Kaninchen tiergerecht Halten - Nager Info
Kaninchen tiergerecht Halten - Nager Info
Kaninchen tiergerecht Halten - Nager Info
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<strong>Kaninchen</strong><br />
<strong>tiergerecht</strong> halten<br />
erstellt für die <strong>Nager</strong>hilfe Osnabrück von<br />
Christine Wilde
Inhalt Themen Seite<br />
Kurzinfo Herkunft; Rassen; Geschlecht; Gewicht 1<br />
Kastration; Sinnesorgane; Daten 2<br />
Hase/<strong>Kaninchen</strong> Unterschied zwischen Hase und <strong>Kaninchen</strong> 3<br />
Neue <strong>Kaninchen</strong> Vor dem Kauf; Kauf 4<br />
Eingewöhnung; Auslauf; richtiges Tragen 5<br />
Soziales Warum <strong>Kaninchen</strong> niemals allein gehalten werden dürfen 6<br />
Vergesellschaften Vorab; erstes Kennenlernen 7<br />
Zusammen im Käfig 8<br />
Andere Tiere Zusammenleben mit anderen Tieren? Meerschweinchen 9<br />
Katzen; Hunde; andere Tiere 10<br />
Verhalten Lautsprache; Körpersprache 10 - 11<br />
<strong>Kaninchen</strong>behausung Wohungshaltung; Gehegegröße; Einrichtung: Einstreu; 12<br />
Zubehör; Reinigung 13<br />
Auslauf; Außenhaltung – Allgemeines, Schutzhütte 14<br />
Einrichtung, Fütterung in Außenhaltung 15<br />
Sommerprobleme Kühlung; Andere Fütterung; Erste Hilfe bei Hitzeschlag 16<br />
Ernährung <strong>Info</strong>; Snacks?; Heu; Frischfutter 17<br />
Frischfutterliste 18 - 21<br />
schädliche Inhaltsstoffe; Giftpflanzen 22<br />
Trockenfutter/Fertigfutter/Körnerfutter? 23 - 25<br />
Zweige; Futterzusätze; Wichtige <strong>Info</strong>s 26<br />
Fütterungsplan für eine Woche 27<br />
<strong>Kaninchen</strong>beschäftigung Spielzeug; Futterspiele 28<br />
Kanin Hop 29 - 30<br />
Gesunderhaltung <strong>Kaninchen</strong> TÜV Gesundheitscheck 31<br />
Tierarztwahl; Regeln für den Tierarztbesuch 32<br />
Medikamentengabe; Operationen; Zwangsernähren 33<br />
Häufige Erkrankungen Faktoren; Parasitenbefall (Milben, Haarlinge, Pilz) 34 - 35<br />
Madenbefall 36<br />
Myxomatose und RHD 36 - 37<br />
E. Cuniculi 37 - 38<br />
Darmprobleme (Durchfall; Trommelsucht) 38 – 39<br />
Erkältungskrankheiten 40<br />
Nachwuchs Vorab; Paarung; Geburt; Aufzucht; 41 - 42<br />
Entwicklung der Jungen 42 – 43<br />
Scheinschwangerschaft 43<br />
Adressen Links; Bücher; Ansprechpartner; Danksagungen 44
Kurzinfo über <strong>Kaninchen</strong><br />
Herkunft und Rassen<br />
<strong>Kaninchen</strong> sind von der Klassifizierung her keine Nagetiere, sie gehören zur Familie der Lagomorpha =<br />
Hasenartige = Doppelzähner, Familie Leporidae, Gattung: Oryctolagus cuniculus (europ. Wildkaninchen).<br />
Unsere Hauskaninchen stammen vom Europäischen Wildkaninchen ab, welches mittlerweile fast über die<br />
ganze Erde verbreitet ist, da es von uns Menschen überall angesiedelt wurde.<br />
Bereits im 16. Jahrhundert begann man mit der Zucht verschiedener Hauskaninchenrassen. Sie wurden zunächst<br />
hauptsächlich als Fleisch- und Pelzlieferanten gezüchtet. Somit entstanden zuerst als Nutztier die<br />
großen Rassen. Später züchtete man die verschiedenen Hauskaninchen in verschiedenen Größen und mit<br />
sehr verschiedener Fellstruktur, Farbgebung und Gestalt.<br />
Unterschieden wird zwischen:<br />
Großrassen: ca. 5 - 8,5 kg Körpergewicht; Beispiel: Deutsche Riesen, Deutscher Widder, Riesenschecken,<br />
Englische Riesen und viele mehr.<br />
Mittelgroße Rassen: ca. 3 - 5 kg Gewicht; Beispiele: Alaska, rote und weiße Neuseeländer, Meissner Widder.<br />
(Diese Tiere gehören leider mittlerweile zu dem vom Aussterben bedrohten Haustierrassen) u.v.m.<br />
Kleine Rassen: ca. 2,00 bis 3,00 kg: Perlfeh, Holländer, Deutscher Kleinwidder, Hermelin, Widderzwerg<br />
und nach Farbschlägen, wie russenfarbig, lohfarbig, japanerfarbig. Kurzhaarrassen: Rexkaninchen, Castor<br />
Rex, Feh-Rex, Dalmatiner Rex, Rexzwerge Langhaarrassen: Angora, Jamora, Fuchskaninchen und auch<br />
wieder Fuchszwerge.<br />
Der Begriff Zwergkaninchen ist für alle <strong>Kaninchen</strong> geprägt worden, die unter 2 kg wiegen, sie gehören<br />
keinem Rassestandard an; Beispiel: Löwenkopf; Zwergangora, Zwergwidder (Englisch Dwarf Lop).<br />
Zwergkaninchen die weniger als 1 kg wiegen und extreme Rundköpfe halten gelten als Qualzucht.<br />
Geschlechtsbestimmung<br />
Zwergkaninchenrassen werden ca. mit ca. 3 Monaten geschlechtsreif. Große <strong>Kaninchen</strong> (Schlachtkaninchen<br />
ab ca. 5 kg) mit 4 - 5 Monaten. Allerdings gibt es durchaus frühreife <strong>Kaninchen</strong>, von daher empfiehlt<br />
es sich, sie mit ca. 10 – 12 Wochen nach Geschlechtern zu trennen. Das Geschlecht ist bei ausgewachsenen<br />
Tieren sehr gut zu unterscheiden, aber auch bei Jungtieren ist eine Geschlechtsbestimmung<br />
möglich, drückt man den Rammlern kurz vor der Geschlechtsöffnung auf den Bauch, tritt der Penis hervor.<br />
Ist man etwas ungeübt, kann man auch von der Geschlechtsöffnung weg in Richtung Bauch mit sanftem<br />
Druck streicheln - bei Rammlern tritt dann auch nach einiger Zeit der Penis hervor.<br />
Gewicht<br />
<br />
Ob ein <strong>Kaninchen</strong> zu viel oder zu wenig wiegt hängt nicht vom Gewicht selber ab, sondern von seinen Proportionen.<br />
Fühlt sich das Tier knochig an wenn man es umfasst? Fühlt man deutlich Knochen und sticht die<br />
Wirbelsäule hervor? Dann darf das <strong>Kaninchen</strong> gern etwas zunehmen und sollte dann mehr Möhren,<br />
Fenchel, rote Beete und andere Knollengemüse und Wurzeln bekommen, die machen schön dick (nicht<br />
vermehrt Trockenfutter füttern, das lähmt eher den Darm).<br />
Fühlt sich das Tier schwammig an, hat es evtl. ein übergroßes Doppelkinn (bei manchen <strong>Kaninchen</strong>arten ist<br />
eine große Wamme allerdings angezüchtet, also kein Zeichen von Übergewicht), biegen sich die Hinterfüßchen<br />
stark zur Seite weg und hängt der Bauch über den Füßen und kann man kaum noch unten durch<br />
schauen wenn es läuft, dann sollte es dringend mal auf Diät.<br />
Ist Ihr Tier Ihrer Meinung nach zu dick oder zu dünn, dann sollten Sie zusammen mit Ihrem Tierarzt besprechen,<br />
wie Sie die Ernährung der Tiere umstellen müssen.<br />
1
2<br />
Kastration<br />
Sollten Sie sich vernünftigerweise für ein Pärchen entscheiden, oder möchten Sie Rammler aufnehmen,<br />
müssen die Rammler kastriert werden. Lassen Sie bei einem Paar den Rammler rechtzeitig kastrieren und<br />
beachten Sie die Quarantänezeit, denn es gibt mehr als genug Notfallkaninchen!<br />
Sie bekommen schon kastrierte Rammler im Tierheim! Wir empfehlen mittlerweile die Frühkastration vor der<br />
Geschlechtsreife, bei Zwergkaninchen zwischen der 10. und 12. Lebenswoche, bei großen Rassen bis zur<br />
16. Woche, so kann der Bock gleich danach wieder zu seiner Familie und ggf. mit einem Weibchen<br />
vergesellschaftet werden und bleibt nicht lang allein. Wenn Sie also ein Geschwisterpaar aufnehmen, sollten<br />
Sie sich rechtzeitig einen Tierarzt suchen, der den Rammler frühkastriert, dann ist keine Quarantäne nötig<br />
und der Rammler wird auch gar nicht erst anfangen seine Umgebung zu markieren. Am besten wird die<br />
Inhalationsnarkose oder eine 3 Stufen Narkose vertragen.<br />
<strong>Kaninchen</strong> können nicht erbrechen und sollten auf keinen Fall vor der OP ausgenüchtert werden, das würde<br />
zu einer fatalen Verdauungsstörung führen. Frischfutter könnte allerdings zu Fehlgärung im Darm führen,<br />
wenn es kurz vor der Narkose gegeben wird. Der frischoperierte Rammler sollte beim Tierarzt während der<br />
Aufwachphase, auf dem Heimweg und auch Zuhause bis zum vollständigen Aufwachen gewärmt werden.<br />
Legen Sie dazu eine Wärmflasche mit in den Transporter, diese sollte mit einem Handtuch gesichert<br />
werden, damit das <strong>Kaninchen</strong> die Wärmeflasche nicht annagt.<br />
Nach der OP sollte der Patient noch etwa eine Woche auf Handtüchern oder Einstreukissen gehalten<br />
werden. Selbstverständlich sollte der Rammler während der Zeit gut beobachtet werden, die Narbe sollte<br />
täglich kontrolliert werden und beim geringsten Anzeichen von Verdickungen an der Narbe oder starke Abnahme<br />
oder sonstigen Krankheitsanzeichen sollte sofort ein Tierarzt aufgesucht werden. Vorsorglich wird<br />
der Rammler zusätzlich mit Vitaminen und Mineralien versorgt. Weitere Anweisungen bekommen Sie vom<br />
Tierarzt!<br />
Ein Rammler, der vor der Kastration schon geschlechtsreif war, bleibt zwischen 3 und 6 Wochen zeugungsfähig<br />
und darf also erst nach 6 Wochen Quarantäne wieder zum Weibchen!<br />
Kurzinfos<br />
Augen: <strong>Kaninchen</strong> haben durch ihre seitlich angebrachten Augen einen guten Rundumblick. Sie haben<br />
ein geringes räumliches Sehvermögen und können auch Farben kaum erkennen. Rot und Grün<br />
kann unterschieden werden<br />
Ohren: <strong>Kaninchen</strong> haben ein sehr gutes Gehör. Sie können ihre Ohren unabhängig voneinander in alle<br />
Richtungen bewegen (Ausnahme: Widderkaninchen). Sie nehmen auch Töne wahr, die der<br />
Mensch nicht mehr wahrnehmen kann.<br />
Nase: <strong>Kaninchen</strong> haben einen ausgesprochen guten Geruchssinn. Sie nehmen ihre Umwelt über sehr<br />
differenzierte Gerüche wahr.<br />
Tasthaare: <strong>Kaninchen</strong> besitzen Schnurrhaare mit denen sie ihre Umgebung auch ertasten können.<br />
Zähne: <strong>Kaninchen</strong> haben Vorne ständig nachwachsende Nagezähne, dazu Backenzähne, welche<br />
ebenfalls nachwachsen und wurzeloffen sind. Die Vorderseite der Zähne ist stark Mineralisiert,<br />
aber nicht wie bei anderen <strong>Nager</strong>n stark pigmentiert, die Zähne sind also eher dunkelweiß.<br />
Fell: Zweimal im Jahr wechseln <strong>Kaninchen</strong> ihr Fell von Sommer zu Winterfell und zurück. Dann haaren<br />
sie sehr stark und können auch teilweise dünnes Fell haben - es kommt aber im Normalfall<br />
dabei nicht zu kahlen Stellen! In dieser Zeit sollten <strong>Kaninchen</strong> hin und wieder gebürstet werden.<br />
Wamme: Die Wamme ist ein Fettansatz unterhalb des Kopfes bis zum Rumpf des Tieres. Wammen gibt<br />
es in verschiedenen Ausprägungen. Häsinen wurden diese speziell angezüchtet, bei Rammlern<br />
ist sie ein sicheres Zeichen davon, dass die Tiere zu dick sind. Die Wamme sollte ursprünglich<br />
ein Fettdepot für die Tiere darstellen - heute ist sie mehr ein Schönheitsmerkmal und man er<br />
kennt ein Übergewicht bei Weibchen nicht mehr an einer dicken Wamme.<br />
Körpertemperatur: 38,5 - 40,0 °C<br />
Atemfrequenz: 50 - 150 / Min. in Ruhe<br />
Herzfrequenz: 120 - 150 / Min. in Ruhe
Unterschied <strong>Kaninchen</strong>/Hase<br />
Nicht selten werden <strong>Kaninchen</strong> und Hasen miteinander verwechselt. Oft nennen Heimtierhalter ihre <strong>Kaninchen</strong><br />
liebevoll "Hasen" und im Züchterfachchinesisch werden weibliche <strong>Kaninchen</strong> tatsächlich auch als "Häsinnen"<br />
und Stallkaninchen als "Stallhasen" bezeichnet.<br />
Hasen und <strong>Kaninchen</strong> sind völlig unterschiedliche Tiere, die unterschiedlichen Gattungen angehören.<br />
Hasen und <strong>Kaninchen</strong> gehören zur Klasse der Säugetiere, Unterklasse: Echte oder Höhere Säuger, Ordnung:<br />
Hasentiere, Lagomorpha, Familie: Leporidae. Zu dieser Familie gehören 10 Gattungen mit 44 Arten.<br />
Wir befassen uns hier näher mit der Gattung Europäischer Feldhasen (Lepus europaeus) und der Gattung<br />
Europäischen Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus).<br />
Wildkaninchen Feldhase<br />
Aussehen <strong>Kaninchen</strong> haben einen eher rundlichen,<br />
gedrungenen Körperbau. Beine und Ohren<br />
sind kürzer als bei Hasen. Sie wiegen zwischen<br />
1,4 und 2 kg.<br />
Fellfarbe Graubraun, am Bauch heller - eher grau<br />
weiß.<br />
Sozialverhalten<br />
<strong>Kaninchen</strong> sind Rudeltiere, sie leben in<br />
sehr großen Kolonien mit Artgenossen zusammen.<br />
Wohnung <strong>Kaninchen</strong> graben sich bevorzugt an geschützten<br />
Stellen am Waldrand oder auch<br />
in Parkanlagen ihre Höhlenbauten in sandige<br />
Hügel. Sie leben also unterirdisch in<br />
Höhlen und verlassen diese in der Dämmerung<br />
zur Nahrungsaufnahme.<br />
Fortpflanzung <strong>Kaninchen</strong> haben eine Chromosomenzahl<br />
von 44. Sie können 4 - 6 x im Jahr nach<br />
einer Tragzeit von 28 - 33 Tagen 3 - 4<br />
Junge (selten bis 6) bekommen. Die<br />
jungen kommen nackt, blind und taub zur<br />
Welt und sind somit sehr hilflose Nesthocker.<br />
Die Jungen werden in einer Höhle geboren<br />
wo sie verbleiben. Die Mutter säugt<br />
die Jungen nur 1 - 2 x am Tag.<br />
Weitere<br />
Unterschiede<br />
Wichtig<br />
<strong>Kaninchen</strong> sind Fluchttiere, die ihren<br />
Feinden meist nach einer kurzen schnellen<br />
Flucht in ihren Bau entkommen. Sie sind<br />
eher Kurzsprinter.<br />
Hasen sind groß und schlank, sie haben sehr<br />
lange Läufe und ihre Ohren sind länger als ihr<br />
Kopf. Sie wiegen zwischen 2,5 und 5,5 kg.<br />
Rötlichbraun, der Bauch ist weiß, die Ohren<br />
haben dunkle Seiten und Spitzen.<br />
Hasen sind Einzelgänger, nur zur Paarung<br />
kommen diese Tiere mit Artgenossen zusammen.<br />
Hasen leben auf offenen Weiden, Steppen,<br />
Feldern. Sie schlafen tagsüber in kleinen<br />
Mulden (Sasse) und gehen ebenfalls nachts<br />
auf Nahrungssuche.<br />
Hasen haben eine Chromosomenzahl von 48.<br />
Sie bekommen nach einer Tragezeit von ca.<br />
42 Tagen 1 - 2 Junge. Die Jungen kommen<br />
behaart, mit offenen Augen und relativ selbstständig<br />
auf die Welt - sind also Nestflüchter.<br />
Sie werden in der Sasse geboren wo die Mutter<br />
die Jungen einmal am Tag aufsucht um sie<br />
zu säugen<br />
Hasen sind regelrechte Langsteckenläufer und<br />
entkommen ihren Feinden indem sie schnell<br />
und weit laufen.<br />
<strong>Kaninchen</strong> werden als Haustiere gehalten, durch selektive Zucht sind unzählige Rassen und Farbschläge<br />
entstanden. Hasen werden nicht als Haustiere gehalten, sie stehen unter Naturschutz und dürfen nur zu bestimmten<br />
Zeiten gejagt werden (was man auch endlich verbieten müsste!).<br />
Also: Alle Tiere, die in der Heimtierhaltung gehalten werden, auch wenn sie als Stallhäsin, Zwerghase oder<br />
Osterhase bezeichnet werden - sind <strong>Kaninchen</strong>. Echte Hasen werden nicht als Haustiere gehalten.<br />
3
4<br />
Neue <strong>Kaninchen</strong><br />
Vor dem Kauf<br />
Kaufen Sie kein <strong>Kaninchen</strong> nur zum Spielen für Ihre Kinder! <strong>Kaninchen</strong> sind kein Kinderspielzeug und auch<br />
nicht immer zum Knuddeln und Spielen aufgelegt, bringen Sie Ihren Kindern bei, dass man auch auf die<br />
Gefühle und Bedürfnisse eines so kleinen Wesens Rücksicht nehmen muss. Kinder unter 6 Jahren nicht unbeaufsichtigt<br />
mit den <strong>Kaninchen</strong> spielen lassen. Wenn man sich Tiere anschafft, muss man sich im Klaren<br />
darüber sein, dass die Verantwortung für so ein Tier immer in den Händen Erwachsener liegen muss, und<br />
jedes Tier bedeutet eine große Verantwortung, egal wie klein es auch sein mag. Prüfen Sie sich anhand<br />
folgender Fragen ob <strong>Kaninchen</strong> wirklich für Sie in Frage kommen:<br />
� <strong>Kaninchen</strong> können 8 Jahre und älter werden -<br />
können und wollen Sie sich so lange um diese Tiere kümmern?<br />
� Sind alle in der Familie mit den neuen Hausgenossen einverstanden und bereit, die Tiere mit zu versorgen?<br />
Auch dann, wenn der eigentliche Besitzer krank wird oder die Tiere krank werden?<br />
� Liegen evtl. Allergien gegen <strong>Kaninchen</strong> vor? Lassen Sie sich vorab testen!<br />
� Wohin mit den <strong>Kaninchen</strong> im Urlaub?<br />
� Nicht alle <strong>Kaninchen</strong> werden ganz stubenrein -<br />
sind Sie trotzdem bereit, dem <strong>Kaninchen</strong> Auslauf zu geben?<br />
� Beim Auslauf könnten Möbel angenagt werden, Teppiche zerfressen werden, Kabel durchgenagt werden,<br />
Tapeten von der Wand gezogen werden - nehmen Sie das in Kauf?<br />
� Kranke <strong>Kaninchen</strong> müssen vom Tierarzt behandelt werden - sind Sie bereit, dafür Geld auszugeben und<br />
zwar mitunter mehrere hundert Euro – also Beträge, welche den Anschaffungswert weit übersteigen?<br />
Beachten Sie Folgendes beim Kauf neuer <strong>Kaninchen</strong>:<br />
Fragen Sie im Tierheim nach <strong>Kaninchen</strong>, oft warten dort liebe Tiere auf ein neues Zuhause. Die Tiere in<br />
Tierheimen sind nur in Ausnahmefällen krank oder alt. Babys von ungewollten Schwangerschaften und<br />
Rassetiere bekommen Sie ebenfalls im Tierheim! Für gewöhnlich sind die Rammler im Tierheim schon kastriert<br />
und Paare zusammengeführt, also ersparen Sie sich viel Arbeit und eine Kastration, wenn Sie sich für<br />
Tierheimtiere entscheiden. Werden Sie im Tierheim nicht fündig, schauen Sie auf den Seiten <strong>Kaninchen</strong>vermittlungsstellen<br />
im Internet nach.<br />
Möchten Sie eine bestimmte Rasse, dann können Sie sich ebenfalls an einen Züchter wenden. Gute Züchter<br />
beraten Sie gerne, haben nur wenige Rassen, die Tiere haben große Gehege, genügend frisches Heu<br />
und Wasser und sind sauber, nach Geschlechtern getrennt und gesund. Oder kaufen Sie Ihre Tiere im guten<br />
Zoofachhandel, gut ist ein Zoofachhandel nur, wenn dort die Tiere nach Geschlechtern getrennt sind,<br />
sauber alt genug und gesund sind und ebenfalls viel Platz, Wasser und Heu sowie Versteckmöglichkeiten<br />
haben. Auch dort sollten Sie gut beraten werden.<br />
Kaufen Sie kein Tier das jünger als 8 Wochen ist! Diese Winzlinge sind zwar besonders niedlich, aber sie<br />
brauchen dringend noch ihre Mutter. <strong>Kaninchen</strong> werden zwar mit ca. 4 Wochen nicht mehr gesäugt, benötigen<br />
aber zum Erlernen des Sozialverhaltens Mutter und Geschwister. Deshalb ist eine Abgabe ab der 8.<br />
besser erst ab der 10. Woche empfehlenswert. Untersuchen Sie die <strong>Kaninchen</strong> genau, eine Anleitung dafür<br />
finden Sie im <strong>Kaninchen</strong> TÜV Seite und nehmen Sie nur gesunde <strong>Kaninchen</strong> mit nach Hause. Dort sollte<br />
der bereits fertig eingerichtete Käfig auf die neuen Hausgenossen warten.<br />
Nehmen Sie das gewohnte Trockenfutter der<br />
<strong>Kaninchen</strong> mit und stellen Sie nur sehr langsam<br />
auf die von Ihnen bevorzugte Futtersorte<br />
oder die gesündere, trockenfutterfreie Ernährung<br />
um, da es sonst zu schweren Verdauungsstörungen<br />
kommen kann. Lassen Sie<br />
sich auch unbedingt sagen, an welche Frischfuttersorten<br />
die <strong>Kaninchen</strong> gewöhnt ist und<br />
geben Sie nur langsam und in kleinen<br />
Mengen andere Sorten!<br />
Eingewöhnung<br />
Am ersten Tag sollten Sie den Tieren etwas Ruhe gönnen. Wenn die <strong>Kaninchen</strong> schon munter ihren Käfig<br />
erkunden und angefangen haben zu fressen, können Sie sich mit den Tieren unterhalten, damit sie Ihre<br />
Stimme kennen lernen. Greifen Sie nicht unvermittelt oder von oben nach den Tieren und vermeiden Sie<br />
laute Geräusche. Setzen Sie sich vor den geöffneten Käfig und halten Sie Ihre Hand hinein, damit die<br />
<strong>Kaninchen</strong> Ihren Geruch kennen lernen. Locken Sie die <strong>Kaninchen</strong> evtl. mit etwas Futter zu sich hin. Seien<br />
Sie nicht enttäuscht, wenn sie nicht sofort kommen, das braucht seine Zeit. Nur nicht ungeduldig werden, es<br />
kann Tage dauern, bis das <strong>Kaninchen</strong> herausfindet, dass Sie ungefährlich sind!<br />
Wenn Sie das Gefühl haben die <strong>Kaninchen</strong> vertrauen Ihnen, dann versuchen Sie die <strong>Kaninchen</strong> hoch zu<br />
nehmen. Wenn sie sich hochnehmen lassen und Sie sich zutrauen sie auch gegen seinen Willen einfangen<br />
zu können, dann geben Sie Ihren <strong>Kaninchen</strong> Auslauf, denn sie möchte nicht immer nur im Käfig hocken .<br />
Auslauf<br />
Achten Sie beim ersten Auslauf darauf, dass die <strong>Kaninchen</strong> leicht in ihren Käfig zurück können, um sich zu<br />
verstecken. Viele <strong>Kaninchen</strong> sind von sich aus stubenrein und gehen selbst wieder in ihren Käfig zurück,<br />
wenn sie mal müssen. Sollte Ihr <strong>Kaninchen</strong> aber nicht von Anfang an stubenrein sein, dann achten Sie gut<br />
darauf, welche Stelle es für sein Geschäft bevorzugt (meist sind es Zimmerecken, oder geschützte Stellen)<br />
und stellen Sie dort eine Toilette auf (eine Plastikschale mit Streu oder/ und Stroh). Rammler markieren mitunter<br />
sehr stark ihre Umgebung, nach der Kastration sollte dieses Verhalten nachlassen.<br />
Gefahren beim Auslauf:<br />
Giftige Zimmerpflanzen - <strong>Kaninchen</strong> zerwühlen nicht nur gerne die Erde in ihren Blumentöpfen, sondern<br />
sie naschen auch leider gerne an Pflanzen, die ihnen nicht so gut bekommen.<br />
Kabel - die weichen Ummantelungen der Kabel werden gerne angenagt, um der Gefahr eines Stromschlags<br />
vorzubeugen, kann man die Kabel in Kabelkanäle einziehen, oder man verlegt sie gleich unter dem<br />
Teppich oder hoch oben, wo das <strong>Kaninchen</strong> nicht drankommt.<br />
Käfiggitter - <strong>Kaninchen</strong> springen gern auf ihre Käfige, dabei kann es passieren, dass sie darin hängen<br />
bleiben und in Panik versuchen herunter zu springen, dabei kann sich das <strong>Kaninchen</strong> die Gelenke brechen<br />
oder ausrenken - decken Sie das Käfiggitter während des Auslaufs ab.<br />
Türen öffnen, Türen schließen. Bei dem Versuch eine Tür schnell zu schließen damit das <strong>Kaninchen</strong> nicht<br />
mit hinausgelangt, wurden schon mehrfach Tiere eingeklemmt, beim Öffnen der Tür können ebenso Tiere,<br />
die sich grade in der Nähe der Tür aufhalten, eingeklemmt werden!<br />
Offene Fenster verleiten dazu, aus dem Fenster zu Springen. Gekippte Fenster können eine böse Falle für<br />
neugierige <strong>Kaninchen</strong> sein. Schranktüren verleiten die Tiere in Schränke zu klettern, sie könnten dabei<br />
versehentlich eingesperrt werden.<br />
Balkonbrüstungen können übersprungen werden!<br />
Gefährdet beim Auslauf: Ihre Tapeten, Ihre Teppiche, Ihre Gardinen, Ihre Möbel, Ihre Bücher, kurzum,<br />
lassen Sie Ihr <strong>Kaninchen</strong> niemals unbeaufsichtigt frei laufen, sie gefährden damit nicht nur das <strong>Kaninchen</strong>,<br />
sondern auch Ihr Wohnungsinventar.<br />
Richtiges Hochnehmen und Tragen<br />
Für <strong>Kaninchen</strong> ist das Hochnehmen mit sehr viel Stress und sogar mit Todesangst verbunden. Als reine<br />
Bodenbewohner verlieren sie nicht gern den Boden unter den Pfoten. Wenn sie hoch genommen werden,<br />
glauben sie instinktiv, dass sie von einem Fressfeind (Greifvogel) gefangen wurden und sterben müssen.<br />
Wenn Sie Ihr <strong>Kaninchen</strong> doch mal hochnehmen müssen, dann sollten sie wie folgt vorgehen: Nähern Sie<br />
sich den Tieren langsam mit ruhiger Stimme. Mit der Hand über die Ohren streicheln und in den Anfang des<br />
Rückenfells greifen. Der Griff sollte weder zu fest (das tut weh) noch zu locker (sie können sich sonst losstrampeln)<br />
sein. Beim Anheben mit der anderen Hand unter das Hinterteil fassen, um es abzustützen. Sie<br />
dürfen niemals nur hochgezogen werden oder an den Ohren hochgehoben werden!<br />
Zum Tragen das <strong>Kaninchen</strong> auf den angewinkelten Unterarm setzen und<br />
mit der anderen Hand griffbereit am Rücken bleiben. Oder auf die Brust<br />
setzen, mit einer Hand den Hintern stützen und mit der anderen am Rücken<br />
bleiben. Der Griff am Rücken dient dazu, dass <strong>Kaninchen</strong> schnell fest halten<br />
zu können, wenn es plötzlich zappelt und dadurch stürzen könnte.<br />
5
6<br />
Soziales<br />
Kein Mensch ist in der Lage dem <strong>Kaninchen</strong> ein Leben lang den Artgenossen zu ersetzen!<br />
<strong>Kaninchen</strong> sind Rudeltiere. Sie sollten sich deshalb von Vornherein für zwei <strong>Kaninchen</strong> entscheiden. Einzelhaltung<br />
sollte nur ein Kompromiss z. B. bei kranken Tieren, oder bei Rammlern die frisch kastriert sind,<br />
sein, bei dem sie sehr viel Zeit für das Tier aufwenden müssen! In freier Wildbahn leben <strong>Kaninchen</strong> in<br />
großen Sippen zusammen, allerdings hat jedes <strong>Kaninchen</strong> dort seinen eigenen Bereich im Bau.<br />
Es kann keine generell gültige Richtlinie aufgestellt werden, welche Kombination nun besser ist: zwei<br />
gleichgeschlechtliche <strong>Kaninchen</strong> verstehen sich normalerweise bis zur Geschlechtsreife gut, danach<br />
werden häufig schwere Rangkämpfe ausgetragen und man wird die Tiere trennen müssen. Männliche unkastrierte<br />
<strong>Kaninchen</strong> dürfen auch per Gesetzt nicht zusammengehalten werden. Wenn die Rammler<br />
allerdings frühkastriert werden, dann besteht eine recht hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie sich auch weiterhin<br />
verstehen. Unkastrierte Rammler hingegen vertragen sich absolut nicht.<br />
In größeren Gruppen können auch mehrere kastrierte Rammler mit mehreren Weibchen zusammengehalten<br />
werden. Voraussetzung dafür ist ein sehr großes Gehege.<br />
Mitunter wird immer noch empfohlen, <strong>Kaninchen</strong> mit Meerschweinchen zu vergesellschaften, da man dann<br />
um die Kastration herumkommt - davon können wir nur sehr dringend abraten, diese Tiere passen überhaupt<br />
nicht zu sammen. Mehr dazu können Sie auf Seite 9 nachlesen.<br />
Im Allgemeinen versteht sich ein Pärchen am Besten. Sie sollten sich also von Vornherein für ein <strong>Kaninchen</strong>paar<br />
entscheiden.<br />
Warum <strong>Kaninchen</strong> niemals allein gehalten werden sollten!<br />
<strong>Kaninchen</strong> haben ihren Artgenossen gegenüber ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten, sie kuscheln und<br />
putzen sich gegenseitig, geben sich Sicherheit und spielen miteinander. Es ist eine Freude zwei <strong>Kaninchen</strong><br />
dabei zuzusehen, wie sie hintereinander herlaufen, zusammen die Wohnung erkunden, zusammengekuschelt<br />
in ihrer Lieblingsecke liegen oder sich liebevoll die Ohren abschlecken. Wie traurig hingegen ist der<br />
Anblick eines einzelnen <strong>Kaninchen</strong>, welches in der Ecke vom Käfig seine Zeit absitzt bis "sein" Mensch einmal<br />
am Tag für wenige Minuten oder Stunden kommt um es zu füttern und zu streicheln. Wie traurig ist ein<br />
einzelnes <strong>Kaninchen</strong> das lustlos umherhoppelt und beim Auslauf nur mit einem Menschen spielen kann, der<br />
es nicht versteht, der seine Spiele nicht spielen kann und der ganz bestimmt keine Fellpflege nach <strong>Kaninchen</strong>art<br />
bei ihm macht. Viele Menschen bilden sich ein, sie müssten ihr <strong>Kaninchen</strong> allein halten, damit es<br />
nur den Menschen mag - wie selbstsüchtig und dumm diese Einstellung doch ist. Wollen Sie wirklich, dass<br />
Ihr <strong>Kaninchen</strong> Sie nur mag, weil es keine andere Chance hat ein wenig Zuwendung zu bekommen? Wäre<br />
es nicht besser, zwei <strong>Kaninchen</strong> zu haben, die beide angehoppelt kommen und nach einem Leckerchen<br />
betteln? Es ist auch nicht richtig, dass einzeln gehaltene <strong>Kaninchen</strong> unbedingt anhänglicher sind, oft<br />
werden allein gehaltene Weibchen extrem angriffslustig und aggressiv ihrem Menschen gegenüber und einzeln<br />
gehaltene Rammler werden nicht selten fresssüchtig und faul. Richtig ist, dass auch <strong>Kaninchen</strong>, die im<br />
Rudel gehalten werden ihren Menschen mögen und mit ihm spielen, sie erkennen ihn als Futterbringer und<br />
können sehr anhänglich werden. Aber Sie können das Tier auch mal guten Gewissens allein lassen - könnten<br />
Sie das auch, wenn Sie genau wüssten dass Ihr <strong>Kaninchen</strong> allein im Käfig hockt und einsam ist, während<br />
Sie ausgehen?<br />
Oft bekommen wir von Haltern die Ausrede, "Ihr" <strong>Kaninchen</strong> würde sich nicht mit anderen <strong>Kaninchen</strong> verstehen.<br />
Nur sehr selten gibt es <strong>Kaninchen</strong>, die wirklich dermaßen psychisch geschädigt sind, dass sie nicht<br />
mehr mit Artgenossen klar kommen - so selten, dass ich hier mit Sicherheit sagen kann - es ist fast immer<br />
nur eine Ausrede aus Bequemlichkeit. Meist ist es eher so, dass mal geschaut wurde, wie das <strong>Kaninchen</strong><br />
sich mit dem <strong>Kaninchen</strong> vom Nachbarn versteht und wenn das Tier dann sein Revier verteidigt hat, wird<br />
einfach gesagt "es geht nicht". Aber so kann es auch nicht gehen und auch Sie würden wohl einen fremden<br />
Menschen nicht einfach so in Ihrer Wohnung dulden. Eine Vergesellschaftung von fremden <strong>Kaninchen</strong> ist<br />
nicht leicht, im Gegenteil ist es nicht selten sehr langwierig und schwer, es wird meist recht wild und oft<br />
jagen sich die Tiere so sehr, dass der Mensch Angst bekommt und den Tieren erst gar keine Chance gibt,<br />
sich kennen zu lernen und eine Rangordnung auszumachen. Selten ist es Liebe auf den ersten Blick und<br />
damit eine Vergesellschaftung Erfolg hat sind viele Regeln einzuhalten welche Sie hier nachlesen können:<br />
Vergesellschaftung von <strong>Kaninchen</strong>.<br />
Machen Sie sich bewusst, dass es niemals <strong>tiergerecht</strong> sein kann<br />
wenn Sie Ihr <strong>Kaninchen</strong> in Einzelhaft halten!
