Unterrichtsmaterial Menschen auf dem Mond.pdf
Informationsmaterial Thema 50 Jahre Mondlandung - Das Apollo Programm für den Physik- und Projektunterricht
Informationsmaterial Thema 50 Jahre Mondlandung - Das Apollo Programm für den Physik- und Projektunterricht
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Physik im Kontext<br />
Physik zum Abheben<br />
Der Wettl<strong>auf</strong> beginnt<br />
Die Trägerrakete Saturn V<br />
Am 4. Oktober 1957 startete die Sowjetunion mit Sputnik 1 den ersten Satelliten ins All. Er hatte einen Durchmesser von 58 cm und wog etwa<br />
80 kg. Innerhalb von 96 Minuten umrundete Sputnik 1 einmal die Erde. Nach 92 Tagen verglühte der Satellit am 4. Januar 1958 in den dichteren<br />
Schichten der Atmosphäre. Am 12. April 1961 flog mit Juri Gagarin der erste Mensch ins Weltall und umkreiste einmal die Erde. Nach diesen Erfolgen<br />
suchten die USA nach einem Ziel, das sie noch vor der Sowjetunion erreichen könnten. Es folgte Kennedys berühmte Rede am 25. Mai 1961<br />
vor <strong>dem</strong> Kongress. Sie gab den Auftakt zum Apollo-Programm.<br />
„I believe that this nation should<br />
commit itself to achieving the goal,<br />
before this decade is out, of landing<br />
a man on the moon and returning<br />
him safely to the earth...“<br />
Kennedy, 25. Mai 1961<br />
Die Landung von Apollo 11 <strong>auf</strong> Bereits zwei Tage nach Gaga<strong>dem</strong><br />
<strong>Mond</strong> war der Höhepunkt des rins erfolgreicher Mission beriet<br />
größten technischen Abenteuers sich der Präsident der USA,<br />
der Menschheitsgeschichte. Den John F. Kennedy, mit Vertretern<br />
Anlass für dieses Vorhaben gab der aus Wissenschaft und Politik.<br />
Wettl<strong>auf</strong> der Supermächte: Der Sie suchten ein Ziel, das die Ameerfolgreiche<br />
Start des Satelliten rikaner als Erste erreichen könn-<br />
Sputnik 1 am 4. Oktober 1957 ten. Es folgte Kennedys berühmdurch<br />
die Sowjetunion sorgte in te Rede vor <strong>dem</strong> Kongress. Sein<br />
Amerika für einen Schock. Die Ziel: noch vor Abl<strong>auf</strong> des Jahr-<br />
Signale seines Kurzwellensenders zehnts einen <strong>Menschen</strong> zum<br />
konnten von Amateurfunkern <strong>auf</strong> <strong>Mond</strong> und sicher wieder zur Erde<br />
der ganzen Welt empfangen wer- zurückzubringen. Es war ein<br />
den. Sein Start führte am 29. Juli sehr mutiges Vorhaben. Die USA<br />
1958 zur Gründung der NASA, der verfügten damals kaum über<br />
National Aeronautics and Space Erfahrungen in der bemannten<br />
Administration. Nicht einmal vier Raumfahrt. Der erste Amerika-<br />
Jahre nach <strong>dem</strong> Start von Sputnik 1 ner im All, Alan Shepard, verfolgte<br />
die nächste Überraschung: brachte nur 15 Minuten im Welt-<br />
Am 12. April 1961 startete der sow- raum. Er hatte die Erde noch<br />
jetische Kosmonaut Juri Gagarin nicht einmal umrundet. Ein<br />
als erster Mensch in den Weltraum hohes technisches Selbstverund<br />
umrundete einmal die Erde. trauen und die Unkenntnis der<br />
Nach 108 Minuten Flug landete er enormen technischen Probleme<br />
wohlbehalten in der Nähe der Stadt begünstigten die Formulierung<br />
Saratow an der Wolga.<br />
dieses ehrgeizigen Zieles.<br />
NASA<br />
Viele Ingenieure, Techniker und Wissen- Nach <strong>dem</strong> Brennschluss in ungefähr 65 km<br />
