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Emmanuel Joseph Sieyès, Was ist der Dritte Stand? - Franz Steiner ...

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Literatur<br />

EMMANUEL JOSEPH SIEYÈS. <strong>Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Dritte</strong> <strong>Stand</strong>? Herausgegeben von Oliver<br />

W. Lembcke und Florian Weber, Schriften zur europäischen Ideengeschichte. Herausgegeben<br />

von Harald Bluhm. Band 3. Berlin: Akademie Verlag 2010, 361 S.<br />

Das Werk <strong>ist</strong> – nach Band 1 mit kleinen politischen<br />

Schriften Alexis de Tocquevilles und<br />

Band 2 mit Essays zur Arbeiter-, Frauen- und<br />

nationalen Bewegung – als dritter Band <strong>der</strong><br />

von Harald Bluhm (Halle a. d. Saale) herausgegebenen<br />

Reihe „Schriften zur europäischen<br />

Ideengeschichte“ erschienen, welche<br />

inzwischen mit einem Band 4 (Schriften Marquis<br />

de Condorcets, ebenfalls 2010) auf vier<br />

lieferbare und vier weitere, konkret angekündigte<br />

Bände angewachsen <strong>ist</strong> (Band 5 zu Jeremy<br />

Bentham <strong>ist</strong> für Dezember 2012; Band<br />

6 zu Charles Fourier für August 2012, Band<br />

7 zu John Stuart Mill für Juli 2012, Band 8 zu<br />

Edmund Burke für 2013 zu erwarten).<br />

Der hierzulande zume<strong>ist</strong> als Abbé <strong>Sieyès</strong><br />

bekannte französische Ge<strong>ist</strong>liche, Politiker,<br />

Verfassungstheoretiker und politische Philosoph,<br />

1 von dem die in dem zu besprechenden<br />

Band veröffentlichten Schriften stammen,<br />

griff mit seiner prominenten Streitschrift<br />

Qu‘est-ce que le Tiers-État? nicht nur in einem<br />

beson<strong>der</strong>s günstigen Zeitpunkt in das<br />

Geschehen <strong>der</strong> <strong>Franz</strong>ösischen Revolution<br />

ein – die 1. Auflage erschien im Januar, die<br />

3. „passend zur Eröffnung <strong>der</strong> Generalstände<br />

im Mai“ 1789 (S. 107) – und erzielte so eine<br />

große Wirkung. Darin 2 <strong>ist</strong> seine Rolle jener<br />

vergleichbar, die Thomas Paine mit seiner<br />

Kampfschrift Common Sense „als Geburtshelfer“<br />

<strong>der</strong> vorangegangenen Amerikanische<br />

Revolution gespielt hatte (S. 255). Die Herausgeber<br />

vergleichen die Bedeutung <strong>der</strong><br />

Schrift auf „<strong>der</strong> Bühne <strong>der</strong> Politik“ mit jener<br />

des Kommun<strong>ist</strong>ischen Manifests von Marx<br />

und Engels für die sozial<strong>ist</strong>ische Bewegung<br />

(S. 109). <strong>Sieyès</strong> prägte mit Wortschöpfungen<br />

(S. 31) wie pouvoir constituant (verfassunggebende<br />

Gewalt, S. 142, 150) und pouvoir<br />

constitué (von <strong>der</strong> Verfassung gesetzte Gewalt,<br />

S. 150) 3 darüber hinaus Begriffe und<br />

Unterscheidungen, die bis heute Gültigkeit<br />

haben, 4 ja als so fundamental aufgefasst<br />

werden, dass von Studierenden <strong>der</strong> Rechtswissenschaft<br />

erwartet wird, dass sie sie sich<br />

im ersten Semester aneignen. Paines „Common<br />

Sense“ hinsichtlich des intellektuellen<br />

Niveaus überlegen, ähnelt die Flugschrift<br />

mit ihrer Verbindung aus Verfassungslehre,<br />

Polemik, höchst relevanter politischer „Handlungsorientierung“,<br />

„Prinzipien <strong>der</strong> Legitimation“,<br />

„grundsätzlichen Ordnungsideen und<br />

konkreten institutionellen Lösungsvorschlägen“<br />

(Zitate S. 110) manchen <strong>der</strong> Artikel <strong>der</strong><br />

amerikanischen Fe<strong>der</strong>al<strong>ist</strong> Papers, mit denen<br />

die Herausgeber sie immer wie<strong>der</strong> zu Recht<br />

vergleichen (S. 24, 109 f.). In <strong>der</strong> Diskussion<br />

<strong>der</strong> zentralen Fragen <strong>der</strong> Bindung <strong>der</strong> Legislative<br />

an die Verfassung und <strong>der</strong> Kompetenz<br />

zur Setzung und Än<strong>der</strong>ung einer Verfassung<br />

1 Die Frage, inwiefern <strong>Sieyès</strong> auch den philosophe im Sinne des frz. Sprachgebrauchs des XVIII.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts mit dem ihn kennzeichnenden, politisch kämpfenden Aktionismus (eher nicht) verkörperte,<br />

wird in dem zu besprechenden Buch immer wie<strong>der</strong> angesprochen (deutlich S. 174, Anmerkung<br />

[b], zuvor S. 14 f., 27 und 28).<br />

2 Zum günstigen Zeitpunkt <strong>der</strong> Veröffentlichung von Paines Pamphlet aufschlussreich: Isaac Kramnick,<br />

Editor’s Introduction, in: Thomas Paine, Common Sense, Nachdruck hrsg. von Isaac Kramnick,<br />

New York, N. Y., 1976, S. 7 – 57, 8.<br />

3 Otto Brandt spricht in seiner Übersetzung <strong>Emmanuel</strong> <strong>Sieyès</strong>, <strong>Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> dritte <strong>Stand</strong> (Klassiker <strong>der</strong><br />

Politik, Hrsg. F. Meinecke und Hermann Oncken), 1924, S. 93 noch von <strong>der</strong> „konstituierenden“ bzw.<br />

„konstituierten Gewalt“.<br />

4 Dieter Grimm, Ursprung und Wandel <strong>der</strong> Verfassung, in: Josef Isensee und Paul Kirchhof (Hrsg.),<br />

HStR I ³2003, § 1, S. 14 Rn. 29.<br />

ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 99/1 (2013)<br />

© <strong>Franz</strong> <strong>Steiner</strong> Verlag, Stuttgart<br />

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Das gilt insbeson<strong>der</strong>e für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in elektronischen Systemen.<br />

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Rezensionen<br />

119<br />

steht sie Überlegungen Thomas Jeffersons<br />

aus dem Jahre 1787 5 dort sehr nahe, wo<br />

auch <strong>Sieyès</strong> die Wahl „außerordentlicher<br />

Stellvertreter“ zu einer verfassunggebenden<br />

Versammlung for<strong>der</strong>t (S. 157), die, wie<br />

<strong>Sieyès</strong> in an<strong>der</strong>en Schriften (S. 180, 209)<br />

ebenfalls 1789 entwickelt, auf einem selbst<br />

dem pouvoir constituant vorgeordneten pouvoir<br />

commettant (<strong>der</strong> beauftragenden Gewalt)<br />

<strong>der</strong> Wählerschaft beruht. Über dieses<br />

Problem hinaus geht <strong>Sieyès</strong> 1795 mit <strong>der</strong><br />

umfassenden Behandlung des Problems <strong>der</strong><br />

teilweisen und totalen Verfassungsrevision<br />

und des Hüters <strong>der</strong> Verfassung (S. 339 f.).<br />

Dort betont er, dass eine Verfassung „etwas<br />

Dauerhaftes <strong>ist</strong>, gemacht nicht für diese o<strong>der</strong><br />