<strong>Kaninchen</strong> vergesellschaften<br />
Hatten Sie bisher ein <strong>Kaninchen</strong> in Einzelhaltung und<br />
wollen ihm nun einen Partner gönnen? Dann sollten<br />
Sie Folgendes beachten.<br />
Vorab<br />
Es gibt in vielen Tierheimen und auch bei manchen<br />
Züchtern die Möglichkeit, dass sich Ihr <strong>Kaninchen</strong><br />
dort selbst den Partner aussucht, bitte erkundigen Sie<br />
sich dort danach.<br />
Wenn es geht, sollten Sie Ihre <strong>Kaninchen</strong> so früh wie möglich zusammenbringen. Erwachsene Tiere aneinander<br />
zu gewöhnen ist schwieriger, jedoch generell möglich. Man sollte immer daran denken, dass <strong>Kaninchen</strong><br />
unterschiedliche Charaktere haben, die hier aufeinander prallen können. Es versteht sich von selbst,<br />
dass zwei <strong>Kaninchen</strong> mehr Platz benötigen als ein <strong>Kaninchen</strong>, das allein lebt. Die Gefahr, dass sie sich<br />
nicht verstehen, wird geringer, je mehr Platz sie zur Verfügung haben. Es wird oftmals behauptet, dass es<br />
zur Unterhaltung genügt, wenn ein zweites <strong>Kaninchen</strong> in der Nähe ist. Dies sollte nur die letzte Lösung sein,<br />
z. B. wenn sie aus Krankheitsgründen leider getrennt werden müssen oder wenn sie sich absolut nicht vertragen.<br />
Es bedeutet Stress für ein <strong>Kaninchen</strong>, wenn ein anderes <strong>Kaninchen</strong> in der Nähe ist, mit dem es sich<br />
nicht verträgt. Die zwei <strong>Kaninchen</strong> in zwei Käfigen kann also nur eine Notlösung sein, wenn die Zusammenführung<br />
der <strong>Kaninchen</strong> nicht klappt.<br />
Neue <strong>Kaninchen</strong> gehören auf alle Fälle erst einmal, so schwer es auch fällt, für min. 2 Wochen in Quarantäne,<br />
denn auch wenn Ihr <strong>Kaninchen</strong> aus einem gutem Stall kommt, kann es Krankheitskeime in sich<br />
tragen, die in Ihrem Stall nicht vorkommen. Außerdem kann es sich so langsam an Sie gewöhnen, und Sie<br />
können diese Zeit nutzen, das <strong>Kaninchen</strong> besser kennen zu lernen.<br />
Erstes Kennenlernen<br />
Für die erste Begegnung eignet sich ein den Tieren unbekannter Raum mit genügend Versteck- und Ausweichmöglichkeiten<br />
am Besten. Unbekannt deshalb, damit keines der Tiere Revieransprüche stellen und<br />
ggf. verteidigen kann. Bauen Sie in Ihrer Wohnung an einer Stelle, wo die <strong>Kaninchen</strong> bisher noch keinen<br />
Auslauf hatten, einen abgegrenzten Bereich auf, auf dem sich die Tiere kennen lernen können. Dafür eignet<br />
sich ein Klappgehege, oder der Flur, das Bad etc. Sorgen Sie dort für einen Unterschlupf mit mehreren Eingängen<br />
(bitte keine Häuser!) gut geeignet sind große Kartons in die sie auf allen vier Seiten eine große Tür<br />
geschnitten haben, ebenfalls geeignet sind Etagen und auch große Korkröhren.<br />
Verstreuen Sie Futter, das lenkt ein wenig ab.<br />
Weibchen sind recht dominant, von daher sollte der Rammler nach Möglichkeit älter oder gleich alt sein,<br />
jüngere Rammler könnten von Weibchen, die ihr Revier verteidigen, sehr heftig angegriffen werden!<br />
Manche raten dazu, den Neuling mit dem urinnassen Streu der vorhanden <strong>Kaninchen</strong> abzureiben, damit er<br />
einen bekannten Geruch annimmt, das ist sehr sinnvoll, da sich <strong>Kaninchen</strong> auch gegenseitig mit Urin markieren.<br />
Verwenden Sie aber auf keinen Fall Duftstoffe wie Puder, Petersilie, Parfüm oder was auch immer<br />
Ihnen da noch angeboten wird! Diese künstlichen Düfte irritieren die Tiere. Sie können zwar kurzfristig evtl.<br />
für eine Ruhepause sorgen, aber sobald die Tiere ihren natürlichen Geruch annehmen werden sie doch<br />
kämpfen. Außerdem sind die meisten künstlichen Duftstoffe schädlich für die Tier.<br />
Sinnvoll ist es auch, die Tiere immer wieder abwechselnd zu streicheln. In den wenigsten Fällen ist es Liebe<br />
auf den ersten Blick. Die Tiere werden sich mit großer Wahrscheinlichkeit bekämpfen, um ihre Rangordnung<br />
festzulegen. Dabei wird mit Sicherheit auch Fell fliegen.<br />
Sie sollten bei der Vergesellschaftung niemals allein sein, nur zu zweit kann man schnell eingreifen und sich<br />
auch ein bisschen ablenken und unterstützen. Nehmen Sie sich viel Zeit für diesen Versuch, am besten ein<br />
Wochenende.<br />
Nun setzen Sie alle Tiere gleichzeitig in diesen Auslauf. Das ältere <strong>Kaninchen</strong> (alteingesessene) <strong>Kaninchen</strong><br />
wird dem Neuling hinterherlaufen, es am Fell ziehen, sich mit gesträubtem Fell vor ihnen aufbauen und versuchen<br />
das Tier zu berammeln Die Neuen werden davon laufen und versuchen sich zu wehren oder zu verstecken.<br />
Es kann aber ebenso gut sein, dass der Neuling angreift.<br />
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8<br />
So könnte es während einer Vergesellschaftung aussehen: gegenseitiges Beschnüffeln.. anklappern (Zähneklappern)...<br />
aufeinander zuspringen und kurzes Kabbeln.. anpinkeln... zuschnappen (ohne Wunden zuzufügen)...<br />
gegenseitiges bespringen (der erste Schritt zur Rangordnungsfindung). Bis hierher ist das Verhalten<br />
nicht beunruhigend, sondern völlig normal. Es ist auch völlig normal, das ein dominantes Weibchen den<br />
Bock berammelt. Grade wenn sie vorher da war und ihr Revier verteidigt. Auch wenn es etwas wild, laut<br />
und bedrohlich wirkt und Fell fliegt, greifen Sie bitte nicht ein, die Tiere müssen ihre Rangordnung so klären!<br />
Sollten die Tiere sich ernsthafte Wunden zufügen, oder ein wildes Knäuel bilden, so dass die Gefahr eines<br />
blutigen Bisses besteht, müssen sie sofort getrennt werden. Greifen Sie niemals mit der bloßen Hand zwischen<br />
kämpfende <strong>Kaninchen</strong>! Nehmen Sie dazu immer einen dicken Handschuh, ein Handtuch oder<br />
trennen Sie die Tiere erst einmal mit einer Pappe. Versuchen Sie es am nächsten Tag wieder.<br />
Verstehen sich die <strong>Kaninchen</strong> im abgegrenzten Bereich, können<br />
Sie ihnen Auslauf in der ganzen Wohnung geben. Erst wenn die<br />
<strong>Kaninchen</strong> für mehrere Stunden beim Freilauf wirklich vertragen,<br />
auch schon zusammen kuscheln, spielen bzw. sich putzen,<br />
können Sie das Zusammensetzen in den gemeinsamen Käfig<br />
wagen. So lange es beim Auslauf noch zu heftigeren Kämpfen<br />
kommt, sollten Sie die Tiere noch nicht zusammen in ihren Käfig<br />
lassen. Haben die Tiere allerdings ein sehr großes Gehege<br />
(Außengehege, einen eigenen Raum etc.), dann können Sie versuchen<br />
sie gleich dort zu vergesellschaften.<br />
Zusammen im Käfig<br />
Der Käfig ist das alleinige Revier des eingesessenen <strong>Kaninchen</strong> und es wird im Normalfall beim Zusammensetzen<br />
wieder zu kleineren Streitereien und Verfolgungsjagden kommen. Achten Sie auch hier darauf,<br />
dass es keine Fallen im Käfig gibt, entfernen Sie Häuser und ersetzen Sie diese durch großzügige<br />
Etagen.<br />
Reinigen Sie den gesamten Käfig und den Käfiginhalt vor dem ersten gemeinsamen Einsetzten gründlich<br />
mit Essigwasser. Stellen sie die Einrichtung um und geben Sie ein neues Haus/eine neue Etage mit dazu.<br />
Verteilen Sie wieder Futter zum Ablenken.<br />
Dann wird zuerst das neue <strong>Kaninchen</strong> in den Käfig gelassen um diesen kennen zu lernen. Wenn das alteingesessene<br />
<strong>Kaninchen</strong> dazu kommt, kann es wieder zu wilden Verfolgungsjagden kommen (s.o.)<br />
Abschließend<br />
Eine Vergesellschaftung kann unter Umständen einige Wochen dauern, bitte vergessen Sie nicht, dass es<br />
trotzdem nur zum Besten der Tiere ist und sie glücklicher sein werden, wenn sie nicht mehr allein sein<br />
müssen. Wenn sich die Tiere aber überhaupt nicht verstehen, sollten Sie es evtl. mit anderen Partnern versuchen,<br />
deshalb ist es sehr wichtig, sich vor dem Kauf zu informieren, ob man schlimmstenfalls das <strong>Kaninchen</strong><br />
umtauschen kann. Deshalb kaufen Sie von vornherein nur dort, wo sich ihr <strong>Kaninchen</strong> selber den<br />
Partner fürs Leben aussuchen kann, und man evtl. das neue Tiere zurücknimmt. Viele Tierheime, Notvermittlungsstellen<br />
und Züchter bieten mittlerweile an, dass Sie Ihr <strong>Kaninchen</strong> mitbringen und sich Ihr <strong>Kaninchen</strong><br />
seinen neuen Partner selber aussuchen kann, so entstehen die schönsten Freundschaften.
Zusammenleben mit anderen Haustieren<br />
Grundsätzlich gilt - ein <strong>Kaninchen</strong> braucht einen Artgenossen - halten Sie deshalb niemals ein <strong>Kaninchen</strong><br />
einzeln mit einem anderen Tier zusammen!<br />
<strong>Kaninchen</strong> und Meerschweinchen<br />
Eine Gemeinschaft von <strong>Kaninchen</strong> mit Meerschweinchen ist nur eine Notgemeinschaft!<br />
Leider werden noch immer einzelne Meerschweinchen zusammen mit einzelnen <strong>Kaninchen</strong> gehalten. Nicht<br />
selten wird es einem so im Zoofachhandel angeboten. Häufig vertragen sich Meerschweinchen mit <strong>Kaninchen</strong>,<br />
bzw. sie tun sich nichts, das ist das einzige Argument für das Zusammenhalten von diesen verschieden<br />
Tieren - aber vertragen sich die Tiere denn wirklich?<br />
Ein häufiges Argument für das Zusammenhalten von einzelnen <strong>Kaninchen</strong> mit Meerschweinchen ist:<br />
Sie kuscheln doch so lieb miteinander. Nur eigentlich kuscheln Meerschweinchen wenn sie Angst haben,<br />
einsam sind oder sehr jung sind, ältere Meerschweinchen sind eher etwas auf Distanz bedacht, wobei sie<br />
aber auf alle Fälle die Sicherheit der Gruppe brauchen, kuscheln ist ein Zeichen von Unsicherheit und<br />
Angst. r <strong>Kaninchen</strong> kuscheln gern miteinander, so wird das Meerschweinchen zwangsgekuschelt, worunter<br />
es sehr leidet. Das <strong>Kaninchen</strong> hingegen leidet darunter, dass sein Kuscheln nicht erwidert wird.<br />
Meerschweinchen und <strong>Kaninchen</strong> haben völlig verschiedene Sprachen. Senkt ein <strong>Kaninchen</strong> den Kopf, will<br />
es geputzt werden, ein Meerschweinchen wertet es als Brommseln (Annährung des Böckchens an das<br />
Weibchen)oder Unterwerfung, Meerschweinchen begrüßen sich, indem sie sich im Gesicht beschnuppern,<br />
<strong>Kaninchen</strong> beschnuppern sich am Po usw.<br />
Meerschweinchen haben eine andere Duftsprache als <strong>Kaninchen</strong> und außerdem eine sehr komplexe Lautsprache,<br />
die <strong>Kaninchen</strong> überhaupt nicht beherrschen. Also wird ein Meerschweinchen sein ganzes Leben<br />
lang nie wieder ein Wort seiner Sprache hören. <strong>Kaninchen</strong> putzen sich gegenseitig, das <strong>Kaninchen</strong> wird das<br />
Meerschweinchen zwangsputzen, aber es wird niemals zurückgeputzt werden, weil Meerschweinchen sich<br />
im Normalfall nicht gegenseitig putzen. Somit vermisst das <strong>Kaninchen</strong> etwas, das für <strong>Kaninchen</strong> zum Zusammenleben<br />
und zur täglichen Pflege des Fells und der Rangordnung gehört.<br />
Ein ausgewachsenes <strong>Kaninchen</strong> ist min. 1,5 x so groß wie ein Meerschwein und dominiert allein schon<br />
durch seine Größe, also ist das Meerschweinchen immer der Unterlegene. Es wird unter Umständen vom<br />
<strong>Kaninchen</strong> häufig bestiegen werden, was meistens Stress und Verletzungen auslöst. Nicht selten werden<br />
Meerschweinchen von <strong>Kaninchen</strong> buchstäblich zu Tode gerammelt oder angegriffen und getötet. Mitunter<br />
werden aber auch <strong>Kaninchen</strong> von Meerschweinchen gebissen und verletzt, eine Folge von falsch<br />
verstandenen Verhaltensmustern.<br />
Ein häufig genannter Grund für das Vergesellschaften einzelner Rammler mit Meerschweinchen ist der,<br />
dass sich Rammler nicht mit Artgenossen vertragen würden. Dies stimmt aber nur, wenn die Rammler unkastriert<br />
sind, kastrierte Rammler vertragen sich mit Weibchen sehr gut, frühkastrierte Rammler können sogar<br />
zusammen gehalten werden. Siehe Seite 6.<br />
Meerschweinchen und <strong>Kaninchen</strong> stellen verschiedene Ansprüche an ihre Nahrung, was für ein<br />
Meerschweinchen eine Delikatesse ist, kann für <strong>Kaninchen</strong> unter Umständen unverträglich sein.<br />
Meerschweinchen benötigen zusätzlich Vitamin C, das sie nicht selbst bilden können, eine unnatürlich<br />
erhöhte Vitamingabe ist für <strong>Kaninchen</strong> nicht gesund und kann zu Durchfall und schlechter Kalzium/Phosphor<br />
Resorption führen (die Folge können Blasenschlamm und Nierensteine sein).<br />
Zu erwähnen wäre noch, dass auch keine Artverwandtschaft zwischen den hasenartigen <strong>Kaninchen</strong> (Nesthockern)<br />
und den Meerschweinchen (<strong>Nager</strong>n, Nestflüchter) besteht und sie aus völlig verschiedenen Erdteilen<br />
kommen. Diese Tiere passen wirklich absolut nicht zusammen!<br />
<strong>Kaninchen</strong> und Meerschweinchen brauchen immer einen Artgenossen zum Spielen und kommunizieren.<br />
Einzelhaft mit artfremden Tieren ist absolut nicht <strong>tiergerecht</strong>!<br />
Möchten Sie mehrere <strong>Kaninchen</strong> mit mehreren Meerschweinchen zusammen in einem großem Gehege unterbringen,<br />
müssen Sie darauf achten, dass die Meerschweinchen Rückzugsmöglichkeiten haben, die von<br />
den <strong>Kaninchen</strong> nicht betreten werden können. Pro Tier sollte 1 m² zur Verfügung gestellt werden. Die ganz<br />
persönliche Meinung der Autoren dieser <strong>Info</strong>mappe zu dem Thema ist klar - warum sollte man verschiedene<br />
Tiere in ein Gehege stecken? Es wäre sinnvoller, sich für eine Tierart zu entscheiden oder beide Tierarten<br />
mit Partnern in getrennten Gehegen unterzubringen. Nur dann ist es überhaupt möglich, den Tieren einen,<br />
ihrer Art entsprechenden, Lebensraum anzulegen.<br />
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<strong>Kaninchen</strong> und Katzen<br />
Katzen haben einen natürlichen Spieltrieb - auch wenn Sie sich sicher sind, dass Ihre Katze den <strong>Kaninchen</strong><br />
nichts tut und nur spielen will, so wissen Ihre <strong>Kaninchen</strong> das nicht und erschrecken sich bestimmt sehr,<br />
wenn Ihre Katze hinter ihnen herjagt. Also achten Sie bitte darauf, dass Ihre Katze keinen Zutritt zu dem<br />
<strong>Kaninchen</strong>gehege hat und auch während des Auslaufs nicht mit den <strong>Kaninchen</strong> spielt! Natürlich gibt es<br />
Ausnahmen, aber auch die liebste Katze sollte niemals mit dem <strong>Kaninchen</strong> allein sein.<br />
<strong>Kaninchen</strong> und Hunde<br />
Wenn Sie sich absolut sicher sind, dass Ihr<br />
Hund den <strong>Kaninchen</strong> niemals etwas tun würde,<br />
und dass Ihr Hund niemals die <strong>Kaninchen</strong> anbellen<br />
oder sonst wie erschrecken würde, dann<br />
können Sie unter Aufsicht <strong>Kaninchen</strong> und<br />
Hunde zusammen laufen lassen.<br />
Lassen Sie die Hunde niemals unbeaufsichtigt<br />
zu den <strong>Kaninchen</strong>. Sollte Ihr Hund die <strong>Kaninchen</strong><br />
verbellen oder gar angreifen, sollten Sie<br />
ihn nicht mit den <strong>Kaninchen</strong> in einem Zimmer<br />
halten, das würde nur zu unnötigem und gefährlichem<br />
Stress führen.<br />
<strong>Kaninchen</strong> und Hamster, Degus, Mäuse, Chinchillas, Streifenhörnchen etc.<br />
Es gilt auch hier: diese Tiere leben lieber mit einem Artgenossen zusammen, bzw. alleine! Verzichten Sie<br />
auf Vergesellschaftungsversuche! In Einzelfällen verstehen sich diese Tiere zwar mit <strong>Kaninchen</strong>, aber das<br />
sind Ausnahmen. Es ist allerdings nichts dagegen einzuwenden, wenn diese Tiere bei ausreichendem Platz<br />
im selben Raum gehalten werden. Lassen Sie niemals die Tiere unbeaufsichtigt zusammen laufen, auch<br />
wenn es den Anschein hat, als würden sie sich verstehen, kann es schnell zu tödlichen Auseinandersetzungen<br />
kommen!<br />
<strong>Kaninchen</strong> Verhalten<br />
<strong>Kaninchen</strong> haben ihre eigene Sprache. Diese ist für Menschen nicht immer leicht zu verstehen, darum hier<br />
sind einige Tipps, damit Sie die Verhaltensweisen welche Ihr <strong>Kaninchen</strong> zeigt besser verstehen können.<br />
Lautäusserungen<br />
Fiepen: Es hat Angst oder ruft nach der Mutter wenn es noch sehr jung ist.<br />
Brummen: Anhaltendes leises Brummen drückt Paarungsbereitschaft und Werbung aus.<br />
Leises Fauchen: Unmut; Scharfes Fauchen: Vorsicht, ein Angriff könnte folgen!<br />
Knurren: Normalerweise wütend, passen Sie auf, es könnte ein Biss folgen!<br />
Zähneknirschen/Zähnemahlen: Das bedeutet Zufriedenheit, wie eine Katze, die schnurrt.<br />
ACHTUNG, wenn sich Ihr <strong>Kaninchen</strong> anormal verhält, teilnahmslos und apathisch im Käfig sitzt, bedeutet<br />
Zähneknirschen dass es starke Schmerzen hat!<br />
Körpersprache<br />
Sich ducken: (Das <strong>Kaninchen</strong> drückt sich flach auf den Boden, die Ohren sind angelegt und der Kopf ist<br />
nach unten gedrückt) Das <strong>Kaninchen</strong> unterwirft sich Ihnen oder einem anderen <strong>Kaninchen</strong>.<br />
Tot stellen: Bei einem lauten Geräusch oder dem Anzeichen einer Gefahr (in der Meinung des <strong>Kaninchen</strong>s)<br />
kann es dazu kommen, dass das <strong>Kaninchen</strong> heftig atmet, die Augen weit aufreißt und der Körper<br />
dabei wie erstarrt wirkt. Das <strong>Kaninchen</strong> versucht sich zu tarnen, indem es sich "tot stellt".<br />
Anstupsen mit der weichen Schnauze: Sympathiebekundung, es sagt Hallo oder möchte, dass Sie sich<br />
um ihn kümmern (Auch Wildkaninchen machen das untereinander so).<br />
Lecken: Wenn ein <strong>Kaninchen</strong> Sie leckt so erwidert es Ihr Streicheln, es ist ein Zeichen von Zuneigung<br />
Stossen mit dem Kopf (gegen Ihre Hand): Es will jetzt nicht weiter belästigt werden.