schaftler empfanden dieses Vorhaben als Höhe hatte die Rakete eine Geschwindigkeit<br />
sehr ambitioniert. Die Probleme schienen in von 8 600 km/h erreicht. Für dieses kurze Stück<br />
ihrer Anzahl und Komplexität beinahe zum <strong>Mond</strong> verbrauchte sie den meisten Treibunüberschaubar.<br />
Einen Großteil davon muss- stoff. Die zweite Stufe hob das Raumschiff<br />
ten Techniker in <strong>dem</strong> knappen Jahrzehnt fast nach weiteren 6 Minuten <strong>auf</strong> 185 km Höhe und<br />
gleichzeitig lösen. Zwei standen besonders beschleunigte es <strong>auf</strong> 24 600 km/h. Danach<br />
im Mittelpunkt: die Wahl des Flugkonzeptes übernahm die dritte Stufe den Antrieb. Sie zünund<br />
die Entwicklung der Trägerrakete.<br />
dete zweimal. Die beiden letzten Stufen verbrannten<br />
Für den bemannten Flug zum <strong>Mond</strong> war<br />
flüssigen Wasserstoff und flüssigen<br />
die Entwicklung einer leistungsfähigen Trälich<br />
Sauerstoff, wodurch das Raumschiff schließ-<br />
gerrakete notwendig. Sie sollte das etwa 45 t<br />
<strong>auf</strong> 10,8 km/s beschleunigt wurde.<br />
schwere Raumschiff mit den drei Astronauten Die Saturn V war mit 1 Million Einzelteilen<br />
<strong>auf</strong> die sagenhafte Geschwindigkeit von fast das komplizierteste technische System, das<br />
40 000 km/h beschleunigen. Die Entwicklung jemals von Ingenieuren konstruiert wurde.<br />
der dreistufigen Saturn V brachte die Lösung. Dennoch war sie sehr zuverlässig und bot zum<br />
Ihr Ausmaß war gigantisch. Mit einer Höhe Schluss eine Sicherheit von 99,95 %. Trotz<br />
von rund 110 m und einer Startmasse von alle<strong>dem</strong> war die Anspannung bei je<strong>dem</strong> Start<br />
etwa 2 900 t war sie die größte und leistungs- extrem hoch. Vor allem in den ersten 10<br />
stärkste Rakete, die jemals gebaut worden Sekunden, denn sie galten als die gefährlichsist.<br />
Von ihrer Startmasse entfielen allein 2 550 t ten. Beim Ausfall nur eines der fünf Triebwerke<br />
<strong>auf</strong> den Treibstoff. Die erste Stufe verbrannte wäre die Rakete <strong>auf</strong> den Starttisch zurückgenach<br />
<strong>dem</strong> Start innerhalb von 2,5 Minuten etwa fallen und explodiert. Eine Katastrophe größ-<br />
2 000 t Kerosin mit flüssigem Sauerstoff. ten Ausmaßes wäre die Folge gewesen.<br />
Start von Apollo 11 am 16. Juli 1969. Die drei Astronauten sind in der Kommandokapsel <strong>auf</strong> der Spitze der Rakete.<br />
NASA<br />
© Immo Kadner, Berlin 2014<br />
© Immo Kadner, Berlin 2014
Physik zum Entdecken<br />
Physik zum Abheben<br />
Das Flugkonzept Die Landung <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Mond</strong><br />
Gesamtformation Servicemodul, Kommandomodul und Landefähre über <strong>dem</strong> <strong>Mond</strong> (Illustration)<br />
Vor der Entwicklung der Trägerrakete galt erneut vonnöten gewesen. Bei beiden Konzepes,<br />
das optimale Flugkonzept zu finden. Es ten hätte es zu<strong>dem</strong> im Falle eines Problems bei<br />
musste gewährleisten, dass die Astronauten der Landung keine Möglichkeit zum Abbruch<br />
unter <strong>dem</strong> günstigsten Einsatz von Energie und gegeben. Die Rückkehr zur Erde wäre ausgedamit<br />
von Treibstoff zum <strong>Mond</strong> und wieder schlossen.<br />
zurück kommen. Die Wissenschaftler diskutier-<br />
Der NASA-Wissenschaftler John C. Houbolt<br />
