Emmanuel Joseph Sieyès, Was ist der Dritte Stand? - Franz Steiner ...
Emmanuel Joseph Sieyès, Was ist der Dritte Stand? - Franz Steiner ...
Emmanuel Joseph Sieyès, Was ist der Dritte Stand? - Franz Steiner ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Literatur<br />
EMMANUEL JOSEPH SIEYÈS. <strong>Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Dritte</strong> <strong>Stand</strong>? Herausgegeben von Oliver<br />
W. Lembcke und Florian Weber, Schriften zur europäischen Ideengeschichte. Herausgegeben<br />
von Harald Bluhm. Band 3. Berlin: Akademie Verlag 2010, 361 S.<br />
Das Werk <strong>ist</strong> – nach Band 1 mit kleinen politischen<br />
Schriften Alexis de Tocquevilles und<br />
Band 2 mit Essays zur Arbeiter-, Frauen- und<br />
nationalen Bewegung – als dritter Band <strong>der</strong><br />
von Harald Bluhm (Halle a. d. Saale) herausgegebenen<br />
Reihe „Schriften zur europäischen<br />
Ideengeschichte“ erschienen, welche<br />
inzwischen mit einem Band 4 (Schriften Marquis<br />
de Condorcets, ebenfalls 2010) auf vier<br />
lieferbare und vier weitere, konkret angekündigte<br />
Bände angewachsen <strong>ist</strong> (Band 5 zu Jeremy<br />
Bentham <strong>ist</strong> für Dezember 2012; Band<br />
6 zu Charles Fourier für August 2012, Band<br />
7 zu John Stuart Mill für Juli 2012, Band 8 zu<br />
Edmund Burke für 2013 zu erwarten).<br />
Der hierzulande zume<strong>ist</strong> als Abbé <strong>Sieyès</strong><br />
bekannte französische Ge<strong>ist</strong>liche, Politiker,<br />
Verfassungstheoretiker und politische Philosoph,<br />
1 von dem die in dem zu besprechenden<br />
Band veröffentlichten Schriften stammen,<br />
griff mit seiner prominenten Streitschrift<br />
Qu‘est-ce que le Tiers-État? nicht nur in einem<br />
beson<strong>der</strong>s günstigen Zeitpunkt in das<br />
Geschehen <strong>der</strong> <strong>Franz</strong>ösischen Revolution<br />
ein – die 1. Auflage erschien im Januar, die<br />
3. „passend zur Eröffnung <strong>der</strong> Generalstände<br />
im Mai“ 1789 (S. 107) – und erzielte so eine<br />
große Wirkung. Darin 2 <strong>ist</strong> seine Rolle jener<br />
vergleichbar, die Thomas Paine mit seiner<br />
Kampfschrift Common Sense „als Geburtshelfer“<br />
<strong>der</strong> vorangegangenen Amerikanische<br />
Revolution gespielt hatte (S. 255). Die Herausgeber<br />
vergleichen die Bedeutung <strong>der</strong><br />
Schrift auf „<strong>der</strong> Bühne <strong>der</strong> Politik“ mit jener<br />
des Kommun<strong>ist</strong>ischen Manifests von Marx<br />
und Engels für die sozial<strong>ist</strong>ische Bewegung<br />
(S. 109). <strong>Sieyès</strong> prägte mit Wortschöpfungen<br />
(S. 31) wie pouvoir constituant (verfassunggebende<br />
Gewalt, S. 142, 150) und pouvoir<br />
constitué (von <strong>der</strong> Verfassung gesetzte Gewalt,<br />
S. 150) 3 darüber hinaus Begriffe und<br />
Unterscheidungen, die bis heute Gültigkeit<br />
haben, 4 ja als so fundamental aufgefasst<br />
werden, dass von Studierenden <strong>der</strong> Rechtswissenschaft<br />
erwartet wird, dass sie sie sich<br />
im ersten Semester aneignen. Paines „Common<br />
Sense“ hinsichtlich des intellektuellen<br />
Niveaus überlegen, ähnelt die Flugschrift<br />
mit ihrer Verbindung aus Verfassungslehre,<br />
Polemik, höchst relevanter politischer „Handlungsorientierung“,<br />
„Prinzipien <strong>der</strong> Legitimation“,<br />
„grundsätzlichen Ordnungsideen und<br />
konkreten institutionellen Lösungsvorschlägen“<br />
(Zitate S. 110) manchen <strong>der</strong> Artikel <strong>der</strong><br />
amerikanischen Fe<strong>der</strong>al<strong>ist</strong> Papers, mit denen<br />
die Herausgeber sie immer wie<strong>der</strong> zu Recht<br />
vergleichen (S. 24, 109 f.). In <strong>der</strong> Diskussion<br />
<strong>der</strong> zentralen Fragen <strong>der</strong> Bindung <strong>der</strong> Legislative<br />
an die Verfassung und <strong>der</strong> Kompetenz<br />
zur Setzung und Än<strong>der</strong>ung einer Verfassung<br />
1 Die Frage, inwiefern <strong>Sieyès</strong> auch den philosophe im Sinne des frz. Sprachgebrauchs des XVIII.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts mit dem ihn kennzeichnenden, politisch kämpfenden Aktionismus (eher nicht) verkörperte,<br />
wird in dem zu besprechenden Buch immer wie<strong>der</strong> angesprochen (deutlich S. 174, Anmerkung<br />
[b], zuvor S. 14 f., 27 und 28).<br />
2 Zum günstigen Zeitpunkt <strong>der</strong> Veröffentlichung von Paines Pamphlet aufschlussreich: Isaac Kramnick,<br />
Editor’s Introduction, in: Thomas Paine, Common Sense, Nachdruck hrsg. von Isaac Kramnick,<br />
New York, N. Y., 1976, S. 7 – 57, 8.<br />
3 Otto Brandt spricht in seiner Übersetzung <strong>Emmanuel</strong> <strong>Sieyès</strong>, <strong>Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> dritte <strong>Stand</strong> (Klassiker <strong>der</strong><br />
Politik, Hrsg. F. Meinecke und Hermann Oncken), 1924, S. 93 noch von <strong>der</strong> „konstituierenden“ bzw.<br />
„konstituierten Gewalt“.<br />
4 Dieter Grimm, Ursprung und Wandel <strong>der</strong> Verfassung, in: Josef Isensee und Paul Kirchhof (Hrsg.),<br />
HStR I ³2003, § 1, S. 14 Rn. 29.<br />
ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 99/1 (2013)<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart<br />
Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> unzulässig und strafbar.<br />
Das gilt insbeson<strong>der</strong>e für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in elektronischen Systemen.<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart 2013
Rezensionen<br />
119<br />
steht sie Überlegungen Thomas Jeffersons<br />
aus dem Jahre 1787 5 dort sehr nahe, wo<br />
auch <strong>Sieyès</strong> die Wahl „außerordentlicher<br />
Stellvertreter“ zu einer verfassunggebenden<br />
Versammlung for<strong>der</strong>t (S. 157), die, wie<br />
<strong>Sieyès</strong> in an<strong>der</strong>en Schriften (S. 180, 209)<br />
ebenfalls 1789 entwickelt, auf einem selbst<br />
dem pouvoir constituant vorgeordneten pouvoir<br />
commettant (<strong>der</strong> beauftragenden Gewalt)<br />
<strong>der</strong> Wählerschaft beruht. Über dieses<br />
Problem hinaus geht <strong>Sieyès</strong> 1795 mit <strong>der</strong><br />
umfassenden Behandlung des Problems <strong>der</strong><br />
teilweisen und totalen Verfassungsrevision<br />
und des Hüters <strong>der</strong> Verfassung (S. 339 f.).<br />
Dort betont er, dass eine Verfassung „etwas<br />
Dauerhaftes <strong>ist</strong>, gemacht nicht für diese o<strong>der</strong><br />
jene Generation“ (S. 339) – worin sich dann<br />
doch eine ganz an<strong>der</strong>e Grundtendenz zeigt<br />
als bei Jefferson, <strong>der</strong> noch 1824 Wert darauf<br />
legt, dass eine Generation nicht die auf sie<br />
folgende binden kann. 6<br />
Damit <strong>ist</strong> die Erkenntnis angedeutet, dass<br />
<strong>Sieyès</strong>’ Leben und Werk – assoziiert mit „Anfang<br />
und Ende <strong>der</strong> <strong>Franz</strong>ösischen Revolution“<br />
(S. 13, ähnl. S. 25) – viel zu facettenreich<br />
sind, um allein mit einem groben Blick auf<br />
die Schrift zum <strong>Dritte</strong>n <strong>Stand</strong> angemessen<br />
wahrgenommen zu werden. Dies springt geradezu<br />
ins Auge, wenn man die in so vielen<br />
Hinsichten sehr gelungene Textsammlung<br />
aufschlägt. Der erste Satz des Vorworts verdeutlicht<br />
denn auch, dass sie gegen die Reduktion<br />
auf das „Pamphlet über den <strong>Dritte</strong>n<br />
<strong>Stand</strong>“ und ein hierauf gestütztes, einseitig<br />
rational<strong>ist</strong>isches Politikverständnis gerichtet<br />
<strong>ist</strong>, gegen die Zurückführung allein auf jenes<br />
„Me<strong>ist</strong>erstück revolutionärer Polemik“, welches<br />
sich „jedoch nur als die Spitze des Eisbergs<br />
an fundierter Politiktheorie“ erwe<strong>ist</strong> (Zitate<br />
S. 9). Dies zu zeigen <strong>ist</strong> zentrales Motiv<br />
<strong>der</strong> Herausgeber (deutlich S. 24 f.), prägend<br />
für das Programm des Buches, entfaltet in<br />
seinem Aufbau und Inhalt.<br />
Auf ein kurzes Vorwort folgt eine ausführliche,<br />
sehr detail- und aufschlussreiche,<br />
gut und aktuell belegte, dabei spannend geschriebene<br />
„Einleitung: Revolution und Konstitution:<br />
Zur politischen Theorie von <strong>Sieyès</strong>“<br />
(S. 13 – 89). Sie stellt <strong>Sieyès</strong> den Lesenden<br />
als einen Menschen mit seinen Stärken und<br />
Schwächen in wechselhaften Funktionen<br />
und Zeiten lebendig vor und rechtfertigt die<br />
Auswahl <strong>der</strong> Schriften (S. 24 – 27), v. a. die<br />
Nichtaufnahme <strong>der</strong> Frühschriften Abhandlung<br />
über die Privilegien und des Überblick<br />
über die Ausführungsmittel, die den Repräsentanten<br />
Frankreichs 1789 zur Verfügung<br />
stehen mit einer überzeugend explizierten<br />
Ausgewogenheit im Rahmen des Gesamtwerks.<br />
Nichts verliert sie an Lebendigkeit,<br />
wo sie die Fäden in <strong>Sieyès</strong>’ Werk gedrängt<br />
nachvollzieht, wo sie es theoretisch einordnet<br />
und sich dabei, begrifflich immer klar und<br />
nachvollziehbar operierend, auch auf abstrakte<br />
Höhen von Metaphysik und Erkenntn<strong>ist</strong>heorie<br />
(S. 28, 33 – 37), Anthropologie,<br />
Sozial- und Rechtsphilosophie (S. 37 – 56)<br />
sowie Demokratie- und Verfassungstheorie<br />
(S. 57 – 89) emporschwingt, wo sie Beziehungen<br />
aufzeigt zu Rousseau und zum<br />
Rousseauismus (S. 26 f., 42, 57 – 60), den<br />
französischen Sensual<strong>ist</strong>en (S. 28, 34, 35),<br />
Kant (S. 28, 30, 34 f., 36) und Fichte (S. 34<br />
f.), zu Leibniz (S. 35), Descartes (S. 36), den<br />
Physiokraten (S. 39, 41) im Gegensatz zu<br />
einerseits teleologischen Naturrechtlern (S.<br />
38 f.) und an<strong>der</strong>erseits zu Hobbes’ Kontraktualismus<br />