jene Generation“ (S. 339) – worin sich dann<br />

doch eine ganz an<strong>der</strong>e Grundtendenz zeigt<br />

als bei Jefferson, <strong>der</strong> noch 1824 Wert darauf<br />

legt, dass eine Generation nicht die auf sie<br />

folgende binden kann. 6<br />

Damit <strong>ist</strong> die Erkenntnis angedeutet, dass<br />

<strong>Sieyès</strong>’ Leben und Werk – assoziiert mit „Anfang<br />

und Ende <strong>der</strong> <strong>Franz</strong>ösischen Revolution“<br />

(S. 13, ähnl. S. 25) – viel zu facettenreich<br />

sind, um allein mit einem groben Blick auf<br />

die Schrift zum <strong>Dritte</strong>n <strong>Stand</strong> angemessen<br />

wahrgenommen zu werden. Dies springt geradezu<br />

ins Auge, wenn man die in so vielen<br />

Hinsichten sehr gelungene Textsammlung<br />

aufschlägt. Der erste Satz des Vorworts verdeutlicht<br />

denn auch, dass sie gegen die Reduktion<br />

auf das „Pamphlet über den <strong>Dritte</strong>n<br />

<strong>Stand</strong>“ und ein hierauf gestütztes, einseitig<br />

rational<strong>ist</strong>isches Politikverständnis gerichtet<br />

<strong>ist</strong>, gegen die Zurückführung allein auf jenes<br />

„Me<strong>ist</strong>erstück revolutionärer Polemik“, welches<br />

sich „jedoch nur als die Spitze des Eisbergs<br />

an fundierter Politiktheorie“ erwe<strong>ist</strong> (Zitate<br />

S. 9). Dies zu zeigen <strong>ist</strong> zentrales Motiv<br />

<strong>der</strong> Herausgeber (deutlich S. 24 f.), prägend<br />

für das Programm des Buches, entfaltet in<br />

seinem Aufbau und Inhalt.<br />

Auf ein kurzes Vorwort folgt eine ausführliche,<br />

sehr detail- und aufschlussreiche,<br />

gut und aktuell belegte, dabei spannend geschriebene<br />

„Einleitung: Revolution und Konstitution:<br />

Zur politischen Theorie von <strong>Sieyès</strong>“<br />

(S. 13 – 89). Sie stellt <strong>Sieyès</strong> den Lesenden<br />

als einen Menschen mit seinen Stärken und<br />

Schwächen in wechselhaften Funktionen<br />

und Zeiten lebendig vor und rechtfertigt die<br />

Auswahl <strong>der</strong> Schriften (S. 24 – 27), v. a. die<br />

Nichtaufnahme <strong>der</strong> Frühschriften Abhandlung<br />

über die Privilegien und des Überblick<br />

über die Ausführungsmittel, die den Repräsentanten<br />

Frankreichs 1789 zur Verfügung<br />

stehen mit einer überzeugend explizierten<br />

Ausgewogenheit im Rahmen des Gesamtwerks.<br />

Nichts verliert sie an Lebendigkeit,<br />

wo sie die Fäden in <strong>Sieyès</strong>’ Werk gedrängt<br />

nachvollzieht, wo sie es theoretisch einordnet<br />

und sich dabei, begrifflich immer klar und<br />

nachvollziehbar operierend, auch auf abstrakte<br />

Höhen von Metaphysik und Erkenntn<strong>ist</strong>heorie<br />

(S. 28, 33 – 37), Anthropologie,<br />

Sozial- und Rechtsphilosophie (S. 37 – 56)<br />

sowie Demokratie- und Verfassungstheorie<br />

(S. 57 – 89) emporschwingt, wo sie Beziehungen<br />

aufzeigt zu Rousseau und zum<br />

Rousseauismus (S. 26 f., 42, 57 – 60), den<br />

französischen Sensual<strong>ist</strong>en (S. 28, 34, 35),<br />

Kant (S. 28, 30, 34 f., 36) und Fichte (S. 34<br />

f.), zu Leibniz (S. 35), Descartes (S. 36), den<br />

Physiokraten (S. 39, 41) im Gegensatz zu<br />

einerseits teleologischen Naturrechtlern (S.<br />

38 f.) und an<strong>der</strong>erseits zu Hobbes’ Kontraktualismus<br />

(ebda.) o<strong>der</strong> wo sie spätere Urteile<br />

Burkes und Tocquevilles über <strong>Sieyès</strong> (S. 33)<br />

aufgreift und ins rechte Licht rückt. Deutlich<br />

wird diese Lebendigkeit ganz beson<strong>der</strong>s an<br />

<strong>der</strong> brillant formulierten Stelle, wo die Spannung<br />

zwischen dem „metaphysischen Materialismus“<br />

(S. 36, 38) und <strong>der</strong> Annahme eines<br />

vorgängigen Bezugspunktes aller Erkenntnis<br />

aufgebaut wird und sich dann wie<strong>der</strong> aufhebt<br />

in <strong>Sieyès</strong>’ ausführlich entfaltetem Verweis auf<br />

einen „dynamischen Einheitspunkt“ (S. 36),<br />

<strong>der</strong> als psychologische Realität „vollständig<br />

auf zelebrale Strukturen“ zurückführbar<br />

(S. 36) sei. Ähnliches begegnet aber immer<br />

wie<strong>der</strong>, etwa bei <strong>der</strong> Darstellung von Sieyes’<br />

„Anthropologie <strong>der</strong> Bedürfnisse“ (S. 38) und<br />

<strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> auf sie aufbauenden politi-<br />

5 Zur Fragestellung <strong>der</strong> Schaffung einer “form of government unalterable by ordinary acts of assembly”<br />

und zur Lösung durch die Wahl von „special conventions to form and fix … governments“ s.<br />

Thomas Jefferson, Notes on the State of Virginia (1787), Query XIII, Abschn. 5, in: <strong>der</strong>selbe, Writings,<br />

New York, N Y. [Library of America], 1984, S. 121 – 325, 250.<br />

6 Thomas Jefferson, Letter to Major John Cartwright, 5.6.1824, in: <strong>der</strong>selbe, Writings (Fn. 5), S. 1490<br />

– 1496, 1493.<br />

ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 99/1 (2013)<br />

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120 Literatur<br />

schen Argumentation zu jener Spinozas (S.<br />

58), bei <strong>der</strong> Entwicklung seines Verhältnisses<br />

zu Kontraktualismen (S. 39, 47, 49, 51, 57<br />

f.) o<strong>der</strong> beim Aufleuchten <strong>der</strong> vielen Farben,<br />

Schattierungen und Bedeutungen <strong>der</strong> Repräsentationslehre<br />

<strong>Sieyès</strong>’: für die integrative<br />

Funktion <strong>der</strong> Arbeit (S. 38), für das Verhältnis<br />

von Staat und Gesellschaft (S. 47 f. und 65),<br />

für die politische Konstituierung <strong>der</strong> keineswegs<br />

substanziell vorfindlichen Nation (S. 51<br />

und 61), für die institutionelle Einheitsbildung<br />

(S. 60), mit Blick auf das Verhältnis zur unmittelbaren<br />

Demokratie o<strong>der</strong> zum repräsentativen<br />

Regierungssystem (S. 66 – 71) o<strong>der</strong> für<br />

die Begründung des Vorrangs des Gesetzes<br />

und des freien Mandats (S. 69). Diesen lebendigen<br />

Ge<strong>ist</strong> atmet sie ferner dort, wo sie<br />

wie<strong>der</strong>holt die Entgegensetzung von ré-publique<br />

zu ré-totale und zu ré-privée entwickelt<br />

(S. 48, 64, 77), die in ihren Funktionen bereits<br />

überraschend komplexe Menschenrechtslehre<br />

mit einem originären Status sozialer<br />

Grundrechte darstellt (S. 54 – 56), sich auseinan<strong>der</strong>setzt<br />

mit Carl Schmitts Auffassung<br />

<strong>der</strong> verfassunggebenden Gewalt, die auf den<br />

ersten Blick als nahe liegend erscheint, bei<br />

genauerem Hinsehen aber den Kern <strong>der</strong> Argumentation<br />

<strong>Sieyès</strong>’ deutlich verfehlt (S. 61<br />

f.) und nicht zuletzt auch dort, wo die Herausgeber<br />

einfühlsam und erschöpfend nach<br />

Gründen dafür suchen, dass <strong>Sieyès</strong> die Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> – Verfassungsrevisionen<br />

vorbereitenden – jury constitutionnaire<br />

per Kooptation bestimmen will (S. 87 – 89).<br />

Hier <strong>ist</strong> das Leben von seiner traurigen, resignativen<br />

Seite her spürbar. Dies kann nicht<br />

ignorieren, wer die letzten beiden Sätze <strong>der</strong><br />

Einleitung liest; aber auch hier kommt <strong>der</strong><br />

Rezensent bei <strong>der</strong> Lektüre in den Genuss gut<br />

vorbereiteter Erkenntnis <strong>der</strong> zunächst verstellten,<br />

kaum ersichtlichen, ja fast undenkbar<br />

scheinenden, dann aber klar und hell vor<br />

ihm aufleuchtenden ratio (S. 88 unten). Diese<br />

konzise und reiche Darstellung, die auch darin<br />

ihre Reife zeigt, dass sie einen die hinter<br />

ihr stehende Mühe nicht spüren lässt, rief<br />

dem Rezensenten immer wie<strong>der</strong> das Leseerlebnis<br />

in Erinnerung, welches einst die Lektüre<br />

von Ernst Cassirers Klassiker Philosophie<br />

<strong>der</strong> Aufklärung begleitete.<br />

Im Hauptteil <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Band so geglie<strong>der</strong>t,<br />

dass die Herausgeber jedem <strong>der</strong> elf abgedruckten<br />

Texte eine kurze, knapp zwei Seiten<br />

lange, aber sehr informative Einführung<br />

„Zum h<strong>ist</strong>orischen Kontext“ voranstellen, die<br />

außer dem, was die Überschrift zum Ausdruck<br />

bringt, auch Informationen über Editionen<br />

und Hinweise auf weiterführende Literatur<br />

zu geschichtlichem Zusammenhang und<br />

systematischer Interpretation enthält. Die<br />

Herausgeber haben als wichtigste Schriften<br />

aus <strong>der</strong> vorrevolutionären frühesten Schaffensperiode<br />

die Briefe an die Ökonom<strong>ist</strong>en<br />

(1775) (S. 93 – 108), aus dem revolutionären<br />

Anfangsjahr 1789 neben dem Text über den<br />

<strong>Dritte</strong>n <strong>Stand</strong> <strong>Sieyès</strong>’ Skizze betreffend eine<br />

Verfassung von Paris und seinen Entwurf zur<br />

Menschenrechtserklärung, seine Rede über<br />

die Kirchlichen Güter sowie zum Königlichen<br />

Veto für den Abdruck ausgesucht. Ein Briefwechsel<br />

mit Thomas Paine aus dem Jahr<br />

1791 zur Frage, ob eine konstitutionelle Monarchie<br />

o<strong>der</strong> eine Republik angestrebt werden<br />

soll, führt dem Rezensenten eindrücklich<br />

vor Augen, wie die von ihm für vernünftiger<br />

gehaltene Position nicht immer mit besser<br />

ausgearbeiteten Argumenten vertreten worden<br />

<strong>ist</strong>. Ein Aufsatz aus dem Jahr 1793 über<br />

Freiheit in <strong>der</strong> Gesellschaft schließt sich an.<br />

Aus <strong>der</strong> Zeit nach <strong>der</strong> Schreckensherrschaft<br />

stammen endlich Biographische Notizen und<br />

die Erste Thermidorrede sowie die Zweite<br />

Thermidorrede.<br />

Auf den Hauptteil folgt eine gut sortierte,<br />

französische, englische und deutsche Primär-<br />

und Sekundärliteratur aufl<strong>ist</strong>ende Auswahlbiographie,<br />

die, vor allem bei fremdsprachiger<br />

Literatur, außer den üblichen Angaben<br />

mitunter hilfreiche Zusatzhinweise („bis heute<br />

die kritische <strong>Stand</strong>ardausgabe“, „vollständige<br />

Faksimile-Ausgabe <strong>der</strong> zu Lebzeiten publizierten<br />

Schriften“, „Taschenbuchausgabe“,<br />

„unveröffentlichte Dissertation“) enthält. Ein<br />

Personen- und ein Sachreg<strong>ist</strong>er helfen bei<br />

<strong>der</strong> Erschließung des Werks.<br />

Das auch seiner äußeren Gestaltung<br />

nach schöne Buch <strong>ist</strong> für jede Bibliothek (zur<br />

Geschichte) des Öffentlichen Rechts, zur Allgemeinen<br />

Staatslehre, zur Ideengeschichte<br />

<strong>der</strong> Rechtsphilosophie und zur politischen<br />

Theorie eine große Bereicherung.<br />

Rainer Keil<br />

Dr. R.K., Jur<strong>ist</strong>ische Fakultät <strong>der</strong> Ruprecht-Karls-<br />

Universität Heidelberg, Friedrich-Ebert-Anlage 6 –<br />

10, D-69117 Heidelberg<br />

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Rezensionen<br />

121<br />

OLIVER SENSEN. Kant on Human Dignity, De Gruyter, Berlin/Boston 2011, 230 S.<br />

Kants Begriff <strong>der</strong> Menschenwürde <strong>ist</strong> eines<br />