ten drei Varianten: den Direktflug, das Erd-Orbit- schlug deshalb das <strong>Mond</strong>-Orbit-Rendezvous<br />
Rendezvous und das <strong>Mond</strong>-Orbit-Rendezvous. vor: Nach diesem Konzept bringt eine große<br />
Der Direktflug wäre die einfachste Lösung gewe- Trägerrakete drei Module des Raumschiffes in<br />
sen: Die Astronauten steigen hierbei <strong>auf</strong> der die <strong>Mond</strong>uml<strong>auf</strong>bahn. Dort trennt sich die leich-<br />
Erde in das Raumschiff und fliegen zum <strong>Mond</strong>. te <strong>Mond</strong>fähre vom Mutterraumschiff und landet<br />
Dort landen sie und steigen wieder aus. Der mit zwei Astronauten <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Erdtrabanten.<br />
Nachteil: Eine enorme Treibstoffmenge und Zeitgleich wird dieser von <strong>dem</strong> dritten Mann im<br />
eine übergroße Rakete wären notwendig gewe- Mutterraumschiff umkreist. Die Landefähre ersen.<br />
Bei einer direkten <strong>Mond</strong>landung müsste möglicht den Abstieg aus der <strong>Mond</strong>uml<strong>auf</strong>bahn<br />
das Raumschiff zu<strong>dem</strong> die Ausrüstung für den und den Rückstart zur Kommandokapsel. Im<br />
Rückflug, sehr viel Treibstoff und den tonnen- Falle des Abbruchs der Landung könnte sie wieschweren<br />
Hitzeschild für den Wiedereintritt zur der an das Kommandomodul andocken. Damit<br />
<strong>Mond</strong>oberfläche mitnehmen. Ein starkes Ab- wäre der Rückflug zur Erde gesichert. Diese<br />
stiegstriebwerk und große Treibstoffmengen Mehrkomponentenlösung verbraucht zwar die<br />
wären erforderlich gewesen.<br />
geringste Menge an Treibstoff, erfordert aber<br />
Viele Wissenschaftler plädierten deshalb mehrere komplizierte Kopplungsmanöver zwizunächst<br />
für das Erd-Orbit-Rendezvous. Bei schen den Raumschiffen. Eins dieser Manöver<br />
diesem Konzept besteht das Raumschiff aus liegt in der unbekannten Umgebung des Monkleineren<br />
Modulen, die mit Raketen in den des und zu<strong>dem</strong> in seinem Funkschatten – für<br />
Erdorbit gebracht werden. Nach ihrer Montage viele Wissenschaftler eine abenteuerliche Vorwürde<br />
das Raumschiff zum <strong>Mond</strong> fliegen. Auch stellung. Dennoch konnte sich Houbolt gegen<br />
bei dieser Variante müsste das schwere Raum- alle Widerstände durchsetzen. Im Juli 1962<br />
schiff <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Mond</strong> niedergehen. Sehr starke wurde deshalb die strategische Entscheidung<br />
Triebwerke und große Treibstoffmengen wären für dieses Konzept getroffen.<br />
ElChristou/ CelestialMatters.org<br />
Zwölf Minuten nach <strong>dem</strong> Start fliegen die Astro-<br />
nauten bereits im Orbit und umkreisen in 185 km<br />
Höhe die Erde. Nach anderthalb Umrundungen<br />
wird die dritte Stufe ein zweites Mal gezündet und<br />
beschleunigt das Raumschiff <strong>auf</strong> 10,8 km/s. Etwa<br />
drei Stunden nach <strong>dem</strong> Start koppelt es nach<br />
einer Drehung an die Landefähre an und zieht sie<br />
aus der dritten Stufe. In dieser Formation geht die<br />
Reise antriebslos bis zum <strong>Mond</strong>.<br />
Drei Tage später, am 19. Juli 1969, sind die<br />
Astronauten am Ziel: Gegen 13:00 Uhr Floridazeit<br />
zünden die Astronauten hinter <strong>dem</strong> <strong>Mond</strong> das<br />
Bremstriebwerk. Das Raumschiff schwenkt dar<strong>auf</strong>-<br />
hin in die <strong>Mond</strong>uml<strong>auf</strong>bahn ein. Am folgenden Tag<br />
