als PDF (2,8 MB) - Daimler und Benz Stiftung
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Forschung<br />
BioLogistik:<br />
Vom bio-inspirierten Engineering<br />
komplexer logistischer Systeme<br />
bis zur ‚NanoLogistik‘<br />
Auf kleinstem Raum produziert der menschliche Körper Billionen verschiedener<br />
Substanzen <strong>und</strong> transportiert sie in den richtigen Mengen an Billionen<br />
verschiedene Orte. Dabei verbraucht er gerade mal die Energie einer<br />
100 Watt-Glühbirne <strong>und</strong> weist eine Zuverlässigkeit von 99,99% auf. Die<br />
Ursachen hierfür sind ebenso unbekannt wie die Methoden, mit denen sich<br />
hoch komplexe <strong>und</strong> differenzierte biologische Systeme trotz sehr unspezifischer<br />
<strong>und</strong> variierender materieller Inputs organisieren <strong>und</strong> reproduzieren.<br />
Weiterhin koordiniert das Gehirn hochkomplexe Bewegungsvorgänge mit<br />
einer „Taktfrequenz“ von nur einer h<strong>und</strong>ertstel Sek<strong>und</strong>e, während heutige<br />
Computer mit vielfacher Prozessorgeschwindigkeit viel primitivere Prozesse<br />
nur schwer beherrschen.<br />
Erkenntnisse über die der natürlichen Logistik zugr<strong>und</strong>e liegenden Prinzipien<br />
könnten zu gr<strong>und</strong>sätzlich neuen Organisations- <strong>und</strong> Steuerungsverfahren<br />
führen, die enorme Optimierungspotenziale in der Produktion <strong>und</strong> Logistik<br />
erwarten lassen. Ziel des von Professor Dirk Helbing geleiteten BioLogistik-<br />
Projekts ist es, aus Erfolgsprinzipien der Natur innovative Lösungen für logistische<br />
Problemstellungen abzuleiten <strong>und</strong> diese anwendbar zu machen.<br />
Umgekehrt sollen auch logistische Konzepte für ein Bio-Nano-Engineering<br />
(z.B. die Produktion von Nanostrukturen in Zellen) eingesetzt werden<br />
(„NanoLogistik“).<br />
Die Forschergruppen des interdisziplinären BioLogistik-Projekts betrachteten<br />
verschiedene biologische Transportsysteme <strong>und</strong> -mechanismen – wie die der<br />
Blutgefäße, des Tumorwachstums oder des intrazellulären Transports. Ihre<br />
Untersuchungsergebnisse setzten die Wissenschaftler in Beziehung zu logistischen<br />
Stoffkreislaufsystemen. Sie werteten hoch aufgelöste Daten von städtischen<br />
Straßennetzwerken <strong>und</strong> von Gepäckförderanlagen in Flughäfen aus.<br />
Mit Hilfe moderner statistischer Charakterisierungsmaße konnten sie signifikante<br />
Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Unterschiede zu biologischen Netzwerken<br />
herausstellen <strong>und</strong> zahlenmäßig erfassen. Ein sehr wichtiges Maß ist hierbei die<br />
„Betweenness Centrality“, welche die Zentralität der Knotenpunkte angibt<br />
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