Leitlinien Kinder- und Jugendarbeit 2010 - Stadt Reutlingen
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<strong>Stadt</strong> <strong>Reutlingen</strong> – Amt für Schulen, Jugend <strong>und</strong> Sport <strong>Leitlinien</strong> <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> <strong>2010</strong><br />
Die Anzahl arbeitsloser Jugendlicher steigt deutschlandweit: Im April 2009 waren es 0,8 %<br />
mehr im Vergleich zum Vorjahr. Niedrige bzw. fehlende Berufsqualifikationen sind nach wie<br />
vor das Hauptrisiko für Arbeitslosigkeit. Seit der Finanzkrise 2008 wird dies besonders deutlich:<br />
Ungelernte Arbeiter/-innen <strong>und</strong> Leiharbeiter/-innen wurden zuerst arbeitslos. Das Institut<br />
für Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Bildungsforschung der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit beschreibt als besondere<br />
Risikogruppe im Leistungsbezug des ALG II junge Menschen mit fehlendem Schulabschluss<br />
<strong>und</strong> längerer Bezugszeit. Eine gezielte <strong>und</strong> individuelle Förderung der B<strong>und</strong>esagentur<br />
für Arbeit gelinge in diesem Bereich „... aber noch nicht gut: Zu häufig kommen z. B. Ein-<br />
Euro-Jobs zum Einsatz, obwohl sie gerade für die jüngeren Leistungsbezieher – mit wenigen<br />
Ausnahmen – negative Wirkungen zeigen.“ 39<br />
Aus der Mobilen <strong>Jugendarbeit</strong> wird berichtet, dass im Laufe des Jahres 2009 auffällig häufig<br />
jene jungen Menschen mit schwächeren Berufschancen arbeitslos geworden seien, die in<br />
der Vergangenheit unter großem Aufwand in Zeitarbeitsverhältnisse vermittelt wurden. Dies<br />
treffe in vielen Fällen Personen, die es über ihr Arbeitsverhältnis geschafft haben, sich ins<br />
Arbeitsleben zu integrieren. Sie stünden nun ohne Perspektive da <strong>und</strong> entwickelten das Gefühl,<br />
die ganze Anstrengung habe sich nicht gelohnt.<br />
Nach Rückmeldungen der Reutlinger Facharbeitskreise werden die Übergänge von Schule<br />
hin zur Berufsvorbereitung oder Ausbildung häufig durch die Schulsozialarbeit begleitet, die<br />
hier eine wesentliche Bedeutung bei der individuellen Begleitung <strong>und</strong> Unterstützung hat –<br />
neben ihrem Auftrag als Schnittstelle zwischen Schule <strong>und</strong> Jugendhilfe. Weder Schule noch<br />
andere Erziehungs- <strong>und</strong> Sozialisationsinstanzen sind für sich alleine in der Lage, die gegenwärtigen<br />
<strong>und</strong> zukünftigen Herausforderungen zu bewältigen. Nach Verlassen der Schule<br />
gewährleisten neben den Familien <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>innen/Fre<strong>und</strong>en die Angebote der Jugend<strong>und</strong><br />
Jugendsozialarbeit kontinuierliche Begleitung.<br />
Wie bereits beschrieben, sind an Hauptschulen Jugendliche aus sogenannten bildungsfernen<br />
Schichten weiterhin überrepräsentiert. Es zeigt sich, dass sich Benachteiligungen beim<br />
Durchlaufen von Bildungsinstitutionen eher verstärken.<br />
Bereits bei der Suche nach Praktikumsstellen erhalten viele Jungen <strong>und</strong> Mädchen die Rückmeldung,<br />
dass dafür die Mittlere Reife notwendig sei. Das bedeutet, dass Hauptschüler/<br />
-innen mit ihren Qualifikationen zum großen Teil nicht mehr von der Gesellschaft abgeholt<br />
werden, da diese selbst bei durchschnittlichem Abschluss für den Berufseinstieg nicht mehr<br />
ausreichen. Passende <strong>und</strong> gelungene Praktika sind dagegen zunehmend die Eintrittskarte<br />
ins Erwerbsleben. Allerdings haben sich auch hier in den letzten Jahren Konkurrenzen zwischen<br />
den unterschiedlichen Schularten verstärkt. Hauptschüler/-innen benötigen deshalb<br />
vermehrt Unterstützung bei der Praktikumsuche. Hier bekommen Jobpaten <strong>und</strong> Lernbegleiter/-innen<br />
eine wichtige Rolle zugeschrieben.<br />
Ein Ziel des Ausbaus der Schulen zu Ganztagsschulen ist eine Stärkung der Chancengleichheit<br />
vor Ort. Dass die <strong>Stadt</strong> <strong>Reutlingen</strong> bedürftige Familien bei der Mittagessensbezahlung<br />
unterstützt <strong>und</strong> so die meisten <strong>Kinder</strong>n ganztägig in der Schule bleiben können, trägt<br />
zur Erreichung dieses Ziels bei. Die erweiterten Schulkonzepte mit Kernzeitangeboten <strong>und</strong><br />
kompetenzerweiternden Angeboten (Ausbildung von Streit-Schlichterinnen/-Schlichtern,<br />
Mentorinnen/Mentoren, Arbeitseinsätze etc.) <strong>und</strong> eine konzeptionelle Verankerung der Berufswegeplanung<br />
– verstanden als Lebensplanung – versuchen den Erwartungen der Unternehmen<br />
gerecht zu werden. Hier kommt der Schulsozialarbeit <strong>und</strong> der <strong>Jugendarbeit</strong> eine<br />
große Bedeutung zu. In der Orientierungsphase können sie sich auf den Rhythmus einzelner<br />
Jugendlicher einlassen, ihnen bei end- <strong>und</strong> manchmal sinnlos erscheinenden Bewerbungsphasen<br />
Mut machen, ihren Horizont mit passenden Alternativen erweitern <strong>und</strong> als ständige<br />
Ansprechpartnerinnen für Fragen zur Verfügung stehen. Durch Girls´ Days <strong>und</strong> Boys´ Days<br />
können die vorherrschenden geschlechtsbezogenen Präferenzen bei den Ausbildungsberufen<br />
aufgebrochen werden.<br />
39<br />
IAB Kurzbericht 29/2009 S. 6.<br />
Seite 40<br />
III) 1. Lebenslagen von <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen