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1 Sophie Wolfrum Antrittsvorlesung TUM 2004 Szene Stadt _ der ...

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ist nicht die Wie<strong>der</strong>kehr einer vergangenen Erinnerung, es ist die Rückkehr <strong>der</strong><br />

Erinnerung in die Vergangenheit. Nostalgie ist déjàvu ohne das Unheimliche." 16<br />

Es ist ein großes Missverständnis des Diskurses im Städtebau <strong>der</strong> letzen<br />

Dekade, dass sich Apologeten des Flüchtigen und Apologeten <strong>der</strong> Erinnerung unversöhnlich<br />

gegenüberstehen.<br />

Atmosphäre und Situation<br />

Ästhetische Wahrnehmung ist sinnliche (sensitive) Wahrnehmung. 17 Sie überschreitet<br />

die Grenzen diskursiv erkennenden Bewusstseins. Das Resultat könnte<br />

man eine an<strong>der</strong>e Form von Bewusstsein nennen. Ästhetische Wahrnehmung<br />

macht bewusst, wie die Welt und die Dinge in ihrer Beson<strong>der</strong>heit, in ihrer Vielfalt<br />

und Fülle, in ihrer Unvergleichlichkeit in <strong>der</strong> Gegenwart erscheinen.<br />

Die Atmosphäre städtischer Räume ist diskursiv schwer zu erfassen. Sie ist<br />

originärer Gegenstand ästhetischer Wahrnehmung. Nach Martin Seel 18 ist die<br />

Wahrnehmung des atmosphärischen Erscheinens <strong>der</strong> Dinge nur eine von mehreren<br />

Formen ästhetischer Wahrnehmung, trifft aber gerade für Architektur interessante<br />

Zusammenhänge: Atmosphäre assoziiert Vergangenheit und Zukunft, bringt<br />

biographisches und historisches Wissen ins Spiel, Gefühle und Facetten einer Lebenssituation<br />

werden wachgerufen. Seel nennt das korresponsives ästhetisches<br />

Bewusstsein. Atmosphäre muss nicht notwendigerweise in bewusster Reflexion<br />

wahrgenommen werden. Gerade das Evozieren von Gefühlen geschieht oft unbewusst<br />

o<strong>der</strong> am Rande des Bewusstseins. Schon Walter Benjamin beurteilte die<br />

Rezeption von Architektur in diesem Sinne: Sie findet in beiläufigem Bemerken<br />

und viel weniger in gespanntem Aufmerken statt. 19<br />

16 Abbas 1997, S. 83 „In any case, preservation is not the same as memory: it is<br />

a memory without pain. ...<br />

Nostalgia is not the return of past memory: it is the return of memory to the<br />

past. Nostalgia is déjàvu without the uncanny.“<br />

17 Seel 2000, Teil I - Eine rabiate Geschichte <strong>der</strong> neueren Ästhetik. S.15-43<br />

18<br />

Seel 2000, S.152 ff<br />

19 Benjamin 1963<br />

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