<strong>der</strong> großen Inspirationsquellen für das<br />

rechtliche Konzept <strong>der</strong> Menschenwürde. In<br />

Anlehnung an Kants zweite Formel des kategorischen<br />

Imperativs, <strong>der</strong> Zweck-an-sich-<br />

Formel, 1 formuliert das Bundesverfassungsgericht<br />

in ständiger Rechtsprechung:<br />

»Die Menschenwürde <strong>ist</strong> betroffen, wenn<br />

<strong>der</strong> konkrete Mensch zum Objekt, zu einem<br />

bloßen Mittel, zur vertretbaren Größe<br />

herabgewürdigt wird«. 2<br />

Umstritten <strong>ist</strong> allerdings, ob sich diese Bezugnahme<br />

auf Kant mit den Kantischen Auffassungen<br />

zum Begriff <strong>der</strong> Menschenwürde<br />

vereinbaren lässt. Oliver Sensen, Professor<br />

für Philosophie an <strong>der</strong> Tulane University in<br />

New Orleans, bringt mit seinem Buch »Kant<br />

on Human Dignity« Klarheit. Das Buch stellt<br />

die erweiterte Fassung seiner Dissertation<br />

dar, mit <strong>der</strong> er im Jahre 2004 bei Onora<br />

O`Neill an <strong>der</strong> Cambridge University promoviert<br />

wurde. Sensens Hauptthese <strong>ist</strong>, dass<br />

Kant ein traditionelles Verständnis von Menschenwürde<br />

hat, das größtenteils auf Cicero<br />

zurückgeht (S. 164 ff.). Diese traditionelle<br />

Verständnis von Menschenwürde unterscheide<br />

sich vom zeitgenössischen Verständnis<br />

in vielfacher Weise (S. 161 f.): Entscheidend<br />

sei, dass Würde nicht als ein absoluter Wert<br />

verstanden werde, <strong>der</strong> eine metaphysische<br />

Eigenschaft des Menschen sei und Rechte<br />

begründe. Zu einer eigenständigen Begründung<br />

von Rechten sei <strong>der</strong> traditionelle Begriff<br />

<strong>der</strong> Würde überhaupt nicht in <strong>der</strong> Lage. Es<br />

bestehe vielmehr allein die Pflicht gegen sich<br />

selbst, seiner ursprünglichen Würde gerecht<br />

zu werden, indem man bestimmte Fähigkeiten<br />

(wie Vernunft o<strong>der</strong> Freiheit) nutze und dadurch<br />

seine ursprüngliche Würde realisiere.<br />

Die Würde des Menschen habe nach dem<br />

traditionellen Verständnis somit einen zwe<strong>ist</strong>ufigen<br />

Charakter: eine jedem Menschen<br />

zukommende ursprüngliche Würde (erste<br />

Stufe), die es zu verwirklichen gelte (zweite<br />

Stufe). Der Begriff <strong>der</strong> Würde drücke nach<br />

dem traditionellen Verständnis von Kant damit<br />

lediglich aus, dass moralisches, d.h.<br />

vernunftgesteuertes, Verhalten besser und<br />

wichtiger sei als nicht-moralisches Verhalten<br />

(S. 202).<br />

Folgt man dieser Interpretation Sensens,<br />

so kann sich das maßgeblich vom Bundesverfassungsgericht<br />

entwickelte rechtliche<br />

Konzept <strong>der</strong> Menschenwürde zumindest<br />

nicht unmittelbar auf Kants Begriff <strong>der</strong> Menschenwürde<br />

stützen. Der Mensch <strong>ist</strong> bei Kant<br />

nicht zu achten, weil er Würde hat, son<strong>der</strong>n<br />

umkehrt: Weil <strong>der</strong> Mensch zu achten <strong>ist</strong>,<br />

kommt dem Menschen Würde zu. Als Textbeleg<br />

für diese Kant-Interpretation Sensens<br />

lässt sich folgende Stelle aus <strong>der</strong> Tugendlehre,<br />

dem zweiten Teil <strong>der</strong> Metaphysik <strong>der</strong> Sitten,<br />

anführen:<br />

»Die Menschheit selbst <strong>ist</strong> eine Würde;<br />

denn <strong>der</strong> Mensch kann von keinem Menschen<br />

(we<strong>der</strong> von An<strong>der</strong>en noch sogar<br />

von sich selbst) blos als Mittel, son<strong>der</strong>n<br />

muß je<strong>der</strong>zeit zugleich als Zweck gebraucht<br />

werden, und darin besteht eben<br />

seine Würde (Persönlichkeit), dadurch<br />

er sich über alle an<strong>der</strong>en Weltwesen, die<br />

nicht Menschen sind und doch gebraucht<br />

werden können, mithin über alle Sachen<br />

erhebt«. 3<br />

Der Begriff <strong>der</strong> Menschenwürde bei Kant<br />

stellt damit, so Sensen, lediglich ein »secondary<br />

concept« dar (S. 202). Moralische<br />

Rechte würden bei Kant einzig durch den<br />

kategorischen Imperativ begründet. Mit einer<br />

differenzierten und überzeugenden Begründung<br />

vertritt Sensen dabei im dritten Kapitel<br />

seines Buches die These, dass die erste Formel<br />

des kategorischen Imperativs, die Allgemeine-Gesetzes-Formel,<br />

4 und dessen zweite<br />

1 Die Zweck-an-sich-Formel lautet: »Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als<br />

in <strong>der</strong> Person eines jeden an<strong>der</strong>n je<strong>der</strong>zeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst«<br />

(Kant, Grundlegung zur Metaphysik <strong>der</strong> Sitten, Akademieausgabe Bd. 4, S. 429).<br />

2 BVerfGE 9, 89 (95); 27, 1 (6); 28, 386 (391); 45, 187 /228); 50, 125 (133); 50, 166 (175); 50, 205<br />

(215); 72, 105 (116); 87, 209 (228); 109, 133 (150); 109, 279 (312).<br />

3 Kant, Metaphysik <strong>der</strong> Sitten, Akademieausgabe Bd. 6, S. 462 – Hervorhebung vom Verfasser.<br />

4 Die Allgemeine-Gesetzes-Formel lautet: »Handle nur nach <strong>der</strong>jenigen Maxime, durch die du zugleich<br />

wollen kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde« (Kant, Grundlegung zur Metaphysik<br />

<strong>der</strong> Sitten, Akademieausgabe Bd. 4, S. 421).<br />

ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 99/1 (2013)<br />

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122 Literatur<br />

Formel, die Zweck-an-sich-Formel, 5 nicht nur<br />

»extensionally equivalent« seien, d.h. dieselben<br />

Gebote und Verbote aufstellten, son<strong>der</strong>n<br />

auch »intensionally equivalent: They express<br />

one and the same requirement, merely in<br />

different ways« (S. 123). An<strong>der</strong>s ausdrückt:<br />

Das Erfor<strong>der</strong>nis, den Menschen zu respektieren,<br />

ergebe sich bereits aus dem Verallgemeinerungsprinzip,<br />

das in <strong>der</strong> ersten Formel<br />

des kategorischen Imperativs zum Ausdruck<br />

komme.<br />

Oliver Sensens Buch »Kant on Human<br />

Dignity« gebührt nach alldem zunächst <strong>der</strong><br />

Verdienst, den Begriff <strong>der</strong> Menschenwürde<br />

bei Kant dorthin zu verlagern, wo er auch<br />

hingehört: in die zweite Reihe. Es sollte zugleich<br />

Anlass sein, sich mit dem entscheiden<strong>der</strong>en<br />

Konzept Kants auseinan<strong>der</strong>zusetzen:<br />

mit dem kategorischen Imperativ. Indem<br />

das Bundesverfassungsgericht in ständiger<br />

Rechtsprechung auf die Zweck-an-sich-Formel<br />

rekurriert, um die aus <strong>der</strong> Menschenwürde<br />

folgenden Rechte und Pflichten zu<br />

bestimmen, geht es den richtigen Weg. Zulässig<br />

erscheint es nämlich, den Begriff <strong>der</strong><br />

Menschenwürde schlicht als eine Umschreibung<br />

<strong>der</strong> aus dem kategorischen Imperativ<br />

folgenden Rechte und Pflichten zu nutzen.<br />

Zumindest in Kants Schrift <strong>Was</strong> <strong>ist</strong> Aufklärung?<br />

findet sich eine Textstelle, in <strong>der</strong> Kant<br />

den Begriff <strong>der</strong> Würde in einem <strong>der</strong>artigen<br />

Sinne zu verwenden scheint:<br />

»Wenn denn die Natur […] den Kern, für<br />

den Sie am zärtlichsten sorgt, nämlich<br />

den Hang und Beruf zum freien Denken,<br />

ausgewickelt hat: so wirkt dieser allmählig<br />

zurück auf die Sinnesart des Volks<br />

(wodurch dieses <strong>der</strong> Freiheit zu handeln<br />

nach und nach fähiger wird) und endlich<br />

auch sogar auf die Grundsätze <strong>der</strong><br />

Regierung, die es ihr selbst zuträglich<br />

findet, den Menschen, <strong>der</strong> nun mehr als<br />

Maschine <strong>ist</strong>, seiner Würde gemäß zu<br />

behandeln«. 6<br />

Noch nicht abschließend geklärt <strong>ist</strong> diesbezüglich,<br />

ob Kant davon ausgeht, dass <strong>der</strong><br />

kategorische Imperativ in rechtlicher Hinsicht<br />

seine vollständige Transformation im allgemeinen<br />

Rechtsgesetz findet, welches Kant in<br />

<strong>der</strong> Rechtslehre, dem ersten Teil <strong>der</strong> Metaphysik<br />

<strong>der</strong> Sitten, 7 formuliert. Sollte dies <strong>der</strong><br />