(ebda.) o<strong>der</strong> wo sie spätere Urteile<br />
Burkes und Tocquevilles über <strong>Sieyès</strong> (S. 33)<br />
aufgreift und ins rechte Licht rückt. Deutlich<br />
wird diese Lebendigkeit ganz beson<strong>der</strong>s an<br />
<strong>der</strong> brillant formulierten Stelle, wo die Spannung<br />
zwischen dem „metaphysischen Materialismus“<br />
(S. 36, 38) und <strong>der</strong> Annahme eines<br />
vorgängigen Bezugspunktes aller Erkenntnis<br />
aufgebaut wird und sich dann wie<strong>der</strong> aufhebt<br />
in <strong>Sieyès</strong>’ ausführlich entfaltetem Verweis auf<br />
einen „dynamischen Einheitspunkt“ (S. 36),<br />
<strong>der</strong> als psychologische Realität „vollständig<br />
auf zelebrale Strukturen“ zurückführbar<br />
(S. 36) sei. Ähnliches begegnet aber immer<br />
wie<strong>der</strong>, etwa bei <strong>der</strong> Darstellung von Sieyes’<br />
„Anthropologie <strong>der</strong> Bedürfnisse“ (S. 38) und<br />
<strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> auf sie aufbauenden politi-<br />
5 Zur Fragestellung <strong>der</strong> Schaffung einer “form of government unalterable by ordinary acts of assembly”<br />
und zur Lösung durch die Wahl von „special conventions to form and fix … governments“ s.<br />
Thomas Jefferson, Notes on the State of Virginia (1787), Query XIII, Abschn. 5, in: <strong>der</strong>selbe, Writings,<br />
New York, N Y. [Library of America], 1984, S. 121 – 325, 250.<br />
6 Thomas Jefferson, Letter to Major John Cartwright, 5.6.1824, in: <strong>der</strong>selbe, Writings (Fn. 5), S. 1490<br />
– 1496, 1493.<br />
ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 99/1 (2013)<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart<br />
Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> unzulässig und strafbar.<br />
Das gilt insbeson<strong>der</strong>e für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in elektronischen Systemen.<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart 2013
120 Literatur<br />
schen Argumentation zu jener Spinozas (S.<br />
58), bei <strong>der</strong> Entwicklung seines Verhältnisses<br />
zu Kontraktualismen (S. 39, 47, 49, 51, 57<br />
f.) o<strong>der</strong> beim Aufleuchten <strong>der</strong> vielen Farben,<br />
Schattierungen und Bedeutungen <strong>der</strong> Repräsentationslehre<br />
<strong>Sieyès</strong>’: für die integrative<br />
Funktion <strong>der</strong> Arbeit (S. 38), für das Verhältnis<br />
von Staat und Gesellschaft (S. 47 f. und 65),<br />
für die politische Konstituierung <strong>der</strong> keineswegs<br />
substanziell vorfindlichen Nation (S. 51<br />
und 61), für die institutionelle Einheitsbildung<br />
(S. 60), mit Blick auf das Verhältnis zur unmittelbaren<br />
Demokratie o<strong>der</strong> zum repräsentativen<br />
Regierungssystem (S. 66 – 71) o<strong>der</strong> für<br />
die Begründung des Vorrangs des Gesetzes<br />
und des freien Mandats (S. 69). Diesen lebendigen<br />
Ge<strong>ist</strong> atmet sie ferner dort, wo sie<br />
wie<strong>der</strong>holt die Entgegensetzung von ré-publique<br />
zu ré-totale und zu ré-privée entwickelt<br />
(S. 48, 64, 77), die in ihren Funktionen bereits<br />
überraschend komplexe Menschenrechtslehre<br />
mit einem originären Status sozialer<br />
Grundrechte darstellt (S. 54 – 56), sich auseinan<strong>der</strong>setzt<br />
mit Carl Schmitts Auffassung<br />
<strong>der</strong> verfassunggebenden Gewalt, die auf den<br />
ersten Blick als nahe liegend erscheint, bei<br />
genauerem Hinsehen aber den Kern <strong>der</strong> Argumentation<br />
<strong>Sieyès</strong>’ deutlich verfehlt (S. 61<br />
f.) und nicht zuletzt auch dort, wo die Herausgeber<br />
einfühlsam und erschöpfend nach<br />
Gründen dafür suchen, dass <strong>Sieyès</strong> die Zusammensetzung<br />
<strong>der</strong> – Verfassungsrevisionen<br />
vorbereitenden – jury constitutionnaire<br />
per Kooptation bestimmen will (S. 87 – 89).<br />
Hier <strong>ist</strong> das Leben von seiner traurigen, resignativen<br />
Seite her spürbar. Dies kann nicht<br />
ignorieren, wer die letzten beiden Sätze <strong>der</strong><br />
Einleitung liest; aber auch hier kommt <strong>der</strong><br />
Rezensent bei <strong>der</strong> Lektüre in den Genuss gut<br />
vorbereiteter Erkenntnis <strong>der</strong> zunächst verstellten,<br />
kaum ersichtlichen, ja fast undenkbar<br />
scheinenden, dann aber klar und hell vor<br />
ihm aufleuchtenden ratio (S. 88 unten). Diese<br />
konzise und reiche Darstellung, die auch darin<br />
ihre Reife zeigt, dass sie einen die hinter<br />
ihr stehende Mühe nicht spüren lässt, rief<br />
dem Rezensenten immer wie<strong>der</strong> das Leseerlebnis<br />
in Erinnerung, welches einst die Lektüre<br />
von Ernst Cassirers Klassiker Philosophie<br />
<strong>der</strong> Aufklärung begleitete.<br />
Im Hauptteil <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Band so geglie<strong>der</strong>t,<br />
dass die Herausgeber jedem <strong>der</strong> elf abgedruckten<br />
Texte eine kurze, knapp zwei Seiten<br />
lange, aber sehr informative Einführung<br />
„Zum h<strong>ist</strong>orischen Kontext“ voranstellen, die<br />
außer dem, was die Überschrift zum Ausdruck<br />
bringt, auch Informationen über Editionen<br />
und Hinweise auf weiterführende Literatur<br />
zu geschichtlichem Zusammenhang und<br />
systematischer Interpretation enthält. Die<br />
Herausgeber haben als wichtigste Schriften<br />
aus <strong>der</strong> vorrevolutionären frühesten Schaffensperiode<br />
die Briefe an die Ökonom<strong>ist</strong>en<br />
(1775) (S. 93 – 108), aus dem revolutionären<br />
Anfangsjahr 1789 neben dem Text über den<br />
<strong>Dritte</strong>n <strong>Stand</strong> <strong>Sieyès</strong>’ Skizze betreffend eine<br />
Verfassung von Paris und seinen Entwurf zur<br />
Menschenrechtserklärung, seine Rede über<br />
die Kirchlichen Güter sowie zum Königlichen<br />
Veto für den Abdruck ausgesucht. Ein Briefwechsel<br />
mit Thomas Paine aus dem Jahr<br />
1791 zur Frage, ob eine konstitutionelle Monarchie<br />
o<strong>der</strong> eine Republik angestrebt werden<br />
soll, führt dem Rezensenten eindrücklich<br />
vor Augen, wie die von ihm für vernünftiger<br />
gehaltene Position nicht immer mit besser<br />
ausgearbeiteten Argumenten vertreten worden<br />
<strong>ist</strong>. Ein Aufsatz aus dem Jahr 1793 über<br />
Freiheit in <strong>der</strong> Gesellschaft schließt sich an.<br />
Aus <strong>der</strong> Zeit nach <strong>der</strong> Schreckensherrschaft<br />
stammen endlich Biographische Notizen und<br />
die Erste Thermidorrede sowie die Zweite<br />
Thermidorrede.<br />
Auf den Hauptteil folgt eine gut sortierte,<br />
französische, englische und deutsche Primär-<br />
und Sekundärliteratur aufl<strong>ist</strong>ende Auswahlbiographie,<br />
die, vor allem bei fremdsprachiger<br />
Literatur, außer den üblichen Angaben<br />
mitunter hilfreiche Zusatzhinweise („bis heute<br />
die kritische <strong>Stand</strong>ardausgabe“, „vollständige<br />
Faksimile-Ausgabe <strong>der</strong> zu Lebzeiten publizierten<br />
Schriften“, „Taschenbuchausgabe“,<br />
„unveröffentlichte Dissertation“) enthält. Ein<br />
Personen- und ein Sachreg<strong>ist</strong>er helfen bei<br />
<strong>der</strong> Erschließung des Werks.<br />
Das auch seiner äußeren Gestaltung<br />
nach schöne Buch <strong>ist</strong> für jede Bibliothek (zur<br />
Geschichte) des Öffentlichen Rechts, zur Allgemeinen<br />
Staatslehre, zur Ideengeschichte<br />
<strong>der</strong> Rechtsphilosophie und zur politischen<br />
Theorie eine große Bereicherung.<br />
Rainer Keil<br />
Dr. R.K., Jur<strong>ist</strong>ische Fakultät <strong>der</strong> Ruprecht-Karls-<br />
Universität Heidelberg, Friedrich-Ebert-Anlage 6 –<br />
10, D-69117 Heidelberg<br />
ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 99/1 (2013)<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart<br />
Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> unzulässig und strafbar.<br />
Das gilt insbeson<strong>der</strong>e für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in elektronischen Systemen.<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart 2013
Rezensionen<br />
121<br />
OLIVER SENSEN. Kant on Human Dignity, De Gruyter, Berlin/Boston 2011, 230 S.<br />
Kants Begriff <strong>der</strong> Menschenwürde <strong>ist</strong> eines<br />
<strong>der</strong> großen Inspirationsquellen für das<br />
rechtliche Konzept <strong>der</strong> Menschenwürde. In<br />
Anlehnung an Kants zweite Formel des kategorischen<br />
Imperativs, <strong>der</strong> Zweck-an-sich-<br />
Formel, 1 formuliert das Bundesverfassungsgericht<br />
in ständiger Rechtsprechung:<br />
»Die Menschenwürde <strong>ist</strong> betroffen, wenn<br />
<strong>der</strong> konkrete Mensch zum Objekt, zu einem<br />
bloßen Mittel, zur vertretbaren Größe<br />
herabgewürdigt wird«. 2<br />
Umstritten <strong>ist</strong> allerdings, ob sich diese Bezugnahme<br />
auf Kant mit den Kantischen Auffassungen<br />
zum Begriff <strong>der</strong> Menschenwürde<br />
vereinbaren lässt. Oliver Sensen, Professor<br />
für Philosophie an <strong>der</strong> Tulane University in<br />
New Orleans, bringt mit seinem Buch »Kant<br />
on Human Dignity« Klarheit. Das Buch stellt<br />
die erweiterte Fassung seiner Dissertation<br />
dar, mit <strong>der</strong> er im Jahre 2004 bei Onora<br />
O`Neill an <strong>der</strong> Cambridge University promoviert<br />
wurde. Sensens Hauptthese <strong>ist</strong>, dass<br />
Kant ein traditionelles Verständnis von Menschenwürde<br />
hat, das größtenteils auf Cicero<br />
zurückgeht (S. 164 ff.). Diese traditionelle<br />
Verständnis von Menschenwürde unterscheide<br />
sich vom zeitgenössischen Verständnis<br />
in vielfacher Weise (S. 161 f.): Entscheidend<br />
