Dollen- Bruch 47 - Crefelder Ruder-Club 1883 eV
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Tagesanzeiger, 17.12.2007<br />
Jetzt befestigt das Team des <strong>Crefelder</strong> RC die<br />
Ausleger, an denen später die <strong>Ruder</strong> angebracht<br />
werden. An diesem Langstreckenrennen gehen<br />
ausschliesslich Riemenachter an den Start:<br />
Jeder Sportler bedient im Rennen mit beiden<br />
Händen ein <strong>Ruder</strong>. Für die Synchronität ist bei<br />
den Deutschen Sebastian Fürst verantwortlich.<br />
Er fungiert als Schlagmann. «Ich sitze im Heck<br />
des Bootes. Mich sehen alle und übernehmen<br />
meine Schlagfrequenz», erklärt Fürst seine<br />
Aufgabe.<br />
Hinter ihm ist Thorsten Hütz gewissermassen<br />
das Bindeglied zum sogenannten Mittelschiff.<br />
«Die vier Männer, die dort sitzen, sind für den<br />
Schub verantwortlich. Sie sind der Motor unseres<br />
Bootes», erklärt Fürst. Teil dieses Motors ist<br />
auch der Israeli Raanan Genah, der im Einerboot<br />
an den diesjährigen Weltmeisterschaften teilnahm.<br />
«Im Heck wiederum sitzen eher leichtere<br />
<strong>Ruder</strong>er, um das Gewicht in Richtung Bug zu<br />
verlagern.» Als neunte Person ist Maria Saleski<br />
mit an Bord. Die Steuerfrau sitzt vis-à-vis den<br />
<strong>Ruder</strong>ern im Heck des Bootes.<br />
Über kleine Lautsprecher gibt sie den Männern<br />
Kommandos und Anweisungen.<br />
Sie verfolgt den Streckenverlauf auf einer Karte<br />
und lenkt das Boot um seichte Stellen im Rhein.<br />
«Ich bin die Mama», fasst Saleski ihre Aufgabe<br />
zusammen. Verlassen kann sie sich auf die<br />
sogenannte Cox-Box. Das Gerät misst nicht nur<br />
die Zeit, sondern versorgt die Steuerfrau auch<br />
ständig mit Informationen über die Schlagzahl.<br />
«Eine gute Steuerfrau oder ein Steuermann<br />
machen mindestens 15 Prozent des Erfolges<br />
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>47</strong><br />
18<br />
aus», so Fürst. «Sie kann die <strong>Ruder</strong>er direkt<br />
ansprechen und zu Höchstleistungen<br />
motivieren.» Eine spezielle Taktik haben sich die<br />
Krefelder für das Rennen nicht überlegt. «Wir<br />
fahren immer auf Sieg. Das Problem ist, dass wir<br />
die Gegner hier in der Schweiz nicht kennen.»<br />
Während der Grossteil der Teams sich vor dem<br />
Rennen noch einen Kaffee genehmigt, wärmen<br />
sich die Deutschen bereits mit einem kurzen Lauf<br />
ein. 40 Minuten vor dem Start tragen sie ihr Boot<br />
ins Wasser. Barfuss waten sie dabei durch den<br />
eiskalten Rhein, nur die Steuerfrau wird in den<br />
Achter getragen. Zum Schutz vor dem kalten<br />
Fahrtwind trägt sie ihren Skianzug.<br />
Die Mannschaften gehen nacheinander an den<br />
fliegenden Start, unter der Fährleine, welche das<br />
deutsche mit dem Schweizer Festland verbindet.<br />
Die Krefelder gehen mit der Startnummer eins<br />
ins Rennen. Mit Kampfesgebrüll überqueren sie<br />
die Startlinie. Während das Krefelder <strong>Ruder</strong>team<br />
sich bei der letztjährigen Regatta noch dem<br />
Schweizer Nationalachter geschlagen geben<br />
musste, entschied es das Rennen in diesem Jahr<br />
klar für sich. Für die elf Kilometer lange Strecke<br />
benötigte die «Herkules» gerade einmal 30:34<br />
Minuten. Das ist unbestrittener Streckenrekord.<br />
Der Rest des Feldes fuhr mit einem Rückstand<br />
von zwei Minuten ins Ziel ein. Jetzt dürfen sich<br />
die Krefelder auf ein Preisgeld in der Höhe von<br />
2000 Franken freuen. Ihre Gegner müssen sich<br />
indes etwas einfallen lassen. Denn für Steuerfrau<br />
Maria Saleski ist klar: «Wir kommen im nächsten<br />
Jahr sicher wieder in die Schweiz, um unseren<br />
Titel zu verteidigen.» l DOMINIC BRETSCHER