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Landkreiskalender Fürth - Sockenqualmer

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LANDKREIS AKTUELL<br />

Landkreismagazin 9.2006<br />

11<br />

Jürgen Heßberger aus Roßtal kümmert<br />

sich um den „Fiat-Lancia-Sportpokal“<br />

Landkreismagazin auf den Spuren einer eher ausgefallenen Sport-Disziplin: Bergrennen<br />

Die drei wichtigsten Dinge im Leben<br />

von Jürgen Heßberger sind sein Beruf,<br />

der Club und der Motorsport.<br />

Um genau zu sein: Der 42-jährige Maler<br />

hat sich der ausgefallenen Disziplin der<br />

Bergrennen verschrieben.<br />

Mit hochgezüchteten Kleinwagen brechen<br />

die Piloten dabei eher kurze Strecken von<br />

zwei bis fünf Kilometern bergauf, schlängeln<br />

sich durch unüberschaubare Kurven<br />

und wollen dabei natürlich immer eine<br />

Stoßstange schneller sein als ihre Konkurrenten.<br />

Der Roßtaler Malermeister hat in<br />

diesem Sport schon seit fast 20 Jahren ein<br />

besonder glückliches Händchen. Nicht im<br />

Pulk sondern im Einzelzeitfahren beweisen<br />

die Teilnehmer von Bergrennen ihr<br />

Geschick und ihre Nerven.<br />

„Das letzte Jahr war besonders erfolgreich.<br />

Ich hab einfach jedes Rennen gewonnen“,<br />

freut sich Heßberger und erzählt von den<br />

Verbesserungen, die er während des Winters<br />

an seinem Rennwagen, einem Fiat<br />

127 Sport, Baujahr 1980, vorgenommen<br />

hat. Ein Test auf dem Motorenprüfstand<br />

soll schon bald Gewissheit bringen über<br />

den Erfolg der Bastelei.<br />

„Das Bergrennen ansich hat eine ganz<br />

schwere Zeit durchlebt“, erklärt Heßberger,<br />

der selber einiges dazu beigetragen<br />

hat, dass sich diese Disziplin des Motorsports<br />

heute wieder größerer Beliebtheit<br />

erfreut.<br />

Noch in den 70er Jahren habe es in<br />

Deutschland mehr als 50 Bergrennen pro<br />

Jahr gegeben. Dann aber seien in den<br />

80er Jahren die Starterzahlen rapide zurück<br />

gegangen. Wo einst noch die Autohersteller<br />

viel Geld in Material und Fahrer<br />

investierten, sind heute reine Hobbysportler<br />

zu Gange. Mittlerweile jedoch gehen<br />

wieder regelmäßig bis zu 180 Starter vorwiegend<br />

mit Tourenwagen verschiedener<br />

Klassen auf die Piste.<br />

Bergrennen gehören zu den Randsportarten.<br />

Ja sogar den Siegern wie Jürgen Hesselberger<br />

winken als Lohn ihrer ganzen<br />

Mühen keine Reichtümer.<br />

Für den Roßtaler kam auch in der besonders<br />

siegreichen Saison gerade einmal der<br />

Einsatz wieder heraus: Gut 5000 – 6000<br />

Euro steckt der Inhaber eines Malerbetriebes<br />

jährlich in seinen Leidenschaft. Dass er<br />

diese heute noch ausüben kann, gewährleistet<br />

ein eingetragener Verein, der Berg-<br />

Cup e.V., der seit nunmehr 19 Jahren die<br />

Organisation und Durchführung von zehn<br />

Veranstaltungen pro Jahr übernimmt. Gefahren<br />

wird auf ganz normalen Landstraßen,<br />

die natürlich während des Rennens<br />

allein den Piloten vorbehalten sind.<br />

Die Wettbewerbe laufen allesamt unter<br />

Regie und Aufsicht des Deutschen Motorsportbundes<br />

(DMSB). Einzelergebnisse<br />

gehen in die Ausscheidung zur deutschen<br />

Meisterschaft ein. Wer gewinnen will,<br />

braucht ein schnelles Auto. Auch wenn<br />

die Spitzengeschwindigkeiten in Einzelfällen<br />

bei bis zu 200 Stundenkilometern<br />

liegen können, entscheidet nicht die<br />

Endgeschwindigkeit der Fahrzeuge über<br />

Sieg oder Niederlage. Vielmehr kommt<br />

es für die Fahrer darauf an, bei der Einfahrt<br />

in Kurven an der richtigen Stelle zu<br />

bremsen, diesen Punkt korrekt anzufahren<br />

und im rechten Moment wieder aufs<br />

Gas zu treten. „All diese Momente muss<br />

man sich vorher genau einprägen – das<br />

muss man dann über die ganze Strecke im<br />

Kopf haben.“ Darin ist der Roßtaler kaum<br />

zu übertreffen. Aber auch auf der technischen<br />

Seite hat er sich über die Jahre<br />

hinweg enormes Fachwissen angeeignet.<br />

„Ich fahre in der Gruppe H – nur der Motorblock<br />

muss noch so erhalten bleiben,<br />

wie er einst im Serienmodell war“, verrät<br />

Heßberger. Alles, was sonst noch an seinem<br />

1150 ccm - Fiat dran ist, hat er längst<br />

modifiziert oder gegen Bauteile aus den<br />

verschiedensten anderen Automarken<br />

ausgetauscht. Hauptsache es passt und<br />

macht das Auto schneller, stabiler oder<br />

verleiht einen besseren Abzug.<br />

Rund 5000 bis 8000 Zuschauer honorieren<br />

Schrauberkünste und Fahrkönnen mit<br />

Applaus entlang der Strecke. Der Sieg hat<br />

obendrein viele Gesichter: „Früher haben<br />

die einzelnen Autohersteller noch die<br />

Besten in den eigenen Reihen prämiert“,<br />

erinnert sich Heßberger. Da aber weder<br />

Fiat noch Lancia heute mehr die Fahrer<br />

ihrer Autos unterstützen, hat sich Jürgen<br />

Heßberger der Sache angenommen. Zusammen<br />

mit unterschiedlichen Sponsoren<br />

sammelt er Jahr für Jahr die Zeiten der<br />

Fiat- und Lanciafahrer um am Ende der<br />

Saison den neuen Fiat-Lancia-Sportpokal<br />

an würdige Piloten zu verleihen. Und<br />

wenn die Sponsoren mitmachen, dann<br />

stekt manchmal sogar ein Umschlag mit<br />

100 oder 150 Euro drin.<br />

(Fotos/Text: Mario Kreß)

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