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Gesprächsführung im Unterricht - Die Lehrerfrage

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Gesprächsführung <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Lehrerfrage</strong><br />

Zweck der <strong>Lehrerfrage</strong><br />

1. Steuerung der Aufmerksamkeit der Schüler<br />

2. Bedürfnisse und St<strong>im</strong>mungen der Schüler transparent machen<br />

3. Disziplin erreichen<br />

4. Interesse wecken, motivieren (Frage als Impuls)<br />

5. Wissen offenlegen<br />

6. Verständnis fördern<br />

7. Problembewusstsein wecken<br />

8. neue Einsichten, Ideale, Haltungen und Einstellungen entwickeln<br />

9. Fördern und Vertiefen von Lernen<br />

10. Logisches und kritisches Denken anregen<br />

11. Leistungen überprüfen<br />

12. Ergebnisse sichern.<br />

Rhetorik<br />

1. Grundsatz: Stets Augenkontakt mit den Schülern halten<br />

2. Sprechtempo: Das Sprechtempo dem Schülerniveau anpassen<br />

3. Satzbau: <strong>Die</strong> Frage muss aus einem ganzen Satz bestehen<br />

4. Betonung: Wichtige Frageelemente durch Betonung hervorheben<br />

5. Vielseitigkeit: Wechseln der Fragewörter<br />

6. Warten: Nach der Fragestellung den Schülern genügend Zeit geben (Faustregel: mind. 3 sec.).<br />

Formulierung<br />

1. Je informationsreicher ein Satz ist, desto kürzer muss er sein, d.h. lange Fragen in Teilfragen aufspalten<br />

2. <strong>Die</strong> Schüler nicht mit unnötigem Beiwerk vom Kern der Frage ablenken<br />

3. <strong>Die</strong> Frage muss klar und eindeutig sein<br />

4. Doppelfragen vermeiden, die die Schüler verwirren (Frage und Frage)<br />

5. Eine Abfolge von Fragen vermeiden (Frage-Pause-Frage-Pause-Frage)<br />

6. Fragen möglichst als W-Fragen stellen (?) (W-wort am Anfang nehmen die Schüler besser wahr)<br />

7. Fragen sollten nicht nur Faktenfragen sein, sondern auch Denkanstöße geben<br />

8. Nur offene Fragen stellen, wenn die Schwierigkeit der Beantwortung nicht zu hoch ist<br />

9. Zwischen Wissens- und Denkfragen sowie geschlossenen und offenen Fragen sollte variiert werden<br />

10. (abhängig von der jeweiligen <strong>Unterricht</strong>sphase; durch die Variation werden verschieden starke Schüler<br />

angesprochen).<br />

St<strong>im</strong>ulierung<br />

1. Impuls vor Frage<br />

2. Mit wenigen Fragen ganz viel bewirken. Weniger ist oft mehr!<br />

3. Den Fragen muss ein Bezug auf eine Erfahrung oder eine Information vorausgehen, da die Schüler die<br />

Frage ansonsten nicht beantworten können<br />

4. <strong>Die</strong> Fragebeispiele sollten aus den Erfahrungs-/Interessengebieten der Schüler stammen<br />

5. Über-/Unterforderung vermeiden<br />

6. Der Schwierigkeitsgrad der Frage sollte sich proportional zum Stundenverlauf verhalten<br />

7. Für die Schüler Kernfragen deutlich herausheben<br />

8. Eine Frage darf die Antwort nicht enthalten<br />

9. Wenn keine Antwort kommt, darf der Lehrer die Antwort nicht selbst geben<br />

10. Alle Schüler sind gleichmäßig zu befragen<br />

11. Auf Schülerantworten ist einzugehen.<br />

Tatsächliches Frageverhalten von Lehrern<br />

Bei der Beobachtung von Lehrern in der täglichen <strong>Unterricht</strong>spraxis wurde folgendes Frageverhalten<br />

festgestellt:<br />

1. Lehrern ist es häufig gar nicht bewusst, dass sie nur mit wenigen Schülern arbeiten<br />

2. An Schüler, von denen der Lehrer weniger erwartet, werden weniger und kognitiv anspruchslosere<br />

Fragen gestellt<br />

3. Geraten Lehrer in einer Stunde unter Zeitdruck, so reduziert sich das kognitive Anspruchsniveau der<br />

Fragen, und sie arbeiten nur noch mit den guten Schülern<br />

4. Bei fehlender fachlicher Souveränität stellen Lehrer fast ausschließlich Faktenfragen und arbeiten nur<br />

mit den guten Schülern.<br />

1


Typische Fehlformen von Fragestellungen<br />

<strong>Die</strong> nachfolgend genannten Arten von Fragen sollten <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong> unter allen Umständen vermieden<br />

