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Klausur Nr. 1 - Sw-cremer.de

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Sozialstaat "Das bedingungslose Grun<strong>de</strong>inkommen macht nicht faul"<br />

Was, wenn <strong>de</strong>r Staat je<strong>de</strong>m Bürger genügend Geld zum Leben zahlte? Die Gesellschaft wür<strong>de</strong> davon profitieren, sagen ein Arbeitspsychologe<br />

und ein Soziologe im Interview.<br />

Von: Max Neufeind<br />

30.12.2011 - 09:49 Uhr<br />

ZEIT ONLINE: Herr Wehner 1 , Herr Liebermann 2 , die Piraten-Partei und Teile <strong>de</strong>r Linkspartei werben für das Bedingungslose Grun<strong>de</strong>inkommen.<br />

Bürgerliche Parteien tun die I<strong>de</strong>e jedoch als Utopie ab.<br />

Theo Wehner: Ich wür<strong>de</strong> sagen, dass Vollbeschäftigung eine utopischere Vorstellung ist als die eines bedingungslosen Grun<strong>de</strong>inkommens. Die<br />

Gesellschaft wird nicht auf technische und soziale Innovationen verzichten, und sollte es auch nicht. Das be<strong>de</strong>utet zwangsläufig auch Rationalisierung.<br />

Gleichzeitig gelingt es <strong>de</strong>n entwickelten Arbeitsgesellschaften nicht, Rationalisierungsgewinne gerecht beziehungsweise zum Nutzen aller zu<br />

verteilen. Das Ergebnis sind Resttätigkeiten, Dequalifizierung und Arbeitslosigkeit für die Einen und Arbeitsverdichtung, Selbstausbeutung und Erschöpfung<br />

für die An<strong>de</strong>ren.<br />

[...]<br />

ZEIT ONLINE: Selbst die SPD, <strong>de</strong>r soziale Gerechtigkeit ein Grundanliegen ist, spricht sich gegen ein bedingungsloses Grun<strong>de</strong>inkommen aus.<br />

Liebermann: Die SPD begreift sich – nicht überraschend – noch immer als Arbeiterpartei. Sie propagiert die Verwirklichung <strong>de</strong>s Menschen durch<br />

Arbeit.<br />

ZEIT ONLINE: Auch Ökonomen argumentieren, dass keiner mehr arbeiten wür<strong>de</strong>, wenn es ein bedingungsloses Grun<strong>de</strong>inkommen gäbe. Viele<br />

Menschen wür<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m intuitiv zustimmen...<br />

Wehner: Ein Grun<strong>de</strong>inkommen macht genauso wenig faul, wie Erwerbsarbeit grundsätzlich fleißig macht. Der Mensch ist ein tätiges Wesen.<br />

Liebermann: Ohne bürgerschaftlich Engagierte gäbe es ebenfalls viele Leistungen nicht. An vielen Stellen treffen wir auf das Phänomen, dass<br />

Menschen auf <strong>de</strong>r Basis eines inneren Antriebs, <strong>de</strong>r sich lebensgeschichtlich gebil<strong>de</strong>t hat, tätig sind. Eines äußerlichen Stimulus, eines externen<br />

Anreizes, bedarf es nicht. Mit einer Einkommenssicherheit könnten sich die Menschen <strong>de</strong>r Entfaltung dieses inneren Antriebs viel einfacher stellen.<br />

Es wür<strong>de</strong> also eher wohlstandsför<strong>de</strong>rnd wirken.<br />

ZEIT ONLINE: Ist es nicht eher so, dass man versuchen wür<strong>de</strong> einen Mitarbeiter, <strong>de</strong>r über ein gesichertes Grun<strong>de</strong>inkommen verfügt, im Lohn zu<br />

drücken?<br />

1 Wehner, geboren 1947, ist Professor für Arbeitspsychologie an <strong>de</strong>r ETH Zürich. Er befasst sich mit <strong>de</strong>n Wechselbeziehungen zwischen Mensch<br />

und Arbeit im organisationalen und gesellschaftlichen Kontext und ist Mitglied bei kontrapunkt, <strong>de</strong>m Schweizer Rat für Wirtschafts- und Sozialpolitik.<br />

Anfang 2012 erscheint von ihm Corporate Volunteering: Unternehmen im Spannungsfeld von Effizienz und Ethik.<br />

2 Liebermann, geboren 1967, studierte Philosophie bei Jürgen Habermas und Soziologie bei Ulrich Oevermann. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

an <strong>de</strong>r Ruhr Universität Bochum und Mitbegrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Initiative Freiheit statt Vollbeschäftigung, die sich für eine öffentliche Diskussion um ein<br />

Grun<strong>de</strong>inkommen einsetzt.

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