sei, dass Würde nicht als ein absoluter Wert<br />
verstanden werde, <strong>der</strong> eine metaphysische<br />
Eigenschaft des Menschen sei und Rechte<br />
begründe. Zu einer eigenständigen Begründung<br />
von Rechten sei <strong>der</strong> traditionelle Begriff<br />
<strong>der</strong> Würde überhaupt nicht in <strong>der</strong> Lage. Es<br />
bestehe vielmehr allein die Pflicht gegen sich<br />
selbst, seiner ursprünglichen Würde gerecht<br />
zu werden, indem man bestimmte Fähigkeiten<br />
(wie Vernunft o<strong>der</strong> Freiheit) nutze und dadurch<br />
seine ursprüngliche Würde realisiere.<br />
Die Würde des Menschen habe nach dem<br />
traditionellen Verständnis somit einen zwe<strong>ist</strong>ufigen<br />
Charakter: eine jedem Menschen<br />
zukommende ursprüngliche Würde (erste<br />
Stufe), die es zu verwirklichen gelte (zweite<br />
Stufe). Der Begriff <strong>der</strong> Würde drücke nach<br />
dem traditionellen Verständnis von Kant damit<br />
lediglich aus, dass moralisches, d.h.<br />
vernunftgesteuertes, Verhalten besser und<br />
wichtiger sei als nicht-moralisches Verhalten<br />
(S. 202).<br />
Folgt man dieser Interpretation Sensens,<br />
so kann sich das maßgeblich vom Bundesverfassungsgericht<br />
entwickelte rechtliche<br />
Konzept <strong>der</strong> Menschenwürde zumindest<br />
nicht unmittelbar auf Kants Begriff <strong>der</strong> Menschenwürde<br />
stützen. Der Mensch <strong>ist</strong> bei Kant<br />
nicht zu achten, weil er Würde hat, son<strong>der</strong>n<br />
umkehrt: Weil <strong>der</strong> Mensch zu achten <strong>ist</strong>,<br />
kommt dem Menschen Würde zu. Als Textbeleg<br />
für diese Kant-Interpretation Sensens<br />
lässt sich folgende Stelle aus <strong>der</strong> Tugendlehre,<br />
dem zweiten Teil <strong>der</strong> Metaphysik <strong>der</strong> Sitten,<br />
anführen:<br />
»Die Menschheit selbst <strong>ist</strong> eine Würde;<br />
denn <strong>der</strong> Mensch kann von keinem Menschen<br />
(we<strong>der</strong> von An<strong>der</strong>en noch sogar<br />
von sich selbst) blos als Mittel, son<strong>der</strong>n<br />
muß je<strong>der</strong>zeit zugleich als Zweck gebraucht<br />
werden, und darin besteht eben<br />
seine Würde (Persönlichkeit), dadurch<br />
er sich über alle an<strong>der</strong>en Weltwesen, die<br />
nicht Menschen sind und doch gebraucht<br />
werden können, mithin über alle Sachen<br />
erhebt«. 3<br />
Der Begriff <strong>der</strong> Menschenwürde bei Kant<br />
stellt damit, so Sensen, lediglich ein »secondary<br />
concept« dar (S. 202). Moralische<br />
Rechte würden bei Kant einzig durch den<br />
kategorischen Imperativ begründet. Mit einer<br />
differenzierten und überzeugenden Begründung<br />
vertritt Sensen dabei im dritten Kapitel<br />
seines Buches die These, dass die erste Formel<br />
des kategorischen Imperativs, die Allgemeine-Gesetzes-Formel,<br />
4 und dessen zweite<br />
1 Die Zweck-an-sich-Formel lautet: »Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als<br />
in <strong>der</strong> Person eines jeden an<strong>der</strong>n je<strong>der</strong>zeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst«<br />
(Kant, Grundlegung zur Metaphysik <strong>der</strong> Sitten, Akademieausgabe Bd. 4, S. 429).<br />
2 BVerfGE 9, 89 (95); 27, 1 (6); 28, 386 (391); 45, 187 /228); 50, 125 (133); 50, 166 (175); 50, 205<br />
(215); 72, 105 (116); 87, 209 (228); 109, 133 (150); 109, 279 (312).<br />
3 Kant, Metaphysik <strong>der</strong> Sitten, Akademieausgabe Bd. 6, S. 462 – Hervorhebung vom Verfasser.<br />
4 Die Allgemeine-Gesetzes-Formel lautet: »Handle nur nach <strong>der</strong>jenigen Maxime, durch die du zugleich<br />
wollen kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde« (Kant, Grundlegung zur Metaphysik<br />
<strong>der</strong> Sitten, Akademieausgabe Bd. 4, S. 421).<br />
ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 99/1 (2013)<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart<br />
Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> unzulässig und strafbar.<br />
Das gilt insbeson<strong>der</strong>e für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in elektronischen Systemen.<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart 2013
122 Literatur<br />
Formel, die Zweck-an-sich-Formel, 5 nicht nur<br />
»extensionally equivalent« seien, d.h. dieselben<br />
Gebote und Verbote aufstellten, son<strong>der</strong>n<br />
auch »intensionally equivalent: They express<br />
one and the same requirement, merely in<br />
different ways« (S. 123). An<strong>der</strong>s ausdrückt:<br />
Das Erfor<strong>der</strong>nis, den Menschen zu respektieren,<br />
ergebe sich bereits aus dem Verallgemeinerungsprinzip,<br />
das in <strong>der</strong> ersten Formel<br />
des kategorischen Imperativs zum Ausdruck<br />
komme.<br />
Oliver Sensens Buch »Kant on Human<br />
Dignity« gebührt nach alldem zunächst <strong>der</strong><br />
Verdienst, den Begriff <strong>der</strong> Menschenwürde<br />
bei Kant dorthin zu verlagern, wo er auch<br />
hingehört: in die zweite Reihe. Es sollte zugleich<br />
Anlass sein, sich mit dem entscheiden<strong>der</strong>en<br />
Konzept Kants auseinan<strong>der</strong>zusetzen:<br />
mit dem kategorischen Imperativ. Indem<br />
das Bundesverfassungsgericht in ständiger<br />
Rechtsprechung auf die Zweck-an-sich-Formel<br />
rekurriert, um die aus <strong>der</strong> Menschenwürde<br />
folgenden Rechte und Pflichten zu<br />
bestimmen, geht es den richtigen Weg. Zulässig<br />
erscheint es nämlich, den Begriff <strong>der</strong><br />
Menschenwürde schlicht als eine Umschreibung<br />
<strong>der</strong> aus dem kategorischen Imperativ<br />
folgenden Rechte und Pflichten zu nutzen.<br />
Zumindest in Kants Schrift <strong>Was</strong> <strong>ist</strong> Aufklärung?<br />
findet sich eine Textstelle, in <strong>der</strong> Kant<br />
den Begriff <strong>der</strong> Würde in einem <strong>der</strong>artigen<br />
Sinne zu verwenden scheint:<br />
»Wenn denn die Natur […] den Kern, für<br />
den Sie am zärtlichsten sorgt, nämlich<br />
den Hang und Beruf zum freien Denken,<br />
ausgewickelt hat: so wirkt dieser allmählig<br />
zurück auf die Sinnesart des Volks<br />
(wodurch dieses <strong>der</strong> Freiheit zu handeln<br />
nach und nach fähiger wird) und endlich<br />
auch sogar auf die Grundsätze <strong>der</strong><br />
Regierung, die es ihr selbst zuträglich<br />
findet, den Menschen, <strong>der</strong> nun mehr als<br />
Maschine <strong>ist</strong>, seiner Würde gemäß zu<br />
behandeln«. 6<br />
Noch nicht abschließend geklärt <strong>ist</strong> diesbezüglich,<br />
ob Kant davon ausgeht, dass <strong>der</strong><br />
kategorische Imperativ in rechtlicher Hinsicht<br />
seine vollständige Transformation im allgemeinen<br />
Rechtsgesetz findet, welches Kant in<br />
<strong>der</strong> Rechtslehre, dem ersten Teil <strong>der</strong> Metaphysik<br />
<strong>der</strong> Sitten, 7 formuliert. Sollte dies <strong>der</strong><br />
Fall sein, so würde sich – rechtlich gesehen<br />
– <strong>der</strong> kategorische Imperativ (und damit auch<br />
die Kantische Menschenwürde als Rechtsbegriff)<br />
im Schutz <strong>der</strong> allgemeinen Handlungsfreiheit<br />
erschöpfen.<br />
Da Oliver Sensen nicht aus einer spezifisch<br />
rechtsphilosophischen Blickrichtung<br />
Kants Begriff <strong>der</strong> Menschenwürde betrachtet,<br />
setzt er sich in seinem Buch »Kant on Human<br />
Dignity« nur sehr kurz und unzureichend<br />
mit dieser Frage auseinan<strong>der</strong> (S. 169 f.).<br />
Nichtsdestotrotz können sich aber gerade für<br />
Rechtsphilosophen seine Klarstellungen zum<br />
Kantischen Verständnis <strong>der</strong> Menschenwürde<br />
als gewinnbringend und fruchtbar erweisen.<br />
Aufgrund seiner anlytischen Sprache,<br />
den anschaulichen Beispielen und <strong>der</strong> guten<br />
Struktur <strong>ist</strong> sein Buch »Kant on Human Dignity«<br />
jedem Rechtsphilosophen, <strong>der</strong> sich mit<br />
dem Begriff <strong>der</strong> Menschenwürde auseinan<strong>der</strong>setzt,<br />
zu empfehlen.<br />
Fiete Kalscheuer<br />
Dipl.-Jur. F.K., Gerhardtstr. 104, 24105 Kiel, Kiel<br />
5 Siehe oben Fn. 1.<br />
6 Kant, <strong>Was</strong> <strong>ist</strong> Aufklärung?, Akademieausgabe Bd. 8, S. 41 – Hervorhebung vom Verfasser.<br />
7 Das allgemeine Rechtsgesetz Kants lautet: »[H]andle äußerlich so, daß <strong>der</strong> freie Gebrauch deiner<br />
Willkür mit <strong>der</strong> Freiheit von je<strong>der</strong>mann nach einem allgemeinen Gesetze zusammen bestehen könne«<br />
(Kant, Metaphysik <strong>der</strong> Sitten, Akademieausgabe Bd. 6, S. 231).<br />
ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 99/1 (2013)<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart<br />
Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> unzulässig und strafbar.<br />
Das gilt insbeson<strong>der</strong>e für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in elektronischen Systemen.<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart 2013
Rezensionen<br />
123<br />
MAX WEBER. Abriss <strong>der</strong> universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Mit- und<br />
Nachschriften 1919/20, hrsg. v. Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Joachim<br />
Schrö<strong>der</strong>, Max Weber-Gesamtausgabe (MWG) III, 6, Tübingen: J.C.B. Mohr<br />
(Paul Siebeck) 2012, e 269,–.<br />
Von seiner Vorlesung Abriss <strong>der</strong> universalen<br />
Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, vor rund<br />
500 Studenten im Wintersemester 1919/20<br />
an <strong>der</strong> Münchener Universität gehalten, hatte<br />
Max Weber keine beson<strong>der</strong>s hohe Meinung.<br />
Als eine „aufgedrungene Improvisation mit<br />
tausend Unvollkommenheiten“ habe er sie<br />
