PDF, 3.07 MB - SozialStiftung Bamberg
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Privatdozent Dr. Karl<br />
Weingärtner, Chefarzt<br />
• Expertenmeinung<br />
Ein.Blick fragt …<br />
… ist Prostatakrebs erblich?<br />
Privatdozent Dr. Karl Weingärtner, Chefarzt der Klinik für Urologie<br />
und Kinderurologie am <strong>Bamberg</strong>er Klinikum, antwortet.<br />
Wie viele Männer<br />
erkranken an Prostatakrebs?<br />
Prostatakrebs ist<br />
der häufigste bösartige<br />
Tumor bei<br />
Männern. Jährlich<br />
gibt es in Deutschland<br />
67.600 Neuerkrankungen.<br />
Etwa<br />
12.700 Männer<br />
sterben jedes Jahr<br />
daran.<br />
Wie wird er<br />
behandelt?<br />
Die Behandlung<br />
orientiert sich am<br />
Tumorstadium, d. h. daran, ob<br />
der Krebs auf die Vorsteherdrüse<br />
begrenzt ist oder bereits<br />
Nachbarorgane befällt und/<br />
oder Metastasen gebildet hat.<br />
Auch Alter, Vor- und Begleiterkrankungen<br />
und die persönliche<br />
Auffassung von Lebensqualität<br />
sind wichtige Entscheidungskriterien.<br />
Zur Behandlung<br />
stehen Operation oder Strahlentherapie<br />
zur Verfügung. Beide<br />
Methoden erzielen beim organbegrenzten<br />
Prostatakrebs vergleichbare<br />
Ergebnisse.<br />
Ziel der operativen Behandlung<br />
ist es, den Tumor vollständig zu<br />
entfernen oder bei Einsatz der<br />
Strahlentherapie den Tumor<br />
lokal abzutöten und am weiteren<br />
Wachstum zu hindern. In<br />
frühen Tumorstadien ist dies<br />
meist unter Erhalt der Potenz<br />
und der Kontrolle über die<br />
Schließmuskelfunktion (Kontinenz)<br />
möglich. Die Operation<br />
kann über einen Bauchschnitt<br />
oder vom Damm aus erfolgen,<br />
alternativ auch minimal-invasiv<br />
über eine Bauchhöhlenspiegelung.<br />
Beim DaVinci-Verfahren<br />
wird der Eingriff laparoskopisch<br />
mit Hilfe eines vom Operateur<br />
computergesteuerten<br />
OP-Roboters durchgeführt. Die<br />
Ergebnisse (d. h. Tumorfreiheit)<br />
und mögliche Komplikationen<br />
(Inkontinenz oder Impotenz)<br />
sind weniger vom OP-Verfahren,<br />
als von der Erfahrung des<br />
Operateurs abhängig.<br />
Die Strahlentherapie des Prostatakrebses<br />
kann in Form der<br />
Brachytherapie, bei der Metallröhrchen<br />
mit radioaktivem Jod<br />
dauerhaft in die Prostata eingebracht<br />
werden oder von außen<br />
durch die Haut erfolgen.<br />
Lokal fortgeschrittene oder<br />
metastasierte Prostatakarzinome<br />
werden meist kombiniert<br />
behandelt (Hormonentzugsund<br />
Strahlentherapie). Bei Versagen<br />
dieser Behandlung kann<br />
auch eine Chemotherapie notwendig<br />
werden.<br />
Heilungsrate?<br />
Prostatakrebs kann in einem auf<br />
die Prostata begrenzten, frühen<br />
Stadium geheilt werden. Patienten<br />
mit lokal fortgeschrittenem<br />
oder metastasiertem Krebs<br />
können über zehn Jahre mit der<br />
Erkrankung leben.<br />
Steigt das Risiko für Prostatakrebs<br />
mit dem Alter an?<br />
Alter ist ein Risikofaktor für das<br />
Auftreten von Prostatakrebs,<br />
der Erkrankungsgipfel liegt<br />
bei ca. 65 Jahren. Unter 50 ist<br />
der Tumor selten, dann jedoch<br />
meist aggressiv und schnell<br />
wachsend.<br />
?<br />