Fortschieben der Hand mit dem Mäulchen: Jetzt habe ich aber genug!<br />
Angespannte Körperhaltung und ein steil nach oben gerecktes Schwänzchen: (Der Körper wird dabei<br />
nach vorne gestreckt) Das signalisieren Aufregung. Werden zusätzlich noch die Ohren angelegt, so kann<br />
Angriffslust bestehen, weit noch vorne gerichtete Ohren bedeuten Neugier.<br />
Gespannte Sitzhaltung bei angelegten Ohren: Das <strong>Kaninchen</strong> möchte in Ruhe gelassen werden und ist<br />
in Verteidigungsbereitschaft.<br />
Das <strong>Kaninchen</strong> liegt lang ausgestreckt da: Ruheposition, das<br />
<strong>Kaninchen</strong> ist sehr entspannt. Fühlt es sich gestört, können die<br />
Füße wieder blitzschnell unter den Körper gezogen werden.<br />
Manche <strong>Kaninchen</strong> legen sich auch in eine Seitenlage oder sogar<br />
auf den Rücken. Je "relaxter" das <strong>Kaninchen</strong> daliegt, umso<br />
sicherer (und glücklicher) fühlt es sich.<br />
Das <strong>Kaninchen</strong> wälzt sich auf dem Rücken: Zeichen äußersten Wohlbefindens<br />
Spielen: <strong>Kaninchen</strong> mögen es, Dinge herum zu schieben und zu stoßen. Sie mögen es auch im Haus herum<br />
zu rasen, auf die Couch rauf und runter zu springen. Auch Luftsprünge, Hakenschlagen und Kopfschütteln<br />
drücken Wohlbefinden aus<br />
Naseblinzeln: Die Nase ist eine Art Stimmungsbarometer vom <strong>Kaninchen</strong>. Bewegt sich die Nase sehr<br />
schnell (außer bei Hitze und Krankheit) so ist das <strong>Kaninchen</strong> sehr aufgeregt.<br />
Betteln: <strong>Kaninchen</strong> sind noch schlimmer, als Hunde, wenn es<br />
ums Betteln geht. Sie können sehr intensiv betteln und man kann<br />
dem kaum wiederstehen. Sie stellen sich dabei auf, reiben an Ihren<br />
Beinen und weichen nicht von Ihrer Seite. Geben Sie aber<br />
nicht zu oft nach, ein übergewichtiges und aufdringliches <strong>Kaninchen</strong><br />
wäre die Folge.<br />
Männchen machen: Das <strong>Kaninchen</strong> ist aufmerksam und neugierig.<br />
Durch das Männchen machen hat es eine bessere Sicht<br />
auf die Geschehnisse. Es sagt Ihnen dadurch auch, ob es irgendwo<br />
hinein oder heraus möchte.<br />
Stampfen/Klopfen mit den Hinterläufen: Es fürchtet sich, ist wütend oder versucht Ihnen mitzuteilen, das<br />
Gefahr besteht (seiner Meinung nach) Weibchen machen das auch häufig, wenn sie in Brunftstimmung<br />
sind.<br />
Kinnreiben: Das Kinn vom <strong>Kaninchen</strong> besitzt eine Duftdrüse, deswegen reiben sie ihr Kinn an Gegenständen<br />
um anzuzeigen, dass sie zu ihnen gehören. Es ist dasselbe als wenn eine Katze ihre Stirn an Leute<br />
oder Objekte reibt.<br />
Urin verspritzen: Rammler die nicht kastriert sind, markieren so<br />
ihr Revier und alles was ihrer Meinung nach dazugehört, teilweise<br />
markieren auch sehr dominante Weibchen<br />
Fluchtinstinkt: Flucht wird automatisch durch jede Verfolgung,<br />
z.B. wenn Sie versuchen es wieder zurück in seinen Käfig zu<br />
setzen, ausgelöst. Tipp: Bleiben Sie lieber stehen, und versuchen<br />
Sie es mit Geduld und lockendem Rufen, das ist nervenschonender<br />
für Mensch und Tier.<br />
Tasthaare: <strong>Kaninchen</strong> benutzen diese Haare um Dinge zu ertasten, deshalb warten Sie bitte bis die Tasthaare<br />
zu Ihrer Hand kommen, nicht anders herum. Man darf diese Haare nicht grob anfassen oder etwa<br />
dran ziehen!<br />
Kot fressen: <strong>Kaninchen</strong> spalten ihre Nahrung im Blindarm auf, der Blindarmkot enthält für das <strong>Kaninchen</strong><br />
lebenswichtige Vitamine und Mineralien, die Tiere nehmen ihren Blindarmkot, welcher kleiner und meist<br />
traubenförmig ist, direkt am After auf. Werden sie daran gehindert ihren Kot aufzunehmen kommt es zu<br />
schweren Mangelerscheinungen.<br />
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Tiergerechte <strong>Kaninchen</strong>behausung/Wohnungshaltung<br />
Generell gilt, je größer das Gehege ist, desto besser und <strong>tiergerecht</strong>er ist es! Ein ca. 140 x 70 cm Käfig ist<br />
das absolute Minimum für 2 <strong>Kaninchen</strong> welche den ganzen Tag in der Wohnung frei laufen können. So ein<br />
Käfig kann nur als Schlafplatz dienen und ist keinesfalls ein Daueraufenthaltsort! Oft wird diese Größe als<br />
Dauerbehausung empfohlen, allerdings nur deshalb, weil es kaum größere Käfige zu kaufen gibt. Der Kaufkäfig<br />
sollte aus einer Plastikwanne und einem verzinktem Käfigoberteil bestehen. Bestellen können Sie<br />
einen Käfig Größe 156 x 77 x 61 cm. z. B. im Internet bei www.das-heimtierparadies.de oder fragen Sie Ihren<br />
Zoofachhändler. Völlig ungeeignet sind Kunststoffhauben als Oberteil, denn darin ist die Luftzirkulation<br />
schlecht, im Käfiginneren stauen sich Hitze und Nässe.<br />
Bedenken Sie, <strong>Kaninchen</strong> bewegen sich hoppelnd vorwärts, in einem Kaufkäfig können sie nicht<br />
einen Hüpfer machen, bis sie wieder gegen Käfigwände stoßen und das kann nicht <strong>tiergerecht</strong> sein!<br />
Als Dauerbehausung eignet sich nur ein größerer Eigenbau, das ist meist preiswerter und auch viel schöner<br />
als mehrere Käfige aneinander zu stellen. Bei einer Höhe von 100 cm, kann der Eigenbau oben offen<br />
bleiben, also Boden und 2 - 3 Wände aus beschichteten Spanplatten, vorne und an der Fensterseite Glasplatten<br />
oder Gitter sowie eine Tür, oder bei geringerer Höhe oben noch eine Gitterabdeckung und fertig ist<br />
das große <strong>Kaninchen</strong>heim - Je größer Sie es bauen desto besser und <strong>tiergerecht</strong>er ist es, 2 m² Grundfläche<br />
für Zwerge und 4 m² Grundfläche für normal große <strong>Kaninchen</strong> sollte das Gehege mindestens haben.<br />
Einrichtung<br />
Es wird oft noch empfohlen, für jedes <strong>Kaninchen</strong> ein eigenes Haus in das Gehege zu stellen. Sollten Sie<br />
sich dafür entscheiden, wählen Sie es ausreichend groß (mindestens 40 x 40 cm, bei großen Rassen<br />
mehr). Ihre <strong>Kaninchen</strong> bleiben nicht immer so klein, wie sie es am Anfang vielleicht noch sind! Wesentlich<br />
besser eignen sich allerdings Etagen. Verwenden sie keine Häuser aus Plastik, da in ihnen keine ausreichende<br />
Luftzirkulation herrscht.<br />
In einem herkömmlichem Käfig kann man problemlos<br />
eine lackierte Spanplatte als Etage und Unterschlupf anbringen.<br />
Ein Eigenbauten können Sie Etagen mit Füßen<br />
versehen und sie dann einfach wie einen Tisch zum<br />
Reinigen entfernen. Einen Stein, um auf die Etage zu<br />
steigen oder eine große Korkrampe sind durchaus sinnvoll.<br />
Auch Korkröhren, Weidenzweigröhren oder Röhren<br />
aus Weidengeflecht sind sehr beliebt.<br />
Achten Sie immer darauf, dass Sie nicht den ganzen Käfig zustellen und die <strong>Kaninchen</strong> genug Platz zum<br />
Laufen und Springen haben. Verzichten Sie auf Plastik im Gehege, angenagt könnte es zum Tode der<br />
kleinen Lieblinge führen.<br />
Die richtige Einstreu:<br />
Im Fachhandel werden viele Einstreuarten angeboten, die für <strong>Kaninchen</strong> geeignet sind, z.B. Hanfsteu,<br />
Strohpellets, Buchengranulat, Leinstreu (Euro Lin) oder das normale Kleintierstreu, welches wir verwenden.<br />
Sie sollten das Gehege recht dick einstreuen, ca. 5 cm. Wir empfehlen über die Einstreu eine dicke Lage<br />
Stroh, auf den Etagen oder an Lieblingsecken evtl. Heu zu geben. Das Stroh leitet die anfallende Flüssigkeit<br />
und auch die Köttel nach unten, so dass die Oberfläche schön sauber und trocken bleibt, außerdem<br />
verhindert es bei langhaarigen Tieren das sich Streu im Fell verfängt und das Streu fliegt nicht durch die<br />
Wohnung wenn die Tiere übermütig losspringen. Stroh oder Heu allein reicht nicht aus, da sie keine<br />
Flüssigkeit aufsaugen. Pelleteinstreu oder harte Einstreu sollte immer mit einer dicken Lage Stroh oder Heu<br />
überdeckt werden, da die Pellets zu hart für die empfindlichen <strong>Kaninchen</strong>pfoten sind. Nicht selten sind<br />
Ballenabszesse die Folge von zu harter Einstreu.<br />
Verwenden Sie kein Katzenstreu! Das Klumpstreu wird evtl. gefressen und kann im Magen der Tiere verklumpen<br />
und zum Tode führen. Auch der Staub von Klumpstreu ist gefährlich, er gerät beim Einatmen in die<br />
Lungen und verklumpt dort, was zu Lungenproblemen führen kann. Das normale Katzenstreu kann bei<br />
Verzehr giftig sein, außerdem ist Katzenstreu unnötig, da es bei einem regelmäßig gereinigten Käfig zu<br />
keiner Geruchsbelästigung kommt.
Zubehör<br />
Unentbehrlich ist ein Platz für das tägliche Heu. Benutzen Sie eine Gitterheuraufe nur dann, wenn Ihre<br />
<strong>Kaninchen</strong> nicht hineinspringen, sonst könnten sie sich dort verletzen. Eine Gitterheuraufe muss immer<br />
abgedeckt sein.<br />
Für Gitterkäfige gibt es Heuraufen, die außen am Käfig<br />
angebracht werden, eine sinnvolle Alternative, die den<br />
<strong>Kaninchen</strong> keinen Platz im Käfig wegnimmt und das Heu<br />
sauber hält. Des Weiteren gibt es zum in den Käfig hängen<br />
die Heusocke (eine Socke, die oben nachgefüllt wird und<br />
unten mit einem Loch zum Heurausziehen versehen ist,<br />
eine Spielvariante davon ist eine Socke mit mehreren Löchern<br />
zum Heu rausziehen die in den Käfig gelegt wird).<br />
Beliebt sind auch: das Heukissen (in der Mitte ein Loch zum<br />
Heurausziehen, Reißverschluss; zum Nachfüllen), die<br />
Eigenbauheuraufe aus unbehandelten Holzstäben und man<br />
kann auch gerne alte Pappkartons mit Heu füllen, diese<br />
müssen aber oft gewechselt werden. Links sehen Sie die<br />
Steinraufe, dafür werden einfach Zweige hochkant in einen<br />
Ziegelstein mit Löchern (oder einen Ytongstein) gesteckt.<br />
Sie tun Ihren <strong>Kaninchen</strong> einen großen Gefallen, wenn Sie ihnen auch täglich frisches Heu direkt auf den<br />
Boden legen, die Heuaufnahme vom Boden ist am Natürlichsten.<br />
Eine saubere Trinkflasche sollte nicht fehlen. Die Trinkflasche sollte gut am Käfig befestigt sein, aber doch<br />
leicht zum Auswechseln des Wassers herausgenommen werden können. Wir bevorzugen Wasserschalen,<br />
es ist für die Tiere natürlicher aus einer Schale zu trinken, allerdings kann man diese in einem kleinen Käfig<br />
der rundherum eingestreut ist, kaum so anbringen, dass sie nicht schnell verschmutzen. Wenn Sie kein<br />
Streu auf den Etagen haben, können Sie dort eine Wasserschale anbieten, im Auslauf kann man die<br />
Wasserschale erhöht auf einem Stein anbieten, so bleibt auch dort das Wasser sauber.<br />
Feste, schwere Futternäpfe, die nicht umgestürzt werden können und genug Platz bieten, damit alle <strong>Kaninchen</strong><br />
problemlos gleichzeitig daran sitzen können, sind für die Frischfuttergaben sinnvoll.<br />
Reinigung<br />
<strong>Kaninchen</strong> haben einen schnellen Stoffwechsel, sie gewöhnen sich aber oft an eine bestimmte Ecke zum<br />
Harn- und Kotabsatz. Diese Ecke sollte täglich gereinigt werden. Aber auch der Rest des Geheges wird<br />
schnell feucht und dreckig und wenn es nicht regelmäßig gereinigt wird, kann es zu Krankheiten und Parasitenbefall<br />
kommen.<br />
Mindestens einmal in der Woche sollte das Gehege gründlich gereinigt werden. Entfernen Sie die Einstreu<br />
und waschen Sie das Gehege aus. Nehmen Sie zum Auswaschen nur heißes Wasser, bei stärkeren<br />
Verschmutzungen mit unparfümierter Seife oder Essig. Urinstein können Sie gut mit Essigessenz einweichen<br />
und dann ablösen. Spülen Sie den Käfig danach gründlich mit heißem Wasser nach. Lassen Sie den<br />
Käfig trocknen und streuen Sie dann neu ein. In kleinen Käfigen kann es nötig sein öfter zu reinigen.<br />
Verwenden Sie antibaktierelle Reinigungsmittel nur, wenn ein Tier aus der Gruppe erkrankt ist. Eine tägliche<br />
Reinigung ist meist nicht nötig und stresst die Tiere nur zusätzlich, ein zu sauberer Käfig schwächt das<br />
Immunsystem der Tiere. Der anfallende Staub der Käfigreinigung kann die Atemwege der <strong>Kaninchen</strong> reizen,<br />
setzen Sie die Tiere erst wieder ins Gehege wenn sich der Staub gelegt hat.<br />
Trinkflasche, Wassernapf und Futternapf müssen täglich gereinigt werden. Zum Säubern der Trinkflasche<br />
verwenden Sie idealerweise eine Flaschenbürste wie sie für Babyfläschchen verwendet wird. Ist diese nicht<br />
zur Hand, geben Sie etwas Toilettenpapier und Wasser in die Flasche, schütteln es ordentlich und spülen<br />
es dann wieder gut aus, bei harnäckigen Verschmutzungen können Sie statt Papier auch Sand verwenden.<br />
Die Röhrchen der Flasche müssen ebenfalls regelmäßig gereinigt werden, grade dort sammeln sich Pilze<br />
und Bakterien, reinigen Sie die Röhrchen mit Pfeifenreinigern oder Q Tips, Kalkablagerungen können Sie<br />
entfernen, indem Sie das Röhrchen über Nacht in Essig einweichen. Wasser- und Futternapf können Sie<br />
wie ihr Geschirr reinigen, achten Sie aber darauf, das eingesetzte Geschirrspülmittel gründlich abzuwaschen.<br />
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Auslauf<br />
Beachten Sie auch: kein <strong>Kaninchen</strong> möchte immer nur im Käfig sitzen, egal wie groß der ist. Also planen<br />
Sie einen viel Auslauf mit ein.<br />
Im Sommer können Sie Ihren <strong>Kaninchen</strong> auch Auslauf im Grünen gönnen. Dazu benötigen Sie einen festen<br />
Auslauf, z. B. aus zusammenklappbaren Gitterteilen. Der Auslauf sollte nicht in der prallen Sonne stehen<br />
(Achtung die Sonne wandert!), er muss rundherum und obenauf gesichert sein (gegen Katzen, Hunde und<br />
Marder) und natürlich dürfen auch dort die Einrichtungsgegenstände wie Unterschlupf, Futterschale und<br />
Wasserflasche nicht fehlen. Das Gehege kann man leicht bauen. Sie benötigen engmaschigen <strong>Kaninchen</strong>draht<br />
und Holzleisten, in welcher Größe Sie es bauen, ist egal, nur: je größer, desto besser. In Zoofachgeschäften<br />
werden fertige Außengehege angeboten, doch leider sind diese oft nur unzureichend gegen andere<br />
Tiere gesichert und oft auch zu klein.<br />
Außenhaltung<br />
<strong>Kaninchen</strong> können gut ganzjährig oder auch halbjährig in Außenhaltung gehalten werden. In der halbjährigen<br />
Außenhaltung muss die Schutzhütte nicht isoliert sein, sonst gelten die gleichen Regeln für Halb- und<br />
Ganzjährige Außenhaltung.<br />
Allgemeines<br />
Die Tiere sollten während des Sommers an die Außenhaltung gewöhnt werden. Ab Mitte Mai, frühestens<br />
wenn es Nachts keinen Bodenfrost mehr gibt können die <strong>Kaninchen</strong> heraus gesetzt werden. Nur dann<br />
bilden sie im Herbst ein ausreichendes Winterfell.<br />
Selbstverständlich sollte niemals ein <strong>Kaninchen</strong> allein im Gehege wohnen, mindestens ein Partner sollte<br />
vorhanden sein.<br />
Vor dem Raussetzen sollten die Tiere langsam an Gras gewöhnt werden, geben Sie dazu immer kleine<br />
Mengen Gras und steigern Sie diese täglich. Dies ist besonders bei halbjähriger Außenhaltung zu beachten!<br />
Ein täglicher kurzer Gesundheitscheck ist bei auch bei der Außenhaltung Pflicht. ur ganz gesunde Tiere<br />
dürfen Draussen überwintern, bei starken Minustemperaturen sollten kranke Tiere und hochträchtige Tiere<br />
Kältegeschützt untergebracht werden.<br />
<strong>Kaninchen</strong>, welche im Winter im Außenstall leben, sollten nicht zum spielen oder für den Auslauf in die beheizte<br />
Wohnung getragen werden. Durch die starken Temperaturschwankungen können die Tiere sich stark<br />
Erkälten, grade das Raussetzen von der warmen Wohnung in den kalten Stall ist gefährlich. Muss ein Tier<br />
aufgrund von Krankheit oder Schwangerschaft ins Haus ziehen, sollten Sie es erstmal in einen kühleren<br />
Raum stellen und die Temperatur langsam steigern.<br />
Schutzhütte<br />
Der feste Stall/die Schutzhütte sollte für die ganzjährige Außenhaltung sehr gut isoliert sein. Die Schutzhütte<br />
muss von allen Seiten zusätzlich zur Holzverkleidung mit Steropor oder einem ähnlichem Dämmaterial<br />
verdeckt sein. Auf eine ausreichende Luftzirkulation ist dabei dringend zu achten, damit kein Kondenswasser<br />
zu Lungenproblemen führt. Eine dicke Holzhütte wie sie als Ställe verkauft werden reicht dann aus,<br />
wenn sie so steht, dass kein Wind hinein kann und das Holz massiv und von Außen geölt ist.<br />
Eine mindestens 10 cm dicke Einstreu und zusätzlich eine dicke Lage Stroh sind erforderlich. So wird die<br />
Schutzhütte nochmal von Unten gedämmt und das Stroh wärmt zusätzlich. Im Haus sollte immer auch eine<br />
gefüllte Heuraufe vorhanden sein.<br />
Die Temperatur in der Schutzhütte sollte regelmäßig überprüft werden, auch im Winter sollte die Temperatur<br />
in der Schutzhütte nicht unter Null Grad fallen.<br />
Die Schutzhütte sollte allen <strong>Kaninchen</strong> aus der Gruppe Platz bieten - darf aber nicht zu groß sein, weil sonst<br />
zu viel Körperwärme verloren geht. Ideal sind für 2 Tiere Ställe mit den Maßen 100/120 x 50/60 mit separatem<br />
Eingang der nochmal durch eine Trennwand vom Wohnstall abgesichert ist. Auch in dieser Schutzhütte<br />
sollten die <strong>Kaninchen</strong> eine Etage zum Drunterkuscheln und Sicher fühlen bekommen.<br />
Die Schutzhütte sollte 2 x die Woche gereinigt werden. Die Schutzhütte darf nicht in der prallen Sonne<br />
stehen, die Tiere dürfen darin keinem Durchzug ausgesetzt werden. Es darf nicht hinein regnen.
Auslauf<br />
Zusätzlich zur Schutzhütte brauchen <strong>Kaninchen</strong> in Außenhaltung einen eingezäunten Auslauf. Dieser sollte<br />
für 2 Tiere mindestens 4 m² groß sein um den Tieren genug Möglichkeiten zur Bewegung zu bieten. Dieser<br />
Auslauf sollte entweder den ganzen Tag über für die Tiere erreichbar sein, oder bei gut gesicherten Gehegen<br />
auch jederzeit begehbar sein. Auslauf ist für Tiere grade in der Winteraußenhaltung gesund und<br />
nützlich. Die Bewegung hält warm. Dass die Tiere im Sommer Auslauf auf der Wiese bekommen sollten<br />
versteht sich von selbst.<br />
Idealerweise verwenden Sie für die Umzäunung punktgeschweißten <strong>Kaninchen</strong>draht, der Gitterabstand<br />
sollte dabei nicht größer als 2 cm sein.<br />
Die Umzäunung wird an den Seiten ca 20 - 30 cm in den Boden eingegraben werden. Auch unter den<br />
Boden des Geheges sollte das Gitter ca. 30 cm tief vergraben. Selbst wenn Ihre Tiere nicht buddeln sollten,<br />
ist dafür zu sorgen, dass sich keine anderen Tiere welche den <strong>Kaninchen</strong> gefährlich werden können (Mader,<br />
Ratten etc.) ins Gehege graben können.<br />
Einrichtung<br />
Das Gehege muss von allen Seiten und von Oben mit<br />
Gitter versehen werden, um Katzen und andere Tiere<br />
fernzuhalten. Bei größeren Gehege hat es sich bewährt,<br />
diese so hoch zu bauen, dass Sie aufrecht drin<br />
stehen können und sie mit einer Tür zu versehen. Bei<br />
kleineren Gehegen, können Sie aber auch die Deckel<br />
einfach mit Scharnieren versehen und zum Reinigen<br />
aufklappen, das spart Materialkosten.<br />
Ein Teil des Auslaufs sollte immer im Schatten liegen<br />
Beachten Sie: die Sonne wandert!<br />
Der Auslauf sollte abwechslungsreich gestaltet werden. Er kann mit Gras, Löwenzahn, Giersch und Kräutern<br />
am Boden begrünt werden, allerdings wird das in kleinen Gehegen schnell abgefressen und der Boden<br />
könnte dann matschig werden. Sollte dies der Fall sein, ist es ratsam, den Boden des Auslaufs mit Rindenmulch<br />
einzustreuen.<br />
Schutzhütten, Korkröhren, Etagen, große Wurzeln zum<br />
drunterkrabbeln und Weidenzweigröhren können das Gehege<br />
optisch aufwerten und bieten im Sommer Schatten.<br />
Sträucher bieten den Tieren Futter und ebenfalls Unterschlupf.<br />
Gut geeignet sind z.B. Haselnussstäucher - welche<br />
aber natürlich unten völlig zernagt werden. Sie<br />
können die Sträucher aber auch Unten mit einem Gitter<br />
schützen, so das die <strong>Kaninchen</strong> nicht an die Wurzeln<br />
kommen und die Zweige nur als Sonnenschutz nutzen<br />
können.<br />
Futter<br />
Das Frischfutter sollte mehrmals täglich in kleinen Mengen gegeben werden. Dies ist besonders im Winter<br />
wichtig, da es sonst einfriert was zu Darmproblemen führen kann.<br />
Trinkwasser welches im Winter in den Napf angeboten wird sollte im Winter idealerweise mit entsprechenden<br />
Wärmeplatten warm gehalten werden, ebenso können natürlich auch Tränken angeboten werden,<br />
die mit Wärmeschläuchen warm gehalten werden. Sie bekommen solche Wärmeplatten/Wärmespiralen im<br />
Zoofachhandel oder auch über das Internet.<br />
Tiere in Kaltstallhaltung sollten viel Wurzelgemüse und ggf getreidefreie Pellets und Trockengemüse bekommen.<br />
15
16<br />
Sommerprobleme<br />
<strong>Kaninchen</strong> vertragen als Höhlenbewohner und Dämmerungsaktive Tiere hohe Temperaturen nur schlecht.<br />
So bringt die vor allem die Aussenhaltung in der wärmeren Jahreszeit einige Probleme mit sich. Aus diesem<br />
Grund gehen wir hier auf einige Sommerprobleme näher ein.<br />
Wie kann ich meinen <strong>Kaninchen</strong> im Sommer Kühlung verschaffen?<br />
Bei langhaarigen Tieren (z. B. Löwenkopfkaninchen) muss das Fell gekürzt werden.<br />
Legen Sie Kacheln ins Gehege, solche kühlen Plätze sind im Sommer sehr beliebt. Ein Sandkasten wird<br />
ebenfalls mitunter gern genutzt. Feuchte Handtücher können ebenfalls angeboten werden, z. B. über einen<br />
Korbgelegt zum drunter liegen.<br />
Geben Sie einige Eiswürfel oder einen Kühlakku in eine Tüte, wickeln sie ein Tuch darum und legen Sie es<br />
oben auf das Gitter auf eine Seite vom Gehege. Dort fließt dann kühle Luft in das Gehege. In sehr großen<br />
Gehegen können Sie eine Glasflasche mit gefrorenem Wasser (die Flasche nur 3/4 füllen) auch in ein<br />
Handtuch gewickelt ins Gehege legen (nicht ohne Handtuch!), die Tiere können dann ja selber bestimmten,<br />
ob sie in der Nähe bleiben möchten oder nicht. Nehmen Sie dafür keinen Kühlakku, dieser könnte von den<br />
Tieren angenagt werden!<br />
Sollten Ihre Tiere nur tagsüber Auslauf im Garten bekommen, ist darauf zu achten, dass mehrere, gut belüftete,<br />
schattige Unterstände vorhanden sind. Das Gehege darf auf keinen Fall in der prallen Sonne stehen<br />
(Vorsicht, die Sonne wandert!). Die Versorgung mit Trinkwasser und Grünfutter muss gewährleistet sein.<br />
Wenns über Mittag ganz heiß wird sollten Tiere, die nicht ganzjährig Draussen wohnen, keinen Auslauf im<br />
Garten bekommen, verlegen Sie den Auslauf auf die Morgen und Abendstunden und bringen Sie die Tiere<br />
Mittags an einem kühlem Ort unter.<br />
Bei starker Hitze sind Transporte zu vermeiden oder nur in klimatisierten Fahrzeugen durchzuführen, die<br />
Klimaanlage im Auto sollte aber nicht zu niedrig eingestellt werden und die Tiere dürfen auf keinen Fall direkt<br />
davor gestellt werden oder Zug bekommen.<br />
Andere Fütterung?<br />
Bei großer Hitze werden die Tiere eher träge und bewegen sich wenig. Dass sollte man bei der Fütterung<br />
bedenken und entsprechend Energieärmer füttern. Möhren und ähnliche Gemüsesorten werden bei großer<br />
Hitze meist ohnehin verschmäht. Aber leider dürfen Sie Ihren Tieren auch nicht allzuviel Salate und Gurken<br />
füttern, vor allem nicht über Mittag. So erfrischend diese auch sein können, wenn sich die Tiere wenig bewegen<br />
und es dazu noch sehr warm ist, kommt es durch stark Wasserhaltiges Futter eher zu Fehlgährungen<br />
im Darm. Die Tiere bekommen schmerzhafte Blähungen. Also füttern Sie bei großen Temperaturen<br />
erst gegen Abend größere Mengen Frischfutter und über Tag nur sehr kleine Mengen. Gras und Kräuter<br />
dürfen <strong>Kaninchen</strong> in Außenhaltung aber natürlich den ganzen Tag über zu sich nehmen.<br />
Erste Hilfe bei Hitzeschlag<br />
<strong>Kaninchen</strong> können nicht schwitzen, sie hecheln kaum und durch ihr dickes Fell sind sie nur begrenzt in der<br />
Lage, Wärme abzugeben, nur über die Ohren können sie ihre Temperatur etwas regeln. Bei sehr hohen<br />
Umgebungstemperaturen (direkte Sonneneinstrahlung, keine schattigen Rückzugsmöglichkeiten), besonders<br />
auch bei hoher Luftfeuchtigkeit, kann es zu Überhitzung des <strong>Kaninchen</strong>s kommen. Von Hitzeschlag<br />
besonders betroffen sind überfütterte, fette Tiere, ebenso alte oder schwangere Tiere.<br />
Die Symptome eines akuten Hitzeschlags sind: völlige Teilnahmslosigkeit - die Tiere liegen auf der Seite,<br />
schnelle flache Atmung - Flankenatmung, schneller schwach fühlbarer Puls. Sollten Sie diese Symptome<br />
bei heißem Wetter bei einem sonst gesunden <strong>Kaninchen</strong> bemerken ist unverzüglich zu handeln.<br />
� Wickeln Sie Ihr <strong>Kaninchen</strong> in ein kühles, feuchtes Handtuch.<br />
� Flößen Sie ihm Flüssigkeit ein.<br />
� Tauchen Sie seine Füßchen in kühles (kein eiskaltes) Wasser ein.<br />
� Fahren Sie unverzüglich zu einem Tierarzt, dieser wird dem Tier Infusionen geben und evtl Corticoide<br />
gegen Kreislaufversagen spritzen.<br />
Warten Sie mit dem Tierarzt Besuch nicht bis zum nächsten Morgen oder bis sie mal Zeit hätten, denn dann<br />
haben Sie kein <strong>Kaninchen</strong> mehr dass sie mitnehmen könnten. Ein unbehandelter Hitzeschlag kann innerhalb<br />
kurzer Zeit zum Tod des Tieres führen.
