Landkreiskalender Fürth - Sockenqualmer

Landkreismagazin 9.2006
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Vereine
Sogar die „virtuelle Heimat“ wird bedient
Heimatverein Langenzenn feiert 125-jähriges Jubiläum – Saurier-Fund sorgte 1965 für großes Aufsehen
In den Tagen des Internets erspart sich mancher den Weg
in die Bibliothek oder zu historischen Veranstaltungen
durch das einfache „www.“ der Tastatur. Man mag das
bedauern oder bejubeln – lehrreich ist es allemal. Das
wird zum Beispiel am Begriff „Langenzenner Lahma“
deutlich - dem umgangssprachlichen Ton, der für die
traditionelle Ziegelherstellung in Langenzenn verwendet
wurde. Die Suchmaschine liefert zwar viele „Lamas“ aber
leider keine nützlichen Informationen über das „Langenzenner
Lahma“.
Gäbe es nicht den Heimatverein Langenzenn würden wir
wohl über diesen Werkstoff – und viele andere Dinge -
nur wenig erfahren können. So aber werden zum Beispiel
im Obergeschoß des Langenzenner Heimatmuseums die
„Zutaten“ für die traditionelle Ziegelherstellung dokumentiert.
Und auch sonst hat der Langenzenner Heimatverein
in den vergangenen 125 Jahren schon sehr viel Licht ins
Dunkel der örtlichen Geschichte gebracht. So lange gibt
es den Verein nämlich schon, der somit Ende April sein
großes Jubiläum mit vielen Gästen feiern konnte.
Über 5000 Fotos zu fast allen historischen und vielen
jüngeren Themen Langenzenns nennt beispielsweise der
1. Vorsitzende, Kurt Sellner, sein Eigen! Der Heimatverein
Langenzenn ist übrigens der älteste Heimatverein
im Landkreis - gefolgt von Cadolzburg, der dortige Heimatverein
feiert in zwei Jahren ebenfalls den 125. Geburtstag.
Der Langenzenner Verein hat zur Zeit fast 500
Mitglieder. Davon 80 aktive – „und 15 sehr Aktive“, wie
Kurt Sellner betont, der mittlerweile in der 3. Amtszeit als
Vorsitzender fungiert.
Verein und Museum sind Bestandteile des kulturellen und
gesellschaftlichen
Lebens in Langenzenn und darüber hinaus geworden:
1954 wirkte der Heimatverein maßgeblich bei der Gestaltung
der Tausendjahrfeier und im Jahr 2004 bei der 1050
Jahrfeier der Stadt mit. Nach dem Tod des 1. Vorstands
Paul Lotter im Jahr 1966 wurde unter seinem Nachfolger,
dem Architekten Friedrich Richter, der ursprünglich als
„Heimat- u. Verkehrsverein“ gegründete Verein in „Heimatverein“
umbenannt. Eine große Überraschung löste
1965 der Fund einer Sandsteinplatte mit Saurier-Fußabdrücken
von der Abraumhalde der Ziegelei Stadlinger aus.
1981 feierte der Heimatverein Langenzenn sein 100 jähriges
Bestehen. Im gleichen Jahr kam es zur Gründung der
Unterabteilung „Klosterhofspiele“, die mittlerweile weit
über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt sind. 1999
wurde das umfangreiche wie interessante Buch „500 Jahre
Schule Langenzenn“ der Öffentlichkeit vorgestellt.
Vor allem unter dem langjährigen Vorstand und heutigen
Ehrenvorstand Martin Weber hat sich der Verein prächtig
entwickelt. Sein unermessliches Wissen hat Martin Weber
in Schriften und Veröffentlichungen festgehalten. Unter
seiner Führung entwickelte sich der Heimatverein wenn
man so will zur wohl erfolgreichsten „Bürgerinitiative“
der Stadt Langenzenn. Vor viere Jahren eröffnete man -
ebenfalls auf wesentliches Betreiben von Ehrenvorstand
Martin Weber - den Siebenerplatz in der Stadt.
Im Herbst 2005 erzielten die Nachtführungen „Sagenhaftes
Langenzenn“ schließlich erhebliches Aufsehen. Mehrere
Mitglieder und Freunde des Heimatvereins spielten
dabei vier Geschichten der Langenzenner Sagenwelt an
deren historischen Orten nach. Die spannenden Theatertexte
dazu schrieb Margit Begiebing.
Wer noch mehr über den aktiven Verein erfahren möchte,
sollte trotzdem ins Internet schauen: Unter www.heimatverein-langenzenn.de
gibt es regelmäßig aktuelle Berichte
aus Langenzenn. Das hat sich sogar bis nach Amerika
herumgesprochen: „I lived at Adler Strasse in 1971-1974
and enjoyed Langenzenn very much. Greetings to all my
friends in Langenzenn“, hat beispielsweise Peter Misegades
ins virtuelle Gästebuch des Heimatvereins geschrieben.
Und Heidi Weck grüßt ein paar Zeilen weiter unten:
„BIN IN LANGENZENN GEBOREN UND AUFGEWACHSEN
UND LEBE SEIT 1977 IN TEXAS.“ Somit sorgt also selbst
der Internetauftritt des 125 Jahre alten Vereins mittlerweile
für ein Stück Heimat.
(Roland Beck)
von oben nach unten:
- Das heutige Langenzenner Heimatmuseum
- So sah der Marktplatz um 1910 aus
- Der Fund der ersten Saurierspuren 1965 in Langenzenn
löste damals große Freude aus.
- Die heutige Vorstandschaft mit Hermann Schuch,
Mitte 1. Vorstand Kurt Sellner, rechts 3. Vorstand
Gerhard Striegel.
links: So sahen die Kindergartenkinder um 1895 in Langenzenn
aus. 1910 spendete der Heimatverein Langenzenn sein
gesamtes Vermögen zum Bau des ersten Kindergartens in
Langenzenn. Das Haus steht noch heute höchst ansehnlich
im Jugendstil am Langenzenner Denkmalplatz.