angesehen, berichten die ursprünglichen<br />
Herausgeber, <strong>der</strong> Mediäv<strong>ist</strong> Siegmund Hellmann<br />
und <strong>der</strong> Nationalökonom Melchior Palyi<br />
in <strong>der</strong> Vorbemerkung ihrer Ausgabe von<br />
1923. Dass Weber überhaupt zur Sozial- und<br />
Wirtschaftsgeschichte liest, obwohl sich seine<br />
wissenschaftlichen Interessen inzwischen<br />
zur Soziologie verlagert hatten, geht vermutlich<br />
auf die nachdrückliche Bitte seiner Studenten<br />
zurück. Webers „Pflichtgefühl“, so <strong>der</strong><br />
neue Herausgeber <strong>der</strong> Vorlesung in <strong>der</strong> Max<br />
Weber-Gesamtausgabe (MWG), Wolfgang<br />
Schluchter, habe den Ausschlag gegeben.<br />
Weber gehörte seit dem Sommersemester<br />
1919 zum Lehrkörper <strong>der</strong> Universität. Für<br />
die Annahme des Angebots aus München<br />
hatte er sich wohl auch deshalb entschieden,<br />
weil er die räumliche Nähe zu seiner<br />
einstigen Doktorandin Else Jaffé-Richthofen<br />
suchte, mit <strong>der</strong> ihn in den letzten Jahren eine<br />
Liebesbeziehung verband. Dieses Verhältnis<br />
wurde erst Jahre nach Webers Tod 1920 publik.<br />
Else Jaffé-Richthofen lebte bis zum Tod<br />
von Webers Bru<strong>der</strong> Alfred 1958 mit diesem<br />
in Heidelberg zusammen und starb selbst<br />
1973 im Alter von 99 Jahren.<br />
Nicht auszuschließen <strong>ist</strong>, dass Koketterie<br />
mit im Spiel <strong>ist</strong>, wenn Weber seine Vorlesung<br />
als eher misslungen darstellt. Denn<br />
in Wahrheit <strong>ist</strong> sie ein leuchtendes Beispiel<br />
für Webers Kunst, große Massen an Stoff zu<br />
bewältigen und thematisch zu konzentrieren.<br />
Schluchter meint deshalb auch, sie gehöre<br />
„zum intellektuellen Vermächtnis seiner letzten<br />
Jahre“ (S. 18). Mit Hellmann und Palyi,<br />
beide Teilnehmer an Webers Münchener<br />
Dozentenseminar, haben sich zwei kongeniale<br />
Mit- und Nachschreiber gefunden, die<br />
Webers Ton treffen und seine weitgehend frei<br />
vorgetragenen Gedanken stil<strong>ist</strong>isch beinahe<br />
besser umzusetzen verstehen, als <strong>der</strong> zu<br />
Schachtelsatzkonstruktionen und Substantivierungen<br />
neigende Weber selbst. Die hohe<br />
Qualität <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Grund dafür, dass die 1923<br />
erstmals veröffentlichte Mitschrift vollständige<br />
Aufnahme in die MWG gefunden hat und<br />
erklärt auch, dass <strong>der</strong> bei Duncker & Humblot<br />
verlegte Abriss mit 5. Auflagen (und einer 6.,<br />
die <strong>der</strong>zeit vorbereitet wird) überaus erfolgreich<br />
<strong>ist</strong>.<br />
MWG-Herausgeber Schluchter macht<br />
darauf aufmerksam (S. 13 Anm.), dass <strong>der</strong><br />
Abriss das erste in englischer Sprache veröffentlichte<br />
Weber-Werk <strong>ist</strong>, erschienen noch<br />
drei Jahre vor <strong>der</strong> englischen Ausgabe <strong>der</strong><br />
„Protestantischen Ethik“. Diese hatte Talcott<br />
Parsons übersetzt und, ergänzt um die<br />
„Vorbemerkung“ aus dem ersten Band <strong>der</strong><br />
„Religionssoziologie“, herausgegeben. Die<br />
Vorlesung <strong>ist</strong> klar geglie<strong>der</strong>t und erzählt im<br />
Wesentlichen die Geschichte und Vorgeschichte<br />
des mo<strong>der</strong>nen Kapitalismus. Auf<br />
eine kurze „Begriffliche Vorbemerkung“, in<br />
<strong>der</strong> u. a. <strong>der</strong> Begriff des wirtschaftlichen Handelns<br />
geklärt wird, folgen vier Kapitel, die sich<br />
mit verschiedenen h<strong>ist</strong>orischen Phasen wirtschaftlicher<br />
Entwicklung befassen. Auf die<br />
Agrarverfassung und das Entstehen einfachen<br />
Gewerbes folgen <strong>der</strong> Bergbau und <strong>der</strong><br />
Güter- und Geldverkehr im Vorkapitalismus,<br />
bis sich <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Kapitalismus entfaltet.<br />
Das Kapitalismus-Kapitel handelt vom<br />
Bürgertum und vom rationalen Staat und geht<br />
abschließend auf die ethische Grundlage kapital<strong>ist</strong>ischen<br />
Wirtschaftens ein. Eine Epoche<br />
nennt Weber „kapital<strong>ist</strong>isch“, wenn die Deckung<br />
des Bedarfs an Gütern vor allem „unternehmerisch“<br />
erfolgt. „Unternehmerisch“<br />
heißt, dass die Güter in einem Betrieb hergestellt<br />
werden, <strong>der</strong> seine Rentabilität durch<br />
Buchhaltung und Bilanzaufstellung kontrolliert.<br />
Eine <strong>der</strong>art „rationale“ Betriebsführung<br />
sei, so Weber, nur dem Okzident eigen (S.<br />
318 f.). Im Kapitalismus-Kapitel, das viele<br />
Parallelen zu den entsprechenden Ausarbeitungen<br />
in Wirtschaft und Gesellschaft aufwe<strong>ist</strong>,<br />
untermauert Weber im Wesentlichen<br />
seine Protestantismus-Kapitalismus-These<br />
von 1904. Die Originalität des Weberschen<br />
ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 99/1 (2013)<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart<br />
Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> unzulässig und strafbar.<br />
Das gilt insbeson<strong>der</strong>e für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in elektronischen Systemen.<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart 2013
124 Literatur<br />
Methodenansatzes wird deutlich. Ein beson<strong>der</strong>es<br />
Auge wirft er auf die „konkomitanten“<br />
Entwicklungen, so die Formulierung von<br />
Wolfgang Schluchter (S. 40), also die den Kapitalismus<br />
begünstigenden und ergänzenden<br />
Entwicklungen in den nicht-wirtschaftlichen<br />
Lebensbereichen.<br />
In <strong>der</strong> „Vorbemerkung“ zum ersten Band<br />
<strong>der</strong> religionssoziologischen Aufsätze bezeichnet<br />
Weber den Kapitalismus einmal<br />
als die „schicksalsvollste Macht unsres mo<strong>der</strong>nen<br />
Lebens“ (Gesammelte Aufsätze zur<br />
Religionssoziologie, Bd. 1, S. 4). Dies lässt<br />
auf eine Sorge Webers vor <strong>der</strong> künftigen Entwicklung<br />
schließen. Auch an<strong>der</strong>e Stellen in<br />
seinem Werk deuten auf einen ausgeprägten<br />
Zukunftsskeptizismus, um nicht zu sagen:<br />
Pessimismus hin. Berühmt <strong>ist</strong> das Ende <strong>der</strong><br />
ersten Protestantismusstudie o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong><br />
Vortrag „Wissenschaft als Beruf“ mit seiner<br />
Entzauberungs- und Sinndefizitthese. Im Abriss<br />
<strong>ist</strong> <strong>der</strong> Ton dagegen eher nüchtern, weniger<br />
wertend, analytisch. Allerdings berichten<br />
Palyi und Hellmann von einer „schlagenden<br />
und drastischen Ausdrucksweise“ Webers,<br />
die zu rekonstruieren sie außerstande gewesen<br />
seien (S. 69). Gelegentlich lässt sich<br />
trotzdem etwas davon erahnen: In dem Kapitel<br />
über den Bergbau nennt Weber die Kohle<br />
das „wertvollste“ und zugleich das „schicksalsvollste“<br />
Produkt des Okzidents (S. 252).<br />
„Schicksalsvoll“ <strong>ist</strong> sie deshalb, weil sie die<br />
Herstellung von Eisen ermöglicht. Das Eisen<br />
wie<strong>der</strong>um <strong>ist</strong> mit <strong>der</strong> schnellen Industrialisierung<br />
verbunden, die zu sozialen Konflikten<br />
führt. Weber berichtet von <strong>der</strong> Gründung von<br />
Kohlenbergwerken im 12. und 13. Jahrhun<strong>der</strong>t,<br />
und zwar aus den Klöstern heraus. Bemerkenswert<br />
<strong>ist</strong>, dass er als Folge des Kohlenbrandes<br />
in England die starke „Verpestung<br />
<strong>der</strong> Luft“ erwähnt und auf den „Raubbau an<br />
den Bodenschätzen“ hinwe<strong>ist</strong>. Als Beispiel<br />
für Letzteres führt er die „Entwaldung“ des<br />
Landes an, um Holzkohle zu gewinnen. Die<br />
Holzkohle wie<strong>der</strong>um diente bis Mitte des 18.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts <strong>der</strong> Erzeugung von Eisen. Da<br />
diese Bodenschätze nicht unerschöpflich<br />
sind, geht Weber davon aus, dass „das eiserne<br />
Zeitalter höchstens ein Jahrtausend“<br />
wird andauern können (S. 343, Anm.). Weber<br />
we<strong>ist</strong> auf diese Folge rasanter Industrialisierung<br />
freilich nur hin; er problematisiert<br />
die Entwicklung nicht, sodass er kaum als<br />
ein ökologischer Vordenker in Anspruch genommen<br />
werden kann. Dennoch zeugen diese<br />
Passagen von einer außergewöhnlichen<br />
Sensibilität für die ökologischen Folgen <strong>der</strong><br />
Industrialisierung. Weber geht davon aus,<br />
dass nur ein begrenztes und maßvolles Wirtschaften<br />
keine gravierenden nicht-wirtschaftlichen<br />
Folgen hat. Sobald eine bestimmte<br />
Grenze industrieller Produktion überschritten<br />
wird, droht diese in Destruktion umzuschlagen.<br />
Weber scheint <strong>der</strong> Auffassung zu sein,<br />
dass es zu dieser Grenzüberschreitung früher<br />
o<strong>der</strong> später unweigerlich kommt. Während<br />
die klösterlichen Bergwerke noch für<br />
den Eigenbedarf produzieren, geht es im<br />
Verlauf <strong>der</strong> weiteren Entwicklung darum, mit<br />
<strong>der</strong> Ausweitung <strong>der</strong> Produktion Gewinn zu<br />
machen. Das Profitinteresse wird zu einem<br />
wichtigen Antriebsfaktor. Als Beleg führt Weber<br />
die Kohleverschiffung in England an. Es<br />
wird nicht länger produziert, um den eigenen<br />
Bedarf zu decken, son<strong>der</strong>n um auf dem Weg<br />
des Handels Überschüsse zu erwirtschaften,<br />
die materielle Sicherheit und Versorgung in<br />
<strong>der</strong> Zukunft versprechen.<br />
Webers Begriff des Wirtschaftens, den<br />
man schon aus seiner „Wirtschaftssoziologie“<br />
in Wirtschaft und Gesellschaft kennt, <strong>ist</strong><br />
beson<strong>der</strong>s interessant. Wirtschaften <strong>ist</strong> für<br />
Weber <strong>der</strong> sparsame Umgang mit den zur<br />