werden:<br />

1. Kettenfragen (Aneinanderreihung mehrerer Fragen)<br />

2. Suggestivfragen ( Frage mit 'eingebauter' Antwort, Aufforderung zur Zust<strong>im</strong>mung)<br />

3. Rate-Fragen (unpräzise Fragestellung mit anschließendem Bohren, Fragen ohne Anhaltspunkte)<br />

4. Scheinfragen (Tadel, Lob, Ironie usw. in Frageform)<br />

5. Fragen nach neuen Begriffen/Vokabeln ('What is the income tax?', wenn Begriff nicht bekannt)<br />

6. Echo-Fragen (Lehrer-Echo in Frageform: 'Do the others agree with Lars that ...')<br />

7. Unfertige Fragen (erzeugen Unsicherheit, da Antwort unbekannt, 'The inflation rate is...Carina go on ?')<br />

8. Ja-nein bzw. Entscheidungsfragen fordern die Schüler nicht. ('Is the sun yellow?’)<br />

9. Der Lehrer sollte <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong> nur Fragen stellen, wenn er eine eigenständige Antwort des Schülers<br />

erwartet. Nichtssagende, anspruchslose oder rhetorische Fragen lösen bei den Schülern nur Unwillen.<br />

<strong>Die</strong> Typen von <strong>Lehrerfrage</strong>n <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong><br />

Zu Forschungszwecken und für die Lehrerausbildung, versucht man seit langem, die verschiedenen Arten<br />

von <strong>Lehrerfrage</strong>n zu typisieren. Dabei werden zumeist zwei Möglichkeiten unterschieden: Typisierung nach<br />

dem Zweck der Fragen und nach dem kognitiven Anspruchsniveau.<br />

1. Kognitive Gedächtnisfragen: Der Schüler gibt gelernte Fakten wieder. ('What do you call this?')<br />

2. Konvergente Fragen: Der Schüler muss nachdenken. Erwartet wird eine richtige oder angemessene<br />

Antwort, wobei es nur eine Lösung gibt. ('Why did they kill President Lincoln in 1865?)<br />

3. Divergente Fragen: <strong>Die</strong> Schüler werden angeregt, eine Vielzahl von Antworten zu geben, kreatives<br />

Denken wird gefördert. ('What do you think will happen next?' - Ende einer Geschichte erfinden)<br />

4. Evaluative Fragen: <strong>Die</strong> Schüler werden aufgefordert, Werturteile zu formulieren und zu begründen. Das<br />

Anspruchsniveau wird <strong>im</strong>mer höher, die Frage wird <strong>im</strong>mer offener. ('How do you feel about it?' - eigene<br />

Meinung abgeben)<br />

Möglicher Einsatz von Fragen <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong><br />

Welche Art von Frage in der jeweiligen Situation angebracht ist, hängt vom konkreten <strong>Unterricht</strong>sverlauf ab.<br />

1. Einstiegsphase/Warming-up<br />

a) Offene Fragen, die die Schüler aktivieren und motivieren (why, what, how, who...). <strong>Die</strong> Beispiele<br />

und Fragen sollten sich auf den Erfahrungshorizont der Schüler beziehen. Bsp.: 'What can you see<br />

on the picture?', 'What do you think?'<br />

b) Wiederholungsfragen, um eine Verbindung zwischen bereits behandeltem und neuem Stoff<br />

herzustellen.<br />

c) Einschätzungsfrage, d.h., die Schüler geben spontan Werturteile ab. Bsp.: 'What do you think?'<br />

Überleitung, z.B. mit einer Einschätzungsfrage: 'How do you think did Sara react?'.....'Let's find out.'<br />

2. Erarbeitungsphase <strong>im</strong> Lehrer-Schüler-Gespräch, Partner- oder Gruppenarbeit = überwiegend<br />

konvergente Fragen<br />

a) Entscheidungsfragen<br />

b) Weiterführende Fragen ergeben sich aus den Lernmaterialien<br />

3. Ergebnispräsentation/Systematisierende Phase = überwiegend konvergente, teilweise divergente Fragen<br />

a) diagnostische/prüfende Frage, um Arbeitsergebnisse abzufragen und neues Wissen zu<br />

systematisieren<br />

b) Entscheidungsfragen, wie 'What information did you get?', 'What are your results?'<br />

c) Verständnisfragen; ein Sachverhalt soll in eigenen Worten wiedergegeben oder zusammengefasst,<br />

Beispiele angeführt werden<br />

4. Anwendungs-/Vertiefungsphase = überwiegend divergente und evaluative Fragen<br />

a) Verständnisfragen, nach Ursachen, Auswirkungen, Alternativen usw.<br />

b) Wertfragen, um Einstellungen und Wertschätzungen der Schüler zu erfahrenund eine eigene<br />

Meinungsbildung zu fördern<br />

5. Lernzielkontrolle = überwiegend kognitive Gedächtnisfragen und evaluative Fragen<br />

a) Kontrollfragen, um Fakten und behandelten Stoff abzufragen<br />

b) Wertfragen, um 'Transferfähigkeit' der Schüler zu testen<br />

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