trennt sich die Landefähre vom Mutterraumschiff.<br />
Die Astronauten zünden das Abstiegstriebwerk.<br />
Die Landung beginnt. Als der Autopilot einen Kra-<br />
ter mit vielen Felsbrocken im Landefeld ansteuert,<br />
lenkt Armstrong in der letzten Phase die Fähre per<br />
Hand. Es klappt. Am 20. Juli 1969, 16:17 Uhr Flori-<br />
dazeit, setzen sie im Mare Tranquillitatis sanft <strong>auf</strong>.<br />
Armstrong meldet: „Houston, the Eagle has landed“.<br />
Es war äußerst knapp. Der Treibstoff reichte gerade<br />
noch für 20 Sekunden. Etwa sechs Stunden später,<br />
um 22:57 Uhr Floridazeit, steigt Neil Armstrong<br />
von der Leiter der Landefähre und betritt als erster<br />
Mensch den <strong>Mond</strong>. Sein denkwürdiger Satz geht<br />
um die Welt. Etwa 20 Minuten später folgt ihm mit<br />
Buzz Aldrin der zweite Mann <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Mond</strong>. Sie hat-<br />
ten Kennedys Ziel erreicht. Ein grandioser Erfolg.<br />
Vor der Landung <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Mond</strong> starteten mehrere<br />
Missionen zu Tests im Erd- und <strong>Mond</strong>orbit. Im<br />
Zuge der Flüge Apollo 4 und 6 wurde die Saturn V<br />
unbemannt getestet. Apollo 5 diente ausschließlich<br />
der Erprobung der <strong>Mond</strong>fähre. Der erste<br />
bemannte Start folgte mit Apollo 7. Er diente <strong>dem</strong><br />
Nachweis der Leistungsfähigkeit von Raumschiff<br />
sowie Besatzung und war <strong>auf</strong> den Erdorbit<br />
begrenzt. Auch der erste bemannte Flug zum<br />
<strong>Mond</strong> mit Apollo 8 zu Weihnachten 1968 sah noch<br />
keine Landung <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Erdtrabanten vor. Dennoch<br />
ging die Fernsehübertragung aus <strong>dem</strong><br />
<strong>Mond</strong>orbit um die Welt. Die Astronauten sahen als<br />
erste <strong>Menschen</strong> die Rückseite des <strong>Mond</strong>es. Noch<br />
niemals zuvor hatte man sich so weit von der Erde<br />
entfernt. Die nächste Besatzung von Apollo 9 testete<br />
wieder im Erdorbit, insbesondere ein selbstständiges<br />
Manöver der <strong>Mond</strong>fähre und das Andocken<br />
an das Mutterraumschiff. Auch der zweite<br />
Flug zum <strong>Mond</strong> mit Apollo 10 im Mai 1969 sah<br />
noch keine Landung vor. Immerhin: Die <strong>Mond</strong>fähre<br />
näherte sich <strong>auf</strong> 14 km der <strong>Mond</strong>oberfläche.<br />
Am 16. Juli 1969, um 9:32 Uhr Ortszeit, ist es<br />
schließlich so weit. Apollo 11 wird <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Mond</strong><br />
landen. Die riesige Saturn V hebt donnernd vom<br />
Kennedy Space Center in Florida ab. An Bord sind<br />
die drei Astronauten Neil Armstrong, Michael Collins<br />
und Buzz Aldrin. Etwa eine Million <strong>Menschen</strong> <strong>auf</strong><br />
den Highways und <strong>dem</strong> Strand sowie weltweit über<br />
eine halbe Milliarde <strong>Menschen</strong> vor den Fernsehern<br />
sehen <strong>dem</strong> denkwürdigen Schauspiel zu.<br />
NASA<br />
Buzz Aldrin an der Ladebucht für die wissenschaftlichen Instrumente, 20. Juli 1969<br />
„That's one small step for a man,<br />
one giant leap for a mankind.“<br />
Neil Armstrong,1969<br />
© Immo Kadner, Berlin 2014
Technik zum Anfassen<br />
Physik zum Entdecken<br />
