KOMpass - Ausgabe 9 / 3. Quartal 2014
DIE VERHÄLTNISSE ZUM TANZEN BRINGEN
DIE VERHÄLTNISSE ZUM TANZEN BRINGEN
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etrieblichen und gewerkschaftlichen Kämpfe und nutzen unsere<br />
Präsenz gerade auch zur deren Unterstützung. Und unter<br />
langfristiger Perspektive des Klassenkampfes in Österreich<br />
sollte trotz der Vormachtstellung der Sozialdemokratie doch<br />
auch registriert werden: aufgrund der sinkenden Wahlbeteiligungen<br />
bei den hinter uns liegenden AK-Wahlen in Wien und<br />
NÖ zwar jeweils annährend 59% erreichend, gaben real jeweils<br />
nur mehr knapp über 20% der Werktätigen in Wien und NÖ<br />
der FSG ihre Stimme und wählten in Tirol überhaupt ledigliche<br />
7,5% der Arbeitenden sozialdemokratisch. So zwar noch im<br />
Stande über ihre Betriebsräte, ihren Gewerkschaftsapparat und<br />
vielfältige ökonomische Abhängigkeiten ihre Mehrheit zu behaupten,<br />
relativieren sich die FSG-Ergebnisse so für weite Teile<br />
der Arbeiterklasse doch erheblich.<br />
Was überzeugt die Menschen, KOMintern zu wählen?<br />
Selma: Nun, sicher ist es erstmal unsere klare Position zu vielen<br />
Fragen, die die Arbeitenden in diesem Land bewegen. Im Unterschied<br />
zu anderen Fraktionen opfern wir unsere Forderungen<br />
nach Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen nicht<br />
am Altar der angeblichen „Sachzwänge“, die zum Beispiel die<br />
FSG dazu bringt, immer wieder Kompromisse auf Kosten der<br />
Beschäftigten einzugehen – wie aktuell bei der Wiedereinführung<br />
des 12-Stundentags für Hunderttausende virulent. KOMintern<br />
steht demgegenüber für Arbeitszeitverkürzung, und das<br />
bei vollem Lohn- und Personalausgleich! Und wir sagen nach<br />
den Wahlen dasselbe wie vor den Wahlen!<br />
Can: Oder die unsägliche Causa um Hypo-Alpe-Adria: Die Sozialdemokratie<br />
tut so, als wären nur die Freiheitlichen für dieses<br />
Desaster verantwortlich, dabei sind SPÖ und ÖVP genauso verstrickt.<br />
Und nun wird es wieder ein Spar- und Belastungspaket<br />
unter einem SP-Kanzler geben, mit dem die Masse die Zeche<br />
zahlen muss, anstatt dass – wie es KOMintern fordert – endlich<br />
ein radikaler Richtungswechsel in der Wirtschafts- und Steuerpolitik<br />
stattfindet.<br />
mit den Beschäftigten und an den Brennpunkten betrieblicher<br />
und gewerkschaftlicher Auseinandersetzungen: Bei den Auseinandersetzungen<br />
bei MAN gegen Massenkündigungen oder<br />
den Metallerkämpfen der letzten KV-Runde, im Kampf gegen<br />
den Personalkahlschlag der Leiharbeitsfirma AGO, oder bei<br />
den breiten Protesten im Sozial- und Gesundheitsbereich, beim<br />
Streikkampf der KBA Mödling und Ternitz, gegen betriebliche<br />
Verschlechterungen wie bei Schoeller-Bleckmann …<br />
Was bedeutet für Dich kämpferisch und<br />
internationalistisch?<br />
Can: Sowenig Resolutionen und Presseaussendungen für uns die<br />
höchste gewerkschaftliche Kampfform darstellen, so unzweideutig<br />
ist für uns auch zu sagen: die österreichische Arbeiterklasse<br />
ist objektiv multiethnisch. Und diese Zusammensetzung gilt es<br />
auch politisch und gewerkschaftlich entsprechend abzubilden.<br />
Aber nicht über „Alibi-MigrantInnen“ auf irgendwelchen mehr<br />