Verfügung stehenden Mitteln, um das Überleben<br />
zu gewährle<strong>ist</strong>en. Ziel <strong>ist</strong>, das Leben<br />
ohne materielle Not fr<strong>ist</strong>en zu können. Weber<br />
definiert wirtschaftliches Handeln als<br />
„Fürsorge“ für „begehrte Nutzle<strong>ist</strong>ungen“.<br />
„Nutzle<strong>ist</strong>ungen“ sind jene Güter, die Produkte<br />
eines Herstellungsprozesses sind (S.<br />
81). Wirtschaften <strong>ist</strong>, könnte man im Sinne<br />
Webers sagen, <strong>der</strong> intelligente Umgang mit<br />
dem Wenigen. Damit hat Wirtschaften a priori,<br />
wie Weber schließt, eine „Tendenz zur<br />
Rationalisierung“ (S. 83). Deren Ziel <strong>ist</strong> es,<br />
die Produktionskosten zu senken o<strong>der</strong> auch:<br />
mit einem möglichst geringen Einsatz von<br />
Kraft und Energie ein möglichst optimales<br />
Betriebsergebnis zu erzielen. So erklärt sich<br />
die Entstehung von Technik. Sie ermöglicht<br />
eine Beschleunigung <strong>der</strong> Produktion und<br />
eine Vervielfältigung <strong>der</strong> Produkte. Rationalisierung<br />
löst auch, wie es bei Weber heißt,<br />
„eine fieberhafte Jagd nach Erfindungen“ aus<br />
(S. 348). Wirtschaftsgeschichte <strong>ist</strong>, so fasst<br />
Weber zusammen, „in gewissem Sinn und in<br />
gewissen Grenzen die Geschichte des heute<br />
zum Siege gelangten ökonomischen, auf<br />
ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 99/1 (2013)<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart<br />
Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> unzulässig und strafbar.<br />
Das gilt insbeson<strong>der</strong>e für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in elektronischen Systemen.<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart 2013
Rezensionen<br />
Rechnung aufgebauten Rationalismus“ (S.<br />
94). Das heiß aber nicht, dass <strong>der</strong> Mensch<br />
seit jeher und immer wirtschaftlich („rational“)<br />
gewirtschaftet hätte. Der Herausgeber zitiert<br />
aus einem noch unveröffentlichten Brief Webers<br />
von 1910 eine Bemerkung, wonach die<br />
Abfassung einer Wirtschaftsgeschichte die<br />
„Geschichte <strong>der</strong> menschlichen Unwirtschaftlichkeit“<br />
einschließen müsse (S. 10). Der<br />
„homo oeconomicus“ <strong>ist</strong> damit weitgehend<br />
eine Fiktion, ein „Idealtypus“. In Wirklichkeit<br />
<strong>ist</strong> Wirtschaftsgeschichte immer auch die Geschichte<br />
<strong>der</strong> Abweichung von ökonomischer<br />
Rationalität.<br />
Deutlicher als in an<strong>der</strong>en Schriften unterscheidet<br />
Weber in <strong>der</strong> Vorlesung zwischen<br />
„formaler“ und „materialer Rationalität“.<br />
Zwischen beiden wüte ein „Kampf“ (S. 95).<br />
Interessant <strong>ist</strong>, dass er nicht nur das Ansinnen,<br />
Güter „gerecht“ zu verteilen, als „material<br />
irrational“ bezeichnet, son<strong>der</strong>n auch das<br />
wirtschaftliche Spekulieren. Es <strong>ist</strong> deshalb<br />
„irrational“, weil es nicht <strong>der</strong> Güterproduktion,<br />
son<strong>der</strong>n dem Geldgewinn dient. Die Spekulation<br />
ruft, so Weber, regelmäßig Wirtschaftskrisen<br />
hervor. Ihnen widmet er einen eigenen<br />
Paragraphen (S. 326 ff.). Darin unterscheidet<br />
er die begrenzte Spekulation von <strong>der</strong> „Überspekulation“<br />
(S. 330), die zu Überproduktion<br />
bei abnehmen<strong>der</strong> Nachfrage führe und<br />
damit eine massive Störung des wirtschaftlichen<br />
Gleichgewichts nach sich ziehe. Wie<br />
bei Marx klingt, was Weber im Folgenden<br />
beschreibt: Die mit <strong>der</strong> Verkokung von Kohle<br />
möglich gewordene Herstellung von Eisen<br />
befreie die Produktion „von ihren organischen<br />
Schranken, in welchen die Natur sie<br />
gefangen hielt“ (S. 330). In <strong>der</strong> Folge komme<br />
es zu Krisen, die freilich nicht in jedem Teil<br />
<strong>der</strong> Welt dieselben Folgen hätten. An diesem<br />
Punkt kommt die Religion ins Spiel. Weber<br />
erwähnt, dass in Japan o<strong>der</strong> China Krisen<br />
als Ausdruck einer indisponierten Gottheit<br />
angesehen würden, <strong>der</strong> Arbeiter im Okzident<br />
hingegen durchschaue, dass kein Gott,<br />
son<strong>der</strong>n die Wirtschaftsverfassung o<strong>der</strong> die<br />
Gesellschaftsordnung selbst <strong>der</strong> Grund <strong>der</strong><br />
Krise und <strong>der</strong> eigenen desolaten Lage sei.<br />
Für Weber <strong>ist</strong> dies die Erklärung dafür, dass<br />
nur im Okzident „rationaler Sozialismus“ entstehen<br />
konnte (S. 331). Offensichtlich hatte<br />
Weber keine Gelegenheit, seine Ausführungen<br />
zu differenzieren, denn nicht überall im<br />
„Okzident“ entsteht „rationaler Sozialismus“.<br />
125<br />
Werner Sombart widmet dieser Frage bekanntlich<br />
seine Studie Warum gibt es in den<br />
Vereinigten Staaten keinen Sozialismus?<br />
(1906). Nach Sombart verhin<strong>der</strong>ten in den<br />
USA ein ausgeprägter Individualismus und<br />
ein relativ hohes Arbeitseinkommen die Entstehung<br />
des kontinentaleuropäischen Sozialismus.<br />
Die amerikanischen Arbeiter waren<br />
weniger isoliert und auch ethnisch zu heterogen,<br />
um sich als „Klasse“ zu konstituieren. Es<br />
herrschte zudem Arbeitskräfteknappheit.<br />
Die Ergebnisse <strong>der</strong> Studie stellen Webers<br />
Diagnose allerdings nicht grundsätzlich<br />
in Frage. Neu und innovativ bei Weber <strong>ist</strong> die<br />
Erklärung, dass die religiöse Entzauberung<br />
die Kritik an <strong>der</strong> wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />
Verfassung entscheidend begünstigt<br />
habe und letztlich mitverantwortlich<br />
gewesen sein dürfte für den entstehenden<br />
Klassenkonflikt. Zum Ende seiner Vorlesung<br />
zieht Weber ein ähnliches Fazit wie in seiner<br />
ersten Studie zur „Protestantischen Ethik“.<br />
Die Religion habe zwar den Kapitalismus<br />
maßgeblich ermöglicht, allerdings sei die religiöse<br />
Wurzel im Augenblick <strong>der</strong> Entfaltung<br />
des Kapitalismus weitgehend abgestorben<br />
(S. 395). Im Unterschied zur Protestantismusstudie<br />
eröffnet Weber jetzt nicht das düstere<br />
Szenario eines im Entstehen begriffenen<br />
„stahlharten Gehäuses“, son<strong>der</strong>n bezieht<br />
sich auf die zeitgenössische Gesellschaft,<br />
die er am Klassenkonflikt zerbrechen sieht.<br />
Weil die Religion ihre Zauberkraft verloren<br />
habe, sei sie außerstande, den Arbeiter<br />
über sein Schicksal hinwegzutrösten. Weber<br />
glaubt deshalb, dass die Spannungen in <strong>der</strong><br />
Gesellschaft weiter zunehmen werden.<br />
Die Neuedition enthält neben den Mitschriften<br />
von Palyi und Hellmann die <strong>der</strong> Studenten<br />
Erwin Stölzl und Georg Girisch. Diese<br />
Texte sind nicht ausformuliert, es handelt sich<br />
lediglich um stichwortartige Aufzeichnungen,<br />
die keine Anhaltspunkte für eine fehlerhafte<br />
Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong> Erst-Mitschriften enthalten.<br />
Man kann deshalb fragen, warum sie in den<br />
Band aufgenommen wurden. Das gilt auch<br />
für die Notizen aus dem Nachlass von Carl<br />
Schmitt, die rund drei Seiten umfassen. Die<br />
Herausgeber haben sich für die Wie<strong>der</strong>gabe<br />
aufgrund <strong>der</strong> „Bedeutung“ von Schmitt<br />
entschieden (S. 530). Schmitt, Vorlesungszuhörer<br />
und Teilnehmer an Webers zweiwöchigem<br />
Dozentenseminar, <strong>ist</strong> von 1919 bis<br />
1921 Dozent für Öffentliches Recht an <strong>der</strong><br />
ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 99/1 (2013)<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart<br />
Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> unzulässig und strafbar.<br />
Das gilt insbeson<strong>der</strong>e für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in elektronischen Systemen.<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart 2013
126 Literatur<br />
Münchener Handelshochschule. Zunächst<br />
mit literarischen Versuchen hervorgetreten<br />
(z. B. Theodor Däublers ,Nordlicht’, 1916),<br />
veröffentlicht er 1919 die Studie Politische<br />
Romantik, in <strong>der</strong> er die gesamte Mentalität<br />
<strong>der</strong> bürgerlichen Welt verwirft; diese sei<br />
durch Unentschiedenheit und fortdauerndes<br />
Gespräch gekennzeichnet. Der Titel <strong>ist</strong> insoweit<br />
ironisch gemeint, als <strong>der</strong> Romantiker<br />
zum eigentlich Politischen: <strong>der</strong> „Entscheidung“,<br />
nach Schmitt gar nicht fähig <strong>ist</strong>. 1921<br />
erscheint sein erstes Hauptwerk Die Diktatur,<br />
in dem er sich für die „kommissarische“<br />
Diktatur ausspricht, die eine Diktatur auf Zeit<br />
sei und dem Erhalt <strong>der</strong> Verfassung diene. Zugleich<br />
problematisiert er die Geltungsbedingungen<br />
des „bürgerlichen“ Rechtsstaats, wie<br />
er mit <strong>der</strong> Weimarer Reichsverfassung von<br />
1919 institutionelle Gestalt gewinnt. In München<br />
hört er auch Webers Vorträge „Wissenschaft<br />
als Beruf“ und „Politik als Beruf“ und<br />
beteiligt sich später mit einer „Soziologie des<br />
Souveränitätsbegriffs“ an <strong>der</strong> von Melchior<br />
Palyi herausgegebenen Erinnerungsgabe an<br />
Max Weber (1923).<br />
Geht man dem Literaturhinweis <strong>der</strong> Herausgeber<br />
<strong>der</strong> wirtschaftsgeschichtlichen Vorlesung<br />
nach und liest in Schmitts Aufzeichnungen<br />
über die Militärzeit, findet sich, dass<br />
dieser sich in seinem Denken von Weber<br />
bestärkt sah. In Webers Typus „charismatischer<br />
Legitimität“ sieht er einen politisch gewendeten,<br />
ursprünglich theologischen Begriff<br />
(Politische Theologie II, 1970, S. 62). Er teilt<br />