Leben und Arbeiten im Orbit Leben und Arbeiten <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Mond</strong><br />
Das Kommandomodul von Apollo 11<br />
nach der Rückkehr <strong>auf</strong> die Erde. Es ist<br />
heute im National Air and Space Museum<br />
i.n Washington zu besichtigen.<br />
(Foto: National Air and Space Museum)<br />
Das Mutterraumschiff von Apollo 15 in 110 km<br />
Höhe über der <strong>Mond</strong>oberfläche nach <strong>dem</strong><br />
Abkoppeln der <strong>Mond</strong>fähre, 2. August 1972,<br />
<strong>auf</strong>genommen von der <strong>Mond</strong>fähre. Rechts das<br />
Kommandomodul mit <strong>dem</strong> Kopplungsstutzen<br />
zum Andocken der <strong>Mond</strong>fähre. Gut erkennbar<br />
sind auch das Haupttriebwerk und die Steuerdüsen<br />
am Servicemodul.<br />
Das Kommando-Service-Modul<br />
Das sichere Leben und Arbeiten<br />
der Astronauten im Orbit und<br />
<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Mond</strong> erforderten einen<br />
enormen technischen Aufwand.<br />
Das Apollo-Raumschiff bestand<br />
deshalb aus zwei Komponenten:<br />
<strong>dem</strong> Kommandomodul und <strong>dem</strong><br />
Servicemodul. Beide Segmente<br />
zusammen bildeten das 11 m lan-<br />
ge und 30 t schwere Kommando-<br />
Service-Modul – das Mutterraum-<br />
schiff. Das zylinderförmige Servicemodul<br />
hatte eine Masse von<br />
fast 25 t, von denen allein 18 t <strong>auf</strong><br />
den Treibstoff entfielen. In diesem<br />
etwa 7,50 m langen Segment befan-<br />
den sich die Lebenserhaltungsund<br />
Kommunikationssysteme sowie<br />
das Haupttriebwerk. Auch die<br />
Brennstoffzellen für die Stromversorgung<br />
waren darin unterge-<br />
bracht. Als Aufenthaltsraum nutzten<br />
die Astronauten das kegelförmige<br />
Kommandomodul.<br />
In der engen, druckdichten Kabine<br />
wurde die Atmosphäre aus reinem<br />
Sauerstoff bei einer Tempera-<br />
o<br />
tur von etwa 22 C und einem Drit-<br />
tel des irdischen Druckes gehalten.<br />
Das Kommandomodul landete als<br />
einziges Segment wieder <strong>auf</strong> der<br />
Erde. Um das Überleben der Astro-<br />
nauten während des Eintritts in die<br />
Atmosphäre zu sichern, war es mit<br />
einem tonnenschweren Hitzeschild<br />
ausgestattet. Beim Abbremsen aus<br />
nahezu Fluchtgeschwindigkeit<br />
stieg seine Temperatur <strong>auf</strong> un-<br />
o<br />
glaubliche 2 800 C. Die Astronau-<br />
ten waren dabei einer Beschleuni-<br />
gung von fast 7 g ausgesetzt. Die<br />
fast 6 t schwere Kommandokapsel<br />
wasserte an drei übergroßen Fall-<br />
schirmen, die sich in etwa 7 km<br />
Höhe entfalteten. Ein Kran hob sie<br />
später an Bord des Bergungsschiffes.<br />
Zeitgleich kümmerte sich ein<br />
Hubschrauber um die Astronauten.<br />
NASA<br />
NASA<br />
Die <strong>Mond</strong>fähre von Apollo 11 im <strong>Mond</strong>orbit nach <strong>dem</strong> Abkoppeln vom Mutterraumschiff. Aufgenommen<br />
vom Kommandomodul, 20. Juli 1969. Gut erkennbar sind das Landetriebwerk und die<br />
langen Bodensensoren zum Abschalten des Triebwerks sowie die großen Teller der Landebeine.<br />
Die <strong>Mond</strong>fähre<br />
Für den Transport der Landefähre zum <strong>Mond</strong><br />
brauchte man eine spezielle Lösung. Mit einer<br />
Der Star jeder Mission war die zweistufige<br />
Breite von 9,5 m bei entfalteten Landebeinen<br />