Ernährung<br />
Die Wildform unserer Hauskaninchen ernährt sich in erster Linie von Gräsern, Kräutern, Rinden und<br />
Zweigen und wenn sie diese erreichen auch Blättern von Gemüsepflanzen. Auch wenn unsere <strong>Kaninchen</strong><br />
sich optisch doch sehr von ihren wilden Verwandten unterscheiden, ihre Verdauung funktioniert immer noch<br />
nach dem gleichen Prinzip von daher unterscheiden sich ihre Nahrungsbedürfnisse nicht. <strong>Kaninchen</strong> haben<br />
einen dünnwandigen Magen und einen langen Darm, der keine Peristaltik aufweist. Die Verdauung von<br />
<strong>Kaninchen</strong> nur, wenn das Tier ständig frisst, dabei viel Rohfaser aufnimmt und die Mahlzeiten über den<br />
ganzen Tag verteilt werden, nach dem Prinzip: oben rein, unten raus. Ihre Zähne wachsen Zeitlebens und<br />
sind auf einen ständigen Zahnabrieb angewiesen.<br />
<strong>Kaninchen</strong> sind in der Lage nahezu alle Nährstoffe die sie brauchen aus dem Heu zu bekommen, Vitamine<br />
synthetisieren sie in ihrem Blinddarm und nehmen diese mit dem Kot wieder auf. Sie können Vitamin C<br />
speichern.<br />
Snacks<br />
Nicht zur <strong>tiergerecht</strong>en <strong>tiergerecht</strong>en Ernährung gehören die meisten Leckerlies, die Sie im Fachhandel<br />
angeboten bekommen. Knabberstangen, Loftis, Ringe und ähnliche Knabbereien enthalten häufig<br />
Zucker/Honig, Getreide oder Mais, diese Stärke und Zuckerhaltigen Inhaltsstoffe sorgen für eine Absenkung<br />
des ph Wertes in der Darmflora und somit zu einer nachhaltigen Schädigung des Darmes. Außerdem führen<br />
sie dazu, dass die <strong>Kaninchen</strong> fett und faul werden. Joghurtdrops und andere Milchprodukte sind noch<br />
schlimmer - wo in freier Wildbahn bekommen <strong>Kaninchen</strong> Joghurt oder Milchprodukte? Klar, dass also die<br />
Verdauung von <strong>Kaninchen</strong> nicht auf so etwas eingestellt sind, <strong>Kaninchen</strong> sind Veganer und sollten auch so<br />
ernährt werden. Sie schaden den Tieren sehr, wenn Sie die oben genannten Produkte verfüttern, diese<br />
Dinge dienen nur dem Hersteller und Ihrem Auge, nicht den <strong>Kaninchen</strong>! Geben Sie als Leckerchen lieber<br />
ein Stück Gurke oder Petersilie, evtl. auch getrocknetes Gemüse, das auch als Leckerlie im Fachhandel<br />
angeboten wird, der Backenzahnabnutzung dient nur Heu und für die Schneidezähne Zweige.<br />
Heu<br />
Das gesündeste und wichtigste Nahrungsmittel für <strong>Kaninchen</strong> ist Gras, da dieses frisch nicht immer in ausreichender<br />
Menge zur Verfügung steht, wird getrocknetes Gras, also Heu gereicht. Es hält den Darm in<br />
Schwung da es durch den großen Rohfaseranteil in großen Mengen aufgenommen und wieder ausgeschieden<br />
wird, es nützt dem Zahnabrieb der Backenzähne wenn es zermahlen wird und es enthält obwohl es getrocknet<br />
ist noch viele Mineralien und Vitamine. Heu muss immer im <strong>Kaninchen</strong>käfig vorhanden sein, da<br />
<strong>Kaninchen</strong> den ganzen Tag fressen müssen, um ihre Backenzähne gut abzunutzen und ihren Darm in<br />
Gang zu halten. Besonders gern mögen die Süßen natürlich gutes Kräuterheu, aber das Heu vom Ballen tut<br />
es auch. Es muss leicht grünlich sein und aromatisch riechen - staubiges, muffiges oder gelbes Heu wollen<br />
unsere <strong>Kaninchen</strong> nicht !!! Schimmeliges und feuchtes Heu können schwere Krankheiten hervorrufen, also<br />
prüfen Sie das täglich Brot Ihrer <strong>Kaninchen</strong> genau vor dem Verfüttern.<br />
Frischfutter<br />
Um Ihrem <strong>Kaninchen</strong> Vitamine zuzuführen und Abwechslung in den Futterplan zu bringen, sollten Sie<br />
frisches Gemüse und auch gelegentlich Obst anbieten. Füttern Sie Grünfutter 2 x am Tag und nur in solchen<br />
Mengen, dass es schnell verzehrt wird, übrig gebliebene Frischfutterreste unbedingt entfernen.<br />
Waschen Sie das Frischfutter vor dem Verfüttern gründlich. Einen Fütterungsplan mit genauen Angaben für<br />
eine Woche finden Sie hier.<br />
Es wird immer wieder behauptet, Frischfutter am Morgen würde zu Darmproblemen führen und <strong>Kaninchen</strong><br />
müssten ihren Darm erstmal mit Heu in Schwung bringen. Diese Aussage ist nicht richtig. <strong>Kaninchen</strong><br />
fressen normalerweise rund um die Uhr Heu und es sollte niemals ausgehen. Allerdings wird der Heukonsum<br />
stark eingeschränkt, wenn die Tiere am Abend Trockenfutter bekommen. Dann wird der Darm träge<br />
und muss am Morgen erst angeregt werden. Tiere welche Abends Trockenfutter bekommen, sollten also<br />
wirklich Morgens noch kein Frischfutter erhalten. Tiere die gesund und ohne Trockenfutter ernährt werden<br />
können aber bedenkenlos schon am Morgen Frischfutter bekommen, da ihre Verdauung ständig durch das<br />
Heufressen angeregt ist.<br />
17
18<br />
In dieser Liste haben wir Futterpflanzen zusammengefasst die an <strong>Kaninchen</strong> verfüttert werden können. Es<br />
werden auch Calcium (CA) und Phosphor (P) Werte angegeben, immer mg auf 100g nach Möglichkeit<br />
sollte das Futter einen Gehalt von 1,5 Teile Calcium auf 1 Teil Phosphor enthalten.<br />
Grünfutter CA P Besonderheiten<br />
Gemüse Gemüse sollte täglich auf dem Speiseplan stehen<br />
Aubergine 12 20<br />
Das Grün enthält Solanin, ebenfalls die nicht reife Frucht, nur ganz reife<br />
Früchte dürfen ohne Grün gefüttert werden.<br />
Blattspinat 125 55 Wegen des hohen Oxalsäureanteils nur in geringen Mengen verfüttern<br />
Broccoli 100 80 Hoher Oxalsäureanteil, stärkt Abwehrkräfte, nicht übermäßig anbieten<br />
Chicoree 20 23<br />
Chinakohl 40 30 An Kohlgewächse immer langsam gewöhnen<br />
Eisbergsalat 19 20<br />
Endivien 50 60<br />
Salate immer nur in kleinen Mengen verfüttern, sie sind oft stark Nitratbelastet<br />
und können zu Blähungen und Durchfall führen<br />
Hoher Gehalt an Mineralstoffen wie Kalium, Phosphor, Kalzium und Eisen<br />
sowie Vitamin A,B und C, enthält Inulin, dieses wirkt galle- und harntreibend<br />
sowie appetitanregend<br />
Feldsalat 30 49 Siehe Eisbergsalat; auch bekannt unter dem Namen Rapunzel oder Nüssler<br />
Fenchelknollen<br />
Grünkohl/<br />
Braunkohl<br />
100 51<br />
210 80<br />
Knollen und Grün dürfen verfüttert werden, gut verträglich bei Verdauungsbeschwerden,<br />
hoher Mineral- und Vitaminanteil, kann den Urin verfärben<br />
An Kohlgewächse langsam gewöhnen, guter Vitamin und Mineralspender,<br />
gesundes Winterfutter.<br />
Gurken 20 24 Können in großen Mengen zu Durchfall führen<br />
Kohlrabi 70 50<br />
Kopfsalat 35 30 Siehe Eisbergsalat<br />
Kürbis 25 30<br />
Blätter dürfen gut gewaschen mitverfüttert werden, da Kohlrabi ein Kohlgewächs<br />
ist sollte er immer langsam angefüttert werden.<br />
Alle für den Menschlichen Verzehr geeigneten Kürbisarten dürfen verfüttert<br />
werden, Zierkürbisse dürfen natürlich nicht verfüttert werden.<br />
Mangold 100 40 Wegen des hohen Oxalsäureanteils nur in geringen Mengen verfüttern<br />
Möhren<br />
Karotten<br />
40 30<br />
Pastinaken 50 70 Gutes Winterfutter<br />
Paprika<br />
alle Farben<br />
Petersilienwurzel<br />
Können mit Grün verfüttert werden (wenig Grün, dieses ist stark Kalziumhaltig),<br />
gutes Winterfutter, kann den Urin verfärben<br />
~15 ~25 Strunk entfernen dieser enthält Solanin, Paprika enthalten viel Vit C und<br />
können bei Überfütterung zu Durchfall führen<br />
60 60 -<br />
Pilze - - Champignons werden in geringen Mengen vertragen<br />
Radieschenblätter<br />
Rote Beete/<br />
Randen<br />
Rucola/<br />
Rauke<br />
Sellerie<br />
Stangen- und<br />
Knollen<br />
- - Es sollten nur die Blätter verfüttert werden, Radischen enthalten Stoffe welche<br />
die Atemwege reizen können<br />
25 38<br />
- -<br />
70 90<br />
Wegen des hohen Oxalsäureanteils nur in geringen Mengen verfüttern, Kot<br />
und Urin verfärben sich rot!<br />
Enthält sehr hohe Mengen an Nitrat, enthält Senföle, ist ein Kohlgewächs -<br />
kein Salat und sollte nur in sehr sehr geringen Mengen gegeben werden.<br />
Knollensellerie ist gutes Winterfutter, er sollte gut gewaschen oder besser<br />
noch geschält werden, beide Selleriearten dürfen komplett mit Blättern<br />
verfüttert werden
Grünfutter CA P Besonderheiten<br />
Spargel 22 52<br />
Spinat<br />
Blattspinat<br />
Steckrübe,<br />
Kohlrübe<br />
Spargel ist stark Harntreibend und sollte nur selten in kleinen Mengen gegeben<br />
werden, auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr ist zu achten.<br />
125 55 Wegen des hohen Oxalsäureanteils nur in geringen Mengen verfüttern<br />
50 30 Nahrhaftes und Vitaminhaltiges Wintergemüse<br />
Stielmus 210 28 Siehe Eisbergsalat<br />
Schwarzwurzel<br />
Tomaten 13 25<br />
50 75 Nur geschält verfüttern, wirkt Harntreibend, wenig geben<br />
Grün entfernen - Tomatenpflanzen sind giftig, Grüne Stellen enthalten Solanin.<br />
Tomaten können bei Überfütterung zu Durchfall führen<br />
Topinambur 10 78 Die gesamte Pflanze - Knollen und Blätter/Blüten dürfen verfüttert werden.<br />
Zucchini 23 23 -<br />
Zuckermais<br />
(Kolben)<br />
Unverträgliches<br />
Gemüse<br />
5 120<br />
Die Blätter sind frisch und getrocknet lecker und gesund (ungespritzt)<br />
Maiskolben dürfen nur selten verfüttert werden, sie machen dick<br />
Zwiebelgewächse wie Porree, Zwiebeln, Schnittlauch führen zu starken Blähungen und<br />
sind für <strong>Kaninchen</strong> zu scharf - Speisezwiebeln gelten als giftig. Die meisten Kohlarten, wie<br />
z. B. Weißkohl, Rotkohl, Rosenkohl können bei Überfütterung oder wenn sie ungewohnt<br />
sind zu schweren Blähungen und Durchfällen führen. Hülsenfrüchte (Linsen, Erbsen,<br />
Bohnen) können roh zu Blähungen führen, Bohnen sind roh giftig, frische Süßerbsenschoten<br />
werden vertragen, Kartoffeln enthalten im Rohzustand schlecht verdauliche Stärke, die<br />
grüne Stellen, Triebe und Grün sind giftig. Rettich und Radischen sind etwas zu scharf.<br />
Rhabarber enthält zu viel Oxalsäure und wird als schwach giftig eingestuft.<br />
Obst Nur 2 - 3 x die Woche in kleinen Mengen als Leckerchen verfüttern<br />
Äpfel 7 10 Kerne entfernen, enthalten Blausäure<br />
Bananen 8 28<br />
Birnen 9 15<br />
Sehr selten in kleinen Mengen geben, können zu Verstopfung führen, sind<br />
sehr Zuckerhaltig<br />
Selten geben, sie sind zu süß und können in Verbindung mit Wasser zu<br />
Durchfall führen<br />
Erdbeeren 25 25 Blätter können mit verfüttert werden<br />
Hagebutten 257 258 frisch und getrocknet als Leckerchen, extrem hoher Vit C Gehalt<br />
Kiwi 34 30 Selten geben, die Fruchsäuren reizen die Haut und säuern den Urin an<br />
Mandarinen 35 20 Selten geben, die Fruchsäuren reizen die Haut und säuern den Urin an<br />
Melone 10 11 Selten geben, nur als Leckerchen da süße Früchte Diabetes begünstigen<br />
Orangen 40 22 Selten geben, die Fruchsäuren reizen die Haut und säuern den Urin an<br />
Weintrauben ~10 ~15 Nur als Leckerchen, ohne Kern, Schale enthält viel Gerbsäure<br />
Zuckermelone<br />
unverträgliches<br />
Obst<br />
10 18 Selten geben, nur als Leckerchen da süße Früchte Diabetes begünstigen<br />
Steinobst wie Kirschen, Pfirsich, Pflaume, Quitte, Nektarine, Mirabelle etc. enthalten zu<br />
viel Zucker und können in größeren Mengen zusammen mit Wasser zu starkem Durchfall<br />
führen. Exotische Früchte wie Papaya, Cherimoya, Curuba, Granatapfel, Guaven, Physalis,<br />
Kumquat, Litchi, Mangos, Papaya etc. können bei Verzehr zu schweren Verdauungsstörungen<br />
führen und sollten nicht gegeben werden. Manche Avokadosorten sind sogar<br />
schwer giftig für <strong>Kaninchen</strong> und alle Avocadosorten führen in unreifem Zustand zu<br />
Durchfall.<br />
19
20<br />
Grünfutter CA P Besonderheiten<br />
Kräuter Blätter<br />
Blüten<br />
Basilikum 369/<br />
86<br />
Brennesselkraut<br />
Brombeerblätter<br />
Frisch/<br />
getrocknet<br />
/<br />
1078<br />
Dill 230/<br />
1343<br />
Echinacea,<br />
Sonnenhut<br />
Gänseblümchen<br />
2113/<br />
490<br />
/<br />
647<br />
Wenn nicht anders angegeben, dürfen diese Kräuter/Blätter/Blüten<br />
frisch und getrocknet verfüttert werden. Alle Kräuter sind stark Kalziumhaltig<br />
und sollten nur streng rationiert verfüttert werden<br />
Ist krampflösend, appetitanregend und wirkt beruhigend.<br />
Besser getrocknet verfüttern - junge Triebe können vorsichtig frisch gereicht<br />
werden, wirkt Harntreibend<br />
- - Stark Gerbsäurehaltig, mit Stacheln nur getrocknet verfüttern oder Stacheln<br />
entfernen.<br />
85/<br />
496<br />
Enthält viele Vitamine, wirkt Appetitanregend, behebt Magenverstimmungen<br />
und ist krampflösend.<br />
- - Wirkt angeblich Imunsystemstärkend<br />
- - Harntreibend<br />
Giersch frisch 230 88 -<br />
Gras frisch 80 72 z. B. Kammgras, Rohrschwingel, Knaulgras, Weidelgrasund andere Sorten<br />
Grüner Hafer 190 88 Grüne Getreidestengel können frisch und getrocknet angeboten werden<br />
Haselnussblätter<br />
Hirtentäschelkraut<br />
Johannisbeerblätter<br />
- - -<br />
- - Nicht an schwangere Tiere verfüttern, wirkt wehenfördernd<br />
- - -<br />
Kamille - - Wirkt positiv bei Verdauungsbeschwerden und Atemwegserkrankungen -<br />
auch als Tee<br />
Kornblumenblüten<br />
- - -<br />
Liebstöckel - - Wirksam bei Nieren- und Magenleiden, wirkt Abtreibend, nicht an<br />
schwangere Tiere verfüttern<br />
Löwenzahn 170/<br />
1164<br />
Luzerne 450/<br />
950<br />
70/<br />
479<br />
62/<br />
250<br />
Malve wilde 200 95 -<br />
Melisse 150/<br />
1056<br />
Petersilie 250/<br />
1847<br />
50/<br />
352<br />
130/<br />
960<br />
Wird mit Wurzel, Blüte und Kraut verfüttert, wirkt Harntreibend, kann den<br />
Urin rötlich verfärben<br />
Durch den hohen Eiweißanteil bindet Luzerne Calzium im Körper,<br />
außerdem ist der Kalziumanteil extrem hoch. Luzerne darf nur sehr selten<br />
frisch gegeben werden, sonst besteht die Gefahr von Organschäden.<br />
Auch als Zitronenmelisse<br />
Nicht an schwangere Tiere verfüttern, wirkt Wehenfördernd<br />
Pfefferminz 150 1 50 Wirkt positiv bei Magenbeschwerden<br />
Ringelblumen - - Mit Blüten und Kraut<br />
Salbei 277/<br />
1652<br />
Sauerampfer 50/<br />
609<br />
15/<br />
91<br />
70/<br />
852<br />
Beliebte Arzneipflanze, wirkt beruhigend und hilft bei Schleimhautreizungen<br />
und Entzündungen im Maul<br />
Hoher Oxalsäureanteil, selten geben
Grünfutter CA P Besonderheiten<br />
Schafgarbe - - Appetitanregend<br />
Sonnenblume - - Ohne Kerne! Nur die Pflanze und Blütenblätter<br />
Spitzwegerrichkraut<br />
Vogelmiere 80 54 -<br />
- - Hilft bei Schleimhautreizungen und Entzündungen im Maul<br />
Zweige Besonderheiten<br />
Die Blätter und Blüten dürfen mit verfüttert werden<br />
Apfelbaum -<br />
Birke die Blätter wirken stark harntreibend, enthält viel Gerbsäure<br />
Birnenbaum -<br />
Buche Buchenblätter sind stark Oxalsäurehaltig, nur in kleinen Mengen geben<br />
Erle -<br />
Fichte -<br />
Haselnussstrauch<br />
Heidelbeerbusch<br />
Johannisbeerbusch<br />
Kiefer -<br />
-<br />
-<br />
-<br />
Linde die Blätter wirken stark harntreibend<br />
Pappel -<br />
Tanne<br />
Nur echte Tannen wie z.b. Rottanne, Weißtanne, Edeltanne sind gut verträglich, Weihnachtsbäume<br />
sind oft gespritzt und giftig! Giftig sind außerdem Thuja und Eibe.<br />
Weiden enthält viel Gerbsäure<br />
Unverträgliche<br />
Zweige<br />
"-" = Werte unbekannt<br />
Zweige von Steinobst wie Kirsche, Pflaume etc. enthalten Blausäure und sollten nicht<br />
gegeben werden, Thuja und Eibe sind giftig. Kastanie und Eichen enthalten arzneilich<br />
wirksame Bestandteile und sollten nur im Krankheitsfall gegeben werden<br />
21
22<br />
<strong>Info</strong>s zu den als schädlich angegebenen Inhaltsstoffen<br />
Oxalsäure ist eine weit verbreitete, wasserlösliche, organische<br />
Pflanzensäure. Oxalsäure reagiert im Körper mit Calzium, es<br />
stört den Calziumstoffwechsel. Die lebensnotwendigen Ca-<br />
Ionen werden in From von unlöslichem Calziumoxalat<br />
ausgefällt. Das Calzium kann seine Funktion im Körper nicht<br />
mehr erfüllen. Das Calziumoxalat ist Hauptbestandteil von<br />
Nierensteinen, es verstopft als Blasenschlamm die Harnwege.<br />
Eine hohe Konzentration an Oxalatsäure im Futter kann also<br />
zu Nierenerkrankungen, Blasensteinen und<br />
Calziumstoffwechselstörungen führen.<br />
Solanin ist ein schwerlösliches, toxisches Alkaloid einiger<br />
Nachtschattengewächse (Solanaceae)(es ist z.B. in den<br />
grünen Stellen von Kartoffelknollen und Tomaten zu finden).<br />
Folgen von zu hoher Solaninkonzentration im Futter sind unter<br />
Anderem: Magenbeschwerden, Darmentzündungen,<br />
Nierenreizungen, bzw. Entzündungen, Durchfall, und in<br />
schlimmen Fällen eine Auflösung der roten Blutkörperchen,<br />
Störungen der Kreislauf- und Atemtätigkeit sowie<br />
Schädigungen des zentralen Nervensystems.<br />
Nitrat ist eine Verbindung aus den Elementen Stickstoff und<br />
Sauerstoff. Pflanzen benötigen den Stickstoff des Nitrates zum<br />
Aufbau von Eiweiß. Nitrat selber ist nicht giftig, es ist aber die<br />
Vorstufe des gesundheitsschädigenden Nitrits. Im Körper wird<br />
das Nitrat von Mikroorganismen zu Nitrit reduziert. Nitrit ist<br />
giftig. Zeichen einer Nitritvergiftung sind: Speicheln, Durchfall,<br />
Muskelzittern, Schwäche, Taumeln, Zyanose.<br />
Pflanzen mit hohem Oxalsäuregehalt<br />
können an gesunde Tiere durchaus in<br />
geringen Mengen verfüttert werden. Von<br />
einer dauerhaften Fütterung ist<br />
abzuraten. Tiere mit Nierenschädigung<br />
sollten auf diese Lebensmittel verzichten.<br />
Grüne Stellen bei Kartoffeln sowie die<br />
Keime sind zu entfernen. Kartoffeln<br />
sollten aber ohnehin aufgrund ihres<br />
hohen Stärkegehaltes nur sehr sehr<br />
selten auf dem Speiseplan stehen.<br />
Grüne Tomaten, sowie grüne Stellen an<br />
den Tomaten und die Pflanzen dürfen<br />
nicht verfüttert werden, rote ausgereifte<br />
Tomaten gelten als unbedenklich.<br />
In geringen Mengen ist ein Verzehr<br />
Nitrathaltiger Nahrungsmittel<br />
unbedenklich. Jedoch sollten stark<br />
belastete Lebensmittel wie z.B.<br />
Kopfsalat, Endivie, Eissalat, Feldsalat,<br />
Spinat, Stielmangold, Rote Beete etc.<br />
nicht als Hauptfutter eingesetzt werden.<br />
Hin und wieder ein Salatblatt ist bei einer<br />
abwechslungsreichen Fütterung<br />
unbedenklich.<br />
Vorsichtig verfüttern sollten Sie die meisten Kohlarten, diese sorgen für leichte bis schwere Aufgasungen<br />
und sollen nur in geringen Mengen nach sehr langsamer Gewöhnung angeboten werden.<br />
Daneben gibt es auch so einige giftige Pflanzen, verfüttern Sie nur Pflanzen die Sie als ungiftig und für<br />
<strong>Kaninchen</strong> verträglich kennen. Pflanzen die uns harmlos erscheinen, können für <strong>Kaninchen</strong> giftig sein!<br />
Pflücken Sie niemals direkt an Straßenrändern oder auf Wiesen die als Hundeklos benutzt werden. Es besteht<br />
bei wild gepflückten Kräutern und Gräsern immer die Gefahr, die Tiere mit dem Fuchsbandwurm zu infizieren,<br />
besser ist es deshalb, nur im eigenen Garten oder gesichertem Gelände zu pflücken.<br />
Giftig sind unter Anderem folgende Pflanzen<br />
Agave, Aloe Vera, Alpenveilchen, Amaryllis, Anthurie, Aronstab,<br />
Azalee, Bärenklau, Bärlauch, Berglorbeer, Bilsenkraut, Bingelkraut,<br />
Bittersüßer Nachtschatten, Blauregen, Bocksdorn,<br />
Bohnen, Buchsbaum, Buschwindröschen, Christrose, Christusdorn,<br />
Efeu, Eibengewächse, Einblatt, Eisenhut, Essigbaum,<br />
Farne, Fensterblatt, Fingerhut, Geranien, Ginster, Goldregen,<br />
Gundermann, Hahnenfuss, Hartriegel, Heckenkirsche,<br />
Herbstzeitlose, Holunder, Hundspetersilie, Hyazinthe, Ilex, Kalla,<br />
Kartoffelkraut, Kirschlorbeer, Kornwicken, Lebensbaum, Liguster,<br />
Lilien, Lonicera, Lupine, Maiglöckchen, Mistel, Narzissen,<br />
Oleander, Osterglocke, Primel, Rebendolde, Robinie,<br />
Sadebaum, Sauerklee, Schlierling, Schneebeere, Schneeglöckchen,<br />
Schöllkraut, Seidelbast, Sommerflieder, Stechapfel, Tollkirsche,<br />
Wacholder, Wolfsmilchgewächse (alle),<br />
Wunderstrauch, Zypressenwolfsmilch.