Fall sein, so würde sich – rechtlich gesehen<br />

– <strong>der</strong> kategorische Imperativ (und damit auch<br />

die Kantische Menschenwürde als Rechtsbegriff)<br />

im Schutz <strong>der</strong> allgemeinen Handlungsfreiheit<br />

erschöpfen.<br />

Da Oliver Sensen nicht aus einer spezifisch<br />

rechtsphilosophischen Blickrichtung<br />

Kants Begriff <strong>der</strong> Menschenwürde betrachtet,<br />

setzt er sich in seinem Buch »Kant on Human<br />

Dignity« nur sehr kurz und unzureichend<br />

mit dieser Frage auseinan<strong>der</strong> (S. 169 f.).<br />

Nichtsdestotrotz können sich aber gerade für<br />

Rechtsphilosophen seine Klarstellungen zum<br />

Kantischen Verständnis <strong>der</strong> Menschenwürde<br />

als gewinnbringend und fruchtbar erweisen.<br />

Aufgrund seiner anlytischen Sprache,<br />

den anschaulichen Beispielen und <strong>der</strong> guten<br />

Struktur <strong>ist</strong> sein Buch »Kant on Human Dignity«<br />

jedem Rechtsphilosophen, <strong>der</strong> sich mit<br />

dem Begriff <strong>der</strong> Menschenwürde auseinan<strong>der</strong>setzt,<br />

zu empfehlen.<br />

Fiete Kalscheuer<br />

Dipl.-Jur. F.K., Gerhardtstr. 104, 24105 Kiel, Kiel<br />

5 Siehe oben Fn. 1.<br />

6 Kant, <strong>Was</strong> <strong>ist</strong> Aufklärung?, Akademieausgabe Bd. 8, S. 41 – Hervorhebung vom Verfasser.<br />

7 Das allgemeine Rechtsgesetz Kants lautet: »[H]andle äußerlich so, daß <strong>der</strong> freie Gebrauch deiner<br />

Willkür mit <strong>der</strong> Freiheit von je<strong>der</strong>mann nach einem allgemeinen Gesetze zusammen bestehen könne«<br />

(Kant, Metaphysik <strong>der</strong> Sitten, Akademieausgabe Bd. 6, S. 231).<br />

ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 99/1 (2013)<br />

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Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> unzulässig und strafbar.<br />

Das gilt insbeson<strong>der</strong>e für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in elektronischen Systemen.<br />

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Rezensionen<br />

123<br />

MAX WEBER. Abriss <strong>der</strong> universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Mit- und<br />

Nachschriften 1919/20, hrsg. v. Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Joachim<br />

Schrö<strong>der</strong>, Max Weber-Gesamtausgabe (MWG) III, 6, Tübingen: J.C.B. Mohr<br />

(Paul Siebeck) 2012, e 269,–.<br />

Von seiner Vorlesung Abriss <strong>der</strong> universalen<br />

Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, vor rund<br />

500 Studenten im Wintersemester 1919/20<br />

an <strong>der</strong> Münchener Universität gehalten, hatte<br />

Max Weber keine beson<strong>der</strong>s hohe Meinung.<br />

Als eine „aufgedrungene Improvisation mit<br />

tausend Unvollkommenheiten“ habe er sie<br />

angesehen, berichten die ursprünglichen<br />

Herausgeber, <strong>der</strong> Mediäv<strong>ist</strong> Siegmund Hellmann<br />

und <strong>der</strong> Nationalökonom Melchior Palyi<br />

in <strong>der</strong> Vorbemerkung ihrer Ausgabe von<br />

1923. Dass Weber überhaupt zur Sozial- und<br />

Wirtschaftsgeschichte liest, obwohl sich seine<br />

wissenschaftlichen Interessen inzwischen<br />

zur Soziologie verlagert hatten, geht vermutlich<br />

auf die nachdrückliche Bitte seiner Studenten<br />

zurück. Webers „Pflichtgefühl“, so <strong>der</strong><br />

neue Herausgeber <strong>der</strong> Vorlesung in <strong>der</strong> Max<br />

Weber-Gesamtausgabe (MWG), Wolfgang<br />

Schluchter, habe den Ausschlag gegeben.<br />

Weber gehörte seit dem Sommersemester<br />

1919 zum Lehrkörper <strong>der</strong> Universität. Für<br />

die Annahme des Angebots aus München<br />

hatte er sich wohl auch deshalb entschieden,<br />

weil er die räumliche Nähe zu seiner<br />

einstigen Doktorandin Else Jaffé-Richthofen<br />

suchte, mit <strong>der</strong> ihn in den letzten Jahren eine<br />

Liebesbeziehung verband. Dieses Verhältnis<br />

wurde erst Jahre nach Webers Tod 1920 publik.<br />

Else Jaffé-Richthofen lebte bis zum Tod<br />

von Webers Bru<strong>der</strong> Alfred 1958 mit diesem<br />

in Heidelberg zusammen und starb selbst<br />

1973 im Alter von 99 Jahren.<br />

Nicht auszuschließen <strong>ist</strong>, dass Koketterie<br />

mit im Spiel <strong>ist</strong>, wenn Weber seine Vorlesung<br />

als eher misslungen darstellt. Denn<br />

in Wahrheit <strong>ist</strong> sie ein leuchtendes Beispiel<br />

für Webers Kunst, große Massen an Stoff zu<br />

bewältigen und thematisch zu konzentrieren.<br />

Schluchter meint deshalb auch, sie gehöre<br />

„zum intellektuellen Vermächtnis seiner letzten<br />

Jahre“ (S. 18). Mit Hellmann und Palyi,<br />

beide Teilnehmer an Webers Münchener<br />

Dozentenseminar, haben sich zwei kongeniale<br />

Mit- und Nachschreiber gefunden, die<br />

Webers Ton treffen und seine weitgehend frei<br />

vorgetragenen Gedanken stil<strong>ist</strong>isch beinahe<br />

besser umzusetzen verstehen, als <strong>der</strong> zu<br />

Schachtelsatzkonstruktionen und Substantivierungen<br />

neigende Weber selbst. Die hohe<br />

Qualität <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Grund dafür, dass die 1923<br />

erstmals veröffentlichte Mitschrift vollständige<br />

Aufnahme in die MWG gefunden hat und<br />

erklärt auch, dass <strong>der</strong> bei Duncker & Humblot<br />

verlegte Abriss mit 5. Auflagen (und einer 6.,<br />

die <strong>der</strong>zeit vorbereitet wird) überaus erfolgreich<br />

<strong>ist</strong>.<br />

MWG-Herausgeber Schluchter macht<br />

darauf aufmerksam (S. 13 Anm.), dass <strong>der</strong><br />

Abriss das erste in englischer Sprache veröffentlichte<br />

Weber-Werk <strong>ist</strong>, erschienen noch<br />

drei Jahre vor <strong>der</strong> englischen Ausgabe <strong>der</strong><br />

„Protestantischen Ethik“. Diese hatte Talcott<br />

Parsons übersetzt und, ergänzt um die<br />

„Vorbemerkung“ aus dem ersten Band <strong>der</strong><br />

„Religionssoziologie“, herausgegeben. Die<br />

Vorlesung <strong>ist</strong> klar geglie<strong>der</strong>t und erzählt im<br />

Wesentlichen die Geschichte und Vorgeschichte<br />

des mo<strong>der</strong>nen Kapitalismus. Auf<br />

eine kurze „Begriffliche Vorbemerkung“, in<br />

<strong>der</strong> u. a. <strong>der</strong> Begriff des wirtschaftlichen Handelns<br />

geklärt wird, folgen vier Kapitel, die sich<br />

mit verschiedenen h<strong>ist</strong>orischen Phasen wirtschaftlicher<br />

Entwicklung befassen. Auf die<br />

Agrarverfassung und das Entstehen einfachen<br />

Gewerbes folgen <strong>der</strong> Bergbau und <strong>der</strong><br />

Güter- und Geldverkehr im Vorkapitalismus,<br />

bis sich <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Kapitalismus entfaltet.<br />

Das Kapitalismus-Kapitel handelt vom<br />

Bürgertum und vom rationalen Staat und geht<br />

abschließend auf die ethische Grundlage kapital<strong>ist</strong>ischen<br />

Wirtschaftens ein. Eine Epoche<br />

nennt Weber „kapital<strong>ist</strong>isch“, wenn die Deckung<br />

des Bedarfs an Gütern vor allem „unternehmerisch“<br />

erfolgt. „Unternehmerisch“<br />

heißt, dass die Güter in einem Betrieb hergestellt<br />

werden, <strong>der</strong> seine Rentabilität durch<br />

Buchhaltung und Bilanzaufstellung kontrolliert.<br />

Eine <strong>der</strong>art „rationale“ Betriebsführung<br />

sei, so Weber, nur dem Okzident eigen (S.<br />

318 f.). Im Kapitalismus-Kapitel, das viele<br />

Parallelen zu den entsprechenden Ausarbeitungen<br />

in Wirtschaft und Gesellschaft aufwe<strong>ist</strong>,<br />

untermauert Weber im Wesentlichen<br />

seine Protestantismus-Kapitalismus-These<br />

von 1904. Die Originalität des Weberschen<br />

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124 Literatur<br />

Methodenansatzes wird deutlich. Ein beson<strong>der</strong>es<br />

Auge wirft er auf die „konkomitanten“<br />

Entwicklungen, so die Formulierung von<br />

Wolfgang Schluchter (S. 40), also die den Kapitalismus<br />

begünstigenden und ergänzenden<br />

Entwicklungen in den nicht-wirtschaftlichen<br />

Lebensbereichen.<br />

In <strong>der</strong> „Vorbemerkung“ zum ersten Band<br />

<strong>der</strong> religionssoziologischen Aufsätze bezeichnet<br />

Weber den Kapitalismus einmal<br />

als die „schicksalsvollste Macht unsres mo<strong>der</strong>nen<br />

Lebens“ (Gesammelte Aufsätze zur<br />

Religionssoziologie, Bd. 1, S. 4). Dies lässt<br />

auf eine Sorge Webers vor <strong>der</strong> künftigen Entwicklung<br />

schließen. Auch an<strong>der</strong>e Stellen in<br />

seinem Werk deuten auf einen ausgeprägten<br />

Zukunftsskeptizismus, um nicht zu sagen:<br />

Pessimismus hin. Berühmt <strong>ist</strong> das Ende <strong>der</strong><br />

ersten Protestantismusstudie o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong><br />