<strong>Mond</strong>fähre. Sie diente als Landefahrzeug und<br />
und einer Höhe von rund 7 m war sie zu groß,<br />
Aufenthaltsraum der Astronauten während ihrer<br />
um <strong>auf</strong> der Raketenspitze befördert zu werden.<br />
Arbeit <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Mond</strong>. Die Landefähre bestand<br />
Idealerweise hätte sie sich unmittelbar hinter<br />
aus einer Abstiegs- und Aufstiegsstufe. Der<br />
der Kommandokapsel befinden müssen. Das<br />
untere Teil, die Abstiegsstufe, blieb nach jeder<br />
war technisch unmöglich, da sich an dieser Stel-<br />
Mission <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Mond</strong> zurück. Mit der Aufle<br />
das Triebwerk für den Rückflug befand. Aus<br />
stiegsstufe von 4,5 t flogen die Astronauten zum<br />
diesem Grund platzierten die Techniker die<br />
Mutterraumschiff zurück.<br />
<strong>Mond</strong>fähre in einer Parkbucht zwischen dritter<br />
Die Ingenieure bauten die <strong>Mond</strong>fähre extrem<br />
Stufe und Kommandokapsel. Nach<strong>dem</strong> die<br />
leicht. Von ihrer Masse von 15 t entfielen allein<br />
dritte Stufe ausgedient hatte, wurde ihre Ver-<br />
11 t, also über 70 %, <strong>auf</strong> den Treibstoff. Zur Minikleidung<br />
abgesprengt und legte die <strong>Mond</strong>fähre<br />
mierung des Gewichts wurde die Kabine aus<br />
frei. Zeitgleich schwenkte das Mutterraumschiff<br />
0,3 mm dünnem Titanblech gebaut. Sobald sie o<br />
um 180 , dockte an die Landefähre an und zog<br />
unter Druck stand, wölbten sich die Fenster<br />
sie aus der Parkbucht. In dieser Formation ging<br />
leicht nach außen. Auf die Sitze für die Astrodie<br />
Reise drei Tage antriebslos und mit abnehnauten<br />
wurde verzichtet. Die Raumfahrer mussmender<br />
Geschwindigkeit bis zum schwereten<br />
beim Starten und Landen stehen.<br />
freien Punkt in Richtung <strong>Mond</strong>.<br />
Das vorliegende Informationsmaterial wurde sehr sorgfältig erstellt. Dennoch übernimmt der Herausgeber keine Haftung<br />
für die Richtigkeit der Angaben und Informationen. Das Material ist urheberrechtlich geschützt. Jede Vervielfältigung, auch<br />
auszugsweise, ist untersagt. Dies gilt auch für Veröffentlichungen, insbesondere in elektronischen Medien der Schule.<br />
Bestellungen richten Sie bitte an NaWiSchool.de.<br />
Bücher:<br />
Videos und Audios:<br />
Croy, A.v.: Der <strong>Mond</strong> und die Abenteuer der Apollo-Astronauten. München 2009 Film: Im Schatten des <strong>Mond</strong>es. USA 2007<br />
Huzel, D.-K.: Von Peenemünde nach Canaveral. Peenemünde 2006<br />
Animation des <strong>Mond</strong>fluges: www.wechoosethemoon.org<br />
Jaumann/Köhler: Der <strong>Mond</strong>. Entstehung, Erforschung, Raumfahrt. Köln 2009 Apollo 11: www.youtube.com/watch?v=MkIsTFhPPlE<br />
Puttkamer, J.v.: Apollo 11: Wir sehen die Erde. München 2001<br />
Start Apollo 11: www.youtube.com/watch?v=JC-cyoqKjpQ<br />
Spaarow, G.: Abenteuer Raumfahrt. München 2007<br />
Kennedys Rede: www.youtube.com/watch?v=TUXuV7XbZvU
Physik zum Erforschen<br />
Physik im Kontext<br />
Experimente <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Mond</strong><br />
Wissenschaftler <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Mond</strong><br />
Unmittelbar nach ihrem Ausstieg begannen<br />
die Astronauten von Apollo 11 mit <strong>dem</strong> Einsammeln<br />