Webers Kritik des Pazifismus und <strong>der</strong> Moralisierung<br />
<strong>der</strong> Politik, wie dieser sie angesichts<br />
<strong>der</strong> Münchener Revolutions- und Bürgerkriegslage<br />
vorträgt.<br />
Wenn auch die Aufnahme <strong>der</strong> Notizen in<br />
den Band nicht zwingend erscheint, ermuntert<br />
dieser Nachlassfund doch, sich (nach <strong>der</strong><br />
Studie von Gary L. Ulmen, Politischer Mehrwert,<br />
1991) noch einmal mit dem Verhältnis<br />
Schmitt/Weber zu beschäftigen, das freilich<br />
spannungsreicher und wi<strong>der</strong>sprüchlicher <strong>ist</strong>,<br />
als Schmitt glauben macht: Denn gerade<br />
Weber <strong>ist</strong> auch ein Vertreter jener liberalen<br />
„Bürgerlichkeit“, die Schmitt so vehement bekämpft.<br />
Wolfgang Hellmich<br />
Dr. W. H., In den Fischergärten 3, 72074 Tübingen,<br />
wolfgang _hellmich@t-online.de<br />
GEORGE KATEB. Human Dignity. Cambridge, MA/London: The Belknap Press of<br />
Harvard University Press, 2011, xiii + 238 pp. ISBN: 978-0-674-04837-9<br />
Man’s place in the world is a significant matter,<br />
both from an ex<strong>ist</strong>ential and a practical viewpoint.<br />
George Kateb’s Human Dignity deals<br />
with, inter alia, moral philosophy, philosophical<br />
anthropology (establishing the basis for human<br />
dignity) and philosophy of law (addressing the<br />
subject of human rights). Despite the scope of<br />
the inquiry, the author has managed to present<br />
his ideas in a book of modest proportions.<br />
Many works that deal with topics such as<br />
these excel in producing opaque arguments,<br />
larded with language of the same nature. Fortunately,<br />
Kateb is a positive exception in this<br />
regard. Not only does he steer clear of such<br />
a modus operandi, he also explicates matters<br />
in instances in which this is desirable. This,<br />
together with the author’s accessible style,<br />
makes the difficulties readily apparent. That<br />
such ex<strong>ist</strong> at all is, of course, unwelcome, but<br />
this state of affairs is still preferable to one<br />
– not seldom found in present-day philosophy<br />
– in which the rea<strong>der</strong> is forced to find his<br />
way through a web of intricacies spun by the<br />
author in an attempt to hide the weaknesses<br />
in his theory. Kateb can, in any event, not be<br />
accused of such a course of action. He seeks<br />
to locate the foundation of human dignity and<br />
to know which consequences follow from it.<br />
The outline of Human Dignity is presented<br />
thus: “I wish to go to the extent of saying<br />
that the human species is indeed something<br />
special, that it possesses valuable, commendable<br />
uniqueness or d<strong>ist</strong>inctiveness that is<br />
unlike the uniqueness of any other species. It<br />
has higher dignity than all other species, or a<br />
qualitatively different dignity from all of them.<br />
The higher dignity is theoretically founded on<br />
humanity’s partial discontinuity with nature.<br />
Humanity is not only natural, whereas all<br />
other species are only natural. The reasons<br />
for this assertion, however, have nothing to<br />
do with theology or religion.<br />
ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 99/1 (2013)<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart<br />
Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> unzulässig und strafbar.<br />
Das gilt insbeson<strong>der</strong>e für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in elektronischen Systemen.<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart 2013
Rezensionen<br />
I therefore work with the assumption<br />
that we can d<strong>ist</strong>inguish between the dignity<br />
of every human individual and the dignity of<br />
the human species as a whole. With that assumption<br />
in place, I make another assumption,<br />
that the dignity of every individual is<br />
equal to that of every other; which is to say<br />
that every human being has a status equal to<br />
that of all others. […] All individuals are equal;<br />
no other species is equal to humanity. These<br />
are the two basic propositions that make up<br />
the concept of human dignity. The idea that<br />
humanity is special comes into play when<br />
species are compared to one another from<br />
an external and deindividualized (though of<br />
course only human) point of view. When we<br />
refer to the dignity of the human species, we<br />
could speak of the stature of the human race<br />
as d<strong>ist</strong>inguished from the status of individuals.”<br />
(pp. 5, 6).<br />
Kateb’s notion of ‘human dignity’ is an<br />
intricate one, incorporating status and stature<br />
(p. 9; cf. p. 18) (as just mentioned). One<br />
won<strong>der</strong>s, though, what could prompt such an<br />
amalgam. If there were merely a need to un<strong>der</strong>line<br />
the special contributions individuals<br />
(are able to) accomplish, the stature aspect<br />
would obviously be a superfluous addition.<br />
The benefit – if that is what this is – of such<br />
a conception is, in any event, that it includes<br />
those who cannot claim any merit; for them<br />
the stature aspect is the crucial element. A<br />
clear downside of this element is its vagueness,<br />
which may be precisely what accounts<br />
for its success to accommodate those that<br />
lack a status in the sense in which it is usually<br />
un<strong>der</strong>stood (the status of one human being<br />
not being equal to that of all others, in contrad<strong>ist</strong>inction<br />
to what is the case in the author’s<br />
conception).<br />
The difficulties are brought to the fore by<br />
Kateb’s ins<strong>ist</strong>ence to consi<strong>der</strong> uniqueness to<br />
be “[…] the element common to status and<br />
stature […].” (p. 8). This becomes apparent<br />
when it is somewhat concretized: “[…] the dignity<br />
of the human species lies in its uniqueness<br />
in a world of species. I am what no one<br />
else is, while not ex<strong>ist</strong>entially superior to<br />
anyone else; we human beings belong to a<br />
species that is what no other species is; it is<br />
the highest species on earth – so far.” (p. 17).<br />
Still, if Kateb is, as would appear to be the<br />
case, not willing to single out one or more actual<br />
criteria on the basis of which the human<br />
127<br />
species’s dignity would subsequently be defended,<br />
it is simply the bare fact of belonging<br />
to this species that is decisive, namely (presumably)<br />
having certain physical character<strong>ist</strong>ics,<br />
making the decisive element an arbitrary<br />
one. Once the author reaches the point<br />
where he starts to l<strong>ist</strong> the character<strong>ist</strong>ics that<br />
are unique to human beings, it is clear that he<br />
dismisses such a way out (and rightly so, for<br />
the reason just mentioned), but he does not<br />
provide another solution: “All the traits and<br />
attributes are based in the body, but none is<br />
reducible to a merely biological phenomenon<br />
with an exclusively biological explanation.”<br />
(p. 133). The d<strong>ist</strong>inction between animals and<br />
human beings, at least in the way the author<br />
presents it, easily leads to the (rightful) accusation<br />
of speciesism. (Kateb denies that<br />
the accusation of speciesism (referring to it<br />
as ‘species snobbery’) applies to his position<br />
(p. 179), but I have found no basis in his work<br />
that would substantiate this statement.)<br />
It is not reason (in whatever sense) that is<br />
crucial, as this would exclude those who are<br />
seriously cognitively impaired, and would easily<br />
force a modification of this outlook, either<br />
conferring dignity on those animals that exhibit<br />
more intelligence than these individuals,<br />
or denying these individuals dignity. Neither<br />
of these options is open to Kateb, which makes<br />
the vagueness of his definitions all the<br />
more problematical. (Incidentally, it is a non<br />
sequitur to conclude from the mere fact that<br />
the human species is unique that it should eo<br />
ipso be ‘elevated’ in some way compared to<br />
the other species.)<br />
It is almost as if the theory were<br />
constructed with the agenda in mind to create<br />
a ‘safe haven’ for every human being, while<br />
being able to justify a different treatment for<br />
animals, whose suffering, not belonging to a<br />
species that is unique, is less important than<br />
that of mankind (pp. 22, 23). (Kateb does not<br />
ignore animals’ suffering, though, and speaks<br />
of animal rights as “[…] made up of two components:<br />
the quasi-moral and the quasi-ex<strong>ist</strong>ential,<br />
in analogy with human rights.” (p.<br />
117).) The protective stance towards human<br />
beings becomes apparent, e. g., when Kateb<br />
says, committing an argumentum ad consequentiam:<br />
“[…] we should not speak as if at<br />
any time degraded human beings are no longer<br />
human; to do so would justify the treatment<br />
inflicted on them.” (p. 21).<br />
ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 99/1 (2013)<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart<br />
Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> unzulässig und strafbar.<br />
Das gilt insbeson<strong>der</strong>e für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in elektronischen Systemen.<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart 2013
128 Literatur<br />
On the basis of the foregoing, it appears<br />
difficult, if not downright impossible, to delineate<br />
a domain to which human beings exclusively<br />
belong on account of a non-trivial<br />
trait. This may be called a lower limit when it<br />