Vortrag „Wissenschaft als Beruf“ mit seiner<br />

Entzauberungs- und Sinndefizitthese. Im Abriss<br />

<strong>ist</strong> <strong>der</strong> Ton dagegen eher nüchtern, weniger<br />

wertend, analytisch. Allerdings berichten<br />

Palyi und Hellmann von einer „schlagenden<br />

und drastischen Ausdrucksweise“ Webers,<br />

die zu rekonstruieren sie außerstande gewesen<br />

seien (S. 69). Gelegentlich lässt sich<br />

trotzdem etwas davon erahnen: In dem Kapitel<br />

über den Bergbau nennt Weber die Kohle<br />

das „wertvollste“ und zugleich das „schicksalsvollste“<br />

Produkt des Okzidents (S. 252).<br />

„Schicksalsvoll“ <strong>ist</strong> sie deshalb, weil sie die<br />

Herstellung von Eisen ermöglicht. Das Eisen<br />

wie<strong>der</strong>um <strong>ist</strong> mit <strong>der</strong> schnellen Industrialisierung<br />

verbunden, die zu sozialen Konflikten<br />

führt. Weber berichtet von <strong>der</strong> Gründung von<br />

Kohlenbergwerken im 12. und 13. Jahrhun<strong>der</strong>t,<br />

und zwar aus den Klöstern heraus. Bemerkenswert<br />

<strong>ist</strong>, dass er als Folge des Kohlenbrandes<br />

in England die starke „Verpestung<br />

<strong>der</strong> Luft“ erwähnt und auf den „Raubbau an<br />

den Bodenschätzen“ hinwe<strong>ist</strong>. Als Beispiel<br />

für Letzteres führt er die „Entwaldung“ des<br />

Landes an, um Holzkohle zu gewinnen. Die<br />

Holzkohle wie<strong>der</strong>um diente bis Mitte des 18.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts <strong>der</strong> Erzeugung von Eisen. Da<br />

diese Bodenschätze nicht unerschöpflich<br />

sind, geht Weber davon aus, dass „das eiserne<br />

Zeitalter höchstens ein Jahrtausend“<br />

wird andauern können (S. 343, Anm.). Weber<br />

we<strong>ist</strong> auf diese Folge rasanter Industrialisierung<br />

freilich nur hin; er problematisiert<br />

die Entwicklung nicht, sodass er kaum als<br />

ein ökologischer Vordenker in Anspruch genommen<br />

werden kann. Dennoch zeugen diese<br />

Passagen von einer außergewöhnlichen<br />

Sensibilität für die ökologischen Folgen <strong>der</strong><br />

Industrialisierung. Weber geht davon aus,<br />

dass nur ein begrenztes und maßvolles Wirtschaften<br />

keine gravierenden nicht-wirtschaftlichen<br />

Folgen hat. Sobald eine bestimmte<br />

Grenze industrieller Produktion überschritten<br />

wird, droht diese in Destruktion umzuschlagen.<br />

Weber scheint <strong>der</strong> Auffassung zu sein,<br />

dass es zu dieser Grenzüberschreitung früher<br />

o<strong>der</strong> später unweigerlich kommt. Während<br />

die klösterlichen Bergwerke noch für<br />

den Eigenbedarf produzieren, geht es im<br />

Verlauf <strong>der</strong> weiteren Entwicklung darum, mit<br />

<strong>der</strong> Ausweitung <strong>der</strong> Produktion Gewinn zu<br />

machen. Das Profitinteresse wird zu einem<br />

wichtigen Antriebsfaktor. Als Beleg führt Weber<br />

die Kohleverschiffung in England an. Es<br />

wird nicht länger produziert, um den eigenen<br />

Bedarf zu decken, son<strong>der</strong>n um auf dem Weg<br />

des Handels Überschüsse zu erwirtschaften,<br />

die materielle Sicherheit und Versorgung in<br />

<strong>der</strong> Zukunft versprechen.<br />

Webers Begriff des Wirtschaftens, den<br />

man schon aus seiner „Wirtschaftssoziologie“<br />

in Wirtschaft und Gesellschaft kennt, <strong>ist</strong><br />

beson<strong>der</strong>s interessant. Wirtschaften <strong>ist</strong> für<br />

Weber <strong>der</strong> sparsame Umgang mit den zur<br />

Verfügung stehenden Mitteln, um das Überleben<br />

zu gewährle<strong>ist</strong>en. Ziel <strong>ist</strong>, das Leben<br />

ohne materielle Not fr<strong>ist</strong>en zu können. Weber<br />

definiert wirtschaftliches Handeln als<br />

„Fürsorge“ für „begehrte Nutzle<strong>ist</strong>ungen“.<br />

„Nutzle<strong>ist</strong>ungen“ sind jene Güter, die Produkte<br />

eines Herstellungsprozesses sind (S.<br />

81). Wirtschaften <strong>ist</strong>, könnte man im Sinne<br />

Webers sagen, <strong>der</strong> intelligente Umgang mit<br />

dem Wenigen. Damit hat Wirtschaften a priori,<br />

wie Weber schließt, eine „Tendenz zur<br />

Rationalisierung“ (S. 83). Deren Ziel <strong>ist</strong> es,<br />

die Produktionskosten zu senken o<strong>der</strong> auch:<br />

mit einem möglichst geringen Einsatz von<br />

Kraft und Energie ein möglichst optimales<br />

Betriebsergebnis zu erzielen. So erklärt sich<br />

die Entstehung von Technik. Sie ermöglicht<br />

eine Beschleunigung <strong>der</strong> Produktion und<br />

eine Vervielfältigung <strong>der</strong> Produkte. Rationalisierung<br />

löst auch, wie es bei Weber heißt,<br />

„eine fieberhafte Jagd nach Erfindungen“ aus<br />

(S. 348). Wirtschaftsgeschichte <strong>ist</strong>, so fasst<br />

Weber zusammen, „in gewissem Sinn und in<br />

gewissen Grenzen die Geschichte des heute<br />

zum Siege gelangten ökonomischen, auf<br />

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Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> unzulässig und strafbar.<br />

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Rezensionen<br />

Rechnung aufgebauten Rationalismus“ (S.<br />

94). Das heiß aber nicht, dass <strong>der</strong> Mensch<br />

seit jeher und immer wirtschaftlich („rational“)<br />

gewirtschaftet hätte. Der Herausgeber zitiert<br />

aus einem noch unveröffentlichten Brief Webers<br />

von 1910 eine Bemerkung, wonach die<br />

Abfassung einer Wirtschaftsgeschichte die<br />

„Geschichte <strong>der</strong> menschlichen Unwirtschaftlichkeit“<br />

einschließen müsse (S. 10). Der<br />

„homo oeconomicus“ <strong>ist</strong> damit weitgehend<br />

eine Fiktion, ein „Idealtypus“. In Wirklichkeit<br />

<strong>ist</strong> Wirtschaftsgeschichte immer auch die Geschichte<br />

<strong>der</strong> Abweichung von ökonomischer<br />

Rationalität.<br />

Deutlicher als in an<strong>der</strong>en Schriften unterscheidet<br />

Weber in <strong>der</strong> Vorlesung zwischen<br />

„formaler“ und „materialer Rationalität“.<br />

Zwischen beiden wüte ein „Kampf“ (S. 95).<br />

Interessant <strong>ist</strong>, dass er nicht nur das Ansinnen,<br />

Güter „gerecht“ zu verteilen, als „material<br />

irrational“ bezeichnet, son<strong>der</strong>n auch das<br />

wirtschaftliche Spekulieren. Es <strong>ist</strong> deshalb<br />

„irrational“, weil es nicht <strong>der</strong> Güterproduktion,<br />

son<strong>der</strong>n dem Geldgewinn dient. Die Spekulation<br />

ruft, so Weber, regelmäßig Wirtschaftskrisen<br />

hervor. Ihnen widmet er einen eigenen<br />

Paragraphen (S. 326 ff.). Darin unterscheidet<br />

er die begrenzte Spekulation von <strong>der</strong> „Überspekulation“<br />

(S. 330), die zu Überproduktion<br />

bei abnehmen<strong>der</strong> Nachfrage führe und<br />

damit eine massive Störung des wirtschaftlichen<br />

Gleichgewichts nach sich ziehe. Wie<br />

bei Marx klingt, was Weber im Folgenden<br />

beschreibt: Die mit <strong>der</strong> Verkokung von Kohle<br />

möglich gewordene Herstellung von Eisen<br />

befreie die Produktion „von ihren organischen<br />

Schranken, in welchen die Natur sie<br />

gefangen hielt“ (S. 330). In <strong>der</strong> Folge komme<br />

es zu Krisen, die freilich nicht in jedem Teil<br />

<strong>der</strong> Welt dieselben Folgen hätten. An diesem<br />

Punkt kommt die Religion ins Spiel. Weber<br />

erwähnt, dass in Japan o<strong>der</strong> China Krisen<br />

als Ausdruck einer indisponierten Gottheit<br />

angesehen würden, <strong>der</strong> Arbeiter im Okzident<br />

hingegen durchschaue, dass kein Gott,<br />

son<strong>der</strong>n die Wirtschaftsverfassung o<strong>der</strong> die<br />

Gesellschaftsordnung selbst <strong>der</strong> Grund <strong>der</strong><br />

Krise und <strong>der</strong> eigenen desolaten Lage sei.<br />

Für Weber <strong>ist</strong> dies die Erklärung dafür, dass<br />

nur im Okzident „rationaler Sozialismus“ entstehen<br />

konnte (S. 331). Offensichtlich hatte<br />

Weber keine Gelegenheit, seine Ausführungen<br />

zu differenzieren, denn nicht überall im<br />

„Okzident“ entsteht „rationaler Sozialismus“.<br />

125<br />

Werner Sombart widmet dieser Frage bekanntlich<br />

seine Studie Warum gibt es in den<br />

Vereinigten Staaten keinen Sozialismus?<br />

(1906). Nach Sombart verhin<strong>der</strong>ten in den<br />

USA ein ausgeprägter Individualismus und<br />

ein relativ hohes Arbeitseinkommen die Entstehung<br />

des kontinentaleuropäischen Sozialismus.<br />

Die amerikanischen Arbeiter waren<br />

weniger isoliert und auch ethnisch zu heterogen,<br />

um sich als „Klasse“ zu konstituieren. Es<br />

herrschte zudem Arbeitskräfteknappheit.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Studie stellen Webers<br />

Diagnose allerdings nicht grundsätzlich<br />

in Frage. Neu und innovativ bei Weber <strong>ist</strong> die<br />

Erklärung, dass die religiöse Entzauberung<br />

die Kritik an <strong>der</strong> wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />

Verfassung entscheidend begünstigt<br />

habe und letztlich mitverantwortlich<br />

gewesen sein dürfte für den entstehenden<br />

Klassenkonflikt. Zum Ende seiner Vorlesung<br />

zieht Weber ein ähnliches Fazit wie in seiner<br />

ersten Studie zur „Protestantischen Ethik“.<br />

Die Religion habe zwar den Kapitalismus<br />

maßgeblich ermöglicht, allerdings sei die religiöse<br />

Wurzel im Augenblick <strong>der</strong> Entfaltung<br />

des Kapitalismus weitgehend abgestorben<br />

(S. 395). Im Unterschied zur Protestantismusstudie<br />

eröffnet Weber jetzt nicht das düstere<br />

Szenario eines im Entstehen begriffenen<br />

„stahlharten Gehäuses“, son<strong>der</strong>n bezieht<br />

sich auf die zeitgenössische Gesellschaft,<br />

die er am Klassenkonflikt zerbrechen sieht.<br />

Weil die Religion ihre Zauberkraft verloren<br />

habe, sei sie außerstande, den Arbeiter<br />

über sein Schicksal hinwegzutrösten. Weber<br />

glaubt deshalb, dass die Spannungen in <strong>der</strong><br />

Gesellschaft weiter zunehmen werden.<br />

Die Neuedition enthält neben den Mitschriften<br />

von Palyi und Hellmann die <strong>der</strong> Studenten<br />

Erwin Stölzl und Georg Girisch. Diese<br />

Texte sind nicht ausformuliert, es handelt sich<br />

lediglich um stichwortartige Aufzeichnungen,<br />

die keine Anhaltspunkte für eine fehlerhafte<br />

Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong> Erst-Mitschriften enthalten.<br />