Nachgefragt | Wieso ist ein Platz in einem Seniorenheim so teuer?<br />
In einem Seniorenheim zu<br />
leben, ist teuer. Ein Platz kostet<br />
monatlich über 2000 Euro.<br />
Nun, denkt sich da mancher,<br />
für das Geld könnte ich mich<br />
glatt in einem Luxushotel einquartieren.<br />
Was machen die<br />
mit dem vielen Geld?<br />
Ein.Blick hat bei Jutta Weigand,<br />
Leiterin des SSB-Seniorenzentrums,<br />
nachgefragt.<br />
Ich möchte mit einem Vergleich<br />
beginnen: Wir sind als Urlauber<br />
bereit, in einem Hotel mit All<br />
inclusive einen „Tagessatz“ von<br />
70 Euro pro Person in einem Doppelzimmer<br />
zu zahlen. Je nach<br />
Standard sind nach oben keine<br />
Grenzen gesetzt. Dabei bekommen<br />
wir in einem All Inclusive<br />
Urlaub nur Leistungen aus dem<br />
Bereich Wohnen und Essen/Trinken,<br />
dazu noch ein Animationsprogramm.<br />
Hochgerechnet<br />
auf einen Monat<br />
mit 30 Tagen<br />
würden wir<br />
in der unteren<br />
Grenze<br />
dafür 30 x<br />
70 Euro<br />
zahlen.<br />
Durchschnittlich liegt in einem<br />
Pflegeheim der „Tagessatz“ in der<br />
Pflegestufe 1 bei 70,32 Euro in<br />
einem Doppelzimmer. Allerdings<br />
beinhaltet dieser Preis die Leistungen<br />
für Wohnen, Essen, Trinken<br />
UND sämtliche Pflegeleistungen<br />
(Grund- und Behandlungspflege)<br />
und alle Angebote im Bereich<br />
Beschäftigung und Betreuung.<br />
Und warum so teuer? Ein Pflegeheim<br />
hält an 24 Stunden sieben<br />
Tage die Woche komplette Versorgung<br />
vor. Dabei werden zu unterschiedlichen<br />
Zeiten alle notwendigen<br />
Bedürfnisse eines Bewohners<br />
von einer unterschiedlichen<br />
Anzahl Mitarbeiter erfüllt. Diese<br />
Versorgung beinhaltet die klassische<br />
All Inclusive Versorgung<br />
mit Unterkunft und Verpflegung.<br />
Doch nun kommt der entscheidende<br />
Unterschied: Fachkräfte<br />
mit umfangreichen Zusatzausbildungen<br />
kümmern sich<br />
um Notfallversorgung,<br />
Betreuung<br />
im Krankheitsfall,<br />
M e d i ka m e n t e n -<br />
gabe, regelmäßige<br />
Überprüfung<br />
der Vitalwerte,<br />
Patientenbeobachtung.<br />
Termine<br />
mit<br />
dem Arzt<br />
werden vereinbart, Menschen<br />
werden an- und ausgezogen,<br />
frisch verbunden, gewaschen,<br />
zum Tisch begleitet, bekommen<br />
ihr Essen gerichtet, bekommen<br />
Essen eingegeben, werden zur<br />
Toilette begleitet, erhalten individuelle<br />
Angebote im Bereich<br />
Beschäftigung und Betreuung…<br />
Wichtig erscheint mir auch noch<br />
zu erwähnen, dass ein Pflegeheim<br />
den Tagespflegesatz nicht selbst<br />
bestimmt. In Verhandlungen mit<br />
Kostenträgern (Krankenkasse,<br />
Bezirk Oberfranken) wird anhand<br />
der tatsächlichen Kosten einer<br />
Einrichtung der Tagessatz festgelegt.<br />
Der Tagessatz für einen<br />
Pflegeplatz in einer stationären<br />
Einrichtung setzt sich zusammen<br />
aus Unterkunft und Verpflegung<br />
einerseits und den Pflegeleistungen<br />
(Leistung der Pflegeversicherung)<br />
andererseits. Den Teil Unterkunft<br />
und Verpflegung müssen<br />
die Menschen selbst bezahlen, da<br />
jeder Mensch zunächst selbstverantwortlich<br />
für Wohnen und Essen<br />
sorgen muss, unabhängig davon,<br />
wo er sich aufhält.<br />