von 22 kg <strong>Mond</strong>gestein und <strong>dem</strong> Aufbau<br />
der wissenschaftlichen Experimente: Sonnen-<br />
windsegel, Seismometer und Laserreflektor.<br />
Spätere Missionen ergänzten die Geräte durch<br />
ein Magnetometer, ein Wärmeflussmessgerät<br />
und einen Ionendetektor. Die meisten Versuche<br />
entwickelten amerikanische Eliteuniversitäten,<br />
so u. a. das MIT, die Columbia Universität und<br />
die Stanford Universität.<br />
Für das erste Experiment wurde eine Alumi-<br />
niumfolie zum Einfangen von Teilchen des Son-<br />
nenwindes verwendet. Die Astronauten spannten<br />
das Segel etwa 6 m neben der <strong>Mond</strong>fähre<br />
<strong>auf</strong>. Nach ungefähr einer Stunde rollten sie es<br />
für die Auswertung <strong>auf</strong> der Erde wieder ein. Spä-<br />
tere Missionen wiederholten dieses Experiment<br />
der Universität Bern. Es lieferte den Nachweis,<br />
dass der Sonnenwind neben den bekannten Teil-<br />
chen wie Elektronen und Protonen auch Isotope<br />
der Edelgase Helium, Neon und Argon enthält.<br />
Für Untersuchungen des <strong>Mond</strong>inneren stellten<br />
die Astronauten Seismometer <strong>auf</strong>. Das von<br />
Apollo 11 installierte Gerät lieferte nur für drei<br />
Wochen Daten zur Erde. Die Geräte der Nach-<br />
folgemissionen waren indes erfolgreicher. Sie<br />
bildeten ein ganzes Netzwerk von Seismometern<br />
und übertrugen bis 1977 jede kleinste Erschütterung<br />
zur Erde. Die Messgeräte registrierten rund<br />
1 700 Meteoriteneinschläge und etwa 25 <strong>Mond</strong>-<br />
beben bis zur Stärke 5,0. Zur Erzeugung künstli-<br />
cher Impakte ließen die Astronauten mehrerer<br />
Apollo-Missionen nach <strong>dem</strong> Rückstart die Auf-<br />
stiegsstufe <strong>auf</strong> den <strong>Mond</strong> fallen. Auch ausgediente<br />
Raketenstufen der Saturn V brachte man<br />
gezielt zum Absturz. Die Astronauten von Apollo<br />
17 installierten zu<strong>dem</strong> mehrere Sprengladun-<br />
gen im <strong>Mond</strong>boden, die später ferngezündet<br />
wurden. Nach neuester Auswertung der Bebendaten<br />
ergaben die Versuche, dass der <strong>Mond</strong><br />
einen festen Kern aus Eisen mit einem Durch-<br />
messer von 480 km besitzt. Der innere Bereich<br />
soll zu<strong>dem</strong> von einer 90 km breiten Zone aus<br />
flüssigem Eisen mit etwas Schwefel umgeben<br />
sein. Eine Sensation.<br />
Immo Kadner<br />
<strong>Menschen</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Mond</strong><br />
Das Apollo-Programm<br />
NASA<br />
Buzz Aldrin am Seismometer, Apollo 11, 20. Juli 1969. Links dahinter der Laserreflektor, im Hintergrund die Landefähre Eagle.<br />
Apollo 11<br />
Danksagung:<br />
An der Entstehung dieses Informationsmaterials haben mehrere Personen<br />
mitgewirkt. Mein besonderer Dank geht an Herrn Karlheinz Rohrwild vom<br />
Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum e. V. in Feucht für seine fachlichen<br />
Hinweise. Ein weiterer Dank geht an den Lektor Herr Danny Kühner aus<br />
München.<br />
Impressum:<br />
Autor und Herausgeber: Immo Kadner, Berlin, NaWiSchool e.V.<br />
Redaktion: Immo Kadner, Berlin<br />
Foto Titelseite (NASA): Buzz Aldrin, Apollo 11, an der Landefähre nach <strong>dem</strong><br />
Aufbau des Sonnensegels zur Untersuchung des Sonnenwindes<br />
© Immo Kadner, Berlin 2014<br />
NaWi School