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Sektionsmitglieder berichten - DAV Sektion Chemnitz

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<strong><strong>Sektion</strong>smitglieder</strong> <strong>berichten</strong><br />

Nachts regnete es wieder heftig. Zur angegebenen Startzeit um 01:00 Uhr will niemand<br />

aufstehen, da der nun herunter kommende Niederschlag in Schneeregen übergegangen ist.<br />

Die Blocksteine sind eisig glatt.<br />

Kurz vor Drei ziehen wir schließlich los. Die Spanier sind schon 100 m über uns. Der<br />

Anstieg ist gelinde gesagt wenig erbaulich. Auf den großen Blocksteinen rutschen wir<br />

wegen der überzogenen Eisfl ächen immer wieder aus und die mittleren Steine rutschen<br />

beim Betreten immer wieder nach unten, weil sie auf Kleinstschotter aufl iegen.<br />

Wiederholt sind sehr steile Schneerinnen mit Neuschneeüberdeckung zu queren. Unser<br />

Führer will jedoch keine Seilschaft bilden - wie sich weiter oben herausstellt, hat er gar kein<br />

Seil mit.<br />

Wer hier abrutscht oder durchbricht, hat keinen weiten Weg vor sich. Allerdings nicht<br />

mehr im Diesseits.<br />

Die große Anstrengung lässt wiederholt Fragen aufkommen, warum man sich das antut.<br />

Im Morgengrauen grüßt rechts unter uns aus den Wolken der Kleine Ararat mit seinen<br />

3925 m.<br />

Schräg vor uns taucht im ersten Morgenlicht der Gipfel des Großen Ararat auf und<br />

spendet Motivierung, obwohl er dann wieder unsichtbar wird.<br />

Auf über 4900 m treten wir bei –16 °C auf die deutlich fl acher werdende Gipfelschulter<br />

heraus. Auf der Schulter selbst können wir dann im hellsten Sonnenschein auf das nur 6 km<br />

entfernte Armenien mehr als 4000 m unter uns schauen. Der Gipfelaufbau glänzt im hellen<br />

Neuschnee.<br />

08:08 Uhr sind wir bei –22 °C alle auf dem Gipfel in 5137 m Höhe. Ein Kreuz ist<br />

standortbedingt nicht zu sehen, ein Halbmond oder Stern allerdings auch nicht. Was<br />

wir sehen, ist Iran im Morgenlicht. Steffen verursacht fast noch einen internationalen<br />

Zwischenfall, weil er Yusuf fragt, was „Berg heil“ auf kurdisch heißt. Yusuf ist nun aber<br />

kein Kurde, sondern Türke und geht fast in die Luft.<br />

Beim Abstieg brechen wir immer wieder bis zum Knie oder zur Hüfte in den weich<br />

gewordenen Neuschnee zwischen den Blocksteinen ein.<br />

Bis ins High Camp wedelt eine Art Warmluftkaminzug die Temperaturen bis auf 17 °C -<br />

in drei Stunden und bei nur 1000 m Höhenunterschied 39 Grad Temperaturunterschied.<br />

Am nächsten Tag hat uns die heiße Hochebene wieder. Bei der Zufallsbegegnung mit<br />

unserem deutschen Europa-Botschafter in Georgien wundern wir uns, welche Politiker die<br />

NABUCCO-Erdgasleitung zur Erhöhung der „Versorgungssicherheit“ Westeuropas durch<br />

diese brisante Region legen wollen.<br />

Die Arche Noah haben auch wir nicht gesehen.<br />

Der Ararat ist ohne technische Schwierigkeiten ein Berg, der aufgrund der Historie, der<br />

Nähe zu uns und des kurzen Anstiegs mit drei Tagen bergauf und einem Tag bergab zur<br />

Besteigung einlädt. Er ist mit vorheriger Akklimatisierung auch vom Bürosessel aus zu<br />

schaffen.<br />

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