Sollte die Rente oder Pension dazu<br />
nicht ausreichen, wird ein Antrag<br />
beim Bezirk auf Kostenübernahme<br />
gestellt. Der Teil Pflegeleistung<br />
wird je nach Pflegestufe durch die<br />
Pflegeversicherung refinanziert.<br />
Jutta Weigand<br />
Gibt es Familien, in denen Prostatakrebs<br />
gehäuft auftritt?<br />
Meist entsteht Prostatakrebs<br />
aufgrund zufälliger genetischer<br />
Mutationen, wohingegen Formen<br />
des vererbten Prostatakarzinoms<br />
selten sind (ca. fünf<br />
Prozent). Allerdings sind familiäre<br />
Häufungen bekannt (ca. 20<br />
Prozent aller Prostatakarzinome),<br />
wobei das relative Risiko<br />
an Prostatakrebs zu erkranken<br />
mit der Zahl betroffener Verwandter<br />
ersten Grades ansteigt<br />
(zwei- bis fünffaches Risiko).<br />
Gibt es ein „Prostatakrebsgen“?<br />
Eine Reihe genetischer Mutationen<br />
wurde im Zusammenhang<br />
mit Prostatakrebs gefunden,<br />
aber es gibt nicht das „Prostatakrebsgen“.<br />
Eine genetische Testung<br />
ist deshalb bislang nicht<br />
sinnvoll. Eine fett- und fleischreiche<br />
Ernährung scheint die<br />
Entstehung von Prostatakrebs<br />
zu fördern. Eine ausgewogene<br />
mediterrane Ernährung und<br />
körperliche Bewegung (mindestens<br />
30 Minuten pro Tag) können<br />
der Entstehung vorbeugen.<br />
Gibt es Maßnahmen der Früherkennung?<br />
Krankenkassen bezahlen Männern<br />
ab dem 45. Lebensjahr<br />
jährlich eine Vorsorgeuntersuchung<br />
zur Früherkennung<br />
von Prostatakrebs. Sie beinhaltet<br />
eine Tastuntersuchung der<br />
Prostata. Männer, bei denen<br />
nahe Verwandte Prostatakrebs<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Sozialstiftung <strong>Bamberg</strong><br />
Buger Straße 80<br />
96049 <strong>Bamberg</strong><br />
Redaktion:<br />
Brigitte Dippold (V.i.S.d.P.)<br />
Public Relations<br />
Telefon: (0951) 503 110 10<br />
brigitte.dippold@<br />
sozialstiftung-bamberg.de<br />
Satz und Layout:<br />
M+ Werbeagentur, Stegaurach<br />
(0951) 297 199 85<br />
www.agentur-mplus.de<br />
hatten, sollten<br />
dies<br />
mit ihrem<br />
Urologen<br />
besprechen<br />
und<br />
gegebenenfalls<br />
bereits<br />
früher Früherkennungsuntersuchungen<br />
machen<br />
lassen. Sinnvolle<br />
Ergänzungen<br />
der Vorsorgeuntersuchung<br />
sind eine Ultras<br />
c h a l l u n t e r -<br />
s u c h u n g<br />
der Prostata<br />
durch den<br />
After und die<br />
Bestimmung des PSA-Wertes<br />
im Blut. Bei Erkrankungen der<br />
Prostata wird dieser Eiweißstoff<br />
vermehrt ins Blut abgegeben.<br />
Diesen Test muss man selber<br />
zahlen. Wenn der Arzt bei der<br />
Tastuntersuchung allerdings<br />
Veränderungen findet und<br />
einen PSA-Test veranlasst, werden<br />
die Kosten von der Krankenkasse<br />
übernommen.<br />
Die Fragen stellte Brigitte Dippold<br />
Fotos:<br />
Aeskulap,<br />
Michael Aust,<br />
Helga Brauner,<br />
Brigitte Dippold,<br />
DuPuySynthes,<br />
Joscha Eirich,<br />
Dr. Jörg Harrer,<br />
Matthias Hoch,<br />
Sonja Krebs,<br />
fotolia, istock photo<br />
Druck:<br />
Druckerei Safner, Priesendorf<br />
Erscheinungsmonate:<br />
Juni, Dezember<br />
Auflage:<br />
76.500 Exemplare<br />
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