Trockenfutter/Fertigfutter/Körnerfutter<br />
Wie passen die Bestandteile handelsüblicher Körnermischungen zu den natürlichen Bedürfnissenvon<br />
<strong>Kaninchen</strong>?<br />
Pellets aus Heu, Kräutern Dadurch das hier das Heu und die Kräuter bereits zermahlen sind, dienen sie<br />
nicht mehr dem Zahnabrieb, Pellets die nur aus Heu oder Kräutern bestehen sind zwar vom Inhalt her nicht<br />
schädlich, da sie aber nur mit den Vorderzähnchen zerkleinert werden und Viele davon so in kurzer Zeit<br />
gefressen werden können, sind die Tiere davon zu schnell satt und fressen zu wenig Heu - der natürliche<br />
Zahnabrieb wird nicht mehr gefördert.<br />
Kräuterpellets aus Luzerne und Petersilie Eine Überversorgung mit Kalzium ist durch Konzentratfütterungen<br />
mit Luzernepellets oder/ und Petersilie möglich, diese Kräuter sollten von daher nur selten verfüttert<br />
werden.<br />
Pellets mit Zusatzstoffen Wie Getreide/Honig/Melasse etc. Sie machen nicht nur satt und dick, sie<br />
quellen oft auch im Magen der Tiere stark auf und belasten so die dünnen Magenwände sehr stark. Der<br />
Pelletbrei verlangsamt die Verdauung, Stärke wird im Darm in Mehrfachzucker/Hefen umgewandelt und<br />
kann im Darm zu Fehlgärung (Blähungen)führen (Stärke/Mehrfachzucker wird nur unzureichend in Einfachzucker<br />
aufgespalten und so als Energie aufgenommen, ein Teil der Stärke gelangt unaufgeschlossen in den<br />
Dickdarm). Der PH Wert des Darmes sinkt durch zu Stärkehaltige Fütterung ab (von 7 - 8 auf 4 -5 ), positive<br />
Darmbakterien sterben ab, negative Bakterien wie Coli finden einen idealen Nährboden.<br />
Getreide/Mais Diese stärkehaltigen Nahrungsmittel machen die Tiere sehr satt und sorgen für Übergewicht<br />
und zu satte, bewegungsunlustige Tiere. Es wird zu wenig Heu aufgenommen dadurch ist der Zahnabrieb<br />
nicht mehr gewährleistet, die Kiefermuskulatur wird beim Kauen stark belastet. Mehrfachzucker gelangt in<br />
den Dickdarm und sorgt dort sorgt für Fehlgärungen und Blähungen. Der PH Wert des Darmes sinkt durch<br />
zu Stärkehaltige Fütterung ab (von 7 - 8 auf 4 -5 ), positive Darmbakterien sterben ab, negative Bakterien<br />
wie Coli finden einen idealen Nährboden.<br />
Obst/Gemüse getrocknet Wenn das Obst und Gemüse nur getrocknet wurde und sonst unbehandelt ist,<br />
also keine weiteren Zusatzstoffe enthält, schadet ein Verfüttern in geringen Mengen nicht. In großen<br />
Mengen quillt es ebenfalls sehr stark auf und kann die Magenwände belasten. Allerdings ist getrocknetes<br />
Obst stark Zuckerhaltig und sollte von daher nur als seltenes Leckerchen angeboten werden, getrocknetes<br />
Gemüse kann im Winter ein Energielieferant sein. Allerdings sollte Pflanzliche Kost im Normalfall doch eher<br />
frisch verfüttert werden sollte, so schmeckt es den meisten Tieren besser und ist gesünder.<br />
Verarbeitete Bestandteile wie Flakes, aufgepopptes Gemüse etc.. Diese sollten nicht verfüttert werden,<br />
sie entsprechen weder in Form noch von der Konsistenz her den natürlichen Bedürfnissen der Tiere. Grade<br />
Getreide wird gern "aufgeschlossen" also erhitzt und zerkleinert oder zu Flocken gepresst, in der Tat kann<br />
dann die enthaltene Stärke besser verdaut werden, aber trotz dieser Behandlung gehört Getreide nur eingeschränkt<br />
zum natürlichen Futtersprektrum von <strong>Kaninchen</strong>.<br />
Melasse/Zucker/Honig, tierische Nebenerzeugnisse, Milch, Eier, tierisches Eiweiß. Diese Zusatzstoffe<br />
gehören nicht zum natürlichen Futterspektrum der Tiere, sie machen unnötig dick und satt und sorgen für<br />
einen Abfall des natürlichen PH Wertes des Darmes. Melasse und Zucker wird den Tiernahrungsmitteln<br />
beigegeben, um die Futtermittelakzeptanz bei den Tieren zu erhöhen. Solche Zusatzmittel sind schlicht<br />
schädlich, tierische Bestandteile sind sie für reine Veganer wie <strong>Kaninchen</strong> nur schwer zu verdauen.<br />
Pflanzliche Nebenerzeugnisse. Das kann alles Mögliche sein und wir hätten doch als bewusste Verbraucher<br />
gern gewusst, was wir da unseren Tieren geben, Nebenerzeugnisse klingt sehr nach Abfallprodukten.<br />
Nüsse/Kerne. Diese Bestandteile sind extrem fetthaltig (Erdnüsse, Sonnenblumenkerne etc. enthalten 40 -<br />
50 % Fett im Durchschnitt). Nüsse und Kerne gehören nicht zum natürlichen Futterspektum von <strong>Kaninchen</strong><br />
und machen die Tiere in größeren Mengen nur unnötig fett und träge. Diese fetthaltigen Bestandteile von<br />
Trockenfutter machen die Tiere auch zu satt, es wird zu wenig Heu aufgenommen, die Verdauung wird<br />
verlangsamt - es kommt mit der Zeit zu immer ernsteren Verdauungsstörungen wenn man Nüsse und Kerne<br />
verfüttert (es kommt oft mit ca. 3 - 4 Jahren vermehrt zu Durchfällen).<br />
Vitamine und Mineralien. Sie sind zwar für die <strong>tiergerecht</strong>e <strong>Kaninchen</strong>ernährung wichtig, werden aber bei<br />
einer abwechslungsreichen Fütterung über Kräuter und Frischfutter in ausreichender Menge zugeführt, eine<br />
zu hohe Konzentration einiger Vitamine kann sich negativ auf die Gesundheit der Tiere auswirken.<br />
Konservierungsstoffe. Die haben wir auch nicht gern in unserem Essen - unsere Tiere auch nicht.<br />
23
24<br />
Welches Trockenfutter?<br />
Wenn Sie Ihren <strong>Kaninchen</strong> Trockenfutter anbieten möchte, dann sollten Sie es sorgfältig auswählen<br />
Folgende Bestandteile darf ein Trockenfutter enthalten:<br />
� Reine Kräuter- oder Heupellets ohne Zusatzstoffe wie Melasse, Zucker, Öle oder Fett etc.<br />
� Getrocknetes Gemüse<br />
� Getrocknete Kräuter<br />
Haben Sie <strong>Kaninchen</strong> in Winteraußenhaltung und nehmen diese Tiere trotz Knollenfütterung ohne Trockenfutter<br />
ab, dann können Sie einen Esslöffel pro Tier und Tag anbieten. Nur in absoluten Ausnahmefällen<br />
können Sie diesem Futter noch Haferflocken untermischen, diese enthalten viel Fett und Stärke die<br />
allerdings leichter verdaulich ist.<br />
Benötigen alle <strong>Kaninchen</strong> Trockenfutter?<br />
Nein, kein <strong>Kaninchen</strong> benötigt Trockenfutter. Gesunde Tiere in Wohnungshaltung benötigen kein Trockenfutter,<br />
auch gesunde Tiere in Sommeraußenhaltung niemals. Auch trächtige Weibchen und Tiere in Winteraußenhaltung<br />
können mit einer Mischung aus Heu, Gemüse, Kräutern und Zweigen gesund und mangelfrei<br />
ernährt werden. Kranke Tiere welche keine Nahrung mehr zu sich nehmen können mit einem Brei aus<br />
Pellets aufgepäppelt werden, aber sie benötigen sobald sie wieder selber fressen können kein Trockenfutter,<br />
welches ihre Verdauung nur noch mehr lahm legt, sondern eher Knollengemüse, Kräuter welche die<br />
Verdauung anregen und verschiedene Heusorten um wieder zu Kräften zu kommen.<br />
Auch Jungtiere benötigen kein Trockenfutter. Eine ausgewogene Ernährung mit Mineralhaltigen und Vitaminhaltigen<br />
Kräutern sowie Gemüsen und natürlich wieder Heu reicht für die gesunde Entwicklung aus.<br />
Nur Weibchen, welche im Winter tragend sind, haben einen sehr erhöhten Energiebedarf, dort können ggf.<br />
Trockengemüse, Heupellets und Kräuterpellets zugefüttert werden.<br />
Warum wird aber sonst immer handelsübliches Trockenfutter verfüttert?<br />
Sicher ist, dass die Fütterung von Zwergkaninchen aus der Fütterung von Schlachtkaninchen hervorgegangen<br />
ist. Diese <strong>Kaninchen</strong> aus der Massentierhaltung, welche eine gewisse Menge Fleisch nach relativ<br />
kurzer Zeit ansetzten müssen, werden natürlich sehr energiereich gefüttert. Bis die Schäden einer solchen<br />
Fütterung auftreten würden, sind diese Tiere längst geschlachtet.<br />
Die Futtermittelindustrie suggeriert auf vielfältige Weise, dass unsere Tiere zusätzlich gefüttert werden<br />
müssen. Die Bestandteile von Trockenfutter wie Getreide und Melasse/Zucker sind auf den Weltmärkten billig<br />
zu bekommen, die Gewinnspanne für Tierfuttermittelhersteller ist bei solchen Produkten sehr groß.<br />
Die Futtermittelindustrie wirbt damit, dass ihren Produkten Vitamine und Mineralien zugesetzt werden, welche<br />
die Tiere brauchen. So handelt der Tierhalter in dem Glauben, er würde seinen Tieren etwas Gutes tun.<br />
Abwechslungsreich ernährte Tiere brauchen aber keine zusätzlichen Vitamine und Mineralien, eine zu hohe<br />
Dosierung dieser Zusatzstoffe kann im Gegenteil schädlich sein.<br />
Die Tatsache das <strong>Kaninchen</strong> in Außenhaltung mehr Energie brauchen ist häufig ein Argument, immerhin<br />
nehmen wilde <strong>Kaninchen</strong> vor dem Winter Getreide auf um sich ein Fettpolster anzufuttern. Allerdings wird<br />
dabei vergessen, dass man die Tiere in Heimtierhaltung täglich mit Heu und energiereichem Frischfutter wie<br />
z. B. Knollengemüse versorgt und das reicht den Tieren aus unsere <strong>Kaninchen</strong> brauchen keinen<br />
Winterspeck und auch wilde <strong>Kaninchen</strong> finden nur im Herbst reifes Getreide!<br />
Trockenfutterfütterung ist einfacher und praktischer als sich tägliche mit der genauen Zusammenstellung<br />
des Futters für die Tiere auseinander zu setzen und dieses über den Tag verteilt immer frisch zu geben.<br />
Der Halter hat wohl auch das Bedürfnis, sein Tier zu füttern. Er weiss zwar normalerweise, das Heu Grundnahrungsmittel<br />
ist wie Brot für den Menschen, aber wir essen ja nicht nur Brot sondern auch meist einmal<br />
täglich zu Mittag und so möchte der Halter seinem Tier auch ein Mittagessen vorsetzten, obwohl es in<br />
keiner Weise den Bedürfnissen der Tiere entspricht. Oder aber das Trockenfutter wird als "Leckerchen"<br />
oder "Abwechslung" gegeben. Es wird dabei gern vergessen, dass es wirklich viele Dinge gibt, die ein<br />
<strong>Kaninchen</strong> fressen darf und die gesünder sind als Melasse und Getreide. Auch sind die Mengen, die als<br />
Leckerchen gegeben werden bedenklich, denn schon ein Esslöffel Trockenfutter sorgt dafür, dass ca. 1/3<br />
weniger Heu aufgenommen wird.
Warum behauptet viele Halter ihre Tiere würden ohne Trockenfutter krank werden?<br />
Leider ist es häufig so, dass Trockenfutter zu schnell abgesetzt wird, so gerät der Darm durcheinander,die<br />
Verdauung kann sich nicht so schnell auf die veränderte Fütterung einstellen und der PH Wert im Darm<br />
sinkt ab. Es kommt zu Fehlgärungen, Blähungen und Durchfall. Mitunter kommt es zu Hungerödemen an<br />
der Leber. Eine Futterumstellung, also auch das Absetzten eines gewohnten Futtermittels muss immer<br />
langsam und in kleinen Schritten durchgeführt werden. Über einen Zeitraum von ca. 3 - 4 Wochen sollte das<br />
Futter langsam auf Null reduziert werden.<br />
Häufig ist es auch so, das zwar aus der Einsicht das Trockenfutter nicht benötigt wird, dieses weg gelassen<br />
wird, aber es wird nicht gleichzeitig eine wirklich ausgewogene Ernährung gegeben, Oft werden die teuren<br />
Kräuter, welche aber nunmal der Hauptlieferant für Mineralien und Vitamine sind, nicht gegeben, Zweige für<br />
den Zahnabrieb werden nicht gereicht, das Heu wird nicht oft genug nachgefüllt oder es wird nur sehr einseitig<br />
oder kein Frischfutter gereicht. So kann es zu Mangelerscheinungen kommen die dann dem Trockenfutterentzug<br />
zugeschrieben werden.<br />
Jungtiere welche gesund ernährt werden nehmen meist nicht so schnell zu wie Tiere die mit Trockenfutter<br />
hochgepäppelt werden. Aber müssen denn Jungtiere schnell wachsen?<br />
Auch Tiere mit einem erhöhten Energiebedarf wie Außenhaltungskaninchen oder Zuchttiere können ohne<br />
Fertigfutter gesund ernährt werden, es gehört aber viel Fachwissen, mehr Geld und der Willen zum konsequenten<br />
täglichem überdenken der Fütterung dazu. Es ist nicht so leicht wie eine einfache täglich nur<br />
wenige Minuten in Anspruch nehmende Fütterung mit Pellets.<br />
Welche negativen Folgen hat das Verfüttern minderwertiger Trockenfutter?<br />
Oft wird als Folge von Trockenfutterfütterung Übergewicht genannt. Dies kann nicht bestätigt werden. Es ist<br />
allerdings richtig, dass die meisten Tiere auf eine Überfütterung mit Trockenfutter verbunden mit Bewegungsmangel<br />
Übergewicht bekommen. Tiere die sich hingegen viel bewegen können bauen das überschüssige<br />
Fett im Futter schnell wieder ab und werden nur selten äußerlich sichtbar übergewichtig.<br />
Allerdings führt eine Fütterung mit Trockenfutter nicht selten zu einer Fettleber - dieses Problem ist äußerlich<br />
nicht sichtbar, führt aber grade bei Weibchen in der Zucht häufig zum Tod des Tieres.<br />
Ein weitaus größeres Problem sind die Darmerkrankungen. So lange ein <strong>Kaninchen</strong> gesund ist und überwiegend<br />
gesund ernährt wird ist der Darm in der Lage sich zu regulieren und auch die Stärke- und<br />
Zuckermengen in schlechtem Trockenfutter zu verdauen. Wenn aber das Immunsystem der Tiere gestört<br />
ist, sie z. B. eine leichte Erkältung haben, dann nehmen die Coli Bakterien überhand, der Darm gerät in Ungleichgewicht<br />
und die Tiere bekommen Durchfall oder Blähungen. Viele mit minderwertigem Trockenfutter<br />
ernährte Tiere sterben an den Folgen des Durchfalls bei einer harmlosen Erkrankung.<br />
Ein Esslöffel Trockenfutter am Tag führt zu einer Verminderten Heuaufnahme um ca. 30 - 35 %. Somit ist<br />
der Backenzahnabrieb nicht mehr 100% sicher gewährleistet. Bei wirklich gesunden, jungen Tieren ist das<br />
meist kein Problem, aber bei Tieren mit angeborener Zahnfehlstellung oder alten Tieren kann dies schnell<br />
zu Zahnspitzen an den Backenzähnen führen, diese sind dann ein Leben lang Behandlungsbedürftig und<br />
führen wenn sie nicht rechtzeitig erkannt werden dazu, dass die Tiere keine Nahrung mehr aufnehmen<br />
können und schwere Entzündungen im Mundbereich bekommen.<br />
Durch den starken Druck der beim Getreidezerquetschen auf die Zahnwurzeln ausgeübt wird, bekommen<br />
Tiere die Getreide oder zu harte Pellets bekommen Backenzahnabszesse. Der Abrieb der Backenzähne ist<br />
nur durch gleichmäßiges Zermahlen von Heu oder Gras gewährleistet, dass Kauen von harten Pellets und<br />
Getreide hingegen nutzt die Zähne kaum ab und reizt die Muskulatur die auf diese Art der Maulbewegung<br />
(kauen) nicht eingestellt ist.<br />
Inhaltstoffe und Nährwertangaben von einigen gängigen Trockenfuttersorten<br />
Leider sind nicht alle Futtermittelhersteller bereit, eine genaue Inhaltsangabe zu machen, nehmen Sie<br />
"immer" Abstand von Futtersorten deren Inhaltsstoffe nicht angegeben sind, auch wenn diese Futtersorten<br />
oft mit Angaben wie "getreidefrei" oder "zuckerfrei" werben - denn statt dieser Inhaltsstoffe können jede<br />
Menge andere Inhaltstoffe im Futter sein, die Sie Ihrem Tier nicht zumuten wollen und sollten. Die Hersteller<br />
von Futtermitteln sind nur verpflichtet, Rohprotein, Rohfett, Rohasche und Rohfaser anzugeben, alle weiteren<br />
Angaben erfolgen freiwillig und oft unvollständig! Lassen Sie sich nicht von grünen Bestandteilen im<br />
Futter täuschen, oft enthalten Pellets die grün sind nur einen geringen Anteil Heu oder Kräuter, meist bestehen<br />
Sie aus Getreide, Melasse und anderen Inhaltsstoffen welche Sie Ihrem Tier niemals geben würden,<br />
wenn sie nicht in bunte Stäbchen gepresst wären!<br />
25
26<br />
Kräuter/Blüten/Blätter<br />
Zweige<br />
Damit die <strong>Kaninchen</strong> ihre Schneidezähne gut abnutzen können, sollten<br />
ihnen immer frische Zweige zum Benagen zur Verfügung stehen. Welche<br />
Sorten geeignet sind, entnehmen Sie bitte der Liste Seite 21.<br />
Altes, hartes Brot dient nicht der Abnutzung der Zähne - es macht nur<br />
dick, enthält mitunter Schimmelsporen sowie Salze und Backtriebmittel<br />
und sollte von daher eher nicht verfüttert werden.<br />
Besonders Vitamin- aber auch Mineralreich sind getrocknete oder frische Kräuter, Blüten und Blätter welche<br />
Sie ins Heu streuen oder als Leckerli geben können. Wie empfehlen pro Tier und Woche höchstens 20 g<br />
getrockente Kräuter zu geben, da es sonst zu einer Überversorgung mit Mineralien und Vitaminen kommen<br />
kann. Frische Kräuter dürfen in größeren Mengen gegeben werden, achten Sie aber auf den Kalziumgehalt.<br />
Welche Kräuter besonders gut geeignet sind können Sie in der Liste Seite 20 nachlesen.<br />
Futterzusätze<br />
Salzlecksteine sind überflüssig bis ungünstig. Ein gesund ernährtes Tier bekommt seine Salze und Mineralien<br />
über das Futter (Kräuter!), es benötigt keine billigen Kochsalze. Salzlecksteine sind sogar mitunter gefährlich,<br />
wenn ein Tier zu viel dran leckt oder sie sogar annagt kann es zu einer Natriumchloridüberversorgung<br />
kommen, eine Folge wären starke Nierenprobleme, sollte ein Stein ganz verzehrt werden, kann es<br />
schlimmstenfalls zu Nierenversagen und somit zum Tod des Tieres führen. Salzlecksteine die mit Mineralien<br />
und anderen Spurenelementen versetzt sind, können zu einer Nitratüberversorgung führen. Sollten die<br />
Tiere nur selten am Stein lecken ist dieser ungefährlich, aber benötigt wird ein Stein bei einer abwechslungsreichen<br />
Ernährung nicht.<br />
Kalksteine bestehen zum größten Teil aus Kalzium, nagen die Tiere zu sehr daran (meist aus Langeweile),<br />
führt das zu einer zu hohen Kalziumresorption, (Kalzium/Phosphorungleichgewicht)was zu Harnsteinbildung<br />
und zu Organverkalkung führen kann.<br />
Eine zusätzliche Vitamingabe ist bei einem artgerecht ernährten <strong>Kaninchen</strong> nicht nötig. Tropfen die über<br />
das Wasser gegeben werden sind schlecht dosierbar, (ein Tier trinkt zu viel, das Andere zu wenig)<br />
außerdem lassen sie grade im Sommer das Wasser eher schlecht werden (umkippen). Eine zu hohe Vitamingabe<br />
kann sogar schädlich sein.<br />
Im Krankheitsfall kann es nötig sein, dem Tier zusätzliche Vitamine oder Mineralien zuzuführen, dies sollte<br />
aber nicht ohne ausführliche Beratung durch einen Tierarzt und niemals ohne Tierärztliche Anweisung geschehen.<br />
Wichtig!<br />
Auch beim Futter ist weniger oft mehr. Wechseln Sie das Trockenfutter nur selten gegen ein anderes Trockenfutter<br />
und dann nur sehr langsam, geben Sie nicht zu oft ausgefallene Obst- oder Gemüsesorten.<br />
Füttern Sie Ihr <strong>Kaninchen</strong> abwechslungsreich, aber doch wenn möglich mit einer festen Reihenfolge, und<br />
wechseln Sie auch die Gemüsesorten nicht zu oft. <strong>Kaninchen</strong> reagieren sehr empfindlich auf eine Futterumstellung.<br />
Der Verdauungstrakt von <strong>Kaninchen</strong> wird durch schnellen Futterwechsel oder unbekanntes, ungewohntes<br />
Futter schnell überfordert, gewöhnen Sie deshalb Ihre Tiere langsam an neue Frischfuttersorten<br />
und füttern sie davon erst nur sehr wenig und dann, jeden Tag etwas mehr, wenn es vertragen wurde. Auch<br />
im Frühjahr die Tiere erst langsam an das Gras gewöhnen. Wenn Sie das Trockenfutter absetzten möchten,<br />
sollten Sie auf keinen Fall das Futter von Heute auf Morgen absetzten. Über einen Zeitraum von ca. 3 - 4<br />
Wochen sollte das Futter langsam auf Null reduziert werden. Falls Sie noch Trockenfutter verfüttern, sollten<br />
Sie am Morgen erst das Heu auffüllen und erst später Frischfutter füttern.<br />
Natürlich müssen <strong>Kaninchen</strong> immer frisches Wasser zur Verfügung haben. Auch wenn die Tiere nicht viel<br />
trinken weil sie ihren Flüssigkeitsbedarf über ihr Frischfutter decken, kann es durchaus sein, dass sie bei<br />
warmen Wetter oder Heizungsluft vermehrt trinken.<br />
Kot fressen: <strong>Kaninchen</strong> spalten ihre Nahrung im Blindarm auf, der Blindarmkot enthält für das <strong>Kaninchen</strong><br />
lebenswichtige Vitamine und Mineralien, die Tiere nehmen ihren Blindarmkot, welcher kleiner und meist<br />
traubenförmig ist, direkt am After auf. Werden sie daran gehindert ihren Kot aufzunehmen kommt es zu<br />
schweren Mangelerscheinungen.
Fütterungsplan<br />
Grade neue <strong>Kaninchen</strong>besitzer fragen uns häufig, welche Mengen und wann sie ihre Tiere füttern sollten.<br />
Aus diesem Grund haben wir diesen Futterplan erstellt. Dies ist aber nur eine von vielen Möglichkeiten<br />
<strong>Kaninchen</strong> gesund und abwechslungsreich zu ernähren, Sie können und sollten diesen Futterplan von den<br />
Zeiten und auch von den Frischfuttersorten natürlich ihren Bedürfnissen und den Früchten und Gemüsen<br />
der Saison anpassen.<br />
Die Tabelle gibt die Werte für ein Tier an, Sie müssen also die angegebenen Mengen mit der Anzahl der<br />
vorhandenen <strong>Kaninchen</strong> multiplizieren. Ist Ihr <strong>Kaninchen</strong> zu dick, dann füttern Sie weniger Knollengemüse<br />
(Möhren, Pastinaken, etc.), ist Ihr <strong>Kaninchen</strong> zu dünn, dann geben Sie mehr davon. Die Mengen sind in<br />
etwa für normale Zwergkaninchen von 1,2 - 3 kg geeignet.<br />
Täglich<br />
Morgens Mittags Abends Zwischendurch<br />
Heu wird täglich in großen Mengen frisch angeboten<br />
Jeden Tag wird frisches Wasser angeboten<br />
Wöchentlich Mindestens einmal die Woche werden frische Zweige angeboten<br />
Montag<br />
Dienstag<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
Samstag<br />
Sonntag<br />
1 Stück Fenchel*<br />
1/2 Möhre<br />
1/2 Möhre<br />
10 BlattFeldsalat<br />
Topinamurblätter<br />
1 StückFenchel<br />
1/2 Möhre<br />
1/2 Möhre<br />
2 cmGurke<br />
1/4 roteBeete<br />
1/2 Möhre<br />
1/8 Kohlrabie<br />
1/2 Möhre<br />
1/2 Möhre<br />
1/8 Pastinake<br />
2 cm Gurke<br />
1/8 Apfel<br />
10 cm<br />
Stangensellerie<br />
1 Brokkoliröschen<br />
1/2 Möhre<br />
1 Salatblatt<br />
1 StückFenchel<br />
1/4 roteBeete<br />
1/2 Möhre<br />
einige<br />
Feldsalatblätter<br />
1/4 Apfel<br />
1 StückFenchel<br />
1/2 Möhre<br />
2 cm Gurke<br />
2 BlätterChicoree<br />
1/2 Möhre<br />
1/8 Apfel<br />
1/2 Möhre<br />
1Petersilienstengel<br />
1Teel.<br />
Trockenkräuter<br />
1/8 Apfel<br />
1 BlattEisbergsalat 1Dillstengel<br />
1/2 Möhre<br />
1 Eisbergsalatblatt<br />
2 cm Gurke<br />
1 Brokkoliröschen<br />
1/2 Möhre<br />
1/4 Tomate<br />
1 StückFenchel<br />
1 Stück<br />
Petersilienwurzel<br />
2 Erbsenflocken<br />
1Melissenstengel<br />
1Petersilienstengel<br />
1StückMelone<br />
Wer die Möglichkeit hat, der kann gern im Sommer einen Teil des Saftfutters durch Löwenzahn,<br />
Schafgarbe, Johannisbeerblätter und andere frische Kräuter, Blüten und Blätter ersetzen.<br />
Frisches Gras darf nach langsamer Gewöhnung in großen Mengen immer angeboten werden.<br />
27
28<br />
<strong>Kaninchen</strong>beschäftigung<br />
<strong>Kaninchen</strong> in großen Außengehegen müssen im Normalfall nicht mit Spielzeug nicht beschäftigt werden, sie<br />
haben genug Beschäftigung wenn sie buddeln, springen und umherlaufen können. Aber bei <strong>Kaninchen</strong> in<br />
der Wohnungshaltung sieht das meist anders aus. Oft haben sie relativ kleine Gehege und bekommen<br />
mehrere Stunden in der Wohnung Auslauf, da diese Wohnung natürlich nicht <strong>Kaninchen</strong>gerecht, sondern<br />
Menschengerecht eingerichtet ist, sollten Sie Ihrem Tier dort einige Spielsachen zur Verfügung stellen.<br />
Geben Sie ihnen alte Pappkartons (unbedruckt) zum Durchlaufen und Reinklettern, füllen Sie diese evtl. mit<br />
Heu zum durchwühlen und verstecken Sie kleine Leckerlies darin.<br />
Geben Sie das Frischfutter nicht immer nur in den Fressnapf verteilen Sie es im Auslauf, damit die <strong>Kaninchen</strong><br />
danach suchen müssen.<br />
Bauen Sie ihnen Höhlen z. B. aus Handtüchern, die Sie über einen Korb legen, oder aus zusammengestellten<br />
Zweigen mit Heu.<br />
Sie können Ihrem <strong>Kaninchen</strong> auch Röhren zum Durchlaufen geben, z. B. aus Kork oder Ton, bitte achten<br />
sie darauf, dass die Röhren nicht zu klein sind, damit Ihre <strong>Kaninchen</strong> sich dort nicht festklemmen.<br />
Legen Sie ihnen Hindernisse in den Weg, die sie überspringen müssen z. B. einen Reisigbesen, locken Sie<br />
die <strong>Kaninchen</strong> mit einem Leckerli (Möhre, Petersilie), damit sie drüber springen.<br />
<strong>Kaninchen</strong> buddeln gern. Leider haben nur die wenigsten Menschen die Möglichkeit ihnen in der Wohnung<br />
eine Buddelkiste anzubieten - bei Aussenhaltung sollte diese große Erdebuddelkiste natürlich nicht fehlen.<br />
Eine oft gern angenommene Alternative ist eine Buddelkiste die mit Handtüchern, alten Bettbezügen und<br />
ähnlichen Stoffresten gefüllt ist. Achten Sie unbedingt darauf, dass die Tiere sich nicht mit heraushängenden<br />
Fäden die Läufe abschnüren. Entfernen sie regelmäßig Fäden und kontrollieren Sie das Tier jedesmal<br />
wenn es aus seiner "Buddelkiste" kommt.<br />
Seien Sie nicht frustriert, wenn Ihr <strong>Kaninchen</strong> etwas Zeit braucht um herauszufinden was Sie eigentlich von<br />
ihm wollen, irgendwann siegt der Spieltrieb und Ihr <strong>Kaninchen</strong> wird alles erkunden.<br />
Futter kann <strong>Kaninchen</strong> in Außen- wie in Innenhaltung zur Beschäftigung anregen:<br />
Besonders beliebt sind Futterspieße, dazu spießen Sie einfach Gemüse und Obst auf Metalspieße die es<br />
extra zu dem Zweck im Zooladen gibt und hängen sie ins Gehege.<br />
Variante: Bei einem kleinen Apfel das Kerngehäuse ausstechen und eine lange Schnur durch das Loch<br />
fädeln und festknoten. Dann den Apfel mit der Schnur am Dach des Auslaufs befestigen, dass er knapp<br />
über dem Boden pendelt. Es ist für die <strong>Kaninchen</strong> dann gar nicht so einfach den Apfel anzuknabbern. Um<br />
das Ganze etwas zu erleichtern, kann man aus dem Apfel auch schmale Schnitze herausschneiden (nicht<br />
bis zum Kerngehäusloch, sondern nur an der Oberfläche), so dass die <strong>Kaninchen</strong> einen Anfangspunkt zum<br />
Fressen haben.<br />
Noch beliebter sind Trockenkräuter in jeder Form, im Sommer<br />
können Sie z. B. Löwenzahn, Kamille und andere Kräuter oder<br />
auch Obstbaumzweige mit Blättern sammeln, bündeln und<br />
diese Bündel dann Kopfüber trocknen (mindestens 6 Wochen<br />
durchtrocknen lassen!). Diese Bündel können dann Kopfüber<br />
hoch ins Gehege gehangen werden, damit die Tiere sich danach<br />
recken müssen.<br />
Beliebt sind auch aufgestellte Zweige auf die Früchte und Obst<br />
gespießt sind (Dafür können Sie z. B. einen Ziegelstein mit Löchern<br />
drin verwenden, da werden dann Zweige reingesteckt)<br />
Kräuter und auch Frischfutter können auch in Klopapierrollen oder andere Papprollen gesteckt werden, von<br />
beiden Seiten wird noch Heu vorgesteckt und dann brauchen die Süßen eine ganze Weile um an die Kräuter<br />
oder ans Futter zu kommen.<br />
Trockengemüse und Kräuter können Sie in einen Futterball (Snackball) geben, die im Zoofachhandel<br />
angeboten werden.