comes to seeking a contrast with those species<br />
that (supposedly) lack (this sort of) dignity.<br />
The upper limit, by contrast, lies in the<br />
acknowledgement of the non-ex<strong>ist</strong>ence of a<br />
special standing for those human beings that<br />
are endowed with extraordinary qualities, although<br />
the author does not overlook the differences<br />
between individual human beings.<br />
Still, he seems to need precisely the achievements<br />
of such individuals to buttress the<br />
special position of mankind, pointing to “[…]<br />
the great achievements that testify to human<br />
stature because […] they rebut the contention<br />
that human beings are merely another<br />
species in nature, and thus prepare the way<br />
for us to regard every person in his or her potentiality.”<br />
(p. 8; cf. p. 115).<br />
‘Great achievements’ would in fact plead<br />
inequality among human beings (since the<br />
achievements of some exceed those of<br />
others). The uniqueness of the species can,<br />
accordingly, only be said to follow from the<br />
achievements of great individuals (or at least<br />
not from the acts of each individual); in the<br />
most extreme cases (people that are significantly<br />
cognitively impaired), individuals are<br />
not even capable of performing unique accomplishments.<br />
It must be granted that the<br />
great achievements are connected to human<br />
stature (p. 179) rather than to the status of<br />
individuals, so that individuals may be said to<br />
‘share’ in the achievements: they are of the<br />
same species as the ‘great’ individuals and<br />
might be consi<strong>der</strong>ed, from this perspective,<br />
to achieve great things if the circumstances<br />
had been different, whereas an animal would<br />
(presumably) never be able to, e. g., compose<br />
music or prove a theorem. If this reasoning<br />
is carried through cons<strong>ist</strong>ently, those individuals<br />
who are unable to contribute in such a<br />
way should not be consi<strong>der</strong>ed human beings<br />
(or even individuals).<br />
The alternative cons<strong>ist</strong>s in including such<br />
beings, at the expense of the disappearance<br />
of the demarcation line (the lower limit just<br />
mentioned) between human beings and animals.<br />
This is not what Kateb would argue,<br />
focusing on the fact of being human: “There<br />
are people who are so disabled that they cannot<br />
function. Does the idea of dignity apply<br />
to them? Yes, they remain human beings in<br />
the most important respect. If they cannot actively<br />
exercise many or any of their rights they<br />
nevertheless retain a right to life, whatever<br />
their incapacities (short of the most extreme<br />
failures of functioning).” (p. 19).<br />
It is not surprising that Kateb finds himself<br />
in a split (or dilemma). He – rightly – denies<br />
that the whole human record is personified in<br />
every individual, but states that, on the basis<br />
of the stature aspect, each one has all the<br />
human character<strong>ist</strong>ics (pp. 125, 126; cf. p.<br />
179). On the one hand, individuals are not<br />
the personification of the human record (so<br />
that the individuals whose mental capacities<br />
are exceeded by those of some animals are<br />
included – at the same time, a supposedly<br />
common ground (the very human record) between<br />
‘great’ individuals and these individuals<br />
is lost), but on the other hand, every individual<br />
has all the decisive traits and attributes<br />
to include him (which is easily refuted on the<br />
basis of experience). This theory may be said<br />
to want too much, so to speak: it is not prepared<br />
to sacrifice what is special in humanity<br />
but fails to accept the consequences of this<br />
premise when it is pressed to do so, thus<br />
leaving an account that may be consi<strong>der</strong>ed<br />
incons<strong>ist</strong>ent or even void.<br />
What does all this mean for the issue<br />
of granting rights? Kateb says: “Two kinds<br />
of equality are involved when the state recognizes<br />
and respects human rights. First,<br />
there is moral equality, and second, there is<br />
the equal status of every individual.” (p. 30).<br />
The first sort of equality is difficult to maintain<br />
in the light of the foregoing analysis. The second<br />
sort of equality, the equal status of every<br />
individual, can be defended, but in or<strong>der</strong><br />
to eliminate the difficulties pointed out above,<br />
another foundation – or, rather, a foundation<br />
– must be provided.<br />
The problem with ‘human dignity’, it<br />
seems, is that it is an honorific rather than<br />
a description, so that the reason why dignity<br />
should be bestowed on human beings remains<br />
to be clarified. One may contrast this<br />
with an honorific bestowed on, e. g., athletes<br />
who have shown extraordinary accomplishments.<br />
They are praised for this, and in this<br />
cons<strong>ist</strong>s the honorific: the honorific is based<br />
on some quality or performance consi<strong>der</strong>ed<br />
exceptional by some. Crucially, such an ho-<br />
ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 99/1 (2013)<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart<br />
Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> unzulässig und strafbar.<br />
Das gilt insbeson<strong>der</strong>e für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in elektronischen Systemen.<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart 2013
Rezensionen<br />
norific can only have a meaning if the reason<br />
for it to be bestowed can be contrasted with<br />
situations in which it would be out of place.<br />
The honorific is bestowed on athletes who<br />
show, as I said, extraordinary accomplishments.<br />
They are ‘extra’-‘ordinary’ (beyond<br />
the ordinary) in the sense that ordinary people<br />
(or the athletes with whom they compete)<br />
cannot (or, in any event, do not) perform such<br />
feats.<br />
In the case of ‘human dignity’, the problem<br />
seems to be that everyone who is a<br />
human being is eo ipso qualified a proper<br />
candidate to have dignity bestowed on him.<br />
There is no contrast (not even with those who<br />
lack reason, who are still treated with dignity<br />
(if they cannot fend for themselves, they are<br />
not simply abandoned, which would probably<br />
mean their death, but are taken care of in<br />
special institutions)). There is, of course, the<br />
more fundamental contrast with non-humans<br />
(animals), but that is not relevant here: even<br />
if such a contrast could be defended within<br />
Kateb’s theory (quod non), this would still not<br />
provide sufficient justification to speak of human<br />
dignity (at least not in all cases). If there<br />
is no criterion to bestow an honorific – as dignity<br />
may be said to be –, the honorific itself<br />
loses all meaning.<br />
That this problem ensues can be explained<br />
from the way the author qualifies<br />
‘dignity’, which is not unrelated to the issue<br />
of the inclusion of every human being in the<br />
realm of subjects having dignity, for Kateb<br />
speaks of ‘human dignity’ as an ex<strong>ist</strong>ential<br />
rather than a moral value (pp. 10–17). He demonstrates<br />
his awareness of the difference<br />
with a view such as Kant’s, who does connect<br />
dignity with morality (p. 13). (Incidentally,<br />
Kant speaks not about human dignity per se,<br />
arguing that any rational being may have dignity.)<br />
Kant’s approach faces some – or, rather,<br />
many – difficulties of its own, but he is in<br />
any case clear about the criteria for dignity<br />
to be bestowed on a being. Such an option<br />
seems ruled out in Kateb’s line of thought, ins<strong>ist</strong>ing<br />
that “Human dignity is an ex<strong>ist</strong>ential<br />
value; value or worthiness is imputed to the<br />
identity of the person or the species.” (p. 10).<br />
On p. 24, Kateb says of human stature: “Human<br />
stature is essentially an ex<strong>ist</strong>ential, not a<br />
moral, value.”<br />
An alternative would be, then, not to focus<br />
on the ‘human’ part of ‘human dignity’<br />
129<br />
but rather to deem a character<strong>ist</strong>ic decisive<br />
which some may be said to exhibit and which<br />
others lack, such as rationality. Such an alternative<br />
brings its own complications with it, but<br />
these need not be discussed here as Kateb<br />
does not opt for it (indeed, as I indicated, the<br />
problem is rather that he does not choose at<br />
all). I mention it merely to remark that an alternative<br />
to Kateb’s theory, which would, of<br />
course, have to be examined just as critically,<br />
is not readily available, at least not as long as<br />
one aspires to present a theory that is just as<br />
elevated. Perhaps one may even reach the<br />
conclusion that such a project must be given<br />
up.<br />
In any event, Kateb’s ambition seems to<br />
exceed what he can demonstrate, and the<br />
extent to which a theory must be justified corresponds<br />
with that of its claims rather than<br />
with its (intuitive) appeal or the aspirations of<br />
its originator. That is not to say that the book<br />
is without merit, but such merit lies primarily<br />
in indicating what is at stake in the human<br />
dignity debate, and in which setting such a<br />
debate can take place.<br />
Jasper Doomen<br />
J.D., J. Perkstraat 4 A, 2321 VH Leiden, The<br />
Netherlands, jasperdoomen@yahoo.com<br />
ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 99/1 (2013)<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart<br />
Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> unzulässig und strafbar.<br />