Man kann deshalb fragen, warum sie in den<br />

Band aufgenommen wurden. Das gilt auch<br />

für die Notizen aus dem Nachlass von Carl<br />

Schmitt, die rund drei Seiten umfassen. Die<br />

Herausgeber haben sich für die Wie<strong>der</strong>gabe<br />

aufgrund <strong>der</strong> „Bedeutung“ von Schmitt<br />

entschieden (S. 530). Schmitt, Vorlesungszuhörer<br />

und Teilnehmer an Webers zweiwöchigem<br />

Dozentenseminar, <strong>ist</strong> von 1919 bis<br />

1921 Dozent für Öffentliches Recht an <strong>der</strong><br />

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126 Literatur<br />

Münchener Handelshochschule. Zunächst<br />

mit literarischen Versuchen hervorgetreten<br />

(z. B. Theodor Däublers ,Nordlicht’, 1916),<br />

veröffentlicht er 1919 die Studie Politische<br />

Romantik, in <strong>der</strong> er die gesamte Mentalität<br />

<strong>der</strong> bürgerlichen Welt verwirft; diese sei<br />

durch Unentschiedenheit und fortdauerndes<br />

Gespräch gekennzeichnet. Der Titel <strong>ist</strong> insoweit<br />

ironisch gemeint, als <strong>der</strong> Romantiker<br />

zum eigentlich Politischen: <strong>der</strong> „Entscheidung“,<br />

nach Schmitt gar nicht fähig <strong>ist</strong>. 1921<br />

erscheint sein erstes Hauptwerk Die Diktatur,<br />

in dem er sich für die „kommissarische“<br />

Diktatur ausspricht, die eine Diktatur auf Zeit<br />

sei und dem Erhalt <strong>der</strong> Verfassung diene. Zugleich<br />

problematisiert er die Geltungsbedingungen<br />

des „bürgerlichen“ Rechtsstaats, wie<br />

er mit <strong>der</strong> Weimarer Reichsverfassung von<br />

1919 institutionelle Gestalt gewinnt. In München<br />

hört er auch Webers Vorträge „Wissenschaft<br />

als Beruf“ und „Politik als Beruf“ und<br />

beteiligt sich später mit einer „Soziologie des<br />

Souveränitätsbegriffs“ an <strong>der</strong> von Melchior<br />

Palyi herausgegebenen Erinnerungsgabe an<br />

Max Weber (1923).<br />

Geht man dem Literaturhinweis <strong>der</strong> Herausgeber<br />

<strong>der</strong> wirtschaftsgeschichtlichen Vorlesung<br />

nach und liest in Schmitts Aufzeichnungen<br />

über die Militärzeit, findet sich, dass<br />

dieser sich in seinem Denken von Weber<br />

bestärkt sah. In Webers Typus „charismatischer<br />

Legitimität“ sieht er einen politisch gewendeten,<br />

ursprünglich theologischen Begriff<br />

(Politische Theologie II, 1970, S. 62). Er teilt<br />

Webers Kritik des Pazifismus und <strong>der</strong> Moralisierung<br />

<strong>der</strong> Politik, wie dieser sie angesichts<br />

<strong>der</strong> Münchener Revolutions- und Bürgerkriegslage<br />

vorträgt.<br />

Wenn auch die Aufnahme <strong>der</strong> Notizen in<br />

den Band nicht zwingend erscheint, ermuntert<br />

dieser Nachlassfund doch, sich (nach <strong>der</strong><br />

Studie von Gary L. Ulmen, Politischer Mehrwert,<br />

1991) noch einmal mit dem Verhältnis<br />

Schmitt/Weber zu beschäftigen, das freilich<br />

spannungsreicher und wi<strong>der</strong>sprüchlicher <strong>ist</strong>,<br />

als Schmitt glauben macht: Denn gerade<br />

Weber <strong>ist</strong> auch ein Vertreter jener liberalen<br />

„Bürgerlichkeit“, die Schmitt so vehement bekämpft.<br />

Wolfgang Hellmich<br />

Dr. W. H., In den Fischergärten 3, 72074 Tübingen,<br />

wolfgang _hellmich@t-online.de<br />

GEORGE KATEB. Human Dignity. Cambridge, MA/London: The Belknap Press of<br />

Harvard University Press, 2011, xiii + 238 pp. ISBN: 978-0-674-04837-9<br />

Man’s place in the world is a significant matter,<br />

both from an ex<strong>ist</strong>ential and a practical viewpoint.<br />

George Kateb’s Human Dignity deals<br />

with, inter alia, moral philosophy, philosophical<br />

anthropology (establishing the basis for human<br />

dignity) and philosophy of law (addressing the<br />

subject of human rights). Despite the scope of<br />

the inquiry, the author has managed to present<br />

his ideas in a book of modest proportions.<br />

Many works that deal with topics such as<br />

these excel in producing opaque arguments,<br />

larded with language of the same nature. Fortunately,<br />

Kateb is a positive exception in this<br />

regard. Not only does he steer clear of such<br />

a modus operandi, he also explicates matters<br />

in instances in which this is desirable. This,<br />

together with the author’s accessible style,<br />

makes the difficulties readily apparent. That<br />

such ex<strong>ist</strong> at all is, of course, unwelcome, but<br />

this state of affairs is still preferable to one<br />

– not seldom found in present-day philosophy<br />

– in which the rea<strong>der</strong> is forced to find his<br />

way through a web of intricacies spun by the<br />

author in an attempt to hide the weaknesses<br />

in his theory. Kateb can, in any event, not be<br />

accused of such a course of action. He seeks<br />

to locate the foundation of human dignity and<br />

to know which consequences follow from it.<br />

The outline of Human Dignity is presented<br />

thus: “I wish to go to the extent of saying<br />

that the human species is indeed something<br />

special, that it possesses valuable, commendable<br />

uniqueness or d<strong>ist</strong>inctiveness that is<br />

unlike the uniqueness of any other species. It<br />

has higher dignity than all other species, or a<br />

qualitatively different dignity from all of them.<br />

The higher dignity is theoretically founded on<br />

humanity’s partial discontinuity with nature.<br />

Humanity is not only natural, whereas all<br />

other species are only natural. The reasons<br />

for this assertion, however, have nothing to<br />

do with theology or religion.<br />

ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 99/1 (2013)<br />

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Urheberrechtlich geschütztes Material. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> unzulässig und strafbar.<br />

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Rezensionen<br />

I therefore work with the assumption<br />

that we can d<strong>ist</strong>inguish between the dignity<br />

of every human individual and the dignity of<br />

the human species as a whole. With that assumption<br />

in place, I make another assumption,<br />

that the dignity of every individual is<br />

equal to that of every other; which is to say<br />

that every human being has a status equal to<br />

that of all others. […] All individuals are equal;<br />

no other species is equal to humanity. These<br />

are the two basic propositions that make up<br />

the concept of human dignity. The idea that<br />

humanity is special comes into play when<br />

species are compared to one another from<br />

an external and deindividualized (though of<br />

course only human) point of view. When we<br />

refer to the dignity of the human species, we<br />

could speak of the stature of the human race<br />

as d<strong>ist</strong>inguished from the status of individuals.”<br />

(pp. 5, 6).<br />

Kateb’s notion of ‘human dignity’ is an<br />

intricate one, incorporating status and stature<br />

(p. 9; cf. p. 18) (as just mentioned). One<br />

won<strong>der</strong>s, though, what could prompt such an<br />

amalgam. If there were merely a need to un<strong>der</strong>line<br />

the special contributions individuals<br />

(are able to) accomplish, the stature aspect<br />

would obviously be a superfluous addition.<br />

The benefit – if that is what this is – of such<br />

a conception is, in any event, that it includes<br />

those who cannot claim any merit; for them<br />

the stature aspect is the crucial element. A<br />

clear downside of this element is its vagueness,<br />

which may be precisely what accounts<br />

for its success to accommodate those that<br />

lack a status in the sense in which it is usually<br />

un<strong>der</strong>stood (the status of one human being<br />

not being equal to that of all others, in contrad<strong>ist</strong>inction<br />

to what is the case in the author’s<br />

conception).<br />

The difficulties are brought to the fore by<br />

Kateb’s ins<strong>ist</strong>ence to consi<strong>der</strong> uniqueness to<br />

be “[…] the element common to status and<br />

stature […].” (p. 8). This becomes apparent<br />

when it is somewhat concretized: “[…] the dignity<br />

of the human species lies in its uniqueness<br />

in a world of species. I am what no one<br />

else is, while not ex<strong>ist</strong>entially superior to<br />

anyone else; we human beings belong to a<br />

species that is what no other species is; it is<br />

the highest species on earth – so far.” (p. 17).<br />

Still, if Kateb is, as would appear to be the<br />

case, not willing to single out one or more actual<br />

criteria on the basis of which the human<br />

127<br />

species’s dignity would subsequently be defended,<br />

it is simply the bare fact of belonging<br />

to this species that is decisive, namely (presumably)<br />

having certain physical character<strong>ist</strong>ics,<br />

making the decisive element an arbitrary<br />

one. Once the author reaches the point<br />

where he starts to l<strong>ist</strong> the character<strong>ist</strong>ics that<br />