Kaninhop<br />
Aus Schweden kommt diese "Sportart" für <strong>Kaninchen</strong>besitzer. Wir lehnen Kaninhop, so wie es normalerweise<br />
durchgeführt wird, als tierwidrig ab und bieten hier <strong>tiergerecht</strong>e Alternativen zum herkömmlichen Kaninhop<br />
an.<br />
Beim herkömlichen Kaninhop springt ein <strong>Kaninchen</strong> über Hindernisse, während sein Besitzer es an einer<br />
<strong>Kaninchen</strong>leine führt.<br />
Die Verfechter dieser Sportart behaupten, ihre Tiere würden diesen Sport freiwillig ausführen und die Leine<br />
dient nur ihrer eigenen Sicherheit. Wir fragen uns, wie freiwillig es sein kann, wenn ein Tier dafür an die<br />
Leine gelegt werden muss? Würden die Tiere freiwillig Kaninhop ausführen, bräuchte man dafür doch keine<br />
Leine? Kein Fluchttier kann sich an einer Leine wohl fühlen. Bekommt ein <strong>Kaninchen</strong> Angst, will es losrennen,<br />
rennt es los, kann es sich an der Leine strangulieren, es kann sich verschiedene Verletzungen zuziehen,<br />
z. B. Quetschungen, Brüche (Rippenbrüche), sogar die Beinchen kann es in der Leine verheddern<br />
und verletzen. Viele unbedarfte und grade jüngere Tierbesitzer werden durch die Leine dazu verleitet, ihr<br />
Tier an dieser Leine zu ziehen und es an der Leine hoch zu heben, dass sie dem Tier damit Schmerzen zufügen<br />
muss wohl nicht extra erwähnt werden.<br />
Ein Sport, bei dem ein <strong>Kaninchen</strong> eine Leine tragen muss, kann nicht <strong>tiergerecht</strong> sein!<br />
Alternative: Verzichten Sie auf die Leine und führen Sie Kaninhop mit ihrem Tier nur in einer abgezäunten<br />
Umgebung durch (im Zimmer oder im Auslauf), so kann ihr <strong>Kaninchen</strong> nicht weit flüchten wenn es sich<br />
erschrecken sollte und es besteht keine Verletzungsgefahr mehr. Nur so wird Ihr <strong>Kaninchen</strong> wirklich freiwillig<br />
an diesem Sport teilnehmen.<br />
Beim Kaninhop zeigt man einem <strong>Kaninchen</strong>, dass es springen soll, indem man es ein paarmal über das<br />
Hindernis hebt.<br />
Kein <strong>Kaninchen</strong> lässt sich gern freiwillig hochheben. Hochnehmen mit sehr viel Stress und sogar mit Todesangst<br />
verbunden. Als reine Bodenbewohner verlieren <strong>Kaninchen</strong> nicht gern den Boden unter den Pfoten.<br />
Wenn sie hoch genommen werden, glauben sie instinktiv, dass sie von einem Fressfeind (Greifvogel)<br />
gefangen wurden und sterben müssen.<br />
Eine Sportart, bei der ein <strong>Kaninchen</strong> hochgehoben werden muss, kann nicht <strong>tiergerecht</strong> sein!<br />
Alternative: Nehmen Sie sich viel Zeit für Ihr <strong>Kaninchen</strong> und warten Sie die Hauptaktivitätszeit (meist in<br />
den Abendstunden) Ihrer Tiere ab. Fangen Sie mir kleinen Hürden an. Bauen Sie die Hürden so auf, dass<br />
sie nachgeben wenn das <strong>Kaninchen</strong> sie anstößt, so verhindern Sie Verletzungen. Legen Sie jede Menge leckere,<br />
kleine Gemüsestücke bereit. Nun locken Sie Ihr <strong>Kaninchen</strong> mit den Gemüsestücken zu den Hürden,<br />
legen Sie erstmal Gemüse auf die Hürden, zeigen Sie dem Tier wenn es auf der einen Seite der Hürde<br />
steht, dass es auf der anderen Seite etwas Leckeres bekommt. Sicher dauert es so länger, bis ihr Tier<br />
verstanden hat, was Sie wollen, aber immerhin geht es hier doch darum, sich mit dem Tier zu beschäftigen<br />
und damit verbringt man doch gern viel Zeit.<br />
Kaninhop ist eine Möglichkeit, den Tieren Bewegung zu verschaffen<br />
Das ist eine Aussage, die sicherlich richtig ist, aber nur dann, wenn die Tiere wirklich freiwillig Kaninhop<br />
durchführen, nicht wenn sie an der Leine dazu gezwungen werden.<br />
Anlauf nehmen... ...springen... ...und geschafft!<br />
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30<br />
Wettkämpfe<br />
Leider ist es so, dass jede Tiersportart dazu führt, dass die Besitzer ihre Erfolge zeigen wollen, also gibt es<br />
leider auch Kaninhop Wettkämpfe. Diese Wettkämpfe haben rein gar nichts mit <strong>tiergerecht</strong>er <strong>Kaninchen</strong>haltung,<br />
<strong>tiergerecht</strong>em Sport oder überhaupt mit den Bedürfnissen der Tiere zu tun, sie dienen lediglich<br />
dem Besitzer, der mit den erreichten Pokalen und Siegen seine Persönlichkeit aufwerten will und Spaß am<br />
Erfolg hat.<br />
Die <strong>Kaninchen</strong> leiden für so ein Turnier wahre Höllenqualen:<br />
Sie werden oft schon einen Tag vor dem Turnier aus ihrer Gruppe gerissen (wenn sie denn überhaupt in<br />
einer Gruppe leben dürfen) und in enge Transporter gesteckt. Aber selbst wenn sie nur Stunden in einen<br />
Transporter müssen – welches Tier lässt sich gern in eine Kiste stecken?<br />
Die <strong>Kaninchen</strong> werden in diesen Transportern oft stundenlang und bei jedem Wetter über die Autobahnen<br />
und Landstraßen gekarrt. Sie sitzen also in einem dunklen Transporter, oft ganz allein und werden im Auto<br />
durchgeschüttelt, nicht selten werden sie im Kofferraum ohne Klimaanlage transportiert, wo es im Sommer<br />
sehr heiß werden kann.<br />
Beim Turnier angekommen, werden sie mitunter sogar in Schaukäfige gesteckt, oft auf Gitter, nur versorgt<br />
mit Heu und Wasser sitzen sie dann dort und müssen sich von allen Seiten anschauen lassen und können<br />
sich nicht verstecken - nicht selten werden sie dann noch von verschiedenen fremden Händen hoch genommen<br />
und untersucht.<br />
Diese Fluchttiere, die auf Geräusche sehr empfindlich reagieren, stehen dann inmitten von lauten Menschenmassen.<br />
Sie müssen Lärm ertragen.<br />
Die Tiere sind dort den Gerüchen unzähliger fremder <strong>Kaninchen</strong> ausgesetzt, was für Revierbezogene Tiere<br />
eine unglaubliche Belastung darstellt.<br />
Während der Wettkämpfe werden diese "abgerichteten" Tiere, die oftmals schlicht aufgegeben haben und<br />
ihre natürlichen Verhaltensweisen abgelegt haben, dann an die Leine gelegt und vor einer johlenden Menschenmasse<br />
über Hürden gezogen, nein - sie springen ja freiwillig - mit ihrer Leine um den Körper.<br />
Nachdem die Tiere dann ihre Wettkämpfe absolviert haben, werden sie wieder in die Boxen gesteckt, während<br />
sich die "Sieger" - also die Besitzer feiern lassen und Pokale entgegen nehmen, selten bekommen<br />
auch die Tiere eine Belohnung für ihre Leistung.<br />
Finden die Turniere in anderen Städten statt, ist es nicht selten so, dass die <strong>Kaninchen</strong> sogar eingepfercht<br />
in den Transportboxen übernachten müssen.<br />
Alternative:<br />
Welches <strong>Kaninchen</strong> würde all das freiwillig auf sich nehmen?<br />
Solche Wettkämpfe sind abzulehnen!<br />
Jeder der seine <strong>Kaninchen</strong> wirklich liebt, wird zugunsten des Tieres auf so etwas verzichten. Jeder, der<br />
<strong>Kaninchen</strong> kennt, weiß, dass sie niemals freiwillig auf Turniere gehen würden. Wer gern zeigen möchte,<br />
welche Leistung sein Tier erbringt, der hat mehrere Möglichkeiten:<br />
� Fotografieren Sie ihr Tier beim freiwilligen Kaninhop und stellen Sie die Bilder ins Internet oder legen Sie<br />
Fotoalben an die Sie Ihren Freunden und Bekannten zeigen können.<br />
� Laden Sie Freunde ein und führen Sie bei sich Zuhause und in gewohnter Umgebung vor, was Ihr Tier<br />
gelernt hat.<br />
� Filmen Sie die Künste Ihres Tieres und stellen Sie diese Filme ins Internet.<br />
So werden Sie auch Lob ernten und Ihr <strong>Kaninchen</strong> wird nicht gestresst.<br />
Oder haben Sie es auf Pokale abgesehen? Dann sollten vielleicht Sie eine besondere Leistung erbringen,<br />
werden Sie Stabhochspringer, Weitspringer, Sprinter, egal was, erlernen Sie eine Sportart und gehen Sie<br />
auf Wettkämpfe, dann bekommen Sie Pokale und ihre <strong>Kaninchen</strong> können in ihrem Gehege mit ihren Artgenossen<br />
ein kaninchengerechtes Leben führen.
Gesunderhaltung – der <strong>Kaninchen</strong> TÜV<br />
<strong>Kaninchen</strong> zeigen leider fast immer zu spät an, dass sie krank sind. Das ist eine natürliche Verhaltensweise,<br />
da kranke Tiere aus dem Rudel ausgeschlossen werden und leichte Beute für Fressfeinde sind.<br />
Deshalb sollten Sie täglich ein wachsames Auge auf Ihre Lieblinge haben. Kommen alle zum Fressnapf?<br />
Sind sie an ihrer Umgebung interessiert? Fressen sie normal? Sehen Sie normal aus?<br />
Um ernstere Krankheiten rechtzeitig zu erkennen, sollten Sie Ihre Tiere regelmäßig untersuchen,<br />
auf Folgendes sollten Sie achten:<br />
Wiegen Sie Ihre <strong>Kaninchen</strong> und schreiben Sie sich das Gewicht auf, so können Sie gravierende Gewichtsveränderungen<br />
(über 100 g in einer Woche) besser erkennen. Ein deutlicher Gewichtsverlust weist oft auf<br />
eine Krankheit hin. Es kann kein "Normalgewicht" für <strong>Kaninchen</strong> angegeben werden – Siehe <strong>Info</strong> Seite 1.<br />
Kontrollieren Sie das Fell auf kahle oder schorfige Stellen, das weist auf einen Milben- oder Haarlingsbefall<br />
bzw. einen Pilz hin (Siehe Seite 34). Steht das Fell gesträubt ab und ist es stumpf und glanzlos, dann weist<br />
das ebenso auf Krankheit (oder hohes Alter) hin. Ein gesundes <strong>Kaninchen</strong> hat ein dichtes, glänzendes Fell.<br />
Zweimal im Jahr wechseln <strong>Kaninchen</strong> ihr Fell von Sommer zu Winterfell und zurück. Dann haaren sie sehr<br />
stark und können auch teilweise dünnes Fell haben - es kommt aber im Normalfall dabei nicht zu kahlen<br />
Stellen! In dieser Zeit sollten <strong>Kaninchen</strong> hin und wieder gebürstet werden.<br />
Kontrollieren Sie die Augen, sind sie klar und sauber? Ausfluss, verklebte Augen und nasse Stellen im Fell<br />
geschwollene Augen, hervorquellende Augen oder gerötete Augenränder sind ein Zeichen für Erkrankungen.<br />
Die Ursachen können Staub, Fremdkörper im Auge, Bakterielle Infektionen oder auch Backenzahnprobleme<br />
sein, lassen Sie das beim Tierarzt klären. Säubern Sie die Augen niemals mit Kamille, diese<br />
trocknet die Augen aus und die Schwebstoffe von Kamillenaufgüssen reizt die Augen und schädigt sie mehr<br />
als ihnen zu helfen. Verwenden Sie eher Kochsalzlösung aus der Apotheke, warmes Wasser oder entpsrechende<br />
Augentropfen. Benutzen Sie zum Reinigen der Augen nur Kosmetiktücher - keine Watte!<br />
Schauen Sie Ihrem <strong>Kaninchen</strong> ins Mäulchen, die Zähne müssen so zueinander stehen, dass sie sich gut<br />
abnutzen können. Sie sind von der Farbe her eher dunkelweiß. Sind die Zähne zu lang, geben Sie mehr<br />
Zweige. Ist ein Zahn abgebrochen? Behalten Sie das gut im Auge, frisst das <strong>Kaninchen</strong> normal und nutzen<br />
sich die Zähne trotzdem gut ab, dann reguliert sich das von selbst, sonst sofort zum Tierarzt. Achten Sie<br />
auch auf die Mundumgebung, sabbert das <strong>Kaninchen</strong> sehr stark könnte das ein Hinweis auf beginnende<br />
Backenzahnprobleme sein, suchen Sie umgehend einen Tierarzt auf. Starkes Sabbern ist auch ein Hinweis<br />
auf einen Pilzbefall im Mund.<br />
Kontrollieren Sie täglich die Nase, ist sie verklebt oder feucht, niest das <strong>Kaninchen</strong> könnte es Schnupfen<br />
haben. Siehe Seite<br />
Schauen Sie zwischen die Lippen der <strong>Kaninchen</strong> - hat das <strong>Kaninchen</strong> dort schorfige Stellen? Das könnte<br />
Lippengrind sein, meistens eine Mangelerscheinung, klären Sie das beim Tierarzt.<br />
Überprüfen Sie die Krallen - sind sie zu lang (gehen die Zehen zu den Seiten weg, wachsen sie nach<br />
oben), dann müssen sie gekürzt werden. Lassen Sie es sich beim ersten Mal unbedingt von einem erfahrenen<br />
<strong>Kaninchen</strong>halter oder Ihrem Tierarzt zeigen!<br />
Schauen Sie in die Ohren, sind sie sauber, ohne Schuppen oder Verletzungen? Verschorfte Ohren weisen<br />
auf Milben oder auch Pilzbefall hin. Grade Widderkaninchen haben oft verstopfte Ohren, diese müssen von<br />
einem Tierarzt gereinigt werden. Gerötete Ohren mit starkem Ausfluss weisen auf eine Entzündung hin.<br />
Auch ein schief gehaltener Kopf kann ein Zeichen für eine Ohrenentzündung sein.<br />
Untersuchen Sie die Hinterläufe, grade <strong>Kaninchen</strong> die viel auf Teppich laufen oder zu harte Einstreu haben<br />
bekommen dort mitunter wunde Stellen oder gar offene Wunden. Diese müssen unverzüglich von einem<br />
Tierarzt behandelt werden.<br />
Schauen Sie auf den After, ist er sauber? Wenn er dreckig und verklebt ist, dann könnte Ihr <strong>Kaninchen</strong><br />
Durchfall haben. Mehr <strong>Info</strong>rmationen dazu Seite 38.<br />
Tasten Sie Ihr <strong>Kaninchen</strong> regelmäßig ab, um Tumore oder auch Abszesse rechtzeitig zu erkennen. Tumore<br />
können oft operativ entfernt werden und danach kann ein <strong>Kaninchen</strong> noch ein langes, gesundes Leben<br />
haben. Abszesse werden entweder entfernt oder geöffnet und gespült, das sind zwar oft langwierige Behandlungen,<br />
aber die Heilungschancen stehen gut je früher sie einem Tierarzt vorgestellt werden.<br />
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32<br />
Der Richtige Tierarzt<br />
Nicht alle Tierärzte kennen sich richtig gut mit Kleinnagern aus und behandeln Ihre <strong>Kaninchen</strong> richtig. Bevor<br />
Ihre <strong>Kaninchen</strong> ernsthaft erkrankt, sollten Sie sich einen kompetenten Tierarzt suchen. Fragen Sie den Tierarzt<br />
ruhig, ob er sich mit <strong>Kaninchen</strong> auskennt und beobachten Sie genau, was er tut. Untersucht er Ihr<br />
<strong>Kaninchen</strong> eingehend, bevor er eine Diagnose erstellt? Erklärt er Ihnen genau was er tut, welche Krankheit<br />
das Tier hat und wie die Heilungschancen sind? Lassen Sie sich sagen, wie die Medikamente heißen und<br />
welche Wirkstoffe sie haben und wie Sie die Medikamente anwenden müssen! Wenn Ihr Tierarzt sich Zeit<br />
nimmt, Ihre Fragen ernsthaft beantwortet und Sie das Gefühl haben, er hört Ihnen zu und gibt Ihnen Auskunft,<br />
dann sind Sie dort richtig.<br />
Ein Tierarzt, der nach wenigen Sekunden eine Diagnose stellt und Ihnen irgendein Medikament ohne<br />
Namen gibt, selbst abgefüllt und ohne weitere Erklärung zu Anwendung oder der Ihnen keine Diagnose gibt<br />
und Sie sozusagen im Regen stehen lässt, oder das <strong>Kaninchen</strong> gar ohne Diagnose einschläfern will, ist der<br />
falsche Arzt und Sie sollten sich einen neuen Tierarzt suchen.<br />
Regeln für den Tierarztbesuch<br />
Nehmen Sie nach Möglichkeit kein Tier allein mit, <strong>Kaninchen</strong> fühlen<br />
sich sicherer, wenn ein anderes Mitglied des Rudels dabei ist und<br />
seelischen Beistand leistet. Transportieren Sie die Tiere nur in dafür<br />
geeigneten Transportboxen, die Box sollte groß genug sein, dass die<br />
Tiere bequem drin liegen und sich auch bewegen können. Die Box<br />
sollte eine große Öffnung haben, gut belüftet sein und sie sollte dunkel<br />
sein. Durchsichtige Plastikbehälter eigenen sich nicht, die Tiere<br />
sind darin zu gestresst.<br />
Geben Sie ein Handtuch unten in die Box, darüber eine dicke Lage Heu, die Tiere müssen sich drin verstecken<br />
können und sollten genug Heu haben, um die ganze Zeit fressen zu können. Ein Stück Möhre erleichtern<br />
den Tierarztbesuch. Nehmen sie auch eine Tüte mit dem Lieblingsfrischfutter der Tiere mit um sie während<br />
der Wartezeit zu beruhigen und sie nach der Untersuchung zu belohnen. Im Sommer achten Sie bitte<br />
auf eine gute Belüftung der Box, im Winter legen Sie eine Wärmeflasche auf eine Seite der Box unter ein<br />
Handtuch, damit die Tiere nicht auskühlen. Der Transportweg sollte möglichst kurz sein. Bei längeren<br />
Fahrten ist auf eine gute Klimatisierung der Box zu achten und wasserhaltiges Frischfutter ist notwendig.<br />
Meist sind Halter verständlicherweise sehr nervös, wenn sie mit ihrem kranken Tier zu einem Tierarzt<br />
müssen. So kommt es häufig vor, dass wichtige Dinge vergessen werden. Beobachtungen die einen beunruhigt<br />
haben kommen nicht zur Sprache oder eine Verrichtung wie Krallenschneiden wurde vergessen. Von<br />
daher ist es sinnvoll, einen Zettel mit den Wichtigsten Fragen und <strong>Info</strong>s mit zu nehmen. Notieren Sie darauf:<br />
� Alter des Tieres.<br />
� Gewicht des Tieres.<br />
� Andere Erkrankungen die evtl. vorangegangen sind.<br />
� Beobachtungen die zum Tierarztbesuch führten (anderes Verhalten, welche Krankheitszeichen? etc.)<br />
� Medikamente die das Tier bekommt oder bekommen hat.<br />
� Eigene Medikations- und Heilungsversuche. Diese sollten Sie immer offen zugeben!<br />
Nachdem das Tier untersucht wurde und es eine Diagnose gibt, sollte man den Tierarzt bitten, folgendes für<br />
Sie aufzuschreiben, oder schreiben Sie selber mit:<br />
� Diagnose: was genau hat das Tier, falls Sie den Tierarzt nicht verstanden haben, scheuen Sie sich nicht,<br />
noch einmal nach zu fragen und sich alles genau erklären zu lassen!<br />
� Behandlung und Medikation: lassen Sie sich den Namen und die Wirkungsweise des Medikamentes welches<br />
verordnet wurde erklären. Lassen Sie sich genau sagen, was gespritzt wurde und wie es wirken soll.<br />
� Fragen Sie nach weiteren Pflegemaßnahmen die Sie ergreifen müssen (Päppeln, Verbände etc.)<br />
� Fragen Sie nach, ob weitere Tierarztbesuche nötig sind und wann Sie das nächste Mal in die Praxis kommen<br />
müssen. Fragen Sie nach, wann die Ergebnisse von Proben und Kulturen vorliegen werden.<br />
� Fragen Sie nach, wann Sie mit einer Besserung der Krankheit rechnen können und wie die Krankheit weiter<br />
verlaufen wird.<br />
Nur wenn Sie selber ganz genau wissen, was Ihr Tier hat, wie es behandelt werden muss und was Sie<br />
selber noch tun können, sollten Sie die Praxis verlassen.
Medikamentengabe<br />
Wenn Sie ein Medikament für Ihr Tier mitbekommen haben, stellt sich natürlich schnell die Frage, wie gebe<br />
ich es meinem Tier? In den seltensten Fällen schmeckt den Tieren eine Tablette, Paste oder die Tropfen so<br />
gut, dass sie es selber nehmen. Aber es gibt Tricks die sie anwenden können. Antibiotika und andere<br />
Tropfen, Pulver, Pasten oder auch zerriebene Tabletten (Sie können die Tabletten entweder zermörsern<br />
oder zwischen 2 Löffeln zerquetschen) können sehr gut mit einem Klecks Früchtemus oder auch mit Saft<br />
verabreicht werden, testen Sie einfach vorab aus, was Ihr <strong>Kaninchen</strong> freiwillig vom Löffelchen schlabbert<br />
und mischen Sie die dann Tropfen darunter. Es kann versucht werden Tropfen oder Pulver auf ein Stück<br />
Gurke/Salat etc. zu geben, aber viele <strong>Kaninchen</strong> sind so klug, dass sie das angebotene Frischfutter dann<br />
nicht mehr möchten. Nehmen die Tiere nichts freiwillig vom Löffel, müssen Sie das Medikament (bei<br />
Tabletten werden diese vorab in Wasser, Tee oder Saft aufgelöst) mit einer nadellosen Spitze direkt ins<br />
Mäulchen spritzen. Dazu müssen Sie das <strong>Kaninchen</strong> auf dem Arm fixieren (festhalten so gut es geht) und<br />
ihm die Spitze seitlich hinter die Zähne schieben, ein streicheln über den Hals löst den Schluckreflex aus.<br />
Salben werden dünn aufgetragen. Versuchen Sie das <strong>Kaninchen</strong> danach so lange wie möglich auf dem<br />
Schoss zu behalten oder abzulenken. Geben Sie ihm seine Grünfutterration, geben Sie neues Spielzeug<br />
oder spielen Sie selber mit dem Tier. So wird das Tier abgelenkt und das Medikament hat Zeit einzuwirken.<br />
Operation<br />
Die Vor- und Nachsorge ist bei einer OP sehr wichtig. Vor der OP sollten die Tiere das letzte Frischfutter am<br />
Abend vorher bekommen. Heu sollte immer reichlich vorhanden sein, aber Frischfutter kann im Darm<br />
anfangen zu gären und somit zu Blähungen führen. <strong>Kaninchen</strong> können nicht erbrechen und sollten auf<br />
keinen Fall vor der OP ausgenüchtert werden, das würde zu einer fatalen Verdauungsstörung führen.<br />
Fragen Sie Ihren Tierarzt direkt, ob er das frisch operierte Tier auf einem Wärmekissen lagert, falls nicht,<br />
bestehen Sie darauf und liefern sie ggf. ein solches Kissen mit ab. Bevor Sie das Tier wieder mit nach<br />
Hause nehmen, sollte es aus der Narkose erwacht sein. Schläft das Tier noch, könnten Komplikationen auftreten<br />
mit denen Sie als Halter überfordert sind. Ein guter Tierarzt gibt Tiere erst wieder mit, wenn sie wach<br />
sind und erklärt Ihnen die Nachsorge.<br />
Auf dem Nachhauseweg und bis die Narkose völlig abgeklungen ist muss das Tier gewärmt werden, legen<br />
Sie eine Handwarme Wärmflasche mit in den Transporter und den Käfig bis das Tier wieder putzmunter ist.<br />
Damit diese Wärmflasche nicht angenagt wird, wickeln Sie diese in ein Handtuch. Ist Ihr <strong>Kaninchen</strong> sehr<br />
nagefreudig, dann legen Sie die Flasche von Außen an den Käfig.<br />
Beobachten Sie das Tier gut und achten Sie darauf ob es von selber anfängt zu Fressen, tut es das nicht,<br />
müssen Sie ggf das Tier Zwangsernähren. Nach der OP sollte der Patient ca. 3 – 5 Tage auf Handtüchern<br />
gehalten werden um zu verhindern, dass Staub und Streu in die frischen Wunden gelangen. Die Wunden<br />
müssen täglich kontrolliert werden, hat es sich selbst die Fäden gezogen oder sind Entzündungen zu sehen,<br />
fängt es an zu bluten oder hat das Tier sichtbare Schmerzen ist unverzüglich ein Tierarzt aufzusuchen!<br />
Zwangsernährung<br />
Kranke <strong>Kaninchen</strong> verweigern mitunter die Nahrunsaufnahme, dann müssen Sie das Tier unbedingt mit<br />
Nahrung versorgen. Bekommt das Tier länger als 24 Stunden keine Nahrung, kollabiert sein empfindlicher<br />
Darm Vermeiden Sie aber m Krankheitsfall radikale Futterumstellungen! Ideal wäre es, wenn Sie einfach<br />
zusatzfreie Heu- oder Kräuterpellets in Wasser; Heusud oder Kamillentee aufweichen, ein guter Tierarzt<br />
kann Ihnen auch Critcal Care besorgen, eine Heilnahrung die sich gut zum Päppeln eignet.<br />
Ebenso können Sie Heu und Trockenkräuter in einer Mühle klein mahlen und mit Heusud (Tee aus Heu) zu<br />
einer dünnflüssigen Masse aufrühren. Damit diese Breie etwas besser schmecken kann man Folgendes<br />
hineinmischen, im Notfall kann man auch damit päppeln, es hängt halt davon ab, was die Tiere freiwillig<br />
annehmen: Schmelzflocken, zerquetschte Banane, Reibeapfel, Babybrei: Vollkorn Früchte Brei, Karottenbrei<br />
oder andere Milchfreie Produkte auch frisch püriertes Gemüse jeder Art ist geeignet. Als hilfreich hat es<br />
sich erwiesen, wenn sie etwas Vitakombex und einen Tropfen Sab Simplex in die Päppelbreie mischen. Um<br />
die Darmflora zu regulieren hat es sich bewährt, Bird Bene Bac zusätzlich zu geben.<br />
Zum Zwangsernähren nehmen Sie eine Spitze. Gute Erfahrungen haben wir mit Insulinspitzen ohne Spitze<br />
gemacht. Damit kann man den Brei direkt von der Seite hinter die Nagezähne ins Maul geben. Falls das<br />
Tier Interesse zeigt, können Sie den Brei gesondert in einer Schale anbieten. Die Breie immer frisch zubereiten!<br />
Ca. alle 3 Stunden sollten die Tiere über den Tag verteilt insgesamt ca. 1/20 des Körpergewichts an<br />
Brei bekommen. Z. B. bei einem 2000 g <strong>Kaninchen</strong> täglich 100 g. Ideal wären dann ~ 15 mg pro Mahlzeit.<br />
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Häufige Erkrankungen bei <strong>Kaninchen</strong><br />
Faktoren die Krankheiten auslösen<br />
Die meisten Krankheiten brechen nur aus, wenn mehrere Faktoren zusammen kommen – folgende<br />
Faktoren begünstigen verschiedene Krankheiten:<br />
� Starker Stress - evtl. passt die Gruppe nicht zusammen, oder es gab Rangordnungskämpfe bei neu<br />
zusammengesetzten Tieren, Jungtiere die in die Pubertät kommen haben oft Stress ebenso wie Tiere die<br />
von ihren Besitzern zu oft hoch genommen werden oder von Kindern allzu wild bespielt werden oder das<br />
Gehege steht an einem unruhigem Ort.<br />
� Unsauberkeit - in einem zu selten gereinigtem, feuchtem Käfig kommt es natürlich eher zu Krankheiten.<br />
� Sauberkeit - in einem zu häufig desinfizierten Käfig können die Tiere keine Abwehrkräfte bilden, das Immunsystem<br />
erlahmt.<br />
� Falsche Käfigeinrichtung/falscher Käfig - In kleinen Plastikhäusern und kleinen Gehegen, womöglich<br />
noch mit Plastikabdeckung herrscht ein warmes feuchtes Klima in dem sich Bakterien stark vermehren.<br />
<strong>Kaninchen</strong> sollten immer ein großzügiges Gehege mit einer guten Luftzirkulation bewohnen.<br />
� Durchzug - evtl. steht das Gehege direkt am Fenster oder die Türen werden offen gelassen, somit entsteht<br />
krankmachender Durchzug. Auch Untertemperaturen können im Winter zu Erkältungen führen<br />
� Trockene Heizungsluft kann die Atemwege reizen.<br />
� Direkte Sonneneinstrahlung kann im Sommer zu Hitzeschlag führen.<br />
� Schlechte Ernährung - die Abwehrkräfte der Tiere sind durch Vitamin und Mineralienmangel geschwächt.<br />
Die Ernährung sollte überdacht und ggf. umgestellt werden. Auch schneller Futterwechsel kann<br />
zu Krankheiten führen. Feuchtes Frischfutter oder ungewohntes bzw. unggeignetes Frischfutter in größeren<br />
Mengen kann zu Darmproblemen führen.<br />
� Krankheiten - bei bestehenden anderen Krankheiten stehen die Tiere unter Stress und das Immunsystem<br />
ist gestört<br />
� Nichteinhaltung der Quarantäne – <strong>Kaninchen</strong> können sich an neu hinzugekommenen Rudelmitgliedern<br />
anstecken<br />
Parasitenbefall und Hauterkrankungen beim <strong>Kaninchen</strong><br />
Milben, Haarlinge aber auch ein Pilzbefall können den Tieren schwer zusetzen. Beim <strong>Kaninchen</strong> kommen<br />
am häufigsten Räude- Grab und Pelzmilben vor. Sie siedeln sich meist auf der hinteren Rückenpartie und<br />
der Aussenseite der Oberschenkel, gelegentlich auch auf den Lippen, Nasenrücken und Gesicht an. Diese<br />
Parasiten ernähren sich von Hautauscheidungen und sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Haarlinge<br />
verbreiten sich auf den gleichen Gebieten aber auch bevorzugt in der Afterregion und sind als kleine weiße<br />
oder schwarze Würmchen zu erkennen. Besteht ein Verdacht auf Pilz ist dieser dringend vom Tierarzt abklären<br />
zu lassen, da diese Pilzarten auf den Menschen übertragbar sind! Beim <strong>Kaninchen</strong> kommen am<br />
häufigsten die Ring oder Glanzflechte vor (Trichophyton mentagrophytes), seltener finden sich auch andere<br />
Microsporum Arten.<br />
Bei einem sehr starkem Befall zeigt das <strong>Kaninchen</strong> folgende Symptome:<br />
Starker Juckreiz, Hautläsionen, Schuppen, Haarausfall, bei Pilzbefall kreisrunder<br />
weißlich verschorfter Haarausfall. Das Tier wirkt evtl auch unruhig<br />
und kratzt sich häufig, im fortgeschrittenen Stadium gibt sich ganz auf und<br />
wird apathisch und es lässt sich nur ungern anfassen da es Schmerzen hat.<br />
Ein unbehandeltet Befall kann zum Tod durch Stress führen!<br />
Eine Diagnose durch einen erfahrenen Tierarzt ist unbedingt notwendig, ein Laie kann die verschiedenen<br />
Milbenarten nicht erkennen und auch andere Sekundärinfektionen wie z. B. Pilzbefall nicht ausschließen<br />
und behandeln. Haarlinge können zwar ohne weitere Untersuchung mit dem bloßem Auge erkannt werden.<br />
Aber auch da bitte einen Tierarzt aufsuchen um Sekundärinfektionen auszuschließen<br />
Die genaue Diagnose eines Pilzbefalles ist nur durch das Anlegen einer Kultur möglich, es wird ein Hautgeschabsel<br />
entnommen, oft reicht auch eine Haarprobe. Mitunter kann man auch unter der UV Lichtlampe<br />
gelb- grüne Fluoreszenz erkennen, was ebenfalls auf Pilzbefall hinweist, jedoch ist eine fehlende Fluoreszenz<br />
nicht gleichbedeutend mit einem negativen Befund.
