sucht, findet am Markt aber praktisch<br />
keine Alternativen, zumindest nicht in dieser<br />
Konsequenz und mit einem derartigen Platzangebot.<br />
Im reinen Wohnkomfort für eine<br />
Zweiercrew mit Gästen übertrifft die <strong>Sirius</strong><br />
locker eine 35- oder 36-Fuß-Yacht. Zudem<br />
sorgt die hochwertige Bauausführung für ein<br />
langes Leben mit überdurchschnittlichem<br />
Werterhalt.<br />
So verwundert es auch nicht, dass die<br />
Kunden zum Teil von deutlich größeren<br />
Yachten kommen. Der Eigner des Testbootes<br />
segelte zuvor ein 39-Fuß-Schiff und hat sich<br />
nicht zuletzt wegen des einfacheren Handlings<br />
für einen kür zeren Typ entschieden. <br />
Hauke Schmidt<br />
fotos: yacht/b. scheurer<br />
Tests zu Vergleichsschiffen als PDF-Download plus<br />
weitere Infos im Internet: www.yacht.de/test<br />
© Copyright by Delius, Klasing & Co