are unique to human beings, it is clear that he<br />

dismisses such a way out (and rightly so, for<br />

the reason just mentioned), but he does not<br />

provide another solution: “All the traits and<br />

attributes are based in the body, but none is<br />

reducible to a merely biological phenomenon<br />

with an exclusively biological explanation.”<br />

(p. 133). The d<strong>ist</strong>inction between animals and<br />

human beings, at least in the way the author<br />

presents it, easily leads to the (rightful) accusation<br />

of speciesism. (Kateb denies that<br />

the accusation of speciesism (referring to it<br />

as ‘species snobbery’) applies to his position<br />

(p. 179), but I have found no basis in his work<br />

that would substantiate this statement.)<br />

It is not reason (in whatever sense) that is<br />

crucial, as this would exclude those who are<br />

seriously cognitively impaired, and would easily<br />

force a modification of this outlook, either<br />

conferring dignity on those animals that exhibit<br />

more intelligence than these individuals,<br />

or denying these individuals dignity. Neither<br />

of these options is open to Kateb, which makes<br />

the vagueness of his definitions all the<br />

more problematical. (Incidentally, it is a non<br />

sequitur to conclude from the mere fact that<br />

the human species is unique that it should eo<br />

ipso be ‘elevated’ in some way compared to<br />

the other species.)<br />

It is almost as if the theory were<br />

constructed with the agenda in mind to create<br />

a ‘safe haven’ for every human being, while<br />

being able to justify a different treatment for<br />

animals, whose suffering, not belonging to a<br />

species that is unique, is less important than<br />

that of mankind (pp. 22, 23). (Kateb does not<br />

ignore animals’ suffering, though, and speaks<br />

of animal rights as “[…] made up of two components:<br />

the quasi-moral and the quasi-ex<strong>ist</strong>ential,<br />

in analogy with human rights.” (p.<br />

117).) The protective stance towards human<br />

beings becomes apparent, e. g., when Kateb<br />

says, committing an argumentum ad consequentiam:<br />

“[…] we should not speak as if at<br />

any time degraded human beings are no longer<br />

human; to do so would justify the treatment<br />

inflicted on them.” (p. 21).<br />

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128 Literatur<br />

On the basis of the foregoing, it appears<br />

difficult, if not downright impossible, to delineate<br />

a domain to which human beings exclusively<br />

belong on account of a non-trivial<br />

trait. This may be called a lower limit when it<br />

comes to seeking a contrast with those species<br />

that (supposedly) lack (this sort of) dignity.<br />

The upper limit, by contrast, lies in the<br />

acknowledgement of the non-ex<strong>ist</strong>ence of a<br />

special standing for those human beings that<br />

are endowed with extraordinary qualities, although<br />

the author does not overlook the differences<br />

between individual human beings.<br />

Still, he seems to need precisely the achievements<br />

of such individuals to buttress the<br />

special position of mankind, pointing to “[…]<br />

the great achievements that testify to human<br />

stature because […] they rebut the contention<br />

that human beings are merely another<br />

species in nature, and thus prepare the way<br />

for us to regard every person in his or her potentiality.”<br />

(p. 8; cf. p. 115).<br />

‘Great achievements’ would in fact plead<br />

inequality among human beings (since the<br />

achievements of some exceed those of<br />

others). The uniqueness of the species can,<br />

accordingly, only be said to follow from the<br />

achievements of great individuals (or at least<br />

not from the acts of each individual); in the<br />

most extreme cases (people that are significantly<br />

cognitively impaired), individuals are<br />

not even capable of performing unique accomplishments.<br />

It must be granted that the<br />

great achievements are connected to human<br />

stature (p. 179) rather than to the status of<br />

individuals, so that individuals may be said to<br />

‘share’ in the achievements: they are of the<br />

same species as the ‘great’ individuals and<br />

might be consi<strong>der</strong>ed, from this perspective,<br />

to achieve great things if the circumstances<br />

had been different, whereas an animal would<br />

(presumably) never be able to, e. g., compose<br />

music or prove a theorem. If this reasoning<br />

is carried through cons<strong>ist</strong>ently, those individuals<br />

who are unable to contribute in such a<br />

way should not be consi<strong>der</strong>ed human beings<br />

(or even individuals).<br />

The alternative cons<strong>ist</strong>s in including such<br />

beings, at the expense of the disappearance<br />

of the demarcation line (the lower limit just<br />

mentioned) between human beings and animals.<br />

This is not what Kateb would argue,<br />

focusing on the fact of being human: “There<br />

are people who are so disabled that they cannot<br />

function. Does the idea of dignity apply<br />

to them? Yes, they remain human beings in<br />

the most important respect. If they cannot actively<br />

exercise many or any of their rights they<br />

nevertheless retain a right to life, whatever<br />

their incapacities (short of the most extreme<br />

failures of functioning).” (p. 19).<br />

It is not surprising that Kateb finds himself<br />

in a split (or dilemma). He – rightly – denies<br />

that the whole human record is personified in<br />

every individual, but states that, on the basis<br />

of the stature aspect, each one has all the<br />

human character<strong>ist</strong>ics (pp. 125, 126; cf. p.<br />

179). On the one hand, individuals are not<br />

the personification of the human record (so<br />

that the individuals whose mental capacities<br />

are exceeded by those of some animals are<br />

included – at the same time, a supposedly<br />

common ground (the very human record) between<br />

‘great’ individuals and these individuals<br />

is lost), but on the other hand, every individual<br />

has all the decisive traits and attributes<br />

to include him (which is easily refuted on the<br />

basis of experience). This theory may be said<br />

to want too much, so to speak: it is not prepared<br />

to sacrifice what is special in humanity<br />

but fails to accept the consequences of this<br />

premise when it is pressed to do so, thus<br />

leaving an account that may be consi<strong>der</strong>ed<br />

incons<strong>ist</strong>ent or even void.<br />

What does all this mean for the issue<br />

of granting rights? Kateb says: “Two kinds<br />

of equality are involved when the state recognizes<br />

and respects human rights. First,<br />

there is moral equality, and second, there is<br />

the equal status of every individual.” (p. 30).<br />

The first sort of equality is difficult to maintain<br />

in the light of the foregoing analysis. The second<br />

sort of equality, the equal status of every<br />

individual, can be defended, but in or<strong>der</strong><br />

to eliminate the difficulties pointed out above,<br />

another foundation – or, rather, a foundation<br />

– must be provided.<br />

The problem with ‘human dignity’, it<br />

seems, is that it is an honorific rather than<br />

a description, so that the reason why dignity<br />

should be bestowed on human beings remains<br />

to be clarified. One may contrast this<br />

with an honorific bestowed on, e. g., athletes<br />

who have shown extraordinary accomplishments.<br />

They are praised for this, and in this<br />

cons<strong>ist</strong>s the honorific: the honorific is based<br />

on some quality or performance consi<strong>der</strong>ed<br />

exceptional by some. Crucially, such an ho-<br />

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Rezensionen<br />

norific can only have a meaning if the reason<br />

for it to be bestowed can be contrasted with<br />

situations in which it would be out of place.<br />

The honorific is bestowed on athletes who<br />

show, as I said, extraordinary accomplishments.<br />

They are ‘extra’-‘ordinary’ (beyond<br />

the ordinary) in the sense that ordinary people<br />

(or the athletes with whom they compete)<br />

cannot (or, in any event, do not) perform such<br />

feats.<br />

In the case of ‘human dignity’, the problem<br />

seems to be that everyone who is a<br />

human being is eo ipso qualified a proper<br />

candidate to have dignity bestowed on him.<br />

There is no contrast (not even with those who<br />

lack reason, who are still treated with dignity<br />

(if they cannot fend for themselves, they are<br />

not simply abandoned, which would probably<br />

mean their death, but are taken care of in<br />

special institutions)). There is, of course, the<br />

more fundamental contrast with non-humans<br />

(animals), but that is not relevant here: even<br />

if such a contrast could be defended within<br />

Kateb’s theory (quod non), this would still not<br />

provide sufficient justification to speak of human<br />

dignity (at least not in all cases). If there<br />

is no criterion to bestow an honorific – as dignity<br />

may be said to be –, the honorific itself<br />

loses all meaning.<br />

That this problem ensues can be explained<br />

from the way the author qualifies<br />

‘dignity’, which is not unrelated to the issue<br />

of the inclusion of every human being in the<br />

realm of subjects having dignity, for Kateb<br />

speaks of ‘human dignity’ as an ex<strong>ist</strong>ential<br />

rather than a moral value (pp. 10–17). He demonstrates<br />

his awareness of the difference<br />

with a view such as Kant’s, who does connect<br />

dignity with morality (p. 13). (Incidentally,<br />

Kant speaks not about human dignity per se,<br />

arguing that any rational being may have dignity.)<br />

Kant’s approach faces some – or, rather,<br />

many – difficulties of its own, but he is in<br />

any case clear about the criteria for dignity<br />

to be bestowed on a being. Such an option<br />

seems ruled out in Kateb’s line of thought, ins<strong>ist</strong>ing<br />

that “Human dignity is an ex<strong>ist</strong>ential<br />

value; value or worthiness is imputed to the<br />

identity of the person or the species.” (p. 10).<br />

On p. 24, Kateb says of human stature: “Human<br />

stature is essentially an ex<strong>ist</strong>ential, not a<br />

moral, value.”<br />

An alternative would be, then, not to focus<br />

on the ‘human’ part of ‘human dignity’<br />

129<br />

but rather to deem a character<strong>ist</strong>ic decisive<br />

which some may be said to exhibit and which<br />

others lack, such as rationality. Such an alternative<br />

brings its own complications with it, but<br />

these need not be discussed here as Kateb<br />

does not opt for it (indeed, as I indicated, the<br />

problem is rather that he does not choose at<br />

all). I mention it merely to remark that an alternative<br />

to Kateb’s theory, which would, of<br />

course, have to be examined just as critically,<br />

is not readily available, at least not as long as<br />

one aspires to present a theory that is just as<br />

elevated. Perhaps one may even reach the<br />

conclusion that such a project must be given<br />

up.<br />

In any event, Kateb’s ambition seems to<br />

exceed what he can demonstrate, and the<br />

extent to which a theory must be justified corresponds<br />

with that of its claims rather than<br />

with its (intuitive) appeal or the aspirations of<br />

its originator. That is not to say that the book<br />

is without merit, but such merit lies primarily<br />

in indicating what is at stake in the human<br />

dignity debate, and in which setting such a<br />

debate can take place.<br />

Jasper Doomen<br />

J.D., J. Perkstraat 4 A, 2321 VH Leiden, The<br />

Netherlands, jasperdoomen@yahoo.com<br />

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130 Literatur<br />

RALF KONERSMANN (Hrsg.). Wörterbuch <strong>der</strong> philosophischen Metaphern, 3. Auflage,<br />

D armstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2011, 592 Seiten, E 100,–.<br />