Behandlung von Milben und anderen Parasiten<br />
Eine Milben-, Pilz oder Haarlingsbehandlung darf nur nach vorheriger Ärztlicher Diagnose und nur bei<br />
einem bestätigtem Befall erfolgen! Eine prophylaktische Behandlung ist nicht möglich! Egal womit Sie die<br />
<strong>Kaninchen</strong> einsprühen, betropfen oder eincremen, vergessen Sie niemals, dass Sie mit GIFT hantieren. Die<br />
meisten gut wirksamen Präparate sind Nervengifte die bei einer Überdosierung toxisch wirken. <strong>Halten</strong> Sie<br />
sich unbedingt an die angegebenen Dosierungen!<br />
Folgende Präparate empfehlen wir bei Milbenbefall<br />
Dectomax (Doramectin) Injektionslösung (Dosierung 200-400 yg (Mikrogramm!) Doramectin pro kg). Dectomax<br />
in Abständen von 7 Tagen wiederholen bei starkem Befall am 14 und ggf. auch am 21 Tag ebenfalls.<br />
Stronghold (Selamectin) ist nur zum auftragen auf die Haut wird in den Nacken getropft(Eine 15 mg- Tube<br />
bei Tieren bis 2,5 kg. Tiere unter 2 kg bekommen etwas weniger. Tiere über 5 kg bekommen eine 30 mg<br />
Tube ins Nackenfell getropft. Wiederholung nach 4 Wochen wenn der Befall noch vorhanden sein sollte).<br />
Folgende Präparate empfehlen wir bei Haarlingen:<br />
Stronghold; Bolfo Spray (Nur eingeschränkt können wir Bolfo Puder gegen Haarlinge empfehlen, Puder<br />
ist in der Anwendung meist etwas schwer zu dosieren und gerät zu leicht in die Lungen). Sprays werden<br />
immer vorab auf die eigenen Hände gesprüht (ggf Handschuhe überziehen), dabei ist ein Abstand vom Tier<br />
und vor allem von dessen Kopf notwendig, damit kein Spray in dessen Lungen gelangen kann. Damit wird<br />
das ganze <strong>Kaninchen</strong> ordentlich durchgerubbelt. Es ist ebenfalls möglich, eine Bürste einzusprühen und<br />
das Tier damit durchzubürsten! Nach 24 Stunden wird das <strong>Kaninchen</strong> nochmal ordentlich gebürstet um<br />
abgestorbene Schädlinge bzw., deren Nissen vollständig aus dem Fell zu bekommen.<br />
Die häufig angewendeten Badezusätze gegen Parasiten können wir nicht empfehlen, Baden bedeutet für<br />
die Tiere Stress und grade dieser löst den oft Milbenbefall erst aus. Bei kaltem Wetter besteht außerdem<br />
die Gefahr, dass sich die <strong>Kaninchen</strong> erkältet.<br />
Das bei anderen <strong>Nager</strong>n häufig empfohlene Frontline Spray darf nicht bei <strong>Kaninchen</strong> angewendet<br />
werden, da es zu Unverträglichkeiten, unter Umständen. auch mit Todesfolge, kommen kann!<br />
Durch die erste Behandlung (Ausnahme Stronghold) werden alle Milben und Haarlinge getötet, nicht aber<br />
deren Eier aus denen Larven schlüpfen die in Kurzer Zeit für einen neuen Befall sorgen, darum ist darauf zu<br />
achten, nach 7 - 8 Tagen auch die neu geschlüpften Nissen zu töten und ggf. auch die später geschlüpfte<br />
Nissen abzutöten, sonst ist der Haarlings- oder Milbenbefall nur vorübergehend gestoppt, kann sich aber<br />
nach kurzer Zeit wieder ausbreiten - also auch wenn sofort eine Besserung eintritt die Behandlung auf<br />
keinen Fall abbrechen! Im Normalfall ist eine dreimalige Behandlung im Abstand von jeweils 8 - 10 Tagen<br />
notwendig. Stronghold wirkt länger nach, dort ist eine Nachbehandlung nicht nötig!<br />
Folgende Behandlung empfehlen wir bei Pilzbefall:<br />
Ist die Hautveränderungen nur geringfügig ausgedehnt sind, reicht es aus, die befallenen Stellen 2 x tägl.<br />
mit einem lokal wirkenden Antimykotika zu behandeln. Z. B. Canesten als Lösung oder Salbe, evtl auch<br />
Fungizid-ratiopharm (enthalten Clotrimazol) pro befallener Stelle 1 - 2 Tropfen, 2 x tägl mindestens 3<br />
Wochen lang. Oft wird eine verdünnte Imaverollösung zum einsprühen empfohlen, dabei ist darauf zu<br />
achten, dass nicht zu viel Wirkstoff verabreicht wird und der Kopf des Tieres ist beim Sprühen zu schützen.<br />
Bei größeren Ausdehnungen ist es ratsam zusätzlich auch Griseofluvin (zB Licuden M Tabletten)oral zu<br />
verabreichen. 15 mg pro Tier KM täglich über mindestens 3 Wochen, danach reduziert bis zur völligen<br />
Heilung weitergeben. Die Behandlung muss auch weitergeführt werden, wenn das Fell schon nachwächst!<br />
Bei starkem Juckreiz kann man den Tieren Fenistil geben. Entweder als Salbe dünn auf die befallenen<br />
Stellen auftragen oder einen Tropfen "Fenistil Tropfen" direkt eingeben.<br />
Oft wird dazu geraten, das befallene Tier zu isolieren, wir sind aber der Meinung, dass Einzelhaft für <strong>Kaninchen</strong><br />
extrem stressig ist und den Heilungsprozess behindert. Lebt das Tier in einer kleinen Gruppe (2 - 4<br />
Tiere) sollte es bei der Gruppe bleiben dürfen. Bei großen Gruppen sollte es zusammen mit einem in der<br />
Rangordnung nahe stehendem Tier von den anderen isoliert werden.<br />
Reinigung<br />
Bei einem Milbenbefall muss, um einen erneuten Befall zu verhindern, das Gehege gründlich gereinigt<br />
werden. Es sollte sicher gestellt werden, dass alle Milben dabei abgetötet werden. Waschen Sie das Gehege<br />
mit heißem Essigwasser aus, danach gründlich ausspülen und sprühen Sie es auch mit einem Umgebungsspray<br />
gegen Parasiten wie Bactazol oder Ardap aus, lassen Sie das Gehege danach gut austrocknen<br />
und auslüften! Alle Einrichtungsgegenstände im Gehege sollten gereinigt oder erneuert werden.<br />
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36<br />
Madenbefall (Myiasis)<br />
Grade im Sommer kommt es leider häufiger zu Madenbefall bei <strong>Kaninchen</strong> in Aussenhaltung (seltener auch<br />
bei Tieren in Innenhaltung). Schmeißfliegen legen ihre Eier am Tier ab. Gesunde Tiere sind kaum betroffen,<br />
aber geschwächte oder gestresste Tiere (z. B. durch vorhergehende Erkrankungen, Durchfall, Rangordnungskämpfe)<br />
werden leicht Opfer von diesen Fliegenmaden. Die Fliegen legen ihre Eier bevorzugt in Hautläsionen<br />
(Verletzungen der Haut) und in der Anogenitalregion (am After) ab. Haben die Tiere zu lange Haare,<br />
so dass sie sich kaum noch selber putzen können, oder wird der Käfig nicht gründlich gereinigt oder<br />
haben die Tiere Durchfall kommt es eher zu einem Madenbefall.<br />
Vorbeugend sollten Sie langhaarigen Tieren das Fell vor allem am Po stutzen, die Käfige sauber halten,<br />
verschmutze Tiere säubern und täglich die Tiere auf Madeneier kontrollieren (die Eier sind meist als kleine<br />
weiße Punkte im Fell zu erkennen). Innerhalb von 24 Stunden können aus gelegten Eiern Maden ausschlüpfen,<br />
die sich tief in die Haut fressen und sich vom Gewebe und den Sekreten der Haut ernähren.<br />
Einen Madenbefall erkennen Sie vorab an den weißlichen Eiern die auf der Haut oder in Wunden liegen,<br />
oder auch an den geschlüpften Maden (dickliche, kleine, weiße Würmchen). Ein Befall führt unbehandelt zu<br />
einer bakteriellen Sekundärinfektion, zur einer starken Schwächung und schlimmstenfalls zum Tode des<br />
Tieres.<br />
Sollten Sie einen Befall fest stellen, entfernen sie die sichtbaren Maden und suchen Sie unverzüglich einen<br />
Tierarzt auf. Dieser wird die Wunde reinigen, und ein geeignetes Mittel gegen Maden verabreichen (z. B.<br />
Ivomec, Dectomax als Spritze oder Bolfo als Spray)<br />
Eine Kurzinfo zu Myxomatose und RHD<br />
Myxomatose und RHD sind gefährliche Erkrankungen, die jeder <strong>Kaninchen</strong>halter kennen sollte. Es handelt<br />
sich hier um eine Viruserkrankung, die immer wieder hohe Ausbreitungs- und Sterberaten verzeichnen.<br />
Myxomatose<br />
Das Myxomatosevirus gehört zu der Familie Pockenviren. Er ist nicht auf andere Tiere oder Menschen<br />
übertragbar. Nach einer überstandenen Krankheit ist der Virus noch bis zu 6 Monate im Organismus des<br />
Tieres aktiv.<br />
RHD/Chinaseuche (Rabbit Haemorrhagic Disease)<br />
RHD (Chinaseuche) ist eine gefährliche Erkrankungen, die jeder <strong>Kaninchen</strong>halter kennen sollte. Es handelt<br />
sich hier um eine Viruserkrankung, die immer wieder eine hohe Ausbreitungs- als auch Sterberate<br />
verzeichnet. Der RHD Virus (Calcivirus) befällt Haus- und Wildkaninchen, auch auf Hasen ist er<br />
übertragbar. Andere Tiere und Menschen sind gegen den Virus immun. Die meisten Erkrankungen gibt es<br />
in den Sommermonaten, nur vereinzelt werden Fälle im Winter gemeldet. Die Seuche breitet sich schnell<br />
aus und Endet in 80 - 100 % der Fälle tödlich. Die Inkubationszeit (Ansteckungszeitraum) beträgt 24 bis 72<br />
Stunden (1 bis 3 Tage)<br />
Übertragung<br />
Übertragen werden diese Viren auf viele Arten. Durch blutsaugende Insekten wie Stechmücke und <strong>Kaninchen</strong>floh,<br />
vor allem der <strong>Kaninchen</strong>floh ist hier als Hauptüberträger zu nennen. Ebenso können die Viren<br />
durch Milben, Zecken und Läuse übertragen werden. Eine Übertragung durch Futter ist ebenso möglich, vor<br />
allem gesammeltes Grünfutter steht in Verdacht Myxomatose und RHD zu übertragen. Fliegen können den<br />
Virus übertragen. Aber auch von <strong>Kaninchen</strong> zu <strong>Kaninchen</strong> oder von Mensch zu <strong>Kaninchen</strong> werden die Viren<br />
übertragen. Es ist also kaum möglich, sich vor den Viren sicher zu schützen. Nur eine Impfung bietet sicheren<br />
Schutz.<br />
Krankheitszeichen Myxomatose<br />
Die Anzeichen der Myxomatose sind nicht einheitlich, sie hängen von vielen Faktoren ab. Die Inkubationszeit<br />
des Virus beträgt nur 3 - 5 Tage. Anzeichen einer möglichen Infektion können sein: Schwellungen an<br />
den Augen, Augenausfluss, Ödeme, andere Infektionen. Es gibt 3 mögliche Verlaufsformen einer Infektion.<br />
Bei der Akuten Verlaufsform sieht man geschwollene Augenlider (Bindehautentzündung), später weitere<br />
Anschwellungen im Kopfbereich (Augen, Nase, Lippen, Ohren) und eitriges Augensekret, später auch<br />
Fieber und Ödembildung am ganzen Körper. Zu beginn der Krankheit sind die Tiere noch recht munter und<br />
nehmen gut Futter auf, nach 1 - 2 Wochen stellen sie die Nahrungsaufnahme ein und versterben. Bei der<br />
Perakuten Verlaufsform sind die Anzeichen weniger Ausgeprägt, meist erkennt man nur eine Anschwellung<br />
im Augenbereich die oft mit einer harmlosen Bindehautentzündung verwechselt wird, die Tiere sterben innerhalb<br />
weniger Tage. Bei der chronischen Verlaufsform bilden sich vor allem am Kopf und an den Läufen<br />
Knoten und Ödeme, gesunde Tiere können so eine Infektion überleben.
Krankheitszeichen RHD<br />
Die Krankheitsanzeichen sind wenig charakteristisch; eine beschleunigte oder erschwerte Atmung,<br />
Fressunlust (Inappetenz), Apathie (Teilnahmslosigkeit), allg. Störungen des Wohlbefindens, es können aber<br />
auch gar keine Anzeichen vorkommen.<br />
Es gibt 3 mögliche Verlaufsformen der Infektion. Die akute Verlaufsform, 2 - 4 Tage nach der Ansteckung<br />
kommt es zu Unruhe, Benommenheit, Atemnot oder Flankenatmung. Fieber, Fressunlust und blutiger<br />
Durchfall können ebenfalls auftreten. Die Tiere ersticken meist qualvoll. Die perakute Verlaufsform, das Tier<br />
zeigt keine Krankheitsanzeichen, es bricht plötzlich zusammen und erstickt und Atemnotkrämpfen, meist mit<br />
weit zurück gebogenen Kopf und Blutaustritt aus den Nasenlöchern. Es wird auch von Schreien und<br />
anderen Lautäusserungen berichtet. Es gibt auch einen "sanften" Verlauf, das Tier leidet unter Unwohlsein,<br />
evtl Durchfall und erholt sich nach einigen Tagen wieder.<br />
Maxomatose und RHD sind nicht heilbar, auch wenn Antibiotika und andere Medikamente unterstützend<br />
eingesetzt werden, sterben die meisten Tiere an diesen Erkrankungen. Überlebt ein Tier, überträgt es auch<br />
noch Monate nach der Erkrankung das Virus und wird nicht immunisiert.<br />
Nur durch regelmäßige Impfungen können Sie Ihr Tier schützen!<br />
In Deutschland und Österreich ist die Impfung das beste Mittel gegen Myxomatose und RHD. In der<br />
Schweiz ist die Myxomatoseimpfung nicht zugelassen.<br />
Impfungsintervalle<br />
Es gibt verschiedene Impfstoffe die auf verschiedenen Wegen eingebracht werden. Normalerweise wird<br />
subkutan gespritzt.<br />
Myxomatose<br />
Bei Jungtieren wird eine Grundimmunisierung vorgenommen: 1. Impfung im Alter von 4-6 Wochen, Wiederholungsimpfung<br />
nach 4 Wochen, weiterer Impfmodus: alle 6 Monate, idealerweise im Frühjahr und Herbst.<br />
Sollte Ihr älteres <strong>Kaninchen</strong> bisher nicht geimpft worden sein und Sie möchten das nun nachholen empfehlen<br />
wir die 1. Impfung Anfang März/April und eine Wiederholungsimpfung nach 4 Wochen, weiterer Impfmodus:<br />
alle 6 Monate.<br />
Alle Tiere sollten grundsätzlich 2 x im Jahr geimpft werden. Idealerweise impft man Anfang März/April. Eine<br />
weitere Impfung kann dann schon nach 5 Monaten erfolgen, damit im Spätsommer wenn es viele Blutsaugende<br />
Insekten gibt ein Impfschutz gewährleistet ist. Der Impfschutz hält 6 - 9 Monate.<br />
RHD<br />
Die jährliche Impfung sollte im Frühjahr vor der warmen Jahreszeit stattfinden und kann in Kombination mit<br />
Myxomatose oder <strong>Kaninchen</strong>schnupfen erfolgen, allerdings sollte an verschiedenen Stellen am Körper geimpft<br />
werden. Die Immunisierung hält 9 -12 Monate vor. Es ist also nur eine Jährliche Impfung notwendig.<br />
Auch wenn es in einem Jahr kaum Myxomatose oder RHD Fälle gibt, müssen Sie trotzdem 2 x im Jahr<br />
impfen lassen. Durch Impfmüdigkeit kann sich die Seuche weiter ausbreiten und wird im nächsten Jahr<br />
umso heftiger zuschlagen! Zusätzlicher Schutz bieten Sauberkeit und Vorsicht. Ihr Tierarzt wird Ihnen<br />
sagen, wann und wie zu impfen ist, bitte achten Sie auch selber auf die nächste fällige Impfung und führen<br />
Sie einen Impfpass!<br />
Eine Kurzinfo zu Enzephalitozoon Cuniculi (kurz E.cuniculi)<br />
Bei E cuniculi handelt sich um einen einzelligen Parasiten, der das zentrale Nervensystem der Tiere befällt,<br />
wie Gehirn, Rückenmark, und Nervenstrukturen im Allgemeinen. Die ebenfalls gebräuchlichen Bezeichnungen<br />
"Head Tilt" und "Schiefhals" beschreiben ein mögliches Symptom von Enzephalitozoon cuniculi,<br />
allerdings kann eine Kopfschräghaltung diverse Ursachen haben!<br />
Übertragung:<br />
Infizierte Tiere scheiden über den Urin und Kot die Sporen des Erregers aus. Andere Tiere nehmen die<br />
Sporen auf, indem sie an verseuchtem Futter schnüffeln, oder es fressen. Die Übertragung geschieht auch<br />
von Muttertieren auf ihre Babies, und zwar schon im Mutterleib.<br />
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38<br />
Ansteckung:<br />
Es handelt sich um eine Zoonose, daher können z.B Meerschweinchen, Ratten, Hunde und Menschen mit<br />
herabgesetztem Immunsystem (Chemotherapie, Aids) gefährdet sein.<br />
Folgende Symptome können auf E.Cuniculi hinweisen:<br />
Auffälligstes, typischstes Anzeichen: der Kopf wird schief/ verdreht gehalten (weswegen die Krankheit auch<br />
Schiefhals, bzw englisch "Head Tilt" genannt wird). Oft Verlust des Gleichgewichtssinnes. (Umkippen beim<br />
Putzen und Männchen machen, Desorientiertheit, im Kreis laufen.). Kopf / Ohren schütteln, Lähmungserscheinungen,<br />
(oft der Hinterläufe), Bauchgluckern, Aufgasung, grosse Köttel, (manchmal Durchfall) bei<br />
Jungtieren mit Wachstumsverzögerung. (Unbedingt auch Kotprobe auf Kokzidien abgeben), Evtl Kopf in<br />
den Nacken legen, Mäulchen aufreissen.<br />
Tritt eins oder treten mehrere dieser Symptome bei Ihrem <strong>Kaninchen</strong> auf, ist E.Cuniculi nicht auszuschliessen,<br />
deshalb ist eine Blutuntersuchung auf den Erreger (Antikörpertest) zur sicheren Diagnose<br />
dringend angeraten.<br />
Behandlung:<br />
Um ein gutes Ergebnis zu erzielen (damit nach Möglichkeit nur ein kleiner Teil des Nervensystems dauerhaft<br />
geschädigt wird) muss man sofort handeln, und unverzüglich zu einem Tierarzt gehen, egal , ob<br />
Nachts oder am Wochenende!<br />
In der Wartezeit auf das Blutergebniss sollte vorsorglich ein Anti- Wurmmittel (Anthelminthikum, z.B Panacur)<br />
gegeben werden, dieses ist das wichtigste Medikament bei der Behandlung von E.Cuniculi, da es den<br />
Parasiten abtötet. Nebenwirkungen von Panacur (bei richtiger Dosierung) sind bei erwachsenen, nicht<br />
tragenden, gesunden Tieren nicht bekannt. Bei trächtigen Tieren kam es in Tierversuchen, bei starker Überdosierung,<br />
sehr selten zur Beeinträchtigung der Embryo-Entwicklung.<br />
Ist die Diagnose (Ergebnis des Bluttests) eindeutig positiv ausgefallen, wird Panacur, oder ein ähnliches<br />
Mittel (Anthelminthikum), mindestens 3 bis 4 Wochen lang täglich gegeben. Ein hochdosiertes Vitamin B<br />
muss ebenfalls verabreicht werden. Die Gabe eines Antibiotikums gegen die Sekundärinfektionen kann<br />
sinnvoll sein und sollte mit dem Tierarzt abgesprochen werden. (im Allgemeinen wird zu Chloramphenicol<br />
geraten). In einzelnen Fällen ist die Gabe von Cortison sinnvoll. Ob das sinnvoll und notwendig ist, muss im<br />
Einzelfall entschieden werden, da Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen werden können.<br />
Oft bleiben nach E.cuniculi dauerhafte Schäden , z.B eine leichte Kopfschiefhaltung zurück, mit der die Tiere<br />
aber gut klar kommen. Andere im Rudel lebende <strong>Kaninchen</strong> ohne Krankheitsanzeichen müssen vorsorglich<br />
gleichzeitig ebenfalls ein Wurmmittel bekommen, da E. Cuniculi ansteckend ist!<br />
Eine Impfung ist nicht möglich. Alle Tiere können sich anstecken oder schon latent infiziert sein. Es ist zu<br />
überlegen, einmal im Jahr bei Tieren in Außenhaltung eine Wurmkur zu verabreichen.<br />
Darmprobleme bei <strong>Kaninchen</strong><br />
Ursachen für Durchfall?<br />
Durchfall kann verschiedenen Ursachen haben, eine häufige Ursache ist, dass die <strong>Kaninchen</strong> eine schnelle<br />
Futterumstellung nicht verkraftet haben, gerade junge Tiere müssen sehr langsam an neues Futter (Frischfutter/Grünfutter)<br />
gewöhnt werden. Ebenso kann es auch bei vorhandenen anderen Krankheiten wie Zahnfehlstellungen<br />
etc. zu Durchfall kommen. Evtl. wurde beim Kauf nicht das gewohnte Trockenfutter aus der<br />
Tierhandlung mitgenommen? Oder es wurde ungewohntes Frischfutter oder Trockenfutter in solchen<br />
Mengen gegeben, dass der Darm überfordert war? Vor allem im Sommer müssen die Tiere vor dem Raussetzen<br />
erst langsam an frisches Gras etc. gewöhnt werden!<br />
Mitunter ist eine Bakterielle Infektion der Grund für Durchfall (Colibakterien). Ebenso kann es sein, dass das<br />
Tier eine andere Erkrankung hat und der Durchfall also ein Folge der Schwäche ist. In diesem Fall also<br />
durch die andere Krankheit das Immunsystem soweit geschwächt ist, dass sich Fehlernährung negativ auf<br />
den Darm auswirken kann. Ein Grund für Durchfall kann auch gespritztes und nur unzureichend gewaschenes<br />
Gemüse oder Obst sein (also eine Vergiftung). Oder nicht gut abgetrocknetes Gemüse und<br />
Grünfutter. Ein weiterer Grund für Durchfall kann sein, dass die <strong>Kaninchen</strong> etwas für sie Schädliches<br />
gefressen haben: Plastik, Katzenstreu, andere giftige Einstreu, giftige Pflanzen, Zigaretten, etc.<br />
Der Hauptgrund für ständig wiederkehrenden Durchfall ist meist eine grundsätzlich falsche Fütterung der<br />
Tiere. Getreide und/oder Melassehaltiges Trockenfutter und Snacks sorgen dafür, dass der Darm nicht vernünftig<br />
arbeiten kann, viel Wasserhaltiges Frischfutter wie Gurke und auch Salat wird oft nicht vertragen. In<br />
dem Fall hilft nur eine langsame Umstellung auf eine gesunde Ernährung der Tiere.