oder weniger prominenten Listenplätzen, sondern in unserem alltäglichen<br />
gemeinsamen Agieren einer einzig den Interessen der<br />
Arbeitenden verpflichteten kämpferischen Perspektive von Unten.<br />
Egal woher wir, unsere Eltern oder auch Großeltern einst gekommen<br />
sein mögen. Wir haben ein und dieselben Arbeits- und<br />
Lebensinteressen. Stehen ein und demselben Gegner gegenüber.<br />
Und bedürfen alle eines neuen Motors des Klassenkampfes.<br />
Selma: Dort wirken, wo man arbeitet, gemeinsam mit allen<br />
Kolleginnen und Kollegen, egal woher sie kommen. Kämpferisch<br />
bedeutet für mich, tagtäglich für und aber vor allem mit<br />
den Beschäftigten für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen<br />
einzutreten. Wir sind als KOMintern ja schließlich kein<br />
Wahlverein, sondern eine aktive Kraft, die eben auch die wählbaren<br />
Vertretungen, auch wenn sie “sozialpartnerschaftlich”<br />
verkorkst sind, nutzt. Unser klarer Focus liegt jedoch auf der<br />
Arbeit in den Betrieben und auf der Straße. Und da gilt es nicht<br />
nachzulassen, es gibt noch genug zu tun.<br />
Was werdet ihr als KOMintern-ArbeiterkammerrätInnen tun?<br />
Selma: Zu all diesen Themen brachte und bringt KOMintern<br />
Anträge und Beiträge in die AK ein: von der überfälligen Umverteilung<br />
des Reichtums von oben nach unten, über die Forderung<br />
nach einer aktiven und kämpferischen Lohnpolitik, den<br />
Kampf der kalten Progression, wie Aufhebung der (Lohn-)<br />
Diskriminierung von MigrantInnen und Frauen, hin zu leistbarem<br />
Wohnen und gleichen Rechten für alle die hier leben.<br />
Auf Initiative unserer Anträge zu einem flächendeckenden KV-<br />
Mindestlohn von 1.700,- Euro wie Einforderung einer gewerkschaftlichen<br />
Intiative zur sofortigen Arbeitszeitverkürzung auf<br />
35 Stunden bei vollem Lohnausgleich entschloss sich die Wiener<br />
AK zwar zu dahingehendem Handeln – doch gleich darauf<br />
wurde dies auch schon wieder abgeschwächt und aufgeweicht.<br />
Vieles wurde und wird von der sozialdemokratischen Mehrheit<br />
in der AK überhaupt abgeblockt oder schubladisiert.<br />
Can: Neben der allgemeinen Vertretung von KollegInnen sehen<br />
wir unsere Aufgabe vor allem im Agieren und Kämpfen<br />
Aus dem Wahlkampf:<br />
–<br />
+<br />
Ab und an hatten Betriebsräte auch Angst vor<br />
unseren Argumenten. Der Vorsitzende des Zentralbetriebsrats<br />
bei Coca-Cola und Kandidat der<br />
FSG verwies uns des Parkplatzes vor dem Betrieb.<br />
Zunächst lobte er noch unseren Einsatz für die AK.<br />
Als er aber merkte, dass offensichtlich auch andere<br />
Listen als die blassrote vermeintliche Einheitsliste<br />
kandidieren, sprich als er unseren Flyer als solchen<br />
von KOMintern identifizierte, war seine kollegiale<br />
Freundschaft dahin: „Hier verteilt nur die FSG!”<br />
In sieben Wiener Bezirken gleichzeitig waren<br />
KOMintern-AktivistInnen an einem Samstag<br />
unterwegs und informierten die PassantInnen über<br />
die AK-Wahlen, KOMintern und unsere aktuellen<br />
Forderungen. O-Ton eines Floridsdorfer Passanten:<br />
„Guat, dass eich gibt!” – Ja, finden wir auch!<br />
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