Das gilt insbeson<strong>der</strong>e für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in elektronischen Systemen.<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart 2013
130 Literatur<br />
RALF KONERSMANN (Hrsg.). Wörterbuch <strong>der</strong> philosophischen Metaphern, 3. Auflage,<br />
D armstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2011, 592 Seiten, E 100,–.<br />
A metaphoris autem abstinendum philosopho.<br />
Mit diesem auf Berkeley zurückgehenden<br />
Satz lässt sich die bis heute weit<br />
verbreitete Skepsis des Wissenschaftlers<br />
gegenüber Metaphern beschreiben. Diese<br />
werden als bloß rhetorisches Stilmittel aufgefasst,<br />
dessen Unschärfe, Vieldeutigkeit und<br />
Irrationalität es für einen sachlichen Diskurs,<br />
<strong>der</strong> auf die präzise Formulierung des eigenen<br />
Gedankens angewiesen <strong>ist</strong>, im besten<br />
Falle als überflüssig, im schlechtesten sogar<br />
als schädlich erscheinen lässt. 1 Zu unrecht.<br />
Denn Metaphern und metaphernbasierte<br />
Modelle sind ein zentraler Bestandteil <strong>der</strong><br />
wissenschaftlichen Sprachspiele – dies weiß<br />
nicht zuletzt <strong>der</strong> alltäglich mit dem „Willen<br />
des Gesetzgebers“, „logischen Sekunden“<br />
und „jur<strong>ist</strong>ischen Personen“ operierende Jur<strong>ist</strong>.<br />
2 Deshalb <strong>ist</strong> es gerade auch aus rechtswissenschaftlicher<br />
Sicht nachdrücklich zu<br />
begrüßen, dass die von Hans Blumenberg<br />
1960 mit den „Paradigmen zu einer Metaphorologie“<br />
3 zu neuem Leben erweckte Forschungsrichtung<br />
<strong>der</strong> Metaphorologie, <strong>der</strong><br />
Wissenschaft von und über die „Erzählungen,<br />
die sich als Einzelwort maskieren“ (S.<br />
17), in dem Wörterbuch <strong>der</strong> philosophischen<br />
Metaphern (WPM) einen lexikalischen Gralshüter<br />
gewonnen hat.<br />
Der Herausgeber hat Lemmata wechseln<strong>der</strong><br />
Bearbeiter zu 40 sogenannten Titelmetaphern<br />
zusammengetragen. Damit<br />
sind solche Metaphern gemeint, die „einen<br />
kohärenten Vorstellungszusammenhang<br />
[überschreiben], <strong>der</strong> durch das Titelwort vorgegeben<br />
<strong>ist</strong> und dessen konkrete Gestalt<br />
zeiträumlich variieren kann“ (S. 15). Mit dem<br />
WPM betritt Konersmann, wenn man von einem<br />
erfolglos gebliebenen Versuch Johann<br />
Georg Sulzers von 1767 absieht, editorisches<br />
Neuland. Die verbreitet geltend gemachten<br />
Einwände, dass die Metaphorologie die Ordnungsfuktion<br />
<strong>der</strong> Begriffsgeschichte untergrabe<br />
und, wenn überhaupt, nicht lexikalisch<br />
zu betreiben sei, weil eine Metapher nur in<br />
<strong>der</strong> Konkretion ihrer Anwendung betrachtet<br />
werden könne, erkennt Konersmann ebenso<br />
entspannt an wie die kaum begründbare Anzahl<br />
und Auswahl <strong>der</strong> bearbeiteten Titelmetaphern<br />
(S. 13, 17, 18). Denn es geht nicht um<br />
eine abschließende Untersuchung, son<strong>der</strong>n<br />
um eine offene Interpretation, ein Werk „seiner<br />
Autoren und Leser“ (S. 19, Hervorhebung<br />
des Rezensenten): Der hergebrachten enzyklopädischen<br />
Hermetik des Wörterbuchs wird<br />
eine erfrischende topologische Hermeneutik<br />
<strong>der</strong> Wörterschrift entgegensetzt. 4 Damit erwe<strong>ist</strong><br />
sich das Werk als Produkt eben <strong>der</strong> von<br />
Blumenberg beschriebenen mo<strong>der</strong>nen Kontingenzkultur,<br />
die sich durch den Grundgedanken<br />
auszeichnet, dass nicht sein muss,<br />
was <strong>ist</strong>: 5 Der Umweg <strong>der</strong> Geschichte führt<br />
über die Brücke des Aushaltens <strong>der</strong> Differenz<br />
zur Aufhebung <strong>der</strong>selben – „Metaphern […]<br />
indizieren Kontingenz – und sie kompensieren<br />
Kontingenz.“ (S. 12).<br />
Die offene Gesamtkonzeption bringt<br />
eine weitgehende Heterogenität <strong>der</strong> Beiträge<br />
mit sich, was nicht nur ihre metaphorologischen<br />
Ausgangspositionen, son<strong>der</strong>n<br />
auch ihren Umfang und Aufbau sowie ihre<br />
Qualität betrifft. Daher kann vorliegend keine<br />
Wie<strong>der</strong>gabe aller o<strong>der</strong> eines typischen<br />
Beitrags erfolgen. Hingewiesen sei jedoch<br />
zunächst auf den Beitrag „Kreuz“ von Winfried<br />
Brugger, dem einzigen Jur<strong>ist</strong>en unter<br />
1 Vgl. Richard Dawkins, Unweaving the Rainbow, Boston 1998, S. 180 ff., 184: “dangers of becoming<br />
intoxicated by symbolism, by meaningless resemblances”.<br />
2 Einen instruktiven Überblick über die einzelnen Bedeutungsebenen <strong>der</strong> Metapher im Recht liefert:<br />
Finn Makela, Metaphors and Models in Legal Theory, in: Les Cahiers de Droit, vol. 52 (2011), S. 397<br />
ff.<br />
3 Zuvor bereits: Licht als Metapher <strong>der</strong> Wahrheit. Im Vorfeld <strong>der</strong> philosophischen Begriffsbildung<br />
(1957), abgedruckt in: Anselm Haverkamp (Hrsg.), Hans Blumenberg – Ästhetische und metaphorologische<br />
Schriften, Frankfurt 2009, S. 139 ff.<br />
4 Vgl. Jacques Derrida, De la grammatologie, Chapitre 1: «La fin du livre et le commencement de<br />
l’écriture», Paris 1967, p. 15 ff.<br />
5 Hans Blumenberg, Die Sorge geht über den Fluß, Frankfurt 1987, S. 57.<br />
ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 99/1 (2013)<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart<br />
Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> unzulässig und strafbar.<br />
Das gilt insbeson<strong>der</strong>e für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in elektronischen Systemen.<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart 2013
Rezensionen<br />
den Autoren. Hierin legt Brugger eine Kurzversion<br />
seiner bereits mehrfach publizierten 6<br />
entscheidungstheoretischen Anthropologie<br />
nie<strong>der</strong>, die jedoch bedauerlicherweise den<br />
spezifisch metaphorischen Gehalt des Kreuzes<br />
kaum beleuchtet. Aus jur<strong>ist</strong>ischer Sicht<br />
spannen<strong>der</strong> <strong>ist</strong> deshalb beispielsweise die<br />
Bearbeitung „Netz“ von Chr<strong>ist</strong>ian J. Emden,<br />
welche die rechtliche Obligation mit den<br />
Begriffen des nexus/nectere in Verbindung<br />
bringt und den Leser unwillkürlich an die<br />
Verstrickung des Straf- und Zivilrechts denken<br />
lässt. Ebenso gedankenreich sind die<br />
Ausführungen von Susanne Lüdemann zur<br />
Metapher „Körper, Organismus“, die in ebenso<br />
verständlicher wie überzeugen<strong>der</strong> Weise<br />
die Entwicklung <strong>der</strong> Körperschaft des Staates<br />
aus <strong>der</strong>jenigen <strong>der</strong> Kirche nachzeichnet,<br />
die ihrerseits vom corpus chr<strong>ist</strong>i und dessen<br />
antiken Vorläufern herrührt. Wie sich <strong>der</strong> Kultur-<br />
und Ausbildungsbegriff aus <strong>der</strong> Metapher<br />
„Pflanze“ kr<strong>ist</strong>allisieren, zeigen Theda Rehbock<br />
und Nele Schnei<strong>der</strong>eit unter an<strong>der</strong>em<br />
mit <strong>der</strong> interessanten Beobachtung auf, dass<br />
die lateinische cultura, die bekanntlich Pflege,<br />
Anbau und Verehrung zugleich als Momente<br />
in sich vereint, bis in das 18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
„ gar nicht ohne einen spezifizierenden<br />
Genitiv“ (S. 274), also ohne die Klarstellung,<br />
was genau man denn kultivieren wolle, vorkommt.<br />
Begriffe wie „Verfassungsbaum“, „organisches<br />
Schuldverhältnis“ müssen somit<br />
nicht bemüht werden, um die Relevanz <strong>der</strong><br />
Pflanzenmetapher im rechtskulturellen Diskurs<br />
zu belegen. Die hier begonnene L<strong>ist</strong>e<br />
ließe sich leicht fortsetzen, zum Beispiel mit<br />
den Beiträgen von Werner Köster zu „Raum“<br />
(vgl. Raum <strong>der</strong> Freiheit, <strong>der</strong> Sicherheit und<br />
des Rechts, Art. 3 Abs. 2 EUV) und von Peter<br />
L. Oesterreich zu „Richten“.<br />
Der vorgelegte Band hat in seiner dritten<br />
Auflage wesentliche Mängel früherer Auflagen<br />
behoben. So wurde etwa dem Metaphernreg<strong>ist</strong>er<br />
ein überaus hilfreiches Namenreg<strong>ist</strong>er<br />
beigefügt, das es nun gestattet, dem<br />
Metapherngebrauch eines bestimmten Denkers<br />
gezielt nachzugehen. Bedauerlich sind<br />
allein die bei einzelnen Lemmata weiterhin<br />
131<br />
sehr spärlichen Nachweise. Immerhin bietet<br />
<strong>der</strong> Herausgeber dem Fachfremden eine aktuelle<br />
Auswahlbibliografie zur Metaphorologie.<br />
Herausgeber, Autoren und Verlag muss<br />
man zu einem inspirierenden Gesamtwerk<br />
beglückwünschen. Die Anschaffung <strong>ist</strong> zu<br />
empfehlen – sei es als Einstieg in eigene metaphorologische<br />
Studien, sei es als schlichte<br />
inspirierende Beschäftigung mit diesen „Leitfossilien<br />
einer archaischen Schicht des Prozesses<br />
<strong>der</strong> theoretischen Neugierde.“ 7<br />
Chris Thomale<br />
C.T., Universität Freiburg, Institut für Handels- und<br />
Wirtschaftsrecht, Wilhelmstraße 26, 79098 Freiburg<br />
i. Br.<br />
6 Das anthropologische Kreuz <strong>der</strong> Entscheidung in Politik und Recht, ZfP 2005, 261 ff.; Das anthropologische<br />
Kreuz <strong>der</strong> Entscheidung in Politik und Recht, Baden-Baden 2008.<br />
7 Hans Blumenberg, Ausblick auf eine Theorie <strong>der</strong> Unbegrifflichkeit, in: Schiffbruch mit Zuschauer,<br />
S. 77.<br />
ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 99/1 (2013)<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart<br />
Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> unzulässig und strafbar.<br />
Das gilt insbeson<strong>der</strong>e für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in elektronischen Systemen.<br />
© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart 2013