Was löst die Trommelsucht aus?<br />
Meist entsteht die Trommelsucht wenn ungewohntes Frischfutter oder Trockenfutter in solchen Mengen<br />
gegeben wird, dass der Darm überfordert ist, es kommt zu starken Fehlgärungen im Darm. Vor allem im<br />
Sommer müssen die Tiere vor dem Raussetzen erst langsam an frisches Gras etc. gewöhnt werden, sonst<br />
entstehen diese schmerzhaften Blähungen sehr schnell. Stark blähendes/gärfähiges Futter wie Kohl,<br />
Hülsenfrüchte, Zwiebelgewächse, Klee und feiner Rasenschnitt sowie angegorenes, gefrorenes oder<br />
erwärmtes Gras verursachen oft solche gefährlichen Blähungen.<br />
Ebenso kann es auch bei vorhandenen anderen Krankheiten wie Zahnfehlstellungen etc. zu Trommelsucht<br />
kommen, da dann ja auch eine Nahrungsumstellung stattfindet.<br />
Ein Grund für Trommelsucht kann auch gespritztes und nur unzureichend gewaschenes Gemüse oder Obst<br />
sein (also eine Vergiftung). Oder nicht gut abgetrocknetes Gemüse und Grünfutter.<br />
Seltener ist eine Bakterielle Infektion der Grund für Trommelsucht.<br />
Wie erkenne ich dass mein <strong>Kaninchen</strong> Durchfall hat?<br />
Mitunter sieht man es an dem <strong>Kaninchen</strong> selber nicht sofort an, man findet aber schmierige oder sogar<br />
Breiige Kotabsonderungen im Käfig. Hat das <strong>Kaninchen</strong> schweren Durchfall ist das Fell am Po verschmutzt,<br />
mitunter ist der Durchfall flüssig (dann sollte sofort ein Tierarzt aufgesucht werden). Das Tier wirkt teilnahmslos,<br />
es frisst nicht mehr richtig, spielt nicht und hat Schmerzen, das Fell wirkt struppig, mitunter sabbert<br />
das Tier stark und es nimmt sehr stark und schnell ab.<br />
Anzeichen von Trommelsucht (Blähungen)?<br />
<strong>Kaninchen</strong> zeigen eine Trommelsucht sehr deutlich an. Gut zu ertasten und oft auch zu sehen ist eine<br />
Aufblähung des Bauches, die Bauchdecke ist stark gespannt. <strong>Kaninchen</strong> verweigert bei akuter Tympanie<br />
die Nahrungsaufnahme. Die Tiere bekommen nicht selten Atemnot oder auch eine Kreislaufschwäche, sie<br />
liegen dann mit starker Flankenatmung, oft mit panisch aufgerissenen Augen oder schon teilnahmslos im<br />
Gehege. Sie schlagen mit den Hinterläufen und knirschen auch mit den Zähnen.<br />
Wichtig:<br />
Durchfall und Trommelsucht bei <strong>Kaninchen</strong> sollte niemals länger als 24 Stunden nach der Entdeckung ohne<br />
Tierarztbesuch behandelt werden, länger andauernder Durchfall führt zum Tode des Tieres!<br />
Sofortmaßnahmen bei Durchfall und Blähungen:<br />
Grün- und Saftfutter sollte so lange nicht geben werden, bis der Kot wieder fest ist. Heu sollte immer im Käfig<br />
vorhanden sein.<br />
Die verschmutzte Afterregion ist zu reinigen, da sonst an den Stellen Hautreizungen entstehen können!<br />
Versuchen Sie die Ursache für den Durchfall, bzw die Blähungen abzuklären, überprüfen Sie vor allem das<br />
Futter des Tieres.<br />
Bei Durchfall muss vor dem Austrocknen (dehydrieren) geschützt werden. Sollte das <strong>Kaninchen</strong> nicht selber<br />
trinken, ist es Wichtig ihm Wasser oder auch Fenchel- oder Kamillentee einzuflößen (mehrmals am Tag mit<br />
einer Pipette)! Das Wasser mit Traubenzucker (z.B. Dextroenergen) vermischen (ca. 1/4 Tl am Tag). Ist das<br />
Tier dehydriert, d.h. ausgetrocknet, muss es sofort von einem Tierarzt mit einer elektrolytische Injektion behandelt<br />
werden! Eine Austrocknung des Tieres erkennt man, wenn beim Ziehen oder Zusammendrücken<br />
einer Hautfalte diese sich nicht mehr an den Körper anlegt, sondern stehen bleibt.<br />
Bei Trommelsuch Sab Symplex, Lefax oder ein anderes Medikament mit dem Wirkstoff Simeticon ist eingeben.<br />
3 - 5 x tägl zwischen 0,2 und 0,4 ml vermischt mit der gleichen Menge Wasser. Anschließend kann der<br />
Bauch vorsichtig mit kreisenden Bewegungen massiert werden (eher streicheln, nicht drücken!).<br />
Darmflora:<br />
Die beschädigte Darmflora des erkrankten Tieres muss wieder aufgebaut werden. Dazu kann gibt man z.B.<br />
1 g Bird Bene Bac Gel, oder eine Messerspitze Bene Bac als Pulver oder den Inhalt einer Kapsel Omniflora<br />
N pro Tag. Etwas Baby-Karotten- oder Baby-Apfelbrei regt zur Futteraufnahme an. Wenn das Tier zu wenig<br />
oder gar nicht frisst, bzw. zu stark abnimmt, muss es Zwangsernährt (Siehe Seite 33) werden, damit die<br />
Darmtätigkeit nicht zum Erliegen kommt. Bitte wägen Sie gut ab, ob das Tier zwangsernährt werden muss,<br />
da das Päppeln das Tier sehr stresst und Stress den Heilungsprozess negativ beeinflusst.<br />
Für einen Zeitraum von mindestens 7 Tagen darf das <strong>Kaninchen</strong> ausschließlich Wasser/Tee und Heu zu<br />
sich nehmen! Um das Tier wieder an Frischfutter zu gewöhnen wenn der Durchfall sich gebessert hat ist<br />
gibt man sehr kleine Stückchen Fenchel, Reibeäpfel, dazu geriebene Karotte, das regt den Appetit an.<br />
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Erkältungskrankheiten<br />
Das erste Erkennungszeichen eines Schnupfens oder einer Lungenentzündung sind meist häufiges Niesen.<br />
Im fortgeschrittenen Stadium kommen noch Nasenausfluss, Gewichtsabnahme, Nahrungsverweigerung,<br />
Augenausfluss und häufig starke Flankenatmung und Atemnot dazu.<br />
Beim ersten Anzeichen einer Erkältung ist sofort ein Tierarzt aufzusuchen, da aus einem einfachen<br />
Schnupfen (Rhinitis)sonst sehr schnell eine Lungenentzündung (Pneumonie) werden kann!<br />
Erkältungskrankheiten werden von einer Vielzahl verschiedener Bakterien und Viren ausgelöst, z B. P.<br />
pneumotropica, Streptokoken, Sendai Virus. Für einen Laien ist eine genaue Bestimmung des Erregers<br />
nicht möglich. Die Bakterien und Viren welche die Krankheit auslösen lassen sich auch bei gesunden<br />
<strong>Kaninchen</strong> finden, zum Ausbruch kommt so eine Krankheit meist nur, wenn noch weitere ungünstige Faktoren<br />
auftreten, Siehe Seite 34.<br />
<strong>Kaninchen</strong> können sich auch bei ihrem Halter anstecken! Hat der Halter eine Streptokokken Infektion /oder<br />
Schnupfen, eine Mandelentzündung, eine Erkältung, kann er den <strong>Kaninchen</strong> damit anstecken, von daher<br />
sollten Sie in solchen Fällen die <strong>Kaninchen</strong> nicht anfassen und auf gründliche Hygiene beim täglichen Versorgen<br />
achten!<br />
Behandlung von Erkältungskrankheiten<br />
Wir möchten hier keine Anweisung zur Eigenmedikation geben, denn ein Laie kann eine Lungenentzündung<br />
nicht von einem harmlosen Schnupfen unterscheiden, von daher sollte immer ein Tierarzt die Behandlung<br />
übernehmen.<br />
Sinnvollerweise wird eine Erkrankungen der Atmungsorgane mit Antibiotika behandelt, empfohlen wird eine<br />
Behandlung mit Chloramphenicol in einer Dosierung von 0,2 - 0,5 mg pro 100 g Körpergewicht. Diese Behandlung<br />
muss mindestens 5 Tage, auch nach sofortigem Abklingen der Symptome, fort geführt werden.<br />
Antibiotika wirkt sich negativ auf die Darmflora aus, wir empfehlen von daher, Zeitversetzt dem Tier Bird<br />
Bene Bac zu geben. Pro Tag etwa eine Erbsengroße Menge. Diese gefriergetrocknete Darmbakterien bekommt<br />
man nur beim Tierarzt. Die Bird Bene-Bac Kur sollte vor allen Dingen nach der Antibiotikabehandlung<br />
noch 5 - 10 Tage weitergeführt werden. Alternativ zu Bird Bene Bac kann man auch Omniflora N Kapseln<br />
einsetzten. Gut vertragen wird das neue Antibiotikum Marbocyl, es wirkt nicht Darmschädigend und<br />
wird ebenfalls bei Atemwegserkrankungen mit Erfolg eingesetzt.<br />
Unterstützend werden nach Absprache mit dem Tierarzt Vitaminpräparate verabreicht.<br />
Inhalation<br />
Ebenfalls unterstützend können Sie die <strong>Kaninchen</strong> inhalieren lassen. Dazu setzen Sie das <strong>Kaninchen</strong> in seine<br />
Transportbox. Diese Box halten Sie dann über eine Schale mit heißem Kamillenaufguss (die Schale<br />
sollte um Verletzungen zu vermeiden mit einem Sieb abgedeckt sein). Dies können Sie 2 x täglich durchführen.<br />
Sollte es das <strong>Kaninchen</strong> zu sehr stressen, stellen Sie die (mit dem Sieb abgedeckte) Schale nur<br />
neben den Käfig und achten dabei auf eine gute Luftzirkulation. Besonders zahme Tiere können Sie auch<br />
vom Schoss aus inhalieren lassen, auch hier muss die Schale trotzdem mit einem Sieb abgedeckt werden.<br />
Es kann im akutem Krankheitsfall dazu kommen, dass das <strong>Kaninchen</strong> die Nahrungsaufnahme verweigert, in<br />
dem Fall kann es nötig sein, das Tier vorübergehend zu päppeln. Wägen Sie gut ab, ob es wirklich nötig ist,<br />
päppeln bedeutet Stress und sollte wirklich nur im bei totaler Nahrungsverweigerung zum Einsatz kommen.<br />
Kranke <strong>Kaninchen</strong> benötigen Wärme, stellen Sie eine Rotlichtlampe auf. Achten Sie darauf, dass nur eine<br />
Ecke des Geheges angestrahlt wird und das Tier selbst aussuchen kann, ob es in der Wärme liegt oder<br />
nicht. Die Temperatur sollte nicht wärmer als Handwarm sein.
<strong>Kaninchen</strong>nachwuchs<br />
Vorab<br />
Bedenken Sie, dass die süßen Babys nur sehr kurze Zeit süße Babys, aber sehr lange Zeit große <strong>Kaninchen</strong><br />
sind und Sie evtl. nicht alle Tiere behalten können. Überlegen Sie sich gut, ob Sie Nachwuchs haben<br />
möchte, der möglicherweise kein neues Zuhause findet oder die Zahl der Tiere im Heim noch weiter nach<br />
oben schießen lässt. In Tierheimen sitzen auch so genug <strong>Kaninchen</strong> die auf ein gutes Zuhause warten, teilweise<br />
sind hier die Tiere auch trächtig und wenn Sie nur einmal Nachwuchs aufwachsen sehen wollen, sollten<br />
Sie sich im Tierheim erkundigen und nicht selber Tiere vermehren.<br />
Bevor Sie sich entschließen einmal Nachwuchs haben zu wollen, sollten Sie sich sicher sein, dass Sie die<br />
Tiere in wirklich gute Hände abgeben können. Das nächstbeste Zoofachgeschäft ist nicht unbedingt immer<br />
der beste Platz. Möchten Sie wirklich, dass Ihre süßen <strong>Kaninchen</strong>babys als vergessenes Einzeltier in einem<br />
Winzigkäfig sein Dasein fristet wie es leider bei den meisten <strong>Kaninchen</strong> der Fall ist?<br />
Erste und wichtigste Voraussetzung für das Verpaaren von <strong>Kaninchen</strong> ist, dass beide Elterntiere gesund<br />
und kräftig sind und keine Krankheiten weitervererben. Inzucht ist bei <strong>Kaninchen</strong> ein Problem, Tiere aus Inzucht<br />
sind oft kleiner und krankheitsanfälliger, also sollten keine Geschwister und auch keine Eltern mit ihren<br />
Kindern verpaart werden. Der Rammler darf nicht größer als die Häsin sein, sonst kommt es bei<br />
Schwangerschaft und Geburt zu schweren Komplikationen, wie z. B. Totgeburten weil die Babys zu groß für<br />
die Mutter werden.<br />
Das Weibchen (die Häsin) ist ab dem achten Lebensmonat Zuchtreif, jüngere Tiere sollten niemals zur<br />
Zucht eingesetzt werden. Rammler können schon ab dem 6 Monat zur Zucht eingesetzt werden. Bei der<br />
ersten Befruchtung sollte das Weibchen aber auch nicht älter als 15 Monate sein, dann ist das Wachstum<br />
der Tiere beendet und das Becken verknöchert. Eine zu späte Schwangerschaft führt evtl. zu Fehlgeburten<br />
und anderen Problemen aufgrund des zu engen und unelastischen Beckens.<br />
Es kann zu Komplikationen während und nach der Schwangerschaft kommen - sind Sie bereit die evtl. hohen<br />
Tierarztkosten zu tragen? Es kann ebenfalls zum Tode des Tieres oder der Jungen kommen, können<br />
Sie damit umgehen?<br />
Schon vor der Geburt der Babys, sollten Sie sich auch Gedanken darüber machen, wie es dann weiter gehen<br />
soll. Haben Sie vor ständig ein Paar <strong>Kaninchen</strong> zusammenzuhalten, dann bedenken Sie, dass die<br />
Weibchen eine Tragzeit von nur ca. 28 - 33 Tagen haben. Die Zahl der möglichen Würfe pro Jahr liegt zwischen<br />
6 und 10 Würfen. Durchschnittlich gibt es 5 bis 6 Jungtiere pro Wurf - es können aber auch bis zu 10<br />
Tiere sein. Da kann die Vermehrungsrate schnell außer Kontrolle geraten. Wollen Sie nur einmal Nachwuchs<br />
aufwachsen sehen, dann trennen Sie die Eltern direkt nach dem Deckakt und lassen Sie den Rammler<br />
sofort kastrieren. Kurz (wenige Stunden bis Tage) nach der Geburt kann ein <strong>Kaninchen</strong>weibchen wieder<br />
gedeckt werden. Diese Tiere machen keine selbstständigen Pausen zwischen den Schwangerschaften.<br />
Paarung<br />
Haben Sie sich nun ein Pärchen <strong>Kaninchen</strong> angeschafft oder erfolgreich vergesellschaftet, wird es auch früher<br />
oder später zur Paarung kommen. Der Rammler steigt von hinten auf die Häsin, dieser Deckakt dauert<br />
nur wenige Sekunden. Die Paarungsbereitschaft und Zeugungsfähigkeit sind unabhänig von Brunstperioden.<br />
Der Eisprung erfolgt 10 bis 12 Stunden nach dem Deckakt und wird durch den Nervenreiz während<br />
des Deckvorgangs ausgelöst. Der Deckakt/das Aufreiten dauert in der Regeln nur kurz an. Ist der Deckakt<br />
erfolglos, kann es zu Scheinschwangerschaften kommen.<br />
Geburt und Aufzucht<br />
Ob eine <strong>Kaninchen</strong>dame schwanger ist, erkennen sehr erfahrene Züchter mitunter schon ab dem Ende der<br />
zweiten Schwangerschaftswoche, doch häufig ist die Schwangerschaft erst in den letzen Tagen vor der Geburt,<br />
oder wenn wenige Junge erwartet werden gar nicht zu erkennen. Das Weibchen wird etwas behäbiger.<br />
Sie verbringt mehr Zeit damit ein geräumiges Wurfnest zu bauen und frisst etwas mehr. Manche Weibchen<br />
werden wesentlich aggressiver gegenüber Artgenossen oder Menschen, andere Weibchen ziehen sich<br />
mehr zurück. Meist erkennt der Halter an einer deutlichen Wesenveränderung dass sein <strong>Kaninchen</strong><br />
Schwanger ist. Die Tragzeit beträgt ca. 28 - 33 Tage<br />
<strong>Kaninchen</strong>mütter haben einen erhöhten Eiweiß- Mineral- und Vitaminbedarf, geben Sie deshalb eine abwechslungsreiche<br />
Kost mit viel Grünfutter vor allem Knollengemüse, mehr Trockenkräuter (keine Petersilie<br />
oder Hirtentäschel) und evtl. nach Absprache mit dem Tierarzt zusätzliche Vitamin und Kalziumpräparate.<br />
41
42<br />
Führen Sie regelmäßig einen <strong>Kaninchen</strong> Tüv (Seite 31) durch. Bei Krankheitszeichen suchen Sie sofort den<br />
Tierarzt auf.<br />
Umzug und Wechsel der Käfiggenossen sollte während der Schwangerschaft vermieden werden, Stress<br />
kann zu Fehl- und Frühgeburten führen. Manche <strong>Kaninchen</strong>weibchen bleiben bei der Schwangerschaft und<br />
Geburt lieber allein. Stellen Sie dem Weibchen eine extra große Wurfkiste in das Gehege (ein sehr großes<br />
Haus, mindestens 40 x 40 cm), idealerweise hat diese Wurfkiste einen abnehmbaren oder aufklappbaren<br />
Deckel, so können Sie das Nest kontrollieren, ohne es durch Anheben des Hauses zu zerstören. Vier Tage<br />
vor dem errechneten Geburtstermin sollte das Gehege nocheinmal gründlich gereinigt werden. Hat die Häsin<br />
schon ein Wurfnest gebaut, sollte dieses aber auf keinen Fall entfernt werden. Geben Sie viel Nistmaterial<br />
in den Käfig (Heu, Stroh, getrocknete Blätter).<br />
Einige Zeit vor der Geburt rupft sich die Häsin Bauchwolle (das Bauchfell) aus und polstert damit das Nest<br />
dick aus. Die Geburt findet meist in der Nacht oder am Morgen statt statt. Die Jungen werden von der Mutter<br />
in Empfang genommen und abgenabelt, danach wird jedes Baby sofort von der Eihaut befreit und trocken<br />
geleckt.<br />
Das kräftige Ablecken der Jungen hat mehrere Gründe:<br />
� Die Jungen werden so gesäubert<br />
� Die Blutzirkulation wird angeregt und der Kreislauf wird so erst richtig in Gang gebracht<br />
� Mutter und Kind stellen so eine Bindung her und die Mutter nimmt den Geruch des Jungen auf<br />
Die Eihaut sowie die Nachgeburt werden von der Mutter gefressen. Kontrolieren Sie einige Stunden nach<br />
der Geburt das Nest, Totgeburten und unverzehrte Nachgeburten sollten entfernt, stark blutverschmierte<br />
Einstreu sollte ausgewechselt werden.<br />
Es können zwischen 4 und 10 Welpen geboren werden, mitunter sind es auch weniger. Im Durchschnitt<br />
werden 5 - 6 Jungen geboren.<br />
Die Jungen sind Nesthocker, ihre Augen sind noch geschlossen und auch der Fellwuchs ist eher spärlich<br />
(man spricht davon, dass sie nackt zur Welt kommen - so sieht es zumindest aus).<br />
Wichtig<br />
Sorgen Sie sich nicht, wenn die Häsin sich scheinbar nicht um ihre Jungen kümmert! In freier Wildbahn<br />
werden <strong>Kaninchen</strong>babys nur einmal am Tag gesäugt, die Mutter verlässt das Nest und verschließt den unterirdischen<br />
Bau - so versucht sie ihre Jungen vor Fressfeinden zu schützen. Die <strong>Kaninchen</strong>milch ist sehr<br />
reichhaltig und hält 24 Stunden vor. Nur selten säugt ein Weibchen die Jungen direkt nach der Geburt,<br />
meist werden die Babys am nächsten Tag bzw in der nächsten Nacht gesäugt. <strong>Kaninchen</strong>mütter suchen<br />
meist Nachts oder in den frühen Morgenstunden ihr Nest auf um die Jungen zu säugen, nach dem säugen<br />
leckt sie den Babys kräftig den Bauch um die Verdauung und den Kreislauf anzukurbeln und auch um Kot<br />
aufzunehmen und so das Nest sauber zu halten. Falls Sie unsicher sind, ob die Mutter ihren Pflichten nachkommt,<br />
kontrollieren Sie in den Morgenstunden das Nest, die Jungen sollten dick gefüllte Bäuche haben<br />
und warm und sauber geleckt sein. Bei Jungen oder unerfahrenen Müttern Ist dies mitunter nicht der Fall,<br />
dann müssen Sie die Jungen aufziehen. Versuchen Sie aber auch in dem Fall, ob die Mutter die Babys<br />
nicht doch annimmt und setzen Sie die Babys öfter an.<br />
Entwicklung der Jungen<br />
� Bis zum 3. Lebenstag sind die Jungen völlig nackt, am 3. Tag treten erste Haarspitzen hervor.<br />
� Nach 10 - 12 Tagen öffnen die Jungen ihre Augen und auch das Fellkleid ist voll ausgebildet<br />
� Ab der 4. Lebenswochen verlassen die Tiere das Nest und machen selbstständige Ausflüge in die Umgebung<br />
und spielen mit ihren Geschwistern. Auch fangen sie nun an feste Nahrung zu sich zu nehmen und<br />
nagen an den überall liegenden Heuhalmen, sie verringern nun deutlich die Milchaufnahme.<br />
� Ab der 8. Lebenswoche sind die völlig selbstständig und werden nun auch nicht mehr von der Mutter gesäugt,<br />
sie brauchen ihre Mutter aber noch, um von ihr zu lernen.<br />
Ab Ende der 12. Woche sollten Sie die Rammler von den Weibchen trennen. Abgeben sollten Sie die Tiere<br />
frühestens mit 8 Wochen, besser aber mit 10 Wochen, bis dahin brauchen die jungen <strong>Kaninchen</strong> noch Kontakt<br />
zu Erwachsenen um von ihnen ein natürliches Sozialverhalten zu lernen.
Jungtiere nehmen Blindarmkot der Mutter auf. Die darin enthaltenen Bakterien werden von den Tieren<br />
dringend benötigt um ihre eigene Darmflora aufzubauen. Grade in der Phase der Umgewöhnung von Milchkost<br />
auf Rohfaserhaltige Kost ist die Aufnahme des Blindarmkotes der Mutter lebenswichtig, ohne die darin<br />
befindlichen Baktierien können die Jungtiere keine gesunde Darmflora aufbauen. Tiere die zu früh von der<br />
Mutter getrennt werden nehmen nicht ausreichend Blindarmkot auf, bauen keine gesunde Darmflora auf,<br />
neigen später zu Darmstörungen und haben ein empfindliches Immunsystem. <strong>Kaninchen</strong>weibchen, die<br />
länger bei Ihren Müttern lebten, sind wesentlich ruhiger und Sicherer wenn sie Jungen bekommen. Geschlechtsreif<br />
werden Zwergkaninchenrassen mit ca. 3 Monaten. Große <strong>Kaninchen</strong> (Schlachtkaninchen ab<br />
ca. 5 kg) mit 4 - 5 Monaten, aber frühreife Damen und Herren sind auch mitunter schon ab 2,5 - 3 Monaten<br />
soweit sich zu vermehren, achten Sie also auf eine rechtzeitige Trennung nach Geschlechtern!<br />
Scheinschwangerschaft<br />
Manche <strong>Kaninchen</strong>weibchen sind sehr empfänglich für Scheinschwangerschaften. Vor allem wenn sie mit<br />
einem Kastraten zusammen leben und im Frühjahr werden Häsinnen mitunter Scheinschwanger.<br />
Auslöser<br />
Durch den Deckakt werden ca. 12 Stunden nach dem Deckakt beim Weibchen Eizellen freigesetzt. Nur<br />
durch den Deckakt werden Eizellen in den Follikeln ausgebildet und freigesetzt, <strong>Kaninchen</strong> haben keine zyklische<br />
Empfänglichkeit wie z. B. Menschen. Im Eileiter findet im Normalfall dann eine Befruchtung statt. Ist<br />
der Rammler kastriert, kommt es selbstverständlich nicht zur Befruchtung, mitunter kommt es aber trotzdem<br />
zu einer sogenannten Scheinschwangerschaft. In so einem Fall bilden sich trotz der nicht stattgefundenen<br />
Befruchtung Gelbkörper, welche für die Produktion des Schwangerschaftschutzhormons (Progesteron) zuständig<br />
sind.<br />
Anzeichen<br />
Die <strong>Kaninchen</strong>weibchen fangen an Nester zu bauen, sie sind<br />
ständig damit beschäftigt, Nistmaterial zu sammeln und tragen<br />
fast immer Stroh oder Heu im Maul. Gegen Ende der Scheinschwangerschaft<br />
rupfen sich die Häsinnen auch Bauchfell aus<br />
um damit ihr Nest zu polstern. Räumen Sie das Nest auf keinen<br />
Fall weg, es würde nur für mehr Stress sorgen, lassen Sie Ihr<br />
Tier gewähren!<br />
Häufig verhalten sich scheinschwangere <strong>Kaninchen</strong>damen agressiver als sonst, sie greifen mitunter sogar<br />
ihren Partner an und vertreiben ihn aus dem gemeinsamen Käfig (die Tiere sollten in der Zeit nicht in einen<br />
kleinen Schlafkäfig gesperrt werden, Wohnungskäfige sollten offen bleiben, damit sich die Tiere aus den<br />
Weg gehen können). Mitunter wird auch der Besitzer angegriffen. Das Weibchen knurrt häufiger als sonst.<br />
Sie ist auch wesentlich unruhiger und häufig gehen Scheinschwangerschaften mit einer leichten Gewichtsabnahme<br />
einher.<br />
Eine normale Scheinschwangerschaft dauert ca. 14 – 18 Tage, bis dahin werden die Gelbkörper abgebaut.<br />
Ist das Weibchen nur ein oder zweimal im Jahr scheinschwanger, dann reicht es aus, ihr in der Zeit viel<br />
Ruhe, hochwertiges Futter, beruhigende Kräuter frisch oder als Tee zu verabreichen (Kamille, Salbei, Basilikum<br />
und Fenchelknollen).<br />
Sollten häufigere oder länger andauernde Scheinschwangerschaften auftreten, dann sollten Sie das Tier<br />
einem erfahrenen Tierarzt vorstellen. Für die Häsin und auch ihren Partner sind andauernde Scheinschwangerschaften<br />
sehr stressig. Es steigt außerdem die Gefahr von schweren gesundheitlichen Folgen.<br />
Es kann zu Gebärmuttervereiterung, Gebärmutterkrebs, Entzündungen der Eileiter und Follikeln kommen.<br />
Als erster Versuch ist die Behandlung mit Hormonen (Gestagen, HCG) sicher sinnvoll, allerdings ist die<br />
Wirkung oftmals nicht von Dauer, oft muss die Behandlung nach wenigen Monaten erneut erfolgen und<br />
nicht selten sind regelmäßige Injektionen im Abstand von wenigen Monaten erforderlich.<br />
Da diese Hormone nicht Nebenwirkungsfrei sind, wäre eine Kastration dann angeraten. Die Kastration –<br />
also das Entfernen der Gebärmutter - ist der letzte Weg und sollte nur bei sonst gesunden Tieren durchgeführt<br />
werden. Die Kastration ist in der Tat die einige dauerhafte Lösung für ständige Scheinschwangerschaften.<br />
Auch wenn es kein leichter Eingriff ist, wir haben bisher nur gute Erfahrungen damit gemacht, die<br />
Weibchen wurden ruhiger, gelassener, standen nicht mehr unter Stress und das Zusammenleben zwischen<br />
den Tieren und zwischen Tier und Mensch wurde wesentlich harmonischer.<br />
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Links<br />
<strong>Info</strong>links<br />
http://www.nager-info.de Die umfangreiche <strong>Kaninchen</strong> <strong>Info</strong> der <strong>Nager</strong>hilfe<br />
http://www.einwohner.net/suniseven Claudi's kleiner Zoo; Umfangreiche <strong>Info</strong>s zur <strong>Kaninchen</strong>haltung<br />
http://www.birgit-drescher.de Dr. med. vet. Birgit Drescher; Die Seite einer Tierärztin<br />
http://www.vet-dent-lazarz.de/ Dr. med. vet. Bernhard Lazarz Tierarzt Experte für Zahnprobleme<br />
http://www.kaninchenforum.com <strong>Kaninchen</strong>forum; Forum mit umfangreichen <strong>Kaninchen</strong> FAQs<br />
http://www.kaninchentreff.de/ <strong>Kaninchen</strong>treff; gute FAQs, tolles Forum mit <strong>Kaninchen</strong>vermittlung<br />
http://www.kaninchengehege.de/ <strong>Kaninchen</strong>gehege; Viele tolle <strong>Kaninchen</strong>gehegeideen<br />
Vermittlung<br />
http://www.nagervermittlung.info.ms/ <strong>Nager</strong>- und Kleinsäugervermittlung der <strong>Nager</strong>hilfe<br />
http://www.kaninchenschutz.de/ <strong>Kaninchen</strong>schutz; Notfallkaninchenvermittlung<br />
http://www.bunnyhilfe.de/ Bunny Hilfe; Ein Verein der Notfallkaninchen aufnimmt und vermittelt.<br />
Tierschutz und <strong>Info</strong><br />
http://www.tierschutz-tvt.de/ Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz<br />
Kommerzielle Links<br />
http://www.just4bun.de/ Just 4 bun; bietet <strong>tiergerecht</strong>es <strong>Kaninchen</strong>zubehör und Futter<br />
http://www.das-heimtierparadies.de/ Das Heimtierparadies; <strong>tiergerecht</strong>es Zubehör und Futter<br />
Bücher<br />
"Artgerechte Haltung-ein Grundrecht auch für Zwerg- <strong>Kaninchen</strong>"<br />
von Ruth Morgenegg, KiK-Verlag; ISBN 3-9522661-1-6<br />
"<strong>Kaninchen</strong> verstehen - ein Ratgeber für die artgerechte Haltung"<br />
von Anne McBride; Pala Verlag; ISBN 3-89566-188-0<br />
Die Inhalte der Bücher und HPs entsprechen nicht immer unseren Standards und und unserer Auffassung<br />
von <strong>tiergerecht</strong>er Haltung, aber sie sind zur Zeit die informativsten Bücher und HPs die wir kennen.<br />
Ansprechpartner:<br />
Claudia Jacob: Telefon: 0700-<strong>Kaninchen</strong> (0700-526462436); Mail: claudia_jacob@arcor.de<br />
Christine Wilde: Telefon: 0541 120 85 85: Mail: info@nager-info.de<br />
Wir danken:<br />
Claudia Jacob; Bilder und Texte,<br />
Heike D.; Text zu E. Cuniculi<br />
Pia Maar und Nadine Angersbach; Bilder<br />
und allen die uns mit <strong>Info</strong>rmationen zu <strong>Kaninchen</strong> weitergeholfen<br />
haben, allen die uns regelmäßig Erfahrungsberichte zukommen<br />
lassen und allen die mit uns zusammen arbeiten.