A metaphoris autem abstinendum philosopho.<br />

Mit diesem auf Berkeley zurückgehenden<br />

Satz lässt sich die bis heute weit<br />

verbreitete Skepsis des Wissenschaftlers<br />

gegenüber Metaphern beschreiben. Diese<br />

werden als bloß rhetorisches Stilmittel aufgefasst,<br />

dessen Unschärfe, Vieldeutigkeit und<br />

Irrationalität es für einen sachlichen Diskurs,<br />

<strong>der</strong> auf die präzise Formulierung des eigenen<br />

Gedankens angewiesen <strong>ist</strong>, im besten<br />

Falle als überflüssig, im schlechtesten sogar<br />

als schädlich erscheinen lässt. 1 Zu unrecht.<br />

Denn Metaphern und metaphernbasierte<br />

Modelle sind ein zentraler Bestandteil <strong>der</strong><br />

wissenschaftlichen Sprachspiele – dies weiß<br />

nicht zuletzt <strong>der</strong> alltäglich mit dem „Willen<br />

des Gesetzgebers“, „logischen Sekunden“<br />

und „jur<strong>ist</strong>ischen Personen“ operierende Jur<strong>ist</strong>.<br />

2 Deshalb <strong>ist</strong> es gerade auch aus rechtswissenschaftlicher<br />

Sicht nachdrücklich zu<br />

begrüßen, dass die von Hans Blumenberg<br />

1960 mit den „Paradigmen zu einer Metaphorologie“<br />

3 zu neuem Leben erweckte Forschungsrichtung<br />

<strong>der</strong> Metaphorologie, <strong>der</strong><br />

Wissenschaft von und über die „Erzählungen,<br />

die sich als Einzelwort maskieren“ (S.<br />

17), in dem Wörterbuch <strong>der</strong> philosophischen<br />

Metaphern (WPM) einen lexikalischen Gralshüter<br />

gewonnen hat.<br />

Der Herausgeber hat Lemmata wechseln<strong>der</strong><br />

Bearbeiter zu 40 sogenannten Titelmetaphern<br />

zusammengetragen. Damit<br />

sind solche Metaphern gemeint, die „einen<br />

kohärenten Vorstellungszusammenhang<br />

[überschreiben], <strong>der</strong> durch das Titelwort vorgegeben<br />

<strong>ist</strong> und dessen konkrete Gestalt<br />

zeiträumlich variieren kann“ (S. 15). Mit dem<br />

WPM betritt Konersmann, wenn man von einem<br />

erfolglos gebliebenen Versuch Johann<br />

Georg Sulzers von 1767 absieht, editorisches<br />

Neuland. Die verbreitet geltend gemachten<br />

Einwände, dass die Metaphorologie die Ordnungsfuktion<br />

<strong>der</strong> Begriffsgeschichte untergrabe<br />

und, wenn überhaupt, nicht lexikalisch<br />

zu betreiben sei, weil eine Metapher nur in<br />

<strong>der</strong> Konkretion ihrer Anwendung betrachtet<br />

werden könne, erkennt Konersmann ebenso<br />

entspannt an wie die kaum begründbare Anzahl<br />

und Auswahl <strong>der</strong> bearbeiteten Titelmetaphern<br />

(S. 13, 17, 18). Denn es geht nicht um<br />

eine abschließende Untersuchung, son<strong>der</strong>n<br />

um eine offene Interpretation, ein Werk „seiner<br />

Autoren und Leser“ (S. 19, Hervorhebung<br />

des Rezensenten): Der hergebrachten enzyklopädischen<br />

Hermetik des Wörterbuchs wird<br />

eine erfrischende topologische Hermeneutik<br />

<strong>der</strong> Wörterschrift entgegensetzt. 4 Damit erwe<strong>ist</strong><br />

sich das Werk als Produkt eben <strong>der</strong> von<br />

Blumenberg beschriebenen mo<strong>der</strong>nen Kontingenzkultur,<br />

die sich durch den Grundgedanken<br />

auszeichnet, dass nicht sein muss,<br />

was <strong>ist</strong>: 5 Der Umweg <strong>der</strong> Geschichte führt<br />

über die Brücke des Aushaltens <strong>der</strong> Differenz<br />

zur Aufhebung <strong>der</strong>selben – „Metaphern […]<br />

indizieren Kontingenz – und sie kompensieren<br />

Kontingenz.“ (S. 12).<br />

Die offene Gesamtkonzeption bringt<br />

eine weitgehende Heterogenität <strong>der</strong> Beiträge<br />

mit sich, was nicht nur ihre metaphorologischen<br />

Ausgangspositionen, son<strong>der</strong>n<br />

auch ihren Umfang und Aufbau sowie ihre<br />

Qualität betrifft. Daher kann vorliegend keine<br />

Wie<strong>der</strong>gabe aller o<strong>der</strong> eines typischen<br />

Beitrags erfolgen. Hingewiesen sei jedoch<br />

zunächst auf den Beitrag „Kreuz“ von Winfried<br />

Brugger, dem einzigen Jur<strong>ist</strong>en unter<br />

1 Vgl. Richard Dawkins, Unweaving the Rainbow, Boston 1998, S. 180 ff., 184: “dangers of becoming<br />

intoxicated by symbolism, by meaningless resemblances”.<br />

2 Einen instruktiven Überblick über die einzelnen Bedeutungsebenen <strong>der</strong> Metapher im Recht liefert:<br />

Finn Makela, Metaphors and Models in Legal Theory, in: Les Cahiers de Droit, vol. 52 (2011), S. 397<br />

ff.<br />

3 Zuvor bereits: Licht als Metapher <strong>der</strong> Wahrheit. Im Vorfeld <strong>der</strong> philosophischen Begriffsbildung<br />

(1957), abgedruckt in: Anselm Haverkamp (Hrsg.), Hans Blumenberg – Ästhetische und metaphorologische<br />

Schriften, Frankfurt 2009, S. 139 ff.<br />

4 Vgl. Jacques Derrida, De la grammatologie, Chapitre 1: «La fin du livre et le commencement de<br />

l’écriture», Paris 1967, p. 15 ff.<br />

5 Hans Blumenberg, Die Sorge geht über den Fluß, Frankfurt 1987, S. 57.<br />

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Rezensionen<br />

den Autoren. Hierin legt Brugger eine Kurzversion<br />

seiner bereits mehrfach publizierten 6<br />

entscheidungstheoretischen Anthropologie<br />

nie<strong>der</strong>, die jedoch bedauerlicherweise den<br />

spezifisch metaphorischen Gehalt des Kreuzes<br />

kaum beleuchtet. Aus jur<strong>ist</strong>ischer Sicht<br />

spannen<strong>der</strong> <strong>ist</strong> deshalb beispielsweise die<br />

Bearbeitung „Netz“ von Chr<strong>ist</strong>ian J. Emden,<br />

welche die rechtliche Obligation mit den<br />

Begriffen des nexus/nectere in Verbindung<br />

bringt und den Leser unwillkürlich an die<br />

Verstrickung des Straf- und Zivilrechts denken<br />

lässt. Ebenso gedankenreich sind die<br />

Ausführungen von Susanne Lüdemann zur<br />

Metapher „Körper, Organismus“, die in ebenso<br />

verständlicher wie überzeugen<strong>der</strong> Weise<br />

die Entwicklung <strong>der</strong> Körperschaft des Staates<br />

aus <strong>der</strong>jenigen <strong>der</strong> Kirche nachzeichnet,<br />

die ihrerseits vom corpus chr<strong>ist</strong>i und dessen<br />

antiken Vorläufern herrührt. Wie sich <strong>der</strong> Kultur-<br />

und Ausbildungsbegriff aus <strong>der</strong> Metapher<br />

„Pflanze“ kr<strong>ist</strong>allisieren, zeigen Theda Rehbock<br />

und Nele Schnei<strong>der</strong>eit unter an<strong>der</strong>em<br />

mit <strong>der</strong> interessanten Beobachtung auf, dass<br />

die lateinische cultura, die bekanntlich Pflege,<br />

Anbau und Verehrung zugleich als Momente<br />

in sich vereint, bis in das 18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

„ gar nicht ohne einen spezifizierenden<br />

Genitiv“ (S. 274), also ohne die Klarstellung,<br />

was genau man denn kultivieren wolle, vorkommt.<br />

Begriffe wie „Verfassungsbaum“, „organisches<br />

Schuldverhältnis“ müssen somit<br />

nicht bemüht werden, um die Relevanz <strong>der</strong><br />

Pflanzenmetapher im rechtskulturellen Diskurs<br />

zu belegen. Die hier begonnene L<strong>ist</strong>e<br />

ließe sich leicht fortsetzen, zum Beispiel mit<br />

den Beiträgen von Werner Köster zu „Raum“<br />

(vgl. Raum <strong>der</strong> Freiheit, <strong>der</strong> Sicherheit und<br />

des Rechts, Art. 3 Abs. 2 EUV) und von Peter<br />

L. Oesterreich zu „Richten“.<br />

Der vorgelegte Band hat in seiner dritten<br />

Auflage wesentliche Mängel früherer Auflagen<br />

behoben. So wurde etwa dem Metaphernreg<strong>ist</strong>er<br />

ein überaus hilfreiches Namenreg<strong>ist</strong>er<br />

beigefügt, das es nun gestattet, dem<br />

Metapherngebrauch eines bestimmten Denkers<br />

gezielt nachzugehen. Bedauerlich sind<br />

allein die bei einzelnen Lemmata weiterhin<br />

131<br />

sehr spärlichen Nachweise. Immerhin bietet<br />

<strong>der</strong> Herausgeber dem Fachfremden eine aktuelle<br />

Auswahlbibliografie zur Metaphorologie.<br />

Herausgeber, Autoren und Verlag muss<br />

man zu einem inspirierenden Gesamtwerk<br />

beglückwünschen. Die Anschaffung <strong>ist</strong> zu<br />

empfehlen – sei es als Einstieg in eigene metaphorologische<br />

Studien, sei es als schlichte<br />

inspirierende Beschäftigung mit diesen „Leitfossilien<br />

einer archaischen Schicht des Prozesses<br />

<strong>der</strong> theoretischen Neugierde.“ 7<br />

Chris Thomale<br />

C.T., Universität Freiburg, Institut für Handels- und<br />

Wirtschaftsrecht, Wilhelmstraße 26, 79098 Freiburg<br />

i. Br.<br />

6 Das anthropologische Kreuz <strong>der</strong> Entscheidung in Politik und Recht, ZfP 2005, 261 ff.; Das anthropologische<br />

Kreuz <strong>der</strong> Entscheidung in Politik und Recht, Baden-Baden 2008.<br />

7 Hans Blumenberg, Ausblick auf eine Theorie <strong>der</strong> Unbegrifflichkeit, in: Schiffbruch mit Zuschauer,<br />

S. 77.<br />

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