1 Sophie Wolfrum Antrittsvorlesung TUM 2004 Szene Stadt _ der ...
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In <strong>der</strong> japanischen Kultur entspricht <strong>der</strong> Begriff von Ma dieser Sicht auf das Dazwischen.<br />
8 So wie <strong>der</strong> Abstand zwischen Tönen Teil <strong>der</strong> Musik ist, ist <strong>der</strong> Raum<br />
zwischen <strong>der</strong> Materie, aus <strong>der</strong> Gebäude bestehen und aus <strong>der</strong> die <strong>Stadt</strong> geformt<br />
ist, ein eigenes Material.<br />
„Dabei ist die Grundhypothese, dass Architektur nicht das ist, was Raum anfüllt,<br />
son<strong>der</strong>n das, was Raum erzeugt.“ 9 Architektonischer Raum ist demnach<br />
nicht primär Objekt o<strong>der</strong> Körper o<strong>der</strong> Leere (dann wäre Ma falsch verstanden)<br />
son<strong>der</strong>n räumlich gestaltete SITUATION. Dieser Raum des Handelns ist nicht nur<br />
soziales Konstrukt son<strong>der</strong>n realer physischer Raum, in dem Geschichte abgelagert<br />
wird und Geschichte produziert wird: er ist Ort des kollektiven Gedächtnisses, Ort<br />
des Vermögens, sich als Kollektiv zu erinnern. 10<br />
Ort + Ereignis<br />
Ort im umfassenden Sinn: Der Begriff des Ortes unterscheidet sich von einem<br />
abstrakten Raumbegriff. Er wurde zwar von dem Ethnologen Marc Augé nicht erfunden<br />
– aber seit seinem Buch „Orte – Nicht-Orte“ ist er in <strong>der</strong> Urbanistik zum<br />
Gemeinplatz geworden. 11 Er ist nicht unumstritten. Immer wie<strong>der</strong> wird eine Theorie<br />
<strong>der</strong> Ereignisse propagiert und gegen die des Ortes ausgespielt, die Idee von<br />
Orten aus diesem Gegensatz heraus als konservativ gar als reaktionär verurteilt. 12<br />
In <strong>der</strong> Tat tendieren die tradierten Images von Orten entwe<strong>der</strong> zu Klischees o<strong>der</strong><br />
gehen in <strong>der</strong> Flut an<strong>der</strong>er Bil<strong>der</strong> unter. Medialität und Mobilität weisen den etablierten,<br />
einstmals gültigen Raumkonfigurationen einen verän<strong>der</strong>ten Stellenwert im<br />
gesellschaftlichen Bewusstsein zu. Wir können nicht so tun, als hätte <strong>der</strong> genius<br />
loci heute noch dieselbe Bedeutung, wie in <strong>der</strong> Darstellung von Norberg-Schulz,<br />
8 Nitschke 1993, S.48-61<br />
Frampton 1987, S.8-31<br />
9 Baudrillard 1999, S.11<br />
10 Halbwachs 1985<br />
11<br />
Augé 1994<br />
12 Solá-Morales 1996<br />
4