seitenbühne Nr. 10 - Staatsoper Hannover
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Aus den Werkstätten seitenbühne | Seite 23<br />
Erfüllte<br />
Jahre<br />
Seit 43 Jahren ist Roger Bielefeld an der <strong>Staatsoper</strong><br />
<strong>Hannover</strong> in der Beleuchtungsabteilung tätig, im Oktober<br />
2008 geht er in den Ruhestand.<br />
Schon in der Schulzeit ging Roger Bielefeld gern ins Theater. Sein<br />
Vater war Bühnenbildner, weshalb der Westfale schon früh einen engen<br />
Bezug hatte zu den Brettern, die die Welt bedeuten. In seiner Heimat<br />
absolvierte er eine Elektroausbildung, nach der Gesellenprüfung arbeitete<br />
er ein Jahr mit seinem Vater, der zu der Zeit als freischaffender<br />
Künstler für Wandmalerei tätig war. Über einen Studienkollegen des<br />
Vaters begann Roger Bielefeld 1965 in der Beleuchtungsabteilung an<br />
der <strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong>, 1976 legte er in Hamburg parallel die<br />
Meisterprüfung ab.<br />
Faszinierend findet Roger Bielefeld die Arbeit in der Beleuchtung<br />
noch nach all den Jahren: „ Jede Neuproduktion ist wieder etwas<br />
Besonderes und Spannendes.“ Über ein halbes Jahr erstreckt sich die<br />
Vorbereitung für eine Premiere. Schon beim ersten Konzeptionsgespräch<br />
mit Regisseur und Bühnenbildner kann die Beleuchtung<br />
Thema sein, spätestens aber bei der Bauprobe, bei der die Proportionen<br />
und Größenverhältnisse des Bühnenbildes auf der Bühne<br />
getestet werden. Es folgt eine Materialprobe, bei der verschiedene<br />
Stoffe und Materialien beleuchtet werden, um festzustellen, wie diese<br />
auf Licht reagieren. Bei der Werkstattbesprechung für das Bühnenbild<br />
werden dann die Ergebnisse der Beleuchter eingebracht, bevor<br />
beim Beleuchtungsgespräch diskutiert wird, wie der szenische Ablauf<br />
ganz konkret eingerichtet werden soll.<br />
Erst zwei bis drei Wochen vor der Premiere finden dann, verteilt<br />
auf mehrere Tage, die Beleuchtungsproben statt. Inzwischen weiß<br />
man aber schon grob, welche Scheinwerfer man in welchen Szenen<br />
einsetzen sollte. „Für romantische Szenen ist eher weiches Licht als<br />
Rücklicht und Betonung von vorn einzusetzen, für Kampfszenen<br />
eher hartes Seitenlicht, damit die Waffen auch glänzen“, erklärt<br />
Roger Bielefeld.<br />
Doch ein Beleuchtungsmeister hat auch noch andere Aufgaben.<br />
Zum einen gibt es auch Büroarbeit zu erledigen, zum anderen müssen<br />
natürlich alle laufenden Vorstellungen betreut werden, Abend für<br />
Abend. Vor jeder Vorstellung stellen 5 bis 6 Mitarbeiter alle <strong>10</strong>0 bis<br />
150 Scheinwerfer richtig ein, richten sie in der Pause um und ändern<br />
sie eventuell auch farblich. Jeder Beleuchtungsmeister betreut seine<br />
„eigenen“ Vorstellungen, woraus sich dann auch die variablen<br />
Arbeitszeiten ergeben.<br />
Ein anderer Reiz seines Berufs liegt für Roger Bielefeld in der Entwicklung<br />
immer neuer Techniken. So ist etwa aus einem mit Hand<br />
betriebenen Lichtstellwerk über Jahrzehnte hinweg eine computertechnische<br />
Anlage geworden, mit der viel mehr Effekte möglich<br />
sind. „Mein Beruf macht mir sehr viel Spaß! Er ist abwechslungsreich<br />
und immer interessant.“ Denn über die Jahre hinweg hat Roger Bielefeld<br />
sehr viele Menschen kennengelernt: Nicht weniger als fünf<br />
Intendanten hat er an der <strong>Staatsoper</strong> erlebt, und natürlich zahllose<br />
Regisseure oder Bühnenbildner. Produktionen, an die er sich besonders<br />
gern zurückerinnert, sind unter anderem die Königlichen Spiele<br />
in Herrenhausen 1967 oder die Ring-Inszenierung von Hans-Peter<br />
Lehmann. Die letzte Produktion des Beleuchtungsmeisters war die<br />
Wiederaufnahme von Donizettis Lucia di Lammermoor, zum 1. Oktober<br />
2008 geht er in den Ruhestand.<br />
Da er ein Familienmensch ist, freut sich Roger Bielefeld auf diesen<br />
neuen Lebensabschnitt. Endlich kann er dann viel Zeit seiner<br />
Frau und seinen Hobbys widmen: Fotografie, Fahrrad fahren, Natur<br />
und Reisen. „Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden<br />
Auge. Auf jeden Fall werde ich Vorstellungen und Kollegen weiterhin<br />
besuchen.“<br />
Jill Höhlein<br />
Weitere Neuigkeiten<br />
Nach fast 39 Arbeitsjahren in der Beleuchtungsabteilung der<br />
<strong>Staatsoper</strong> hat sich auch der Vorarbeiter Heiko Schwab zum 1. Juli<br />
2008 in den Ruhestand verabschiedet. Mit Gradlinigkeit und<br />
Humor hat er alle Entwicklungen in der modernen Beleuchtungstechnik<br />
mitgemacht und mitgetragen. Wir wünschen ihm und seiner<br />
Frau Brigitte alles Gute für die Zukunft und viele spannende<br />
Opernabende in der neuen Rolle des Zuschauers.